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Meine Spelunke verwandelt sich zum türkischen Café, wenn er und ich zusammen Zigaretten rauchen und wir von den Wänden für unsere Häupter die beiden Fez herunterholen, die auf die Griffe meiner Dolche gestülpt sind.
Einer der Söhne des gefangenen Abdul Hamid, der begabteste jedenfalls, ist der Maler und zur Mokkastunde der Gast meiner Palastspelunke. Wir sprechen (in der Zeit der Abendhimmel alle seine goldenen Bilder aufs Dach stellt) von roten, blauen, grünen und lila Dingen. Ich rate Egon Adler: »Sie müssen immer nur Ihr Selbstbildnis malen«.
Er ist so ganz Eigen, ganz Sich, und sein Herz in einem Rahmen. Aber in seinem Herzen liegt sein jungverstorbener Bruder begraben, und innige Gestalt schafft des Malers Hand, wenn der Engel seiner Erinnerung aufersteht.
Zwischen den Farben liegt er dann plötzlich – Stern zwischen Zinnober und Marin auf der Palette für die großen Pinsel. Alle Bilder Egon Adlers sind Spiele, sind süß, haben großgeöffnete Augen, sind ganz in Gottes Vaterhand und rufen.
Sein Mariengemälde holte ich mir aus einer dunklen Ecke des Ausstellungssaales ans Licht: »Träume, säume Marienmädchen, überall bläst der Rosenwind die schwarzen Sterne aus; wiege im Arme dein Seelchen – alle Kinder kommen auf Lämmern hottehotte geritten, Gottlingchen sehen und die schönen Schimmerblumen und den großen Himmel da im kurzen Blaukleide.«
Aber auch die drei Könige sind gekommen; einer sitzt auf des anderen Schulter, der höchste trägt ein Krönchen, ist des Malers Bruder und will Mariens heiliges Spielzeug haben.
Auf Egon Adlers unvergleichlichem Schöpfungsbilde steht sein Brüderchen verzaubert als Mantelkranich mitten auf der Wiese und macht den frechen, kleinen Vögeln bange. Als Reiter reitet er auf dem langausschreitenden Reiterpferd durch den Wald über die Wege aus bunten Fahnenstreifen.
Immer muß Egon Adler die Geschichte des unvergeßlichen Bruders in Farben erzählen, der ist der Memed seines Mohammedherzens.
Hinter den Paradiesbäumen, in den Schornstein seiner Stadtbilder, überall hat sich der kleine Bruder versteckt; er ist es, der den Glorienschein um die Heiligenlocken der Jüngergestalten seines älteren, malenden Bruders anzündet.
Das sich wiegende Blatt der Palme, auf dem Treibhausgemälde ist der Kleine, seine Seele leuchtet im Stein des Ringes am Finger des japanischen Schauspielers.
Elfjährige Kinderaugen gucken unter der Stirn des Selbstbildnisses von Egon Adler und erhöhen es zum Selbstantlitz. Und in den Wolken tummelt er sich als Mond.
Ewig ist Egon Adlers Malerei, ein Engel lebt in seinem Herzen und hängt seinen Schöpfungen Flügel an.