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Elftes Kapitel.

Siemens' Sehnsucht, wieder in seine Wohnung überzusiedeln, hatte schließlich das Herz des Arztes erweicht. Er hatte den Genesenden freigegeben unter der Bedingung, daß eine der Krankenschwestern ihn dort weiter pflege. Der Patient hatte sich die Schwester Luise dazu ausgewählt, ein zierliches Wesen mit einem Madonnengesichtchen. Geräuschlos glitt sie durch die Zimmer, immer vorhanden, wenn sie nötig war, diskret verschwindend, wenn man ihrer nicht bedurfte.

Der helle Vormittag drang in seinem Frühlingslichte verheißungsvoll ins Krankenzimmer hinein. Siemens lag angekleidet auf einem Diwan, in seinen Zügen war erwartungsvolle Spannung.

»Hat es nicht eben geläutet, Schwester?«

Sie lachte fröhlich auf. »Immer noch nicht, Herr Doktor. Sie sind heute wirklich wie ein Kind vor Weihnachten.«

Dann aber ertönte die Glocke, die den erwarteten Besucher meldete. »Herr Grothof, nicht wahr?« fragte Schwester Luise zur Sicherheit.

Es dauerte nicht lange, bis die Tür sich auftat für den Maler. Grothof blieb in der Nähe der Tür stehen, sah schweigend auf Siemens und sagte dann mit unsicherer Stimme: »Sie haben mir geschrieben.«

»Das tat ich. Bitte, setzen Sie sich hierher. Was wir einander zu sagen haben, muß leise gesprochen werden.«

Ein Stuhl stand nahe bei seinem Lager. Widerstrebend ging der Maler dorthin und setzte sich. Dann wartete er, bis der andere wieder begann.

»Es ist ein schweres Mißverständnis, das ich aufklären muß. Ein Mißverständnis, unter dem wir beide haben leiden müssen.

»Mißverständnis ist eigentlich nicht ganz das rechte Wort. Es handelt sich um ein Geheimnis, das ich bis jetzt bewahren mußte. Das Mißverständnis war erst die Folge davon.«

Überlegend schwieg er einen Augenblick, um dann zu fragen: »Wundern Sie sich nicht, Herr Grothof, daß es Ihnen heute möglich war, hierherzukommen?«

»Weshalb soll ich mich wundern?«

»Weil von Rechts wegen ein paar feste Mauern und noch festere Gitter zwischen Ihnen und mir liegen sollten.«

»Was meinen Sie damit?«

»Spielen wir doch keine Komödie mit einander. Sie haben den Schuß auf mich abgegeben, an dessen Folgen ich noch leide; ich habe Sie deutlich erkannt, – Sie säßen heute, wenn ich nicht geschwiegen hätte, im Untersuchungsgefängnis.«

Der Maler hatte den Kopf tief gebeugt; nach einer Pause hob er ihn energisch in die Höhe.

»Wenn ich alles dies zugeben wollte, – weshalb haben Sie geschwiegen?«

»Ich tat es, weil mir Ihr Unglück ohnedies bereits groß genug erschien. Ich habe geschwiegen aus Mitleid.«

»Ich will von Ihnen kein Mitleid.«

»Sagen wir Mitgefühl, wenn das Wort Sie verletzt.«

»Mitgefühl oder Mitleid, ich weise beides zurück. Sie sprechen von meinem Unglück, – jawohl, ich bin grenzenlos unglücklich; und ich bin es durch Sie.«

»Nach Ihrem Glauben, ja. – Wenn dieser Glauben aber falsch wäre?«

»Wie sollte das möglich sein? Ich weiß viel mehr von dem, was geschehen ist, als Ihnen erwünscht sein kann.«

»Sie wissen trotzdem nur Falsches.«

Der Maler legte die bebende Faust auf den Tisch. »Wie, nennen Sie es falsch, daß meine Braut von Ihnen verfolgt, fortgeschafft, versteckt worden ist? Nennen Sie es falsch, daß ein Kind von ihr im Hause der Frau Preger da draußen verborgen gehalten wird, und nennen Sie es falsch, wenn ich in Ihnen den Vater des Kindes erblicke?«

»Jawohl, Herr Grothof, das alles ist falsch. – Was ich Ihrer Braut angetan haben soll, das konnte nur mit einer Lebenden geschehen.«

Grothof beugte sich weit zurück. Die Lippen zuckten ihm.

»Es ist eine der schwersten Aufgaben, Ihnen sagen zu müssen, was jetzt gesagt werden muß. Wenn Sie von Ihrer Braut sprechen, so sprechen Sie von einer Toten.«

Wie gelähmt blieb Grothof einen Augenblick sitzen, dann sprang er empor.

»Also gestehen Sie es ein? Ich habe es gefühlt und habe doch immer wieder gezweifelt. Sie geben mir heute die Rechtfertigung für das, was ich an Ihnen getan habe. Dem Mörder meiner Braut hat mein Schuß gegolten, und ich beklage nur das eine, daß ich Sie heute noch lebendig sehe.«

»Danken Sie lieber Gott! – Ich habe nichts getan, als Ihrer Braut beizustehen und ihr zu helfen. Einer der unglücklichsten Zufälle hat meine Pläne vereitelt. Sie war es, die das Boot von Frau Preger an dem verhängnisvollen Abend benutzte, sie hat in ihrer Todesangst das Fahrzeug vor den herankommenden Dampfer gelenkt und ist so dem Unglück zum Opfer gefallen. In dem Grabe, das angeblich die Leiche meiner Braut aufgenommen hat, liegt niemand anders als Berta Haverland.«

»Und ich soll dieses Märchen glauben? – Sie haben an dem offenen Grabe Fräulein Herterichs gestanden und wagen es, mich so zu belügen?«

Langsam antwortete Siemens: »Ihre Zweifel sind vollkommen verständlich. Aber trotzdem bleibt es Wahrheit, was ich gesagt habe. Meinen Worten wollen Sie nicht glauben, so glauben Sie den eigenen Augen.«

Siemens klopfte zweimal mit dem Stuhl auf den Fußboden. – In der Tür erschien eine schwarzgekleidete Frauengestalt. Sie trat auf den Maler zu, während sie leise weinend sagte:

»Armer Herr Grothof!«

Wie vor einer übernatürlichen Erscheinung wich er vor ihr zurück.

»Sie – Fräulein Herterich? – Das ist nicht wahr – das ist nicht möglich!«

Wie zu steinernen Bildern erstarrt, standen die beiden für ein paar Sekunden einander gegenüber. Dann durchlief ein Beben Grothofs Körper.

»Sagen Sie mir – wenn Sie – wirklich leben, – was ist aus meiner Braut geworden?«

Erna gab nur Antwort, indem sie Schultern und Hände langsam hob und gleich wieder schwer herabsinken ließ. Es war eine stumme Verkündigung.

Der Maler verstand ihre Bewegung. Laut schluchzend barg er sein Gesicht im Polster eines Sessels. Nur sein Weinen unterbrach für eine Weile die Stille. Dann trat Erna zu dem Niedergebrochenen und legte die Hand auf seine Schulter.

»Armer Herr Grothof, hören Sie mich an. Ich kann Ihnen Ihren Schmerz nicht abnehmen, ich kann ihn nur teilen. Lassen Sie mich Ihnen erklären, was geschehen ist; Sie werden dann wenigstens einsehen, daß wir nicht Ihre Feinde sind sondern zwei teilnehmende Freunde.«

Schwerfällig und langsam raffte sich der Maler auf. Erna setzte sich neben ihn.

»Mein Verlobter und ich haben eine große Schuld an Ihnen gutzumachen, weil wir Ihnen so lange die Wahrheit nicht gesagt haben. Aber es handelte sich um die Sicherheit meines Lebens.«

»Ihres Lebens?« Wie träumend, blickte der Maler auf ihre Lippen.

»Jawohl. Sie müssen wissen, Ihre Braut und ich hatten einen gemeinsamen Feind oder vielmehr eine gemeinsame Feindin.«

»Wer war das?«

»Frau van Berg.«

»Sie!«

»Ich war zufällig in der Villa an dem Abend, als der Mord begangen wurde. Meine Kusine war ausgegangen, Berta sehr beschäftigt, so ließ ich mich bei dem kranken Herrn van Berg melden und leistete ihm eine Weile Gesellschaft. Beim Fortgehen sprach ich noch ein paar Minuten mit Berta. Sie war gerade im Gartenzimmer, weil sie Herrn van Bergs Medizin zurechtmachen wollte. Auf meinen Wunsch rief der Diener sie heraus, damit ich von ihr Abschied nehmen konnte. Dann ging ich in den Garten hinaus. Und hier geschah das, weswegen ich mir die tödliche Feindschaft meiner Kusine zuzog.«

»Sie war ja doch damals nicht in der Wohnung.«

»Das ist nicht wahr. – Ich habe sie gesehen, als ich aus der Haustür in den Garten trat. Sie kam aus der für Lieferanten bestimmten Tür neben dem Gartenzimmer. Ich habe sie deutlich erkannt; sie trat vorsichtig ans Fenster, um hineinzuschauen. Dann ging sie sehr eilig fort, nach der Straße zu. Sie war nun im Dunkeln, und ich konnte sie nur noch sehr undeutlich sehen. Aber mir schien es, als ob sie einen Arm nach dem Gesträuch zu heftig hob und senkte; jedenfalls klang der Ton eines fallenden Glases – vermutlich des Morphiumglases – gleich darauf zu mir herüber. Ich habe mich damals nicht weiter darum bekümmert und sie ruhig fortgehen lassen. – Mich hat sie sicher nicht bemerkt.«

Grothof umfaßte seine Stirn mit einer Hand.

»Sie hat aber doch gesagt, in dem Gartenzimmer hätte Berta das Gift gemischt für Herrn van Berg?«

»Das hat sie gesagt. Und über Berta hergefallen ist sie; sobald sie nach Hause kam, hat sie vor der Dienerschaft eine Mörderin gescholten und hat gleich zur Polizei geschickt, um sie verhaften zu lassen.«

»Ich weiß, ich weiß. Und ich bin fertig mit ihr seit jenem Tage. Wer Berta eine Mörderin schelten konnte –«

»Der war ein Dummkopf oder ein Bösewicht,« fiel ihm Erna leidenschaftlich ins Wort. »Sie, die Gute, Liebe, Weiche, war unfähig, auch nur den Gedanken an ein Verbrechen zu fassen.«

»Haben Sie tausendmal Dank für dieses Wort!« sagte Grothof, indem er ihre Hand ergriff und sie küßte.

»Ich habe das gewußt vom ersten Augenblick an, als ich von dem Geschehenen hörte; mehr noch, als ich erfuhr, daß meine Kusine leugnete, damals im Hause gewesen zu sein. Das erschien mir ungeheuer belastend, und ein schwerer Verdacht entstand in mir gegen sie. So ging ich hinaus am nächsten Morgen und suchte im Garten lange nach dem Glase, das ich hatte fallen hören, weil es einen Beweis ihrer Schuld geben konnte. Mein Suchen war leider vergeblich, aber ich ging dann doch ins Haus und stellte sie zur Rede, sagte rund heraus, was ich gesehen hatte, und was ich daraus folgerte. Sie leugnete empört, und ich mußte mir sagen, daß ein tatsächlicher Beweis mir fehle.«

»Ja, schilt mich wegen meiner Unbesonnenheit. Aber ich bin dafür genügend bestraft worden. Ich werde niemals das bösartige Leuchten in den Augen meiner Kusine vergessen, als ich ihr meinen Verdacht offen aussprach, vor allem, als ich ihr vorwarf, sie hätte die Tat begangen, um frei zu werden für Sie. Daß ich ihr sagte, Sie liebten Berta, Sie gehörten Berta, Sie sollten glücklich werden mit ihr, und ich würde sie rücksichtslos dem Gericht anzeigen, wenn sie das hinderte – das traf sie, wie mir schien, von allem am schwersten. Und sie hat ihren Haß rasch in die Tat umgesetzt.«

»Wodurch? Was hat sie getan?«

»Am nächsten Tage schon bekam ich einen Brief. Er war gefälscht und lockte mich nach der Auenstraße. Am Abend ging ich hin. Ich tat es in den Kleidern Ihrer Braut.«

»In Bertas Kleidern? Wie sind Sie dazu gekommen?«

»Ich habe vergessen zu sagen, was noch am Abend vor Bertas Flucht geschehen war. Sie wissen, sie entfloh durch das Fenster ihres Zimmers. Sie war halb wahnsinnig vor Angst, weil man ihr an dem Giftmord schuld gab. So kam sie zu mir gestürzt.«

»Ich hätte sowieso niemals an ihre Schuld geglaubt, und aus diesem Gefühl heraus, in tiefster Empörung bin ich am nächsten Morgen dann zu meiner Kusine gegangen. Ich hatte mit Berta besprochen und überlegt, wie wir sie flüchten lassen und retten könnten. Sie hatte auf meinen Rat Kleider von mir angelegt und ließ ihre Kleider bei mir. Auch gab ich ihr Legitimationspapiere, damit sie für mich gelten könnte. Dann lief ich hierher zu meinem Verlobten, um auch ihn zu Hilfe zu rufen, und ich habe Berta mit ihm zusammen beredet, in das Haus am Hafen zu gehen und sich von der Besitzerin ein Boot zu leihen für die weitere Flucht.«

»Von Frau Preger, nicht wahr?«

»Sie wissen von ihr?«

»Ja, ja. Dort ist ja – sagen Sie – das Kind?« –

»Es ist Bertas Kind. Sie müssen jetzt alles wissen. Sie war kurze Zeit verheiratet. Aber ihr Mann war ein Taugenichts, er beging Wechselfälschungen, wurde verurteilt und starb im Gefängnis.«

»Ihr Kind also wirklich!«

»Sie hat unter ihrem traurigen Schicksal furchtbar gelitten, hat ihren Mädchennamen wieder angenommen und von ihrer unglücklichen Ehe hier niemals gesprochen. Sie schämte sich so sehr, und Ihnen vor allem sollte die Sache verheimlicht werden. Denn Sie hat Berta geliebt mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele.«

»Mein armes Kind! Aber wie – sagen Sie mir nun, wie sie gestorben ist.«

»Wir schickten sie zu Frau Preger, weil wir wußten, die würde schweigen. Auch fürchteten wir, daß die Polizei den Bahnhof überwachen würde. Frau Preger aber besaß ihres verstorbenen Mannes Boot. In dem sollte Berta ans andere Flußufer hinüberrudern und weiter nach einer benachbarten Bahnstation flüchten. Bei der Ankunft in Frau Pregers Haus aber ist sie völlig zusammengebrochen und hat nicht weiter gekonnt. Zwei Tage hat sie dort gelegen, krank und verzweifelt.«

»Erst am Abend des zweiten Tages hat sie den Fluchtversuch im Boote gemacht. Aber die Furcht hat ihr jede Besinnung genommen, und so hat sie solch furchtbares Ende finden können.«

Leise klang des Malers Weinen in eine tiefe Stille hinein, bis er sich selbst unterbrach: »Aber sie hat mir doch noch geschrieben. Wissen Sie nichts von dem Briefe, den ich ein paar Tage später bekam?«

»Ich hörte von ihm durch Frau Preger« sagte Siemens. »Ihre Braut hat ihn geschrieben, ehe sie den unglücklichen Fluchtversuch machte. Sie hat aber Frau Preger befohlen, ihn erst nach einigen Tagen abzusenden.

»Sie wissen jetzt,« begann Erna wieder »woher ich Bertas Kleider bekam. Ich hatte sie bei mir aufbewahrt und wählte sie, weil ich in der dortigen Gegend nicht gern erkannt werden wollte, zu dem abendlichen Gange nach der alten Mühle an der Auenstraße. Bevor ich aber dorthin ging, bin ich noch einmal hierhergekommen; ich wollte Herrn Siemens um Rat fragen, ob ich wirklich gehen sollte. Leider war er nicht hier. Vor dem Hause bin ich in Bertas Kleidern gesehen und für sie gehalten worden.«

»Sie also, – Sie sind es gewesen!«

»Laß mich das übrige berichten, Erna. Du sollst nicht noch einmal das Entsetzliche durchleben, indem du es erzählst. – In der Mühle dort wohnt eine frühere Jungfer von Frau van Berg; sie hat sich offenbar ihre Mithilfe gesichert. Ob sie selbst es war oder diese Frau, die verkleidet als altes Weib meine Braut nach der Mühle brachte, wissen wir nicht genau. Vermutlich war es Frau van Berg selbst. Im ersten Raume der Mühle ist eine Falltür, an der heimtückisch der Verschluß entfernt worden war. Erna wurde veranlaßt, gerade dorthin zu treten, die Falltür wich unter ihren Füßen, und sie stürzte in den Fluß.«

Ein Schauder überlief Ernas Körper bei dem Gedanken an den furchtbaren Augenblick; in Grothofs Augen versiegten die Tränen und machten einem Ausdruck wütenden Zornes Platz.

»Wäre nicht Erna eine gute Schwimmerin, wir hätten uns lebend nicht wiedergesehen.

»So konnte sie sich retten und ist dann gleich hierhergestürzt, um Schutz und Rat bei mir zu suchen. Ich bin rasch mit ihr nach Hause gegangen; so kamen Berta Haverlands Kleider wieder dorthin, und ich habe sie später in den Fluß werfen lassen, damit kein Verdacht auf meine Braut fiele.«

Lebhaft nickte Grothof ein paarmal zu diesen Worten.

»Mit Erna ging ich zu Frau Preger hinaus, wo sie für die Nacht bleiben sollte. Berta hatte, erst halb genesen, das Haus kurz vorher verlassen. Dann am nächsten Tage fuhr meine Braut an die Schweizer Grenze, wo sie Verwandte hatte. Das wäre vielleicht hinreichend gewesen, um sie vor einer neuen Verfolgung durch ihre Kusine zu sichern, aber wir hatten alle zwei den Kopf ein wenig verloren; auch ich, der sogenannte kühle Jurist. Wir hatten für den Augenblick nur den einen Gedanken, sie vor der Welt als verschwunden und verunglückt gelten zu lassen; ich habe sogar zugegeben, daß man die Leiche Ihrer Braut als die von Erna Herterich begrub. Inzwischen haben sich unsere Nerven wieder beruhigt. Erna hat es gewagt, auf die Zeitungsnachricht von meiner Verwundung hin zu meiner Pflege sofort hierherzukommen; unter meiner Obhut und unter der meiner guten Schwester Luise wird ihr hier nichts geschehen. Ich kann die Verbrecherin jeden Augenblick verhaften lassen. Ein Beweis für den Mordversuch ist in meiner Hand.«

»Sagen Sie, welcher Beweis?«

In die Taschen greifend, holte Siemens ein paar Papiere hervor. »Ich habe den Brief, durch den meine Braut nach der Mühle gelockt wurde, hier im Original, hier eine Kopie davon. Der Brief ist von Frau van Berg auf ihrer Schreibmaschine geschrieben worden, wie die von mir selbst auf der gleichen Maschine gemachte Kopie beweist. Einer der Buchstaben daran ist beschädigt, und in der Abschrift hat sich dieser Fehler genau wiederholt.«

Grothof nahm und musterte die Papiere; sein erneutes Nicken bewies neue Zustimmung. Dann hob er hastig den Kopf. »Aber warum lassen Sie das Weib nicht verhaften?«

»Weil dies nur der Beweis ist für den Mordversuch; ich will auch den Beweis für den Mord.«

»Glauben Sie, daß er möglich ist?«

»Ja, davon bin ich überzeugt.«

Er erklärte dem Maler seinen Plan, und dann verabschiedete sich dieser.


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