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Die Sprache der Alten, wie sie unsere Waldler gelegentlich reden, sieht also aus:
Ein Bauer prüft seinen Sohn, der in der Stadt studiert: »Sag mir auf Lateinisch: Nimm die Gabel in die Hand und fahr Mist aufs Land!« Und der gelehrte Sohn antwortet dem Vater wie schon der mittelalterliche Scholar: »Nimm gablus, fahr mistus auf landus!«
Eine andere Geschichte, die von den beiden Wörtern Leniventantum und Anaventusium, in der das Deutsche aus einem anderen Grund ein lateinisches Gewändlein bekommt: einem Pfarrer fiel während des Gottesdienstes am Tage des Kirchenfestes ein, dass sich die Ente in der Bratpfanne anbrennen könnte; also drehte er sich am Altare um und sang zur Köchin: »Leni, wend' d' Ant' um!« Da aber die Köchin in ihr Gebetbuch vertieft war und auf die Worte nicht aufmerkte, musste sich der Pfarrer noch einmal umkehren und zur Pfarrerdirn singen: »Anna, wend' du sie um!« Und die Dirn verstand den Auftrag, ging in den Pfarrhof und wendete den Festbraten auf die andere Seite.
Die lateinischen Kenntnisse unserer Schulkinder beschränken sich auf einige Brocken: Dramasorum (dreh' mir's Ohr um) oder Dicurante bisifil (Die Kuh rannte, bis sie fiel), Binidum (bin ich dumm), Oxdradium (Ochs, draah dih um!)
Größer freilich ist der Wortschatz der älteren Kinder, etwa: Simimanto (sieben mähen da), saulato (Sau liegt – dialektisch laat – da), relegtsi (Reh legt sich) und krobotsi (Krähe badet sich).
Die Studenten aus dem Wald können auch Sprüche hersagen:
Vena lausam horis,
pax, trux, piscoris.
(wenn a Laus am Haar ist,
pack's, druck's bis gar is).
Es könnte noch ein großer scheinlateinischer Wortschatz von der Art aus dem Kindermund, der alten Volkswitz überliefert aufgezeichnet werden.
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