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Kapitel VIII.
Menstruation und Pubertät

Während die Mädchen der Coníbos im südöstlichen Peru (Friedenthal) tanzen und sich bis zur Bewußtlosigkeit berauschen dürfen, die der Matakos aber eine schwere Fastenzeit durchmachen müssen, so sind sie bei den Payaguas den Martern des Tatauierens unterworfen, die sie, ohne das geringste Schmerzgefühl zu zeigen, ertragen müssen. Die Mädchen der Goajiros, auf gleichnamiger Halbinsel an der Nordküste von Südamerika, sperrt man zwei bis fünf Monate in eine kleine Hütte, deren Tür man vermauert. Nur eine alte Frau darf mit ihnen durch das Fenster verkehren und ihnen Nahrung zureichen (Regel).

Nach Ploß entsteht dort Dürre, wo eine Menstruierende Wasser läßt, uriniert an derselben Stelle ein Mann, so bekommt er angeschwollene Schenkel.

Bei den Tlinkit an der Nordwestküste Nordamerikas soll die Klausur früher ein ganzes Jahr gedauert haben. Das menstruierende Mädchen beschmiert ihr Gesicht mit Ruß und Kohlenstaub, auch wird ihr das Loch für den Lippenpflock gestochen. Die Hütte darf sie nur des Nachts, und dann auch nicht ohne eine sie dicht verhüllende Decke verlassen (Krause). Das Mädchen unter den Haida auf Vancouver bewohnt in der gemeinsamen Hütte einen abgegrenzten Raum im Winkel mit besonderer Feuerstelle, und für sie ist eine eigene Tür zum Ein- und Ausgang an der Hinterwand da. Auch hier darf die Jungfrau nur mit einer Kapuze aus Cedernrinde, die eine Öffnung für das Gesicht frei läßt, ausgehen. Das Nutkamädchen darf nur hocken, nicht sitzen, auch kein Hemd tragen, und juckt es sie am Kopf, was bei ihnen ziemlich oft vorkommen soll, zum Kratzen nicht die Hand nehmen, sondern muß einen Knochen dazu benutzen.

siehe Bildunterschrift

Bemalte Holzwand der Nootka (Nord-Westküste) zum Verbergen der reifgewordenen Jungfrau (nach Boas).

Fast überall ist die Absperrung üblich, die Odjibwä haben für diesen Zweck eine kleine Hütte außerhalb des Lagers, und der Koliusche sperrt das Mädchen sogar in eine solche ein, die vollständig dunkel ist.

Bei einigen Stämmen der Nordwestküste ist es Vorschrift, daß die Mädchen in diesem Zeitabschnitt beim Liegen stets den Kopf nach Süden gerichtet haben müssen.

siehe Bildunterschrift

Menstruationszelt Nord-Am. (nach Schoolkraft).

In Mittelamerika ist die Menstruierende unrein, der Mosquito sagt von ihr »Untara tímisa«, der Sumo »asangbas cavi«, d. h. »(sie ist) in den Wald gegangen«. Unter den Araucanern in Chile, den Pampasindianern und Tehuels (Tsoneka) hält sich die Betreffende in abgesondertem Zelte drei Tage allein und fastet, dann folgt (Vallentin) ein Reifefest, welches mit Gesang, Tanz und Gelage (ist Chicha augenblicklich nicht vorhanden, dann gibt es Aguardiente) gefeiert wird, wozu das Pferd den Festbraten liefert. Ein besonders beliebtes Gericht ist stark mit Pfeffer gewürztes, geronnenes Pferdeblut, das in Scheiben geschnitten den Gästen angeboten wird und das Aussehen der schönsten roten Grütze hat. Auch die Apachen halten ein Reifefest ab, das in ihren Stämmen für sehr wichtig gehalten wird, wozu alle Familienmitglieder geladen werden.

Die Maidu am Sacramento in Kalifornien haben bestimmte Pubertätsgesänge, und das Hupamädchen darf niemandem zehn Tage lang ins Gesicht schauen, ihr Haupthaar nicht berühren und muß beim Reden jegliche Unwahrheit vermeiden. Die Bororó-Indianerin ersetzt während der menses ihre weiche graue Bastbinde durch eine schwarze (v. d. Steinen). Am Xingu feiert man große Volksfeste bei Eintritt der Mannbarkeit, wobei sich die allgemeine Ausgelassenheit und Aufmerksamkeit hauptsächlich mit den »private parts« demonstrativ beschäftigt. Koch-Grünberg traf die Mädchen bei den Siusí mit kurzgeschnittenem Haar und ihre Rücken mit schwarzer Farbe überstrichen. Zeichen der ersten Menstruation. Die Jungfrau sitzt, während sie geschoren und bemalt wird, inmitten des Hauses im Kreise der Verwandtschaft und Freunde. Jeder nimmt sich ein Büschel Haare, um es sorgfältig aufzubewahren. Dann folgt als Schluß ein großes Kaschirifest.

siehe Bildunterschrift

a Kopfkratzer beim Reifefest gebraucht. b Kopfputz einer reifgewordenen Indianerin. nach Phot. Vancouver, Nord-West-K.

Bei den Omáhas wird die Menstruation als zu Wacondah gehörig betrachtet, in diesem Stamme und unter den beinahe ausgestorbenen Puncas wohnt und kocht sie allein, spricht auch mit niemand von ihrem augenblicklichen Zustand, selbst nicht einmal, wenn sie verheiratet ist, mit ihrem Gatten. Am vierten Tage badet sie und wäscht ihr Eßgeschirr. Die Guayquiríes am Orinoko fasten vier Tage, und es gilt unter ihnen, daß die Kranke auf andere Menschen eine giftige Wirkung ausübe.

Die Wintún veranstalten nach Powers ein großes Tanzfest mit Gesängen, deren Text oft sehr obscönen Inhalts ist; drei Tage vorher muß das Mädchen sich in eine abgesonderte Hütte zurückziehen. Erst bekommt sie nur Brei von Eicheln, dann später eine geweichte Suppe von Buckeye californica, aus der man zuvor durch Einweichen in Wasser die giftigen Substanzen entfernt hat.

Im Stamme der Makusí in Venezuela liegt die Jungfrau bei Tage dicht unter dem Dach in der für sie dort angeschnürten Hängematte, und verbleibt trotz allen dorthin aufsteigenden Rauches dort oben, nur des Nachts darf sie herabsteigen und sich an ein selbst angezündetes Feuer setzen. Später bezieht sie im dunkelsten Teil der Hütte einen Verschlag. Solange die heftigsten Symptome anhalten, fastet sie, bessert es sich mit ihr, kocht sie sich etwas Cassademehlbrei in einem eigenen Topf und an besonderem Feuer. Nach etwa zehn Tagen erscheint der Medizinmann, um sie und alles, womit sie in Berührung gekommen ist, zu entzaubern. Kommt sie nach der ersten und zweiten Periode aus dem Bade, stellt sie sich auf einen Schemel oder Stein und wird von ihrer Mutter mit Ruten gepeitscht, wobei ihr aufs strengste verboten ist, zu schreien. Diese Zeremonie findet aber bei der dritten Menstruation nicht mehr statt. In der Zeit der Katamenien betritt sie nie den Wald, weil sie den Angriffen verliebter Schlangen ausgesetzt ist.

Die Warrau schneiden den Mädchen die Haare ab, sobald der Zeitpunkt eingetreten ist. Auch hier folgt ein Tanzfest, zu welchem sie, mit Perlen geschmückt, und am Kopf, Armen und Schenkel mit weißen Vogeldaunen beklebt, erscheinen (Schomburgk).

Die Paézes in Columbien (Südamerika) sondern sie ebenfalls ab, da sonst leicht durch Umgang mit ihnen sich Krankheit und Tod verbreiten würden (Douay).

Im alten Chibchareiche feierte man ein großartiges Reifefest und bei den Azteken in Mexiko hielt der Vater der Tochter eindringliche Ermahnungsreden für das künftige Leben und schickte sie dann in eine Tempelschule, wo sie bis zu ihrer Verheiratung blieb (Ploss).

Die Karayá darf nicht baden, wird aber, wie Ehrenreich mitteilt, von anderen Weibern in besonderer Schale gewaschen, und man tatauiert ihnen zu dieser Zeit das Stammesabzeichen, einen blauen Ring von 10 cm Durchmesser auf die Wange. Die Guaraúnos (Appun) haben kleine Hütten, die sie aus in die Erde gesteckten und oben zusammengebundenen Palmwedeln herstellen, worin die Menstruierende wohnt. Sie darf auch hier mit niemand in Berührung kommen und es ist ihr vorgeschrieben, die Lebensmittel, die ihr die Verwandten liefern, selbst zuzubereiten. Und wie die Präriestämme Nordamerikas die Kranken absondern und sie nötigen, im Sommer im Walde, zur Winterszeit aber in dazu bestimmter Hütte sich aufzuhalten, bis sie wiederhergestellt sind, so haben die Coroádos in Brasilien für diesen Zweck aus Baumrinde geflochtene kleine Behausungen. Die Passés, Tucúnas am Amazonas, Collinas und Mauhés verweisen sie bei der ersten Periode in den Rauchfang ihrer Hütten und setzen sie während eines Monats auf eigene Kost. Unter den Malemut müssen sie im Winkel des Hauses mit dem Gesicht nach der Wand sitzen und gelten während vierzig Tage wie bei den Eskimos für unrein, welche Zeit die Aleuten auf sieben Tage beschränken.

Die Uaupés verweisen ihre Töchter ebenfalls in den oberen Teil der Hütte. Die ganze Verwandtschaft peitscht sie dann mit Ranken über den nackten Leib in sechsstündigen Zwischenräumen mit viermaliger Wiederholung, durch welche unmenschliche Behandlung sie oft ohnmächtig zusammenbrechen, manchesmal aber auch den Tod erleiden. Die Verwandtschaft gibt sich indessen allen leiblichen Genüssen hin und labt sich reichlich an Speise und Trank, während das arme Opfer der barbarischen Zeremonie nur an den in die Schüssel getauchten Züchtigungsinstrumenten lecken darf, dann jedoch, nach überstandener Prüfung alles essen und trinken kann und für mannbar erklärt wird.

Äußerliche Zeichen der Reife besitzen die Bacairi und Trumai im Anlegen der Schamschnur, wohingegen man die Mädchen der Lenguas tatauiert.

Das Weib unter den Pimos hat in dieser Zeit seine besondere Hütte, die kein Mann betreten, und eigenes Geschirr, das kein Mann berühren darf.

Im Stamme der Kariben stellte sich das Mädchen, das die Reife erlangt hatte, auf einen Stein, nachdem man ihr vorher die Haare abgebrannt hatte. Der Zauberer machte ihr mit den Nagezahnen der Dasyprocta (Aguti) Einschnitte längs des Rückens und von Schulter zu Schulter, die er dann mit Pfeffer einrieb, ohne daß das Mädchen schreien durfte, welches darauf mit festgebundenen Armen in die Hängematte gelegt wurde und eine dreitägige Fastenzeit durchmachte. Auch hängte man ein Amulett von Zähnen um ihren Hals. Nach dieser Frist trug man die Jungfrau auf die Steinplatte zurück und band die Arme los, wobei ihre Füße die Erde nicht berührten. Wieder in die Hängematte gelegt, hütete sie diese einen Monat lang bei einer Kost von Wurzeln, Kassadebrot und Wasser, welche Prozedur man am Ende des Monats wiederholte. Nach einem Vierteljahr war die Prüfung überstanden.

Auch bei Frauen ist die Periode mit Beschränkungen verknüpft, so darf die Bororó-Indianerin, wenn sie Wöchnerin ist, nicht bis zur Wiederkehr der Menstruation baden.

Tritt bei einer Chanéjungfrau zum erstenmal die Menstruation ein, so wird sie in der Hütte in einen schrankartigen Verschlag gesetzt und ihr das Haar kurz geschnitten, welche Klausur sie erst mit wieder halblang gewachsenem Haar verlassen darf.

Sie kann bei diesem Stamm aber in Begleitung der Mutter ausgehen, baden usw. Zwischen den zweiten und dritten Katamenien muß sie Diät halten, gekochten Mais und auch Mehl kann sie essen. Diese Sitte nennen sie »Yimundia« (Nordenskiöld). Unter den Ashluslay wird die erste Periode mit Tanz gefeiert; um das Mädchen, das mit bedecktem Gesicht dasteht, tanzen die älteren Frauen mit Stöcken, an denen Klappern aus Tierklauen befestigt sind, während die Männer mit Kalebassen voll harter Körner den Takt dazu schlagen.

Auch der Aberglaube hat sich des Menstruationsblutes bemächtigt und er schreibt ihm auf der einen Seite giftige Wirkungen zu, während andererseits man auf seine Heilkraft schwört. So nehmen die Matácos an, daß man mit ihm Schlangenbisse heilen kann, wenn man es in die Wunde träufelt.

Aber nicht nur beim weiblichen Geschlecht, sondern auch beim Jüngling zur Zeit des Übergangs zum Manne, der geschlechtlichen Reife, wurde diesem Lebensabschnitt besondere Beachtung geschenkt. Die Yagans an der Südspitze Südamerikas sperrten die Knaben in eine besondere Hütte (Kina) und ließen sie dort schwere Arbeiten verrichten. Zu den Festen bei dieser Gelegenheit scheinen sie auch in ganz früher Zeit bestimmte Maskentänze aufgeführt zu haben.

Im Inkareich hieß die erste Menstruation »Kiku«, Kikunwarmi = das Mädchen, das eben mannbar geworden war, Kikut'sikuy die Festlichkeit, die von der Verwandtschaft bei dieser Gelegenheit veranstaltet wurde (Tschudi). Von diesem Zeitpunkte an trug die Jungfrau das sonst frei herabwallende Haar in Zöpfen geflochten. Huarasikuy bedeutet »Anlegen der Schambinde«, und so nannte man bei den Peruanern das Reifefest der Knaben. In einem bestimmten Monat wurde dieses Fest in Cuzko durch eine feierliche Prozession zum heiligen Berge begangen, die betreffenden Jünglinge wurden gegeißelt, und man führte Wettläufe und Tänze auf, bei denen Maskierte in Pumafellen mitwirkten (Buschan).

Den Warraujünglingen, die ins mannbare Alter treten, ist es geboten, Proben im Aushalten äußerst schmerzhafter Zeremonien zu geben. Man ritzt Brust und Arme mittels Eberzähnen und Tukanschnäbeln (Schomburgk). Die Wapisiana und Makusi, diese beiden und der vorhergenannte Stamm wohnen in Venezuela, haben eine andere Marter erfunden, der sie die jungen Leute in der Reifezeit unterwerfen. Sie haben ein ½ Meter im Durchmesser betragendes Netz im Gebrauch, in dessen Maschen 60-80 große Ameisen und Wespen eingezwängt sind, die an nackte Teile der Körper gehalten werden, und deren Bisse und Stiche von den Novizen, ohne Schmerz merken zu lassen, ausgehalten werden sollen. Bei den Kariben peitschte man sie, bis das Blut floß. Im Stamme der Guaraúnos machen beide Geschlechter die Ameisenprobe durch, nur wer sie aushält, darf heiraten. Jungfrau und Jüngling legen sich in Hängematten, in welche man diese unangenehmen Tiere in Massen geschüttet hat, und müssen deren Bissen standhalten.

Bei Aufnahme der Knaben in den Kokkobund der Zunis finden Maskentänze statt, und erstere werden von den Tänzern dabei aufs heftigste durchgeprügelt, ähnlich ist es unter den Návajoes.

Wie die Trumaifrauen eine Binde aus weichem grauweißlichem Bast, zu einem Strick gedreht, als einzige Verhüllung der partes secretae tragen, so ist bei den Bacairi nach v. d. Steinen das »Uluri« in Mode. Es ist dies ein kleines Dreieck von 7 cm Breite zu 3 cm Höhe, welches sie aus ziemlich hartem Rindenbast anfertigen. Es ist wie bei allen Naturvölkern, die von »Europas übertünchter Schamhaftigkeit« noch nicht beeinflußt sind, nicht die Verhüllung der Zweck, sondern der Verschluß, wie ja diese Gegenstände, ebenso wie bei den Männern die geschmückte Hüftschnur, oder das rote Fädchen der Trumai, womit sie den Penis hochbinden, mehr die Aufmerksamkeit herausfordern, als sie ablenken. Die Weiber der Trumai rollen einen langen, schmal zusammengefalteten Baststreifen an einem Ende ein wenig auf, halten dieses Röllchen mit der einen Hand gegen den unteren Winkel des Schamberges angedrückt, drehen mit der anderen Hand den freien Streifen einige Male um sich selbst und führen ihn zwischen den Beinen nach hinten hinauf, kommen wieder nach vorn zu dem Röllchen, drücken es mit dem quer darüber gespannten Streifen an und wenden sich über die andere Hüfte zum Kreuz zurück, wo sie das freie Ende umschlingen und festbinden.

siehe Bildunterschrift

1a u. b Uluri (Bacairi) v. d. Steinen. 2 Penisstulp der Bororo. 3a, b u. c Ulurimuster Bacairi Dr. M. Schmidt

Das Uliri der Bacairi sitzt sehr tief im Winkel des Schamberges auf; die untere Ecke des Dreiecks verlängert sich in einem etwa 4 mm breiten Dammstreifen aus hartem Rindenbast, während von den beiden oberen Ecken zwei dünne Fadenschnüre durch die Leistenbeugen, um die Schenkel herum, nach hinten laufen und dort mit dem schmalen Dammstreifen vereinigt werden, der von der unteren Spitze des Dreiecks her entgegen kommt.

Die Kobéufrauen (Koch-Grünberg) tragen ein kaum handgroßes, viereckiges Schürzchen, das an einer Schnur aus weißen Perlen hängt. Beim Stehen und Gehen klammern sie dasselbe zwischen die Oberschenkel, so daß es dicht über der Vagina liegt und den Eindruck erweckt, als sei es wie die Binden der Männer nach hinten zwischen den Beinen durchgezogen und an der Hüftschnur auf der Rückseite befestigt. Der Zweck ist, bei Mann und Weib keine Verhüllung, sondern bei ersterem, die glans zu verhindern, hervorzutreten, bei letzterem, die Schleimhautteile zurückzuhalten.

Die Männer der Botokuden (Aimorés) haften die Gewohnheit (Prinz von Wied), das Zeugungsglied in ein von trockenen Issarablattern geflochtenes Futteral zu stecken, das »giukann« hieß. Dasselbe beobachtete dieser Reisende bei den Cámacan, welche diese Hülle »hyranayka« nannten.

Der Stulp der Bororó, »inobá« genannt, ist ein langer Streifen ziemlich spröden, gelben Palmstrohs (v. d. Steinen). Er ist trichterförmig, nach unten spitz zulaufend, gerollt und gefaltet. Bei festlichen Gelegenheiten schieben diese Indianer eine mit roten Mustern bemalte »Fahne« seitlich ein. Es ist wie mit dem Faden der Trumai; das praeputium wird hindurchgezogen, sodaß das untere Ende des Trichters noch gerade einen Zipfel scharf abschnürt. Der weniger einschneidende Stulp ist eine Verbesserung und Verschönerung im Vergleich zu dem Faden. Ersterer war früher in Brasilien weit verbreitet. Zur Reifezeit werden die Knaben damit ausgerüstet und man begeht diesen Akt auf festliche Weise. Sie treten in die Reihe der Männer und Krieger. Bei dieser Feier werden sie mit Ruß angemalt und müssen allerhand Schabernack aushalten. Der Hauptspaß besteht darin, daß sich die Parteien an beiden Seiten eines Feuers aufstellen und die Jünglinge darüber hinweg sich einander zuwerfen.

Die Männer der Nahuquá und Bacaíri schieben das praeputium unter die Gürtelschnur, indem sie den Penis aufwärts dem Leibe anlegen, um das erstere zu verlängern. Die Trúmai binden das praeputium vor der glans mit einem durch uruku rot gefärbten Baumwollfaden zusammen. Die Yamamádi haben nach Ehrenreich eine Art Suspensorium, das an der Gürtelschnur befestigt wird. Es ist ein 6-7 cm langes, mit Baumwollfäden umwickeltes Hölzchen, an dessen Hinterseite eine Schlinge das praeputium festhält; vorn hängt ein Büschel von Schnürchen fransenartig herab. Die Hianákoto, ein Zweig der Umáua, tragen einen Gürtel oder eine Bauchbinde von 35 cm Breite aus hartem Baumbast, »hono« genannt, der Penis ist unter dem Gürtel hochgelegt und mit Hilfe der Hüftschnur am Leibe befestigt (Koch-Grünberg). Die Machacarís und Patáchos binden, wie der Prinz von Wied schreibt, das membrum virile vorn zu. Die Yauaperý (Hübner) binden eine einfache Schnur oder ein Bündel Schnüre um den Leib, der Penis wird dabei hochgelegt und mit dem vorderen Teile des praeputium unter die Hüftschnur geklemmt. Die Kayapó tragen einen Stulp, den sie auf dem praeputium befestigen, nachdem sie das frenulum mit einem Taquaraspahn durchschnitten haben (Kissenberth). Die Paressi-kabisi haben dieselbe Methode wie die Yauaperý, und nach Ansicht des Prof. Max Schmidt ist es der Zweck der Indianer, eine eventl. erectio weniger auffällig zu machen.

Ähnlich ist es auch bei anderen Stämmen. Keller-Lenzinger schreibt: »Caripunas indiani penem ad praeputium linis ligatum et sursum tractum destinatumque ad lineam ventri circumdatam ita gestant, ut perpendiculari ratione erigatur.

Miri istius moris quae sit vera causa, non satis compertum habemus; Moxos Indianos tamen, qui pertinent ad missiones iuxta Mamoré fluvium, novimus praeputium eodem modo praeligare: scilicet quum fistulae urinalis os velant, prorsus satisfecisse se pudicitiae legibus credentes.«

Der Stulp findet sich ferner bei den Yurúna und Mundrucú, auch in Kolumbien war er in Gebrauch. Die Coíba (Cuéva), die einst im oberen Cancatale wohnten, trugen ihn an der Hüftschnur befestigt, bei ihnen war er aus Muschel, Holz oder Metall gefertigt (Buschan).


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