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Ich fahnde allenthalben nach Seele. Seele ist immer gut, wie Licht immer leuchtend. Alles um mich, alle Wesen, Felsen, Bäume, Tier und Mensch, alles ist ein Grab des Lichts, wie ein Grab der Seele. Manche, die allenthalben den Sehnsuchtsruf vernehmen: »Mache mich leuchtend!« Das Böse ist nur eine flüchtige Phase im Kampfe ums Licht.
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Lebensrätsel
Nur
die lösen es, die es nicht stellen – und nur aus Gnade des Lebens selbst. Es sind Menschen, von denen dann die Sage geht, sie seien auf hohen Bergen geboren, von Wölfen gesäugt, Bienen wären herzugeflogen, ihren Kindermund mit Honig zu füllen, und schon ihre kleinen Hände hätten spielend böse Schlangen erdrückt. – Ach, wo sind die Gebirge? – und wo die
Menschen?
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Es gibt nur zwei Wege: – Entweder du legst die Hand an den Pflug, säest, erntest – und nimmst Lust und Sorgen gleichförmig hin, wie Sonne und Nacht. – Oder du greifst hinaus über das nahrhafte Behagen des Landmannes – du greifst in die innersten Geheimnisse der Seele, in das schimmerndste Licht ihrer Nacht oder in die Gründe des Grausens: und du verloderst wie ein in tausend Flammen sehnsüchtig himmelan sich streckendes Feuer – nur daß an ihm Seelen sich entzünden, erleuchten, wärmen. – Nun entscheide dich!
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Zum Rennen und Ringkämpfen mit unsresgleichen, um der inneren Offenbarung der Wahrheit und Schönheit willen, sind wir hinausgestoßen in die Arena, die man Erde nennt. Seen und Felsen, Blumen und Sterne sind der stumme Chor, der zuschaut, ob wir mit oder ohne Sieg sterben. Und endlich nimmt uns die steinerne Erde mit ihrem verborgenen Feuerherzen in das ewige Rätselreich zurück, das wir Blinden ein Totenreich nennen.
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Die Erdveränderungen sollten in großen Katastrophen vor sich gehen, von unerklärlichen Kräften bewirkt, die hereinbrächen, wie ein Dieb in der Nacht. Und nun weiß man, daß die fortbildenden Kräfte noch jeden Augenblick vorhanden und tätig sind. – So auch mit dem Geiste der Menschheit: Die große Offenbarung, die einst auf Horeb Mose von Gott zuteil ward, ist noch unter uns. Noch allenthalben quillt die Quelle der Offenbarung im schaffenden und zeugenden Menschengeiste.
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Der Mensch ist wie ein Fels, ein Stück erstarrte Ewigkeit. Hast du Arons Stab, schlage daran, und die ewige Quelle fließt wieder: ewige Seele.
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Ihr schmäht das Leben, ihr Überdrüssigen und Matten. Wie viele Frühlinge haben sich wiederholt, und doch sind Bäume und Blumen nicht überdrüssig geworden zu blühen. – O wunderbares ewiges Einerlei! –
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In toten Buchstaben lebt die Wahrheit nie, nur im lebendigen Wesen. Und auch da ist sie flüchtig, wie Glück und Jugend.
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Unser Leben schauend gelebt, ist unsere Ernte gehalten.
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»Protestantisch«
Der Mensch soll um seiner selbst willen etwas sein. Deswegen müssen wir uns empören – ein jeder im eigenen Kreise – nicht von dem Joche der Gattung um unserer Persönlichkeit Blüte und Frucht vergewaltigt zu werden.
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Im modernen Staatsmenschen lebt eine erzwungene Sucht nach Willensarbeit, ein falsches Arbeitsgewissen. Die Füllen auf der Weide und die Bäume im Walde arbeiten auch. Aber die Arbeit, die wir natürlich leisten würden, ist heut nichts. Wir dienen einem »höheren Ganzen« und der Moloch verlangt das schwerste Opfer, das Opfer der Harmonie und Ganzheit unserer Person.
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In alle Uniformen von Herren, Bischöfen, Bürgern, Bauern, Knechten kriechen immer wieder neue nackt Geborene hinein und handeln unter dem Gesetz des Rockes, unter dem Zwang von dessen Geschichte.
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Das ist das Arme und Graue in jeder Gesellschaftsordnung, daß zuletzt alles nur noch von Amtswegen geschieht. Es gibt doch noch anderes zu tun in der Welt, als nur von Amtswegen, ihr Staatsmenschen und Zopfträger von heute!
Was die Welt je befreite und vorwärts führte, das sproß aus selbsteigener Liebe und kühnem Wagemut, fragte weder nach rechts noch links, weder nach oben noch nach unten, und ließ sich nicht befehlen noch vereidigen!
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Ein Bauersmann erzählte mir, es wäre einst Sitte gewesen, daß, wenn ein Bauer im Dorfe abbrannte, Nachbarn und Freunde ihm geholfen hätten aufzubauen. Jeder hätte ihm unentgeltlich einige Fuhren Holz, Ziegel, Steine herzugefahren, so daß ihm das Wiederaufbauen leicht wurde.
Ein alter, guter Brauch. – Heut gibt es Brandkassen. Der Mechanismus Geld verrichtet seelenlos, was der Mensch früher mit Liebe und zu seiner Ehre tat.
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Jesus sagte zu Judas: »Arme habt ihr allezeit bei euch! Mich aber habt ihr nicht allezeit bei euch!« Er will sagen: Ihr dient dem Allgemeinen und vergeßt das Beste: die Person. Die Persönlichkeit ist das lebendige Feuer, worin immer wieder alle Lebenswerte jung geglüht werden.
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Freund P. und ich standen unter dem klaren Sternenhimmel, freuten uns der tausend Lichtquellen, die aus den Tiefen der Nacht hervorbrechen – und besannen uns auf unser armes Wissen davon. P. sprach eine Weile von der Schwierigkeit der Beobachtung des Sehwinkels der fernsten Sterne und wir wurden einig: »Wir wissen alles – und wir wissen es doch nicht. Wir haben uns etwas zurecht gemacht an den Dingen, was zu wissen geht. Und was wir wissen möchten, wissen wir doch nicht. Es ist doch im Grunde nur ein Becher voll Rätseln, den wir nun in der Hand halten. Den haben wir geschaffen. Das ist alles.«
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Gedanken sind tote Netze, um das Lebendige zu fangen. – Gedankenschöpfer wollen Seelenfänger sein. Aber nicht, um die Seelen zu Sklaven zu machen, sondern daß sie daran fortweben wie Freie. Das ist der Sinn. Es sind die Netze, an denen wir unsere Wege durch Himmel und Erde finden und uns in den Tiefen der Berge selbst begegnen.
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Wahres Wissen – Urwissen – das ist Macht des Erlebens – das ist eigenes Licht. – Aber wie wenige, die selbst leuchten! Und je ferner einer der Quelle steht, desto trüber er scheint.
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Das wahre Wissen ist stumm. Aber es entringt sich deiner Seele wie ein Schicksal, es erschüttert deinen Menschen, wenn es im Erlebnis ausfährt, wenn es im Entschluß sich entlädt.
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Wahres Wissen ist, das zwecklos erobert wird. Die edelste Neugier, die persönliche Leidenschaft um ein eigenes Wissensgut I Held – der sein Leben dafür setzt. Denn das Leben ist das letzte Wertmaß aller Leidenschaft. – Und nichts Höheres, als den Bereich des schauenden Geistes erweitern: der einzige Zweck, der die Notdurft hinter sich gelassen, der innerste Trieb des Wachstums der geistigen Persönlichkeit.
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Die Kunst muß gegen die Wissenschaft das Gefühl klären, den Instinkt heben, den vollen Lebensgeschmack im Kern der Persönlichkeit immer wieder stärken und stählen.
Bilden, denken, reden
Bilden gibt Ruhe, Denken quält, Reden macht Lärm.
Bilden setzt Grenzen, Denken sucht sie, Reden versäumt die Zeit.
Bilden findet endliche Einheit, Denken sucht die ewige, Reden ist ein Nochmal.
Bilden zeugt Werke, Denken gibt Ratschläge, Reden ist in den Wind.
Bilden ist Tun, Denken ist Schwanken, Reden ist Scheinen.
Bilden ist Kraft, Denken ist Zwang, Reden kann auch der Papagei.
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Es war Nacht. Wir saßen einsam und still in einer Sommerhütte, sannen in uns hinein und sprachen nur dann und wann ein Wort. »Wie bei den Indianern,« sagte einer, »wenn sie mit der Friedenspfeife im Wigwam ums Feuer sitzen und in die Flammen starren. – Was ist da reden.« – Wie das wahr ist! Das ganze heutige Reden ist entwertet, ein kümmerliches Surrogat statt wahrhaftigen inneren Erlebens. Und was kann Reden sein! Die große Wunderkunst, Menschen und Dinge aus dem inneren Leben leuchten zu lassen.
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Idee und Gedanke
In allem Gespräch arbeitet die Idee immer auf Ergänzung hin. – Gedanken sind ihr Mittel.
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Es gibt nicht nur verständige Rede. Was in der Sprache frei sich bindet – nicht nach dem Gesetz der Verständigkeit und des Herkommens, sondern aus der Flucht aufgescheuchter Gefühle und Bilder und Ahnungen –, auch das kann tiefster Weisheit Quellenborn sein. – Deswegen lauschten frühere Jahrhunderte, naivere Alter den heiligen Irren und Berauschten, in denen sich dieser Quell auftat. Aber die Verständigen von heute sind des Rausches Feind, registrieren den Wahnsinn in ihre Schubfächer und haben ihn damit abgetan. Und doch wachsen und quellen auch heute nur aus der Tiefe! des Ungedachten die Wunder des sich zur Welt erweiternden Menschengeistes. Auch die Dichtung ist nie verständige Rede, sondern aus aufgescheuchten Ahnungen und Gefühlen sucht der Dichter nach Erlösung. Auch alle Kunst ist Leben, Traum, Wahnsinn, Leiden und Seligsein, nach keinem andern Muster, als dem Zufall der flüchtigsten Stunde.
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Vorgestern stand ich mitten in den Waldhügeln des Hinterwinkels. Welche Pracht des Lichtes an Himmel und Höhen! Wie schimmerte die Erde in den tausend Rosenfarben des Herbstes! Welcher sprühende Glanz, wie dann die Sonne sich aus Silberdämmern nieder in die schwarzsamtenen Tannenkronen hing – wie ein goldglühender Schatz – und sich tiefer und tiefer senkte, mit tausend Schwertern zwischen dem Wipfelgeäder zückend und blitzend! Und wie sie verschwand, langsam und hehr – hinter den dunklen Kronen! Der Himmel ein Goldlicht – und nur noch die Wipfelenden wie Eisblumen silbern emporschießend und glänzend umsäumt. – Dann lag es noch lange rosig auf den jenseitigen Höhen, und mich umwehte der kühle Bergschatten.
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Ich fuhr durch die Nacht und vertiefte mich ganz in das Wunder des Dunkels. Und wie es immer tiefer über mich hereinfiel, dachte ich: Wenn nun die Sonne nie mehr wiederkäme!
Ich ahnte schauerlich, was Nacht heißt. Was die Sterne uns gelten würden! was auch nur ein Licht, das aus ewigem Dunkel aufspränge!
Ich ahnte die furchtbare Macht der Finsternisse. Und wie ein Jauchzen ging in mir, daß die Sonne immer wieder über unserer Nacht aufblitzt.
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Ein wunderbarer Spätherbsttag. Tiefer Nebel. Die fast kahlen Bäume triefen. Tausend blinkende Tropfen an Ästen und Zweigen. Die prallen Stämme fließend naß. Nur wenige braunleuchtende Blätter in den Wipfelenden – und die Wege dicht bestreut voll gefleckten Laubes. Pfützen in den Wegen. Das Gras triefend von Tropfen. Jedes Blättchen betupft mit Wasserperlen – und Nebel – nichts als Nebel. Die fernen Bäume und Hütten wie Schatten und Schemen. Eine Krähe taucht auf aus dem Nichts, um eilig im Nichts zu entschweben. – Das schläfrige Tropfenfallen – sonst kein Laut. Und wie geblendet das Auge von dem lichten, undurchdringlichen, unfaßbaren Schleier.
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Ich komme eben in der Nacht auf dunklem Dorfwege heim. Eine stürmische, düstere Atmosphäre. Ich bin müde ganz außermaßen. Mir gehen seltsame, ganz fremde Melodien durch den Sinn, die ich vor mich hin psalmodiere. Wie Motive aus slawischem Volksgesang. Totengesänge voll Schwermut, voll eintöniger, nicht sich lösender Trauer. Aus welchen Gründen heult der Wind, ächzen die Wegbäume, drohen die Wolken, quillt meine Klage? Es blitzt lang und erhellend aus der dunkelsten Mitternacht, – einmal über den ganzen Himmel, daß alles Hügelland klar wird. Noch einmal. Tief lautlos. Kein Donner. Eine Dorffrau kommt, die erzählt, daß gestern der Nordhimmel glutrot gewesen. Warum war sie furchtsam? Warum war ich traurig, gebrechlich, müde? Voll Todesahnungen? Aus welchen Gründen quoll, was blitzte und düsterte, als Sturmwelle übers Tal? als ein blutiger Mitternachtschein über den Himmels- und Weltenraum? als dumpfe Angst aus der Menschenseele? als Trauer und Totengesang aus mir?
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Der gemeine Verbrecher
Ein junger Mensch aus meinem Dorfe kam um ein Almosen bitten und stand vor meiner Tür, im Gesicht rauchig und schweißig und in den Kleidern lumpig und verwahrlost.
Er drehte den schäbigen Hut verlegen in seiner knochigen, schwieligen, kohligen Hand, als er, sich unbeachtet wähnend, wartete.
Sein kaltes Auge flackerte jäh, als er mich plötzlich stehen sah. Aber dieser einzige Blick, den er mir zuwarf, sprang in mich, daß ein leibliches Gefühl innerer Zerbrechlichkeit, wie die Maus vor der Katze, den Frosch vor der Natter, mich heimlich vor ihm durchzuckte. Ich fühlte in diesem Blicke: dieser verkommene Mensch umarmt dich, lächelt dich an, sinnlos liebevoll, und schlägt dir auch, schon fast gedankenlos den Kopf ein.
Es war nur ein Augenblick. Denn der junge Mensch reichte mir nur gutmütig die Hand.
Sein Händedruck war furchtbar: schweißig und kalt und hart erdig. Seine Nägel wie Hundekrallen.
Und dann sein Traurigblicken und wieder grausiges, heimliches Grinsen, wie er mir seine Not vorstotterte, und sein drohendes Ganz-nahe-kommen: »Du!«, und seine zurückzuckende Demutsmiene gleich darnach, als hätte ich ihn schon geschlagen.
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Kennt ihr die Lust –: Hoch oben in den Vorbergen – Schneeschuhe unter den Füßen – auf einem weiten Winterfelde stehen – Flockenwirbel um und um? – Tief unten traumhaft wie in Nebeln einzelne Hütten? – Frei aufzuatmen! – Und dann jauchzend hinab wie auf Flügeln! – Hinabgleiten über den weißsamtnen Hang wie ein Windeswehen – so leise und leicht! – Kaum daß der Schnee stäubt! – Kaum bleibt eine Spur! – Und nur noch ein Lispeln und Rauschen ums Ohr. – So hab ich in tiefer Einsamkeit oben gestanden – Totenruhe rings – Hab rückschauend das Leben in den Städten verlacht – bin von Kraft und Freiheit berauscht in mein winterschlafendes Bergnest gesaust – und habe immer, immer wieder gefühlt, ein Mensch zu sein! –
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Schreiberhau
Ein herber Frühling empfängt uns – ein echter Gebirgsfrühling. – Die Buchen sprießen golden auf dem schwarzen Tannengrunde – die Bäche rauschen und gurgeln allenthalben. Oben auf dem Kamme spinnen noch Nebel überm Schnee, und mit der Sonne, die früh hinter den Bergen versinkt, flieht der warme Hauch. Wenn die Nacht kommt und der klare Mond, fährt es frostig heraus aus der jungen Scholle und gleitet schemenhaft um Bachgrund – Sumpf und Hügelwald. – Und eine Totenruhe! – Auch in mir plötzlich! – Ich habe etwas verlassen – und ich weiß kaum was? So still ist alles. – Mir ist, als träumte ich, die Welt, die mir noch eben so nahe war, all die Menschenkämpfe um Glück und Gunst, aller Ehrgeiz, alles – Neid und Leid, Himmelsturm und Erdenqualen, alles sei versunken in den Abgrund hinter den Bergen. – Und nur dieses eine sei da –: dieser nebelumwobene Grat in der Luft, diese grünen Matten – verstreuten Hütten – dieser ätherhelle Himmel darüber gewölbt – und waldige Schluchten und Höhen – und Finken, die verloren singen, und Lerchen – und Blüten, die verloren blühen – und klar und rein alles, wie unberührt von aller Bedürftigkeit. – Nicht, wie ein Liebeslied aus tropfender Amselkehle – träumend und voll Hoffnung – nein – klar und stark –: ein Frühling für einen, der sich selbst gefunden hat. – Das ist der Frühling in den Bergen. Schwellend und drängend aus felsigem Grunde in eisige Luft – markig und hart. Einen andern, sehnsuchtsweichen, sinnenumbuhlenden Frühling habe ich verlassen. –
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