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Der mächtigste Mann in Mekka, Abu Sofijan, erkennt die Aussichtslosigkeit weiteren Widerstandes und vermittelt die unblutige Unterwerfung Mekkas. Die Kaaba wird zum höchste« Heiligtum des Islam. Der Umschwung in Mekka gibt das Signal zur Unterwerfung fast aller Araberstämme. Das Auftreten eines Gegenpropheten erweist lediglich den Sieg des prophetischen Gedankens.
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Als die Kureisch und die Benn Bekr vereint gegen die Chozaa gekämpft und sie geschlagen und dadurch den mit Mohammed geschlossenen Vertrag verletzt hatten, dessen Bundesgenossen die Chozaa waren, begab sich Amr Ibn Salim, der Chozaite, von den Benn Kaab zu Mohammed nach Medina, und dies führte die Eroberung von Mekka herbei. Er stellte sich nämlich vor Mohammed hin, welcher in der Moschee in der Mitte seiner Leute saß, und dichtete:
»O Herr! Ich beschwöre Mohammed bei dem Bündnis zwischen unserm und seinem Stammvater, ihr wäret wie seine Kinder und wir wie seine Väter. Später schlossen wir Frieden und berührten keine Hand mehr. Steh uns bei! Gott schenke dir den von ihm bereiteten Sieg! Fordere die Diener Gottes auf, daß sie uns helfen. In ihrer Mitte befindet sich der Gesandte Gottes, der sein Schwert zieht und dessen Gesicht die Farbe wechselt, wenn ihm ein Schimpf angetan wird, mit einer Schar, die wie das schäumende Meer einherwogt. Die Kureisch haben ihr Wort gegen dich gebrochen und das feste Bündnis verletzt und in ihrer Niedrigkeit mir aufgelauert. Sie glaubten, ich werde niemanden zu Hilfe rufen. Sie sind niedriger und geringer an Zahl, sie haben uns bei Wetir im Schlaf überfallen und erschlagen, als wir (zum Gebete) uns verbeugten und niederfielen.«
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Nach Amr kam auch Budeil Ibn Waraka mit einer Anzahl Chozaiten und berichtete Mohammed, was ihnen zugestoßen, und wie die Kureisch sich mit den Benu Bekr gegen sie vereinigt hatten, und kehrten dann wieder nach Mekka zurück. Mohammed sagte zu den Seinigen: »Mir ist, als sähe ich schon Abu Sofjan kommen, um das Bündnis zu befestigen und den Vertrag weiter auszudehnen.« Budeil und seine Gefährten begegneten Abu Sofjan in Osfan. Die Kureisch hatten ihn ausgesandt, um das Bündnis zu befestigen und weiter auszudehnen, denn sie fürchteten die Folgen ihres Verfahrens. Abu Sofjan fragte Budeil, wo er herkomme – er vermutete, daß er von Mohammed komme –, er antwortete: »Ich war mit einigen Chozaiten an diesem Ufer und im Innern dieses Tales.« Jener fragte: »Warst du nicht bei Mohammed?« Budeil antwortete: »Nein.« Als Budeil fort war, sagte Sofjan: »Wenn er in Medina war, so hat er seine Kamele mit Dattelkernen gefüttert.« Er ging daher an den Lagerplatz Budeils und untersuchte den Kamelmist, und als er Dattelkerne darin fand, sagte er: »Ich schwöre bei Gott, Budeil war schon bei Mohammed.«
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Als Abu Sofjan nach Medina kam, begab er sich zu seiner Tochter Umm Habibeh, und als er sich auf das Bett Mohammeds niederlassen wollte, schob sie es weg. Da sagte er: »Bin ich dir lieber oder dieses Bett?« Sie antwortete: »Es ist das Bett des Gesandten Gottes und du bist ein unreiner Götzendiener, darum will ich nicht, daß du auf diesem Bett sitzest.« Er versetzte: »Bei Gott, du bist schlimm geworden seit unserer Trennung.« Er begab sich dann zu Mohammed und sprach mit ihm, der gab ihm aber keine Antwort. Er ging dann zu Abu Bekr und ersuchte ihn, mit Mohammed für ihn zu sprechen, der weigerte sich aber. Er begab sich hierauf mit derselben Bitte zu Omar. Dieser sagte: »Ich soll euer Fürsprecher bei Mohammed sein? Bei Gott, wenn ich nur über eine Ameise zu gebieten hätte, würde ich euch damit bekriegen.«
Er ging dann zu Ali, bei welchem seine Gattin Fatimeh war, und sein Sohn Hasan als kleines Kind vor ihr herumkroch und sagte: »Du stehest mir am nächsten; ich bin in einer Angelegenheit hierher gekommen und möchte nicht heimkehren, ohne sie erledigt zu haben, sei mein Fürsprecher bei Mohammed!« Ali sagte: »Wehe dir. Abu Sofian, bei Gott, Mohammed hat einen Beschluß gefaßt, gegen welchen wir nichts zu sagen vermögen.« Er wendete sich dann zu Fatimeh und sagte: »O Tochter Mohammeds! Willst du nicht deinem Söhnchen hier sagen, er soll gegenseitigen Schutz verkünden? Er würde bis ans Ende der Zeit Herr der Araber sein.« Sie antwortete: »Mein Söhnchen ist noch zu jung, um Schutz zu gewähren, auch kann niemand gegen Mohammed jemanden beschützen.« Da sagte Abu Sofia: »O Vater Hasans, ich sehe, daß die Umstände mir sehr ungünstig sind, erteile mir einen Rat!« Ali antwortete: »Bei Gott, ich weiß nichts, was dir nützen könnte, doch du bist der Herr der Benn Kinane; mache dich auf, verkünde gegenseitigen Schutz und reise wieder heim!« Abu Sofian fragte: »Glaubest du, daß dies was nützen wird?« Ali antwortete: »Nein, bei Gott, ich glaube nicht, aber ich weiß nichts anderes.« Abu Sofia ging hierauf in den Tempel und sagte: »O ihr Leute, ich verkünde gegenseitigen Schutz.« Dann bestieg er sein Kamel und reiste ab.
Als er zu den Kureisch zurückkam und sie ihn fragten, was er bringe, sagte er: »Ich habe mit Mohammed gesprochen, er hat mir aber gar keine Antwort gegeben, auch bei Abu Bekr fand ich nichts Gutes, und Omar zeigte sich als der größte Feind; dann ging ich zu Ali, ihn fand ich am weichsten, er hat mir auch einen Rat gegeben, den ich befolgt habe, aber, bei Gott, ich weiß nicht, ob es was nützen wird.« Sie fragten ihn dann, was er ihm geraten, und als er es ihnen mitteilte, fragten sie: »Hat Mohammed dir die Erlaubnis dazu gegeben?« »Nein.« »Bei Gott, der Mann hat nur sein Spiel mit dir getrieben, was nützen deine Worte?« »Nichts, aber, bei Gott, ich wußte nichts anderes.«
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Mohammed erteilte den Befehl zur Ausrüstung und befahl auch seinen Leuten, das Nötige zu einem Feldzug vorzubereiten. Als Abu Bekr seine Tochter Aischa besuchte und mit Vorbereitungen zu einem Feldzug beschäftigt fand, fragte er sie: »Hat euch Mohammed befohlen, seine Ausrüstung bereitzuhalten?« »Ja, tu du das gleiche!« »Und wohin glaubst du, daß er ziehen will?« »Bei Gott, ich weiß es nicht.« Mohammed sagte den Leuten später, daß er nach Mekka ziehen werde, und befahl ihnen, die Ausrüstung mit Ernst zu betreiben. Auch betete er: »Gott, entziehe den Kureisch Kundschafter und jeden sonstigen Bericht, damit wir sie in ihrem Lande überraschen!«
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Als Mohammed in Marr Azzahran lagerte, dachte ich, so erzählt Alabbas Ein Oheim Mohammeds. Marr Azzahran ist nur fünfviertel Meilen von Mekka entfernt., wehe den Kureisch! Bei Gott, wenn Mohammed mit Gewalt in Mekka einzieht, ehe sie kommen und ihn um Gnade bitten, so ist es aus mit ihnen bis ans Ende der Zeit. Ich bestieg daher das Albeidha genannte Maultier Mohammeds und ritt bis Alarak und dachte, vielleicht finde ich einen Holzsammler oder einen Milchverkäufer oder sonst einen Geschäftsmann, der nach Mekka geht und den Kureisch sagt, wo Mohammed weilt, damit sie herauskommen und ihn um Sicherheit anflehen, ehe er mit Gewalt einzieht. Dann schwur ich bei Gott, selbst hinzugehen, um das Ziel meines Ausritts zu erreichen, auf einmal hörte ich ein Gespräch zwischen Abu Sofjan und Budeil Ibn Waraka. Jener sagte: »Ich habe nie so viele Flammen und so viele Truppen gesehen, wie diese Nacht.« Budeil erwiderte: »Es sind, bei Gott, die Chozaa, welche der Krieg aufgestachelt.« Abu Sofjan versetzte aber: »Die Chozaa sind zu gering und zu wenig, um so viele Feuer und Truppen zu haben.« Ich erkannte seine Stimme und rief: »Abu Hanzala!« Er erkannte meine Stimme und rief: »Abu-l-Fadhl! Ich bin es!« »Was hast du? Du bist mir teurer als Vater und Mutter.« »Wehe dir. Abu Sofjan, hier ist Mohammed mit seinen Leuten, wehe den Kureisch!« »Und was ist zu tun? Gern gebe ich Vater und Mutter für dich hin.« »Bei Gott, wenn er deiner habhaft wird, schlägt er dir den Hals ab; steige hinter mir auf dieses Maultier, ich führe dich zu ihm und flehe ihn um Gnade an für dich.«
Er stieg auf und sein Gefährte kehrte um. Sooft ich mit ihm an einem Wachtfeuer der Moslems vorüberkam, fragten sie: »Wer da?« und als sie das Maultier Mohammeds sahen, auf dem ich ritt, sagten sie: »Es ist der Oheim des Gesandten Gottes,« bis ich endlich an dem Feuer Omars vorüberkam; da rief er: »Wer da?« und erhob sich zu mir, und als er Abu Sofjan auf dem Hinterteile des Maultiers sah, sagte er: »Es ist Abu Sofjan, der Feind Gottes, gepriesen sei Allah, der ihn ohne Vertrag und Bündnis in unsere Gewalt liefert.« Er lief dann zu Mohammed hin; ich aber spornte das Maultier an und kam ihm um so viel zuvor, als ein saumseliges Maultier einem nicht flinken Manne zuvorkommt, sprang herunter und trat zu Mohammed ein. Omar kam auch und sagte: »O Gesandter Gottes! Hier ist Abu Sofjan, den Gott ohne Vertrag in unsere Gewalt liefert, erlaube, daß ich ihm den Hals abschlage!« Ich sagte: »Gesandter Gottes, ich habe ihn unter meinen Schutz genommen.« Ich setzte mich dann zu Mohammed, faßte sein Haupt und sagte: »Bei Gott, es soll ihm außer mir in dieser Nacht niemand nahetreten.« Als Omar noch manches darüber vorbrachte, sagte ich: »Langsam, Omar; bei Gott, gehörte er zu den Benu Adii Ibn Kaab, so würdest du nicht so sprechen, du weißt aber, daß er zu den Söhnen Menafs gehört.« Omar erwiderte: »Sachte! Abbas, bei Gott, ich habe mich an dem Tage deiner Bekehrung mehr gefreut, als wenn Alchattab sich bekehrt hätte, weil ich wußte, daß es Mohammed mehr Freude gemacht.« Da sagte Mohammed: »Geh mit ihm in dein Lager und führe ihn morgen früh wieder zu mir.« Ich führte ihn in mein Lager und er brachte die Nacht bei mir zu.
Am folgenden Morgen ging ich wieder mit ihm zu Mohammed. Als dieser ihn sah, rief er: »Wehe dir. Abu Sofjan! Siehst du noch nicht ein, daß es keinen Gott gibt außer Gott?« Er antwortete: »Du bist mir teurer als mein Vater und meine Mutter, wie mild, wie edel, wie zärtlich bist du gegen deine Verwandten, bei Gott, ich glaube, daß wenn es noch andere Götter außer Gott gäbe, sie etwas nützen würden.« Mohammed sagte wieder: »Wehe dir, Abu Sofjan, erkennst du noch nicht, daß ich ein Gesandter Gottes bin?« Er antwortete: »Du bist mir so teuer wie mein Vater und meine Mutter, wie edel, wie mild, wie zärtlich bist du gegen deine Verwandten, aber, bei Gott, was das betrifft, so birgt mein Inneres noch einiges Widerstreben.« Da sagte ich: »Wehe dir! Werde Moslem und bekenne, daß es keinen Gott gibt außer Gott, und daß Mohammed ein Gesandter Gottes ist, ehe man dir das Haupt abschlägt.« Da legte er das Bekenntnis ab und wurde Moslem. Ich sagte dann zu Mohammed: »Abu Sofjan ist ein ehrgeiziger Mann, befriedige ihn!« Mohammed sagte: »Gut, wer sein Haus betritt, soll in Sicherheit sein, ebenso, wer sich in seiner eigenen Wohnung verschließt oder in den Tempel geht.«
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Als er weggehen wollte, sagte Mohammed zu Abbas: »Halte ihn an dem Engpaß des Tals, wo der Berg hervorspringt, zurück, damit er die vorüberziehenden Scharen Gottes sehe.« Ich befolgte diesen Befehl, erzählt Abbas, und die Kabilen zogen mit ihren Bannern vorüber. Sooft eine vorüberkam, fragte er: »Wer sind die?« Wenn ich die Suleim nannte, sagte er: »Was gehen mich die Suleim an?« Das gleiche sagte er bei den Nuzeina und bei allen vorüberziehenden Kabilen, nach deren Namen er mich fragte, bis endlich Mohammed mit der dunklen Schar vorüberzog, bei welcher die Auswanderer und Hilfsgenossen waren, und von denen man nur die eiserne Hülle sah, da sagte er: »Gepriesen sei der Herr! O Abbas! Wer sind diese?« Ich antwortete: »Es ist der Gesandte Gottes mit den Auswanderern und Hilfsgenossen.« Da sagte er: »Bei Gott, Vater Fadhls, gegen diese vermag niemand etwas; das Reich deines Neffen ist mächtig geworden.« Ich erwiderte: »Sein Prophetentum.« Er fragte: »Und was dann?« Ich antwortete: »Eile zu den Deinigen!«
Als er zu ihnen kam, rief er mit lauter Stimme: »O ihr Kureischiten! Mohammed rückt heran in einer Weise, daß kein Widerstand möglich ist; wer in das Haus Abu Sofjans geht, ist sicher.« Da erhob sich Hind, die Tochter Otbas, und faßte ihn am Schnurrbart und sagte: »Erschlaget den schmutzigen, unbrauchbaren Schlauch, den der Vortrab des Feindes schon zuschanden macht!« Hind nahm nach Mohammeds Einzug seine Begnadigung an; ihr Sohn Moawija wurde als Kalif Begründer der Dynastie der Omajjaden. Abu Sofjan sagte: »Wehe euch! Lasset euch von dieser nicht täuschen! Es zieht etwas heran, gegen das ihr keine Macht habt; wer in das Haus Abu Sofjans geht, ist sicher.« Da sagten sie: »Gott töte dich! Was kann dein Haus uns nützen?« Da setzte er hinzu: »Wer seine Türe hinter sich schließt, ist auch sicher, ebenso wer in den Tempel geht.«
Da zerstreuten sich die Leute, die einen verschlossen sich in ihren Häusern, die anderen begaben sich in den Tempel.
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Als Mohammed bei Aufbruch von Dsu Tawa seine Truppen ordnete, befahl er Zubeir, mit einer Abteilung von Kuda her einzurücken – er befehligte den linken Flügel –, und Saad Ibn Ubade sollte mit einer Abteilung von Kada her einziehen. Einige Gelehrten behaupten, Saad habe beim Einzug gesagt: »Heut' ist ein Tag des Kriegs, heut' wird das Heiligtum entweiht.« Ein Auswanderer, der dieses hörte, sagte zu Mohammed: »Höre, was Saad sagt! Wir sind nicht sicher, daß er nicht gegen die Kureisch anstürme.« Da sagte Mohammed zu Ali »Hole ihn ein, nimm ihm die Fahne weg und ziehe du damit ein!« Chalid Ibn Welid, der den rechten Flügel befehligte, erhielt die Weisung, von Allit her durch die niederen Teile Mekkas einzuziehen, bei ihm waren die Benu Aslam, Suleim, Muzeina, Djuheina und andere Beduinenstämme. Abu Obeida Ibn Aldjarrah ergoß sich mit Scharen Gläubiger vor Mohammed her über Mekka, welcher seinen Auszug über Adsachir hielt, bis er die Höhe der Stadt erreichte, wo man sein Zelt aufschlug.
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Mohammed hatte seinen Emiren den Befehl erteilt, beim Einzug von Mekka nur die zu bekämpfen, die ihnen feindselig begegnen, doch nannte er ihnen einige Personen, die sie töten sollten, selbst wenn sie sie hinter den Vorhängen der Kaaba fänden. Zu ihnen gehörte Ibn Saad, ein Bruder der Benu Aamir, denn er hatte sich zum Islam bekehrt und für Mohammed die Offenbarung aufgeschrieben, und war wieder abtrünnig geworden und zu den Kureisch zurückgekehrt. Jetzt flüchtete er sich zu seinem Milchbruder Othmann Ibn Affan. Dieser ging mit ihm zu Mohammed, als alles ruhig war, und erflehte seine Begnadigung. Man behauptet, Mohammed habe lange geschwiegen, ehe er Othmanns Bitte gewährte. Als dieser sich entfernt hatte, sagte Mohammed zu seiner Umgebung: »Ich habe geschwiegen, damit einer von euch sich erhebe und ihm den Kopf abschlage.« Da sagte einer der Hilfsgenossen: »Warum hast du mir keinen Wink gegeben?« Mohammed sagte: »Ein Prophet läßt nicht durch Zeichen hinrichten.«
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Nachdem Mohammed sich in Mekka niedergelassen hatte und alles ruhig war, umkreiste er auf seinem Kamele siebenmal den Tempel und berührte den Pfeiler mit einem oben gekrümmten Stabe. Als er den Tempel umkreist hatte, rief er Othmann Ibn Abi Talha und nahm ihm den Schlüssel der Kaaba ab, ließ sich öffnen und trat hinein. Er fand eine Taube von Aloeholz darin, die er zerbrach und wegwarf; dann blieb er an der Türe der Kaaba stehen, während die Leute in der Moschee wartend umherstanden.
Als Mohammed an dem Tore der Kaaba stand, sagte er: »Es gibt keinen Gott außer Allah, dem Einzigen, er hat keinen Genossen, er hat seine Verheißung verwirklicht und ist seinem Diener beigestanden, und hat allein die Scharen in die Flucht getrieben. Jedes Privilegium, jede Blutschuld oder Geldraub, für die etwa noch Ansprüche erhoben werden, trete ich hiermit unter meine Füße, mit Ausnahme der Tempelhut und des Tränkens der Pilger. Für eine nicht vorsätzliche Tötung, die einem geflissentlichen Mord gleicht, wie das Töten mit einer Peitsche oder einem Stock, soll das schwere Sühnegeld bezahlt werden: Hundert Kamele, worunter vierzig trächtige. O ihr Kureisch, Gott hat den Ahnenstolz und den Hochmut des Heidentums von euch weggenommen, alle Menschen stammen von Adam, und Adam ist aus Erde geschaffen.« Dann fuhr er fort: »O ihr Kureisch! Was erwartet ihr von mir?« Sie antworteten: »Nur Gutes, du bist ein edler Bruder und Vetter.« Er versetzte: »Geht, ihr seid frei.«
Mohammed setzte sich dann und Ali, mit dem Schlüssel der Kaaba in der Hand, trat vor ihn und sagte: »Gott sei dir gnädig, Gesandter Gottes, laß uns die Tempelhut mit dem Pilgertränken vereinen!« Mohammed sprach: »Wo ist Othmann Ibn Talha?« Man rief ihn herbei und Mohammed sagte: »Hier dein Schlüssel, Othmann, dieser Tag ist ein Tag der Redlichkeit und Treue.«
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Mohammed in seiner Kanzelrede sagte: »O ihr Leute, Gott hat Mekka geheiligt am Tage, als er Himmel und Erde schuf, und sie bleibt heilig bis zum Tage der Auferstehung; es ist keinem Gläubigen gestattet, Blut darin zu vergießen oder einen Baum zu fällen, es war niemandem vor mir erlaubt, und wird niemandem nach mir erlaubt, es war mir nur in dieser Stunde erlaubt, wegen Gottes Zorn gegen ihre Bewohner, dann wurde sie aber wieder geheiligt wie zuvor, der Anwesende mag es dem Abwesenden verkünden. Sagt euch jemand: Mohammed habe ja darin Krieg geführt, so antwortet: Gott hat es seinem Gesandten erlaubt, aber nicht euch.«
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Als Mohammed von den Thakifiten abzog Nach vergeblicher Belagerung ihrer Stadt Taif., folgte ihm Urwe Ibn Masud, der Thakifite, und holte ihn noch vor seiner Ankunft in Medina ein und bekannte sich zum Islam. Er bat dann Mohammed, ihm zu erlauben, wieder zu den Seinigen zurückzukehren und ihnen den Islam zu verkünden. Mohammed sagte ihm nach dem Berichte seiner Stammesgenossen: »Sie werden dich töten,« denn Mohammed wußte, daß sie in ihrer Weigerung die größte Entschlossenheit zeigten. Urwe sagte aber: »O Gesandter Gottes, ich bin ihnen teurer als ihre erstgeborenen Söhne.« Er war in der Tat beliebt und man hörte auf ihn. Er ging nun, um sein Volk zum Islam aufzurufen, und hoffte wegen seines Ansehens, auch hierin keinen Widerspruch zu finden. Als er aber einen Kiosk bestieg und sie zum Islam aufrief und ihnen seinen Glauben offenbarte, schossen sie von allen Seiten Pfeile gegen ihn ab, und er wurde von einem Pfeile getroffen und getötet.
Die Thakifiten blieben so noch einige Monate nach der Ermordung Urwes, dann berieten sie sich untereinander und sahen ein, daß sie nicht stark genug wären, um die sie umgebenden Araber zu bekämpfen, welche alle Mohammed gehuldigt und den Islam angenommen hatten. Amr Ibn Omejja, ein Bruder der Benu Iladj, hielt sich fern von Abd Jalil Ibn Amr, nachdem sich zwischen ihnen Schlimmes ereignet hatte. Amr, der einer der listigsten Araber war, ging indessen nach Abd Jalils Haus und ließ ihn bitten, zu ihm herauszukommen. Abd Jalil sagte zu dem Boten: »Wehe dir! Hat dich Amr zu mir geschickt?« Er antwortete: »Ja, und er steht hier in deinem Hause.« Da sagte jener: »Das hätte ich nicht erwartet, ich hätte Amr mehr Seelenstärke zugetraut.« Er ging dann zu ihm und hieß ihn willkommen. Amr sagte: »Es sind Zustände eingetreten, die keine Spaltung mehr lassen, die Sache jenes Mannes ist das geworden, was dir bekannt ist; alle Araber bekennen sich zum Islam, ihr habt keine Kraft sie zu bekämpfen, darum sehet, was ihr zu tun habt!« Hierauf pflegten die Thakifiten Rat, und es sagte einer zum anderen: »Seht ihr nicht, daß ihr auf keinem Wege sicher seid, daß keiner von euch ausgeht, ohne aufgehalten zu werden?« Nach gepflogenem Rat beschlossen sie daher, einen Boten zu Mohammed zu schicken, so wie sie früher Urwe zu ihm geschickt hatten, und sie redeten mit Abd Jalil, der gleichen Alters mit Urwe war, und schlugen ihn als Boten vor; er weigerte sich aber, weil er fürchtete, es möchte ihm wie Urwe ergehen; er sagte: »Ich tue es nicht, wenn ihr nicht noch andere Männer mit mir schickt.« Sie beschlossen, noch drei Thakifiten und zwei Bundesgenossen mit ihm zu schicken, so daß sie sechs waren.
Abd Jalil, der Führer und Herr der Abgeordneten, reiste mit ihnen ab, und er hatte sie nur mitgenommen aus Furcht, es möchte ihm wie Urwe ergehen, während er so hoffte, daß ein jeder von ihnen nach der Rückkehr sein Geschlecht beschäftigen werde. Als sie in Kanat, in der Nähe von Medina, abstiegen, trafen sie Mughira Ibn Schuba, an dem die Reihe war, die Kamele der Gefährten Mohammeds auf die Weide zu führen, denn die Gefährten wechselten miteinander in diesem Dienste ab. Als er die Thakifiten sah, überließ er ihnen die Herde und sprang eilig fort, um Mohammed davon zu benachrichtigen; da begegnete er Abu Bekr, ehe er zu Mohammed kam, und sagte ihm, die Thakifiten seien gekommen, um Mohammed zu huldigen und den Islam unter der Bedingung anzunehmen, daß er ihnen eine Sicherheitsurkunde für ihre Leute, ihr Land und ihr Gut ausstelle. Abu Bekr sagte zu Mughira: »Ich beschwöre dich bei Allah, geh nicht vor mir zu Mohammed, damit ich ihm dies verkünde.« Mughira fügte sich und Abu Bekr benachrichtigte Mohammed von der Ankunft der Thakifiten. Mughira ging dann mit den Abgeordneten zu seinen Freunden und ließ ihre Kamele bei ihnen ausruhen und lehrte sie, wie sie Mohammed grüßen sollten; sie verharrten jedoch bei ihrem heidnischen Gruße. Als sie zu Mohammed kamen, ließ er ihnen, wie behauptet wird, an der Seite seiner Moschee ein Zelt errichten. Chalid Ibn Said war der Vermittler zwischen ihnen und Mohammed, bis endlich der Vertrag aufgesetzt wurde, den auch Chalid schrieb. Auch aßen sie nichts von den Speisen, die ihnen von Mohammed geschickt wurden, ehe sie Chalid gekostet hatte, bis sie sich zum Islam bekannten und der Vertrag geschlossen war.
Sie hatten von Mohammed verlangt, daß er ihnen ihren Götzen Lat noch drei Jahre lasse, als er sich weigerte, baten sie um zwei Jahre, dann um ein Jahr und zuletzt um einen Monat. Mohammed aber wollte ihnen gar keine bestimmte Frist gönnen. Die Abgeordneten gaben vor, sie bezweckten damit nur, sich vor ihren Toren, Frauen und Kindern zu schützen, und es sei ihnen unangenehm, ihre Leute durch das Zerbrechen der Götzen in Schrecken zu setzen, ehe der Islam bei ihnen Eingang gefunden. Mohammed aber bestand darauf, Abu Sofjan und Mughira Ibn Schuba zu schicken, um Lat zu zerstören. Mit der Bitte um Erhaltung des Götzen hatten sie auch die verbunden, mit dem Gebete verschont zu bleiben, und daß sie genötigt sein sollten, den Götzen mit eigener Hand zu zerschlagen. Mohammed antwortete darauf: »Was das Zerschlagen mit eigener Hand angeht, so wollen wir es euch erlassen, das Gebet aber nicht, denn es ist nichts Gutes an einer Religion, die kein Gebet hat.« Schließlich sagten sie zu Mohammed: »Wir gewähren dir alles, wenn es auch eine Demütigung ist.«
Als sie sich bekehrt hatten und der Vertrag geschrieben war, ernannte Mohammed Othmann Ibn Abi-l-Aaß zu ihrem Vorgesetzten, obgleich er einer der Jüngsten war, weil er am eifrigsten in den Studien des Islam und in dem Erlernen des Koran war, wie dies auch Abu Bekr zu Mohammed gesagt hatte. Isa Ibn Abd Allah hat mir von Atijeh Ibn Sofjan berichtet, dem einer der Abgeordneten erzählt hat: »Als wir uns bekehrt hatten und mit Mohammed die noch übrigen Tage vom Ramadhan fasteten, brachte uns Bilal das Frühstück und das Abendessen von Mohammed. Wenn er uns ersteres brachte, sagten wir: ›Wir glauben, der Morgenstern ist schon aufgegangen.‹ Er aber sagte: ›Ich habe eben Mohammed frühstückend verlassen, um die Zeit des Frühstückens hinauszuschieben.‹ Wenn er das Abendmahl brachte, sagten wir: ›Wir glauben, die Sonne ist noch nicht ganz untergegangen.‹ Er aber sagte: ›Ich bin nicht eher zu euch gekommen, bis Mohammed die Fasten gebrochen hat.‹ Er steckte dann die Hand in die Schüssel und aß selbst einen Bissen davon.« Abi Hind hat mir von Muttarif Ibn Abd Allah berichtet, dem Othmann Ibn Abi-l-Aaß erzählt hat: »Als Mohammed mich zu den Thakifiten schickte, war sein letzter Befehl: »Sei nachsichtig im Gebet und schätze die Leute nach ihren Schwächsten, denn es gibt unter ihnen Große und Kleine, Bedürftige und Schwache.‹«
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Als sie fertig waren und wieder heimkehrten, sandte Mohammed Sofjan und Mughira mit ihnen, um den Götzen zusammenzuschlagen. Als sie nach Taif kamen, wollte Mughira den Abu Sofjan vorausschicken, dieser sagte aber: »Geh du zuerst zu deinen Leuten,« und er blieb bei seinem Gut in Dsu-l-Hadem. Als Mughira in die Stadt kam, fiel er über den Götzen her und zerschlug ihn mit einer Hacke. Seine Stammesgenossen, die Benu Muattab, standen bei ihm, aus Furcht, er möchte von Pfeilen oder sonst verletzt werden, wie Urwe. Die Frauen der Thakifiten zogen in Verzweiflung aus und weinten und schrien:
»Vergießet Ströme von Tränen! Die Feigen haben sie überliefert, sie haben schlecht gekämpft.«
Während Mughira den Götzen mit der Axt zerschlug, rief Abu Sofjan: »Wehe dir! Das verdienst du!« Als Mughira den Götzen zerschlagen und dessen Schatz und Schmuck genommen hat, schickte er es dem Abu Sofjan; der Schmuck war aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt und der Schatz bestand aus Gold und Edelsteinen.
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Als Mohammed Mekka erobert hatte und als auch die Thakifiten sich bekehrt und ihm gehuldigt hatten, da kamen von allen Seiten Arabiens Deputationen herbei. Die Araber warteten nämlich zu, wie es mit diesem Stamme von Kureisch und Mohammed gehen werde, denn sie waren die Führer und Vorstände der Leute, die Herren des heiligen Tempels, die erklärten Nachkommen Ismaels, des Sohnes Abrahams, das wußten die Häupter der Araber recht gut; auch hatten die Kureisch zuerst Mohammed widersprochen und den Krieg gegen ihn angeschürt. Als daher Mekka erobert war und die Kureisch sich ihm unterwarfen und der Islam sie demütigte, wußten die Araber, daß sie nicht die Macht haben würden, Mohammed anzufeinden und zu bekriegen, und sie bekannten sich daher zu dem Glauben Allahs.
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Museilama Ibn Habib hatte an Mohammed geschrieben: »Von Museilama, dem Gesandten Gottes, an Mohammed, den Gesandten Gottes. Heil dir! Sodann wisse, daß ich dein Genosse bin in der Herrschaft, die Hälfte der Erde gehörte uns und die Hälfte den Kureisch, aber diese sind Übeltäter.« Zwei Boten überbrachten Mohammed dieses Schreiben. Mohammed sagte, als er den Brief gelesen hatte, zu den Boten: »Und was ist eure Meinung?« Sie antworteten: »Wir sprechen wie er.« Da sagte Mohammed: »Wenn nicht Gesandte unantastbar wäre«, so würde ich euch enthaupten.« Er schrieb dann an Museilama: »Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen. Von Mohammed, dem Gesandten Gottes, an Museilama, den Lügner. Heil dem, welcher der Leitung folgt. Sodann, die Erde ist Gottes, er gibt sie als Erbteil dem seiner Diener, der ihn liebt. Den Gottesfürchtigen wird ein guter Ausgang.« Dies war am Ende des Jahres X.
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Auf der letzten Pilgerfahrt zeigte Mohammed den Leuten die heiligen Gebräuche und Zeremonien der Pilgerfahrt und hielt eine Predigt, in welcher er manches andere erklärte. Nachdem er Gott gelobt und gepriesen hatte, sagte er:
»O ihr Leute! Höret meine Worte, denn ich weiß nicht, ob ich euch in einem anderen Jahre noch einmal hier treffe. O ihr Leute, haltet euer Gut und euer Blut heilig, bis ihr euerem Herrn begegnet, so heilig wie euch dieser Tag und dieser Monat ist, denn ihr werdet einst euerem Herrn begegnen und er wird euch nach eueren Werken fragen, und ich habe euch alles geoffenbart. Wer anvertrautes Gut hat, der gebe es dem zurück, der es ihm anvertraut hat. Jeder Zins sei erlassen, aber das Kapital bleibt als Schuld, tut niemandem Unrecht, dann geschieht auch euch kein Unrecht. Sodann, o ihr Leute, Satan gibt die Hoffnung auf, in euerem Lande je mehr angebetet zu werden, wenn man ihm aber im übrigen noch folgt, so ist er doch zufrieden mit dem, was an eueren Werken schlecht ist, darum hütet euch vor ihm in euerem Glauben! Sodann, o ihr Leute! Ihr habt Rechte gegen euere Frauen und sie haben Rechte gegen euch. Ihr könnet von ihnen fordern, daß sie euer Lager von niemandem betreten lassen, der euch unangenehm ist, und daß sie nichts tun, was als unanständig gilt, tun sie es, so erlaubt euch Gott, euch fern von ihrem Bett zu halten und sie mit Mäßigung zu züchtigen, lassen sie aber davon ab, so seid ihr ihnen gute Kost und Kleidung schuldig. Behandelt die Frauen gut, sie sind euere Gehilfinnen und vermögen nichts durch sich selbst, ihr habt sie als ein von Gott anvertrautes Gut genommen und durch göttliche Worte von ihnen Besitz ergriffen. Überlegt, o ihr Leute, meine Worte, ich habe meine Sendung vollbracht und hinterlasse euch so viel, daß wenn ihr euch daran haltet, ihr nie irre werdet: klare Weisung, das Buch Gottes und das Beispiel des Propheten. O ihr Leute, höret und überleget meine Worte; wisset, daß ein Moslem der Bruder des anderen ist, alle Moslems sind Brüder, und daß keinem gestattet ist, von seinem Bruder etwas zu nehmen, was er ihm nicht mit gutem Willen gibt; begehet kein Unrecht gegen euch selbst! Gott! habe ich nicht meiner Sendung Genüge getan?« Mir ist gemeldet worden, die Leute haben darauf geantwortet: »O Gott! Ja.« Worauf Mohammed sagte: »Gott sei Zeuge!«