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Der dunkle Wald umrauscht den Wiesengrund,
Gar düster liegt der graue Berg dahinter;
Das dürre Laub, der Windhauch gibt es kund,
Geschritten kommt allmählich schon der Winter.
Die Sonne ging, umhüllt von Wolken dicht,
Unfreundlich, ohne Scheideblick von hinnen,
Und die Natur verstummt, im Dämmerlicht
Schwermütig ihrem Tode nachzusinnen.
Dort, wo die Eiche rauscht am Bergesfuß,
Wo bang vorüberklagt des Baches Welle,
Dort winket, wie aus alter Zeit ein Gruß,
Die längst verlaßne, stille Waldkapelle.
Wo sind sie, deren Lied aus deinem Schoß,
O Kirchlein, einst zu Gott emporgeflogen,
Vergessend all ihr trübes Erdenlos? –
Wo sind sie? – ihrem Liede nachgezogen! |
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Horch! plötzlich stört ein Ruf die Einsamkeit:
Klangs nicht aus der Kapelle öden Mauern?
Wer ist es, der so wunderlich dort schreit,
Daß michs unheimlich faßt mit kaltem Schauern?!
»Herr Gott! wir loben dich – ha, ha, ha, ha!«
Nun schweigt er still, der grause Gottverächter,
Und donnernd ruft er nun: »Allelujah!«
Und überdonnernd folgt sein Hohngelächter.
Da stürzt er mir vorbei, voll scheuer Hast,
Das wirre Haar von bleicher Wange streifend,
Die Augen wild bewegt und ohne Rast,
Irrlichter, in der Nacht des Wahnsinns schweifend.
Er eilt waldein, von seinem Tritte rauscht
Das dürre Laub im dunkeln Eichenhaine;
Wie sinnend bleibt er plötzlich stehn und lauscht,
Und leise hör ichs nun, als ob er weine.
Mitleidig rauscht ihr ihm – o rauschst nur! –
Den Trost: ›Vergänglichkeit!‹ ihr welken Blätter!
O locket seine Seele auf die Spur
Des milden Todes, nennt ihm seinen Retter! –
Zur sanften Wehmut lichtet sich das Tal,
Dort kommt der Mond zum stillen Abschiedsfeste;
Es will sein Silberschimmer noch einmal
Sich schmiegen an des Sommers karge Reste.
Wie schwach ist schon der Eiche fahles Laub!
Den leichten Mondstrahl kann es nicht mehr tragen,
Es bricht und zittert unter ihm in Staub
Und läßt die kahlen Äste traurig ragen. –
Da steht der Irre, bleich und stumm, den Blick,
Das bittre Lächeln auf den Mond gerichtet;
Es prallt das Mondlicht scheu von ihm zurück,
Und scheu der Wind an ihm vorüberflüchtet.
Starrt so des Wahnsinns Auge wild hinauf
Zum stillen, klaren, ewiggleichen Frieden,
Mit dem die Sterne wandeln ihren Lauf:
Ein Anblick ists der traurigsten hienieden. –
Was hat, o Schicksal, dieser Mensch getan,
Daß mit des Wahnsinns bangen Finsternissen
Du ihm verschüttet hast die Lebensbahn,
Aus seiner Seele seinen Gott gerissen? |
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Er hat geliebt! – Vor langer, trüber Zeit,
Da ging er einst, ein fröhlicher Geselle,
Mit seinem Lieb durch diese Einsamkeit
Und kam mit ihr zur stillen Waldkapelle.
Sie traten ein, sie knieten hin; da glomm
Durchs Fenster hell herein die Abendröte;
Er betete mit ihr so selig fromm,
Und draußen sang des Hirten weiche Flöte.
Da hob die Hand sie schnell und feierlich
Und sprach, so schiens, mit tiefbewegter Stimme:
»Lieb ich nicht warm und treu und ewig dich,
So strafe mich der Herr mit seinem Grimme!«
Und heller glomm der helle Abendstrahl,
So wie sein Herz, sich ewig ihr zu weihen;
Und draußen klang im stillen Waldestal
Des Hirten Lied wie Himmelsmelodeien. –
Wie bald, wie bald, daß ihn ihr Herz vergißt!
Daß ihr ein andrer schon des falschen Eides
Das letzte Wort von falscher Lippe küßt,
Sie mit dem Glanze schmückt des Brautgeschmeides.
Und all ihr Leben, Freudentaumel nur,
Den noch kein flüchtig Leid ihr jemals störte,
Zieht unverfolgt von ihrem falschen Schwur
Und frech am Gott vorüber, der ihn hörte. –
Das wars, o Schicksal, was der Mensch getan,
Daß mit des Wahnsinns bangen Finsternissen
Du ihm verschüttet hast die Lebensbahn.
Aus seiner Seele seinen Gott gerissen!
Drum flucht er nun empor mit wildem Spott,
Gequält von seinem Schmerz, an jener Stelle,
Wo er so selig einst gekniet vor Gott,
Drum irrt er, wie gebannt, um die Kapelle. |