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Kennt Ihr den Hopfenmarkt bei Sankt Nicolai in Hamburg? Dort ist ein Leben und Treiben dem Fischmarkt gleich in Venedig. Reihnweis sitzen behaglich und breit die behäbigen Marktfraun, Putzen den Kohl und ordnen die Waaren gefällig zum Anschaun, Neben sich Kübel mit Wasser gefüllt, worin die Makrelen Schwimmen – sie scheinen mit Silber beschuppt – und köstliche Butten Und was sonst uns spendet an leckeren Fischen die Nordsee. Aber in Körben gehäuft steht ein unendlicher Schellfisch; Blumenkohl, Schwarzwurzeln und alle Gemüse des Sommers. Siehe, da schritt durch die Reihen ein lustiger, hübscher Geselle. Hinter ihm ging sein Hund, ein prächtiger, riesiger Köter, Schwarz und zottig, das Haar so weich und glänzend wie Seide. Und ein buschiger Schweif ging auf und nieder dem Hunde, Der sich den Markt anschaute mit braunen und leuchtenden Augen. 14 Hier und dort trat freundlich der Herr an eine der Marktfraun, Und er begann ein Gespräch, als ob er zu kaufen begehrte. Aber er war ein Schalk und wollte die Weiber nur reizen, Aufzumachen die Schleusen von ihrem gesegneten Mundwerk. Darum ward er so frech, die Waaren der Weiber zu tadeln. »Laßt mich die Pflaumen probiren!«, so sagt' er. »Sie sind noch zu grasgrün. Ja, sie sind noch nicht reif. Wonach riecht es so?«, sprach er mit Schnüffeln. »Wonach riecht es denn hier? Ich glaube es stinket der Schellfisch.« »Mein Schellfisch stinkt nicht!«, so rief zur Megäre verwandelt Zornig das Weib ihm zu und stemmte den Arm in die Seite. »Stinkt hier was, Jungherr, wie Ihr sagt, so müßt Ihr es selbst sein!« Und ein Hagelwetter von Flüchen und Schelten ergoß sich Nun aus dem keifenden Mund der Verkäuferin auf den Gesellen, Auf den Lump und Strolch – das waren die mildesten Namen. Und was nun sich begab, das hätte sie niemals erwartet. Hinten übergelehnt, entgegnete ihr der Geselle, Gleiches mit Gleichem vergeltend und überbietend das Marktweib. 15 Alles, was je er gehört auf dem Markt von Fluchen und Schimpfen, Schien er sich sorglich gemerkt und aufgeschrieben zu haben, Und auswendig gelernt und ergoß mit betäubendem Wortschwall Alles zusammen nun aus auf das Weib, das verblüfft und erschrocken, Starr vor Entsetzen, beinah zum Himmel die Hände emporhob. Als nun endlich der Mensch ausruhte, erschöpft von dem Reden Und es ihr schließlich gelang zu Worte zu kommen, da sprach sie Mit dem gesammelten Zorn: »Herr, Herr, Ihr habt ja 'ne Zunge Von unglaublicher Länge. Man könnte sie dreimal mir winden Rings um den Leib und es bliebe so viel von der Zunge noch übrig, Um mir« – Ich gehe nicht weiter, um zärtliche Ohren zu schonen. Ueber sothanen Bescheid wollt schief sich lachen der Bursche. Ja, er war aus dem Felde geschlagen, das ließ sich nicht leugnen. Unterdessen besah und beschnoperte Ponto, die Dogge, Rings sich die Waaren des Markts und ließ aus Versehen die Ruthe Gleiten hinein in den Korb, der mit lebenden Hummern gefüllt war, Und ein munteres Thier, mit gewaltigen Scheeren bewaffnet, Kniff sich ein in den Schwanz. Da heulte die Dogge und jaulte 16 Unter dem stechenden Schmerz. Und in hohen gewaltigen Sätzen Machte sich Ponto davon, mit dem Hummer am Schwanze befestigt. »Flötet dem Hunde doch nach!« so rief die Verkäuferin ängstlich. »Flötet dem Hummer doch nach!« so rief der Geselle mit Lachen Und war bald wie der Hund von dem Hopfenmarkte verschwunden. |