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Nach etwa drei Wochen, nachdem Josua rund dreitausend Mark von Fräulein Doktor entliehen hatte, beliebte es ihm, von ihrem Fehltritt am Abend des Bacchusfestes zu erfahren.
Er löste sofort (empört) wegen Untreue die Verlobung auf. Fräulein Doktor lag im offenen Fenster und weinte ihre Tränen auf die Gärten des Georgianums.
Daß er so ein ... Moralist sei ... er.
Aber er blieb unerbittlich.
»Ich will,« donnerte er und drückte sie mit der Gewalt seiner Worte glatt auf die Fensterbrüstung, daß sie nicht atmen konnte, »eine unberührte Jungfrau ins Brautgemach führen.«
Bei dem Worte Brautgemach bekam Fräulein Doktor Halluzinationen und fiel in Ohnmacht.
Sie war in München unmöglich geworden.
Sie fuhr, um sich von ihren Enttäuschungen und Leiden zu erholen, mit dem nächsten Dampfer der Hapag nach Amerika, wo sie eine Stelle als Bibliothekarin der Universität Arizona anzunehmen gedachte, um sich zu betäuben. Vorher verlobte sie sich noch heimlich in aller Eile mit Klaus – so heimlich, daß es Josua erfuhr.
Die Verlobung kostete sie eine hübsche Summe Geldes. An Klaus. Aber auch an Josua, der Schweigegeld von ihr erpreßte.
Klaus sollte ihr in absehbarer Zeit über das große Wasser folgen. Er aber dachte gar nicht daran. Er haßte das Wasser an sich als Element und hatte schon Angst und nervöses Herzklopfen, wenn er nur über die Isarbrücke ging. Er stellte sich immer vor, sie würde einmal unter ihm zusammenbrechen.
»Beruhige dich, Klaus«, sagte Josua. »Weder eine Brücke noch ein Weib wird jemals unter dir zusammenbrechen.«
»Und Fräulein Doktor?« sprühte Klaus.
»Ist sie ein Weib?« fragte Josua.
»Aber vielleicht eine Brücke«, meinte Klaus.
»Zwischen mir und dir,« sagte Josua, »stimmt. Es war ihre Bestimmung. Sie hat, wie Lili einst, ihr Schicksal erfüllt. Trinken wir einen Schoppen auf ihr Gedächtnis.«