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Kapitel II.
Ehebruch

Ehebruch wurde und wird unter den Indianern verschieden bestraft. An der Mosquitoküste in Mittelamerika mußte der Verführer dem Ehemann eine Kuh als Strafe geben, denn so hoch war der Preis der Frau. Die letztere ging straflos aus und soll oft den Liebhaber ihrem Gatten angezeigt haben, um dessen Viehstand zu vergrößern (Fellechner). Frauen oder Konkubinen der Häuptlinge traf Todesstrafe im alten Guatemala. Ehebrecherinnen aus dem Volke kamen mit einer Ermahnung davon, wurden jedoch bei wiederholtem Vergehen vom Vorsteher des Chinamit in die Sklaverei verkauft (Stoll). Bei den Azteken wurde der vornehme Ehebrecher im Gefängnis erdrosselt, der gemeine Mann auf öffentlichem Platze gesteinigt, die Frau gepfählt. Der Schänder wurde gehenkt, war es ein Priester, verbrannte man ihn lebendig. Der Kupplerin sengte man die Haare bis auf die Haut ab und rieb dann den Kopf mit Pech ein. Die Mayas töteten den Ehebrecher, wenn er als verheirateter Mann sich mit einer verheirateten Frau vergangen hatte, es sei denn, daß der Geschädigte ihm verzieh, wonach er frei ausging. Verübte ein Verheirateter im Tschibtschareiche Notzucht, so ließ man zwei Unverheiratete bei seiner Frau schlafen (Brühl). War eine Ehefrau des Ehebruchs verdächtig, mußte sie große Mengen spanischen Pfeffers essen. Erklärte sie sich schuldig, gab man ihr Wasser zu trinken und tötete sie. Hielt sie die Qualen aus, wurde sie für unschuldig erklärt. In Peru wurde die Ehebrecherin gesteinigt. Ehescheidungen kannte das Gesetz der Inkaperuaner nicht, da die reguläre Ehe bis zum Tode geschlossen galt (Brehm). Das Los der Witwe war entsetzlich; sie wurde, nachdem man ihr ein berauschendes Getränk eingeflößt hatte, mit ihrem toten Manne lebendig begraben.

siehe Bildunterschrift

Gott Iztlacoliuhqui und zwei mit dem Tode bestrafte Ehebrecher Cod. Tell. Rem. 16/17

Die Shaways, die ehemals an einem Arm des Redriver wohnten, von dort von den Dacóta über den Missouri und dann weiter bis zu den schwarzen Bergen gedrängt worden waren, ließen sich am Cheyenneriver nieder, von dem sie heute ihren Namen Cheyennes (Shyennes) führen. Sie sind der schönste Menschenschlag unter den Indianern der Prärie, ihre Ehe- und Keuschheitsgesetze sind äußerst streng. Die Cheyennes töten unbedingt jede Ehebrecherin.

Dort ist es Gebrauch, daß sich die Ehefrau, wenn der Gatte über Nacht vom Hause fern ist, ein Lariat von den Lenden an bis hinunter zu den Knöcheln fest um die Beine wickelt. Sollte nun ein anderer Mann das Weib, das sich auf diese Weise geschützt hat, notzüchtigen, würde er im ganzen Stamme für vogelfrei erklärt und umgebracht werden (Dodge).

Unter den anderen Stämmen ist man nicht so streng, und heutzutage wird der Ehebruch auch nicht mehr öffentlich durch das Gesetz bestraft, man überläßt es dem Ehemann, allein nach seinem Gutdünken zu verfahren. Entweder greift er zum Messer oder zur Büchse und die Sache ist erledigt, oder er schickt die Frau ihren Eltern zurück und gerbt dem Verführer das Fell, oder schließlich, er behält die Frau und der Ehebrecher muß zahlen, daß ihm die Augen übergehen.

Als Humboldt die südamerikanische Karibenmission aufsuchte, sah er, daß alle jungen Männer, die sich zu verehelichen wünschten, sich Fasten und außerordentlichen Bußübungen unterwerfen mußten. Man gab ihnen die Früchte einiger Euphorbiaceen ein, sperrte sie in Schwitzbäder, auch mußten sie von ihren Piaches (Zauberern) bereitete Arzneien einnehmen.

Nach Ehrenreich wird unter den Karayá die Jungfrauschaft geschützt und der außereheliche Verkehr bestraft. Die Ehebrecherin prügelt man selbst mit brennenden Holzscheiten, oder wirft sie lebendig auf den Scheiterhaufen.

Mädchen und Frauen des längst ausgestorbenen Volkes der Schetimasche am unteren Missouri waren keusch. Ein Mädchen, das sich vor der Ehe mit einem Manne verging, wurde geprügelt, während die Weiber der Bororo in Brasilien sich den Fremden anbieten.

Ein ähnliches Fest wie das »akhataymita« in Peru kannten auch die Taini auf Hayti, und ebenso wurde ein solches jährlich einmal in Nicaragua gefeiert. Bei dieser Gelegenheit war es allen Frauen jeden Standes erlaubt, sich jedem beliebigen Manne hinzugeben. Nach Stoll (Ethnologie) endeten die großen Feste in Guatemala mit Ausschweifungen der gröbsten Art; Töchter, Schwestern, Mütter mußten sich den Männern hingeben, selbst Kinder von 6 und 7 Jahren wurden mißbraucht.

Kommt ein Gast zu den Araonas in Bolivien, so bietet der Gastgeber ihm eine seiner Frauen als Bettgenossin an, und wehe demjenigen, der diese Liebenswürdigkeit zurückweisen würde, was in ihren Augen als größte Beleidigung gilt.

Der Pimo am Gila hält den Ehebruch nicht für verbrecherisch, wennschon er dem Ehemann nicht angenehm ist. Der Apacha schneidet der Ehebrecherin die Nase ab, stößt sie aus dem Hause und läßt sich sein Kaufgeld wiedergeben. Die Völker am Orinoko töten die Sünderin.

Als die Kariben noch nicht das Glück gehabt hatten, den Besuch der Europäer bei sich zu empfangen, war der Ehebruch bei ihnen eine res incognita. Als sie später hierdurch in ihren althergebrachten Sitten geschädigt wurden, schlug der Ehemann seine Frau einfach tot und erklärte dem Schwiegervater offen: »Ich habe deine Tochter getötet, weil sie mir untreu war,« was dieser ganz gerecht fand und ihm, wenn er noch eine unverheiratete Tochter im Hause hatte, diese als Ersatz gab.

Die Tobas und die ihnen ähnlichen Pilagá am Pilkomayo leben monogam, die Frauen sind sehr eifersüchtig, und häufig finden unter ihnen blutige Kämpfe um den Herrn der Schöpfung statt.

Die Botokudin (Aimoré), von mittelgroßer, kräftiger Figur, ist für gewöhnlich ihrem Mann in Treue ergeben, ertappt er sie aber auf einer Abschweifung, so schneidet er ihr ein Stück Fleisch aus dem Steiß.

Im Stamme der Brulés, einer Unterabteilung der Dacóta, versammelte sich zu einer gewissen Jahreszeit die ganze Bande (Dodge). Alle männlichen Mitglieder wurden in zwei Reihen ungefähr vier Fuß voneinander aufgestellt, zwischen denen die Weiber hindurchgehen mußten. Nun war jeder Mann verpflichtet, die Hand auf die Frau, während sie bei ihm vorbeiging, zu legen, mit der er innerhalb des letzten Jahres geschlechtlich verkehrt hatte. Unterließ er es, so kam es vor, daß das Weib ihm ins Gesicht schlug und ihn einen Feigling nannte, was zur Folge hatte, daß er öffentlich beschimpft und aus der Bande ausgestoßen wurde. Die Berührung des Mannes führte nichts Nachteiliges für ihn mit sich, noch bestrafte man das Weib, auch wenn sie verheiratet war. Auch verstieß sie der Gatte nicht, sie durfte bei ihm im Zelte bleiben war aber gewissermaßen ausgestoßen und vogelfrei. Jeder Mann, auch mehrere, konnte sie außerhalb der Behausung schwächen, wenn sie allein war, ging sie aber in Begleitung, und wenn auch nur eines Kindes, so war sie unantastbar. Wurde sie im nächsten Jahre bei Wiederkehr der Zeremonie nicht berührt, legte kein Mann die Hand auf sie, galt sie wieder in ihre ursprünglichen Eherechte als eingesetzt, ihre Reinheit wurde anerkannt und allgemeine Achtung war die Folge.

Auch in Amerika finden wir Polyandrie und die eigentümliche Sitte der Nebenmänner. Letzteres ist bei den Tlinkit nach Weniaminow der Fall, doch darf nur der Bruder oder ein naher Verwandter diese Rolle übernehmen. Will sich jemand die Teilhaberschaft an einer Bande erkaufen, so muß er sein Weib preisgeben. Dies bezeugt der Prinz von Wied bei den Arrikara.

An der Nordwestküste kommt es mitunter vor, daß sich alle jungen Männer eines Stammes verabreden, für eine Nacht ihre Frauen zu wechseln, wobei alte Familienväter und Junggesellen ausgeschlossen sind. Zuweilen wird auch ein solcher Tausch auf Monate ausgedehnt, womit die Frauen garnicht unzufrieden sein sollen.


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