Johann Christian Guenther
Gedichte
Johann Christian Guenther

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Als er sich einst gegen sie zu frei aufgeführt

        Verdienet denn, du Bild der keuschen Zucht,
Ein blinder Griff den Donner deiner Strafe?
Und zürnest du mit einem armen Schafe,
Das hier herum die Lilienweide sucht,
Wo Gott und die Natur den Reichtum ihrer Gaben
In deiner Brust mit Fleisch und Blut verschlossen haben?

Verschämtes Kind, der Vorwitz trieb mich an,
Den losen Arm um deinen Hals zu werfen;
Du aber willst mir das Gesetze schärfen,
Du klagest, daß ich dir zuviel getan;
Du suchst mir deine Gunst im Eifer zu entreißen,
Und ich soll ohne Schuld ein armer Sünder heißen.

Doch weißt du nicht, kein Garten grünt für sich,
Kein Apfel will sich vor der Hand verkriechen,
Die Rose pflegt sich selber nicht zu riechen,
Und deine Brust, mein Kind, gehört für mich;
Denn das Verhängnis hat dich, eh du noch geboren,
Durch seine Vorsicht schon zu meiner Braut erkoren.

Vergib mir nun der Finger Schelmerei
Und schmolle nicht mit deinem treuen Knechte;
Denn was er stiehlt, das hat er ja mit Rechte.
Steht uns ein Griff oft in den Glückstopf frei,
So laß mich auch hinfort auf deinen Anmutsgründen
Noch eine Handvoll Glück durch einen Freigriff finden!

 


 


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