Heinrich Kruse
Seegeschichten. Zweite Sammlung
Heinrich Kruse

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Bellmanns Tod.Dies Gedicht und die beiden folgenden sind Bruchstücke aus einer größeren, unvollendet gebliebenen Dichtung: »Die Rose der Geliebten.« – Bellmann (1740–1795), und nicht Tegnér, halten die Schweden für ihren größten Dichter. Er war durch seine Lieder und durch seine manchmal derben Späße der Liebling des geistvollen Königs Gustav III. Jedes Jahr am 26. Juli wallen die Stockholmer hinaus zu Bellmanns Kolossalbüste von Bystrom, die im Tiergarten errichtet ist, singen seine Lieder und besprengen mit Champagner die bekränzte Büste des alten Zechers und volkstümlichen Sängers.

        Bellmann hatte gelebt, wie er seine Gesänge gedichtet,
In fortwährendem Rausch. Nun fühlt' er, es ginge zur Neige.
Darum bat er die Freunde, noch einmal zusammenzukommen,
Mit ihm fröhlich zu sein, und Bellmann, sagt' er, noch einmal
Anzuhören. Sie kamen zu ihm mit traurigen Herzen,
Aber mit heiterem Blick und er schüttelte jedem die Rechte
Wärmer als sonst, als dankt' er dafür, daß keiner ihm fehlte.
Und sie stellten, wie oft, miteinander ein frohes Gelag an.
Bellmann, welchem verliehen der Gott, wie den Sängern der Vorwelt, 134
Daß ihm Wort und Gesang zugleich aus den Lippen entstanden,
Und sein Lied wie ein Schwan auf eigenem Strome dahinzog,
Raffte noch einmal zusammen die Kräfte des fliehenden Lebens,
Sang so herrlich wie je, wenn auch leise schon bebte die Stimme;
Sang unablässig die Nacht: von dem Laufe des fröhlichen Lebens,
Das er hienieden gehabt, von dem Lobe des mildesten Königs,
Welcher so oft ihm gelauscht. Und er pries mit freudiger Rührung,
Daß ihm gefallen das Los, bei dem herrlichen Volke der Schweden,
Unter der Heldenschar im Norden geboren zu werden;
Pries sein nordisches Land und die Stadt am Mälar, die schöne,
Wo er so oft und so froh mit seinen Genossen gesegelt
Unter Musik, mit Kränzen am Mast, und er selber am Steuer,
Jubelte laut Dithyramben dazu, ein seliger Bacchus!
Schweifte noch einmal im Geist an des Mälars Gestaden und Inseln,
Wo er gelebt und geliebt und die trautesten Freunde gefunden.
Und dann wendet er sich an seine versammelten Lieben,
Dichtet auf jeden ein eigenes Lied in besonderer Tonart,
Wechselnd das Maß nach des Freundes Gemüt und besonderer Weise,
Streuet darein manch witzigen Rat und heitere Scherze,
Und manch ernsteres Wort. So nimmt er den ewigen Abschied.
Niemals wollte der glühende Strom der Begeisterung enden,
Und schon dämmert der Morgen, es schwimmen in Thränen die Freunde, 135
Und sie bitten und flehen ihn an, sich doch endlich zu schonen;
Aber der Sänger, Verklärung im Blick, ruft: »Lasset mich sterben,
Wie ich gelebt: in Musik!« Hoch schwingt er den schäumenden Becher,
Leeret ihn aus und singet den Schluß zum Schwanengesange.
Preisend den Herrn, der Leben und Tod gibt, singt er noch einmal
Lob und glühenden, jubelnden Dank. Und es schallt noch von bleichen
Lippen ein herrlicher Hymnus empor. Dann verstummt er – auf ewig.

 


 


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