Johann Christian Guenther
Gedichte
Johann Christian Guenther

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Der Unterschied jetziger Zeit und der Jugend

        Vor diesem dacht' ich mit der Zeit
Ein groß und vornehm Tier zu werden,
Ich sucht' in Kleidung und Gebärden
Vor allen einen Unterscheid;
Ich sann viel Staatsstreich auszuführen,
Vergaffte mich am Mazarin
Und griff mit feurigem Studieren
Nach Palmen, die den Klügsten blühn.

Immittelst nahm mein Alter zu,
Die Jugend gab mir viel zu wissen,
Ich ward durch manchen Fall gerissen
Und sucht' ein Leben ohne Ruh'.
Ich sah in klein' und großen Ständen
Viel Kummer, Torheit, Pein und Neid
Und griff nunmehr mit beiden Händen
Das Gaukelspiel der Eitelkeit.

Wo ist denn nun mein Ehrgeiz hin?
Wo sind die flüchtigen Gedanken,
Womit ich oftmals aus den Schranken
Gemeinen Glücks geflogen bin?
Es reizt mich kein berühmter Titel,
Es rührt mich weder Hof noch Pracht,
Ich finde, deucht mich, viel im Kittel,
Was kluge Seelen glücklich macht.

Dies, große Weisheit, dank ich dir,
Dies dank ich dir, du süße Liebe;
Durch eure Lust, durch eure Triebe
Erfind ich selbst mein Glück in mir.
Bleibt Phillis mir nur treu ergeben,
So ficht mich wohl kein Wunsch mehr an,
Als daß ich mit ihr ruhig leben
Und einmal freudig sterben kann.

 


 


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