Johann Christian Guenther
Gedichte
Johann Christian Guenther

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Als er im Lieben vorsichtig sein wollte

        Glaubt es nicht, ihr falschen Blicke,
Daß ihr mich ins Netze zieht,
Weil mein Herz auch goldne Stricke
Und geputzte Brücken flieht.
Farbe kann den Geist wohl stärken,
Und der Mienen Schmeichelei
Dient wohl oft zu Satans Werken,
Aber nicht zu wahrer Treu'.

O wie manchem kommt der Glaube
Mit der Nachreu' in die Hand,
Wenn er bei verbuhltem Raube
Kraft und Kosten aufgewandt.
Wie das Morgenrot dem Tage
Wind und Regen prophezeit,
Also kommt ein Haus voll Plage
Durch ein Kind der Eitelkeit.

Blumen stehn in ihrem Kleide
Auf den Feldern noch so schön
Als auf Leinwand oder Seide,
Wo sie Strich und Kunst erhöhn;
Mir gefällt bei netten Sachen
Stets die Einfalt der Natur,
Und wo fremde Wangen lachen,
Sieht mein Ekel gleich die Spur.

Überhaupt blüht mein Vergnügen
Noch bis jetzo ganz allein;
Soll was Süßes bei mir liegen,
Muß es nur die Freiheit sein,
Weil mein Geist an ihrer Seite
Lauter Himmelsträume spürt,
Ob gleich Belgrads reiche BeuteAnspielung auf den Sieg des Prinzen Eugen über die Türken bei Belgrad 1717
Eben nicht mein Lager ziert.

Zwar ich will es nicht verschwören,
Weil die Liebe, wie man sagt,
Die, so ihr den Rücken kehren,
Öfters unverhofft erjagt;
Ich befind auch mir im Herzen
Einen Zunder, der leicht fängt,
Wenn der schönen Kinder Scherzen
Lust und Glut ins Auge senkt.

Soweit kann ich mich vermessen,
Daß mich wohl kein Kind berückt,
Dessen Anmut und Karessen
Nicht der Tugend Wohlstand schmückt;
Find ich Witz und Treu' beisammen
Und Vernunft und Zucht vermählt,
O so will ich gern die Flammen,
Deren Reizung zärtlich quält.

 


 


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