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Der Schauplatz bildet ab des Antonii geheimes Zimmer.
M. Antonius. C. Sosius. Canidius. Archibius. Caelius. Unterschiedene Hauptleute des Antonii.
Antonius.
Wird / nun des Meeres Schaum der Tiber gelbe Flutt
Der Rhein / der strenge Phrat / das kalte Bürger-Blutt
Nicht mehr begissen kan / der Nilus auch beflekket?
Die Gräntz' ist der Natur / der See ihr Ziel gestekket;
Der Schatten mißt die Nacht / den hellen Tag das Licht;
Nur den Octavius umb gräntzt kein Schrancken nicht.
Rom / das dem Himmel selbst ist mühsam obzusigen /
Für dessen Füssen muß der Welt-Kreiß kniend ligen
Stillt seinen Ehr-geitz nicht. Er ist den Römern dis;
Was Rom der Welt gewest. Der Schlange giftig Biß
Ruht / wenn ihr scharffer Zahn sich auf dem Zahne wetzet.
Octavius hat längst in seinen Dienst versätzet
Was Dreyen dienstbar war / was Rom gebetet an;
Schaut' aber / daß ihn diß noch nicht vergnügen kan.
Der Nilus hat noch nie di Tiber angebetet /
Egypten auch nicht Rom. Der Sand den ihr betretet
Kam in die Theilung nicht. Er nehme 's drittel hin;
Wenn nur mein Heyrath-Gut mir bleibet zum Gewien.
Allein wer wil den Wurm aus dem Gespinste bringen /
Der in der Wolle stekkt? Wer wil den Tyger zwingen
Durch Gütte / der bereit in den zerfleischten Darm
Die Klauen eingesänckt! ha! heiß-erhitzter Arm!
Der dem gefällten Wild' auch Höl' und Nest zerstöret!
Der / wenn der Stamm zermalmt / die Wurtzeln auch versehret /
Der / wenn der Löwe Raub und Nägel eingebüßt /
Der Löwin auch die Brust und ihre Jungen frist!
Jedoch / wie / wenn der Mast schon auf den Klippen springet /
Wenn schon das blaue Saltz sich in die Ritze dringet
Wenn der verterbte Nord den morschen Kahn zerschleifft /
Der Boßmann für sein Schiff ein schmales Brett' ergreifft
Für's Ruder braucht den Arm / zum Ancker Bein und Füsse /
Die Hoffnung zum Compaß: so muß die sauren bisse
Deß scheuternden Gelücks / den Schiffbruch seiner Macht
Auf diese Zeit Anton sein außzustehn bedacht.
Anton muß / wenn di Flutt ihm biß zur Lippe rinnet /
Versuchen was er kan. Anton ist noch gesinnet
Zu wagen / was ihm Sturm und Schiffbruch übrig läßt.
Anton ist noch behertzt / wo seiner Freunde Rest
Die Farbe nicht verlihrt / den letzten Sturm zu wagen.
Kan aber dieser Baum den Gipffel nicht mehr tragen;
So fall' er: wenn er nur dem / der den Stamm bewegt /
Die Aeste stoltzer Ruh zugleich in stükke schläg't.
Es fall' Anton / da nur diß Reich nicht geht verlohren /
Daß; weil die Römer ja zu dienen sein gebohren;
Weil Rom das Haupt der Welt / di Freyheit hält für Bley
Und Knecht-sein für Gewien; wo noch ein Hafen seiUnd Knecht-sein für Gewien. Die Römischen Geschicht-Schreiber können nicht genungsam beschreiben / wie bey Veränderung des Regiments zu Rom / sich di Römer so Sklavisch erzeiget haben. Woher gehöret was Tacitus lib. 1. Annal. cap. 2. eben von des Keysers Augustus Zeit meldet: Cum ferocissimi per acies aut proscriptione cecidissent: caeteri Nobilium, quanto quis servitio promtior, opibus & honoribus extollerentur: ac novis ex rebus aucti tuta & praesentia, quam vetera & periculosa mallent. Welchem wol beizusetzen / was er lib. 3. Annal. c. 65. meldet. Memoriae proditur, Tiberium quoties curia egrederetur, graecis verbis in hunc modum eloqui solitum: o homines ad servitutem paratos! scilicet et iam illum, qui libertatem publicam nollet, tam projectae servientium patientiae toedebat.
Der Freyheit / und für euch. Ach! aber / ach! vergebens!
Sucht Caesars Spitze wol die Spitze meines Lebens?
Nein! weil diß Land hier trägt Gold / Weitzen / Helffenbein
Wil er der Mohren Haupt / Egyptens Zinß-Herr sein.
Die Schiff-Flott' ist verbrennt / die Heere sind geschlagenDi Schiffflott' ist verbrenn't. Es meldet Plutarchus im Leben des Antonii / mir auf der 453. Seite: daß Cleopatra di zwischen dem Mittelländischen und rothen Meere gelegene Enge durchstochen / und ein Antheil der Kriegs-Schiffe in das rothe Meer übergesätzt / so aber di steinichten Araber verbrennt hetten. /
Des Nilus Rücken lernt der Römer Brücken tragen;
Es sind der grossen Stadt die Mauren meist erschell't
Jedoch ist eure Brust / ihr Helden dieser Welt /
Der Felß / an dem der Feind noch sol den Kopff zerstükken
Di Mauer / derer Fall di Welle wird erdrükken /
Di sie zerschmettern wil; wo euer kluger Rath
Zu heilen diesen Brand kein sanffter Pflaster hat.
Sosius.
Das Pflaster unser Wund' ist ein behertzt Gemütte /
Groß-müttiger Anton; wer auf des Keisers Gütte
Den Trost der Wolfarth baut / baut Pfeiler in die See
Sucht bey der Natter Gunst / und Flammen in dem Schnee.
Man weiß des Keisers Art / von wem er sei erzogen;
Der mit der Mutter-Milch die Ehrsucht hat gesogen /
Sollt' er dem Julius als Vater geben nach?Solt' er dem Julius als Vater. Augustus ist von Julio Caesare an Kindes-statt angenommen worden. Was dieser mit dem grossen Pompejo für Kriege geführt / darvon sind alle Römische Geschichte voll. Besihe hiervon kurtz Florum lib. 4. cap. 2. Appian. hell. civ. lib. 2.
Der mit Pompejens Hals' auch Rom den Kopff zerbrach.
Woll'n wir wie Lepidus das Leben von ihm bitten?Wolln wir wi Lepidus das Leben von ihm bitten: Lepidus einer unter den Dreyen / welche das Römische Reich unter sich getheilet hatten / als er von Augusto etliche Sachen / insonderheit Sicilien / vermöge ihres Bundes / begehrte / ward von ihm überzogen; und nach dem des Lepidus Heer zum Caesar überfiel / bath er ihn in einem schwartzen Trauer-Kleide umbs Leben. Xiphilin. Epitom. Dion. lib. 49. p. m. 55. Augustus aber verbannete ihn nach Circae auf ewig. Sveton. Vit. August. §. 16. Wiewol desthalben nach des Augustus Tode zimlich schimpflich von ihm geredet ward: Pompejum imagine pacis, sed Lepidum specie Amicitiae deceptos. Tacit. lib. 1. Annal. c. 2.
So schleuß in Colchos dich / ich bei den rauen Britten
In einen wüsten Fels di freien Sinnen ein.
Wo ja das Leben kan der Zagheit Beuthe sein.
Der Todt siht bitter auß / noch bitterer das Leben
Das schimpf und Ketten träg't. Ich wil den Geist aufgeben
Mit Freuden / eh ich wil Octavianus Knecht
Der Römer Schau-Spiel sein. Der Zustand ist zwar schlecht,
In Alexandrien beruhet unser hoffen.
Doch / hat der oft zu erst den rechten Zweck getroffen
Der nichts zu hoffen hat. Ein abgemergelt Schiff /
Auf welches Wind und Meer di Donnerkeile schliff /
Erwählet für das Heil der sändichten gestade
Di offen-hohe See / und segelt mehr gerade
Zum Hafen / als das sich di Sandbanck stürtzen läßt.
Di Gift ist für di Gift / der Ost-Wind für den West:
Also auch für Gefahr Gefahr das beste Pflaster.
Wie kan diß sicher seyn / was uns di Tugend Laster
Ein Römer knechtisch heißt? Gesätzt; wir fallen hin:
Wir haben für den Todt di Ehre zum Gewien.
Dringt denn der kalte Stahl uns nicht durch Hertz und Glider /
Sind mehr als Ketten dar / di doch von uns ein ieder
Muß tragen der sich gibt? Wenn hat ein hoher Geist
Auch an den Feinden nicht di Tugend wehrt gepreist?
Der Keyser wird auch di / di sich noch hertzhafft rächchen /
Die das Gelücke stürtzt / gelinder Urtheil sprächchen;
Als di di Zagheit fällt. Man tödtet Gems' und Reh;
Wenn der besigte Löw nicht fühlet Schmach und Weh.
Durch Kleinmuth ist Pompei' ins Sklaven Mord-Hand kommen /
Di hat dem Lepidus di Freiheit auch genommen /
Ihn in Circae gesperrt. Die Tugend wird bewehrt
Durch Unfall / Gold durch Glut. Wer dis / was ich / begehrt /
Der falle 's Läger an.
Canidius. Ich rühme dein beginnen;
Wo nicht durch lindern Wind der Port ist zu gewinnen.
Denn sätzt der Artzt mit fug Pfrim / Seg' / und Messer an /
Wenn Oel und Pflaster nicht das Brandmal heilen kan;
Wenn Gütte nicht verfängt / so muß der Eifer schneiden.
Alleine / da du wilst di Tugend unterscheiden
Vom rasen: wilstu Ruhm durch Groß-muth legen ein /
Muß Klugheit und Vernunfft di Wage-Schale sein /
Di Kräfften und Gefahr theil't in ein gleich Gewichte.
Heil ist der Vorsicht Lohn; Verderb der Kühnheit Früchte.
Zwar / wenn Anton nebst uns durch Heer und Lager dring't
Und deß Canopus Sand mit unserm Blutte ting't;
Blüh'n auß dem Saamen uns die güld'nen Ehren-Lilgen /
Di nicht di Zeit / nicht Rom / auch kein August wird tilgen.
Es bleibt dem Sosius der Purper seines Blutts
Zum Siges-Fahne stehn. Was aber kriegt für gutts
Dis arme Land hiervon?
Archibius. Di Julier zu Göttern /
Di Livie zur Frau. Ach Gott! von was für Wettern
Von was für Donner wird Cleopatra verletzt /
Wenn man Egyptens Heil so auf di Spitze setzt?
Den Printz bewehrt Verstand / di Wunden den Soldaten.
Mit unserm Ruhme wird der Nachwelt nicht gerathen /
Di ewig dienen sol. Was thut ein Schiffer nicht
Eh' als er gegen Wind di steiffen Segel richt?
Er läßt di Segel falln / haut Thau' und Mast in stücke /
Sänkkt Bley und Ancker ein. Man muß das Ungelücke
Besänfften mit Geduld / das sich nicht pochen läß't.
Auch ein verfolgtes Thier sucht bei Gefahr sein Nest.
Sosius.
Ein Ruhm-begier'ger Löw läßt sich kein Keficht fangen /
Canidius.
Was hat Numantia für Thaten nicht begangen?Was hat Numantias. Besiehe von dieser Stadt Ruhms-würdigen Tapfferkeit / Florum lib. 2. cap. 18.
Sosius.
Nach vierzehn Jahren war die Glut des Hungers Lohn.
Canidius.
Nach vierzehn Jahren? wol! wir sind noch weit hirvon.
Sosius.
Was bringt di lange Zeit? nichts! als ein täglich stärben.
Canidius.
Wir können unterdeß umb Rettung uns bewärben.
Sosius.
Umb Rettung? nun uns schon der Feind ligt an dem Bort.
Canidius.
Schwam Caesar nicht / als man sein Schiff besprang / noch fort?Schwam Caesar nicht. Welcher gestalt C. Julius Caesar bey der Stadt Pharos in Egypten / als ihn di meineydigen Egyptier zu tödten vermeinten / entschwommen / beschreibet Sveton. in Julio. c. 64. Flor. lib. 4. cap. 2. und Xiphilin. in vita Jul. Caesar. p. m. 19.
Sosius.
Recht! euserst' Artzney taug für euserst-tieffe Wunden.
Canidius.
Leander hat den Tod in trotzen Wellen funden.Leander hat den Tod. Leander / ein Jüngling aus der Stadt Abydus / war in di zu Sestus am Hellespont wohnende Ero verlibt / und schwam zur Nachzeit etliche mal über selbiges enge Meer zu ihr / ward aber endlich von den ungestümen Wellen ersäuffet. Solches beschreibet Musaeus in einem grichischen Gedichte.
Sosius.
Deß Kaysers Läger ist kein ungebähnter Strom.
Canidius.
Das Capitol erhielt das schon verlohrne Rom.Das Capitol erhielt das schon verlohrne Rom. Als di Gallier di Römer bei dem Flusse Alliam aufs Haupt geschlagen / begab sich Manlius aus der verlassenen Stadt Rom ins Capitolium / wehrte sich daselbst so tapffer / biß Camillus unversehns di Römer entsetzte. Besihe hiervon Florum lib. 1. cap. 13.
Sosius.
Ja / als Camillus hat das Läger aufgeschlagen.
Canidius.
Und Manlius vorhin den ersten Sturm ertragen.
Sosius.
Wo käm' Egypten-Land' itzt ein Camillus her.
Canidius.
Camillus kam dort auch nichts minder ungefähr.
Sosius.
Die Götter lagen dort selbst für ihr Schloß zu Walle.
Archibius.
Glaubt: daß August dem Gott' Egyptens nicht gefalle.
Sosius.
Ohnmächtger Gott! Rom rufft nicht euer Ochsen an.Rom ruft nicht euer Ochsen an. Apis oder Osiris ist des Jupiters und Niobe Sohn / der Argiver König und der Isis Eh-Mann gewest. Diesen haben di Egyptier in gestalt eines lebendigen Ochsen / welcher am Leibe schwartz / an der Stirne und Rücken weiß / am Schwantze zweyfärbicht war / als einen Gott verehret. Wie Plinius lib. 8. cap. 46. ausführlich erzehlet / und Tacit. lib. 5. histor. cap. 3. gedencket: Bos immolatur, quem Aegyptii Apim colunt. Deßhalben wahren di Römer auf di Egyptier zimlich hönisch; wie denn Xiphilinus im Leben des Augustus von ihm meldet: κα̃'κ τη̃ς αυτη̃ς αιτίας ουδ' ’Άπιδι εντυχει̃ν ηθέλησε, λεγὼν θεοὺς αλλ' ουχὶ βου̃ς προσκυνει̃ν ειθίσθαι. Er hat aus selbigen Ursachen nicht den Apis sehen wollen / sagende: si pflegeten Götter / nicht Ochsen anzubethen. Ungeachtet doch di Römer nichts weniger abergläubisch waren / als di den Romulum, C. Julium Caesarem und ihre nachfolgende Keiser göttlich verehrten / ihnen Tempel und Altäre bauten. Woher gehöret der Ort aus des Taciti Annal. lib. 4. cap. 38. Sic Herculem & Liberum apud Graecos, Quirinum apud nos, Deum numero additos. Melius Augustum qui speraverit. Welche Ehre der schlaue Tiberius daselbst mit einer lesens-würdigen Rede ausschlägt.
Archibius.
Wer weis / ob Romulus so viel als Apis kan?
Antonius.
Halt' inn'! Es dient dis nicht das Unheil zu versöhnen.
Es läss't sich nicht in Noth der Völcker Götter höhnen.
Ist nicht Egypten itzt der Römer Vaterland?
Die für die Freiheit noch bewegen Hertz und Hand;
Ist Memphis unser Rom / der Nilus unser Tyber?
So schimpft di Bilder nicht derselben / di hierüber
Zu Schutz-Herrn sind erkiest. Schlüßt / wie die treue Stadt
Sich gegen Feind und Rom noch zu verhalten hat.
Archibius. Titanis primum currutangente Leonem.
Mein Schluß fällt deinen bei. Man fechte von den Mauren.
Hier kan ein nackter Arm vor drey geharnschten tauren.
Ist doch di grosse Stadt mit Nothdurfft wol versehn.
Wie leichte kan sich nicht deß Krieges Brett-Spiel drehn.
Falln wir das Läger an? laßt uns noch ein's verspielen;
Wie es vermuthlich ist: daß unser Faust so vielen
Nicht kan gewachsen sein: wir sind auf einmal hin.
Kan aber nur der Fürst was wenig's hinterzihn
Der Stadt Eroberung / so sind wir hochgebessert;
Weil der geschwällte Nil als-denn di Felder wässert:Weil der geschwöll'te Nil als denn di Felder wässert und Perdiccas ward durch nichts. Daß der Nilus jährlich zweimal sich über di Ufer aufgeschwöllet / und das gantze Land fruchtbar gemacht / ist mehr als zugemein: dis aber denckwürdig: daß als nach des grossen Alexanders Tode Perdiccas bei der Stadt Pelusium in Egypten sein Läger steckte / ward er daselbst von dem Nilus überschwemmet / also: daß desthalben viel von ihm zum Ptolomaeus abfielen / bis daß / als der eine Festung / di Mauer der Camele genand / vergebens stürmte / und hernach mit grossem Verlust vieler vornehmen Obersten durch den Nil durchsetzte / er des Nachts von den Seinigen selbst umbgebracht ward. Vid. Mellif. histor. Christ. Pezelii part. 1. p. m. 400. 401. Sonsten ist von der Zeit dieser Aufschwellung noch wol anzumerken aus dem Plutarch. lib. de Iside & Osir. p. m. 611. De sideribus Sirium Isidi adscribunt, cum aquam ducat: & Leonem venerantur, rictibusque; Leoninis Januas Templorum ornant, quia Nilus exundat.
Daß / wo itzt Saate wächst' und fette Lemmer gehn /
Man siht den kreischen Jäscht der toben Wellen stehn.
Diß zwingt den Kayser denn sein Läger aufzuheben
Und wir bekommen Lufft / biß uns di Götter geben
Ein Ende dieser Noth.