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Drittes Kapitel.

Siemens hatte mit Berninger vor der im Wasser gefundenen Leiche gestanden und hatte gesehen, wie gräßlich entstellt sie war. Doch auch hier hatte den Rechtsanwalt äußerlich seine Ruhe und Fassung nicht verlassen. Daß die Tote nach ihrer Kleidung und ihren Papieren seine vermißte Braut sei, hatte Siemens bestätigt und sich dann von dem Polizeibeamten verabschiedet.

Jetzt saß er, tief in sich versunken, in seinem Wohnzimmer. Wort- und bewegungslos, die Stirnhaut gekraust, hatte Siemens längere Zeit in sich hineingegrübelt. Jetzt kam eine Störung von außen. Ein Klopfen meldete Besuch, und gleich darauf sah Siemens den Maler Oskar Grothof sich gegenüber.

›Den schönen Grothof‹ nannten ihn die Frauen nicht mit Unrecht. Er war ein blonder, großer Mann mit blauen Augen, denen für das Ideal dieses Typus nur die Reinheit fehlte. Sie waren zu wissend geworden im reichlichen Genusse des Lebens, und auch die glühenden Lippen schienen davon zu sprechen. – Heute war sein Gesicht bleich, und ein darüber gebreiteter Schleier sprach gleich der schwarzen Kleidung von Trauer.

Er begrüßte den Rechtsanwalt, und beide setzten sich und betrachteten einander zunächst schweigend.

Dann begann der Maler konventionelle Worte zu sprechen. »Zuerst muß ich Ihnen mein aufrichtiges Beileid ausdrücken bei dem schweren Verlust, der Sie durch den Tod Ihrer Braut getroffen hat.«

»Vielen Dank!« sagte Siemens, den Kopf neigend, ebenso konventionell.

Wieder saßen die beiden ein paar Atemzüge lang einander stumm gegenüber; dann begann der Maler aufs neue:

»Unser beiderseitiges Geschick ist sich in gewisser Weise sehr ähnlich.«

»In gewisser Weise, – ja.«

»Sie haben Ihre Braut verloren, – das gleiche Schicksal hat mich betroffen.«

»Doch nicht völlig gleich. Fräulein Haverland gilt bisher nur als vermißt.«

»Aber wenn sie noch lebt, wie ich hoffe, warten auf sie Gefängnis und Schande, sobald man sie findet. Und sie muß gefunden werden, wenn ich nicht verzweifeln soll.«

»Sie glauben an Fräulein Haverlands Unschuld?«

»Fester als an irgendetwas anderes auf der Welt.«

»Und was kann ich für Sie tun? Ohne bestimmten Zweck sind Sie doch wohl nicht hierher gekommen?«

»Sie müssen mir helfen, sie zu finden. Ich bitte Sie, mir alles offen zu sagen, was Ihnen über sie bekannt ist. Noch gestern abend, hat man mir auf der Polizei gesagt, soll sie in Ihr Haus gegangen sein. Sie war hier, und ich habe nichts davon erfahren. Das deutet nach meinem bestimmten Gefühl auf eine viel engere Beziehung zu Ihnen –«

Siemens fiel ihm ins Wort. »Sie regen sich unnötig auf, Herr Grothof. Ich kann Ihnen offen sagen, daß Ihre Braut mich ein paarmal aufgesucht und wegen einer juristischen Angelegenheit konsultiert hat.«

»Davon hat sie mir nie gesprochen« fiel Grothof ein.

»Fräulein Haverlands Gründe für ihr Schweigen sind mir unbekannt. Ebensowenig weiß ich etwas über ihr angebliches Hierherkommen gestern abend. Ich befand mich in der fraglichen Zeit in einer Sitzung. Ihre Braut mag hier gewesen sein, ich habe sie nicht gesehen und auch keine schriftliche Botschaft von ihr vorgefunden. Vielleicht handelt es sich übrigens bei dem Zeugnis über ihr Hiergewesensein auch nur um einen Irrtum.«

Während er sprach, hatte sich Grothofs Gesicht mit immer tieferem Rot gefärbt. Jetzt brauste er los. »Sie denken, daß ich Ihnen diese Märchen glaube? Von gestern abend will ich noch nicht einmal reden, aber das eine kann ich nun und nimmermehr glauben, daß keine sonstigen Beziehungen zwischen Ihnen und meiner Braut bestanden haben. Warum sollte sie mit mir von der juristischen Angelegenheit nicht auch gesprochen haben? O nein, Sie haben etwas ganz anderes mit ihr zu bereden gehabt als das. Über solche Sachen spricht man in juristischen Büros und bei hellem Tage, nicht abends im Dunkeln, im Verborgenen. Erinnern Sie sich nicht mehr daran, daß ich Sie draußen bei der Villa van Berg einmal mit ihr abgefaßt habe? Sie wurden beide verlegen, Sie machten sich rasch davon, Berta verweigerte mir jede nähere Auskunft. Sie hat ein Geheimnis vor mir, und Sie sind Mitwisser dieses Geheimnisses.«

»Wenn ich es wäre, so würden mein Beruf und mein Amt mir Schweigen auferlegen.«

»Ach, Sie verschanzen sich hinter Ihren Beruf! Aber ich möchte darauf schwören, daß ein berufliches Geheimnis hier nicht in Frage kommt. Ich habe Sie beide beobachtet seit jener Zeit, bin Berta heimlich nachgegangen und habe sie mehr als einmal hier ins Haus treten sehen. Das deutet auf ein persönlicheres Geheimnis hin.«

»Ich glaube, Herr Grothof, Sie beurteilen mich und Ihre Braut in diesem Punkte zu sehr nach sich selbst.« Ein schneidender Ton war jetzt in Siemens' Worten.

»Was wollen Sie damit sagen?« Grothof sprang auf und stellte sich in drohender Größe vor Siemens hin.

»Was die ganze Stadt von Ihnen sagt. Ob Sie wirklich, wie man behauptet, ein Liebesverhältnis mit Frau van Berg unterhalten haben, kann ich nicht wissen. Aber wo Frau van Berg in Gesellschaft, im Theater, in Ausstellungen erschien, waren Sie neben ihr als ihr getreuer Schatten. Das hat sich seit einigen Monaten etwas geändert. In der Gesellschaft sieht man darin lediglich eine kluge Vorsicht; von meiner Braut aber, die ja mit Fräulein Haverland befreundet war, weiß ich, daß anscheinend eine neue Leidenschaft Sie beherrscht. Anscheinend war auch das junge Mädchen in Sie verliebt –«

»Oh, Sie martern mich bis aufs Blut. Sie sprechen von ihr, als ob sie auf immer für mich verloren wäre. Und wenn sie mir auch häufig von einem unüberwindlichen Hindernisse gesprochen hat, das unsere Verbindung hinderte, niemals habe ich ihr das geglaubt. Jetzt gewinnen diese Worte für mich eine fürchterliche Bedeutung. Sie haben zwischen ihr und mir gestanden, haben bestimmenden Einfluß auf sie geübt –«

»Herr Grothof, Sie phantasieren!« Wieder war der schneidende Ton in Siemens' Worten.

»Phantasien sind es nicht, wovon ich spreche. Fest bin ich überzeugt, Sie könnten mir sagen, wo meine Braut sich aufhält.«

Mit merkwürdiger Schnelligkeit verwandelte sich bei diesen Worten der Ausdruck von Siemens' Gesicht.

»Herr Grothof, es gibt Sachen, die man besser niemals erfährt.«

»Jede Nachricht von ihr wäre mir Erlösung. Und ich fühle mit voller Bestimmtheit, Sie wissen von ihr. Sagen Sie es mir; ich bitte Sie noch einmal.«

»Ich kann es nicht!«

»Oh, jetzt weiß ich, daß mein Verdacht mich nicht getäuscht hat. Sie haben sie fortgeschafft, haben den Mordverdacht gegen sie vielleicht selbst mit ausgedacht, um sie ganz in Ihre Macht zu bekommen. Jetzt sind Sie ja frei, – durch einen sehr glücklichen Zufall sind Sie frei geworden, im richtigen Augenblick –«

»Herr Grothof, nun ist's genug!«

»Jawohl, es ist genug. Ich weiß, was ich wissen wollte. Und Sie sollen auch wissen, daß ich nichts unversucht lassen werde, meine Braut wieder aufzufinden, sie zu befreien von Ihrem Einfluß.«

Er stürzte zur Tür hinaus. Siemens blieb allein. – –

Die Tage waren gekommen und gegangen. Ein schwarzer, blumengeschmückter Wagen trug die verstümmelten Überreste Erna Herterichs nach ihrer letzten Ruhestatt hinaus.

In der hohen, rundgewölbten Leichenhalle mit ihrem blitzenden Mosaikschmuck waren viele Leidtragende versammelt. Alle machten sie den lautlosen Weg zu Siemens hinüber und versicherten ihr Beileid. Er dankte wortlos, nur mit Neigen des Kopfes. Vergeblich warteten viele auf einen leidenschaftlichen Verzweiflungsausbruch über das gräßliche Geschick seiner Braut. Er aber blieb unbewegt in seiner würdevollen Haltung, die manchem erzwungen, manchem herzlos erschien.

Jetzt hob er den Kopf; der Geistliche war an den Sarg herangetreten, er selbst stellte sich an dessen Fußende. Näher drängte sich auch der Schwarm der Trauergäste heran. Und in ihm begannen Siemens' Augen umherzusuchen. Da waren Klienten und Studienfreunde von ihm, da waren Verwandte von Erna, da war neben Unbekannten auch Dr. Berninger, der ihn schon teilnehmend begrüßt hatte. Jetzt aber hatte Siemens das geheimnisvolle Gefühl, daß ein paar Augen unverwandt auf ihm hafteten. Er empfand sogar die Richtung, aus der diese Macht auf ihn wirkte. Sich umwendend, fand er sogleich ihren Ursprungsort, – er lag in Frau van Bergs Augen. Und ihm fiel ein, daß man von ihr sagte, der Blick dieser Augen ziehe die Männer an mit geheimnisvoller, magnetischer Kraft, er sei körperlich fühlbar, und keiner vermöge seinem Zauber zu widerstehen.

Viele der Anwesenden hätten ein hartes Urteil über ihn gefällt, wenn sie seine Gedanken gekannt hätten. Sie waren in diesem Augenblick bei der Lebendigen und nicht bei der Toten. Seine Blicke suchten, zergliederten das Antlitz der schönen Frau van Berg.

Und ihn suchten die fühlbaren Blicke dieser Frau. War der Magnet nicht hier, der sie sonst angezogen hatte? Behutsam schaute Siemens noch einmal umher. Nein, Grothof befand sich nicht in dem Trauergefolge. War seine Liebe zu Fräulein Haverland wirklich groß genug, um einen Bruch mit Frau van Berg zu bewerkstelligen, der er sonst überall hin gefolgt war; oder hatte der Wortwechsel mit ihm selbst ihn ferngehalten? Aber wie dem auch sein mochte, was bedeuteten die Blicke dieser Frau, deren geheime Kraft er so seltsam fühlte? Es war heute noch etwas anderes darin als früher, ein scheuer Ausdruck, der seine Gedanken stark beschäftigte.

Jetzt hatte der Geistliche geendet. Dann folgte der scharrende Klang rücksichtsloser Männerfüße, womit sich die Träger zum Sarge durchdrängten. Da vernahm Siemens plötzlich nahe zur Seite das Rauschen von Frauenkleidern, und er sah neben sich das bleiche Gesicht von Frau van Berg. Gleichzeitig vernahm er auch ihre Stimme.

»Lassen Sie mich mit Ihnen gehen. Wir gehören ja doch heute zusammen; sie haben die Braut, ich habe den Mann verloren.«

Er fand auch jetzt nichts anderes als eine stumme Verbeugung zur Antwort, aber sie schritten gleich darauf neben einander hinter dem Sarge zur weitgeöffneten Tür.

»Ich hatte gedacht, Sie würden in diesen Tagen einmal zu mir kommen. Ich hätte Sie so gern gesprochen und Näheres gehört über das Ende meiner Kusine. Ist es richtig, was in den Zeitungen stand?«

»Was haben Sie da besonders im Auge?«

»Namentlich das, was der Kapitän des Dampfers ausgesagt haben soll. Daß Erna sich spät am Abend in einem Boot auf den Fluß hinausgewagt haben soll, klingt doch unglaublich. Weshalb sollte sie das getan haben?«

»Es ist in der Tat vollkommen unverständlich. In den letzten Tagen sind mir auch schon Zweifel gekommen. Es erscheint allerdings richtig nach des Kapitäns Aussage, daß der Dampfer ein Boot überfahren hat. Ich frage nur, warum soll es Erna gewesen sein, die darin gesessen hat?«

»Aber dann müßte sie doch noch leben. Und sie liegt dort im Sarge vor uns.«

Er schüttelte langsam den Kopf.

»Wer weiß, ob es gerade dieser Dampfer war, der sie getroffen und so furchtbar entstellt hat? Vielleicht ist jene Fremde nur aus dem Boote herausgeschleudert worden, und man findet ihre Leiche bald unverletzt. Weshalb soll bei dem Riesenverkehr auf dem Flusse nicht ein anderer Dampfer die treibende Leiche Ernas so zugerichtet haben?«

»Aber Erna, – wie, – wie soll sie hineingekommen sein ins Wasser?«

»Das ist ein ungelöstes Rätsel. Sie kann verunglückt, sie kann ermordet sein.«

»Ermordet?«

»Vielleicht hat ihre Gutherzigkeit ihr den Tod gebracht. Sie wissen wohl auch, wieviel Gutes an Armen und Kranken sie getan hat.«

»Gewiß, gewiß! Ja, – warten Sie. Es ist mir, als ob sie kürzlich noch von einer verarmten Frau gesprochen hätte – da draußen in der Gegend am Flusse. Ja, ja, ganz recht; sie bat mich noch um eine Beihilfe für sie, und ich gab sie gern.«

»An einen Unglücksfall kann ich nicht glauben. Erna muß ermordet worden sein.«

»Mein Gott, weshalb?«

»Weil der Körper schon tot in den Fluß gekommen sein muß. Wäre sie lebend hineingeraten, so hätte sie sich voraussichtlich retten können. Sie war eine so ausgezeichnete Schwimmerin.«

Eine Weile gingen sie nun stumm, bis Frau van Berg eine neue Frage tat.

»Sie haben Ernas Leiche gesehen. Ich war zu feige, sie mir anzusehen. Das Gesicht war fast unkenntlich, nicht wahr?«

»Es war ein furchtbarer Anblick. Nur nach den Kleidern und nach den Papieren hat man die Persönlichkeit feststellen können.«

»Wie war sie gekleidet?«

»Sie trug ein schwarzes Tuchkleid. Darüber einen Abendmantel von derselben Farbe. Das alles hätte noch täuschen können, aber auf der Brust war das Kleid mit einer Spange zusammengehalten, auf der die Buchstaben E und H standen, und in einer Tasche des Mantels fand man Ernas Paß. So war kein Zweifel an der Identität möglich.«

»Nein, da war kein Zweifel mehr möglich,« wiederholte Frau van Berg.

Der Weg zum Grabe war beendet. Der Geistliche trat ans Grab, sprach noch ein paar Worte zum Gedenken der Toten, sprach das Gebet. Nun reichte man Siemens die Schaufel, um die drei Schollen Erde hinabzuwerfen; und hier war es, wo zum erstenmal seine Ruhe einem tieferen Gefühl zu weichen schien. Ganz leise, nur den Allernächsten vernehmlich, murmelten seine Lippen: »Armes Geschöpf!«

Als aber das Grab sich geschlossen hatte, da war es, als ob er sich verwandelte; seine gedankenvollen Züge wurden heller. Jetzt fand er auch kurze Worte des Dankes für die noch einmal Kondolierenden, doch gelang es ihm rasch, sich ihnen auf einem Seitenwege zu entziehen. Gleich war auch Frau van Berg wieder an seiner Seite.

»Gott sei Dank, daß das vorüber ist!« sagte sie mit tiefem Aufatmen. »Ich hasse den Tod, ich hasse die Gräber, – leben, leben will ich!«

»Unser Gefühl ist heute merkwürdig verwandt. Auch mich packt nach all dem Traurigen ein ungewohnter Lebensdrang. Ich möchte hinter mich werfen und vergessen, was ich erlebt habe.«

»Tun Sie es! Binden Sie sich nicht an veraltete Konvention! Suchen Sie neues Leben und vielleicht auch –«

»Auch was?«

»Neue Liebe.«

Wie leichter Wolkenschatten zog es für einen Moment über sein Gesicht; aber in seinen Augen brach gleich wieder die Sonne hervor, indem er den Kopf seiner Begleiterin zuwandte.

»Das ist ein schönes, verheißungsvolles Wort.«

Auch sie hatte sich ihm zugewandt, und aus dem bleichen Gesicht im dunklen Rahmen loderten ihre schwarzen Augen ihn an. Und etwas wie ein Widerschein kam auch in die seinen, während sie sagte: »Sie müssen sich bald einmal bei mir sehen lassen.«

»Ich werde kommen.«

Sie gingen eine kleine Strecke schweigend neben einander.

Nachdenklich sagte dann Siemens: »Wäre der Tod nur nicht ein gar so gestrenger Herr. Ich fürchte, daß er nicht so bald aufhören wird, in Ihr Leben und in meines hineinzusprechen.«

»Wie meinen Sie das?«

»Ich meine, daß wir von Geheimnissen umgeben sind, bei denen es sich immer wieder um den Tod handelt. Ihr Mann ist an Gift gestorben, und Sie kennen die Mörderin, – Ihrer Ansicht nach wenigstens. Von der Armen, die wir eben begraben haben, wissen wir das Ende noch nicht und werden weiter danach forschen müssen. Und ob nicht auch Fräulein Haverland irgendeinen schrecklichen Tod gefunden hat –«

»Sie glauben an ihren Tod?« fragte Frau van Berg schnell.

»Ich glaube nichts, und ich weiß nichts von ihr. Nur ihr Verschwinden ist feststehende Tatsache. Die sorgfältigste Untersuchung hat nichts weiter herausgebracht. Jetzt forscht man ja mit besonderem Eifer nach dem Herkunftsorte des Morphiums, weil Ihr Diener ausgesagt hat, in dem Fläschchen sei nur noch ganz wenig gewesen, als er es an dem Unglückstage beim Aufräumen in der Hand gehabt habe. Demnach müßte –«

»Mein Gott, ich habe das alles ja zehnmal gehört. Fangen Sie nicht auch noch wieder davon an. Dieser gräßliche Mensch, der Dr. Berninger, hat mich schon ausgefragt bis aufs Blut. Jetzt will ich nichts mehr davon hören. Vom Leben sollen Sie mit mir sprechen und nicht vom Tode!«

Sie waren beim Ausgang angelangt.

»Ich darf morgen auf Sie rechnen?«

»Ich werde kommen« gab er zur Antwort, und als Frau van Berg schon in ihrem Auto saß, wiederholten seine Lippen leise: »Ich werde kommen.«

Während aber der Wagen schon den Friedhof hinter sich gelassen hatte, saß die schöne Frau in tiefem Nachdenken und murmelte vor sich hin: »Du weißt mehr, als du sagst, – ich muß dich zum Reden bringen.«


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