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Fünfzehntes Blatt.

Der Bauerntanz von Efferding.

Zur Eisenhand in Efferding,
Da rinnt kein schlechter Tropfen,
Da klirrt der Steinkrug kling, kling, kling,
Da ist noch Malz und Hopfen.

Da sitzt am Herrentisch mit Stolz
Der Schrecken aller Weiber,
Der Schinder aus dem »langen Holz«
Und Tunichtgut der Schreiber.

Der rote Hans von Sippachzell,
Der streicht so keck die Saiten,
Es tanzt sich aus dem Leib die Seel'
Der Schuster von Achleiten.

Da dreht der Bursch die Dirn herum,
Es blitzt von blanken Knöpfen,
Das neue Evangelium,
Es tanzt in allen Köpfen.

Es stampft der Fuß, es steigt der Staub,
Ein Klatschen und ein Springen –
Und ist der Wirt auch noch so taub,
Er muß den Rundreim singen.

Klaus Tunichtgut, das Schreiberlein,
Springt auf den Tisch vom Stuhle
Und zetert in den Lärm hinein,
Als wär' hier Sonntagsschule:

»Prälat von Wilring, denk an Gott,
Sei du kein Bauernpreller!
Wir haben Durst – es ist ein Spott! –
Und du hast Wein im Keller.

Die Schüssel dampft auf deinem Tisch
Mit Schmaus von allen Arten,
Kapaun und Wildbret, Krebs und Fisch,
Der Bauer nagt die Schwarten.

Du hältst nicht viel auf magre Kost,
Auf Armutei und Fasten,
So gib uns deines Kellers Trost,
Tu' auf den vollen Kasten!

Der Wucher frißt des Bauers Gut,
Das Brot wird täglich kleiner,
Der Herr nimmt Leibzins auf das Blut,
Den Rest schnappt der Zigeuner.

Es plündert uns, was plündern kann, –
Gebt acht! bald kommt ein Rächer,
Der setzt den feurig roten Hahn
Auf eure stolzen Dächer.

Der schwingt die Geißel übers Land
Und ist nicht Pfaff noch Ritter,
Der schreckt euch wie ein Feuerbrand,
Wie Gottes Ungewitter.«

Juchhei! so rast's im Kreis herum
Und will sich nicht erschöpfen,
Das neue Evangelium,
Es tanzt in allen Köpfen.

Wahnsinnig wird das Geigenspiel,
Hoch springen Dirn und Buben:
Da wird's auf einmal totenstill –
Ein Mann tritt in die Stuben.

Schwarz ist sein Wams und schwarz sein Hut,
Sein Handrohr steckt im Leder,
Stolz ist sein Blick und heiß sein Blut,
Blitzschnell erkennt ihn jeder.

»Das ist der Steff! und was will der?«
Bricht's los von allen Seiten, –
Er aber blickt mit Zorn umher:
»Gibt's hier so lockre Zeiten?

Pfui! schäm' dich, Wirt von Efferding,
Bist du denn stocktaub worden?
Hörst nicht die Glocken, kling, kling, kling?
Das Volk steht auf allorten.

Heraus! heraus, was helfen kann!
Der Jammer muß euch spornen,
Der Bauer ist kein schlechtrer Mann,
Als all die Hochgebornen.

Will sich in unsers Kaisers Land
Kein Schutzpatron uns zeigen.
So greifen wir mit starker Hand
Nach unserm alten Eigen.

Treibt man uns aus, wie's wilde Tier
In Not und Tod und Schrecken,
Das Feld ist unser frei Quartier,
Der Himmel unsre Decken.

Läßt man uns nackt am Hochgericht
Als arme Sünder baumeln,
So zünden wir der Welt ein Licht,
Sie soll vor Schauder taumeln.

Reißt auf das Tor! Hinaus zum Platz!
Hört meine Trommeln werben,
Vom einzigen Kind, vom liebsten Schatz
Hinaus, und wär's zum Sterben!« –

Da jauchzt der Hans von Sippachzell:
»Brich dir den Hals, du Geigen!
Der Tanz, von dem du sprichst, Gesell,
Das ist der schönste Reigen.«

Der Schinder aus dem langen Holz,
Der Schuster von Achleiten,
Die pflanzen sich zum Steff mit Stolz:
«Wir wollen dich begleiten!«

Hopp! springt der Schreiber Tunichtgut
Vom Tisch herab zur Diele,
Er drückt aufs Ohr sich keck den Hut
Und bläst auf seinem Kiele:

»Reißt auf das Tor! hinaus zum Platz!
Der Fadinger tut werben.
Für Haus und Hof, für Kind und Schatz,
Auf Leben und auf Sterben!«


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