de Laclos, Choderlos
Gefährliche Liebschaften
de Laclos, Choderlos

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Hundertundvierundfünfzigster Brief

Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil.

Ich antworte sofort auf Ihren Brief, und will versuchen, mich klar auszudrücken, was bei Ihnen nicht ganz leicht ist, wenn Sie sich einmal vorgenommen haben, nicht zu verstehen.

Lange Reden wären nicht nötig gewesen, um festzustellen, daß, da jeder von uns genug in Händen hat, um den andern zu verderben, wir beide das gleiche Interesse haben, uns gegenseitig zu schonen. Darum handelt es sich also nicht. Aber zwischen dem groben Entschluß, sich zugrunde zu richten, und dem zweifellos besseren, vereint zu bleiben, wie wir es waren, und noch einiger dadurch zu werden, daß wir unser früheres Verhältnis wieder aufnehmen, – zwischen diesen beiden Entschlüssen, sage ich, gibt es noch tausend andere, die man treffen kann. Es war demnach nicht lächerlich, Ihnen zu sagen, und es ist nicht lächerlich, Ihnen zu wiederholen, daß ich von diesem Tage an entweder Ihr Geliebter bin oder Ihr Feind.

Ich weiß sehr wohl, daß Ihnen diese Wahl lästig ist, daß Ihnen Ausflüchte besser passen würden; und ich weiß auch sehr wohl, daß es Ihnen niemals angenehm war, so zwischen Ja und Nein gestellt zu sein. Aber Sie müssen auch fühlen, daß ich Sie aus diesem engen Kreis nicht herauslassen kann, ohne zu riskieren, daß Sie mich beschwindeln, und Sie mußten es sich vorhersagen, daß ich das nicht dulden würde. Es ist jetzt an Ihnen zu entscheiden. Ich kann Ihnen die Wahl lassen, aber ich kann nicht im Ungewissen bleiben.

Ich sage Ihnen im voraus, daß Sie mich mit Ihren guten oder schlechten vernünftigen Gründen nicht irremachen werden; daß Sie mich mit ein paar Schmeicheleien ebensowenig mehr verführen werden, mit denen Sie Ihre Weigerung aufzuputzen gesucht haben. Ich sage Ihnen nur, daß nun endlich der Moment da ist, wo es offen sein heißt. Nichts tue ich lieber, als Ihnen mit gutem Beispiel vorangehen, und ich erkläre mit Vergnügen, daß ich Frieden und Eintracht vorziehe. Aber wenn das eine wie das andere gebrochen sein muß, dann glaube ich dazu das Recht und die Mittel zu haben.

Ich füge nur hinzu, daß das mindeste Hindernis Ihrerseits von meiner Seite als regelrechte Kriegserklärung angenommen werden wird. Sie sehen, die Antwort, die ich verlange, hat keine langen noch schönen Sätze nötig. Zwei Worte genügen.

Paris, den 4. Dezember 17..

Antwort der Marquise von Merteuil am unteren Rand des obigen Briefes:

Also gut: den Krieg!


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