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9. In den Bergen

Am Nordabhang des mit ewigem Schnee bedeckten mysischen Olymps liegt Brussa, die Träumende.

In den schlanken Pappeln der weiten Ebene, die sich vor ihr ausbreitet, flüstern die Winde aus West und Ost, denn wie der Berg im Süden schützen die zerklüfteten Gebirge gegen Norden. Und an den rauschenden Wassern, die der Olympus Mysius auch in der heißesten Zeit über die Terrassen und Gärten hinabsendet, wachsen hohe Zypressen, breitästige Zedern und dichtbelaubte Platanen.

Still und ernst erheben sich in ihrem Schatten die einfachen Moscheen, in denen der Staub von Herrschern schlummert, die die türkischen Heere von Persien bis nach Wien auf zahllosen Schlachtfeldern siegreich führten. Vor sechshundert Jahren zur Hauptstadt des Reiches erhoben, hat Brussa auch heute noch ein selbständigeres türkisches Leben, ausgeprägter und durchtränkter mit eigener Kultur als das irgendeiner anderen Stadt Anatoliens.

Nach Osten zu engt sich das Tal Brussas und wird von der höherliegenden Ebene von Jeni Schehir durch eine hart ansteigende Schwelle getrennt, deren Felsen sich in einem kleinen See, dem Gölbaschi, spiegeln. Längs des Tales zieht eine gute, breite Landstraße nach Osten, die in vielen Windungen zur Höhe der Paßschwelle hinaufführt. Ihren Scheitel nimmt das bescheidene Dörfchen Timbos mit seinen niedrigen Häusern ein.

Obgleich die Griechen, die hochtrabend auch von Brussa Besitz ergriffen hatten, in Timbos eine Wache unterhielten, hatte Halideh doch in einem der langgestreckten Gehöfte des Ortes Aufenthalt genommen. In Jalowa hatten sich ihr einige junge Leute, frühere Soldaten und Offiziere, angeschlossen, die in einem oberhalb des Sees gelegenen unscheinbaren Gebirgsdorfe zurückgeblieben waren, kaum eine Wegstunde von Timbos entfernt.

Schon am Tage nach ihrem Eintreffen hatte Halideh Nachricht nach Brussa gesandt und Antwort erhalten, daß Behaeddin zusammen mit zwei anderen Türken am übernächsten Tage in einem Lastkraftwagen nach Eski Schehir transportiert werden sollte. Der Weg nach dem Hauptquartier der griechischen Nordarmee führte jedoch etwa zwei Stunden südlich von Timbos in einer Einfaltung des Hadschilar-Gebirges über Inegöl, und es war Halideh nicht schwergefallen, zu erfahren, daß die mit der Bewachung dieser Straße betraute griechische Abteilung am Fuße des Sattels, in Ak-su, einquartiert sei. Der folgende griechische Posten hatte am Eingang des Inegöltales Zelte aufgeschlagen. Daher ergab sich die Stelle, die für die Befreiung Behaeddins am meisten Aussicht auf Erfolg bot, ganz von selbst. Der Angriff mußte dort, wo die steilen Serpentinen des Paßaufstieges den Kraftwagen zu verlangsamter Fahrt zwangen, erfolgen.

In der folgenden Nacht machte sich Halideh mit ihren herbeigerufenen Begleitern auf den Weg, um eine günstige Stelle für den beabsichtigten Überfall auszusuchen. Als sie sie gefunden hatte, durchstreiften sie und ihre Kameraden die umliegenden Bergweiden und hielten mit den Schafhirten, die dort ihre Herden weideten, eingehende Gespräche. Wo es möglich war, verschafften sie sich Mäntel aus weißem Filz, die, mit roten und blauen Verzierungen grob versehen, die Hirten Anatoliens von den Schultern bis zu den Füßen einhüllen, denn nichts konnte ihre Uniform und Waffen besser verbergen als diese rohen Kleidungsstücke.

Der Kraftwagen aus Brussa konnte Ak-su nicht vor acht Uhr morgens erreichen. Und eine gute halbe Stunde würde vergehen, ehe er zu der Stelle des Paßaufstieges kam, wo Halideh mit ihren Begleitern ihn erwartete. In einiger Entfernung voneinander hatte sie sie hinter Felsvorsprüngen und in kleinen Seitenschluchten des Weges verteilt. Sie selbst trug, wie die Mehrzahl der anderen, einen der geborgten Hirtenmäntel.

In voller Sicht der ansteigenden Straße hatte sie sich auf einen Stein gesetzt und beobachtete mit dem Fernglase die Windungen des Weges an der Bergseite, die, mit schütterem Gestrüpp bewachsen, nach rechts hin anstieg, um zur Linken Halidehs in steinigen Geröllschwellen in ein schmales Tal abzufallen. Hier und da bewegten sich auf den Abhängen die Gestalten der Schafhirten, deren Herden, als kleine, weiße und schwarze Punkte über den Berglehnen verstreut, sich ihre spärliche Nahrung zwischen den niedrigen Sträuchern der Zwergeichen, des Juniperholzes und der Macchien suchten.

Endlich bemerkte Halideh jenseits der Bergstraße, tief im Tale vor Ak-su, eine Staubwolke, die schnell die Straße entlang lief. Mit dem Glase erkannte sie einen Lastkraftwagen, der sich dem Gebirge näherte. Sie beobachtete ihn einige Zeit und hob dann die Hand. Hinter den Felsen und in den Seitenverstecken am Wege wurde es lebendig. Hier wehte ein rotes, dort ein weißes Tuch. Ein Mantel wurde in die Höhe gehoben, ein Stein polterte mit Getöse zum Tal. Dann hörte die kurze Bewegung ihrer Gefährten wieder auf. Die Sonne lag heiß, still und blendend auf den grauen Steinen und den schwarzgrünen Zweigen der Büsche.

Doch die Schafherden setzten sich in Bewegung. Die oben auf den Hängen stiegen tiefer herab. Die am Talhang weideten, wanderten bergaufwärts, langsam und unauffällig. Der Kraftwagen war hinter dem Bergabhang verschwunden. In etwa einer halben Stunde mußte er die Stelle erreichen, an der Halideh im Hinterhalt lag.

Sie blickte um sich und verfolgte aufmerksam die Bewegungen der Hirten, auf deren Hilfe sie zählte. Von allen Seiten näherten sie sich der Straße. Unauffällig, nur einem wachsamen Beobachter überhaupt bemerkbar. Langsam kletterten die Herden mit ihnen hier bergab, dort bergauf. Halideh rollte sich eine Zigarette und zündete sie an. In ihren Mantel gehüllt, blickte sie angestrengt auf eine Biegung der Straße, die, noch einige Kilometer entfernt, zwischen den Abhängen der Bergseite sichtbar war. Jetzt erreichte der Kraftwagen die Stelle, und Halideh stand auf. Die Bewegungen der Hirten wurden schneller. Halideh sah, wie die Hunde die Herden umsprangen, sie zur Eile anzutreiben. Schon hörte sie das Blöken der Schafe in ihrer Nähe.

Halideh legte sich in den Schatten eines vorspringenden Felsens, das Gesicht der Straße zugewendet, und spähte in der Richtung, aus der der Wagen kommen mußte. Als er etwa hundert Meter tiefer den letzten Bergvorsprung umfuhr, sprangen die ersten Schafe der ersten Herde auf die Straße, einige hundert Meter hinter Halideh. Langsam und rasselnd kam der Kraftwagen näher. Der Fahrer suchte vorsichtig seinen Weg zwischen den verstreut liegenden Steinen. Als die erste Schafherde Halideh erreicht hatte, war der Wagen noch vier- bis fünfhundert Meter von ihr entfernt. Halideh stand von neuem auf. Hinter ihr drängte sich jetzt Herde auf Herde auf die Straße. Das Blöken der Tiere, das Klingeln der Glöckchen der Mutterschafe und Leithammel, das kurze, scharfe Bellen der Hunde, die Zurufe der Hirten erfüllten die von den scharfen Ausdünstungen der Tiere schwere Luft, die wie eine Wolke über den Herden lag.

Wenige Meter vor Halideh angekommen, fand der Kraftwagen sich vor einer dichten Mauer von wild durcheinander drängenden Schafen, die die Hunde und die Zurufe der Hirten auf der Straße zusammenhielten. Und immer mehr Schafe kamen von hinten. Die vor und neben dem Wagen stehenden Tiere suchten nach rückwärts zu gelangen, erschreckt von dem Geknatter des Motors. Der Fahrer stoppte und rief Halideh, die, in ihrem Hirtenmantel gehüllt, in einiger Entfernung stand, zu, den Weg frei zu machen. Er sprach griechisch und wiederholte seine Worte in gebrochenem Türkisch.

Halideh antwortete ihm im Dialekt der Bauern, den er sicher nicht verstand. Sie machte den Hirten Zeichen, die die Schafe, die hier und da ausbrechen wollten, wieder zusammentrieben.

Auf den Wagen zutretend, warf Halideh einen Blick in das offene Innere, wo, von zehn Soldaten bewacht, Behaeddin und zwei andere Türken saßen, die Hände auf dem Rücken gebunden. Ein Blick des Einverständnisses mit Behaeddin wechselnd, sagte sie auf türkisch zu dem Fahrer:

»Dein Lärm erschreckt die Tiere. Höre auf mit der Maschine.«

Als Antwort gab der Grieche die Kupplung frei, und der Wagen rollte vorwärts, mitten in die aufgeregt blökende Herde hinein. Schon lagen einige Schafe zermalmt unter den Rädern, die im Blut auf der abschüssigen Straße ins Gleiten kamen. Zwei, drei der als Hirten verkleideten Begleiter Halidehs sprangen vorwärts und bedrohten den Fahrer mit ihren schweren Stöcken, der wieder anhielt.

»Springt ab und treibt diese Biester auseinander«, rief er, sich nach hinten umwendend, den Soldaten zu, die lachend der Aufforderung nachkamen.

»Ein paar Braten müssen dabei aber für uns abfallen«, rief der eine und ergriff einen Hammel, den er in den Wagen warf.

»Nicht so schnell, du Dummkopf. Was soll uns so ein altes Tier«, rief ein anderer der Griechen, den Hammel mit einem Fußtritt wieder aus dem Wagen auf die Straße werfend. »Wir haben ja die Auswahl. Suchen wir die besten aus«, damit sprang er auf und zur Erde.

»Tryfon hat recht. Einen fetten Hammel und ein paar junge, zarte Lämmer, das ist das Wahre. Heidi, vorwärts!« riefen die anderen, und die Soldaten stürmten in die Herden, jeder nur darauf bedacht, ein möglichst gutes Tier zu finden.

Auf einen Wink Halidehs folgten ihnen ihre Hirtenbegleiter. Die wirklichen Hirten riefen die Hunde an. Die Schafe sprangen angstvoll durcheinander. Der Fahrer lachte und setzte eine Zigarette in Brand. Auch der Beifahrer hatte sich in das Getümmel gestürzt, und der Wagen stand fast verlassen inmitten der blökenden Herde, in der die griechischen Soldaten sich mit ihren Gewehrkolben rücksichtslos Bahn brachen. Tiere wurden niedergeschlagen. Hörner splitterten, Beine knickten, und die Hirten schrien und fluchten. Die Griechen lachten, überall zwischen den Tieren verteilt, und bedrohten die Hirten, die ihnen folgten und sie an ihrem sinnlosen Tun zu hindern suchten. Dazu bellten wütend die großen Schäferhunde, und die Herden schrien blökend wie aus einem Maule. Der Motor raste, und übermütig ließ der Fahrer die Hupe aufbrüllen.

In all diesem Lärm verhallte der Schuß, mit dem Halideh ihn niederstreckte. Die Hupe verstummte. Doch schon legte Halideh die Hand darauf und gab in kurzen Zwischenräumen je zwei harte Schreie, das verabredete Signal für die anderen. Überall blitzten jetzt die Schüsse auf, mit denen die Türken die griechische Begleitmannschaft des Kraftwagens töteten. Kaum zehn Sekunden nach dem Tode des Fahrers lebte keiner der Griechen mehr.

Ein paar Rufe der Hirten, einige Worte an die Hunde, und die Herden stürzten wie Wildbäche über den Rand der Straße, die Berglehne hinauf, die Hänge hinab, schnell wieder geteilt. Jämmerlich schreiend blieben die verwundeten Tiere auf der Straße liegen, hinkten blutend hinter den anderen her oder versuchten vergeblich, sich zu erheben.

Und zwischen ihnen lagen die Körper der so schnell niedergemachten Griechen, die die Hirten im Handumdrehen entkleideten.

»Nehmt ihnen die Waffen und ihre Munition. Nehmt ihre Sachen, aber schleppt die Körper möglichst weit fort, dorthin, wo die Schakale sie auf ihre Weise beerdigen werden«, rief Halideh und wandte sich dem Wageninnern zu.

Behaeddin und die beiden anderen Gefangenen hatten die Ereignisse nur zum Teil verfolgen können, da die Rückwand des Fahrersitzes den Blick nach vorn hinderte.

Halideh hatte ihren Hirtenmantel abgeworfen und war in den Wagen gesprungen. Sie zerschnitt schnell die Stricke, mit denen die Gefangenen gebunden waren, die sich mühsam streckten, waren sie doch von dem Schütteln und Stoßen des Wagens in ihrer festgeschnürten Lage wie zerschlagen und gerädert.

»Man brachte mir deine Botschaft vorgestern. Ich danke dir. Doch ich hatte dir immer vertraut«, sagte Behaeddin einfach.

Halideh sah ihm tief in die Augen.

»Bist du gesund?«, fragte sie dann, ihm über die eingefallenen Wangen, die dichte Bartstoppeln bedeckten, streichelnd.

»Jetzt bin ich wieder gesund. Bin ich doch frei«, antwortete Behaeddin, die Hand Halidehs ergreifend und an seine Stirn führend.

»Das ist auch notwendig, denn ich habe Arbeit für dich. Aber davon später. Jetzt müssen wir weiter, und zwar schnell. Viel Zeit haben wir nicht zu verlieren. Wenn der Wagen in zwei Stunden nicht in Inegöl ist, wird man Nachforschungen anstellen. Also vorwärts. Wer sind diese?«

Dabei zeigte sie auf die beiden anderen Türken, die in einer Ecke des Wagens am Boden saßen und Halideh aus weitgeöffneten Augen anstarrten.

»Es sind Türken. Mehr weiß ich auch nicht«, antwortete Behaeddin.

»Ich heiße Dschelal und bin aus Isa Bey Köy. Mein Sohn hat im Streit einen Griechen erschlagen und ist in die Berge geflohen. Da hat man mich ergriffen. Und sie sagen, ich soll in Eski Schehir erschossen werden anstatt meines Sohnes. Ich bin es zufrieden. Denn er ist jünger und stärker und wird mich rächen«, sagte der eine der Gefangene, dessen tiefbraunes, faltengefurchtes Gesicht ihn als Bauern kennzeichnete.

»Und du?« fragte Halideh den andern.

»Ich bin ein Spion, Bey Effendi, ich heiße Nadir. Ich komme aus Kutahia. Ich kenne das ganze Land hier. Die Griechen nahmen mich vor einigen Tagen in Brussa gefangen.«

Nadir schien gewandter als der Alte und war ein noch jüngerer Mann mit intelligenteren Gesichtszügen.

»Wenn, was du sagst, wahr ist, können wir dich brauchen«, antwortete Halideh. »Doch nun vorwärts. Behaeddin Bey wird mit euch sprechen.«

Die Straße war frei von Schafen. Die Hirten hatten die Körper der erschossenen Griechen auf die Seite getragen, und einige waren dabei, sie tiefer in das Gelände zu bringen. Die Begleiter Halidehs standen um den Wagen herum, und sie selbst begab sich auf den Führersitz. Der Motor lief noch immer.

Schnell bestiegen die andern den Wagen, und Halideh ließ den Wagen anlaufen. Die Hirten winkten ihr zu. Schon waren die Herden wieder im Gebüsch der Abhänge verteilt und verborgen. Hart und weiß lag die Straße im grellen Sonnenlicht. Einige dunkle Flecken im Kalkstaub der Straße zeigten die Stellen, wo die Tiere überfahren worden waren. Doch schon spielte der Wind auf der trockenen Oberfläche und verwischte alle Spuren der Episode. Der Wagen kletterte die steile Straße zur Paßschwelle hinauf und rollte dann schnell in das Tal von Inegöl hinab. Als er die Ebene erreichte, bog Halideh rechts ab und folgte eine kurze Strecke dem Fuße der Hügel bis zu einem flachen Seitental, das in südlicher Richtung in das Gebirge führte. Sie folgte ihm, den Wagen vorsichtig über die Kiesel des ausgetrockneten Flußbettes steuernd. Immer tiefer drang sie in die Berge. Das Tal wurde enger. Felsblöcke versperrten den Weg und verursachten längeren Aufenthalt. Endlich wurde das Tal zur Schlucht und jede weitere Benutzung des Wagens unmöglich. Zwischen zwei Felsvorsprüngen fand Halideh ein Versteck, und ihre Begleiter schoben den Wagen mit vereinten Kräften, so tief es ging, in die Spalte. Mit von oben herabgerollten Steinen wurde sie verschlossen, um den Wagen den Blicken etwa hier Vorübergehender zu entziehen. Denn zweifellos würden die Griechen sehr schnell Nachforschungen anstellen, wo der Wagen mit den Gefangenen geblieben sei.

Dann setzte sich die kleine Schar südwärts in Bewegung und stieg höher in das Gebirge des Olymps hinauf. Am Abend erreichte sie eine Quelle, an der Büsche und Bäume wuchsen.

Es war dunkel geworden, und der Mond würde erst in einigen Stunden aufgehen. Halideh setzte sich mit Behaeddin etwas abseits der anderen und begann, ihm über die letzte Entwicklung der Dinge in Konstantinopel Bericht zu erstatten.

Als sie zu Ende war, zog sie einen Brief hervor, den ihr Sadik gegeben hatte.

»Hier hast du alle Einzelheiten über die Sendboten des Großwesirs, die nach Silleh unterwegs sind. Du sollst suchen, sie abzufangen und unschädlich zu machen«, bemerkte sie, ihm das Schriftstück übergebend.

»Es wird schwerhalten, sie einzuholen«, antwortete Behaeddin, dessen Züge im Dunkeln nicht zu erkennen waren, und steckte den Brief zu sich.

»Zeit hast du allerdings nicht zu verlieren«, entgegnete Halideh. »Doch ich sollte denken, daß dieser Dschelal aus Isa Bey Köy dir als Führer wenigstens bis Isnik wird dienen können. Er muß ebenfalls suchen, in unsere Linie zu gelangen, und wird sicherlich diese Gegend hier genauer kennen.«

»Rufen wir ihn«, antwortete Behaeddin. »Dein Gedanke ist gut, denn ich kann hier nur unter Schwierigkeiten allein meinen Weg finden.«

Als Dschelal auf einen Ruf Behaeddins sich in ihrer Nähe auf den Boden gesetzt hatte, erklärte Behaeddin ihm den Sachverhalt, und der Alte war schnell bereit, ihn zu begleiten.

»Wir müssen versuchen,« sagte er, »das Tal des Ak-su zu erreichen, was nicht schwierig ist, da wir nur diesen Hügelzug, hier im Westen, zu überschreiten brauchen. Wir können dann noch in dieser Nacht bis zum Gölbaschi gelangen. Dort kenne ich jeden Weg und Steg, und im Gebirge nach den Seen von Isnik zu sind wir sicher. Von dort dann nach Isnik selbst zu gelangen, wird nicht schwer sein. In der Gegend von Isnik kann ich auch Pferde auftreiben, und es gibt einen Pfad über das Gebirge, der uns in zwei Tagen nach Adabasar bringt.«

»Von Adabasar erreiche ich leicht das Meer und finde dann auch Gelegenheit, zu Schiff weiterzukommen«, erklärte Behaeddin. »Es wird das besser sein, als über Boli zu reiten, wie Sadik vorschlägt. Doch das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist, diese gefährliche Nachbarschaft schnell zu verlassen. Sobald der Mond aufgegangen ist, werde ich mit Dschelal aufbrechen. Du, Halideh, mußt dagegen suchen, so schnell wie möglich nach Süden Gelände zu gewinnen.«

»Das ist auch meine Absicht. Ich muß suchen, die Pläne schnellstens abzuliefern. Zwischen Kutahia und Afiun Karahissar wird es am leichtesten sein, durch die griechischen Linien zu kommen, sollte ich denken.«

»Ohne Zweifel. Auf der anderen Seite des Gebirges wirst du auch Pferde finden. Erst aber mußt du den Ulfer Tschai abwärts nach Westen gehen. Wenn du dort schnell Tiere erhalten kannst, so benutze einen Gebirgspfad über den Agardschik Dagh, der dich in einem Tage in das Tal des Adranos Tschai bringt. Sonst mußt du bis zum Baldirantal den Ulfer Tschai abwärts gehen und dieses Tal südwärts benutzen. Dort findest du auch mit Sicherheit Pferde, du verlierst aber einen Tag. Sobald du am Adranos bist, ist der Weg ohne besondere Schwierigkeit. Du mußt Tawschanly erreichen, und dort wirst du schon hören, wie du am besten durch die Griechen kommst. Aber sei vorsichtig. Man weiß nicht, wieweit man sich auf die dortige Bevölkerung verlassen kann.«

Aus den Worten Behaeddins, so sachlich sie auch waren, sprach eine unterdrückte Besorgnis, die Halideh nicht entging.

»Beunruhige dich nicht, Behaeddin. Ich werde so schnell wie möglich vorwärts eilen, schon um die Pläne bald abliefern zu können. Und die Gegend ist ja reich an Schlupfwinkeln, wenig bekannt und nur spärlich bevölkert. Auch haben wir ja genügend Geld, was vieles erleichtert. Zum Schluß bin ich nicht allein, wie du. Deine Reise ist die gefährlichere.«

Beide schwiegen, in ihre Gedanken wie verstrickt, deren Inhalt und Ziel sie sich nicht zu sagen wagten. Das Wasser der kleinen Quelle plätscherte leise in der Dunkelheit. In den Ästen der Bäume ging ein leichter Wind, und aus einiger Entfernung kam das regelmäßige Atmen von Schlafenden, den Begleitern Halidehs, die sich hingelegt hatten.

Über den schwarzen Höhenzügen im Osten zeigte sich ein schwacher Schimmer, der schnell stärker und heller wurde.

»Der Mond«, sagte Behaeddin leise.

»Der Mond«, wiederholte Halideh, ihre Blicke auf die silberne Sichel lenkend, die langsam und friedlich am Horizont aufging.

»Wir müssen gehen. Anatolien ruft. Ich danke dir, Halideh. Ich war die ganze Zeit sicher, du würdest nichts unversucht lassen, mich zu befreien.«

Das Mädchen antwortete nicht. Ihre Augen lagen auf den Zügen Behaeddins, die der Mond deutlich erkennbar machte. Plötzlich stand sie auf.

»Gehen wir. Wo ist Dschelal?«

Der Gerufene hatte in der Nähe gewartet und kam sogleich näher.

»Es ist Zeit, aufzubrechen. Wo geht der Weg ab nach dem Ak-su Dere?« fragte sie.

»Wir können sofort hier nach Westen abbiegen. Jenseits dieses Hügels beginnt schon der Abstieg zum Ak-su.«

»Geh und rufe die anderen. Auch wir wollen uns sofort auf den Weg machen«, befahl sie ihm.

Als der Alte gegangen war, ihren Auftrag auszuführen, wendete sich Halideh zu dem noch immer am Boden sitzenden Behaeddin:

»Lebe wohl, Behaeddin«, sagte sie leise. »Möge Gott dich führen und deine Schritte beschützen. Lebe wohl.«

Behaeddin hatte sich nicht gerührt. Als Halideh schwieg, stand er auf und schob seinen Arm unter den ihren.

»Gehen wir den andern entgegen. Ich höre sie schon kommen. Und du, Halideh, eile und stelle dich dem Pascha zur Verfügung. Er braucht dich. Viel ist noch zu tun. Sobald ich meinen Auftrag erledigt habe, werde ich mich im Hauptquartier melden. Dort hoffe ich, dich zu finden. Und dann werden wir zusammen in Smyrna einziehen.«

»Inschallah! Gott gebe es!« sagte Halideh leise.

Unter den Bäumen trafen sie auf die anderen. Schnell wurde Abschied genommen. Behaeddin, begleitet von Dschelal, ging westwärts den steilen, steinigen Hügel hinauf, während Halideh und ihre Begleiter ihren Weg nach Süden fortsetzten, um bei Tagesanbruch in das Ulfertal hinabzusteigen.

Dort gelang es ihnen, mit Hilfe eines der Hirten eine genügende Anzahl von Pferden aufzutreiben, so daß sie schon im Laufe des Nachmittags ihren Weg fortsetzen konnten. Bei einbrechender Dunkelheit erreichten sie den kleinen Ort Kos Budaklar, wo Halideh Rast machte. Da das Dörfchen fast nur von Hirten bewohnt war, die ihre Herden auf den umliegenden Gebirgsweiden bewachten, waren nur Frauen und Kinder zu finden.

Nach kurzem Aufenthalt setzte Halideh den Weg zum Adranos Tschai fort, und schon der folgende Morgen fand sie im oberen Teile des steinigen Flußtales. Ohne Aufenthalt ritt die kleine Schar weiter, um in diesem menschenleeren Tale möglichst schnell voranzukommen. Als die Nacht hereinbrach, trennten sie nur noch wenige Stunden von Tawschanly, einer größeren Ortschaft inmitten eines breiten Tales. Den Ort im Osten liegen lassend, schlug Halideh die Straße nach Simav ein und machte in dem ersten Dorf an diesem Wege, in Dere Köy, halt.

Nadir wurde nach Tawschanly gesandt, um festzustellen, ob der Ort von griechischen Truppen besetzt sei. Doch die Einwohner von Dere Köy behaupteten, nichts hiervon zu wissen. Sie verkauften zwar Brot und Lebensmittel, gaben aber vor, daß keines ihrer Häuser groß genug sei, um Halideh und ihre Begleiter aufzunehmen. Ganz offensichtlich betrachtete man sie mit Mißtrauen, wenn auch nicht mit Feindseligkeit. Halideh zog es daher vor, sich etwas oberhalb des Dorfes, am Ufer eines kleinen Baches, zu lagern, wo einige Weiden dürftigen Schutz gegen die Sonne und gegen Beobachtung gewährten. Die Pferde ließ sie etwas weiter bachaufwärts führen, wo zwei der Soldaten, die sich ihr in Jalowa angeschlossen hatten, sie bewachen sollten. Hin und wieder kamen einige Kinder aus dem Dorfe, hockten sich in einiger Entfernung vor Halidehs Gruppe nieder und betrachteten schweigend jede Bewegung. Dann verschwanden sie, um eine Stunde oder zwei später von anderen ersetzt zu werden.

Ungeduldig erwartete Halideh die Rückkehr Nadirs. Dies schien nicht mehr das Anatolien, das sie kannte. Dort empfingen die spärlichen Einwohner sie mit offenen Armen. Hier herrschte eine seltsame, gedrückte Stimmung. Niemand schien es zu wagen, Rede und Antwort zu stehen. Vielleicht hing dies mit der Nähe der griechischen Truppen, mit der Furcht vor Vergeltungs- und Zwangsmaßregeln zusammen, die überall gegen die türkische Landbevölkerung in den besetzten Gebieten angewendet und rücksichtslos durchgeführt wurde.

Erst als die Dunkelheit hereingebrochen war, erschien Nadir und berichtete, daß Tawschanly dicht mit griechischen Truppen besetzt sei, die, in allen Ortschaften des Tales einquartiert, eine Fortsetzung des Marsches auf diesem Wege unmöglich machten.

Während er noch sprach, näherten sich vorsichtige Schritte. Ein Mann kam das Ufer des Baches aufwärts und blieb unweit der Büsche, unter denen Halideh rastete, stehen. Einer ihrer Begleiter ging auf den Wartenden zu und kam nach kurzer Unterhaltung mit ihm zurück.

Der Mann setzte sich neben Halideh auf den Boden und schwieg.

»Wer bist du?« fragte sie. »Und was bringst du uns?«

»Meinen Namen möchte ich verschweigen«, antwortete der Fremde. »Doch ich bin ein Freund, höre ich doch, daß ihr Anatolier seid, wenn ihr auch nicht den schwarzen Kalpak tragt. Er würde euch hier auch nur schaden.«

»Wohl sind wir Anatolier, Türken wie du«, entgegnete Halideh, die Züge des Mannes in der Dunkelheit zu unterscheiden suchend.

»Türken wie ich? Woher soll ich das wissen? Und woher willst du das wissen, Bey Effendi?«

»Ich höre es an deiner Sprache, und ich nehme es an, weil du trotz der Nähe der griechischen Truppen dich hierher gewagt hast.«

»Vielleicht aber folgen mir die Griechen auf dem Fuße. Vielleicht sind sie schon auf diesem Hügel, euch zu umzingeln und zu überfallen«, sagte der Mann leise.

Im Spott seiner Worte lag ein Bedauern, eine stille Furcht.

»Wenn dem so wäre, würdest du der erste sein, der stirbt«, antwortete Halideh einfach.

Der Unbekannte lachte.

»Das würde mich nicht überraschen«, sagte er dann. »Doch wenn du Zigaretten hast, so gib mir eine. Die Griechen haben uns allen Tabak genommen.«

»Nur den Tabak?« fragte Halideh, dem andern ihre Dose hinhaltend.

Der Unbekannte drehte sich bedächtig die erbetene Zigarette und zündete sie mit einer Zündschnur, die er aus seinem Gürtel zog, an.

»Ich danke dir«, antwortete er, die Dose zurückgebend. »Du hast recht. Der Tabak wächst wieder in einem Jahr. Anderes aber ...!« Er schwieg und führte die Zigarette zum Munde.

»Ihr seid Kemalisten«, sagte er plötzlich. »Aufständische, Feinde des Kalifen, Abtrünnige des Glaubens. Ihr seid Hunde, die vertilgt werden müssen, Ungläubige, schlimmer als Ungläubige, schlimmer als die Griechen, die die Ordnung im Lande wiederherstellen wollen, Frieden und Wohlstand.«

Eine leichte Bewegung war bei seinen Worten durch die kleine Gruppe der Zuhörer gelaufen. Leder hatte leise geknarrt, das glatte, schmeichelnde Geräusch von Metall gegen harte Hände war einen Augenblick hörbar gewesen. Halideh beugte sich zu dem Sprecher:

»Du bist nicht kühn genug für deine Worte – – oder zu kühn. Was soll dein Kommen?«

Das Wasser des kleinen Baches murmelte eilig zwischen den Kieseln. Die Blätter der Weiden rieben flüsternd gegeneinander. Am Abhang der Hügel gegen den Talausgang zu brannte ein Feuer. Es war wie ein rotes Licht in der Dunkelheit.

Der Unbekannte gab keine Antwort. Undeutlich nur sah Halideh, wie er seinen Kopf von einem zum andern der Zuhörer wendete.

»Nun?« wiederholte Halideh nach einer Weile. »Was bezweckst du mit deinen Worten? Wünschst du zu sterben?«

»Diese Frage dürfte ich wohl mit mehr Recht an euch richten. Ihr befindet euch hier im Rachen des Todes. Das wißt ihr sicherlich ebensogut wie ich«, kam nach einiger Zeit die Antwort. »Ich aber will euch den Weg zur Rettung zeigen, wenn es einen gibt.«

Der Unbekannte schwieg wieder und zündete sich jetzt eine Zigarette an, die er umständlich seinem Gürtel entnommen hatte. Für einen Augenblick beleuchtete das Streichholz scharf seine Züge, in einem harten, braunen Gesicht eine leichtgebogene Nase, schwere Lider, einen dichten, braunen Bart, einen sehnigen Hals. Dann erlosch das Licht, und das kaum geschaute Gesicht verschwand wieder in der Dunkelheit.

»Ihr habt Pferde«, sagte der Unbekannte plötzlich, nach einigen Zügen an seiner Zigarette. »Besteigt sie schnell und reitet nach Süden. In zwei Stunden erreicht ihr dort ein Tal. Im Westen sind hohe, steile Berge, mit Wasser, der Egrigös Dagh. Dort wartet ab. Reitet hoch hinauf in die Berge, bis ihr die Wälder erreicht.«

»Und warum dies alles?« fragte Halideh.

»Weil ich es euch rate. Mehr kann ich nicht für euch tun. Befolgt meinen Rat.«

Der Unbekannte stand plötzlich auf und machte einen Schritt nach den Weiden hin.

»Halt!« rief Halideh, »oder ich schieße.«

»Schieße«, kam die Antwort. »Doch reite, reite um dein Leben, reite für Anatolien.«

Halideh ließ den erhobenen Mehrlader sinken.

Ein Zweig brach. Ein Kiesel rollte. Dann war alles still. Der Unbekannte war wie vom Erdboden verschwunden.

Über der kleinen Gruppe lagen Schweigen und Nacht.

»Kennst du den Egrigös Dagh, Nadir Bey?« fragte Halideh nach einigen Minuten.

»Ich kenne einige seiner Täler, doch höher hinauf ist es eine wilde Gegend.«

»Dann laßt uns aufbrechen. Sogleich. Und die Warnung beachten.«

Damit erhob sie sich. Sie schritt schnell durch die Weidenbüsche und spähte in die Dunkelheit der Hügelseite. Das ferne Feuer wurde plötzlich wie von einem Schatten verdeckt, dann wieder freigegeben. Dort ging jemand. In welcher Richtung mochte er gehen? War es der seltsame Unbekannte? Halideh nahm ihr Glas zur Hilfe. Der Schatten ging auf die Hügel zu, langsam. Sie blickte nach dem Feuer. Es war weit fort und nicht zu erkennen. Plötzlich schlugen im Dorfe die Hunde an, auf der ferneren Seite. Das Bellen klang wie gefahrdrohend durch die Nacht. Dann wurde es auf einmal wieder still. In den Steinen der Talhügel lachten Schakale.

»Kommt! Schnell!« sagte Halideh, zu den Gefährten zurücktretend. »Reiten wir talaufwärts. Irgend etwas bereitet sich hier vor. Vielleicht, daß die Griechen uns doch auf der Spur sind.«

Ohne ein weiteres Wort eilte sie mit der kleinen Truppe zu den grasenden Pferden. Schnell wurden die Gurte angezogen, die Gebisse aufgesteckt, und schon wollte Halideh in den Sattel steigen, als sie innehielt.

»Umwickeln wir den Pferden die Hufe. Vorsicht kann nicht schaden«, sagte sie leise zu den andern.

Hastig wurden einige der breiten Leibbinden, ein paar Futtersäcke zerschnitten, und die Hufe der Tiere damit umwunden. Dann ritt die kleine Schar in der Dunkelheit über den steinigen Boden schnell talaufwärts. Das Geräusch der Hufschläge war nur noch ein gedämpftes, dumpfes Aufschlagen, das kaum einige zwanzig Meter weit hörbar sein konnte.

Trotz der Dunkelheit war einem geübten Auge der Weg unschwer erkennbar, der sich, leicht heller, auf der von spärlichen Pflanzen durchsetzten, verwitterten dunklen Fläche der Hügelseiten zwischen den Felsstücken und Steinen hinzog.

Nach einigen Stunden ging es in ein neues Tal hinab, und als der Mond aufging, lag, klar beschienen, eine hohe Bergmauer vor den Reitern, der Egrigös Dagh, an dessen Fuße sich südwärts ein breiteres Tal hinzog.

Halideh ließ halten und beratschlagte mit Nadir, ob es angebracht sei, sogleich nach Westen zu reiten und in einer der Gebirgsschluchten ein Versteck zu suchen, bis genauere Kunde über die Stimmung der Bevölkerung in der Umgegend beschafft, und ein sicherer Weg nach Osten zu den türkischen Linien gefunden werden konnte, als ihn das Tal von Tawschanly geboten hatte.

»Benutzen wir den Mondschein, um noch einige Stunden südwärts zu reiten und dann erst in den westlichen Schluchten zu verschwinden«, riet Nadir. »Ich weiß, daß das Tal sich in einer weiteren Stunde zu einer engen Schlucht verkleinert, die aber in anderthalb bis zwei Stunden durchritten werden kann. Südlich des Schluchtausganges öffnen sich eine ganze Anzahl von Seitentälern, von denen einige das ganze Jahr Wasser führen. Dort finden wir schneller, was wir suchen, als hier, wo wir ziemlich hoch in das Gebirge hinauf müssen, um späterhin doch die Schlucht, die wir nicht umgehen können, zu durchreiten. Jede Stunde, die wir jetzt gewinnen, ist doppelt gewonnen.«

Nach einem Blick in die Runde und auf die kahlen Steinhalden, die hier die Flanken des Egrigös Dagh bildeten, entschloß sich Halideh, dem Rate Nadirs zu folgen. Doch ließ sie die Binden abnehmen, mit denen die Hufe der Pferde umwunden waren, um jetzt, wo sie sich außerhalb des unmittelbaren Gefahrenbereiches glaubte, schneller reiten zu können.

Das Tal, das die kleine Schar herabgekommen war, öffnet sich in breiter Ebene nach Westen, war aber ganz unbewohnt, wenn es auch Spuren von Anbau zeigte. Vom Licht des hoch stehenden Mondes überflutet, lag es wie ein See um die Reitenden, dessen schwarze Ufer die Abhänge der Gebirge bildeten.

Am Fuße der steinigen Hügel angelangt, die die Flanke des Egrigös Dagh bildeten, wurde ein spärlich fließender Bach durchfurtet, in dem die Tiere gierig tranken. Dann ging es im schnellen Schritt der kleinen Gebirgspferde wieder nach Süden, und der Weg tauchte in die Schatten, die die Gipfel, und bald auch der Kamm des Gebirges warfen. Teils am Ufer, teils im Bette des Baches kam die kleine Schar jetzt schnell vorwärts und, wie Nadir vorausgesagt hatte, wurde nach kaum einer Stunde die schluchtartige Durchbruchstelle des Baches im Gebirge erreicht. Die ganze Gegend schien unbewohnt. Kein Dorf lag am Wege. Und auch auf den Anhöhen schlug kein Hund beim Nahen der Reiter an. Im Schallbereich der Hufschläge daher konnten sich keine Wohnstätten befinden.

Endlich war das enge Durchbruchtal durchritten, und Halideh, die mit Nadir die Spitze hielt, bog nach rechts ab, in ein Seitental, das eng und dunkel vor ihr lag, als plötzlich das bekannte summende Pfeifen einer Gewehrkugel, die zwischen ihr und dem Kopf ihres Pferdes ihren Weg genommen haben mußte, sie das Tier zurückreißen ließ. Gleichzeitig kam klar und hell der Knall des Schußes von den Steinen des links liegenden Hügels her.

Halideh und ihre Begleiter sprengten nach rechts ab, verteilten sich und besetzten die gegenüberliegende Hügelseite, die Pferde hinter einigen Felsblöcken verbergend.

Doch nichts rührte sich. Kein zweiter Schuß fiel. Vergeblich suchten Halideh und die anderen mit ihren Gläsern die Felskuppe ab, von der der Schuß gekommen war, und die noch voll im Mondlicht lag. Niemand regte sich zwischen den Steinen. Kein Laut war zu hören.

Endlich beschloß Halideh, ihren Weg fortzusetzen. Vielleicht hatte ein Schäfer, von plötzlicher Furcht erfaßt, den Schuß als Warnung abgefeuert, und da er die, die er für Angreifer hielt, verschwinden sah, sich mit diesem Erfolg begnügt.

Etwas auseinandergezogen, ritt die kleine Schar Halidehs weiter das Tal hinauf, in dem ein schnell fließender Bach murmelte. An einem Seitentale, das westwärts ins Gebirge führte, angekommen, wandte sich Halideh nach rechts, da auch hier ein kleiner Wasserlauf vom Gebirge kam. Noch immer blieb alles still. Kein Mensch begegnete den Reitern, deren Tiere sich jetzt vorsichtig und tastend ihren Weg zwischen Felsblöcken und Steinen suchen mußten. Nach etwa einer Stunde war eine ebene Stelle zwischen den Hügeln erreicht, wo die Wasserader, der Halideh so weit gefolgt, ihre Hauptquelle zu haben schien. Einige alte, breitästige Eichen standen in ihrer Nähe, und etwas weiter oberhalb wurden die ersten Baumbestände sichtbar.

»Hier wollen wir bleiben«, sagte Halideh. »Wenn nötig, können wir uns jederzeit in den Wald zurückziehen.«

Die Quelle lag im Schatten des Mondes, dessen Licht nur noch die Spitzen und Kuppen der jenseits des Tales ragenden Hügel und Berge weiß leuchten ließ.

Ohne zu antworten, sprangen die Begleiter Halidehs aus den Sätteln und banden die Tiere an die Stämme. Halideh umschritt die Baumgruppe, um einen Überblick über die nächste Umgebung, soweit die undeutliche Beleuchtung dies zuließ, zu gewinnen.

Als sie zurückkehrte, lagen ihre Begleiter schon auf der Erde und schliefen. Halideh setzte sich nieder und beschloß, eine Stunde zu wachen, um dann einen der anderen zu wecken und sich von ihm ablösen zu lassen. Eine Zigarette anzündend, rauchte sie schweigend vor sich hin.

Wenn sie die Worte des Unbekannten, der sie in Dere Köy in so geheimnisvoller Weise besucht hatte, richtig verstand, hatte er sie davor warnen wollen, sich auf die Hilfe der Bewohner dieses Teiles Anatoliens zu verlassen. Hier war der Grieche schon seit fast zwei Jahren eingedrungen. Ein gewisser Teil der Bevölkerung war sogar griechisch. Die anderen konnten aus Furcht vor Vergeltungsmaßregeln, im Glauben, daß die griechische Herrschaft nun von Dauer sein würde, infolge eines, mit dem starken Bedarf des griechischen Heeres an Lebensmitteln eingetretenen, gewinnbringenden Absatzes ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse sehr wohl gegen jede Änderung der Verhältnisse sein, im Gefühl, daß, was auch immer geschehen möge, der bestehende Zustand der Unsicherheit vorzuziehen sei, die sich aus einer Wiederaufnahme der Kämpfe ergeben mußte. Halideh wußte, daß derartige mutlose und feige Stimmungen gewisse Teile der Bevölkerung in den besetzten Gebieten ergriffen hatten, und sie wußte, daß die Regierung des Großwesirs alles tat, diese Stimmung zu stärken, in der Hoffnung, dadurch den nationalen Kämpfern in Anatolien die Lage zu erschweren und den schimpflichen Frieden, den sie mit den Feinden der Türkei eingegangen war, doch zu einem dauernden zu machen. Denn dieser Friede würde für sie wenigstens den Vorteil haben, ihrer Herrschaft Bestand zu geben, welche Nachteile davon auch dem Lande erwachsen mochten.

Die Warnung des Unbekannten hatte Halideh daher nicht weiter überrascht. Nur die Umstände, unter denen sie gegeben wurde, das Versteckte, Heimliche des Besuches waren ihr nicht verständlich. Daß sie in der Nähe der griechischen Truppen Gefahr lief, angegriffen zu werden, war natürlich. Wer aber sollte ihr in diesen einsamen Bergen entgegentreten? Die wenigen Hirten betrachteten jeden Vorüberkommenden mit einer Mischung von Mißtrauen und Gleichgültigkeit. Die Bauern hatten an und für sich keinen Grund, sich feindselig zu zeigen, und würden sicherlich nur gezwungen gegen sie vorgehen. Wer aber sollte sie zwingen? Die griechische Truppe? Doch die Griechen konnten nicht überall sein, und das Land war groß. Die Agenten des Großwesirs? Wie sollten sie eine genügende Zahl Menschen zusammenbringen, die ihrer kleinen, gut bewaffneten, kriegsgeübten Schar, mit Aussicht auf Erfolg, entgegentreten konnte?

Nein, die Gefahr drohte nur von größeren Abteilungen griechischer Truppen, und sie durfte sich nicht durch allzu große Vorsicht zu lange in ihrem Marsch nach Osten aufhalten lassen.

Sie befand sich jetzt nördlich des kleinen Ortes Simav. Viel weiter nach Süden durfte sie sich nicht wagen, da dort längs der Eisenbahn Smyrna – Karahissar die Bewachung seitens der Griechen besonders scharf sein würde. Sie mußte sehen, jetzt so schnell wie möglich nach Osten zu gelangen. Nur etwa hundert Kilometer in gerader Linie trennten sie von den türkischen Stellungen. Die ließen sich leicht in zwei Nächten bewältigen, wenn sie die Wege benutzen konnte. Doch sie mußte über die einsamen, weglosen, fast unbegangenen Gebirge reiten, über Alpanos Tepe nach dem Döschedschik Dagh, und dann versuchen, zwischen dem Dschibra'il und dem Kisil Dagh in das Tal des Uja-su zu gelangen. Von dort aber würde ein nächtlicher Gewaltritt sie sicherlich über die anatolische Bahnlinie bringen und damit in die Stellungen der Türken.

Halideh stand auf, um einen ihrer Begleiter zu wecken, der an ihrer Stelle wachen sollte.

Sie hatte richtig gehandelt, als sie der Warnung des Unbekannten von Dere Köy nachgekommen war. Hier war sie sicherer als in der Gegend von Tawschanly.

Sabri, einer der jungen Offiziere, die sich ihr in Jalowa angeschlossen hatten, war der erste, den sie, am Boden liegend, traf. Sie weckte ihn, und er nahm seinen Platz am Ausgang des Lagerplatzes, wo er einen Überblick über das zum Tal abfallende Gelände hatte. Halideh legte sich nieder und fiel fast sofort in Schlaf.

Als der Mond gegen Morgen unterging, und der Wind einsetzte, rauschten die Blätter der Eichen lauter und lauter. Die Zweige und Äste rieben aneinander in ächzendem Stöhnen, in das sich das Murmeln und Plätschern der Quelle, das gelegentliche Geräusch eines sich bewegenden Pferdes mischten. Doch undeutlich nur und verworren drangen diese Stimmen an das Ohr der Schlafenden.

Endlich umglänzten die ersten Dämmer der ausgehenden Sonne die schwarzen Spitzen und Kuppen der östlichen Berge. Der Himmel flammte auf, gelb und rot. Das Tagesgestirn griff plötzlich mit heißen Händen in das Dunkel der Bäume, die die Quelle umstanden. Halideh erwachte.

Einer der Soldaten, dem die Wache zugefallen war, saß am Fuße eines der Bäume und rauchte. Die Landschaft lag still und kahl, grau mit goldenen Flecken, mit grünen und blauen Lichtern, weit ausgestreckt vor Halideh. Ihr Glas nehmend, blickte sie in die Runde. Überall traf ihr Auge auf nackte Felsen, steinübersäte Berghänge, zerrissene Grate, hin und wieder von dunklen Stellen unterbrochen, wo niedriges Gestrüpp tief und hart seine Wurzeln in die Risse des Gesteins gezwängt hatte, um nach dem letzten Wassertropfen der Winterregen zu suchen.

Dem Soldaten einen Wink gebend, legte sie ihr Glas zur Seite und ließ ein Feuer machen, um etwas Tee zum Frühstück zu bereiten. Auch die anderen wurden wach und benutzten das reichlich fließende Wasser zu gründlicher Waschung. Die Pferde wurden getränkt, und ihnen die Futtersäcke vorgebunden. Lachend und scherzend machte sich ein jeder an seinen Proviant, und bald saß die kleine Schar am Ufer der Quelle und frühstückte.

» Sabahinis chair olsun! – Möge euch der Morgen Glück bringen!« sagte plötzlich eine tiefe, harte Stimme, und ein hochgewachsener Mann trat aus der Gruppe der Bäume, die das Lager gegen Westen, gegen die Höhen der Bergkette abschloß. Halideh und zwei, drei der anderen sprangen auf und griffen nach ihren Waffen, doch im gleichen Augenblick erschienen zwischen den Bäumen sechs, sieben Bewaffnete mit angelegten Gewehren.

Der erste Sprecher hob die Hand und wiederholte seinen Gruß, als wüßte er nichts von den Gewehrmündungen, die ihn im Rücken deckten, als habe er die Waffen in den Händen der Aufgesprungenen nicht bemerkt. Ruhigen Schrittes ging er auf das Feuer zu und legte die Hand zur Begrüßung an Herz und Stirn.

»Wer bist du, und was sollen die Gewehre deiner Leute?« fragte Halideh ihm entgegentretend.

»Ich bin Mehmed Kara oghlu, und jene Gewehre bedeuten, daß ich hier Herr bin. Doch setzt euch und ladet mich ein, an eurer Seite Platz zu nehmen.«

Halideh zählte die Gewehre, die keine zehn Schritte entfernt auf sie und ihre Begleiter gerichtet waren. Sieben Mündungen! Neue Gewehre!

»Nun, Mehmed Kara oghlu,« sagte sie, sich an den Fremden wendend, »wenn du hier Herr bist, so sind wir deine Gäste. Es ist an dir, uns zum Sitzen aufzufordern!«

»Bitte! Nehmt Platz. Doch es ist nicht die Sitte, daß Gäste das Haus ihres Gastgebers betreten, die Waffen in der Hand.«

Halideh blickte spöttisch um sich.

»Wo ist dein Haus, Mehmed Kara oghlu, daß ich es betrete?«

»Sei ohne Sorge. Die Zeit wird kommen. Wollt ihr eure Waffen ablegen, oder soll ich sie den Toten abnehmen lassen?«

»Den Toten, Mehmed Bey. Den Toten. Wenn du dann noch lebst«, und gedankenschnell war Halideh vor den Fremden gesprungen, so daß er sie gegen die Gewehre seiner Begleiter mit seinem eigenen Leibe deckte, und hatte ihm die Mündung ihres Mehrladers aufs Herz gesetzt. »Rühre dich nicht, denn ehe wir sterben, stirbst du!«

»Ich sehe, du hast Mut. Leider ist das das einzige, was ihr in Anatolien habt. Doch es sei. Behaltet eure Waffen und laßt uns sprechen. Ich werde mich zu euch setzen.«

Im Gesichte Mehmeds hatte keine Muskel gezuckt, als Halideh so plötzlich die Chancen des Spieles auf ihre Seite gebracht hatte.

»Nicht so schnell, Beyim«, antwortete sie fest. »Nicht so schnell. Befiehl deinen Leuten, am Bache entlang zu gehen und sich dort unten, zwanzig Schritte von hier niederzusetzen und ihre Gewehre neben sich zu legen.«

»Du hast ganz recht. Auch ich würde es ablehnen, unter den Mündungen feindlicher Gewehre friedliche Besprechungen zu pflegen. Willst du mir gestatten, mich umzuwenden?«

»Du kannst den Befehl von hier aus geben. Deine Leute werden dich hören, und ich nehme an, daß sie deine Stimme kennen«, entgegnete Halideh, den Mehrlader noch immer gegen die Brust des anderen gerichtet.

»Und wenn ich den Befehl gebe, wer sichert mir zu, daß du den Weggang der Meinen nicht dazu benutzen wirst, abzudrücken?«

»Das ist eine Gefahr, die du laufen mußt. Du hast sie selbst heraufbeschworen. Doch wenn du meinem Worte Glauben schenken willst, so sage ich dir, daß ich dich frei geben werde, im Augenblick, in dem deine Leute ihre Gewehre zur Seite gelegt haben werden.«

Mehmed Kara oghlu sah Halideh einen Augenblick prüfend ins Gesicht.

»Es sei«, und er gab mit lauter Stimme die Weisung, die Halideh verlangt hatte. Die sieben Männer gingen langsam den Quellabfluß entlang, setzten sich nieder und legten ihre Waffen neben sich.

Halideh senkte ihren Mehrlader.

»Nimm Platz«, sagte sie, und neben Mehmed herschreitend, ging sie mit ihm bis ans Feuer und setzte sich neben ihm auf die Erde.

Ihren Begleitern hatte sie einen Blick zugeworfen, und sie sah, wie die beiden jungen Offiziere und der eine der Soldaten ihre Karabiner zur Hand nahmen, und sich schußbereit gegen die sitzende Gruppe der Leute Mehmeds auf die Erde legten. Doch ehe Halideh ihr Gesicht Mehmed wieder zuwenden konnte, fühlte sie sich plötzlich von nervigen Fäusten gepackt. Hinter ihr brachen die Zweige. Eine Menge Menschen stürzte sich plötzlich über den Lagerplatz, einige Schüsse krachten. Halideh kämpfte Leib an Leib gegen ihren Angreifer, doch andere packten sie und entrissen ihr die Waffe. Dann wurde sie plötzlich losgelassen. Aufspringend blickte sie um sich.

Wohl zwanzig fremde Männer befanden sich am Lager. Ihre Begleiter waren entwaffnet und lagen am Boden oder standen, wie sie selbst, zwischen den Angreifern.

»Im Namen des Sultans verhafte ich euch als Aufrührer und Rebellen«, hörte sie Mehmed Kara oghlu neben sich sagen. »Wollt ihr mir gutwillig folgen, oder soll ich Gewalt anwenden?«

›Zeit! Zeit muß ich gewinnen. Die Pläne in Sicherheit bringen‹, dachte Halideh, einen schnellen Blick um sich werfend.

»Deine Frage ist müßig. Wir sind in deiner Gewalt«, antwortete sie für die übrigen. »Wir werden dir ruhig folgen. Du hast unsere Waffen.« Mehmed betrachtete sie mit einem sonderbaren Ausdruck in den dunklen Augen. Ihn scharf anblickend, fuhr sie fort: »Doch was willst du mit uns tun, du, ein Türke wie wir?!«

»Ein Türke wie ihr? Möge Gott mich behüten, jemals zu werden wie ihr! Aufrührer, Rebellen, Abtrünnige, Ungläubige, die ihr die Hand gegen die heilige Person des Khalifen erhebt. Ich wußte wohl, mit wem ich es zu tun haben würde, als mir in dieser Nacht Nachricht gebracht wurde, daß sich eine Bande im Tale gezeigt habe. Doch kommt. Ich werde euch vor das Gericht stellen, und es wird urteilen. Nach dem Buchstaben des Gesetzes wird es urteilen.«

»Und bist du selbst dies Gericht, Mehmed Kara oghlu?« fragte Halideh unerschrocken. »Mit welchem Recht überfällst du uns in unserem Vaterlande? Wer bist du, daß du dir anmaßest, zu richten? Ein Imam?«

»Vaterland! Wage nicht, dies verfluchte Wort auszusprechen. Dies ist das Land des Propheten, das Land des Khalifen, der allein das Recht hat, darüber zu herrschen.«

»Und an dieser Herrschaft willst du teilhaben, Mehmed Kara oghlu! Dies Land, das der Sultan verkauft, verraten und verschachert, das er den Fremden ausgeliefert hat, dies Land gehört uns, seinen Kindern, deren Väter es vor sechshundert Jahren mit dem Schwerte in der Hand im Namen des Propheten erobert haben. Wer dies Land verrät, der verrät den Propheten, und sei es der Sultan, der sich Khalif nennt.«

»Schweige«, donnerte Mehmed, auf Halideh zutretend. »Schweige. Ich kenne eure verruchten Theorien, eure schulischen Spitzfindigkeiten. Doch sie werden keinen von euch vor der verdienten Strafe retten. Und jetzt ›Vorwärts‹!«

Je zwei der Leute Mehmeds nahmen Halideh und je einen ihrer Begleiter in die Mitte. Die anderen bestiegen die Pferde, und der Zug setzte sich talwärts in Bewegung. Nach etwa einer Stunde erreichten sie Emed, einen kleinen Ort, der in einer Gebirgsfalte jenseits des Längstales lag. Dort brachte man sie zusammen in einem Hause unter, das auf allen vier Seiten von Posten bewacht wurde ...


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