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Zwölftes Capitel.
Wer war nun der Narr?


Ueber Nacht war dem Freunde für solchen Zweck ein wunderlicher Gedanke aufgedämmert. Er wußte selber nicht, wie er darauf gekommen war; denn das Humoristische lag seiner leicht erregbaren Gemüthsstimmung weniger nahe, als etwa das Witzige und im gewöhnlichen Sinn Launige. Je mehr er sich aber den Gedanken klar machte, desto mehr bedünkte ihn, die unerschöpflichen Narrheiten des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens müßten sich für eine Maskenlustbarkeit prächtig einführen lassen; lustig, unterhaltend und doch zugleich bedeutsam dadurch, daß sie, bezüglich aufgefaßt, mit dem Tiefsinn des Lebensernstes durchschlügen. Er ließ sich von diesem Gedanken so einnehmen, daß er kaum den Abend erwarten konnte, um zur Gräfin zu eilen und sie vor allem, vielleicht gegen die Einwendungen des Ministers, zu gewinnen.

Sein Einfall wurde denn auch von Beiden mit dem freundlichsten Beifall aufgenommen. Indeß hatte die Gräfin selbst schon einige Ideen »ausgeheckt«, wie sie sagte, die sie ungern aufzugeben schien, und der Minister erinnerte, daß nicht nur alles Anzügliche, was in die höhern Kreise träfe, allzu sorgfältig vermieden werden müßte, sondern daß er auch den Gedanken, das Fest aus einem einzigen Gesichtspunkt anzuordnen, habe aufgeben müssen. – Ich muß mit meinen Einladungen weiter greifen, sagte er, als daß ich mich mit allen Gästen wegen ihrer sich anschließenden Masken benehmen könnte. Ueberdies bleibt zu bedenken, daß die Franzosen für eigentlichen Humor keinen Sinn haben; daß überhaupt nur Einzelne meiner Gäste in eine umfassende Idee eingehen würden, denn die Meisten in der Welt haben ebensoviel Mangel an Einsicht, als Ueberfluß an Eigenliebe und Eigensinn; und endlich, so würden wir ja den ganzen Zweck eines Carnevalfestes verfehlen, wenn wir die Gäste in ihrer Maskenfreiheit beschränken wollten. Doch ist Ihr Gedanke, mein lieber Freund, so köstlich, daß er wenigstens theilweise als Ingredienz, vielleicht als Würze des Ganzen ausgeführt werden muß. Meine Frau wird mit näher bekannten Personen die Ausführung besprechen, und Sie müssen sie dabei unterstützen, versteht sich.

 

Ob nun von Bülow's Absichten und Zubereitungen etwas verlautet, oder ob man gewohnt war, von dem geistreichen preußischen Staatsmanne etwas Absonderliches zu erwarten, – genug, Jedermann beeiferte sich, um nicht zurückzubleiben, mit einer sinnreichen Maske, und als der Tag des Bülow'schen Carnevals kam, konnte es nicht fehlen, daß das Fest außerordentlich glänzend und zahlreich besucht wurde. Und da sich auch Jerôme von dem Abende viel versprach, so fiel selbst das vom Hof besorgte Büffet besonders fein aus.

 

Unter den mannichfachen, theils einzelnen Figuren, theils zusammengehörigen Gruppen oder ganzen Zügen zeichneten sich vier Nürnbergerinnen durch den Geschmack aus, womit sie nach Albrecht Dürer costümirt erschienen, und sich allerliebst benahmen. Der Gedanke war von der Gräfin ausgegangen, und sie selbst verrieth sich in einem dieser Anzüge leider dadurch sehr früh, daß sie sich zu angelegentlich bemühte, den Umherstehenden abzulauschen, ob und wie ihnen die Maske gefalle.

Die für Hermann's Gedanken gewonnenen Personen hatten sich nur zu den unschuldigsten Narrheiten verstanden, und befriedigten sehr wenig die Erwartungen, die er sich von seinem Einfall gemacht hatte.

Es erschien eine geographische Närrin mit Landkarten bedeckt.

Eine astronomische Närrin hatte einen langschweifigen Kometen auf der Stirne und einen mächtigen Tubus unterm Arm.

Eine Wappennärrin wandelte mit großen und kleinen rothen Wappenabdrücken auf dem weißen Gewand, und führte eine mit Wappen behangene Fichte als Stammbaum mit sich.

Ein Blumennarr sah aus einem Blumenklump hervor, den er mit sich umhertrug, und ein Spielnarr ging in Kartenblättern gekleidet, mit einer viereckigen Mütze bedeckt, die vier Kartenfarben bezeichnend, Pique nach vorn, Coeur nach hinten gewendet.

Das meiste Aussehen machte aber ein närrischer Apotheker, den Mörser als Mütze mit dem Stößel als Zopf aufgesetzt, über die Brust mit Recepten behangen, einen ellenlangen Preiscourant aller Medicamente in der Linken, und zur Rechten von seinem Provisor begleitet, der Büchsen, Gläser, Schächtelchen, Düten mit Aufschriften, wie ein Tabulettkrämer, trug. Den Zudringenden, Zufragenden theilte er von seinen Recepten oder Medicamenten aus, anzüglich aber so fein und allgemein abgefaßt, daß, wo sie nicht als Heilmittel persönlich trafen, sie doch als Lebensvorschrift oder Präservativ ironisch dienen mußten. Es läßt sich denken, daß der Schalk von einem Narrn sehr bald ausgeplündert war und als müßiger Apotheker umherging, während man sich mit seinen Mitteln beschäftigte, die wie andere Pillen bei Manchem von hartem Verstand langsam wirkten.

Der König war früh gekommen und trieb sein beliebtes Spiel, in wechselnden Anzügen zu erscheinen. Aber bei seiner Figur, seiner Haltung und einem gewissen kecken Behandeln der Damen gelang es ihm selten, lange unerkannt zu bleiben. Doch war es angenommen, daß man ihn nicht zu kennen that, und sich barsch gegen ihn benahm, was ihm gerade Spaß machte.

Er mochte von diesem Wechseln und Umhertreiben ermüdet sein, als er im Rittergewand eines Kreuzfahrers mit einem Mönche sich in Bülow's bekanntes Arbeitszimmer zurückzog, das am Ende der Zimmerreihe heut zu einem dämmerigen Ruhezelt eingerichtet war. Beide ließen sich auf dem Polstersitz der Nische nieder und nahmen die Masken ab.

Haben Sie die Generalin Du Coudras herausgefunden, Bercagny? fragte Jerôme.

Ich glaube immer noch, Sire, daß es die Blumenhändlerin ist, antwortete der Mönch. Der leichtfertige Anzug ist ganz in ihrem Geschmack, und als ich sie um eine Passionsblume bat, glaubte ich auch ihre Stimme zu erkennen, so sehr sie dieselbe zu verändern suchte.

Fatal! Ich habe dem Blumenmädchen nirgends begegnen können. Ich würde das üppige Weib an den Formen ihres Baues, an den genußsüchtigen Bewegungen ihres Benehmens erkannt haben. Und sollte ihr Freund, ihr Abendbesucher, nicht hier sein? Sie kennen ihn noch nicht, Bercagny? Sie haben kein Glück mit geheimen Correspondenten und geheimen Liebhabern.

Verzeihung, Sire! Aber Ew. Majestät legen mir zu viel Rücksichten, zu viel Schonung für ihn auf. Wenn ich ihn nur einmal festnehmen und enthüllen dürfte. Er wechselt seine nächtlichen Besuchstunden, seinen Anzug. Er scheint auch nicht ohne Waffen zu gehen, und meine unbewaffneten Agenten fürchten sich ihm nahe zu kommen. Und schleichen sie ihm nach, zu beobachten, wo er einkehre, ist er plötzlich in den Gassen wie verschwunden.

Sie müssen einen jüngern, gewandten Aufpasser oder mehre nehmen, Bercagny! Gewalt möcht' ich nicht brauchen, des Aufsehens wegen, da wir nicht wissen, wie weit es der kühne Liebesheld treibt. Denn Ihre Agenten sind nicht vom Gesetze beschützt, nicht mehr im öffentlichen Dienst und dürfen sich keine Gewaltthätigkeit erlauben.

Zwei mal ist er auch schon aus dem Gedränge des Theaters in den Wagen der Generalin gestiegen, und mit ihr nach Haus gefahren.

Kann denn Würtz nichts von ihrer Kammerjungfer herausbringen? fragte Jerôme.

Gar nichts, Sire! Im Gegentheil muß sie ganz gewonnen sein und meinen Agenten verrathen, denn seine Nachforschungen scheinen den Besucher nur noch vorsichtiger und verwegener gemacht zu haben.

Still! Der närrische Apotheker! flüsterte Jerôme. Kennt man ihn?

Man vermuthet den Grafen von der Lippe, Sire.

Oh! Glauben Sie?

Jedenfalls ist's eine deutsche Idee.

Beide nahmen die Masken vor und verließen das Zimmer, als eben die entfernte Musik wieder einen Contretanz anspielte.

 

Nur die Vertrauten des Königs wußten, in welcher Beziehung zu diesem jetzt der entlassene Polizeichef stand. Indem nämlich Jerôme ganz zufrieden damit war, daß die jetzige Polizei des Herrn von Varigny keine Spione mehr über den Hof begünstigte, mochte er selbst doch nicht der geheimen Kundschaft entbehren, an die Bercagny ihn gewöhnt hatte. Er zog daher diesen in sein Vertrauen, und Bercagny warb einige Leute an, die im Interesse des Königs spionirten. Der Hauptagent war Würtz, der sich bei Herrn von Varigny unbeliebt und entbehrlich gemacht und in seiner Noth an den alten Chef gewendet hatte. In diesem Privatdienste beeiferte er sich jetzt, und suchte da, wo er, wie jetzt bei der Entdeckung des abendlichen Besuchers der Frau Du Coudras, keine Befriedigung gab, durch andere Mittheilungen einzuschmeicheln. So hinterbrachte er auch, was ihm die Zofe der Oberhofmeisterin von jenem Abend, da der König die Gräfin überraschte, vertraulich ausgeplaudert hatte, – wie sie nämlich, um den König zu belauschen, durch das Schlafzimmer in das Ankleidezimmer ihrer Herrin geschlichen war, und hier unbemerkt das schnell entfernte Paar – Adelen und den Sprachmeister – in einer Lection der Zärtlichkeit erblickt hatte. Dem König, der Morio liebte, war es höchst unangenehm, daß dies Geheimniß des Boudoirs, das seinen Günstling außer sich gebracht hätte, in die Discretion einiger feilen Menschen und einer so leidenschaftlichen Frau, wie die Generalin Salha, gegeben war. Er hatte durch Bercagny dem Würtz und der Zofe Angelique Landesverweisung androhen lassen, wenn sie nicht verschwiegen wären, und er selbst der Generalin Salha bei einer Einladung zu Tafel unbedingtes Stillschweigen geboten.

 

Inzwischen hatte es sich der närrische Apotheker im dämmerigsten Eckchen des Zimmers zum Ausruhen bequem gemacht, als eine Weile nach dem Weggang des Kreuzritters und des Mönchs zwei weibliche Gestalten mit Heftigkeit hereinkamen – eine Blumenhändlerin und eine Pilgerin.

So! Hier sind wir allein! flüsterte französisch die Erstere, und die Pilgerin versetzte in derselben Sprache:

Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?

Fragen will ich, wie Sie dazu kommen, mit dem König zu coquettiren, sich dem König aufzudringen, Sie arme Figur! Glauben Sie, der Kreuzritter müsse sich einer Liebespilgerin erbarmen? Was können Sie dem König bieten? Wer Sie auch seien, – sehen Sie, Das wollt' ich!

Mit diesen letztern Worten gab ihr die erhitzte Maske einen empfindlichen Schlag unter den Pilgerhut an den Kopf.

Die Getroffene riß ihre Maske ab, faßte die Andere am Arm und rief:

Hülfe! Hülfe!

Jetzt sprang der Apotheker herbei, und hielt die Blumenhändlerin, die sich von ihrer Gegnerin losgemacht und entfliehen wollte, fest. Er hatte in der Beleidigten die Stieftochter Simeon's erkannt, und eilte, sich ihrer anzunehmen.

Halt da, Maske! rief er. Mademoiselle Delahaye muß wissen, wer sie so arg beleidigt hat; sie muß wissen, wer ihr Genugthuung schuldig ist. Nehmen Sie Ihre Maske ab.

Er selbst nahm im Augenblicke, wo die Delahaye, muthig durch solchen Beistand, der verblüfften Gegnerin die Maske abriß, die seinige weg. Es war Hermann, und die Entlarvte loslassend, rief er betroffen:

Fanchon? Wie?

Ah, Herr Doctor, ich danke Ihnen! Stehen Sie mir bei, ich bitte! rief Mademoiselle Delahaye.

Aber, mein Gott, eine Kammerjungfer? Wie wagen Sie sich in diese Gesellschaft, Mademoiselle? fragte Hermann. Und hier sogar Damen zu beleidigen? Kommen Sie! Entfernen Sie sich schnell!

Er führte das verblüffte Blumenmädchen nach der Ausgangsthür. Sie war offen, und indem er die vermeintliche Kammerjungfer mit Artigkeit hinausdrängte, sagte er:

Machen Sie, daß Sie fortkommen, sonst werden Sie übel angesehen! Nehmen Sie es als Dank für Ihren Regenschirm!

 

Indeß hatte der Auftritt, trotz der rauschenden Musik, einige Personen herbeigezogen, und die Gräfin Bülow selbst, als schöne Nürnbergerin, fragte:

Was ist das? Was geht hier vor?

Gnädige Gräfin, sagte Hermann, die Kammerjungfer der Generalin Du Coudras hat hier Mademoiselle Delahaye gröblich beleidigt.

Eine Kammerjungfer hier? In Maske? rief außer sich, die Wirthin des Festes. Haben wir Domestiquen eingeladen?

Beruhigen Sie sich, flüsterte er, ich habe sie schon fortgeschafft!

Verzeihung, Frau Gräfin! Es war die Generalin selbst! rief die Beleidigte.

Ehe sich das Misverständniß lösen konnte, war schon die Nachricht von der eingedrungenen Kammerjungfer durch alle Zimmer gelaufen. Zum Glück hatte der General Du Coudras selbst den Ball nicht besucht. Auch Jerôme und Bercagny erschienen, und der König fragte nach dem Vorfall.

Ich höre, Sire, die Generalin Du Coudras hat Mademoiselle Delahaye beleidigt, antwortete die Gräfin Bülow.

Geschlagen, Ew. Majestät! erklärte die Beleidigte.

Und wo ist die Generalin? fragte Jerôme.

Herr Doctor Teutleben hat sie für ihre Kammerjungfer gehalten und durch jene Thür entfernt, antwortete die Gräfin Bülow.

Kammerjungfer? Was heißt das? Wie kommt das? fragte der König, bald Bercagny, bald die Gräfin oder Hermann anblickend.

 

Die Situation war für den jungen Freund nur ein paar Augenblicke eigentlich verwirrend, denn er überlegte schnell aus seiner Erinnerung, daß die ihm und dem Baron Rehfeld gleich so bedenklich vorgekommene Fanchon allerdings wol die Gräfin selbst gewesen sein möchte. Desto größer blieb aber nun für ihn die Verlegenheit, das Räthsel durch Erzählung eines Abenteuers zu lösen, das auf ihn selbst einen unsittlichen und zugleich lächerlichen Schein werfen konnte.

Ehe er aber nur zu einer Erklärung kam, war Bercagny mit dem König beiseite getreten.

Da haben wir ja den nächtlichen Liebhaber der Generalin! sagte er. Ew. Majestät haben doch vorhin den Apotheker nach jenem dämmerigen Eckchen schleichen sehen. Gewiß galt es einem Rendezvous mit dem Blumenmädchen. Die Delahaye, die sich heut um alle Herren bemüht, vorhin auch Ew. Majestät am Arm hing, hat das Paar hier gestört, und die leidenschaftliche Frau hat ihr eine Ohrfeige gegeben. Voilà ce que c'est! Der ritterliche Liebhaber hat sie schnell entfernt, um sie der Verlegenheit zu entziehen. Chevalier d'honneur, Sire!

 

Während dessen hatte Madame Simeon, in lebhafter Aufregung über die ihrer Tochter widerfahrene Unbilde, ihren Mann aufgefodert, auf der Stelle Genugthuung vom Könige zu fodern. Der gute Minister, der eben auch die ungeziemende That mehr als den zu einer Beschwerde unpassenden Ort und Augenblick im Sinn hatte, trat jetzt mit feierlicher Haltung gegen den König vor, und bat in den besten juristischen Ausdrücken um Untersuchung dieser thätlichen Injurie und um angemessene Satisfaction für Mademoiselle Delahaye, die Tochter seiner Frau.

Gut, gut, lieber Simeon! erwiderte Jerôme ungeduldig und etwas verstimmt. Aber jetzt nur ruhig, und stören wir den schönen Abend Ihres Collegen Bülow nicht! Lustig, lustig! Mademoiselle Delahaye, kommen Sie zu einem Walzer!

Ew. Majestät, ich bin unendlich beglückt! rief die Beleidigte, und hüpfte an seinen Arm.

Bercagny, befehlen Sie einen Walzer!

 

Während Alles nach dem Tanzsaale zog, winkte die Gräfin Bülow Hermann zu sich und verlangte eine Erklärung des Misverständnisses.

Die ungewöhnlich ernste Miene der sonst so freundlichen Dame bestätigte ihn noch mehr in dem schon gefaßten Vorsatz, sich durch die einfachste Erzählung aus der Sache zu ziehen.

Mein Misverständniß, gnädige Gräfin, sagte er, sieht viel schlimmer aus, als es ist. Es war im letzten Spätherbst, als mich eines dunkeln Abends auf dem Wege aus dem literarischen Casino eine Französin ansprach, – sie sei hier fremd, kürzlich aus Paris gekommen, habe ihre Herrin in eine Gesellschaft begleitet, und könne sich nicht nach ihrer Wohnung zurechtfinden. Sie sei die Kammerjungfer der Generalin Du Coudras, dem alten Schloß gegenüber wohnhaft. Das war so ziemlich mein eigener Weg; ich gebe ihr meinen Arm, wir eilen die Gasse hinab, denn es fing zu regnen an. Wir kommen an das Haus, sie öffnet richtig, – – es kommt Licht, und ein ganz artiges, hübsches Frauenzimmer dankt und bittet mich einzutreten, weil es eben heftiger regnete. Allein, meine Wohnung ist in der Nähe, und – – – da blickt nun vorhin aus der abgenommenen Maske des Blumenmädchens dasselbe niedliche Gesicht, es ist dieselbe Stimme. Ich entsetze mich über die Verwegenheit einer Kammerjungfer, sich in Ihre Gesellschaft zu drängen, gnädige Frau, und weise ihr schnell die Thür, um die ärgerliche Geschichte ohne Aufsehen zu beseitigen. Leider ist mirs mit dieser Absicht nicht gelungen! Das, gnädige Frau, ist die Sache.

Die Gräfin blickte ihn nachsinnend an; sie wußte beiläufig von dem Geschmack der Generalin, und der naive Irrthum Hermann's in der Person sprach für seine Unschuld in der Sache. Ein freundliches Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück.

Ja, so ist Alles begreiflich! flüsterte sie, und ich kann es dem König erklären.

Sie nickte ihm freundlich zu, und eilte nach dem Salon, woher eben der versöhnende, beglückende Walzer rauschte.

Aber nun sich Hermann in den Augen seiner Gönnerin gerechtfertigt fühlte, überkam ihn erst recht ein bitterer Verdruß. Er zog sich, wie er sich allein sah, nach dem stillen Gemach zurück, als ob er dort freundlichere Erinnerungen zu Hülfe gegen seinen Mismuth ausrufen möchte. Er verwünschte den Anzug, worin er sich in seiner umgewandelten Stimmung noch immer erblicken mußte, und entschloß sich rasch, das Fest zu verlassen.

Wer war denn nun eigentlich der Narr, fragte er sich selber, und mochte im Stillen wünschen, daß er von seinen ausgetheilten Recepten das rechte für sich selbst. zurückbehalten hätte.



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