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Gilbert, Fabiani
Fabiani kommt zurück: Wer da?
Gilbert Man hat einen Menschen ermordet.
Fabiani Nein, einen Juden.
Gilbert Wer hat diesen Mann getötet?
Fabiani Wahrhaftig, Ihr oder ich!
Gilbert Herr! . . .
Fabiani Kein Zeuge. Eine Leiche am Boden, zwei Männer daneben. Wer ist der Mörder? Nichts beweis't, daß der eine es eher sei, als der andere, ich eher, als Ihr.
Gilbert Elender! Ihr seid der Mörder.
Fabiani Nun ja, in der Tat, ich bin es! – Und nun?
Gilbert Ich werde die Wache rufen.
Fabiani Ihr werdet mir helfen, den Körper in's Wasser werfen.
Gilbert Ich werde Euch verhaften und bestrafen lassen.
Fabiani Ihr werdet mir helfen, den Körper in's Wasser werfen.
Gilbert Ihr seid unverschämt.
Fabiani Glaubt mir, verwischen wir jede Spur, es geht Euch mehr an, als mich.
Fabiani Einer von uns beiden hat den Streich geführt. Ich, ich bin ein großer Herr, ein edler Herr; Ihr, Ihr seid ein Landstreicher, ein Bettler, ein Mann aus dem Volke. Ein Edelmann, der einen Juden tötet, zahlt vier Sous Strafgeld. Ein Mann aus dem Volke, der einen tötet, wird gehenkt.
Gilbert Ihr würdet wagen?
Fabiani Ich zeige Euch an, wenn Ihr mich anzeigt. Man wird mir eher glauben, als Euch. Jedenfalls ist die Wette ungleich. Vier Sous Strafe für mich, der Galgen für Euch.
Gilbert Keine Zeugen! keine Beweise! Oh! mein Kopf wird wirr. Der Schurke hat mich, er hat Recht.
Fabiani Soll ich Euch helfen, den Körper in's Wasser werfen?
Gilbert Ihr seid der Teufel!
Gilbert faßt die Leiche am Kopf, Fabiani an den Füßen; sie tragen sie bis zum Geländer.
Fabiani Ja. – Meiner Treu! mein Teurer, ich weiß nicht mehr recht, wer von uns beiden den Mann getötet hat.
Sie steigen hinter dem Geländer hinunter.
Fabiani kommt zurück: Es ist geschehen. – Gute Nacht, mein Freund, geht Eurer Wege. Er geht auf das Haus zu und wendet sich um, indem er bemerkt, daß Gilbert ihm folgt. Nun, was wollt Ihr? Etwas Geld für Eure Mühe? Eigentlich bin ich Euch nichts schuldig; doch nehmt. Er gibt Gilbert seine Börse, der eine zurückweichende Bewegung macht und sie dann mit der Miene eines Mannes, der sich anders besinnt, annimmt. Jetzt fort! Nun, auf was wartet Ihr noch?
Gilbert Auf nichts.
Fabiani Meiner Treu! bleibt da, wenn es Euch gefällt. Die schönen Sterne für Euch, das schöne Mädchen für mich. Gott behüte Euch! Er geht auf die Türe des Hauses zu und bereitet sich, sie zu öffnen.
Gilbert Wo geht Ihr hin?
Fabiani Wahrhaftig! nach Hause.
Gilbert Wie, nach Hause?
Gilbert Wer von uns beiden träumt dann? Ihr sagtet mir eben, ich wäre der Mörder des Juden; Ihr sagt mir jetzt, dieses Haus da wäre Euer.
Fabiani Oder meiner Geliebten, das kommt auf Eins heraus.
Gilbert Wiederholt mir, was Ihr eben gesagt.
Fabiani Ich sage Euch, Freund, weil Ihr es wissen wollt, daß in diesem Haus ein schönes Mädchen, Namens Jane, wohnt, das meine Geliebte ist.
Gilbert Und ich, Mylord, sage dir, daß du lügst! Ich sage dir, daß du ein Lügner und ein Mörder bist, ich sage dir, daß deine Mutter auf offnem Markt von dem Henker ist ausgepeitscht worden, und daß ich deinen Kopf mit meinen Händen packen und dir deine Zunge mit deinen Zähnen abbeißen werde.
Fabiani Nun! nun! Was ist das für ein Teufelskerl?
Gilbert Ich bin Gilbert, der Arbeiter. Jane ist meine Braut.
Fabiani Und ich, ich bin der Ritter Amyas Pawlet. Jane ist meine Geliebte.
Gilbert Du lügst! sage ich dir, du bist Lord Clanbrassil, der Günstling der Königin. Schwachkopf! der glaubte, ich wüßte das nicht.
Fabiani bei Seite: Alle Welt kennt mich doch diese Nacht. Noch ein gefährlicher Mensch, den ich wegschaffen muß.
Gilbert Sag' sogleich, daß du gelogen hast, wie ein Schurke, und daß Jane deine Geliebte nicht ist.
Fabiani Kennst du ihre Schrift? Er zieht ein Billet aus seiner Tasche. Lies das. Bei Seite, während Gilbert konvulsivisch das Papier entfaltet: Er muß hinein und mit Jane Händel anfangen; das gibt meinen Leuten Zeit, herbeizukommen.
Gilbert liest: »Ich bin heute Nacht allein, Ihr könnt kommen.« Verdammt! Mylord, du hast meine Braut entehrt, du bist ein Schurke! Gib mir Rechenschaft.
Fabiani nimmt seinen Degen in die Hand: Ich will wohl, wo ist dein Degen?
Gilbert O Wut! Aus dem Volke sein! Nichts bei sich haben, weder Degen, noch Dolch! Geh, ich werde des Nachts an einer Gassenecke auf dich lauern und dir meine Nägel in den Hals drücken und dich erwürgen, Elender!
Fabiani Nun! nun! Ihr seid heftig, mein Freund.
Gilbert Oh, Mylord! ich werde mich an dir rächen.
Fabiani Du dich an mir rächen! Du so niedrig, ich so hoch! Du bist toll! Ich lache dich aus.
Gilbert Du lachst mich aus?
Fabiani Ja.
Gilbert Du sollst sehen!
Fabiani bei Seite: Die Sonne darf morgen diesen Mann nicht bescheinen. Laut: Freund, glaube mir, gehe heim. Ich bin ärgerlich, daß du das entdeckt hast; aber ich überlasse dir die Schöne. Es war ohnehin meine Absicht nicht, die Liebschaft weiter zu treiben. Geht heim. Er wirft einen Schlüssel zu den Füßen Gilberts. Wenn du keinen Schlüssel hast, da ist einer. Oder, wenn du willst, brauchst du nur viermal an den Laden zu klopfen. Jane wird glauben, ich sei es, und dir öffnen. Gute Nacht. Er geht.