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Der ist Meister des Lebens, den jedes Erleben reicher macht. Nur der Stümper kann dadurch verarmen. Nur der hat sein Leben gelebt, der durch Seelen, wie über Gebirge und in Sternenräume hinein sich Heimatstraßen baute, um von Grausen zu Herrlichkeiten zu schreiten. Nur in ihm wird die Welt zur Einheit – und er darin ein unverlierbar mächtiges Ereignis.
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Ich sehe Arme und Reiche, solche mit bloßen Träumen und ewiger Enttäuschung – und solche mit der reichen Welt im Blute als Traum und Triumph.
Die Brunnen der Zärtlichkeit zum Leben werden im Starken aus der uralten Erdentiefe gespeist, und können nie versiegen, es versiegten denn die Quellen der Persönlichkeit.
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Wie soll man ein Fest feiern? Soll man in sich einkehren? Oder soll man in der Schar singen und tanzen und jauchzen? Ein Fest ist immer ein Trinken an der Quelle der Person.
Aber wann wäre die Zeit da, wo ein jeder einkehren könnte und trinken an seinem eigenen Brunnen? Wo nicht mehr Reiche und Arme wären? Wo nicht mehr die Ungeschmückten und Sklaven der Freudenspenden des Geistes und der Fülle harrten?
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Es gibt Menschen, die nur wollen, was klar ist und was sie können, und die sich damit zufrieden geben.
Und wieder Menschen, die wollen, was noch unklar ist, daß sie es für sich und damit für andere zur Klarheit erheben – und die sich nicht eher zufrieden geben. Sie wollen, was sie noch nicht können.
Es sind Leute, die oft genug über dem, was sie ahnen, zerbrechen.
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An einen Polemiker
Der Mensch ist mehr wie die Meinung.
Das ist ein heimliches Gesetz, das wir achten müssen.
Man darf eine Meinung entkräften, aber man darf einen Menschen nicht entwerten um der Meinung willen.
Der Mensch, eine lebendige Person, eine Flamme und ein Brunnen.
Der Weise speit nicht in die Flamme und besudelt nicht den Brunnen.
Es ist eine Sünde wider den heiligen Geist: die Quelle der Persönlichkeit trüben.
Der Mensch stehe vor uns, nicht ein Dogma auf einem Papierfetzen: der Mensch mit Irrtümern, der mehr will, als nur irren, der mehr kann, als nur irren.
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Jeder Mensch wandelt in einer eigenen Atmosphäre von Selbstgefühl und Dünkel; je dichter, je mehr sie ihm die wahre Welt verbirgt. Nur wer durchsichtig wandelt, das heißt, wer sich die Welt ganz nahe bringt um der Wahrheit willen, dem ist die Welt und er der Welt ein wahres Wesen.
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Verräterin Hand
Hab es nur einmal gefühlt,
dein feines zerbrechliches Händchen:
ob du gleich Dämon dich dünkst,
nun weiß ich mehr, als du selbst!
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Wirf dich nur weg!
Du wirst dich wiederfinden.
Du kannst in dir
dein Wesen nie ergründen.
Nur in den Taten,
die dein Licht erstrahlen,
kannst du vor dir
mit eigenem Lichte prahlen.
Es schließt sich mancher Tor
in eigene Zelle,
in Dunkel eingesenkt
bei Tageshelle.
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Es ist ein schreckliches Gesetz, daß einem jeden »Seele« fein oder grob nach dem Mäßlein seiner eigenen Hirnschale zugewoge ist – ein- für allemal.
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Unzählige Geister sprechen aus dir, ein jeder in eigenen Trieben und Lauten. Aber einer, der sie alle gebändigt hält: dieser eine? – bist nicht du, der du bist – du, der du sein möchtest.
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Eltern
Zweie, die vielleicht gegeneinander waren aus Blut und Leben, und unvereinbar in ihren Drängen, sind im Kinde eingeschlossen: Vater und Mutter! Nun bekämpft euch fort! Es soll vorkommen, daß der eine den andern dann im Kampfe noch tötet: Selbstmord.
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Das Gewissen ist das Gewisse von gestern, aber nicht das Gewisse für morgen.
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So lange sein Maß der Tüchtigkeit wächst, wächst der Mensch.
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Zwecken nachjagen heißt der Notdurft verfallen. Wachsen ist sich zur Einheit ergänzen.
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Je mehr ein jeder reift, desto mächtiger fühlt er das Versteinen eines innersten Gesetzes, das sich in ihm erfüllt.
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Ist die Entwicklung der Menschheit wirklich ein Seelendestillationsprozeß?
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Auf dem Wege nach O. trafen wir eine Gesellschaft aus dem Rettungshaus, geschorene, löffelohrige, verbildete Menschen mit krüppeligem Gange, tierisch stumpfe Typen mit Narrenlachen, unter der Obhut eines lahmen Pflegers. Zu allerletzt ein Alter mit Stutzbart, plump und heimlich, der mir zuraunte, »daß er um hundertfünfzig Mark mit seinem Bruder Händel gehabt, und daß er mir noch manches sagen könnte – nur wärs jetzt zu helle.« »Die Sonne ist zu helle. Die Sonne ist zu helle!« plapperte er noch verstohlen, wie er hinter den Stämmen endlich der lachenden, krüppelig schäkernden Rotte nach verschwand. Ein seltsames, grausiges Bild im hellen, goldnen Sonnenwalde, in der klaren Luft der Berge, diese dem Schicksal unerbittlich verfallene Narrenherde. Man hatte das Gefühl einer grabkalten Gefangenschaft, die eiserner lastet als Ketten und Fesseln – und man seufzte auf im Gefühl der Freiheit, wie die Blöden, die keine Seligkeit von Bergwiese und Sonne kannten, vorbeigetrieben hinter den Buchen sich verloren. – Was ist die Seele und wer ihr harter Kerkermeister? – Der Alte steht mir noch vor Augen mit seinem heimlichen kalten Gelächter »der Tag ist nur zu helle! »Die Sonne ist zu helle.«
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Nur im Traum ist man neu und frei. Erwacht man, so steckt man den Fuß in den Schuh und zieht die Hüllen über den Leib – und dann immer nur bekannte Wege, immer nur in alten Gleisen. Das ganze Leben ist ein Pferch. Was ist es, das da gefangen sitzt, das dahinter seufzt und drängt – und neu und frei sein will?
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Es gibt schon hier ein Jenseits der eigenen Seele, das zeitlos und raumlos ist, und aus dem keine Kunde, wenn nicht im Wunder zu uns dringt.
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Werkstunde
Das ist, den Engel spüren, wenn er den Bethesdabrunnen bewegt, und dann untertauchen in der himmlischen Flut, – ist auch tief schweigen, wenn das Unendliche in uns redet.
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Ich bin ein graues, ödes Steinhaus – nur drinnen liegt verborgen und verschlossen eine lichte Wundergrotte. – Ach, so kalt und gewöhnlich ist mir zwischen den grauen Quadern – wohl ist mir nur in jener Grotte. – Aber ich kann nur wie zufällig darin wohnen – und wie durch Zauber bin ich draußen. – Und doch hält mich einzig der Glaube, dann und wann einmal wieder hineinzukommen, aufrecht.
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Letzter Halt
Nur die Gewißheit, im Schauensgrunde sich verlieren, sich hinwerfen zu können an die freien Freuden des Tätigen im Wesen, der eignen Allkraft, die Gesundheit, Liebe, Licht, Schau, Flug, Schönheit, Freiheit ist, Losgebundenheit von aller Notdurft und allen Zwängen – denn auch nur die Zwänge sterben: das ist der Tod; das Leben lebt immer –: nur das gibt letzten Halt.
Der ewig am Narrenseil des Gesellschaftswillens gezogene Mensch muß schließlich nur müde und ratlos werden, weil auf dem Meere kein Land sich zeigt, keine Aussicht auf selige Ufer und ewigen Frühling.
Aber im Grunde, wo kein flackerndes, notdurftgebundenes »Ich«, wo ohne Zweck und Namen eine freie Allkraft, ein freies Wachstum, eine freie Tat selbst-vergessen lebt, da ist immer Erfüllung.
Darauf muß das flackernde Scheinchen »Ich« hoffen, daran muß es glauben können, um sein Alltägliches und Notdürftiges, daß es selbst ist, sein von kurzen, nichtigen Absichten zeitlich gelocktes Leben zu ertragen.
Dieser Glaube ist der heimliche Grundakkord des Lebens.
Er erfüllt die gewöhnliche Zeit mit einer geheimnisvollen Sicherheit aus eignem Grunde –: für jedes Leid eine Freude, für jede Sehnsucht eine Stillung, für jedes Rätsel eine Klarheit im Blute zu tragen.
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Ich begreife, was rückschauen ist und sich trösten wollen. Ich begreife, was es heißt, alles Getane nicht achten, selber Tat sein und Zukunft leben. Wer sich trösten will, sitzt müde am Wege. Aber noch siehst du die goldenen Burgen auf der Höhe im Sonnenglanze. Steige an mit sicheren Schritten! Du wirst emporkommen in klare Luft. Du wirst die Hütten, die an der Berglehne kleben, klein sehen und tief unter dir. Du wirst im einsamen Geröll wandern. Du wirst das güldene Gemäuer nahe vor dir haben, körperlich und groß, und eingehen in die seltsamen Säle von der sinkenden Sonne Rubinstrahle durchflossen. Du wirst stehen und in dich horchen, und in die Einsamkeit horchen, und in die dunstversunkene Welt da drunten und fern, und auf in die bleichenden Himmel. – Das Getane nicht achten! Sich nicht trösten mit Vergangenem! Tat sein! Zukunft leben!
*
Der Mutige blickt voraus –
Und wo er wegemüde,
Da schimmert ein güldnes Haus
Hernieder, wie im Liebe,
Das ragt auf Abendhöhn,
Und Harfen nieder klingen,
Weil goldne Träume dort
Durch freie Seelen wehn.
Der Mutige blickt voraus:
Er schreitet mächtig aus,
Er schreitet, wie im Liebe,
Nach dem, was sonnenweit.
Das güldne Schlößlein ragt.
Es lockt seit tausend Jahren.
Es steht von Ewigkeit.
*
Zur Höhe
Hoch ragt die Höhe,
strahlend im Goldlicht.
Wage nur, wage!
Hebe dein Angesicht!
Steil ist der Abgrund;
steinig der Berge Weg.
Steige nur furchtlos!
Schmal ist der Brückensteg.
Unten, tief unter dir
Erde in Dämmerluft:
hoch in der Höhe
atmest du Heideduft! –
Einsam in Fernen
Welt dir versank.
Um dich, in Felsen,
Sturmwetterklang.
Nicht eine Träne!
Nicht mehr ein Leid!
Nicht mehr ein Sehnen!
Zeitlos die Zeit.
Selige, Freie –
reich ohn Begehr –
ziehen die Wolken,
ziehst du einher.
*
Meines Erlebens quellende Brunnen
Liegen im Grunde –
Wer kann sie fassen?
Meiner Seele leuchtendste Blumen
Blühen im Grunde –
Wer
sieht sie glühn?
Und ich selber, ich suche vergebens
Quellende Brunnen,
Leuchtendste Blumen des Lebens.
Denn nur ein Wunder
Läßt mich entdecken,
Daß sich im Grunde
Schätze verstecken –
Ach, nur ein Wunder
Läßt mich versinken,
Quellen des tiefsten Lebens zu trinken.
*
Liebe Seele, liebe Quelle!
Tief im Dunkel, oder Helle,
liegt dein ewiger Grund.
Perlen steigen aus der Tiefe,
tauchen tausend zarte Wunder –
wenn die Sehnsucht heimlich lauscht
schattenhaft und bunt.
Geist, wie bist du eingeschränkt
Tief in deine finstren Gründe,
Wie ein alter Felsenbrunnen.
Klüfte nur und Steingetürm
Hoch in Bergen –
Und im grottenkühl Verborgnen
Quillt und plätschert leis die Welle. –
Einsam – ewig Menschen fern.
Menschen dürsten nach dem Schein.
Selten nur klimmt einer aufwärts,
Lauscht in felsigen Grund hinein: –
Quillt ein dunkler Quellenborn,
Quillt die Welle, die das Licht
Frei entführt ins Lüftereich,
Ewig jenen Weg zur Höhe,
Still und kühn und adlergleich.
*
Einem Freunde
Er hatte alle Weisheit längst gewonnen,
tat tausend Blicke in den Lauf der Zeiten.
Ihm schien das Leben ziellos zu entgleiten,
des Lebens letzter Sinn ihm ganz zerronnen.
Er höhnte längst der Menschenweisheit Bronnen
und lachte tausendjährigem Widerstreiten,
ihm schien das Leben ziellos zu entgleiten –:
sein Schwärmerauge träumte nach der Sonnen.
Und im verlornen Fern-und-ferner-rücken –
je ungesehen – sagenhaft umwoben,
wie eine heilige Quelle plaudert leis:
»In eignen Gärten mußt du dich erquicken!
Mit eignen Lauten mußt die Welt du loben!
Aus eignen Gründen quillt des Lebens Preis!«
*
Mich selber
Ich will mich selber finden
im flüchtigen Erdengang –
was andres nie ergründen –
ich will mich selber künden
in meinem Seelenklang.
Im eignen Quellgrund graben,
daß frische Wasser sprühn –
mich selber will ich laben –
aus meinen eignen Waben
den süßen Honig ziehn.
Kann ich mich selber geben
in dieser flüchtigen Welt –
verlodernd Glut und Leben –
dann Hab ich hingegeben
mein einziges Lösegeld.
*
Tadel
O zarter Sproß,
aus Frühlingsluft gewoben:
du willst ihn tadeln?
Nein, du sollst ihn loben.
Wenn du ihn tadelst
wirst du Glück zerstören,
wenn du ihn lobst,
wirst du ihn wachsen lehren.
Gar unscheinbare Kernchen,
schlafen Rosen –:
du willst sie tadeln?
Nein, du mußt sie kosen.
Deine Rede sei ...
Wenn du etwas redest,
klinge klares Bild.
Sage nie: »Du sollst!«
weil's den andern schilt.
Rede einen Klang,
wenn du etwas schaust:
wenn du Steine redest,
um dich Mauern baust.
Rede deine Liebe
liebend frei heraus.
Solche Rede kränzt
deines Nächsten Haus.
*
Fröste
Manchmal in Stürmen
fallen wie von Bäumen
auch von der Seele
Blätter und Blüten.
Und die Gefühle,
ärmlich und schüchtern,
stehen und frieren,
und möchten sich ducken,
stehen wie Stöckchen,
hölzern und mager,
wanken und schwanken,
zittern und beben.
*
Ein armes Ding, der Mensch
der immer sehnt und sehnt
und flüchtiger Träume Glanz
ein dauernd Eden wähnt!
Wenn in den hellen Himmeln
die goldnen Morgenwolken gehn,
und aus der Seele Quellen
die lichten Ahnungen erstehn,
da mag's ein Weilchen wohl ergehn.
Doch arm und düster sehr,
wenn Himmel dunkler Schoß:
wenn in der eignen Tiefe
ein Abgrund uferlos
und unergründlich wie das Meer.
*
Flamme in Nächten,
selig allein,
strahlende Flamme,
schwebender Schein!
Ist denn dein Goldkleid
aus Lichtem gewoben,
wenn die Sonne kommt
plötzlich zerstoben?
Bist nur ein Schatten
im Lichte der Sonnen?
Bist du gestorben?
Bist du zerronnen?
Kleiner, vereinzelter
Schatten im Räume,
strahlest du doch noch
im eigenen Traume?
*
Die einsame Macht
Einsam bin ich nicht! – einzeln!
Einzeln bin ich – wie Felsen:
jede Welle, die tost,
schlägt mich und reißt mich herab.
Und ich treibe wie Wind,
kein Ort, wo ich ruhe und raste. –
Und ich staune dich an,
große, einsame Macht:
Ehern, in ewigem Geschäfte,
innen und außen gegründet,
festgehalten in Eins,
füllst du den Abgrund der Zeit.
Nimm mir die fiebernde Sehnsucht!
Die nagende Qual meiner Enge!
Gib mir dein restloses Tun!
Gib mir dein einsames Glück!
*
Lautlos
Wie liebe ich die Flamme!
Wie liebe ich das Brot!
Wie liebe ich den Wein!
und sage es nicht zur Flamme:
ich liebe dich;
und zum Brote –:
ich liebe dich;
noch zum Weine –:
ich liebe dich.
Warum klagen Menschen nach Worten?
Warum es vom Hauche des Mundes erjagen?
Wie die Flamme, die dem Auge leuchtet,
wie das Brot, das ins Blut rinnt,
wie der Wein, der uns froh macht,
wirkt Wesen zu Wesen lautlos:
ich liebe dich.
*
Worte
Worte ... allerwegen Worte ...
in Palästen und in Höhlen,
allerwegen hallen Worte ...
lauten Sinns und ohne Seelen.
Allerwegen gierige Ohren
lauschen ... möchten sich erlaben,
merken schauernd, daß in Worten
rings nur Leichname begraben.
Worte hallen ... Worte! Worte!
aus den Mündern hitziger Sekten.
Wo die Heiligen, die neu
Tote aus den Gräbern weckten?
Nur der blinde Seher schaut
Leben, draus das Wort erbaut,
Atem, der im Wort begraben;
nur der stumm In-sich-gekehrte
kann sich an den Quellen laben.
Nur dem tief verlornen Träumen,
wenn die Augen einwärts wandern,
tauchen Geister draus Herfür,
ein Erweckter zu den andern.
Und du fühlst die Seelenhauche
leise deine Stirne rühren,
und an ihrer Hand entführen
dich Lebendige fort von Toten.
*
Raubtierseelen
Ein Löwenpaar – der Alte ausgestreckt –
die gute Alte kraut und kost den Alten.
Wer kennte nicht die ewige, erdene Seele,
die da in haariger Haut behaglich schnurrt
und aus den funklen Augen diese Welt,
wenn nun der Kampf getan ist, stille anschaut.
Dieselbe Seele, wie die Menschenseele.
Nur einsamer und enger, enger noch
verstrickt in Lebenskämpfe und in Not –
und deshalb grausamer in sich verschlossen.
Ganz einsam noch, auf sich nur angewiesen,
und rings das Leben Feind und unvertraulich,
ganz unberechenbar. – Noch blieb ihr dunkel,
daß auch im andern eine Seele wohnt,
die selbst ins Lichte will – und Freunde annimmt.
's ist eine Seele, der der Geist noch nicht
die Zunge löste, daß sie frei erschließe,
was sie, der Not entwachsen, wünschen würde –:
Dieselbe Seele wohnt noch tief in mir –
ganz einsam noch, auf sich nur angewiesen,
und rings das Leben Feind und unvertraulich –:
Doch wundersame Töne lösten sich –
und Seele fand in Seele ihren Freund –:
Nun wollen Hand in Hand die Menschenscharen
dem Gott des milden Lichts entgegengehn.
*
Weisheit
Wahnwitzig kühn, wie Piraten in Schluchten,
laure dem Leben auf! bring es zustande! –
Packe – erringe und halte! – Im Lande
deiner Vereinsamung winken dir Buchten.
Erst noch im tobenden Meere gefahren
tolle, verwahrloste Tage und Nächte,
trutzig mit tausend verschollenen Geistern –
und aus den Tiefen die Tiefen bemeistern –
atmen die Sturmluft, und bannen die Laren! –
Wenn du dann endlich, entrückt, in die Stille
heimlenkst dein Fahrzeug aus klaffenden Fluten,
schüre, ein Weiser, auf rosenbekränztem
einsamen Opferstein heilige Gluten!
*