Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Die zwei Jupiter.

                Ein reicher Heide wurde Herr
    Von einem irdenen und goldnen Jupiter.
    Der thönerne hob an, sich heftig zu beschweren,
    Man woll' ihn nicht genug verehren.
    So lang' ich in dem Hause bin,
    So hab' ich, prüfe dein Gewissen,
    Von kalter Küche zehren müssen.
Ein wenig Salz und Mehl ist alle mein Gewinn.
Hingegen Jenes Herd wird fett vom Opferblute,
Die Rosen schmücken ihn, der Wein fließt um ihn her,
    Mir aber thust du nichts zu Gute;
    Bin ich nicht Jupiter wie er,
Ein Fürst der Sterblichen, und Vater aller Götter?
Hab' ich nicht ebenfalls den Donner in der Hand?
Weßwegen wird der Kern dem stolzen goldnen Vetter,
    Und mir die Hülse zugewandt?

        Herr Thongott! haltet mir's zu Gnaden,
Versetzt der Heide d'rauf; was habt ihr mir genützt?
    Verhütet ihr den kleinsten Schaden,
    So lang' ihr auf dem Herde sitzt?

        Hat denn der goldne mehr gethan?
    Hob hier der Götze wieder an.
Gar wenig, sprach der Mann, allein das Gold ist theuer,
    Sein Werth ist groß, und bleibet mir;
    Doch eures Gleichen kauf' ich hier,
    Herr Thongott, zwei um einen Dreier.

Es ward der arme Zevs hierdurch so aufgebracht,
    Daß die Glasur an ihm zerborste.

* * *

                O, wer doch sein Verdienst erforschte,
Eh' er durch Bettelstolz sich zum Gelächter macht.

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