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2.

Drei Tage darauf bogen vier Extrapostpferde, lang gespannt, um die kleine Dorfkirche in den Schloßhof; Graf Gotthold flog aus der leichten Reisechaise in die Arme seines Vaters, und die Einsamkeit und das Stillleben, welche jahrelang in dem alterthümlichen Gemäuer des ehrwürdigen Stammschlosses geherrscht hatten, flohen mit diesem Augenblicke in die Tiefen des fernen Schwarzwaldes, wohin sie gehörten.

Es ist noch ganz der Alte! rief die treue Dienerschaft, die sich am herzlichen Wiedersehn zwischen Vater und Sohn theilnehmend ergötzt hatte, erfreut einander zu, nur fand man ihn stärker und größer und kräftiger und frischer; den ehrlichen Lippert schloß der liebenswürdige Gotthold, wie einen väterlichen Freund, an die stürmisch bewegte Brust; den Silberkopf, den Kammerdiener, die alte Bettfrau, und seine Jugendgespielinn, die niedliche Lisbeth, die unterdessen als Silberwäscherinn angestellt, und seinen ehemaligen treuen Jagdgefährten Lebrecht, der während der Zeit zum Büchsenspanner aufgerückt war, herzte und küßte er ab, und den Andern Allen reichte er die Hände, und jedem sagte er Freundliches und Liebes, wie es ihm aus dem Herzen kam, und Alle gingen von dannen gerührt, entzückt und geschmeichelt, und waren seines lauten Lobes voll.

Die folgenden Tage schon fuhr der glückliche Vater mit dem Ankömmling in der Runde umher, und stellte ihn der Nachbarschaft vor, und überall, vornehmlich aber in den Häusern, wo heirathbare Töchter, Nichten oder Cousinen zu finden, empfing man den jungen Grafen mit zuvorkommender Artigkeit, und wünschte dem Alten zur Rückkehr dieses liebenswürdigen Jünglings aufrichtig Glück.


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