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Den 16 September 1797.
Früh 4 Uhr aus Tübingen abgefahren. Sobald man aus dem Würtembergischen kommt wird der Weg schlecht. Zur Linken hat man Berge an deren Fuß sich ein Tal bildet in welchem die Steinlach fließt.
Wir erreichten Hechingen 7½ Uhr; es liegt zum Teil im Grunde zum Teil mit dem Schlosse auf der Anhöhe, und man hat bei der Einfahrt eine sehr schöne Ansicht. Unten zwischen Wiesen und Feldern liegt ein Kloster und dahinter Hohenzollern auf dem Berge. Auf der Brücke traf ich seit langer Zeit den ersten heiligen Nepomuk, der aber auch wegen der schlechten Wege nötig war. Sehr schöne Kirche. Betrachtung über die Klarheit der Pfaffen in ihren eignen Angelegenheiten, und die Dumpfheit die sie verbreiten. Von Philosophen könnte man beinahe das Umgekehrte sagen.
Hinter Hechingen schöne Gärten und Baumstücke, schöne Pappelanlagen, abhängige Wiesen und freundliches Tal. Nach dem Schloß Hohenzollern zu schöne weite Aussicht. Die Berge links gehen immer fort so wie das Tal zu ihren Füßen.
Wessingen. Auf der Chaussee, wie auch schon eine Weile vorher, sehr dichter inwendig blauer Kalkstein mit splitterig muscheligem Bruche, fast wie der Feuerstein.
Steinhofen. Eine hübsche Kirche auf der Höhe. Hier und da in einigen Dörfern vorher war bei dem Dorfbrunnen eine Art von Herd eingerichtet, auf dem das Wasser zum Waschen auf der Stelle heiß gemacht wird. Der Feldbau ist der einer rauheren Gegend, man sah Wiesen und Triften und noch viel Kartoffeln und Hanf.
Engschlatt zwischen angenehmen Hügeln im Grunde, seitwärts Berge.
Bahlingen gleichfalls eine schöne Gegend; links in einiger Entfernung hohe waldige Berge, bis an deren steilern Fuß sich fruchtbare Hügel hinauf erstrecken. Wir kamen um 10 Uhr an. Der Ort liegt zwischen fruchtbaren, mehr oder weniger steilen, zum Teil mit Holz bewachsenen Hügeln und hat in einiger Entfernung gegen Süd-Ost hohe holzbewachsene Berge. Die Eyach fließt durch schöne Wiesen. Diese erste beschriebene Gegend sah ich auf einem Spaziergange hinter Bahlingen. Hohenzollern ist rückwärts noch sichtbar. Die Eyach läuft über Kalkfelsen unter denen große Bänke von Versteinerungen sind. Der Ort selbst wäre nicht übel, er ist fast nur eine lange und breite Straße, das Wasser läuft durch und stehen hin und wieder gute Brunnen; aber die Nachbarn haben ihre Misthaufen in der Mitte der Straße am Bach, woraus doch gewaschen und zu manchen Bedürfnissen unmittelbar geschöpft wird. An beiden Seiten an den Häusern bleibt ein notdürftiger Platz zum Fahren und Gehen. Beim Regenwetter muß es abscheulich sein. Überdies legen die Leute, wegen Mangel an Raum hinter den Häusern, ihren Vorrat von Brennholz gleichfalls auf die Straße und das Schlimmste ist, daß nach Beschaffenheit der Umstände fast durch keine Anstalt dem Übel zu helfen wäre.
Endingen. Man behält die Berge noch immer links.
Dotternhausen. Bis dahin schöne schwarze Felder, die aber feucht und quellig scheinen.
Schemberg starker Stieg, den vor einigen Jahren ein Postwagen hinunter rutschte. Der Ort ist schmutzig und voller Mist; er ist wie Bahlingen als Städtchen enge gebaut und in Mauern gezwängt und wird von Güterbesitzern bewohnt, die nun keine Höfe haben. Man findet auf der Höhe wieder eine ziemliche Fläche, wo Acker und Weide ist; der Hafer war hier erst hineingeschafft. Der Weg steigt immer höher, es zeigen sich Fichten, große flache Weideplätze, dazwischen Feldbau. Oben einzelner Hof. Das Terrain fällt gegen Mittag, die Wasser fließen aber noch immer nach dem Neckar zu; es kommen mehr Fichtenwäldchen.
Um 3 Uhr in Wellendingen, wo wir anhielten. Gegen Friedingen geht es wieder stark bergauf. Boden und Kultur wird etwas besser. Links liegt Aldingen. Auch die undankbarsten Bergrücken und ehemaligen Triften findet man kultiviert. Man kommt auf eine schöne Fläche und fühlt, daß man hoch ist. Die Straße wendet sich durch Aldingen, einen heiteren weitläufig gebauten Ort; links Gebirge. Höhen worauf ein Schlößchen liegt.
Höfen, Spaichingen, Balgheim wo die höchste Höhe erreicht ist. Von Riedheim an fallen die Wasser der Donau zu. Wurmlingen. Wir fuhren durch ein enges Tal hinabwärts nach Tuttlingen, wo wir Abends halb neun Uhr ankamen.
Den 17 September 1797.
Von Tuttlingen um 7 Uhr. Der Nebel war sehr stark; ich ging noch vorher die Donau zu sehen. Sie scheint schon breit, weil sie durch ein großes Wehr gedämmt ist. Die Brücke ist von Holz und ohne bedeckt zu sein mit Verstand auf die Dauer konstruiert; die Tragewerke liegen in den Lehnen, und die Lehnen sind mit Brettern verschlagen und mit Schindeln gedeckt. Hinter Tuttlingen geht es gleich anhaltend bergauf, man trifft wieder Kalkstein und Versteinerungen. Ich bemerkte eine gute und wohlfeile Art einer Lehne am Wege: In starke Hölzer waren viereckt längliche Löcher eingeschnitten und lange dünne Stämme getrennt und durchgeschoben. Wo sich zwei einander mit dem obern und untern Ende berührten, waren sie verkeilt.
Überhaupt muß man alle würtembergischen Anstalten von Chausseen und Brücken durchaus loben.
Der Nebel sank in das Donautal, das wie ein großer See, wie eine überschneite Fläche aussah, indem die Masse ganz horizontal und mit fast unmerklichen Erhöhungen niedersank. Oben war der Himmel völlig rein.
Man steigt so hoch, daß man mit dem Rücken der sämtlichen Kalkgebirge, zwischen denen man bisher durchfuhr, beinahe gleich zu sein scheint. Die Donau kommt vom Abend hergeflossen, man sieht weit in ihr Tal hinauf, und wie es von beiden Seiten eingeschlossen ist, so begreift man, wie ihr Wasser weder südwärts nach dem Rhein, noch nordwärts nach dem Neckar fallen könne. Man sieht auch ganz hinten im Grunde des Donautals die Berge quer vorliegen, die sich an der rechten Seite des Rheins bei Freiburg hinziehen und den Fall der Wasser nach Abend gegen den Rhein zu verhindern.
Die neue Saat des Dinkels stand schon sehr schön; man säet hier früh, weil es auf den Höhen zeitig einwintert.
Es tut sich die Aussicht auf, links nach dem Bodensee und nach den Bergen von Graubündten, vorwärts nach Hohentwiel, Thaingen und dem Fürstenbergischen. Man hat das Donautal nunmehr rechts und sieht jenseits desselben die Schlucht, durch die man herunter gekommen; man erkennt sie leicht an dem Schlößchen das über Aldingen liegt.
Die Straße wendet sich gegen Abend. Nachdem man lange kein Dorf gesehen, sieht man in einem breiten fruchtbaren Tal, dessen Wasser nach dem kleinern Bodensee zufallen, Haltingen liegen, einen Ort zu dem man sich denn auch südwärts wieder hinunter wendet. Die Ansicht ist sehr interessant und vorschweizerisch. Hinten charakteristische mit Wald bewachsene Berge, an deren sanfteren Abhängen Fruchtbau sich zeigt; dann im Mittelgrunde lange über Hügel und Täler sich erstreckende Waldungen, zunächst wieder wohlgebautes Feld.
Hier, so wie schon drüben über der Donau, sieht man viele abgerundete Geschiebe, aber alles Kalk wie die Felsen selbst. Man denkt sich, wie durch die ehemalige Brandungen, Meerströme und Strudel die losgewordenen Teile der Gebirge an ihrem Fuße abgerundet worden.
Hinter Haltingen guter Boden, anfangs stark mit Steinen gemischt, nachher weniger und dann meist rein. Einiges schien Neubruch und war es auch, denn die Äcker bleiben neun Jahre als Wiese liegen und werden dann wieder andere neun Jahre benutzt. Einige Steinbrüche zum Behuf der Chaussee zeigen, daß der Kalkfels nicht tief unter der fruchtbaren Erde liegt.
Man kommt durch gemischte Waldungen über Hügel und Täler, es geht einen starken Stieg hinunter und angenehme Waldtäler setzen fort.
Wir fanden eine Pflanze bei der, außer ihrer Gestalt, merkwürdig ist, daß viele Insekten aller Art sich in ihren Samenkapseln nähren. Attig mit reifen Früchten zeigte sich auch. Ein Holzschlag. Kohlenmeiler. Gentianen. Das waldige Tal geht neben einem Wiesengrunde angenehm fort; Schneidemühlen, einiger Fruchtbau. Astrantia. Epilobium. Gentianen in ganzen Massen. Campaneln dazwischen. Antirrhinum. Frage, ob die Gentianen und andere Blumen nicht auch schon im Frühjahr geblüht haben?
Kleines ziemlich steiles ehemaliges Wald-Amphitheater, auf dem die Stöcke der abgehauenen Bäume noch stehen, zum Kartoffelfelde mühsam umgearbeitet. Das Tal verbreitet sich und alle Leden sind wo möglich zum Feldbau umgearbeitet.
Man nähert sich Engen. Ein charakteristischer, obgleich ganz bewachsener Berg mit einem alten Schlosse zeigt sich rechts; ein kleiner Ort der unmittelbar vor Engen liegt, ist den 8 Oktober 1796 von den Franzosen zum Teil abgebrannt worden. Das Städtchen selbst liegt auf einem Hügel, gedachtem Berg gegenüber. Wir kamen um 11 Uhr an und rasteten.
Von Morgen her gesehen gibt Engen ein artig topographisches Bild, wie es unter dem bedeutenden Berge auf einem Hügel sich ins Tal verliert. Die Bürger des Orts taten auf dem Rückzuge, in Verbindung mit den Kaiserlichen, den Franzosen Abbruch; diese letztern, als sie doch die Oberhand behielten, verbrannten mehrere Häuser vor der Stadt und bedrohten die Stadt selbst mit einem gleichen Schicksal. Ich sah daselbst eine sehr gut gekleidete kaiserliche Garnison, in der Nähe ein starkes aufgefahrnes Proviantfuhrwesen und erbärmlich gekleidete Kranke.
Um 12 Uhr fuhren wir ab. Vor der Stadt erschien wieder Weinbau. Schon oben bei dem Städtchen hatte ich die ersten Geschiebe des Gesteins von Quarz und Hornblende gefunden. Nußbäume zeigen sich wieder, schöne Wiesen und Baumstücke. Links ein artig Dorf an einer Höhe hinter einer flachen Wiese. Es öffnet sich eine schöne fruchtbare Fläche im Tal, die höheren Felsen scheinen nunmehr eine andere Steinart zu sein, um die sich der Kalkstein herumlegt. Viele weiße Rüben werden gebaut. Man kommt nach Welschingen, einem leidlichen Ort. Man steigt wieder stark bis gegen Weiterdingen. Es finden sich hier viel Geschiebe von farbigem Quarz mit weißen Adern, roter Jaspis, Hornblende in Quarz.
Man übersieht nunmehr von Engen das schöne Tal rückwärts. In den fruchtbaren Feldern liegen weitläufige Dörfer, und jener steile Berg zeigt sich nun in seiner Würde an der linken Seite.
Vorwärts liegt Hohentwiel, hinten die Graubündtner Berge in Dünsten am Horizonte kaum bemerklich.
Man kommt durch Weiterdingen. Links ein sehr schönes Wiesental, über demselben Weinbau. Auf eben der Seite liegt Hohentwiel; man ist nunmehr mit dieser Festung in gleicher Linie und sieht die große Kette der Schweizer-Gebirge vor sich.
Hilzingen liegt in einem weiten Tale, zwischen fruchtbaren Hügeln, Feldbau, Wiesewachs und Weinberg umher.
Die Pässe wurden daselbst von einem östreichischen Wachtmeister unterzeichnet, und der Amtschreiber stellte einen Kautionsschein aus, daß die Pferde wieder kommen würden.
Man steigt lange und sieht immer das Tal von Hilzingen hinter und neben sich, so wie Hohentwiel.
Sie nennen hier zu Lande einen Hemmschuh nicht ungeschickt einen Schleiftrog.
Eberingen. Nun geht es weiter über verschiedene fruchtbare Hügel; die höhern Berge sind mit Wald und Büschen besetzt. Viel Weinbau am Fuße eines Kalkfelsens, meist blaue Trauben, sehr vollhängend.
Thaingen der erste schweizerische Ort, guter Wein. Müller, Gastwirt zum Adler.
Herblingen, starker Weinbau. Fruchtfeld. Wald links. Kalkstein, mit einem muscheligen Bruche, fast feuersteinartig.
Vor Schaffhausen ist alles umzäunt, die Besitzungen sind immer abgeteilt und gesichert, alles scheint Gartenrecht zu haben und hat es auch. Die Stadt selbst liegt in der Tiefe, ein schmaler angenehmer Wiesengrund zieht sich hinab, man fährt rechts und hat auf derselben Hand Gartenhäuser und Weinberge neben sich. Links ist der Abhang mehr oder weniger steil. Bei einem großen Hause, das unten steht, geht man durch eine Brücke zum Dach hinein. Höchst anmutige Abwechselung von großen und kleinen Gärten und Höfen. Man sieht das Schloß vor sich. Die Gartenhäuser vermehren sich und werden ansehnlicher. Nach der Stadt zu steigen die Weinberge weit hinauf, links wird der Abhang nach dem kleinen Tale zu sanfter.