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Kapitel IV.
Erotica

Erotische Feste wurden in vielen Stämmen gefeiert und dauerten oft tagelang an, so z. B. bei den Paézes in Columbien, wo bei Tage die Vorbereitungen getroffen wurden und man nachts mit starkem Trinken und Tanz begann, um sich dann den gröbsten Ausschweifungen hinzugeben.

Die Ausübung des Coitus findet auf die verschiedenste Art statt, vielfach auf übliche Weise, aber auch oft nach Art vierfüßiger Tiere, manchmal schamhaft versteckt, mitunter öffentlich vor Zeugen. Bei Völkern mit hochentwickelter Kultur findet man Unsitten und Obscönitäten, deren Wiedergabe uns auch heute noch in Darstellungen, wie auf peruanischen Vasen, erhalten ist. Danach wurde dieser Akt dort in Normalstellung, in der Seitenlage vom Rücken her, a posteriore und hockend ausgeübt (Ploss).

Von einem Stamme Südamerikas schreibt Ehrenreich: »Karayáe cum muliebribus more indigenarum Australiae concumbant. Vir pedibus extensis humi sedet et mulierem supinam ante se iacentem sursum attrahit, manus natibus eius supponens.«

In Peru fand auch nach Reizenstein unnatürlicher Geschlechtsverkehr statt, da der einfache Mann außer der Ehe keinen Verkehr hatte, und die Kinder 3-4 Jahre gesäugt wurden, die Mutter sich aber in dieser Zeit des Beischlafes enthielt. Auch über dieses Laster finden wir Belege auf alten Vasen, die der damals lebende Künstler in höchst naiver Weise als Darstellung verwandte. (Vir feminae penem in anem inducere solet.)

siehe Bildunterschrift

Peruanische Vase.

Da bei den Arluacos im südlichen Südamerika beide Geschlechter nicht vereint in demselben Hause wohnen dürfen, so begeben sie sich aufs Feld oder in die Bananenpflanzungen, um sich zu begatten (Sivers). Als La Perouse auf seiner Weltreise nach Port français (Lituya Bay) kam, sagte er an dieser Stelle seiner Reisebeschreibung, daß die Indianerweiber der dortigen Gegend sich weigerten, bei der Begattung den Schatten der Wälder aufzusuchen, sondern die Sonne zum Zeugen haben wollten. Unter den Ashluslays im Chaco geht der Geschlechtsakt oft in Gegenwart von Zuschauern vor sich und bei den Chorotis muß man sich in der Dunkelheit in der Umgebung ihrer Hütten vorsehen, nicht über ein Liebespaar zu stolpern (Nordenskiold). Die Mädchen beider Stämme küssen niemals den Geliebten, sondern kratzen ihn und spucken ihm ins Gesicht. Die Chorotiindianerin sucht sich nach der ersten Menstruation den Geliebten, den sie nach eigenem Ermessen öfters wechselt. Schließlich erwählt sie den Begleiter für ihr ganzes Leben und wird ihm eine treue, arbeitsame Frau. Bei den Ashluslay sind die Verhältnisse ebenso frei, nur etwas primitiver. Chiriguanos und Chanés in Bolivien sind zurückhaltender, und nur der Gast sieht bei den Freunden in der Hütte ihre intimen Handlungen. Die Einladung zum Coitus nennen die Chanés »pocóne«. Bei letzteren schläft der junge Mann bei seinem Mädchen in der Nacht vor der Hochzeit, muß sich aber am Abend vor einem Jagdausflug seiner Frau enthalten. Unter den Stämmen des Gran Chaco soll die primitive Säugetierstellung beim Coitus gewöhnlich sein.


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