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Donnerstag, den 28 September 1797.
Um 8 Uhr von Stäfa zu Schiffe um nach Richterswyl hinüber zu fahren. Der Glanz der Wolken über dem Ende des Sees, so wie ein Sonnenblick auf Richterswyl und den nächsten Höhen gewährte einen erfreulichen Anblick. Nebel und Wolken lagen über des Sees unterm Teile nach Zürich zu. In der Mitte des Sees hinaufwärts blickend hatte man Stäfa, Rapperswyl und die Berge von Glarus vor sich, so wie die übereinander greifenden Vorgebirge hinter und zwischen denen der Wallenstätter See liegt. Die kleine Insel Ufnau auf der Wasserfläche.
Richterswyl hat eine sehr artige Lage am See. Gleich hinter dem Ort steigen fruchtbare Höhen auf und hinter diesen einige Berge des Kantons Schwyz.
In drei Viertelstunden fuhren wir hinüber. Ehe man landet erscheint der obere Teil des Sees sehr weit und groß.
Der Ort ist hübsch gebaut, hat sehr große Wirtshäuser, unter denen ein neues mit Bädern. Die Reede ist freundlich, die Schiffahrt lebhaft; denn die meisten Produkte aus dem Kanton Schwyz werden hierher geschafft und weiter transportiert, weil Schwyz selbst keinen Hafen hat und einen anzulegen von Zürich verhindert wird.
Auch hat Richterswyl durch die Pilger die nach Einsiedeln wallfahrten viel Zugang. Diesen Sommer war eine große Anzahl durchgegangen; sehr viele aus Schwaben, wahrscheinlich wegen Gelübden in der Kriegsgefahr.
Wir gingen, unsere Wanderung fortsetzend, Richterswyl hinauf und sahen mehrere neue Häuser. Am Wege fanden wir die grauen und roten Platten und andere entschiedene Breccien zum Gebrauche hingeschafft. Die grünen Platten haben in ihren Abwechselungen viel Ähnlichkeit mit der Harzer grauen Wacke, indem sie bald porphyr-, bald breccienartig erscheinen.
Wir stiegen höher. Schöne Seeansicht; Feld- und Obst-Bau fährt fort, mehr Wiesen treten ein. Auf der Höhe, in einer flachen Vertiefung die ehemals voll Wasser gestanden haben mag, trafen wir guten Torf. Schöne reinliche Häuser standen zwischen den Besitzungen. Man sieht nun mittagwärts in ein heiteres gleichfalls fruchtbares Tal. Es ward von Windstürmen gesprochen, die an dieser Seite anschlagen und wieder gegen Stäfa zurückprallen.
Wir verließen die gepflasterte Fahrstraße. Der Fußpfad führt an einer Reihe von zehn Eichen vorbei; man kommt auf einen Triftplatz und gewinnt eine herrliche Aussicht nach dem See und ringsum in die fruchtbaren Täler.
Die Gegend wird etwas rauher; man trifft Binsen, Farnkraut, doch auch noch schöne Kirschbäume. Die graue Wacke scheint die Hügel zu bilden. Wir kamen an ausgestochene Torfflächen, die durch Binsen, Heide und dergleichen sich nach und nach wieder ausfüllen und anwachsen. Der Weg den man in der Mitte gelassen, zeugt von der Güte des ehemaligen Torfes. Wir fanden einen schönen Mandelstein als Stufe.
Rechter Hand liegt der Hüttner See, der gute Fische und Krebse hat. Steht man darüber, so sieht das Gebirge, das man überstiegen hat, wie eine Erdenge zwischen diesem und dem Züricher See aus.
Um 10½ Uhr kamen wir in Hütten an. Man sprach von der jährlichen Ausführung der Kühe nach Italien; es werden etwa 3000 ausgeführt, höchstens fünfjährige, das Stück von 10 zu 16 Louisd'or. Gegenwärtig fürchtet man ein Verbot, da in Italien eine Seuche sich zeigen soll. Es ward auch von der Weinausfuhr gesprochen, die gegenwärtig sehr stark nach Schwaben ist; es haben sich schon Käufer zu dem diesjährigen Wein am Stocke gemeldet.
Um 12 Uhr gingen wir von Hütten weiter. Von der Höhe den Hüttner und Züricher See zu sehen, mit dem jenseitigen Ufer des letztern, und zunächst die mannichfaltigen, mit Wäldern, Frucht-, Obst-Bau und Wiesen geschmückten Höhen und Täler, gewährte einen schönen Moment. Bis nach der Stadt zu war alles klar, so wie hinaufwärts gegen Stäfa, Rapperswyl, bis in die Gebirge von Toggenburg.
Herr Pfarrer Beyel von Hütten begleitete uns. Als wir schöne Stechpalmen bemerkten, sagte er: daß er auf dem Berge rechts einen starken Stamm, von der Dicke eines Mannesschenkels, etwa 12 Fuß hoch, gefunden habe.
Wir kamen an den Grenzstein zwischen Schwyz und Zürich. Man sagt: die Schwyzer haben den Aberglauben, wenn sie mit dem Stocke an die Seite des Züricher Wappens schlagen, daß es der ganze Kanton Zürich übel fühle.
Rückwärts sahen wir die ganze Reihe des Albis, so wie, nach den freien Ämtern zu, die niedern Gebirgsreihen, an denen die Reuß hinfließt; der Anblick ist jenen Gegenden sehr günstig.
Auf dem Weg scheint das Gebirg grobe Breccie zu sein und die Kalkfelsen, die hie und da aus dem Grase heraussehen, herabgestürzt. Man sieht Uznach liegen, und die Aussicht nach dem obern Teil des Sees wird immer schöner. Rechts des Flußsteiges ist eine Art von natürlichem Wall, hinter dem die Sihl herfließt. Dem ersten Anblicke nach sollte es an einigen Stellen nicht große Mühe und Kosten erfordern, den Hügel mit einem Stollen zu durchfahren und so viel Wasser als man wollte zu Wässerung und Werken in die unterhalb liegende Gegend zu leiten; ein Unternehmen, das freilich in einem demokratischen Kantone und bei der Komplikation der Grundstücke die es betreffen würde, nicht denkbar ist.
Der Weg wendet sich nach Schindeleggi hinein; die Aussicht verbirgt sich, man kommt über die Sihl, über eine hölzerne Brücke; darauf in ein wildes Tal, dessen Seiten mit Fichten bewachsen sind; der reißende steinige Sihl-Fluß bleibt links.
Die Felsen sind ein feiner Sandstein, der in gröbere Breccie übergeht. Man ist gleich in einer andern Welt. Rechts auf kahlen Triften erhebt man sich über das Sihltal und kommt an einem Brunnen vorbei, der wegen seiner Frische berühmt ist. Triften, ferne Alpenhütten an ziemlich sanften Höhen.
Wir kamen auf die Chaussee, die von Wollrau heraufgeht, auf welcher die Waren von Schwyz über Steinen und zum Turm nach Richterswyl und nach Bach gebracht werden; sie ist hier flach und gut.
Wir nahten uns wieder der Sihl. Rechts über dem Wege zeigen sich Flußgeschiebe in großer Höhe; links fand sich ein schwarzes Quarzgestein von der größten Festigkeit, mit Schwefelkies durchsetzt, in großen Wacken. Man verläßt die Straße und wendet sich links; eine Brücke führt über die Biber. Starker Stieg, die Gegend bleibt sich ähnlich. Um 5 Uhr sahen wir Einsiedeln, kamen gegen 6 Uhr an und logierten zum Pfauen gegen der Kirche über.
Freitags, den 29 September,
als am Michaelistage.
Am Morgen besahen wir die Kirche, deren Chor unsinnig verziert ist. Der Schatz wird nur zum Teil gezeigt, unter dem Vorwande, daß man nach einem Diebstahle die besten Sachen bei Seite gebracht habe.
In der Bibliothek stehen schöne bunte Glasscheiben in Rahmen an den Fenstern herum, wobei ich bemerken konnte, daß das farbige Glas in dem Fall des doppelten Glases nicht weggeschliffen, sondern mit dem Diamant weggekratzt war.
Im Naturaliencabinet ist ein kleiner wilder Schweinskopf, und einige andere Teile des Tiers, in Sandstein bei Uznach gefunden, merkwürdig. Imgleichen schöne Adularien, ein Granat mit natürlichen Facetten von Mittelgröße.
In dem Kupferstichcabinet, unter der Bibliothek, hängen einige der besten Kupferstiche von Martin Schön.
Der Bibliothecarius führte uns nicht selbst herum. Sein Klostername war Michael, und er hatte also das Recht, am Tage seines Patrons ein feierliches Hochamt zu lesen. Wir wohnten einem Teil desselben bei, nicht sehr erbaut von der Musik.
Um 11 Uhr von Einsiedeln ab. Ein Nebel überzog den Himmel und die Gipfel der Berge; nur ein wenig blauer Himmel sah durch. Da wir kein Kyanometer bei uns hatten, so schätzten wir die Erscheinung nach Ultramarin. Die gegenwärtige ward nur für die Ultramarin-Asche gehalten. Wir gingen das Dorf und moorige Tal hinauf; ein Fußpfad von Kieseln war streckenweise nicht übel, ja in der Nachbarschaft von Sägemühlen mit Sägespänen bestreut. Das Nonnenkloster rechts sah wie ein Gut aus; das Gebäude war ohne Mauer. Wir erinnerten uns der Murate in Florenz.
So gingen wir im Tale der Alp am rechten Ufer derselben, auf einem leidlichen Fußwege hin, und kamen über das Bett des Flusses, das meist aus Kalk, wenigem Sandstein und einigen Stücken sehr festen und serpentinartigen Gesteins besteht. Das Alptal erschien traurig, besonders weil kein Vieh zu sehen war, das noch auf den höhern Alpen weidet.
Wir sahen eine Schneidemühle mit schönem Bretter- und Bohlen-Vorrat; eine Kirche und Wirtshaus scheinen sich daran kristallisiert zu haben. Diese kleine Gruppe von Gebäuden heißt selbst Alptal.
Nun steigt man rechts, auf einem steilen Weg in die Höhe, über Kalkfelstrümmern, Platten und Fichtenstämme und gelangt zum ersten Gießbach, wo es einen rauhen Knüppelstieg hinaufgeht. Alte Baumstämme stehen hier kahl von der Rinde entblößt und verwitternd, als Zeichen, daß man auf Brennholz eben keinen Wert legt. Beim Kapellchen kamen wir auf einen Ruheplatz, welches wir als ein böses Augurium ansahen, daß uns noch ein starker Stieg bevorstehe. Wir kamen nun wirklich in den Nebel. Wüste Schlucht und Gießbach, daneben einige Trift und leidlicher Pfad. Rötliches Tongestein. Graues schieferiges Tongestein, mit ganz feinen Pflanzenabdrücken.
Wir hatten nun die Höhe des Schwyzer Haggens erstiegen, allein alle Aussicht war durch nahe und ferne Nebel gehindert. Sie zogen auf die seltsamste Weise in der Tiefe und an den Höhen hin. Unten über dem Tale von Schwyz schwebte ein weißer wolkenartiger; ein graulicher ließ den gegenüberstehenden Berg halb durchsehen; ein anderer drang zu unserer linken Seite, von den Mythen herunter und bedeckte sie völlig.
Wir kehrten in einem einzelnen Hause ein. Als wir nach der Weite des Weges fragten, sagte man uns, daß wir wohl anderthalb Stunden brauchen würden. »Wir aber,« fuhr der Mann fort, »knebeln ihn wohl in einer Stunde hinunter.« Wir hatten Ursache uns dieses Ausdrucks zu erinnern, denn der Stieg war abscheulich, über schlüpfrige, feuchte Matten. Man kommt über eine Brücke und findet einen bedeckten Ruheplatz. Dann ist der Weg gepflastert, aber nicht unterhalten.
Wir traten nun wieder aus der Nebelregion heraus, sahen den Lauerzer See, die Berge die ihn einschließen, den schönen Raum in welchem die Häuser von Schwyz liegen und das angenehme Tal nach Brunnen hin.
Die Berggipfel waren alle mit vielfachen Wolken und Nebeln bedeckt, so daß ihre Massen selten durchblickten und meist nur geahnet werden konnten. Ein seltsamer Schein in den Wolken und Nebeln zeigte den Untergang der Sonne an. Diese Hüllen lagen so gehäuft über einander, daß man bei einbrechender Nacht nicht glaubte, daß es wieder Tag werden könne.
Sonnabend, den 30 September.
Wir übernachteten in Schwyz und hatten am Morgen einen schönen Anblick des völlig grünen mit hohen zerstreuten Fruchtbäumen und weißen Häusern übersäeten Landes, so wie der steilen dunkeln Felsen dahinter, an denen die Wolken sinkend hinstrichen. Die Mythen und übrigen Berge waren klar, der Himmel blickte an verschiedenen Stellen blau durch; einige Wolken glänzten von der Sonne erleuchtet. Man sieht einen Streif des Vierwaldstätter Sees, beschneite Gebirge jenseits; der Eingang ins Mottenthal aus dem Tal von Schwyz erscheint links. Die Heiterkeit der Nebel war ein Vorbote der Sonne. Unaussprechliche Anmut entwickelte sich, sobald nur einzelne Sonnenblicke hier- und dahin streiften. Kein Besitztum ist mit einer Mauer eingeschlossen; man übersieht alle Wiesen und Baumstücke. Die Nußbäume sind besonders mächtig.
Betrachtung über die Lage des ganzen Kantons, bezüglich auf politische Verhältnisse.
Ein Viertel auf Neun gingen wir bei heiterm Sonnenschein von Schwyz ab, und genossen eines herrlichen Rückblicks auf die ernsten Mythen. Von unten lagen sie im leichten Nebel und Rauchdunste des Ortes, am Gipfel zogen leichte Wolken hin.
Erst hatten wir gepflasterten Weg, dann einen schönen gleichen Fußpfad. Eine hölzerne Brücke führt über die Matte, eine flache große Weide mit Nußbäumen dehnte sich vor uns aus; rechts im Felde sahen wir hübsche Mädchen mit der Mutter, auf den Knieen mit der Kartoffel-Ernte beschäftigt. Die schöne eingeschlossene Fläche dauert fort und ein kleiner vorliegender Hügel schließt das Tal nach dem See zu, von dessen Seiten ein fruchtbarer Abhang nach der Matte hinunter geht. Das Tal verbreitet sich rechts. Die Wiesen sind wegen der Tiefe schon saurer. Wir sahen Kühe, zu ihrer Reise über den Gotthardt, beschlagen. Bei einer Sägemühle hatten wir einen schönen Rückblick.
Wir kamen nach Brunnen und an den See in einem heiteren Moment und schifften uns ein. Man sieht nackte Kalkflöze, die nach Mittag und Mitternacht einfallen und sich gleichsam über einen Kern, auf dem sie ruhen, hinlegen. Die großen Flöze teilen sich wieder in kleinere, die sehr zerklüftet sind, so daß der Felsen an einigen Orten wie aufgemauert erscheint. Der Teil des Sees nach Stanz zu verschwindet. Freiheits-Grütli. Grüne des Sees, steile Ufer, Kleinheit der Schiffe gegen die ungeheuern Felsmassen. Ein schwer mit Käse beladenes Schiff fuhr vorüber. Die Abhänge sah man mit Wald bewachsen; die Gipfel mit Wolken umhüllt. Sonnenblicke streiften über die Gegend; man fühlte die gestaltlose Großheit der Natur. Abermals nord- und südwärts fallende Flöze, gegen dem Grütli über. Links steile Felsen. Konfusion der Flöze hüben und drüben, die selbst in ihren Abweichungen korrespondieren. Kleine Kirche, links Sissigen. Tal hineinwärts, erst gelinde ansteigende, dann steile Matten. Angenehmer Anblick der Nutzbarkeit zwischen dem Rauhsten; die Seelinie machte das Ganze so ruhig, die Bergbilder schwankten im See. Gegen die Tellen-Platte ist eine schöne Stelle, erst kahler Fels und Steinrutsche, dann anmutige nicht allzusteile Matten mit schönen Bäumen und Büschen umgeben. Die Felsen sind bis auf ihre höchsten Gipfel bewachsen.
Es begegneten uns Schiffe, welche Vieh transportiert hatten; wir landeten und traten in Tells Kapelle. Wenn man die gegenüberstehenden Felsen aus der Kapelle gleichsam als ein geschlossenes Bild sieht, so gewähren sie gleich einen andern Anblick. Freitag nach Himmelfahrt wird hier gepredigt und die Zuhörer sitzen in Schiffen.
Wir fuhren weiter an einer Felsenecke vorbei und blickten nun ins Urner Tal. Nach einem ungeheuern steilen Felsen folgen niedere Matten. Man sieht Flüelen, die schön Alpe herwärts; hinterwärts sieht man ins flache Tal von steilen Gebirgen umgeben.
Wir gingen gegen Altorf. Hinter Flüelen trafen wir schöne Wiesen, rastende Kühe, Plattenweg, Kieselbreccie mit Löchern, ingleichen eine feinere; man findet eine in die andere übergehend. Schwalbenversammlung auf den Weiden.
In Altorf angelangt logierten wir im schwarzen Löwen, bei Herrn Franz Maria Arnold. An den Zimmern waren artige Türschlösser, die man von außen aufstößt und von innen aufzieht.
Castagnetten-Rhythmus der Kinder mit Holzschuhen.
Der Ort selbst mit seinen Umgebungen bildet einen Gegensatz von Schwyz, er ist schon stadtmäßiger und alle Gärten sind mit Mauern umgeben. Ein italiänisches Wesen blickt durch, auch in der Bauart. So sind auch die untern Fenster vergittert, welche Vorsicht die starke Passage notwendig zu machen scheint. Ich bemerkte eine hübsche Art das kurze Grummet in Netzen einzufassen.
Ton der großen Glocke der läutenden Kühe. Schellen der Maultiere.
Sonntag, den 1 Oktober.
Altorf. Morgens früh Regenwolken, Nebel, Schnee auf den nächsten Gipfeln. Kühe wurden durchgetrieben. Die Leute trugen kleine hölzerne Gefäße, die Tiere einige Melkstühle; denn die Leute nähren sich unterwegs von der Milch.
Höflicher Abschied vom Wirt, Schein wechselseitiger Zufriedenheit. Weltgleichnis.
Halb neune gingen wir ab. Schöne Matten rechts und links. Nebelwesen. Man weiß nicht, ob sie steigen, sinken, sich erzeugen, oder verzehren, wegziehen oder sich herabstürzen. Herrliche Felswände, Kalk.
Breite klare Quelle, Sonne, blauer Himmel durchblickend, an den Bergen Wolkengebilde. Kindergeschrei aus der Höhle. Steile Kalkfelsen links bis auf die Wiesen herab, wie vorher bis auf die Oberfläche des Sees. Rückwärts und niedrig erschien ein fast horizontales Stück eines sehr breiten Regenbogens. Das Zickzack der Felslager erscheint wieder. Wir kamen an die Reuß. Granitgeschiebe. Artig bemalte saubere Kirche mit einem Jagdwunder, ungefähr wie des heiligen Hubertus.
Rastende Kühe auf der Weide. 16 Stück kosten ungefähr einen Louisd'or des Tags.
Wir trafen zusammengestürzte Gneismassen. Man geht von der Straße ab und kommt auf einen meist angenehm bequemen Fußpfad bis Amstäg.
Bisher hatte das Tal meist gleiche Weite; nun schließt ein Felsstock die eine Hälfte ab; es besteht aus einem sehr quarzhaften Glimmerschiefer.
Nachmittags war das Wetter völlig schön. Gleich hinter Amstäg kommt das Wasser aus dem Maderaner Tal; man sieht einen Pilger- und Mineralogen-Stieg den Berg hinaufgehen.
Wir traten unsern Weg nach dem Gotthardt an. Man trifft schieferiges Talkgestein. Etwas höher hat man einen schönen Rückblick nach Amstäg. Der Charakter der Gegend ist eigentümlich; der Blick hinaufwärts verkündigt das Ungeheure. Um halb Viere war die Sonne schon hinter dem Berge.
Wir kamen an einen Wasserfall und bald an einen zweiten schöneren. Grünlich Gestein mit viel Glimmer, Granit. Abermals schöner Wasserfall, etwas Baumtrocknis. Herrlicher Blick auf die Reuß, an einer alten Fichte und einem großen Felsen vorbei. Immer Granit, mit Talk gemischtes Quarzgestein. Prächtiger Rückblick in die hinabstürzende Reuß. Die Felsmassen werden immer ganzer, ungeheurer. Echo. Sehr schlechter Weg, flacheres Bett der Reuß. Brücke. Zweite Brücke. Es ward Nacht. Von der Höhe Rückblick in die Tiefe, die Lichter in den Häusern und Sägemühlen nahmen sich, in der ungeheuren nächtlichen Schlucht, gar vertraulich aus. Die Herrlichkeit des Herrn nach der neusten Exegese. Wir erreichten Wasen, wo wir übernachteten.
Alte Wirtin, ihre Familiengeschichte, so wie ihre Geduldslehre.
Montag, den 2 Oktober.
Früh 6 Uhr war es klar in der Nähe, Nebel lagen an den Höhen, bald entwickelten sich Anzeigen des blauen Himmels und der durchdringenden Sonne.
Um 7 Uhr von Wasen ab, die Nebel zerteilten sich, die Schatten der Berggipfel sah man in den Wolken. Karge Vegetation, horizontale Wolkensoffitten; unter uns Wasen, grüne Matten mit Granitblöcken und geringen Fichtengruppen. Man kommt vor einen schönen mannichfaltigen Wasserfall, der erst kleine Absätze macht, dann einen großen Sturz tut. Darauf teilt sich das Wasser in die Breite, sammelt sich wieder in der Mitte und trennt sich wieder, bis es endlich zusammen in die Reuß stürzt. Brücke; Wasserfall über Felsen, die noch ganz scharfkantig sind; schöne Austeilung des Wassers darüber. Man ist eigentlich in der Region der Wasserfälle. Betrachtung, daß der Vierwaldstätter See auch darum einen sehr ruhigen Eindruck macht, weil kein Wasser in denselben hineinstürzt.
Fast alles umher sieht von zerstreutem Granit verwittertem Holz und grau gewordenen Häusern grau aus; man sieht noch etwas Kartoffelbau und kleine Gärtchen. Granitwände unzerstörlich scheinend. Verwitterter Granit. Brücke. Die Steine derselben, die Felsen, besonders die, welche das Wasser bei hohem Strome bespült, sind hellgrau; Nebel zogen gleichsam als Gehänge über das Tal hin, und die Sonne, an den Gipfeln hinstreifend, erleuchtete rechts die Berge durch die leichten Nebel, die sich an ihnen hinzogen. Pflanzen werden immer dürftiger; man kommt noch vor einem ansehnlichen Wasserfall vorbei, wo man an den Höhen durch den Nebel lange Wasserstreifen sich herunterbewegen sah. Granitfelsen wie aufgebaute Pyramiden, ganz glatte Wände der losen Felsstücke, Obeliskenform. Vorwärts steiles Amphitheater der Schneeberge im Sonnenlichte.
Nach 8 Uhr kamen wir nach Göschenen, wo es wieder einen starken Stieg hinaufgeht. Ein Maultierzug begegnete uns; der Weg war durch einen großen Sturz von Granitblöcken versperrt gewesen, und man hatte ihn durch Sprengen und Wegschaffen derselben kaum wieder aufgeräumt. Holzschleppende Weiber begegneten uns. Sie erhalten oben im Urserner Tal 6 gr. für die Last, die sie bei Göschenen für 3 gr. kaufen; die andere Hälfte ist ihr Tragelohn. Sturz der Reuß in großen Partien. Brücke. Daneben in Granit war der Name Schricker eingehauen, wahrscheinlich der Vorgesetzte beim Brückenbau. Das Tal Urseren baut den Weg fast bis Göschenen. Sonderbare Aussichten in die Tiefe rückwärts; Kühe und Holzträgerinnen stiegen herauf, und Nebel zugleich mit ihnen. Zu unserer Seite Granitwände, von denen die trockenen Stellen grau, die feuchten violett aussahen. Zum erstenmal beschien heut die Sonne unsern Weg, so wie die durch ungeheure Granitblöcke schäumende Reuß. Wir kamen abermals an eine aufgeräumte vor kurzem verschüttete Straße. Die Nebel zogen schnell die Schlucht herauf und verhüllten die Sonne. Harter Stieg, Vogelbeerbaum mit den schönsten Früchten. Wir ließen die Kühe an uns vorbei. Die Fichten verschwinden ganz, man kommt zur Teufelsbrücke. Rechts ungeheure Wand, Sturz des Wassers. Die Sonne trat aus dem Nebel hervor. Starker Stieg, Wandsteile der ungeheuern Felsen, Enge der Schlucht. Drei große Raben kamen geflogen, die Nebel schlugen sich nieder, die Sonne war hell. Das Urserner Tal, ganz heiter, die flache grüne Wiese lag in der Sonne. Die Urserner Kirche, das Hospital mit seinem alten Turme, waren völlig wie vor Alters. Der Schnee ging nicht ganz bis an die Wiese herab. Weidendes Vieh; die Berge hinter Realp waren ganz mit Schnee bedeckt, unten begrenzt vom grünen vorstehenden Abhang, oben vom blauen Himmel. Schon war alle Mühe vergessen, der Appetit stellte sich ein. Ein Schlitten mit Käsen ging vorbei. Bächlein zur Wässerung der Matten. Granit mit viel Feldspat, aber noch immer sich zum Blättrigen neigend. Brücke über die Reuß. Wir erreichten das Hospital, wo wir zum goldnen Löwen oder der Post einkehrten.
Dienstag, den 3 Oktober.
Um halb neune vom Hospital aufwärts. Wir sahen Glimmerschiefer mit vielem und schönem Quarz und den ersten Schnee neben uns. Ein schöner breiter gleichförmiger Wasserfall strömte über Glimmerschieferplatten herüber, die gegen den Berg eingestürzt waren. Schöne Sonne. Kahles leeres Tal, abhängige abgewitterte Seiten. Die Bläue des klaren Himmels schätzten wir nach Ultramarin zu 30 Scudi. Ungeheure ganz glatte Wände des blättrigen Granits. Über große Massen, Platten und Blöcke desselben Gesteins stürzte sich ein abermaliger Wasserfall. Wir nahten uns nun nach und nach dem Gipfel. Moor, Glimmersand, Schnee, alles quillt um einen herum. Seen.
Ich fand den Pater Lorenz noch so munter und gutes Mutes, als vor zwanzig Jahren, und freute mich seiner verständigen und mäßigen Urteile über die gegenwärtigen Verhältnisse in Mailand. Es war seit einigen Jahren ein Stammbuch eingeführt. Ein junger Mensch, Jost Has von Luzern, zum künftigen Postboten bestimmt, wohnte seit acht Monaten beim Pater. Mineralienhandel der Köchin. Sie zeigte uns eine große Menge Adularien. Erzählung wo sie solche hernimmt. Wechselnde mineralogische Moden: erst fragte man nach Quarzkristallen, dann nach Feldspäten, darauf nach Adularien und jetzt nach rotem Schörl (Titanit).
Nach der Observation eines gewissen Johnston, die in des Kapuziners Buch eingeschrieben ist, soll das Kloster 46'33''45''' nördlicher Breite liegen.
Nach Tische gingen wir wieder hinunter und waren so leicht und bald im Hospital, daß wir uns verwunderten, und der Bergluft diese Wirkung zuschrieben.
Im Hinuntergehen bemerkten wir eigens zackige Gipfel hinter Realp, die daher entstehen, wenn die obersten Enden einiger Granitwände verwittern, die andern aber stehen bleiben. Das Wetter war ganz klar. Aus der Reußschlucht, von der Teufelsbrücke herauf, quollen starke Nebel, die sich aber gleich an den Berg anlegten.
Mittwoch, den 4 Oktober.
Um halb neun vom Hospital ab zur Rückreise nach Stäfa. Völlig klarer Himmel ohne eine Spur von Wolken; es war frisch, ein wenig Reif war gefallen. Über Urseren, wo die Sonne hinschien, zog ein horizontaler leichter Duft.
In Ursern besuchten wir die Kabinette des Landammann Nagers und Dr. Halters. Auch ist ein Spezereihändler, Carl Andreas Christen, daselbst, der mit Mineralien handelt; wollte man an sie schreiben, so müßte man nicht versäumen Ursern an der Matt auf die Adresse zu setzen. Wir kehrten in den drei Königen ein und aßen zu Mittag.
Als wir wieder gegen die Teufelsbrücke kamen, stiegen feuchte Nebel uns entgegen, die sich mit dem Wasserstaub vermischten, so daß man nicht wußte, woher sie kamen und wohin sie gingen. Die Steinart ist sich gleich; denn das Ungeheure läßt keine Mannichfaltigkeit zu. Schnee, der die Vögel in die Schlingen jagt, deren unzählige hier gefangen werden. Ein Zug Maultiere begegnete uns, und der Ton des Kühhornes erklang zu uns aus dem Tale herauf.
Bei Göschenen belebte ein schöner Sonnenblick das Seitental; Nebel und Wolken vermehrten sich an den Gipfeln, unter Wasen hingen sie schon soffittenmäßig. Dort angelangt, kehrten wir wieder am Zoll ein, wo auch fünf Franzosen zu Nacht blieben.
Donnerstag, den 5 Oktober.
Früh um 7 Uhr von Wasen ab. Oben an den Berggipfeln war der Nebel schon verteilt, indem wir aber hinabstiegen, wurden wir davon eingehüllt. Die Gebirge erschienen im Nebel als ganz flache Massen. Ich sprach mit Meyer über die Idee eine Reise als Halbroman zu schreiben, und wir scherzten über so viele halbe Genres. Wir kamen wieder in die Region der Nußbäume, und nachdem wir im Gasthof zu Amstäg uns ein wenig erfrischt hatten, gingen wir den Fußweg gegen Altorf. Wasser- und Brot-Gelübde der geizigen Wirtin.
Ich beobachtete die grüne Farbe des Wassers im Vergleich mit dem Grünen des durchschimmernden Talkes, so wie die Orangenfarbe des abgehauenen Erlenstockes.
Anmutige Gegend an der Reuß. Es ist ein Fehler bei Fußreisen, daß man nicht oft genug rückwärts sieht, wodurch man die schönsten Aussichten verliert.
Wir kamen wieder an die bemalte Kirche an der Jagdmatt, wo Jäger und Hunde vor dem Hirsch knieen, der eine Veronica zwischen dem Geweihe hat. Die Kirche war offen und gut geputzt, aber es war niemand weit und breit, der darauf Acht gehabt hätte. Begriff von geistlicher und weltlicher Polizei.
Der Glimmerschiefer geht noch weit ins Tal herunter auf beiden Seiten. Der Charakter des Gebirgs zeigt zugleich an, wo der Kalk anfängt. Beschneite höhere Gebirge in der Nähe veranlaßten die Frage: ob das Schnee-Niveau dieser Berge mit dem Urserner dasselbe sei? Wir sprachen über Verkürzung des Wegs und Verbreiterung der Plätze in Gedanken.
Am Wege ward eine Gemse ausgehauen, bei welcher Gelegenheit man uns die Geschichte eines Jägers erzählte, der einen Mann statt der Gemse erschoß, und dem zur Strafe verboten wurde, zehn Jahre lang kein Gewehr zu führen. Gemsen kommen noch öfters vor, so wie auch Murmeltiere, wovon wir mehrere im Hospital sahen, die, noch im Felle, an der Luft trockneten.
Abends in Altorf verzehrten wir ein gutes und wohlbereitetes Berghuhn.
Freitag, den 6 Oktober.
Unter verschiedenen theoretischen Gesprächen gingen wir von Altorf zeitig ab und kamen nach Flüelen zum Vierwaldstätter See, um hinab nach Beckenried zu fahren. Die Schiffe sind sehr leicht gebaut, so daß eins nur drei Jahre hält. Das Steuerruder ist, wie die andern, nur mit einem leichten Ringe von Schlingholz befestigt. Die Bagage der Reisenden wird auf das Vorderteil der Schiffe gelegt, so wie man sich überhaupt mehr vorwärts setzt. Es ward von Gemsen, Lawinen und Stürmen gesprochen. Die größten Stürme erregt der Föhnwind, der im Frühjahr, besonders aber im Herbst, über die Berge von Mittag kommt und große Wellen und Wirbel aufregt. Wir kamen dem Axenberg näher; ungeheure Felswände ragen aufwärts, man kommt an eine Halbbucht, dann folgt eine zweite, etwas tiefere, dann die Tellen-Platte. Die Beleuchtung war sehr schön, die Kapelle lag im Schatten, die Kronalp, wegen der Krone von Flözen auf ihrer Höhe so genannt, lag in der Sonne. Alles Menschenwerk, wie auch alle Vegetation, erscheint klein gegen die ungeheuern Felsmassen und Höhe.
Wir fuhren nun quer über den See nach der linken Landspitze zu, wo dann nordöstlich die Schwyzer Mythenberge bald wieder erschienen. Ein Reiger flog auf. Wir kamen am Grütli vorbei, wo man kurz vor der Ecke Flöze wie Mauerwerk und Türme, so wie Brunnen gegenüber, an der Ecke anmutig überhängende Bäume sieht. Die Mythen lagen nun in völliger Breite vor uns; auch sah man einen Teil der Landbucht von Schwyz und die schönen nicht allzusteilen Matten der Schwyzer rechts am See. Wir hielten uns an der linken Seite fort und kamen an einem in Fels und Waldgebüsch am Ufer stehenden Wirtshause vorbei, wo wir Piemonteser Soldaten und Luzerner Frauen einnahmen. Man sah Beckenried von weitem am diesseitigen Ufer, in derselbigen Richtung den Pilatusberg gegen Westen in Wolken. Es entstand ein Gegenwind, und wir kamen an der Grenze von Uri und Unterwalden vorüber, die sehr leicht bezeichnet ist.
Hier wird nun der Anblick, den See hinab, mannichfaltig groß und interessant: das linke Ufer ist waldig und schön bewachsen, man sieht Beckenried an einem fruchtbaren Abhange eines Berges liegen, dessen steiler Gipfel nach und nach sanft bis in die Mitte des Bildes abläuft; hinter diesen schönbewachsenen Strichen ahnet man die Fläche von Stanz. Der wolkenbedeckte Pilatus blickte im Hintergrunde hervor; näher in derselben Richtung sieht man den mit Holz bewachsenen Bergrücken, der Unterwalden nordwärts gegen den Luzerner-See begrenzt. Rechts in der Nähe liegt Gersau und im Weiterfahren sieht man bald die Enge, durch die der See seine Wendung nordwestwärts nimmt.
Eine beliebte Äpfelsorte wird in dieser Gegend Breitacher genannt; die Italiäner nennen sie Melaruzzi.
In der Nähe von Beckenried sahen wir den Gipfel des Rigi, der tiefer hinab mit Wolken umhüllet war. Den See in nordwestlicher Richtung hinabblickend, unterschieden wir in der Ferne Weggis, einen Ort der durch einen langsam vorschiebenden Kiesboden vor kurzer Zeit von der Stelle geschoben wurde. Das Schieben des Erdreichs, wobei alles zu Grunde ging, was sich auf der Oberfläche befand, dauerte 14 Tage, so daß die Leute ihre Häuser abtragen und das Holz wegschaffen konnten. Ein Haus wurde dergestalt herumgedreht, daß es, wie man uns sagte, jetzt nach einer andern Seite hinsieht.
Wir erreichten um halb 1 Uhr Beckenried wo wir ausstiegen, und sogleich den Fußpfad nach Stanz weiter gingen, den angenehmsten Weg den man sich denken kann. Er geht unmittelbar am See hin, sanft in die Höhe durch grüne Matten unter hohen Nuß- und andern Frucht-Bäumen durch und an reinlichen Häusern vorbei, die an dem sanften Abhang liegen. Wir kamen nun über eine breite Steinrutsche, die durch einen Gießbach heruntergeschoben worden, welche Naturwirkung schon viel gutes Terrain weggenommen hat und noch mehr wegnehmen wird. Die Landleute haben ein fremdes Ansehen; sie sind wohlgebildet aber blaß; der feuchte Boden setzt sie Scrophel- und Haut-Krankheiten aus. Der See macht hier einen Busen gegen ein niedriges Land zu, das nordwärts durch die Mittagsseite eines sanft abhängenden Berges begrenzt wird, welcher sehr gut bebaut ist. Die Bäume hingen voll Obst; die Nüsse wurden abgeschlagen; die Bucht endigt sich mit flachen sumpfigen Wiesen. Wir kamen durch Buochs, wobei ein Landungsplatz für diese Seite ist, und sahen Landleute mit Hanf beschäftigt. Ein schön gepflasterter Weg führt über eine Höhe, zwischen Matten hin, auf welchen Kühe schwelgten. Dergleichen Matten werden im Frühjahr abgeätzt, und wenn das Heu gemacht ist, wachsen sie abermals stark genug, so daß die Kühe bis auf den Winter hinreichende Nahrung finden. Man kommt durch ein schmales Tal zwischen eingezäunten Matten und endlich auf die schöne, völlig ebene Fläche, worauf Stanz liegt, nicht zu nahe von hohen Bergen umgeben. Wir traten im Gasthofe zur Krone ein wo man, der Kirche gegenüber, auf einen hübschen Platz sieht. In der Mitte steht ein Brunnen, auf den der alte Winkelried gestellt ist, mit den Speeren im Arm. Nikolaus von der Flüe hing in der Stube. Auf gemalten Fensterscheiben waren über verschiedenen Wappen die Hauptmomente der Schweizer-Chronik aufgezeichnet. Wir lasen in einem Buche: »Kleiner Versuch einer besondern Geschichte des Freistaates Unterwalden. Luzern 1789.« In der Dedikation fand sich der sonderbare Titel: Helvetisch großmächtige Heilige, Helden, Staatsleute und Frauen aus der Geschichte des Landes.
Sonnabend, den 7 Oktober.
Früh Nebel; doch der Schein der Morgensonne hie und da auf den Gipfeln der Berge. Gegen 8 Uhr von Stanz ab auf dem Wege nach Stanzstade. Man kommt über flache Matten zwischen Bergen und glaubt zu bemerken, wie der ehemals höhere See hieher eingewirkt und das Erdreich zubereitet hat. Gegen Stanzstade wird es sumpfiger.
Es begegneten uns Mädchen, die auf den kleinen Strohhütten vier wechselsweise rot und grüne Schleifen trugen. In Stanzstade hielten wir uns nicht auf und waren bald am Landungsplatze am See, um von hier zu Schiffe nach Küsnacht zu gehen. Es lagen schöne Sand- oder graue Wacken-Platten am Ufer aus dem Luzernischen hieher transportiert. Hier nun ist rings umher der Anblick der Gegend gar angenehm, wegen der mannichfaltigen Berge, Buchten und Arme des Sees, die man deutlich sieht oder ahnet. Bei etwas Nebel fuhren wir ab.
In der Mitte des Kreuzes, das der See bildet, hat man höchst bedeutende Ansichten, denn der Charakter der Ufer variiert nach allen Seiten. Luzern liegt links gegen Westen in seiner Bucht, umgeben von sanften fruchtbaren Höhen, welche sich rechts an dem Ufer des Arms, der nach Küsnacht hinreicht, erstrecken. Blickt man nordwärts nach Küsnacht, so liegt rechts ein artiges Vorgebirg, von mannichfaltiger Gestalt, gut bewachsen und bebaut, ostwärts ist das Wasser zwischen steilen und dunkelbewachsenen Wänden eingefaßt, und die Spitze von Gersau scheint nur einen geringen Durchgang in den obern Teil des Sees zu lassen. Nach Süden zurück sieht man nun den berühmten Wartturm von Stanzstade, und den kleinen Ort auf seiner Fläche, umgeben von den mannichfaltigsten Gebirgen und Vorgebirgen, hinter denen südwestlich der Pilatus hervorsieht.
Wir sahen uns überall nach dem Raynalschen Monument um, aber vergebens; man wies uns den Felsen wo es gestanden hatte. Durch die Zuleitung des goldnen Knopfs auf der Spitze, ward es vom Blitz getroffen, beschädigt und abgetragen.
Wir fuhren an dem artigen Vorgebirge vorbei, das aus sehr neuen Kalk- und Ton-Flözen besteht. In Stanz, so wie in Uri ziehen sie Birnen an den Häusern, von denen wir einige von Stanz mitgenommen hatten, die von einem unglaublichen Trieb des Saftes aufgeschwollen waren, so daß die Epiderm in Höckern aufgetrieben worden, ja sogar der Stiel saftige Exantheme an sich hatte.
In Küsnacht kehrten wir im Gasthof zum Engel ein, wo wir zu Mittag aßen, und bald nach Tisch auf der Straße nach Immensee weiter gingen. Wir hatten einen sanft in die Höhe steigenden angenehmen Weg; gesprengte Granitblöcke lagen an der Seite, die man von einer Matte, wo sie wahrscheinlich als ungeheure Geschiebe liegen, herüber an die Straße geschafft hatte. Die Steinart ist die des Gotthardts, nur weniger blättrig.
Wir erreichten die Höhe der kleinen Erdzunge, welche den Vierwaldstätter- und den Zuger-See trennt, und wo eine Kapelle zum Andenken von Geßlers Tode steht. Man sieht nun rückwärts von oben herunter eine anmutig bebaute aufsteigende Bucht vom Luzerner-See herauf. Wir fanden einige Kastanienbäume, sehr schön bestandene Matten und Baumstücke, deren hohes Gras und Kraut von den Kühen mehr zertreten als gefressen ward. Etwas weiter erblickten wir auch den Zuger-See, von sanftabhängigen Bergen umgeben, in dessen südöstlichem Winkel man Art liegen sah.
In Immensee gingen wir zu Schiff und fuhren in nördlicher Richtung nach Zug. Die Schiffe sind klein, nur aus zwei Stücken zusammengesetzt, und gleichen also völlig einem großen ausgehöhlten Baumstamme; die Bänke stehen durchaus quer und passen sauber in die Fugen; an den Seiten sind noch Bretter angesetzt, an denen die kleinen Ruder angebracht sind, womit sie in geschwindem Takt sehr schnell fahren. Links ward ein Sandstein gebrochen. Sobald man um die vorstehende Ecke ist, nimmt der See nordwärts einen sehr heitern Charakter an, indem er, nur von Hügeln umgeben, die Berge des untern Landes in der Ferne zeigt. Im Grunde beim Ausfluß sieht man Cham, worüber ein ferner, flacher Berg hervorragt. Rechts besteht das Ufer aus Tonflözen, über denen man einen mit artigen Gruppen bewachsenen Berg sich hervorheben sieht. Sodann erscheint eine mit fruchtbaren Höhen begrenzte angenehme Fläche am See, mit dem weitläufigen Dorf Oberwyl. Man sieht wieder etwas Weinbau.
In Zug ans Land steigend kehrten wir im Ochsen ein. Der Ort ist alt aber reinlich und gut gebaut und liegt an einer Anhöhe. Er ist der Stapelort von den Gütern die nach Zürich gehen und daher kommen, und liefert den kleinen Kantonen Töpferware, denen aller Ton zu dem Endzweck mangelt. Auch sind verschiedene Feuerhandwerke daselbst in guter Nahrung.
An den schönen eigentlich gemalten Scheiben im Wirtshaus bemerkte ich eine Farbe die sich dem Purpur nähert, eigentlich aber nur eine Granat- oder Hyazinth-Farbe war. Man sah daraus, daß sie alles versucht hatten um den Purpur in diesen Fällen zu ersetzen.
Sonntag, den 8 Oktober.
Um 8 Uhr aus Zug auf der Straße über Baar nach Horgen zu am Züricher See. Man kommt sogleich durch ein angenehmes Tal das hie und da an den Höhen etwas Fruchtbau hat, in den Tiefen und Flächen ist Moorland.
Die Fläche um Baar herum erschien höchst mannichfaltig. Gute Wiesen wechseln mit Baumstücken, nassen Wiesen, Weiden und Erlen. Auf den besten Wiesen wächst viel Leontodon. Der Ort ist artig gebaut, man sieht eine geräumige Gasse, so wie zwischen Wiesen und Gärten zerstreute Häuser. Gleich hinter dem Ort erstreckt sich eine große Gemeinweide mit Obstbäumen. Man kommt an einen Bach und steigt aufwärts, wo ich Ilex aquifolium fand. Der Weg geht sodann auf einem Knüppelstieg durch ein artiges Buschholz, hinter welchem auf der freien Höhe man wieder Fruchtbau findet auf magerem doch gemischtem Boden. Rückwärts sieht man nun einen Teil des Zuger Sees. Weiterhin wird der Boden sumpfig und man findet keine Häuser mehr. Der Fahrweg ist abscheulich. Saures Gras und niedres Röhrig wird zum Streuen gehauen.
Man kommt über die Sihlbrücke. Der Aufstieg gegenüber im Züricher Gebiet ist steil, aber der Weg gut. Endlich gelangt man wieder zur Ansicht des Züricher Sees, den man rechts hat, so wie links das nördliche Ende des Zuger Sees. Man steigt hinab: es entwickelt sich eine große Mannichfaltigkeit nach dem See zu, und man kommt den letzten Teil des Weges auf einem abscheulich unterhaltenen Pflaster nach Horgen, dem Stapelorte der Waren die von Zürich und Zug kommen.
Wir aßen im Löwen zu Mittag, wo wir zugleich einer schönen Aussicht genossen, und fuhren sodann gegen Abend bei anmutigem Wetter in zwei Stunden zu Schiffe nach Stäfa.
Stäfa, Montag, den 9 Oktober 1797.
Früh am Tagebuch diktiert. Sodann die Schweizerchronik wegen der Geschichte des Teil gelesen und mit Meyer über die Behandlung derselben, so wie über Behandlung im Allgemeinen bei Gelegenheit der Schillerschen Briefe gesprochen.
Dienstag, den 10 Oktober.
Abschrift des Tagebuchs. Die Mineralien verzeichnet und eingepackt; darauf in Tschudis Chronik weiter gelesen. Zeichnung Teils mit dem Knaben. Niobe, Vorlesung.
Mittwoch, den 11 Oktober.
Abschrift des Tagebuchs fortgesetzt. Friese des Julius Roman. Andrea del Sarto. Vorlesung der Florentinischen Kunstgeschichte. Ferneres Einpacken der Steine.
An Schiller
Stäfa, den 14 Oktober 1797.
An einem sehr regnichten Morgen bleibe ich, werter Freund, in meinem Bette liegen, um mich mit Ihnen zu unterhalten und Ihnen Nachricht von unserm Zustande zu geben, damit Sie, wie bisher, uns mit Ihrem Geiste begleiten, und uns von Zeit zu Zeit mit Ihren Briefen erfreuen mögen.
Aus den Gebirgen sind wir glücklich zurückgekehrt. Der Instinkt, der mich zu dieser Ausflucht trieb, war sehr zusammengesetzt und undeutlich. Ich erinnerte mich des Effekts den diese Gegenstände vor zwanzig Jahren auf mich gemacht; der Eindruck war im Ganzen geblieben, die Teile waren erloschen, und ich fühlte ein wundersames Verlangen jene Erfahrungen zu wiederholen und zu rektifizieren. Ich war ein anderer Mensch geworden und also mußten mir die Gegenstände auch anders erscheinen. Meyers Wohlbefinden und die Überzeugung, daß kleine gemeinschaftliche Abenteuer, so wie sie neue Bekanntschaften schneller knüpfen, auch den alten günstig sind, wenn sie nach einigem Zwischenraum wieder erneut werden sollen, entschieden uns völlig, und wir reisten mit dem besten Wetter ab, das uns auch auf das vorteilhafteste eilf Tage begleitete. In der Beilage bezeichne ich wenigstens den Weg, den wir gemacht haben; ein vollständiges, obgleich aphoristisches Tagebuch teile ich in der Folge mit, indessen wird Ihre liebe Frau, die einen Teil der Gegenden kennt, vielleicht eins oder das andere aus der Erinnerung hinzufügen.
Bei unserer Zurückkunft fand ich Ihre beiden lieben Briefe mit den Beilagen, die sich unmittelbar an die Unterhaltung anschlossen, welche wir auf dem Wege sehr eifrig geführt hatten, indem die Materie von den vorzustellenden Gegenständen, von der Behandlung derselben durch die verschiedenen Künste, oft von uns in ruhigen Stunden vorgenommen worden. Vielleicht zeigt Ihnen eine kleine Abhandlung bald, daß wir völlig Ihrer Meinung sind; am meisten aber wird mich's freuen, wenn Sie Meyers Beschreibungen und Beurteilungen so vieler Kunstwerke hören und lesen. Man erfährt wieder bei dieser Gelegenheit, daß eine vollständige Erfahrung die Theorie in sich enthalten muß. Um desto sicherer sind wir, daß wir uns in einer Mitte begegnen, da wir von so vielen Seiten auf die Sache losgehen.
Wenn ich Ihnen nun von meinem Zustande sprechen soll, so kann ich sagen, daß ich bisher mit meiner Reise alle Ursache habe zufrieden zu sein. Bei der Leichtigkeit die Gegenstände aufzunehmen, bin ich reich geworden ohne beladen zu sein; der Stoff inkommodiert mich nicht, weil ich ihn gleich zu ordnen oder zu verarbeiten weiß, und ich fühle mehr Freiheit als jemals mannichfaltige Formen zu wählen, um das Verarbeitete für mich oder andere darzustellen. Von dem unfruchtbaren Gipfel des Gotthardts bis zu den herrlichen Kunstwerken, welche Meyer mitgebracht hat, führt uns ein labyrinthischer Spazierweg durch eine verwickelte Reihe von interessanten Gegenständen, welche dieses sonderbare Land enthält. Sich durch unmittelbares Anschauen die naturhistorischen, geographischen, ökonomischen und politischen Verhältnisse zu vergegenwärtigen, und sich dann durch eine alte Chronik die vergangnen Zeiten näher zu bringen, auch sonst manchen Aufsatz der arbeitsamen Schweizer zu nutzen, gibt, besonders bei der Umschriebenheit der helvetischen Existenz, eine sehr angenehme Unterhaltung, und die Übersicht sowohl des Ganzen als die Einsicht ins Einzelne wird besonders dadurch sehr beschleunigt, daß Meyer hier zu Hause ist, mit seinem richtigen und scharfen Blick schon so lange die Verhältnisse kennt und sie in einem treuen Gedächtnisse bewahrt. So haben wir in kurzer Zeit mehr zusammen gebracht, als ich mir vorstellen konnte, und es ist nur Schade, daß wir um einen Monat dem Winter zu nahe sind; noch eine Tour von vier Wochen müßte uns mit diesem sonderbaren Lande sehr weit bekannt machen.
Was werden Sie nun aber sagen, wenn ich Ihnen vertraue, daß, zwischen allen diesen prosaischen Stoffen, sich auch ein poetischer hervorgetan hat, der mir viel Zutrauen einflößt? Ich bin fast überzeugt, daß die Fabel von Tell sich werde episch behandeln lassen, und es würde dabei, wenn es mir, wie ich vorhabe, gelingt, der sonderbare Fall eintreten, daß das Märchen durch die Poesie erst zu seiner vollkommenen Wahrheit gelangte, anstatt daß man sonst, um etwas zu leisten, die Geschichte zur Fabel machen muß. Doch darüber künftig mehr. Das beschränkte höchst bedeutende Lokal, worauf die Begebenheit spielt, habe ich mir wieder recht genau vergegenwärtigt, so wie ich die Charaktere, Sitten und Gebräuche der Menschen in diesen Gegenden, so gut als in der kurzen Zeit möglich, beobachtet habe, und es kommt nun auf gut Glück an ob aus diesem Unternehmen etwas werden kann.
Nun aber entsteht eine Frage, die uns doch von Zeit zu Zeit zweifelhaft ist, wo wir uns hinwenden sollen, um sowohl Meyers Kollektaneen als meinen eigenen alten und neuen Vorrat aufs bequemste und baldigste zu verarbeiten. Leider sind hier am Orte die Quartiere nicht auf den Winter eingerichtet, sonst leugne ich nicht daß ich recht geneigt gewesen wäre hier zu bleiben, da uns denn die völlige Einsamkeit nicht wenig gefördert haben würde. Dazu kommt daß es der geschickteste Platz gewesen wäre um abzuwarten, ob Italien oder Frankreich aufs künftige Frühjahr den Reisenden wieder anlockt oder einläßt. In Zürich selbst kann ich mir keine Existenz denken, und wir werden uns wohl nunmehr sachte wieder nach Frankfurt begeben.
Überhaupt aber bin ich auf einer Idee, zu deren Ausführung mir nur noch ein wenig Gewohnheit mangelt; es würde nämlich nicht schwer werden sich so einzurichten daß man auf der Reise selbst mit Sammlung und Zufriedenheit arbeiten könnte. Denn wenn sie zu gewissen Zeiten zerstreut, so führt sie uns zu andern desto schneller auf uns selbst zurück; der Mangel an äußern Verhältnissen und Verbindungen, ja die lange Weile, ist demjenigen günstig der manches zu verarbeiten hat. Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei, und meist von der unerwarteten Seite; man empfängt mehr oder weniger als man hofft, man kann ungestraft eine Weile hinschlendern, und dann ist man wieder genötigt sich einen Augenblick zusammen zu nehmen. Für Naturen wie die meine, die sich gerne festsetzen und die Dinge festhalten, ist eine Reise unschätzbar; sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet.
Ich bin auch jetzt überzeugt daß man recht gut nach Italien gehen könnte: denn alles setzt sich in der Welt nach einem Erdbeben, Brand und Überschwemmung so geschwind als möglich in seine alte Lage, und ich würde persönlich die Reise ohne Bedenken unternehmen, wenn mich nicht andere Betrachtungen abhielten. Vielleicht sehen wir uns also sehr bald wieder, und die Hoffnung mit Ihnen das Erbeutete zu teilen und zu einer immer größern theoretischen und praktischen Vereinigung zu gelangen, ist eine der schönsten die mich nach Hause lockt. Wir wollen sehen was wir noch alles unterwegs mitnehmen können. So hat Basel wegen der Nähe von Frankreich einen besondern Reiz für mich; auch sind schöne Kunstwerke sowohl ältere als ausgewanderte daselbst befindlich.
An Herrn Geh. Rat Voigt
Stäfa, den 17 Oktober 1797.
Wir sind von unserer Reise auf den Gotthardt glücklich zurückgekommen; das Wetter hat uns sehr begünstigt und ein ziemlich umständliches Tagebuch wird künftig zu mancherlei Unterhaltung Gelegenheit geben. Jetzt ist man hier am See in der Weinlese begriffen, die um desto mehr die Menschen erfreut, als der Wein im hohen Preis ist und stark ausgeführt wird.
Seit einigen Tagen sind die Nachrichten vom Rhein her beunruhigend, und die Franzosen scheinen selbst an den Schweizern Händel zu suchen; sollte der Krieg wieder angehen, so ist ein ungeheures Unheil zu befürchten.
Indessen wünschte ich Ihnen nur einen Blick von dem kleinen Balkon meines Zimmers in die äußerst kultivierten Besitzungen dieses Orts, den daran stoßenden See und die jenseitigen Ufer mit den heiteren Ortschaften, die sich daran hinziehen. Wenn man mit dem Perspektiv die Flächen durchläuft, so ist es eine unendliche Welt, die man übersieht. Im Süden zeigen sich die Gipfel der Berge bei Einsiedeln und Schwyz, jetzt schon stark beschneit, während die ganze untere Landschaft noch grün ist und kaum einige Bäume durch rot und braune Tinten das Alter des Jahres verkündigen. Was man sonst von Ökonomen wünschen hört, den höchsten Grad von Kultur mit einer gewissen mäßigen Wohlhabenheit, das sieht man hier vor Augen.
In acht Tagen wird sich's entscheiden, was wir wegen unserer Rückreise zu beschließen haben, da die ganze Welt ringsum sich wieder zu verwirren drohet. Am Ende bleibt uns wohl nur der Weg, den Wieland vor einem Jahre nahm. Wer hätte denken sollen, daß man in der Schweiz nochmals in Gefahr käme von Deutschland abgeschnitten zu werden!
Daß wir auf unserer Reise brav Steine geklopft haben, können Sie leicht denken und ich habe deren fast mehr, als billig ist, aufgepackt. Wie soll man sich aber enthalten, wenn man zwischen mehreren Zentnern von Adularien mitten inne sitzt! Unter mehreren bekannten Dingen bringe ich auch einige seltene und vorzüglich schöne Sachen mit. Ich wünschte, schon läge alles ausgepackt vor Ihnen und ich genösse Ihre Unterhaltung wieder. Doch die Zeit wird auch kommen und wir wollen ihr ruhig entgegengehn. Leben Sie indes mit den werten Ihrigen, denen ich mich bestens empfehle, recht wohl. Meyer empfiehlt sich zum besten.
An den Herzog von Weimar
Stäfa, den 17 Oktober 1797.
Kaum sind wir aus der unglaublichen Ruhe, in welcher die kleinen Kantone hinter ihren Felsen versenkt liegen, zurückgekehrt, als uns vom Rhein und aus Italien her das Kriegsgeschrei nach und entgegenschallt. Bis dieser Brief Sie erreicht, wird manches entschieden sein; ich spreche nur ein Wort vom gegenwärtig Nächsten.
Die Franzosen haben an Bern einen Botschafter geschickt mit dem Begehren: man solle den englischen Gesandten sogleich aus dem Lande weisen. Sie geben zur Ursache an: »Man sehe nicht ein, was er gegenwärtig in der Schweiz zu tun habe, als der Republik innere und äußere Feinde zu machen und aufzureizen.« Die Berner haben geantwortet: »Es hänge nicht von ihnen ab, indem der Gesandte an die sämtlichen Kantone akkreditiert sei.« Der französische Abgeordnete ist deshalb nach Zürich gekommen. Das Weitere steht zu erwarten. Mir will es scheinen als suchten die Franzosen Händel mit den Schweizern. Die Überbliebenen im Direktorium sind ihre Freunde nicht; in Barthelemy ist ihr Schutzpatron verbannt. Ein verständiger Mann, der von Paris kommt und die letzten Szenen mit erlebt hat, behauptet, daß es nicht sowohl der royalistischen als der friedliebenden Partei gegolten habe.
Unsere eilftägige Reise, auf der wir die Kantone Schwyz, Uri, Unterwalden und Zug durchstrichen, ist sehr vom Wetter begünstigt worden. Der Pater Lorenz ist noch so munter als wir ihn vor so viel Jahren kannten. Tausendmal, ja beständig habe ich mich der Zeit erinnert, da wir diesen Weg zusammen machten. Ich habe viel Freude gehabt, diese Gegenstände wieder zu sehen und mich in mehr als Einem Sinne an ihnen zu prüfen. Meine mehrere Kenntnis der Mineralogie war ein sehr angenehmes Hülfsmittel der Unterhaltung. Die Kultur dieser Gegenden, die Benutzung der Produkte gewährt einen sehr angenehmen Anblick. Es war eben die Zeit des Bellenzer Marktes und die Straße des Gotthardts war mit Zügen sehr schönen Viehes belebt. Es mögen diesmal wohl an 4000 Stück, deren jedes hier im Lande 10 bis 15 Louisd'or gilt, hinübergetrieben worden sein. Die Kosten des Transports aufs Stück sind ungefähr 5 Laubtaler; geht es gut, so gewinnt man aufs Stück zwei Louisd'or gegen den Einkaufspreis und also, die Kosten abgezogen, 3 Laubtaler. Man denke, welche ungeheure Summe also in diesen Tagen ins Land kommt. Eben so hat der Wein auch großen Zug nach Schwaben und die Käse sind sehr gesucht, so daß ein undenkliches Geld einfließt.
Ich lege eine kleine Schilderung, eine Aussicht von meinem Balkon bei. Die Kultur ist um den Züricher See wirklich auf dem höchsten Punkt und der Augenblick der Weinlese macht alles sehr lebhaft.
Meyer empfiehlt sich zu Gnaden, er ist fleißig mit dem Pinsel und der Feder gewesen. Der letzte Kasten von Rom, der die Aldobrandinische Hochzeit enthält, ist eben über Triest, Villach und Constanz angekommen. Nun sind alle unsere Schätze beisammen und wir können nun auch von dieser Seite beruhigt und erfreut unsern Weg antreten. In einigen Tagen gedenken wir nach Zürich zu gehen und erwarten was uns die Kriegs- oder Friedensgöttin für einen Weg nach Hause zeigen wird, wo wir Sie gesund und vergnügt anzutreffen hoffen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin zu Gnaden und erhalten mir Ihre geneigten Gesinnungen.
An Herrn Cotta in Tübingen
Stäfa, den 17 Oktober 1797.
Wir sind von unserer Fuß- und Wasserreise glücklich wieder in Stäfa angelangt und werden in wenigen Tagen nach Zürich gehen. Dürfte ich Sie bitten alles was von nun an bei Ihnen anlangt bei Sich liegen zu lassen, bis ich es entweder selbst abhole oder einen Ort, wohin es gesendet werden könnte, bezeichnen kann. Das Kriegsfeuer, das sich überall wieder zu entzünden scheint, setzt einen Reisenden in eine sehr zweifelhafte Lage. Ich habe indessen von der kurzen Zeit den möglichsten Gebrauch gemacht. Von den Winterszenen des Gotthardts, die nur noch durch Mineralogie belebt werden können, durch die auf mancherlei Weise fruchtbaren, genutzten, und in ihren Einwohnern emsigen Gegenden von Unterwalden, Zug und Zürich, wo uns nun besonders die Weinlese umgibt, haben wir uns in ein Museum zurückgezogen, das durch die von Meyer aus Italien mitgebrachten eigenen Arbeiten und sonstige Akquisitionen gebildet wird, und sind also von dem Formlosesten zu dem Geformtesten übergegangen. Besonders wichtig ist die Kopie des antiken Gemäldes der sogenannten Aldobrandinischen Hochzeit, die im eigentlichsten Sinne mit Kritik gemacht ist, um darzustellen, was das Bild zu seiner Zeit gewesen sein kann und was an dem jetzigen, nach so mancherlei Schicksalen, noch übrig ist. Er hat dazu einen ausführlichen Kommentar geschrieben, der alles enthält was noch über die Vergleichung des alten und leider so oft restaurierten Bildes mit seiner gegenwärtigen Kopie und einer ältern Kopie von Poussin, nach der die Kupferstiche gemacht sind, zu sagen ist. Das Bild selbst, das von einem geschickten Meister zu Titus Zeiten mit Leichtigkeit und Leichtsinn auf die Wand gemalt, nunmehr so viel es möglich war, nachgebildet und wieder hergestellt vor sich zu sehen, sich daran erfreuen und sich über seine Tugenden und Mängel besprechen zu können, ist eine sehr reizende und belehrende Unterhaltung. Das Bild ist 8 Fuß lang, 3½ Fuß hoch und die Figuren sind nicht gar zwei Fuß Leipziger Maß; die Kopie ist in allem, sowohl in der Größe als den Farben, den Tugenden und den Fehlern dem Original möglichst gleich gehalten. Ich hoffe, daß Sie dereinst, wenn es bei mir aufgestellt sein wird, das Vergnügen es zu beschauen mit uns teilen werden. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.
Euphrosyne
Auch von des höchsten Gebirgs beeisten zackigen Gipfeln
Schwindet Purpur und Glanz scheidender Sonne hinweg.
Lange verhüllt schon Nacht das Tal und die Pfade des Wandrers,
Der, am tosenden Strom, auf zu der Hütte sich sehnt,
Zu dem Ziele des Tags, der stillen hirtlichen Wohnung;
Und der göttliche Schlaf eilet gefällig voraus,
Dieser holde Geselle des Reisenden. Daß er auch heute,
Segnend, kränze das Haupt mir mit dem heiligen Mohn!
Aber was leuchtet mir dort vom Felsen glänzend herüber,
Und erhellet den Duft schäumender Ströme so hold?
Strahlt die Sonne vielleicht durch heimliche Spalten und Klüfte?
Denn kein irdischer Glanz ist es, der wandelnde, dort.
Näher wälzt sich die Wolke, sie glüht. Ich staune dem Wunder!
Wird der rosige Strahl nicht ein bewegtes Gebild?
Welche Göttin nahet sich mir? und welche der Musen
Suchet den treuen Freund, selbst in dem grausen Geklüft?
Schöne Göttin! enthülle dich mir, und täusche verschwindend,
Nicht den begeisterten Sinn, nicht das gerührte Gemüt.
Nenne, wenn du es darfst, vor einem Sterblichen deinen
Göttlichen Namen, wo nicht: rege bedeutend mich auf,
Daß ich fühle, welche du seist von den ewigen Töchtern
Zeus, und der Dichter sogleich preise dich würdig im Lied.
»Kennst du mich, Guter, nicht mehr? Und käme diese Gestalt dir,
Die du doch sonst geliebt, schon als ein fremdes Gebild?
Zwar der Erde gehör' ich nicht mehr und traurend entschwang sich
Schon der schaudernde Geist jugendlich frohem Genuß;
Aber ich hoffte mein Bild noch fest in des Freundes Erinnrung
Eingeschrieben, und noch schön durch die Liebe verklärt.
Ja, schon sagt mir gerührt dein Blick, mir sagt es die Träne:
Euphrosyne: sie ist noch von dem Freunde gekannt.
Sieh, die Scheidende zieht durch Wald und grauses Gebirge,
Sucht den wandernden Mann, ach! in der Ferne noch auf;
Sucht den Lehrer, den Freund, den Vater, blicket noch einmal
Nach dem leichten Gerüst irdischer Freuden zurück.
Laß mich der Tage gedenken, da mich, das Kind, du dem Spiele
Jener täuschenden Kunst reizender Musen geweiht.
Laß mich der Stunde gedenken, und jedes kleineren Umstands.
Ach, wer ruft nicht so gern Unwiederbringliches an!
Jenes süße Gedränge der leichtesten irdischen Tage,
Ach, wer schätzt ihn genug, diesen vereilenden Wert!
Klein erscheinet es nun, doch ach! nicht kleinlich dem Herzen;
Macht die Liebe, die Kunst, jegliches Kleine doch groß!
Denkst du der Stunde noch wohl, wie, auf dem Bretter-Gerüste,
Du mich der höheren Kunst ernstere Stufen geführt?
Knabe schien ich, ein rührendes Kind, du nanntest mich Arthur,
Und belebtest in mir brittisches Dichter-Gebild,
Drohtest mit grimmiger Glut den armen Augen und wandtest
Selbst den tränenden Blick, innig getäuschet hinweg.
Ach! da warst du so hold und schütztest ein trauriges Leben,
Das die verwegene Flucht endlich dem Knaben entriß.
Freundlich faßtest du mich, den Zerschmetterten, trugst mich von dannen,
Und ich heuchelte lang', dir an dem Busen, den Tod.
Endlich schlug die Augen ich auf, und sah dich, in ernste,
Stille Betrachtung versenkt, über den Liebling geneigt.
Kindlich strebt' ich empor, und küßte die Hände dir dankbar,
Reichte zum reinen Kuß dir den gefälligen Mund.
Fragte: warum, mein Vater, so ernst? und hab' ich gefehlet,
O! so zeige mir an, wie mir das Bess're gelingt.
Keine Mühe verdrießt mich bei dir, und alles und jedes
Wiederhol' ich so gern, wenn du mich leitest und lehrst.
Aber du faßtest mich stark und drücktest mich fester im Arme,
Und es schauderte mir tief in dem Busen das Herz.
Nein! mein liebliches Kind, so riefst du, alles und jedes,
Wie du es heute gezeigt, zeig' es auch morgen der Stadt.
Rühre sie alle, wie mich du gerührt, und es fließen, zum Beifall
Dir von dem trockensten Aug' herrliche Tränen herab.
Aber am tiefsten trafst du doch mich, den Freund, der im Arm dich
Hält, den selber der Schein früherer Leiche geschreckt.
Ach, Natur, wie sicher und groß in allem erscheinst du!
Himmel und Erde befolgt ewiges, festes Gesetz;
Jahre folgen auf Jahre, dem Frühlinge reichet der Sommer,
Und dem reichlichen Herbst traulich der Winter die Hand.
Felsen stehen gegründet, es stürzt sich das ewige Wasser
Aus der bewölkten Kluft, schäumend und brausend hinab.
Fichten grünen so fort, und selbst die entlaubten Gebüsche
Hegen, im Winter schon, heimliche Knospen am Zweig.
Alles entsteht und vergeht nach Gesetz; doch über des Menschen
Leben, dem köstlichen Schatz, herrschet ein schwankendes Los.
Nicht dem blühenden nickt der willig scheidende Vater,
Seinem trefflichen Sohn, freundlich vom Rande der Gruft;
Nicht der Jüngere schließt dem Älteren immer das Auge,
Das sich willig gesenkt, kräftig dem Schwächeren zu.
Öfter, ach! verkehrt das Geschick die Ordnung der Tage;
Hülflos klaget ein Greis, Kinder und Enkel umsonst,
Steht ein beschädigter Stamm, dem rings zerschmetterte Zweige
Um die Seiten umher strömende Schlossen gestreckt.
Und so, liebliches Kind, durchdrang mich die tiefe Betrachtung
Als du zur Leiche verstellt über die Arme mir hingst;
Aber freudig seh' ich dich mir, in dem Glanze der Jugend,
Vielgeliebtes Geschöpf, wieder am Herzen belebt.
Springe fröhlich dahin, verstellter Knabe! das Mädchen
Wächst zur Freude der Welt, mir zum Entzücken heran.
Immer strebe so fort, und deine natürlichen Gaben
Bilde, bei jeglichem Schritt steigenden Lebens, die Kunst.
Sei mir lange zur Lust, und eh' mein Auge sich schließet,
Wünsch' ich dein schönes Talent glücklich vollendet zu sehn. –
Also sprachst du, und nie vergaß ich der wichtigen Stunde!
Deutend entwickelt' ich mich an dem erhabenen Wort.
O wie sprach ich so gerne zum Volk die rührenden Reden
Die du, voller Gehalt, kindlichen Lippen vertraut!
O wie bildet' ich mich an deinen Augen, und suchte
Dich im tiefen Gedräng' staunender Hörer heraus!
Doch dort wirst du nun sein, und stehn, und nimmer bewegt sich
Euphrosyne hervor, die zu erheitern den Blick.
Du vernimmst sie nicht mehr die Töne des wachsenden Zöglings,
Die du zu liebendem Schmerz frühe, so frühe! gestimmt.
Andere kommen und gehn; es werden dir Andre gefallen,
Selbst dem großen Talent drängt sich ein größeres nach.
Aber du, vergesse mich nicht! Wenn Eine dir jemals
Sich im verworrnen Geschäft heiter entgegen bewegt,
Deinem Winke sich fügt, an deinem Lächeln sich freuet,
Und am Platze sich nur, den du bestimmtest, gefällt;
Wenn sie Mühe nicht spart noch Fleiß, wenn tätig der Kräfte,
Selbst bis zur Pforte des Grabs, freudiges Opfer sie bringt;
Guter! dann gedenkest du mein, und rufest auch spät noch:
Euphrosyne, sie ist wieder erstanden vor mir!
Vieles sagt' ich noch gern; doch, ach! die Scheidende weilt nicht,
Wie sie wollte; mich führt streng ein gebietender Gott.
Lebe wohl! schon zieht mich's dahin in schwankendem Eilen;
Einen Wunsch nur vernimm, freundlich gewähre mir ihn:
Laß nicht ungerühmt mich zu den Schatten hinabgehn
Nur die Muse gewährt einiges Leben dem Tod.
Denn gestaltlos schweben umher in Persephoneias
Reiche, massenweis, Schatten vom Namen getrennt;
Wen der Dichter aber gerühmt, der wandelt gestaltet,
Einzeln, gesellet dem Chor aller Heroen sich zu.
Freudig tret' ich einher, von deinem Liede verkündet,
Und der Göttin Blick weilet gefällig auf mir.
Mild empfängt sie mich dann, und nennt mich; es winken die hohen
Göttlichen Frauen mich an, immer die nächsten am Thron.
Penelopeia redet zu mir, die treuste der Weiber,
Auch Evadne, gelehnt auf den geliebten Gemahl.
Jüngere nahen sich dann, zu früh Heruntergesandte,
Und beklagen mit mir unser gemeines Geschick.
Wenn Antigone kommt, die schwesterlichste der Seelen,
Und Polyxena, trüb' noch von dem bräutlichen Tod,
Seh' ich als Schwestern sie an und trete würdig zu ihnen;
Denn der tragischen Kunst holde Geschöpfe sind sie.
Bildete doch ein Dichter auch mich; und seine Gesänge,
Ja, sie vollenden an mir, was mir das Leben versagt.«
Also sprach sie, und noch bewegte der liebliche Mund sich
Weiter zu reden; allein schwirrend versagte der Ton.
Denn aus dem Purpurgewölk, dem schwebenden, immer bewegten,
Trat der herrliche Gott Hermes gelassen hervor,
Mild erhob er den Stab und deutete; wallend verschlangen
Wachsende Wolken, im Zug, beide Gestalten vor mir.
Tiefer liegt die Nacht um mich her; die stürzenden Wasser
Brausen gewaltiger nun neben dem schlüpfrigen Pfad.
Unbezwingliche Trauer befällt mich, entkräftender Jammer,
Und ein moosiger Fels stützet den Sinkenden nur.
Wehmut reißt durch die Saiten der Brust; die nächtlichen Tränen
Fließen, und über dem Wald kündet der Morgen sich an.
Stäfa, den 18 Oktober 1797.
Eingepackt; kam zu Mittag der junge Escher. Wir gingen spazieren und beschäftigten uns noch mit der Kultur des Ortes. Abends in Tschudis Chronik weiter gelesen.
Donnerstag, den 19ten.
Mit Einpacken beschäftigt. Verschiedene Spaziergänge.
Freitag, den 20sten.
Der Vorsatz abzureisen durch Gegenwind verhindert.
Sonnabend, den 21sten.
Früh 10 Uhr von Stäfa ab. Mittags zu Herrliberg bei Herrn Hauptmann Escher.
Sonntag, den 22sten.
Früh Herrn Eschers Cabinet gesehen, das sehr schöne Seiten des Schweizergebirges enthält.
Montag, den 23 Oktober.
Besuch bei Professor Fäsi und Hauptmann Bürkli; dann zu Chorherrn Rahn, dessen Cabinet kostbare Stücke der Schweizer Mineralien enthält. Nach Tische zu Chorherrn Hottinger und Dr. Lavater. Abends bei Frau Schultheß.
Dienstag, den 24sten.
Früh Briefe. Dann das Bild von Füeßli im Rathause gesehen; darauf in die Kunsthandlung. Nach Tische zu Mako, sodann zu Herrn Antistes Heß.
Herrn Geh. Rat Voigt
Zürich, den 25 Oktober 1797.
Ihre werten Briefe vom 22 September bis den 6 Oktober haben mich in Zürich auf's freundlichste empfangen, als wir von den obern Gegenden des Züricher Sees in die Stadt kamen. Die Heiterkeit womit Sie mich von den mancherlei Zuständen und Vorfällen die Ihnen nahe sind unterrichten, vermehrt den Mut und die Lust auch wieder bald zurückzukehren. Wir gedenken noch Basel zu sehen und alsdann über Schaffhausen, Tübingen und wahrscheinlich über Anspach und Nürnberg unsere Rückreise zu nehmen. Die Herbsttage haben hier noch viel angenehme Stunden und wir hoffen daß uns auch auf dem Wege die Jahreszeit günstig sein soll.
Nun Einiges kürzlich über den Inhalt Ihrer gefälligen Briefe.
Daute ist ein verdienstvoller Mann; wie er sich aus den Dekorationen des Schlosses ziehen wird, wollen wir abwarten; ich zweifle, daß er die Mannichfaltigkeit der Motive habe die nötig sind, um einen so großen Raum mit Glück zu dekorieren. Ich würde hierzu unter der gehörigen Aufsicht und der regulierenden Einwirkung eher Personen wählen, die erst ganz frisch Rom und Paris gesehen und sich daselbst einen Reichtum der Mittel und einen Geschmack der Zusammensetzung erworben haben. Indessen bin ich für meinen Teil zufrieden, wenn nur jemand die Sache in Teilen angibt und im Ganzen dirigiert; denn auf- oder abgenommen ist alles am Ende ganz einerlei was gemacht wird. Wenn man einen rechten Park sehen will, so muß man nur vier Wochen in der Schweiz umherziehen, und wenn man Gebäude liebt, so muß man nach Rom gehen. Was wir in Deutschland, ja aller Orten, der Natur aufdringen und der Kunst abgewinnen wollen, sind alles vergebliche Bemühungen.
Verzeihen Sie mir diese gleichsam hypochondrischen Reflexionen; ich freue mich Ihres guten Humors der aus Ihren freundschaftlichen Briefen hervorleuchtet um desto mehr als ich immer selbst vielleicht allzusehr zum Ernste geneigt bin.
Wegen des Apothekers will ich mich in Tübingen erkundigen, wo ich einen sehr braven Mann in dieser Kunst habe kennen lernen. Heute kommen uns von Basel wieder Friedenshoffnungen; es bleibt uns nichts übrig als daß wir abwarten.
Lassen Sie sich unser Theater einigermaßen empfohlen sein. Ich freue mich, wenn der Almanach Ihnen etwas Angenehmes gebracht hat. Sowohl dieser als der Viewegsche sollte schon aufgewartet haben, wenn meine Bestellungen alle wären richtig besorgt worden. Leben Sie recht wohl! Es ist eine der angenehmsten Hoffnungen der ich entgegen sehe, Sie noch vor Ende des nächsten Monats zu umarmen.
Herrn Oberkonsistorialrat Böttiger
Zürich, den 25 Oktober 1797.
Es war unserm Meyer und mir ein angenehmer Empfang in Zürich auch einen Brief von Ihnen vorzufinden; denn besonders, seitdem die Aldobrandinische Hochzeit dem weit und breit gewaltigen Buonaparte glücklich entronnen und vor wenigen Tagen in Stäfa angelangt war, so konnte der Wunsch nicht außen bleiben, dieses dem Moder und den Franzosen entrissene Bild schon in Weimar aufgestellt und auch von Ihnen beleuchtet zu sehen. Es wird, sorgfältig eingepackt, auf der Reise mitgeführt, weil wir diesen Schatz fremden Händen und neuen Zufällen nicht aussetzen mögen.
Seitdem ich mit Meyer wieder zusammen bin, haben wir viel theoretisiert und praktisiert, und wenn wir diesen Winter unsern Vorsatz ausführen und ein Epitome unserer Reise und Nichtreise zusammen schreiben, so wollen wir abwarten, was unsere Verlagsverwandten für einen Wert auf unsere Arbeit legen; es soll keiner von der Konkurrenz ausgeschlossen sein. Unsere Absicht ist, ein paar allgemein lesbare Oktavbände zusammenzustellen und im dritten dasjenige als Noten und Beilagen nachzubringen, was vielleicht nur ein spezielleres Interesse erregen könnte. Davon soll denn bei unserer nächsten Zurückkunft weiter gehandelt werden und desto ausführlicher als wir uns Ihre Beihülfe zu erbitten haben.
Das gute Zeugnis, das Sie unserm Theater geben, hat mich sehr beruhigt, denn ich leugne nicht, daß der Tod der Becker mir sehr schmerzlich gewesen. Sie war mir in mehr als Einem Sinne lieb. Wenn sich manchmal in mir die abgestorbene Lust, fürs Theater zu arbeiten, wieder regte, so hatte ich sie gewiß vor Augen und meine Mädchen und Frauen bildeten sich nach ihr und ihren Eigenschaften. Es kann größere Talente geben, aber für mich kein anmutigeres. Die Nachricht von ihrem Tode hatte ich lange erwartet; sie überraschte mich in den formlosen Gebirgen. Liebende haben Tränen und Dichter Rhythmen zur Ehre der Toten; ich wünschte daß mir etwas zu ihrem Andenken gelungen sein möchte.
Über die Genauigkeit, mit welcher Meyer die Kunstschätze der alten und mittleren Zeit rezensiert hat, werden Sie erstaunen, und sich erfreuen wie eine Kunstgeschichte aus diesen Trümmern gleichsam wie ein Phönix aus einem Aschenhaufen aufsteigt. Wie wichtig ein solcher neuer Pausanias sei, fällt erst in die Augen, wenn man recht deutlich anschaut, wie die Kunstwerke durch Zeit und offenbare oder geheime Ereignisse zerstreut und zerstört werden. Wie manche Unterhaltung soll uns dies und alles was damit verwandt ist, diesen Winter geben. Gegenwärtig wollen wir nur noch von Basel in das nicht gelobte Land hinübersehen und dann wahrscheinlich über Schaffhausen und durch Schwaben unsern Rückweg antreten.
Leben Sie recht wohl und gedenken unserer.
Das Exemplar des Vasenheftes soll von Frankfurt wieder zurückkommen. Den neuen Musenalmanach habe ich noch nicht gesehen; da ihm das Gewürz der Bosheit und Verwegenheit mangelt, so fürchte ich, daß er sich mit seinem vorjährigen Bruder nicht werde messen können.
Nochmals ein Lebewohl und die besten Grüße an Freund Wieland, dessen freundliche wohlbehaltene Tochter ich gestern mit Freuden gesehen habe; das Enkelchen schlief, sonst könnte ich von dem auch einige Nachricht geben.
An Schiller
Zürich, den 25 Oktober 1797.
Ehe ich von Zürich abgehe nur einige Worte! denn ich bin sehr zerstreut und werde es wohl noch eine Weile bleiben. Wir gedenken auf Basel, von da auf Schaffhausen, Tübingen und so weiter zu gehen; wahrscheinlich treffe ich am letzten Orte wieder etwas von Ihnen an. Keinen Musenalmanach, keinen Herrmann habe ich noch gesehen, alles das und mehreres wird mir denn wohl in Deutschland begegnen.
Wäre die Jahreszeit nicht so weit, so sähe ich mich wohl noch gern einen Monat in der Schweiz um, mich von den Verhältnissen im Ganzen zu unterrichten. Es ist wunderbar, wie alte Verfassungen, die bloß auf Sein und Erhalten gegründet sind, sich in Zeiten ausnehmen, wo alles zum Werden und Verändern strebt. Ich sage heute weiter nichts als ein herzliches Lebewohl. Von Tübingen hören Sie mehr von mir.
Wir hatten kaum in diesen Tagen unser Schema über die zuläßlichen Gegenstände der bildenden Kunst, mit großem Nachdenken entworfen, als uns eine ganz besondere Erfahrung in die Quere kam. Ihnen ist die Zudringlichkeit des Vulkans gegen Minerva bekannt, wodurch Erichthonius produziert wurde. Haben Sie Gelegenheit, so lesen Sie diese Fabel ja in der ältern Ausgabe des Hederich nach, und denken dabei: daß Raphael daher Gelegenheit zu einer der angenehmsten Kompositionen genommen hat. Was soll denn nun dem glücklichen Genie geraten oder geboten sein?
Später.
Ich habe vorhin über einen Fall gescherzt, der uns unvermutet überrascht und erfreut hat; er schien unsere theoretischen Bemühungen umzustoßen und hat sie aufs neue bestärkt, indem er uns nötigte, die Deduktion unserer Grundsätze gleichsam umzukehren. Ich drücke mich also hierüber nochmals so aus:
Wir können einen jeden Gegenstand der Erfahrung als einen Stoff ansehen, dessen sich die Kunst bemächtigen kann, und da es bei derselben hauptsächlich auf die Behandlung ankommt, so können wir die Stoffe beinahe als gleichgültig ansehen; nun ist aber bei näherer Betrachtung nicht zu leugnen, daß die einen sich der Behandlung bequemer darbieten als die andern, und daß wenn gewisse Gegenstände durch die Kunst leicht zu überwinden sind, andere dagegen unüberwindlich scheinen. Ob es für das Genie einen wirklich unüberwindlichen Stoff gebe, kann man nicht entscheiden: aber die Erfahrung lehrt uns, daß in solchen Fällen die größten Meister wohl angenehme und lobenswürdige Bilder gemacht, die aber keineswegs in dem Sinne vollkommen sind, als die, bei welchen der Stoff sie begünstigte. Denn es muß sich die Kunst ja fast schon erschöpfen, um einem ungünstigen Gegenstande dasjenige zu geben, was ein günstiger schon mit sich bringt. Bei den echten Meistern wird man immer bemerken, daß sie da, wo sie völlige freie Hand hatten, jederzeit günstige Gegenstände wählten und sie mit glücklichem Geiste ausführten. Gaben ihnen Religions- oder andere Verhältnisse andere Aufgaben, so suchten sie sich zwar so gut als möglich herauszuziehen, es wird aber immer einem solchen Stück etwas an der höchsten Vollkommenheit, das heißt an innerer Selbstständigkeit und Bestimmtheit, fehlen. Wunderbar ist es, daß die neuern, und besonders die neusten Künstler, sich immer die unüberwindlichen Stoffe aussuchen und auch nicht einmal die Schwierigkeiten ahnen mit denen sie dann zu kämpfen haben; und ich glaube daher: es wäre schon viel für die Kunst getan, wenn man den Begriff der Gegenstände, die sich selbst darbieten und anderer die der Darstellung widerstreben, recht anschaulich und allgemein machen könnte.
Äußerst merkwürdig ist mir bei dieser Gelegenheit, daß auch hier alles auf die Erörterung der Frage ankäme, welche die Philosophen so sehr beschäftigt: in wie fern wir nämlich einen Gegenstand, der uns durch die Erfahrung gegeben wird, als einen Gegenstand an sich ansehen dürfen, oder ihn als unser Werk und Eigentum ansehen müssen. Denn wenn man der Sache recht genau nachgeht, so sieht man, daß nicht allein die Gegenstände der Kunst, sondern schon die Gegenstände zur Kunst eine gewisse Idealität an sich haben; denn indessen sie bezüglich auf Kunst betrachtet werden, so werden sie durch den menschlichen Geist schon auf der Stelle verändert. Wenn ich nicht irre, so behauptet der kritische Idealismus so etwas von aller Empirie, und es wird nur die Frage sein, wie wir in unserm Falle, in welchem wir, wo nicht eine Erschaffung, doch eine Metamorphose der Gegenstände annehmen, uns so deutlich ausdrücken, daß wir allgemein verständlich sein, und daß wir auf eine geschickte Weise den Unterschied zwischen Gegenstand und Behandlung, welche beide so sehr zusammenfließen, schicklich bezeichnen können.
Donnerstag, den 26 Oktober 1797.
Nach einem Aufenthalte von drei Tagen fuhren wir früh 8 Uhr von Zürich ab die Straße nach Schaffhausen. In der Gegend von Bulach fanden wir den Weinstock niedergelegt, welches am Züricher See nicht geschieht.
Um 12 Uhr waren wir in Eglisau, wo wir im Gasthof zum Hirsch einkehrten, am vorbeifließenden Rhein, und um halb zwei weiter fuhren.
Dunkler Streif zwischen dem Regenbogen sehr sichtbar. In der Nähe des Rheinfalles stiegen wir aus und gingen den Weg hinab. Die Dämmerung trat ein, und wir hatten einen bösen Fußweg nach Schaffhausen.
Freitag, den 27 Oktober.
Früh von Schaffhausen ab, auf der Straße nach Tübingen. Seitwärts am Wege sieht man drei Basaltfelsen: Hohen-Twiel, Hohen-Krähen und Hohen-Höwen. Gegen Mittag in Engen. Geschichte des Bauern, der sein schlechtes Häuschen anmalen ließ und darüber immer Einquartierung bekam. Abends in Tuttlingen.
Sonnabend, den 28 Oktober.
Bis Bahlingen.
Äußerungen der Schalkheit
Auf Fragen schiefe Antworten.
Nichts loben.
Alles wo nicht tadeln, doch nicht recht finden und das Gegenteil wünschen.
Das Taubsein.
Das Schweigen.
Temporair im Gegensatz der Gesprächigkeit des Mannes.
Perpetuierlich.
Ohnmacht wobei man gut hört.
Negative durch übelplazierte Tätigkeit.
Sonntag, den 29 Oktober.
Bis Tübingen, wo wir zwei Tage verweilten.
An Schiller
Tübingen, den 30 Oktober.
Wir haben die Tour auf Basel aufgegeben und sind gerade auf Tübingen gegangen. Die Jahreszeit, Wetter und Weg, sind nun nicht mehr einladend, und da wir einmal nicht in der Ferne bleiben wollen, so können wir uns nun nach Hause wenden; welchen Weg wir nehmen, ist noch unentschieden.
Viel Glück zum Wallenstein! Ich wünsche, daß wenn wir kommen, ein Teil schon sichtbar sein möge. Meyer grüßt bestens. Möchten wir Sie mit den Ihrigen recht gesund finden. Auf der Hälfte des Wegs, von Frankfurt oder Nürnberg, hören Sie noch einmal von uns.
Humboldt hat von München geschrieben: er geht nach Basel. Nochmals Lebewohl und Hoffnung baldigen Wiedersehens.
Mittwoch, den 1 November.
Früh 6 Uhr von Tübingen über Echterdingen, wo wir im Gasthof zum Hirsch Mittag hielten. Nachts in Stuttgart logierten wir im schwarzen Adler.
Donnerstag, den 2 November.
Morgens 5 Uhr von Stuttgart abgefahren auf der Straße nach Nürnberg. Bei Kannstadt, wo wir über den Neckar gingen, und später bei Waiblingen, trafen wir eine große Anzahl Wägen und Mehlfässer. Der Weg ging den ganzen Tag sehr angenehm an Hügeln vorbei und über Flächen mit Wiesen, Frucht- und Wein-Bau. Wir kamen durch manchen anmutig gelegenen Ort und erreichten Abends Gmünd, die freie Reichsstadt an der Rems, mit grünen Matten und Gärten umgeben. Die Stadt hat zwei Wälle und manche sehr alte Häuser. Wir logierten in der Post.
Freitag, den 3 November.
Früh 6 Uhr aus Gmünd. Vor der Stadt große Wagenburg und Geschütz. Mittags in Aalen, wo wir schöne Mädchen sahen. Hinter Buch geht der Weg aufwärts nach Schwabsberg, wo man Ellwangen vor sich auf der Höhe sieht und die Jaxt unten im Tale fließt. Nachts in Ellwangen.
Sonnabend, den 4 November.
Früh von Ellwangen ab. Man fährt den Weg nach dem Schloß hinauf, dann auf der fruchtbaren Höhe fort, wo man gegenüber einen schönen Berg liegen sieht. Später führt der Weg in eine Tiefe durch Tannenwald, auf rotem sandigem Boden. Man sieht einige Fischteiche mit Wald umgeben.
Mittags in Dünkelsbühl. Die Stadt hat eine fruchtbare Lage, ist alt, aber reinlich und hat zwei Wälle. Nachts in Großen-Riedt.
Sonntag, den 5 November.
Morgens 6 Uhr von Großen-Riedt weiter. Man kommt durch kleine Waldpartien und Tannenwäldchen über fruchtbare Felder und durch ein Tal mit viel Hopfenbau und einigen Mühlen.
Gegen Abend in Schwabach. Die Stadt liegt in einem ganz flachen fruchtbaren Tale. Die innere Stadt ist alt, hat aber hie und da einige schöne neue Häuser. Besonders sind vor den Toren viele meist ganz von Steinen aufgeführt. Wir logierten im Lamm.
Im stillen Busch den Bach hinab
Treibt Amor seine Spiele.
Und immer leise: dip, dip, dap,
So schleicht er nach der Mühle.
Es macht die Mühle: klap, rap, rap;
So geht es stille dip, dip, dap
Was ich im Herzen fühle.
Da saß sie wie ein Täubchen
Und rückte sich am Häubchen
Und wendete sich ab;
Ich glaube gar sie lachte.
Und meine Kleider machte
Die Alte gleich zum Bündel.
Wie nur so viel Gesindel
Im Hause sich verbarg!
Es lärmten die Verwandten,
Und zwei verfluchte Tanten
Die machten's teuflisch arg.
Montag, den 6 November.
Früh von Schwabach auf gutem Wege über Reichelsdorf, Eubach und Schweinau nach Nürnberg, wo wir Vormittags 10 Uhr ankamen und im roten Hahn Logis nahmen.
An Schiller
Nürnberg, den 10 November 1797.
Wir haben zu unserer besondern Freude Knebeln hier angetroffen, und werden daher etwas länger als wir gedachten verweilen. Die Stadt bietet mancherlei Interessantes an, alte Kunstwerke, mechanische Arbeiten, so wie sich auch über politische Verhältnisse manche Betrachtungen machen lassen. Ich sage Ihnen daher nur ein Wort des Grußes und sende ein Gedicht. Es ist das vierte zu Ehren der schönen Müllerin. Das dritte ist noch nicht fertig; es wird den Titel haben: Verrat und die Geschichte erzählen, da der junge Mann in der Mühle übel empfangen wird.
Wir haben in dem freundlichen Zirkel der Kreisgesandten bereits einige frohe Tage verlebt, und gedenken erst den 15ten von hier abzugehen. Wir werden den geraden Weg über Erlangen, Bamberg und Cronach nehmen, und so hoffe ich denn in wenig Tagen das Vergnügen zu haben, Sie wieder zu umarmen und über hundert Dinge ihre Gedanken zu erfragen.