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Wie die Helden nach Gnupr kamen

Es war spät am Abend, als Half, der Heimatlose, mit den Seinen nach Gnupr kam, um in Glums Haus zu nächtigen. Lichtschein fiel aus einem einzigen Fenster aufs Gras, den sahen sie schon von weitem.

Da gedachte Half jener Nacht, da er von diesem Hause nach Engihlid heim durch den brauenden Nebel geritten war, um seinen Hof in Lohe und Trümmern wiederzufinden. Glum aber ging, je näher sie kamen, schneller und schneller.

Er führte sie zu einem geheimen Durchbau im Dornenbuschzaun, und während er ging, schien es ihm, als müsse ihn nun und nun der Schiffswache Ruf oder der Segel Geknatter aus dem Schlafe wecken, denn just dieser Heimweg war es, den ihm oft und oft der Traum gezeigt hatte.

Sobald er um des Kuhstalls Ecke bog, sprangen ihn die großen Hunde an, die für die Nacht von den Ketten gelöst waren.

Eyvind, Glums junger Sohn, hatte der Hunde Geheul vernommen, mit dem sie Fremde meldeten, zu einer Zeit, da das Hoftor längst geschlossen war.

Er kam mit des Vaters altem Speer in der Faust hinausgelaufen und rief, was es gäbe?

Da mußte er meinen, daß alle Hunde zugleich von der Tollwut ergriffen worden seien, denn soviel er auch schrie und pfiff, keiner gehorchte, er hörte sie nur im Dunkeln kläffen, jaulen und rasen.

Da trat Mutter Thorodd in die erleuchtete Türe.

Sowie sie nur einen Augenblick auf der Hunde Winseln gelauscht hatte, ließ sie mit einem Schrei fallen, was sie in Händen hielt, und breitete die Arme aus.

Ein großer Mann kam hastig heran, und Eyvind versank schon ganz in seinem Friesmantel, ehe er begriff, daß es sein Vater war.

Da ward es jählings hell im Haus, und es entstand Hasten und Türenschlagen.

Knechte und Mägde wurden vom Lager gescheucht und kamen schlaftrunken, den Herren zu grüßen. Mutter Thorodd ging mit Lachen und Weinen, den Skyr zu holen, der ihr heuer wie nie geraten war. Es wurden Tücher gebreitet und langfransige Friesdecken aufgelegt, die in den Truhen gelegen hatten. Langfeuer brannte bald, und ein Festmahl begann, von dem man nicht wußte, wie Mutter Thorodd es so schleunig hatte herbeizaubern mögen.

Herrlich mundete es daheim am gastlichen Tisch, wo liebe Hände willig zu Diensten waren, Glums alter Großknecht stand, während der Herr aß, neben dem Sitz und gab stolz und strahlend Bericht von des Hauses gemehrtem Wohlstand, und Eyvind sprach fleißig darein.

Es währte aber nicht lange, daß es ans Tor pochte und Thorgeyr Stirnbrand eintrat, Glums Schwäher und nächster Nachbar. Es war dies ein reicher und geachteter Mann, und seinen Namen trug er von einer flammenden Narbe, die über seine ganze Stirn lief und die er beim großen Mönchstod auf Hegranäs erworben hatte.

Nun kam Thorgeyr, Glum zu grüßen, denn er hatte zum erstenmal seit der Helden Auszug alle Fenster auf Gnupr erleuchtet gesehen und den Lichtschein wohl verstanden als großer Freude Boten. Da ward Thorgeyr hinter Bank und Becher genötigt, und ein großes Fragen begann nach denen, die mitgezogen waren und deren Platz nun am Mettisch leer blieb.

Als sie nur kurze Zeit so saßen, da pochte es zum zweitenmal, und der nun kam, war Kormak, der Lahme genannt, weil ihm ein Axthieb den rechten Arm unbrauchbar gemacht hatte. Da begrüßten sich Gesippe und Freunde mit großer Freude. Glum aber sah wohl, wie Half die Stirn runzelte und vor Ungeduld mit dem Fuße pochte, da das Gerede vom Fischfang, von der Tierseuche, die sommers über die Herden gefallen war, und von dem harten Winter, der bevorstand, kein Ende nahm.

Endlich vermochte Half nicht länger an sich zu halten.

»Wenn ich nur ein wenig in Mannesherzen zu lesen vermag,« sagte er, »so sprecht ihr ein Ding und denkt das andre.

Denn nicht die Schafpest ist es, die dein Haar gebleicht hat, Thorgeyr. Und nicht der veränderte Häringszug grub dir die Runzeln ins Angesicht, Kormak, mein Freund! Ist es so weit gekommen mit den Nachfahren der großen Landnahmemänner, daß sie am Freundesherd ihr Herz verhehlen müssen?«

Da sprach Kormak nach langem Schweigen: »Fast ist es, wie du sagst, Half das Weib, denn seine Späher sind überall!«

Da blitzten Halfs Augen und er sagte: »Ähnliches hört' ich im fremden Land, aber ich wollte es nicht glauben! Ich dachte, es gäbe zu Eisland noch der Männer genug, die lieber in Ehren im kühlen Hügel lägen, als im Knechtsfrieden auf der Ofenbank!«

Sprach Kormak: »Sähest du, wie er's treibt, du sprächest anders!« und Thorgeyr blickte ihm nahe ins Gesicht: »Besser wäre es für uns alle gewesen, du hättest kürzere Wiking gehalten!«

Sprach Half: »Nun wünschte ich, ihr tätet die Herzen auf und ließet mich erfahren, was mir fremd ist!«

Da begann Thorgeyr Stirnbrand zu erzählen, wie König Eirik mit seinen Mannen beim Allthing erschienen sei, der sommers auf Thingvöll gehalten werde.

Schweigend habe der König den Rechtssprüchen der Allgoden gelauscht, und die Eisländer hätten nicht anders geglaubt, als daß Eirik gekommen sei, um zu hören, wie man im Lande Thing halte.

Als aber die Streitfälle entschieden gewesen seien, da sei Eirik vorgetreten und er habe gesagt: »Nun ist es an mir, Klage vorzubringen, ihr Goden, und eure alten Götzen sind es, gegen die ich klage!« Und er habe begonnen zu höhnen und zu lästern, was einem Manne nur heilig sei im Himmel. »Ich bin zu Euch nach Eisland gekommen –«, wiederholte Thorgeyr des Königs Worte mit des Königs Gebärden, und der starke Mann zitterte vor Ingrimm, da er sprach: »Ich bin gekommen, um euch zum Heil und zum Heiland zu bekehren. Ich will es mit all meiner Kraft und meinem ganzen Herzen, ja selbst mit meiner ganzen Gewalt erzwingen, wenn es sein muß!«

Es sei aber Olaus, der Weißwolf, dabei gestanden, erzählte Thorgeyr Stirnbrand weiter, und der habe mit süßem Lächeln seinen Weihkessel gewiesen. »Nicht Allzugroßes ist es, was man von euch Männern verlangt,« habe Olaus fast bittend gesagt. »Und ist es so schwer, in eure Gebete Marias Namen statt den Freyas einzuflechten, – – Satan zu hassen statt des bösen Loki und Sankt Georg anzubeten, der den Drachen bezwingt, wie Asa-Thorr die Midgardschlange? Nennt »Teufel« die bösen Schwarzalben und »Engel« die lichten Wanen, esset Rindskeulen statt der Roßschenkel, und wir wollen euch gute Christen heißen!« Und als er so gesprochen habe, da hätten die Eisländer wohl gesehen, daß Olaus, der Weißwolf, manchen seiner Beißzähne verloren hatte, mit den Jahren und seit sein Freund Harald Hårfagr gestorben war.

Da aber sei König Eirik aufgefahren. »Redet ihr so, dann verbreitet ihr selber Irrlehre, Herr Bischof!« habe er geschrien. »Keinen halben Handel wollen wir treiben, wie mein Herr Vater allzulange ihn trieb, und wollen diese hier dem Kreuz nicht als freie Männer dienen, so sollen sie seine Knecht sein!«

Da aber hätten die vielhundert Männer auf Thingvöll wie mit einem einzigen Schlag die Schwerter gezogen. Es sei das Klirren nur ein einziger, kurzer Laut gewesen. Nicht erhoben hätten sie die Schwerter wider den, der Gast ihres Landes gewesen sei. Sie hätten sie nicht gezückt wider ihres Mutterlandes gekrönten König.

Ohne Reden hätten sie ihm nur die Waffe gewiesen und ihn so bedeutet, daß sie, Schwerter zu führen, Mannes genug seien. Und König Eirik habe sie wohl verstanden, denn er sei bis in die Lippen blaß geworden und hinweggeritten mit all seinen Mönchen und Mannen. – –

Da lachte Half durch die geschlossenen Zähne: »Ich glaube wenig daran, daß Eirik aufgab, wonach er trachtet, nur weil er eure Schwerter ein wenig singen hörte!«

Sprach Kormak der Lahme: »Über deine Jahre weise und wahr ist, was du redest und nun will ich dir erzählen, was sich fernerhin begab. Ich war kaum drei Tage daheim nach jenem Thing, als ein Königsbote zu mir kam und sprach: »Andern Sinnes ist König Eirik geworden. Es reuen ihn die üblen Worte, die er auf Thingvöll sprach. Dich und noch neunzehn der besten Männer, darunter die Viertelsgoden, hieß er mich in sein Zelt laden, denn sein Wille ist, als der Versöhnung Zeichen ein Sühnopfer den alten Göttern darzubringen!« – Da dachte ich wie du, und es dünkte mich wunderlich, daß Eirik seine Meinung so schnell geändert haben sollte. Wir zwanzig Männer berieten lang, und vor allem wollte es uns nicht gefallen, daß er uns in sein Zelt und nicht zu offnem Thing lud. Doch Leif von Reykaborg und Hallvard von Fiskivatn meinten, Eirik schäme sich vielleicht, sein Unrecht offen zu bekennen, und billig scheine es, ihm zu willfahren! So ritten wir am bestimmten Tage nach Eiriks Zelt. König Eirik und Königin Gunhilt empfingen uns wohl und über die Maßen freundlich. Es trug aber weder der König noch einer seiner Mannen auch nur die geringste Waffe, und als es zum Mahle ging, sagte Eirik: es sei nun gerecht, wenn wir die Wehr ablegten, wie sie alle getan hätten, um alles Mißtrauen zu bannen und allen Tafelstreit zu vermeiden!«

Unterbrach Half und schlug die Hände zusammen: »Ihr tatet es doch nicht!? Kormak! Ihr tatet es doch nicht?!«

Sprach Kormak: »Wohl taten wir's und seufzten nachher genug darum. Wir schritten zur Tafel, und alles ging freundlich her und nach rechter Sitte. Es saß jeder von uns Eisländern zwischen zweien von Eiriks Mannen. Als aber die Becher kamen, stand Eirik auf und sprach: »Nun ist es an der Zeit, das Opfer zu vollziehen!«

Er klatschte in die Hand, da fiel hinter seinem Sitz der Vorhang herab, und wir sahen mit staunenden Augen, daß nebeneinander ein Kreuz und Thorrs heiliges Hammerzeichen aufgerichtet waren.

Es stand vor dem Kreuz ein riesiger Taufzuber, dabei Olaus kniete. Vor dem Thorrszeichen aber erhob sich ein Opferstein, auf dem Beil und Messer lagen.

Sprach Eirik: »Ich habe euren Göttern reiches Opfer gelobt, und die Stunde kam, das Gelübde zu lösen. Gering jedoch dünkte es mich, auf diesem Stein schlechter Mähren Blut zu versprengen, und ich will euch, als Eislands beste Männer, zugleich mit euren Göttern ehren. Denn ihr sollt das Sühnopfer sein, das ich auf diesem Stein darbringe.«

Da gefror uns allen das Herz, und nun wußten wir, warum uns die Waffen abgenommen worden waren. Und Gunhilt, die Königin, sah ich lachen hinter ihrer weißen Hand. – Wir sahen uns um. Da wußten wir, daß die Falle zugeklappt war und uns gefangen hielt.

Denn draußen war das Zelt von den Mannen König Eiriks umstellt. Wir sahen Blatt an Blatt ihre Speerspitzen starren, die sie durch die Zeltwände hindurch gestoßen hatten. Und als wir so standen, sprach der König weiter: »Allerdings vermöchte es vielleicht zu geschehen, daß einer oder der andre von euch täte, wovon ich herzlich widerraten will, da ich mich ja nun ganz für die alten Götter entschieden habe. Es könnte nämlich geschehen, daß einer unter euch den hochehrwürdigen Herrn Bischof hier fußfällig flehte, Christ werden und zwanzig Unzen Goldes sowie fünf Knechte für den Bau der neuen Kirche auf Rauchbucht schätzen zu dürfen. Diesen Mann freilich, als einen untreuen Thorrsdiener, könnte ich nicht für würdig erachten zum Sühnopfertode!«

Da erkannten wir ihn ganz, Half, diesen Mann, gegen den des übeln Loki Listen gering sind!«

Half wuchs vom Hochsitz auf, in jeder Faust eine Tischdecke.

»Und ihr flehtet fußfällig Olaus um die Taufe an?«

Thorgeyr senkte das Haupt und Kormak schwieg.

Da tat Half einen Ruck, und es war geschehen: die riesige Eichentischplatte barst der ganzen Länge nach mittendurch, und Metkannen, Schüsseln und Becher klirrten und taumelten auf der Erde umher. Da stand Guthorm, der Gode geworden war, als Asbjörn starb, in der Türe und sagte: »Besseres hätte auch dein Vater Hjörleif Zwölfkraft nicht vermocht und er hätte sich gefreut, hätte er dies gesehen, Half Seekönig!« Halfs Augen funkelten wider den Mann. »Warst du dabei bei dem lustigen Spaß in Eiriks Zelt, Gode Guthorm? Mich dünkt, daß dies zu sehen Hjörleif minder gefreut hätte!«

Dies sagte er, weil Hjörleif und Guthorm gute Freunde gewesen waren.

Als aber Guthorm Half seine Rechte zum Gruß bot, da sah Half, daß das äußerste Glied des dritten Fingers fehlte, und es wies sich, daß auch den andern die Schwurhand gleichermaßen verstümmelt war.

»Dies ist, was König Eirik uns tat, damit wir unsres Schwures gedächten, kein Roßfleisch zu essen, keinen Heiden zu hausen, nur Christenfeste zu feiern und nie wieder zu opfern bei Todesbann.«

Da zog Half das edelsteinblinkende Messer aus dem Gurt, das Gyridh ihm auf dem Brautschiff gegeben hatte, und schnitt sich damit in den Arm. Er riß einen Fetzen aus seinem Hemde, tauchte ihn ins Blut und wand ihn um des Messers schmale Klinge. Sprach Half zu Glum: »Die Erntezeit ist nah, und Taten reifen! Vater, sende einen Boten von Hof zu Hof, den Männern dies Zeichen zu weisen und sie hierher zu laden, noch ehe die Sonne aufgeht. Und leih' dem Boten Alswidr, dein eigenes Roß!« Als dies gesagt war, sprang Eyvind vor und streckte die Hände nach dem Messer aus und schrie: »Gib's mir, gib's mir! Keinem Fremden gehorcht Alswidr!«

Da lachte Half ihn an und riß ihn unsanft am Haar, aber Eyvind hätte es für keinen Kuß gegeben. »Ein guter Schildknecht wäre dies für Håkon, Glum! Die beiden haben gleiche Größe und gleiche Jahre! Nun aber zeige, Eyvind, wie du reitest!«

Eyvind rannte und rief Alswidr von weitem und, ehe er die Stalltüre auftat, stand das herrliche Roß, das nie gebunden ward, schon bereit davor und schnaubte. Eyvind stieg auf und ritt, daß ihm schien, als hüpften die Sterne über ihm und als blieben die Wolken hinter ihm zurück. Nicht umsonst hatte der Hengst dreimal die besten Rosse besiegt bei der Pferdehatz auf dem Allthing.

Der erste Mann, den Eyvind vom Lager auf und in die Stiefel jagte war Svart, Kormaks Schwestersohn, und der nahm gleich seinen Bruder und Schwäher mit. Eyvind aber war lange schon auf Sörli, dem nächsten Hof, ehe Swart und die Seinen in den Sattel kamen. So ritt Eyvind, und nie noch hatte Alswidr so die Scholle stäubend hinter sich geworfen mit flüchtigem Fuß.

Eyvind weckte die Männer Hof um Hof mit Steinwurf gegen die Fensterläden und rief ihnen die Botschaft vom Roßrücken zu. Sobald er sah, daß sie von den Schlaftrunkenen verstanden sei, bat er, sie den Gesippen weiterzugeben. Und wenn unter ihm der Hufschlag von neuem über nächtliche Heide donnerte, jauchzte er, der Halfs Bote sein durfte, und es schien ihm, als reite er Odhin All-Födhrs achtfüßiges Roß.

Als er zu Önund nach Orliggstadir gekommen war, hieß jener ihn heimreiten und sandte seinen eignen Sohn weiter zu den Männern von der Rabenkluft und vom Mückensee, – die am weitesten wohnen.

Da kehrte Eyvind heim und führte das schweißbedeckte Roß in den heimatlichen Stall, lange noch ehe die Sterne verblichen. So kam es, daß Eyvind Glum, der sein Vater war, dies einzige Mal die Halflieder singen hörte.

Es waren die ersten Entbotenen so früh auf Gnupr eingetroffen, daß Glum seine helle Freude an Eyvind hatte. Half grüßte Mann um Mann, wie er kam, und bat, ihm zu sagen, was man von Eirik zu berichten wisse.

Da begann Swart zu erzählen, wie Eiriks Mannen fünf seiner Knechte erschlagen und die andern in die Lohgrube geworfen hatten, weil er nicht zum Kirchbau schatzen wollte.

Svarts Schwäher hatten sie mitten im Opfer überfallen und die heiligen Opferstücke in den Kot getreten, sein junger Sohn, der ihnen habe wehren wollen, sei so grausam geschlagen worden, daß er lahm sei fürs Leben. Kein Mann trat zur Tür ein, der nicht Klage führte wider Eirik und Gewalt von ihm erlitten hatte. Und ob sie von der Holzsackbucht kamen oder von den Kotschären, von der Ingolfsache oder vom Geyrmundsfels, – da war keiner, der nicht sprach, wie Thorgeyr gesprochen hatte: »Besser wäre es für uns gewesen, du hättest kürzere Wiking gehalten, Half das Weib!«

Von allen Männern aber, die Haß gegen Eirik trugen, sehnte keiner so heiß den Rächer herbei, wie Odd der Schöne, Önunds junger Sohn. Ihm hatte Eirik die Braut genommen und sie einem seiner Weißröcke zur Ehe gegeben, denn es mehrten sich nun von Tag zu Tag die Mönche, die auf Eisland in Ehelust lebten wie andre auch, obgleich es geheißen hatte, daß ihnen das Weib versagt sei. Es hatten Eiriks Mannen Odd vom neuerbauten Hause gejagt und nun hofte dort breit der Mönch und küßte Olöf, Odds schöne Braut. Als Odd soweit gekommen war, da rüttelte er Half am Arm und sagte: »Was aber hättest du gefühlt, hätte einer dir Sigrdryfa genommen?«

Und Half sah ihn an, und Blut sprang aus seiner Faust, da er sie auftat, so fest hatten sich seine Nägel eingebohrt. »Die rechte Fürsprecherin riefst du an! Ich will Olöf rächen, als wäre es der geschehen, deren Namen du genannt hast!« sagte Half. Als er aber kaum ausgesprochen hatte, da kam ein Mann zur Tür hereingelaufen, das war Fuchs, der Schiffbauer. Er focht mit den Armen, als sei er trunken, und lallte und lachte. Aber sie erkannten sogleich, daß der Mann nicht vom Met trunken war, sondern vor großer Freude. Er kam gerade auf Half zu, stieß Odd zur Seite und faßte mit beiden Händen Halfs Rechte.

»Seht ihn euch an, Männer!« schrie Fuchs, sowie er Atem bekam. »Seht ihn an, denn dies ist Half das Weib, der drei Stunden im Lande ist und gewagt hat, wider Eirik aufzustehen, was wir in dreien Monden der Bedrückung nicht gewagt haben!« – Und da sie alle fragten, schrie Fuchs: »Eiriks Strandwachen hat er erschlagen und das Kreuz gestürzt am Odhinsstrand!«

Es war aber bis nun die Tat verborgen geblieben, weil um der Strandwache willen jedermann den Odhinsstrand gerne mied. Und es gewann Half große Ehre, da die Eisländer davon Kunde bekamen, und Eyvind hörte schon weither Jubel, Schwertklang und Becherklang, da er heimkehrend das strauchelnde Roß zum Stalle lenkte.

Er ließ Alswidr, dessen Flanken troffen, den Knechten, rannte keuchend und purpurrot zur Halle, drängte sich durch die Männer hin und bot Half stumm das Messer dar. Es war aber der Linnenflecken mit Halfs Blut nicht mehr daran, denn den trug er heimlich auf dem Herzen.

Glum fragte rasch, ob sein Sohn keinen Hof des Godords vergessen habe, da er so früh heimkehre. Aber es wies sich, daß Eyvind nichts vergessen hatte.

Sprach Half: »So soll das Botenzeichen des Boten Lohn sein!«

Eyvind zitterten die Hände, da er die herrliche Waffe empfing, die sich biegen ließ wie eine Weidenrute. Er war selig wie nie im Leben und doch hätte er wenig später sein Herzblut dafür gegeben, dies Messer noch in Halfs Händen zu wissen.

 


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