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Eines schönen Tages zogen etliche Leute in den Wald, um sich Wurzeln, Beeren und andere schmackhafte Dinge zu suchen. Da trafen sie eine mächtige Riesenschlange, doch sie hielten sie für einen Baumstamm. Sie ließen sich darauf nieder, und wie sie nun die Wurzeln zerschnitten, fügte es der Zufall, daß sie die Schlange dabei verletzten, so daß das Blut in dicken Strömen ausfloß. Als sie merkten, worauf sie sich ausgeruht hatten, schnitten sie die Schlange in viele Stücke und kochten das Fleisch. Da begann es zu regnen, so fürchterlich zu regnen, daß es Tag für Tag vom Himmel herabfloß und schließlich das ganze Land mit Wasser bedeckt war; nur der Tiang Laju ragte aus der Flut empor. Alle Menschen und Tiere ertranken bis auf eine Frau, einen Hund, eine Ratte und wenig anderes Kleingetier, die auf den Gipfel des Berges kletterten.
Die Frau suchte nach einem Wetterschutz und sah da, wie der Hund eine behagliche warme Ruhestätte unter einer Liane gefunden hatte. Die Liane schwang im Winde hin und her, rieb sich dabei an einen Baum und wurde so erwärmt. Die Frau sah dies als Fingerzeig an, sie nahm die Liane, rieb sie kräftig auf einem Stück Holz hin und her und erzeugte so zum ersten Male Feuer. Da sie keinen Gatten hatte, wurde die Liane ihr Mann, und bald darauf gebar sie einen Sohn, der jedoch nur ein halber Mensch war, denn er hatte bloß einen Arm, ein Bein, ein Auge usw. Das Kind wurde Simpang Impang genannt; seine einzigen Spielgefährten waren die Tiere; und häufig beklagte er sich bitter bei seiner Mutter ob seiner Unvollkommenheit. Eines Tages fand Simpang Impang etliche Reiskörner, welche die Ratte in einem Loche versteckt hatte. Er breitete sie zum Trocknen auf einem Blatt aus und legte es auf einen Baumstumpf. Hernach forderte die Ratte den Reis zurück; und als Simpang Impang ihn ihr verweigerte, wurde sie sehr böse und schwor, daß sie samt ihrem Geschlecht sich für die Zukunft stets am Reis der Menschen schadlos halten wollten, wo er ihnen nur vor die Augen käme. Als sie noch so stritten, kam Selulat Antu Ribut, der Windgott, herbei und verstreute mit seinem Hauch die Reiskörner weit und breit in den Dschungeln. Ärgerlich und doch verwundert schaute sich Simpang Impang überall um, doch verspürte er nur das Sausen des Windes. So machte er sich denn mit einigen Begleitern auf, um die Körner wieder vom Windgotte fortzuholen oder doch wenigstens zu erfahren, weshalb er sie ihm weggenommen hatte. Sie wanderten viele Tage und kamen an einen Baum, auf dem eine Menge Vögel saß; die pickten die Blattknospen ebenso schnell ab wie der Baum sie hervorbrachte. Simpang Impang fragte den Baum nach dem Wege zum Hause des Windgottes; und der Baum antwortete: »Ja, vor einer Weile ist er hier vorbeigekommen, und sein Haus liegt in der Ferne dort gerade gegenüber. Wenn du da hinkommst, bitte, sage ihm, ich wäre es müde, Blätter wachsen zu lassen, damit die bösen Vögel sie abfressen, sag' ihm, er möchte herkommen und mich umblasen, damit mein elendes Leben ein Ende hat.«
Simpang Impang zog weiter und kam an einen See, der sprach: »Freund, wohin willst du denn?« Und als er ihm erzählte, daß er auf der Suche nach dem Windgotte wäre, klagte der See, daß sein Abfluß durch einen Goldklumpen versperrt wäre, und er bat, daß der Windgott dies Hindernis doch entfernen möchte. Simpang Impang versprach dem See, ein gutes Wort einzulegen; er zog weiter und gelangte in einen Zuckerrohr- und Bananenhain. »Freund, wohin willst du?« fragten sie. »Ich gehe zum Windgott,« antwortete er. »O, bitte, frage ihn doch, weshalb wir nicht wie andere Bäume Zweige haben; wir möchten auch so gerne welche haben.« »Ja, ich will daran denken,« sagte Simpang Impang; er zog weiter und kam bald zum Hause des Windgottes. Er vernahm darin das gewaltige Tosen des Windes, und der Windgott sprach: »Was willst du hier, Simpang Impang?« Mit zornbebender Stimme entgegnete der, daß er seinen Reis zurückfordern wollte, den der Windgott mitgenommen hatte. »Wir wollen den Streit durch Wettauchen schlichten,« meinte der Windgott und tauchte sogleich im Wasser unter; aber da er ja nur eine Luftblase war, war er bald wieder oben. Simpang Impang forderte nun einen Gefährten, den Fisch, auf, statt seiner zu tauchen; und als der Windgott jetzt merkte, daß er wohl doch nicht den Wettstreit gewinnen konnte, sagte er: »Nein, das gilt nicht, wir wollen das Springen probieren,« und dabei sprang er geradenwegs über sein Haus. Simpang Impang bat die Schwalbe, für ihn einzuspringen; die Schwalbe erhob sich vom Boden und flog so hoch, daß niemand sie mehr sehen konnte. Noch immer wollte der Windgott nicht nachgeben. »Wir wollen ein Drittes versuchen; wer von uns vermag durch dies Blasrohr zu kriechen?« Pfeifend fegte er hindurch. Da wußte Simpang Impang nicht, was er tun sollte, denn keiner seiner Gefährten schien ihm helfen zu können. Doch er hatte die Ameise vergessen; ein zartes Stimmchen quiekte: »Ich kann es«; und im selben Augenblick krabbelte die Ameise durch das Blasrohr. Der Windgott wollte noch immer nicht nachgeben; da wurde Simpang Impang sehr böse, er nahm seinen Vater, den Feuerbohrer, her und setzte das Haus des Windgottes in Brand. Endlich ließ sich der Windgott herbei, Sühne für den gestohlenen Reis zu geben. »Aber,« sagte er, »ich habe keine Gongs oder andere Sachen, mit denen ich dich bezahlen kann, und deshalb will ich dich zum ganzen Menschen machen mit zwei Armen, zwei Beinen und zwei Augen.« Simpang Impang ging auf den Handel ein und war auch heilfroh, nun ein ganzer Mensch zu werden. Dann erinnerte er sich der Wünsche, die ihm der Baum und der See aufgetragen hatten; der Windgott versprach, sie zu erfüllen. Und als Simpang Impang ihn wegen des Bambus befragte, antwortete der Windgott: »Sie haben keine Zweige, weil die Menschen sich alleweil gegen die Sitte vergehen; sie nennen häufig die Namen ihrer Schwiegerväter und Schwiegermütter und schreiten oft genug in den Dschungeln vor ihnen her; deshalb haben Bambus und Banane keine Zweige.«