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Wie Glum seiner Väter Hof wieder fand

Endlich kamen sie an einen Erlenhügel, und Glum bat sie, stille zu stehen. Er schien ganz verstört.

»Irre ich nicht,« sagte er, »so ist das Mutters Hügel, auf dem sie so gerne saß und auf den Hof hinunterblickte. Ich erkenne den Erlenbühl, und wenn ich die Augen schließe, so sehe ich Hjardarholt, – aber in Wirklichkeit kann ich nichts davon erblicken!«

Er bat die Männer, näher zu gehen. Aber als sie herkamen, stand da nur eine alte Erdhütte mit einem leeren Storchennest auf dem schiefen Dach. Ein altes Weib weidete drei Schafe unter den Bäumen, wo vorjähriges Grün unterm Schnee hervorschaute.

Auf die eilte Glum zu und fragte: »Weißt du nicht, gutes Mütterchen, ob da nicht in der Nähe ein großer Hof liegt, Hjardarholt geheißen?« Die Alte glotzte ihn an, als habe sie nichts verstanden. Erbärmlich stand sie da in ihrer alten Lammfelljacke und den Strohschuhen.

Da rief Half ungeduldig:

»So komm doch, Glum, wie lange willst du dich mit dieser Närrin verweilen!«

Als aber die Alte den Namen hörte, da begann sie zu zittern, daß der Strick ihr entfiel und die Schafe blökend entsprangen.

Und mit Schluchzen fiel sie vor Glum auf die Knie und küßte den morastigen Saum seines Mantels unter Worten, die keiner verstehen konnte. Rief Glum: »Das ist Katla, die irre Katla, die sich nicht aufs Schiff getraute, da wir nach Eisland fuhren. Wo aber, sage mir, ist Hjardarholt, meiner Väter Hof?«

Da richtete sich die Alte auf und deutete auf die Hütte. Und dann schüttelte sie die Faust böse gegen Norden, wo Hlade lag. Da verstanden die Eislandmänner, daß eine Erdhütte, drei Schafe und eine arme Irre alles seien, was König Harald Hårfagr von Hjardarholt übrig gelassen hatte, dem reichsten Herdenhof zu Norge, dessen Eigner nach Eisland gezogen war, weil er nicht Königsknecht sein wollte.

 


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