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Der Mann von gediegener Bildung hat in solchen Momenten ein entschiedenes Uebergewicht über den Rohen, der von Wut zur Unbesonnenheit hingerissen, unsicher ist, was er beginnen soll. Ein Blick auf Josephe, die bleich, zitternd, sprachlos auf der Moosbank sass, überzeugte Fröben, was hier zu thun sei. Er bot ihr den Arm und führte sie aus der Laube nach dem Schlosse. Wütend sah ihnen der Baron nach; er war im Begriff, seine Knechte zusammenzurufen, um seine Drohung zu erfüllen, aber die Furcht, seine Schande noch grösser zu machen, hielt ihn ab. Er rannte hinauf in den Saal, wo Josephe auf dem Sofa lag, ihr weinendes Gesicht in den Kissen verbarg, wo Fröben wie gedankenlos am Fenster stand und hinausstarrte. Scheltend und fluchend rannte jener in dem Saal umher; er verfluchte sich, dass er sein Leben an eine solche Dirne gehängt habe. »Es müsste keine Gerechtigkeit mehr im Lande sein, wenn ich sie mir nicht vom Halse schaffte!« rief er. »Sie hat Taufschein und alles fälschlich angegeben; sie hat sich für ebenbürtig ausgegeben, die Bettlerin, diese Ehe ist null und nichtig!«
»Das wird allerdings das Vernünftigste sein«, unterbrach ihn Fröben; »es kommt nur darauf an, wie du es angreifst, um dich nicht noch mehr zu blamieren –«
»Ha, mein Herr!« schrie der Baron in wildem Zorn, »Sie spotten noch über mich, nachdem Sie durch Ihre grenzenlose Frechheit alle diese Schande über mich brachten? Folgen Sie mir, zu unsrer Scheidung brauchen wir weiter keine Assisen, die kann sogleich abgemacht werden. Folgen Sie!«
Josephe, die diese Worte verstand, sprang auf; sie warf sich vor dem Wütenden nieder, sie beschwor ihn, alles nur über sie ergehen zu lassen, denn sein Freund sei ja ganz unschuldig; sie wies hin auf den Zettel in seiner Hand, den sie erkannte; sie schwur, dass Fröben erst heute erfahren, wer sie sei. Aber der junge Mann selbst unterbrach ihre Fürbitten, er hob sie auf und führte sie zum Sofa zurück. »Ich bin gewohnt«, sagte er kaltblütig zum Baron, »bei solchen Gängen zuerst meine Arrangements zu treffen, und du wirst wohlthun, es auch nicht zu unterlassen. Vor allem geht deine Frau jetzt aus dem Schloss, denn hier will ich sie nicht mehr wissen, wenn ich nicht da bin, sie vor deinen Misshandlungen zu schützen.«
»Du handelst ja hier wie in deinem Eigentum«, erwiderte der Baron, vor Zorn lachend; »doch Madame war ja schon vorher dein Eigentum, ich hätte es beinahe vergessen; wohin soll denn der süsse Engel gebracht werden? In ein Armenhaus, in ein Spital, oder an den nächsten besten Zaun, um ihr Gewerbe fortzusetzen?«
Fröben hörte nicht auf ihn; er wandte sich zu Josephe: »Wohnt die Gräfin noch in der Nähe?« fragte er sie. »Glauben Sie wohl für die nächsten Tage einen Aufenthalt dort zu finden?«
»Ich will zu ihr gehen«, flüsterte sie.
»Gut; Faldner wird die Gnade haben, Sie hinfahren zu lassen, dort erwarten Sie das Weitere, ob er einsieht, wie unrecht er uns beiden gethan, oder ob er darauf beharrt, sich von Ihnen zu trennen.«