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Die große Trummel geht herum,
Die Lärmtrompeten schmettern.
Der Viertelsausschuß wandelt frumm,
Geführt von Rat und Vätern.
Man schaut's an jedem Ort und End
Gedruckt in allen Sorten:
Das Reformationspatent
Ist endlich Fleisch geworden.
Verbirgt sich wo ein Protestant,
Der soll sein' Sach' verkaufen,
Mit Sack und Pack hinaus zum Land,
Die Frist ist abgelaufen.
Der Hochwohlweise Magistrat
Kommt feierlich geschritten,
Es zittert Linz, die gute Stadt,
Vom Beten und vom Bitten.
Da ist kein Staffelstein zu schief,
Kein Rinnsal zu zerbrochen,
Kein Bürgersteig zu hoch, zu tief,
Das Völklein kommt gekrochen.
Es wimmelt ein Walpurgistanz
Von gottberauschten Herzen,
Die Weiblein mit dem Rosenkranz,
Die Männlein mit den Kerzen.
Hei! was man da Gesichter sieht
Mit aufgestülpten Nasen,
Sie singen manches fromme Lied
Mit Gurgeln und mit Blasen.
Ein Pfründner betet vor mit Kraft:
»Herr, laß dein Volk nicht lästern!«
Er führt die fromme Bruderschaft
Und die gottseligen Schwestern.
Es kommt ein frommer Advokat
Dem Zug voran gestiegen,
Schulmeister Pips, geschniegelt glatt,
Weiß schlau sich anzuschmiegen.
Baßgeigenmacher Michel Stark
Geht stolz mit den Erwählten,
Er denkt: »Es ist mir alles Quark,
Der Brummbaß muß doch gelten.«
Vergolder Bleiglanz lächelt fein:
»Ich sag's zu allen Stunden,
Die Heiligen mit dem Glorienschein
Sind meine besten Kunden.«
Manch scharlachrotes Regendach
Schwebt überm Haupt als Himmel;
Der Geist ist stark, der Leib ist schwach:
Da hilft ein Tröpflein Kümmel.
So wandeln Weib und Kind und Mann,
Die Jungen und die Alten,
Gemächlich bis zum Domplatz an,
Wo sie die Heerschau halten.
Wer steht da vor der Kirchentür
Und gibt dem Volk den Segen
Gewaltig wie ein Bischof schier?
Ein starker Gottesdegen!
Er hält das Buch der heiligen Schrift,
Er schwitzt im Dienst der Geister:
Das ist vom Kapuzinerstift
Der Pater Kellermeister.
Karfunkelrot ist sein Gesicht,
Karfunkelrot die Nase,
Weindurstig wie ein Kellerlicht
Glüht's Aeuglein hinterm Glase.
Zum Bäuchlein spricht der Lendenstrick:
Bis hierher und nicht weiter!
Das Bäuchlein protestiert zurück:
Taugst du nicht, taugt ein zweiter.
Von unsers Paters Antlitz rinnt
Der Schweiß in üppigen Bächen,
Sein ungeheurer Mund beginnt
Zur frommen Schar zu sprechen:
»Ihr seid verdammt durch Evas Schuld,
Ihr lebt wie Heid' und Türken,
Ich aber will euch Gottes Huld
Mit meiner Kraft erwirken.
Wacht auf, wacht auf vom Sündenschlaf!
Werft ab Gomorrhas Ketten!
Ist hier noch ein verlornes Schaf,
So bringt's, ich will es retten.
Ich führ's hinein durchs Himmelstor,
Gehüllt in reine Kleider« – – –
Da springen drei Bekehrte vor
Und packen – einen Schneider.
Der Schneider hüpft, der Schneider springt,
Er zittert um sein Leben,
Doch weil ihm keine Flucht gelingt,
So muß er sich ergeben.
»Was birgst du unterm Hosenlatz?«
So inquiriert der Meister,
»Heraus mit dem verborgnen Schatz!
Oh! – Alle guten Geister!
Ein Buch der höllischen Magie?
Seht! – laßt ihn nicht entweichen! –
Herrn Kepplers, Mathematici,
Tierkreis und Himmelszeichen.
Ein Drudenfuß ist draufgeklext,
Oh, wie wir das schon kennen!
Weicht weit von ihm! Er ist behext.
Der Schneider muß verbrennen!« –
Behext! Da wird's dem Mannsvolk warm,
Das Weibsvolk kreischt in Krämpfen,
Der Teufelsbanner hebt den Arm,
Er will den Aufruhr dämpfen.
Behext! behext! So heult's im Troß,
So schreit's mit hundert Zungen,
Die drei Bekehrten lassen los –
Der Schneider ist entsprungen.