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15

Niemand hat seit dem Tage mehr etwas von Jon Gräff gesehen. Auch seine Leiche wurde nirgends gefunden. Kristian ließ es sich angelegen sein, in Haage nachzufragen; aber keiner hatte ihn dort gesehen. Als er nicht dort war, versicherte Kristian, daß das Unwetter ihn überrascht habe. Und als kurz danach das Gerücht ging, daß bei der Hanegalsklippe ein zerschelltes Boot gefunden worden sei, schwarz von außen und grün von innen, da nickte er langsam mit dem Kopf: »Ach Gott, ach Gott, das war Gräffs Boot!« Und darum galt es als abgemacht, daß die Planken, die bei der Hanegalsklippe gefunden worden, die Reste von Gräffs Boot waren.

Aber es gibt viele Boote, schwarz von außen und grün von innen, und es ist kein zuverlässiges Kennzeichen für ein einzelnes. Und in Wahrheit glaubte Kalland nicht, daß es Gräffs Boot gewesen sei; aber er tat so, um der Geschichte ein Ende zu machen, und um den Leuten keinen Stoff zum Reden und zum Sichverwundern zu geben.

In seinem tiefsten Inneren aber hatte er einen Gedanken, den er für wahrscheinlicher hielt, den er sich aber kaum selbst eingestehen mochte, nämlich, daß der Bootsbauer Gräff sich das Leben genommen habe. Am Tage, bevor er verschwand, hatte Kristian ihn ungewöhnlich große Steine ins Boot tragen sehen, das halb auf den Strand gezogen war. Es sah aus, als sollten sie als Ballast dienen, denn sie wurden sehr sorgfältig abgepaßt. Aber dieser Ballast war gefährlich, und Kristian sagte, daß er es gewagt fände, mit einem so schwer belasteten Boot zu fahren. Darauf erwiderte Gräff nichts; es war möglich, daß er es nicht begriffen hatte. Eine Weile nachher aber begann er, einen Stein nach dem anderen wieder herauszunehmen, als suche er etwas auf dem Boden des Bootes, und er hob wirklich ein Brett hoch und zog den Zapfen heraus. Denn das Boot hatte ein Loch auf dem Boden, durch das das Grundwasser ablaufen konnte, wenn es auf dem Lande lag.

Und Gräff nahm den Zapfen in den Mund, feuchtete ihn an und' steckte ihn dann wieder in das Loch auf dem Boden des Boots. Darauf machte er das Boot flott und vertäute es. »Das hat er wohl mit Überlegung getan,« hatte Kristian gedacht, und es hatte ihn gefreut, daß Gräff so klar war.

Jetzt freute es ihn nicht mehr. Im Gegenteil, es lag ihm schwer im Sinn. Denn wenn man auf hoher See war und den Zapfen herauszog, mußte das Boot mit den schweren Steinen sich rasch mit Wasser füllen. Und er fragte sich jetzt selbst, ob Gräff nicht, während er draußen war, den Zapfen herausgezogen hatte und mit dem Boot auf den Grund gesunken war, ohne daß jemand je etwas davon erfahren würde.

Vielleicht war der Mann seiner selbst nicht mächtig gewesen. Vielleicht hatte das Meer, das ihn so lange gerufen, den Bootsbauer Gräff schließlich zu sich herabgezogen.

Aber das sagte er keinem Menschen, nicht einem einzigen.

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