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[Weimar, 20. April 1803.]
Es ist mir recht leid, daß das Wetter so übel ist und Du im Schloß sitzen mußt. Und mir ist es auch wegen der Blüthen sehr bange; es ist hier sehr kalt. Am Sonntag waren wir recht vergnügt; ich hatte Ehlers und Oels und die Silie mit eingeladen, und es wurde viel gesungen, und die ganze Gesellschaft war zufrieden. Heute Abend freu ich mich auf die ›Lilla‹, denn die Abende ohne Dich sind unausstehlich; ich gehe aus oder ins Bette.
Du hast nichts geschrieben, ob Du Sonnabend noch zurückkömmst. Da mein Bruder nüber kommt, so kann ich es wohl durch den erfahren. Leb wohl und behalte mich lieb.
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Nachdem wir sehr böse Wege überstanden haben, sind wir glücklich in Lauchstädt angelangt. Die Pferde haben mich oft gedauert; allein da der Kutscher auf jede Weise sorgfältig fuhr, so ist alles gut abgelaufen, und daß sie sich wohlbefinden, zeigt der gute Appetit. Es war ein Glück, daß wir trocknes Wetter hatten. Geist und Bloß sind wohl den halben Weg gegangen, und ich habe mich auch oft auf die Beine gemacht.
Hier in Lauchstädt ist es ganz angenehm, die Linden theilweise grün, andere im Ausschlagen. Die Kastanienbäume fangen an zu blühen, und die sämmtlichen Obstpyramiden, um den Teich, stehen in voller Blüthe.
Der neue Gärtner hat sich sehr thätig bewiesen, und das Ganze wird ordentlicher und reinlicher aussehen als vorm Jahre. Besonders hat man den guten Einfall gehabt, das ganze Heckenwesen, unten im sogenannten Bosquet, wegzuschlagen, wodurch man eine freie Aussicht, über so viele schöne Lindengänge, bis hinaus auf die Wiese hat.
Zwischen dem Theater und der Landstraße haben sie eine Lindenanlage gemacht, die nicht ganz zu tadeln ist. Das alte Schauspielhaus ist abgebrochen, und es sieht aus, als wenn der Platz nunmehr planirt, und der alte Leimenhügel, der schon ziemlich geschmolzen ist, völlig abgetragen werden sollte. Genug, es sieht aus, als ob die Herren Sachsen sich, nach unserm Beispiel, auch einmal rühren wollten.
Das Haus hat sich den Winter durch recht gut gehalten, und wenn es nun noch abgeputzt wird, so, denke ich, soll sichs von außen auch gut ausnehmen.
Ferner wirst Du die Hallen neu angestrichen finden, und was dergleichen mehr ist, woraus Du siehst, daß man die Gäste gut zu empfangen denkt. Ich werde morgen, als den 5., nach Halle und Giebichenstein gehen. Wie es nachher weiter mit mir wird, weiß ich selbst noch nicht. Grüße Gusteln aufs beste und lebe recht wohl und vergnügt.
Lauchstädt, am [4. und] 5. Mai 1803.
G.
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Am 10. Mai verläßt Goethe Lauchstädt, um über Merseburg und Naumburg nach Weimar zurückzukehren; schon am 15. begibt er sich für einige Tage nach Jena.
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Weimar, etwa 18. Mai 1803.
Von Geist habe ich erfahren, daß Du ausgeritten bist; ich freu mich recht sehr, da ich höre, daß es Dir bekömmt. Ich bin diese Zeit im alten Garten sehr beschäftigt gewesen. Und im Hause wirst Du auch alles ordentlich finden. Wir freun uns recht, Dich bald wiederzusehn. Leb wohl und behalte uns lieb.
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Weimar, etwa 27. Mai 1803
Es ist uns beiden nicht recht, daß wir Dich dieses Fest noch nicht wiedersehen. Besonders ist bei mir großer Geldmangel. Heute frühe, wie wir es hörten durch Deinen Brief, habe ich und Gustel die Tage gezählt, bis Du wiederkömmst. Wegen der Pferde habe ich es geahndet und bin deßhalb sehr in Sorge. Es war letzt zu viel in Einem Tage 2 Male die Tour. Ich habe mir wie immer das Schlimmste vorgestellt. Ich hoffe aber von meinem Bruder, wenn der heute kömmt, zu hören, daß es nicht so schlimm ist. Ich freu mich sehr, Dich zu sehen. Im Hause sollst Du alles ordentlich finden. Und wir wollen recht vergnügt sein. Zelter reist gewiß itzo schon von Dresden ab, kann also in etlichen Tagen hier sein. Leb wohl und gedenke mein.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich freue mich recht, daß Ihnen das Reiten so wohl bekömmt, und wünschte, daß ich mit reiten könnte. Es betrübt mich sehr, daß Sie erst den Mittwoch kommen, denn ich sehne mich sehr nach Ihnen; auch dachte ich, Sie würden zur ›Saalnixe‹ wiederkommen, welche Sie in Jena freilich näher haben. Ich habe mich diese Zeit recht wohl befunden und bin, wenn es gut Wetter war und wenn ich Zeit hatt, öfters spazieren gegangen. Sein Sie so gütig und sagen Sie dem Herrn Bergrath Lenz, daß er Ihnen mein neues Mineral mitgeben soll. Eine Betrübniß muß ich Ihnen auch sagen, daß unsere Schlange bei der Häutung gestorben ist. Leben Sie recht wohl.
Weimar, den [27.?] Mai 1803.
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[Lauchstädt.] 13. Juni 1803,] Montag, Abends um 7 Uhr.
In Buttstädt kamen wir an, aßen etwas Kaltes und waren sehr vergnügt. Nach Tische kam Herr Schwarz und holte uns zu einem Punsch in sein Haus, wo wir recht vergnügt waren. Um 12 Uhr gingen wir unter Begleitung des Herrn Schwarz nach Hause, und es begegnete uns ein Abenteuer, wo sich unser Karl recht herzhaft bezeigt hat. Es kam nämlich der närrsche Creutzburg hinter uns drein mit einem großen Dolche unterm Rocke. Und als wir ins Haus waren, so kam er auch und wollte zu Lauterbach, und als der kam, wollte er ihn erstechen und brachte den Dolch unter dem Rocke vor und wurde ganz wüthend. Karl aber verhinderte es; ich lief in mein Zimmer und schloß mich ein. Nun wollte er zu mir, und ich stand Todesangst aus. Am Ende brachte ihn Karl in Güte noch fort. Ich konnte aber vor Angst die ganze Nacht nicht schlafen, und halb 3 Uhr stand ich auf, weckete alles, um 5 Uhr fuhren wir fort, bekamen schönes Wetter, und es fiel nichts vor, und wir waren recht vergnügt. Als wir nach Schafstädt kamen, stieg ein sehr schöner Luftballon so hoch und weit, als ich noch keinen gesehen habe. Und um 4 Uhr waren wir in Lauchstädt. Der Weg war nicht zum besten, und wir sind sehr langsam gefahren, um den Pferden nichts zu Leide zu thun. Sie befinden sich auch recht wohl, und es schmeckt ihnen gar herrlich. Man vermuthete mich nicht, und die Silie war nicht zu Hause. Und als sie kam, freute sie sich sehr. Ich packte aus, zog mein Reitkleidchen an, und als ich angezogen war, so erschienen die jungen Herrn vom Theater und bewillkommten mich alle. Und Unzelmann ist ganz glücklich, und er soll sich recht gut betragen. Es ist ihm auch schon 2 Mal bravo gerufen worden, in der ›Braut von Messina‹ und in ›Alte und Neue Zeit‹Alte... Zeit aus einem Lustspiel. Und als wir amNach gestrichenem aßen Tische saßen und speisten, so ließen mirwir huben die Herrn ein Ständchen bringen. Wir gingen in die Allee, und ich sprach den Herrn von Heinitz, der außerordentlich artig war. Wir freuten uns, einander wiederzusehen, und versprachen uns hier sehr viel Vergnügen. Um 10 legten wir uns zu Bette, und um 11 Uhr bekamen wir wieder ein Ständchen, das gar nicht enden wollte; es wurden 9 Tänze gespielt, die ganz neu waren. Und so müde als man war, mußte man doch aufstehen und ein bißchen huppenhuben. Und um 1 Uhr bekamen wir eins mit lauter Clarinetten und Flöten, »Es waren so selige Tage« und so weiter.
Viel Badegäste sind noch gar nicht hier, aber es ist alles bestellt und fast kein Quartier mehr zu haben. Alles aber erwartet Sie und Schiller. Ich habe auch gesagt, daß Sie beide so bald, als es Ihre Geschäfte zuließen, kommen würden. Ich bin sehr heiter und vergnügt; es ist mir, als hätte ich wieder ganz neues Leben bekommen. Und dieß danke ich alles Dir, Lieber, und werde ewig dankbar sein.
Mittewoch [Dienstag], den 14.
Heute frühe gingen wir in die Allee, und es wurde eine Wasserfahrt gemacht, und wir waren alle recht vergnügt. Der Herr von FircksFercks ließ uns Musik dazu kommen. Nach Tische gab ich in der Allee eine Chocolade, und wir gingen nach Schottendorfschaden Dorf. Wie ich zurückekomme, sehe ich die Jagemann und dachte gleich, daß ich Dir, Lieber, diesen Brief schicken wollte. Du mußt aber ja herkommen, weil alles auf Dich hofft, und wenn auch itzo nicht, aber wenn Du kannst. Bis Sonntag wird wohl der erste Ball erst sein. Leb recht wohl und grüße August recht herzlich und sage ihm: er soll sich nicht betrüben, es gäbe noch gar keine Kirschen, und die ›Saalnixe‹ würde unter 3 Wochen auch nicht gegeben.
Leb wohl und behalte mich nur recht lieb. Das bittet Dich Dein treuer Schatz
Ch. V.
[Lauchstädt, 15/20. Juni 1803.]
Mittewoch, den 15.Über gestrichenem Dienstag, den 14., Abends kam die Mamsell Jagemann zu uns. Nach Tische gingen wir in die Allee und wurden zu dem Italiener, der auf dem Kohlhof wohnt, eingeladen. Und als wir hinkamen, fanden wir viele Gesellschaft, sehr guten rothen Champagner und waren recht vergnügt; wovon ich Dir mündlich allerhand erzählen will.
Donnerstag, den 16.Über gestrichenem Mittewoch, den 15., haben wir in der Eisbude gefrühstückt; gingen spazieren, wurden aber von einem Regen erwischt, welches uns großen Spaß machte. Nach Tische kam ein großes Gewitter, welches sehr viele Fremde zurückhielt. Wir, ich und die Silie, fuhren in die Komödie hinein, es war ›Nathan der Weise‹. Die Einnahme betrug nur 50 Thaler. Aber das Stück wurde sehr gut gegeben, außer der Maaß, die spielte mit einer abscheulichen Kälte. Bei dem Zuhausefahren wurden unsere Pferde von den Hallensern sehr gelobt und bewundert, welches mich recht freute. Es sind aber auch prächtige Thiere. Nach der Komödie wurde ich und die Silie [und] Madame Beck zu einem Punsch vom Doctor SchwabeSwawe eingeladen, und es war recht artig.
[17. Juni.]
Früh, wie mir aufstanden, haben mir dieses Gedicht gemacht.Dieser Satz ist nachträglich eingeschoben
Freitag, den 17.Unter gestrichenem Mittewoch Donnerstag, machten wir Mamsell Jagemann die Gegenvisite und waren recht ausgelassen.
Die Wöchner aber sind recht unglücklich über das Wetter. 12 Bade-Gäste sind itzo hier.
Heute sind wir in Merseburg gewesen und haben einen besondern Postmeister kennen lernen, der uns großen Spaß gemacht hat.
Abends hatten wir wegen Feier dieses Gedichtes Punschgesellschaft und bekamen ein schönes Ständchen. An wen dieß Gedichte ist, müssen Sie rathen.
Sonnabend, den 18., frühe schick[t]en wir zu dem ›Opferfest‹ noch allerhandaller haten. Nach Tische hatten wir mit dem Anzug zu thun. Ich ließ der Jagemann den Wagen anbieten, und die Silie und diese fuhren beide zusammen. Die Oper ging recht gut, die Silie wurde applaudirt, und [die] Jagemann und ihre Gespielen mußten das Quartett »Kind, höre meine Lehren« da capo singen, und die Jagemann hat großen Beifall eingeerntet. Auch Ehlers wurde applaudirt. In andern Stücken haben sie ihr Applaudissement noch nicht so hören lassen. Und es war ziemlich voll; die Einnahme betrug 106100 und 06 Thaler.
Sonntag, den 19. Heute wollen wir sehen, wie es gehen wird, ob auch ein Bällchen zum Vorschein kommt. Heute beim Erwachen habe ich mich recht zu Dir und dem lieben August gewünscht; nun kommt doch auch die Sehnsucht wieder. Ich habe aber große Hoffnung, daß Du und das Kind herkommen soll. Wenn die ›Natürliche Tochter‹ gegeben wird, so soll Becker einen expressen Boten an den Professor Gentz schicken; der will herkommen. Da sollst Du auch Nachricht davon haben und könntest mit herkommen; und wenn Du nicht hier bleiben wolltest, so ließst Du mir den Gustel da, damit ich doch etwas hätte. Denn itzo reut es mich sehr, daß ich ihn nicht mitgenommen habe. Die Meerweiblichkeit ist itzojo da, [da] habe ich noch nicht baden können. Sobald es aber vorbei ist, so will ich anfangen. Hier wird es wohl schön werden, wenn ich wieder fort muß, denn Bade-Gäste wollen sich noch gar nicht sehen lassen. Den Herrn Canzler habe ich gesprochen und diesen Brief an den Hofkammerrath von ihm erhalten; es liegt gewiß auch einer an Dich darin. Diesen Brief erhältst Du durch Treutern; aber der Bote gehet auch den Dienstag, und da schreibe mir ja auch ein paar Worte. Leb wohl und gedenke mein. Ich denke recht oft an Dich.
Heute war bei uns zu Tische Herr Grüner, Ehlers, die Madame Beck. Nach dem gingen wir in die Komödie; es wurde das ›Schreibe-Pult‹ gegeben. Mir war es beinahe nicht zum aushalten. Die Einnahme war 95 Thaler. Nach der Komödie wurden wir zu einem kleinen Bällchen eingeladen. Wir gingen hin, und es war recht artig. Besonders waren die Herrn Offiziere sehr artig, besonders ein Graf von OertzenErzen Meine Pferdchen machen nur so viel Aufsehens; ich muß Dir noch herzlich danken, daß Du sie mir mitgegeben hast.
Montag, 20., waren wir wieder in Merseburg und haben in der Kirche und auf dem Schlosse sehr schöne Sachen von Lukas Cranach [gesehen], welche Du, wenn Du herkömmst, sehen mußt.
Ehlers läßt Dich bitten: ob es der Herr Hofrath Schiller wegen der Frei-Exemplare auch bei Herrn Cotta besorget hätte.
Leb recht wohl und gedenke mein. Viele tausend Grüße an meinen lieben August.
[Beilage]
An diesem erfreulichen Tage
begrüßen recht freundlich wir dich!
Wirf von dir die größte Plage,
sei in Procentchen recht glücklich;
nimm hin dieß kleine Gedichte –
es ist zwar eine curiose Geschichte,
daß wir es wagen zu meditiren,
denn du verstehst leider mehr als multipliciren.Käme es nur von da drüben herüber,
es Hilfe dir am Ende wohl gar vors Fieber;
jetzt aber mußt du dich begnügen,
sollt es auch nach Stümpern riechen.Wir setzten die Worte gern recht scharmant,
wenn uns nur kämen die Musen zur Hand;
käm eine nur her, sich zu baden,
so war uns gleich gerathen.Genug, es muß dein Herz schon rühren,
wenn wir nur die Feder führen,
das sind wir überzeugt,
drum wirds uns auch so leicht.
So wünschen wir dir Glücks die Menge
in die Ferne, in die Breite und in die Länge;
wir wünschen dir zu sein recht froh
unter Palästen und Hütten von Stroh.
Nun aber müssen wir schließen,
um deine Augen zu schonen,
denn Thränen sehen wir fließen,
und dieß schon kann uns lohnen.
Mit dem schlechten Wetter müßt ihr freilich Geduld haben und sehen, wie ihr euch in Sälen und sonst unterhaltet; dagegen kann es bald recht schön werden, und ich sehe gern, wenn Du so lange dort bleibst, als Dirs gefällt. Im Hause vermissen wir Dich sehr, und Ernestine wird für Sorgen schon ganz mager, auch muß ich manchmal ein neu Gemüs oder sonst was zukaufen, weil das Ausgesetzte nicht reichen will. Das ist aber eigentlich ein Spaß, und August ist sehr thätig bei dieser Gelegenheit. Er wird Dir selbst schreiben. Wir kommen fast nicht voneinander, und er ist gar unterhaltend und artig. Nach Lauchstädt möchte er gar zu gern. Vor allem will ich Schillers Reise abwarten und dann auch an die meinige denken. Jetzt arbeite ich an dem kleinen Stücke und will sehen, wie weit ich komme. Fahre nur fort, mir täglich zu schreiben, wenn es auch nur wenig ist. Mir macht es viel Vergnügen, zu vernehmen, wie Du Deine Zeit hinbringst. Lebe wohl und gedenke mein. Ich liebe Dich herzlich.
Weimar, den 21. Juni 1803.
G.
Ehlers soll wegen seiner Exemplare unbesorgt sein. Grüße alles.
[Lauchstädt, 20./26. Juni 1803.]
Alleweile komm ich aus ›Marie Stuart‹, welches ganz vortrefflich vorgestellt wurde. Die Jagemann hat so noch nicht gespielt, auch Cordemann und alle. Die Herrn Offiziere haben fast alle geweint. Herr Grimmer hat als französischer Gesandter sich sehr gut producirt und hat eine recht angenehme Sprache. Seine Figur ist noch besser als Haide; er wird aber auch schon recht beneidet. Die Einnahme war 192 ThalerDieser Satz ist am oberen Rand der Seite nachgetragen und die Zahl 192 aus 122 geändert.
Wenn nur mehr Bade-Gäste hier wären, daß es auch mehr zu tanzen gäbe. Heute sind wieder 4 Wagen voll gekommen, aber Alte. In Deinem Logis wohnt ein Sächsischer Offizier, der uns auch sehr die Cur machen will. Wir haben manchen Spaß mit ihm, so auch mit Graf Oertzen.
Dienstag, den 21., waren wir in Halle. Wir brachten Schwaben dahin, und Ehlers nahmen wir mit, weil Becker immer nicht von der Miller wegkam. Wir aßen im ›Goldnen Löwen‹ und gingen nach Tische zu Niemeyers, wo wir sehr gut aufgenommen wurden. Ehlers und die Silie sangen, und wir kamen spät zurück.
Den Mittewoch, den 22., wie ich frühe aufwachte, war ich sehr krank und wußte nicht, wovon. Ich hielt mich im Bette und curirte mich nach meiner Art mit Portwein. Und heute, den 23., frühe habe ich mir von dem Italiener einen Sardellensalat holen lassen, und bin wieder ganz wohl. Um 3 Uhr kamen Niemeyers zu mir; ich setzete ihnen eine Bouteille Wein vor, und alsdann gingen wir zusammen in die Loge I. Es war ›Die Fremde aus Andros‹; es wurde sehr gut gegeben, besonders gefiel Niemeyern Oels und die Silie, und Becker und Ehlers konnte man gar nicht erkennenzu Erkenn. Es gefiel auch, aber nicht allgemein; und das war Schuld, glaube ich, daß es Niemeyer nicht verschwiegen hatte, daß es von ihm sei, denn es war hier und in Halle schon allgemein bekannt. Und wie wir hinkamen, so hatte ich es gar noch nicht erwähnt, so fing er gleich davon an; und bei der Aufführung war fast nur sein PädagogiumPrädgoim da. Er meinte aber, es müsse noch einmal gegeben werden. Die Einnahme war 61 Thaler. Wir speisten im Salon und waren sehr vergnügt. Alsdann ging ichZuerst gingen wir zu Hause, und auf dem Wege kamen Cotta und Hain zu mir und sag[ten] mir, daß sie schon 2 Mal zu Hause bei mir gewesen wären, es war Gesellschaft bei Sangusto, die Silie wär auch da. Ich ging hin und hörte wieder allerlei Meinung, welche ich Dir in Schlampamps-Stündchen alles mittheilen will.
Freitag, den 24.
Heut frühe um 5 Uhr höre ich Folgen zwei unleserliche Wörter Deß Seiht wahrt und bekomme Deinen Brief, wo ich mich freue, aber auch betrübe, wenn nicht alles so geht, als ich wünschte. Wenn Du auch, Lieber, Ernestine etwas geben mußt, ich will schon alles wieder in das Gleise bringen, wenn ich wiederkomme. Sei nur ja nicht verdrüßlich darüber.
Heute frühe fuhren wir spazieren; da freuen mich nur immer die Pferdchen, und allemal danke ich in Gedanken Dir, daß Du sie mir hier gelassen hast. Ich bin wieder recht wohl und sehr vergnügt. Heute war es in der Allee sehr zahlreich. Es sind wieder Bade-Gäste gekommen, und es wird schon wieder besser werden. Sehr viel Offiziere sind da. Heute haben sie uns wieder einen von Berlin vorgestellt, von den Gensd'armes. Ein Herr von Nostitz, der mit seinem Vater da ist, so was Großes habe ich noch nicht gesehen. Und da er sahe, daß er bewundert wurde, brachte ihn seine Eitelkeit dahin, daß er Schärpe, Kartusche und alles umhing, um sich zu zeigen. Und mit solchen Späßen vertreiben wir uns die Zeit. Abends war eine große Gesellschaft in der Eisbude, wo wir recht vergnügt waren.
Sonnabend, den 24. [25.]
Itzo kommen auch Kirschen die Menge. Auch habe ich hier allerlei bei dem Italiener entdeckt: Lachs, Hamburger Rindfleisch, Zungen. Wenn Du herkommst, so können wir uns allerlei mitnehmen. Morgen ist der große Ball in Halle, wo der August dabei war.
Heute nach Tische ging ich in die Allee und fand auch 2 Hallenser, die vorm Jahr da waren, und die Bekanntschaften wurden erneuert. Und es wurden viele Bälle versprochen. Es war der Herr von Spiegel und der Herr von Eichenberg. Und von morgen verspricht man sich viel. Auch habe ich Madame Grey [?] gesprochen und ihre Tochter, welche sehr artig war. Die heutige Vorstellung war die ›Offene Fehde‹ und ›Scherz und Ernst‹; beide Vorstellungen gefielen sehr, besonders die Jagemann in letzterm. Die Einnahme war 126 [Thaler]. Nach der Komödie gingen wir in Salon, auch wurde zum ersten Mal getanzetDie Worte auch bis getanzet nachträglich zwischengeschrieben; und speisten da und waren besonders lustig, und da man weiter nichts zu thun hat, so kann man sich Mühe geben, gut zu sprechen und vorher allerlei zu überlegen. Weil man schon allenfalls weiß, mit wem man in Gesellschaft kommt, so geht es mir itzo recht gut vom Munde, und ich muß oft der Silie mit durchhelfen. Besonders die Herren Offiziere machen uns viel zu schaffen; sie sind aber sehr artig, und wir haben manchen Spaß.
Wenn nur nicht alles so theuer wäre! und ich hätte 14 Tage später kommen sollen, denn nunmehro geht der rechte Spuk erst an. Morgen frühe gebe ich meinen guten Freundinnen eine Chocolade in der Allee. Da werden freilich auch einige Äuglichen sich mit einschleichen. Es ist ein prächtiges Leben; wenn Du nur auch hier wärst und Dich noch so mitfreuen könntest! ich bin sehr glücklich, und so glücklich machst Du, Lieber, mich! Ich kann Dir nicht genug dafür danken. Heute sind wieder 5 Familien Badegäste angekommen, worunter auch 2 hübsche Juden-Mädchen sind. Ich freue mich nur, daß ich Hoffnung habe durch Deinen letzten Brief, Dich auch hier zu sehn, und wenn es nur 8 Tage wären. Lustig bin [ich], wie Du nicht glauben kannst, und solche Einfälle, als ich hier habe, kommt mir kein einziger in Weimar in die Gedanken.
Sonntag, den 26. Heute frühe wurden wir und eine ganze Gesellschaft von den Herren Bode und Hain zu einem Frühstück bei Sangusto eingeladen, wo wir bei einigen Sardellen-Salaten recht vergnügt waren und bis 1 Uhr da zubrachten, alsdann aßen und nach Tische spazieren fuhren. Alsdann ging es in die Allee, wo es recht voll war; besonders viele Offiziere von Querfurt waren da, worunter auch der junge Böhme [?] aus Weimar war, mit dem ich auch getanzt habe. Es wurde gespielt ›Der Herbsttag‹. Die Einnahme war 117 Thaler. Wir speisten im Salon, alsdann war ein sehr artiger Ball, wo ich einen rechten artigen Menschen aus BreslauBrauslau habe kennen lernen, so ein Äuglichen von der ganz jungen Art. Aber er spricht sehr gut und unterhält mich immer, wenn die Silie zu thun hat, sehr gut. Nach Giebichenstein kann ich gar nicht kommen, weil die Silie und Ehlers immer zu thun haben. Aber auf den Freitag ist es fest beschlossen. Gesprochen habe ich sie hier schon vor der Komödie in ›Maria Stuart‹.
Leb wohl, und sei ja nicht böse, wenn es auch zu Hause nicht so geht als sonst. Wenn wir wieder zusammen sind, wollen wir auch wieder recht vergnügt sein. Sollte Ernestine kein Geld mehr haben, so gib ihr etwas, ich will es alsdann ins Buch schreiben, wenn ich zurückkomme. Leb wohl! Gedenke mein, Lieber und Liebstes auf der Welt.
[Beilage: Christiane an August, Lauchstädt, 26. Juni 1803]
Lieber August, itzo gibt es Kirschen und alles hier, nur theuer ist es. Es wird aber alles noch besser, ehr Du kömmst. Die Herren Hallenser freun sich sehr auf Dich. Du mußt aber ja Dein Stammbuch nicht vergessen, denn darauf wartet man sehr. Auch sehr schöne grüne Mützen sind hier zu haben von allerlei Façon. Wir wollen recht vergnügt sein, wenn wir uns wiedersehen. Leb wohl und stehe Deinem Vater immer bei und führe Dich überhaupt gut auf. Leb wohl, lieber Junge.
Du bist recht lieb und gut, daß Du so viel schreibst fahre nur fort, denn es macht mir viel Vergnügen, auch im Einzelnen zu wissen, wie Dirs geht. Bleibe nur in Lauchstädt, so lange Du Lust hast; auf alle Fälle sehe ich gern, wenn Du Dich den ganzen Monat Juli dort aufhältst, denn ich habe eine wichtige Arbeit vorgenommen, wobei mir die Einsamkeit wohlthut, ob ich mich gleich oft genug nach Dir sehne. Bin ich damit zu Stande, so komme ich, Dich abzuholen, das mir auch gut sein wird.
Im Hause läßt sichs auch besser an, und da der Herzog wieder hier ist, werde ich öfter nach Hofe geladen; manchmal bin ich in Tiefurt, und da ich öfters reite, so vermisse ich die Pferde auch nicht. Sei also nur froh und außer Sorgen.
August hält sich sehr brav und bleibt gern bei mir, auch gehen wir oft zusammen spazieren.
Der guten Mutter ist eine große Freude begegnet, wie Du aus beiliegendem Blatt sehn kannst. Zeige das Blatt niemand, ob Du gleich das Allgemeine der Geschichte erzählen kannst.
August grüßt. Er hat das Heumachen besorgt, gehauen ist es und wird, bei dem schönen Wetter, auch wohl glücklich hereinkommen. Lebe tausendmal wohl.
Weimar, den 28. Juni 1803.
G.
Ich mache den Brief wieder auf, um noch einiges hinzuzufügen.
Bis den 14. Juli, wo das Gut übergeben wird und Reimann zahlt, muß ich auf alle Fälle hier bleiben, weil bei so einer Gelegenheit doch mancherlei vorfällt.
Schreibe nur wie bisher hübsch ausführlich und umständlich, wie es Dir geht.
Ich werde wohl auch auf einige Tage hinüber nach Jena gehen.
Wenn Du Geld brauchst, kannst Du Dir das Nöthige vom Cassier geben lassen.
Auf den Sonnabend geht Professor Gentz nach Lauchstädt, durch welchen Du ein paar Worte erhalten sollst.
Grüße alles und besonders auch, was von Halle und Giebichenstein kommt.
Da sich eine Gelegenheit findet, Dir zu schreiben, so sage ich Dir nur, daß ich heute nach Jena gehe, wohin ich freilich hätte schon früher gehen sollen. Es wird Zeit, daß die Taschenbücher in Ordnung kommen. Ich werde das Kind mitnehmen und nicht lange drüben bleiben.
Heute, Sonntag, wird es wohl sehr brillant bei euch sein. Herr Hofrath von Schiller ist nun auch dort, und ich wünsche Dir viel Vergnügen.
Was Du mir mit dem Boten schreibst, gib den Wöchnern, daß es an Herrn Hofkammer-Rath eingepackt wird; dieser schickt es mir gleich nach Jena.
Zwölf Bouteillen Wein hast Du erhalten, ich will sehen, ob ich Dir bei dieser Gelegenheit noch 6 andre mit fortschaffen kann.
Lebe wohl, gedenke mein! Ich liebe Dich herzlich und verlange sehr, Dich wieder zu besitzen. Weimar, den 3. Juli 1803.
Goethe.
[Lauchstädt, 27. Juni bis 4. Juli 1803.]
Montag, den 27. Es wurde die ›Turandot‹ gegeben. Die Einnahme war 82 Thaler. Nach der Komödie gingen wir nach Hause zu Tische, und alsdann noch in die Allee. Wir müssen auf unsrer Hut sein, man will uns unsre Äuglichen und Curmacher wegkapern, den Oertzen und Stüscken [?]; wir wollen nur erst sehen, daß wir etwas Anders kriegen und etwas Besseres, alsdann kann sie die Jagemann bekommen. Es ist recht lustig, wie man da keine Barmherzigkeit mit einander hat; das macht mir viel Spaß, und ich habe Dir allerhand lustige Streiche zu erzählen.
Dienstag, 28., gingen wir frühe in die Allee, Ehlers und der Herr von Fircks gingen mit aus. Von [da] gingen wir in das große Haus vom Kirchhof gegenüber, wo eine neue Wirthschaft angelegt ist, und wo man sehr gut essen soll, und wo wir nächstens auch essen wollen. Man kann sich da seine Gesellschaft aussuchen und kann da recht gut essen. Das wär da so was vor Dich und Schiller. Nach Tische fuhren wir nach DelitzDebeles, um den König und die Königin zu sehen. Sie spannten da aus, und ich [habe] beide recht nahe gesehen. Der König grüßte mich und die Silie sehr freundlich. Die Jagemann ging zur Königin an Wagen, aber die Königin war nicht sehr gnädig. Graf Oertzen reicht' ihr Erfrischungen; die nahm sie an. Der Herr von Nostitz und die andern Offiziere traten an den Wagen, und da wurde sie etwas freundlicher.
Itzo sind wir zurückgekommen. Und in dem neuen Hôtel sind recht schöne Logis, wo die Zimmer in Garten gehen. Es ist aber nichts schöner, als Abends unter dem Zelte, etwa eine Gesellschaft von 16 Personen, da ist es gerade recht.
Alleweile, Abends um 10 Uhr, kommen wir von Sangusto, wovon ich Dir mündlich erzählen will. Heb nur das auf; wenn ich zu Dir komme und es wieder durchlese, so erinnre ich mich nachhero wieder an alles.
Mittewoch, den 29., frühe gingen wir in die Allee, und zu unsrer Lust sehen wir, daß wir wohl einen von unsern Begleitern loswerden werden; das macht uns aber Spaß, denn nun kommt wieder etwas Andres. Und die Jagemann muß doch auch etwas haben. Es war Probe von ›Iphigenie‹Efigenige. Da habe ich sehr viel mit Haide gesprochen, an das Du mich auch erinnern mußt. Nach Tische ging ich die Allee, und mein schwarzköpfichtes Breslauerchen war da. Wir gingen in die Loge. Und die Offiziere hatten mit der Jagemann bei Demski gespeist und waren alle molum; der Herr von Deinel [?] wollte in unsre Loge. Der Cassir aber sagte, die Loge wär mein, wen ich [nicht] mitnähme, der könnte nicht hinein; und so wurden wir ihn los. Es wurde ›Die Schachmaschine› gegeben, und die Einnahme war 66 Thaler.
Nach der Komödie speisten wir unter dem Zelte in Demskis Garten; die Madame Beck und die Götzen war mit, auch Bode und Hain, und es war eine bürgerliche Gesellschaft. Es waren auch ein paar artige Studenten dabei, und es war recht hübsch; auch haben wir etwas getanzet.
Donnerstag, den 30. Juli [Juni], frühe hatte ich mit meinem Putz zu thun und alles wieder in Ordnung zu bringen. Alsdann gingen wir in die Allee, und es wurde eine Fahrt nach Naumburg für morgen besprochen; mit mir fährt Silie und Ehlers und seine Frau und Becker und die Miller und die Teller, die Jagemann, ihre Schwester und Graf Oertzen.
Alleweile bekam ich Deinen Brief und bin vor Freuden außer mir, und der guten Mutter ihr Brief hat mir auch große Freude gemacht. Wie ich Dir für alles Gute danken will, weiß ich gar nicht. Du machst mich sehr glücklich. Mit meinem Gelde will ich wohl noch reichen. Aber nur wegen der Pferde ist nur 3 Wochen gesorget, aber es macht etwa gegen Weimar die Woche nur 2 Thaler Unterschied, und das verdienen sie hundertfach. Und Du, mein Lieber, gibst es gerne. Denn freilich nun wird es erst recht schön und lustig.
Freitag, den 1. Juli, fuhren wir um 2 Uhr Morgens nach Naumburg. Die Fahrt war so, wie ich Dir sie beschrieben habe; nur zu Pferde war Hain und Bode mit uns. Um 7 Uhr kamen wir dann an und um 8 Uhr gingen wir zur Matiegzek, die ganz außer sich vor Freuden war. Alsdann frühestückten wir zusammen auf dem Keller, wo viele Juden kamen; es wurde sich aber sehr tugendhaft betragen und nichts gekauft. Alsdann gingen [wir] wieder zur Matiegzek und holten die ab und speisten auf einem sehr brillanten Kaffee-Hause, wo es mir sehr viel Vergnügen machte, denn es wurden hier ganz ›Die Theatralischen Abenteuer‹ aufgeführt. Der Director machte der Matiegzek die Cur und so weiter; welches für uns auch eine gute Unterhaltung gibt.
Alsdann gingen wir in [den] Bürger-Garten, wo ich auch ein recht spaßhaftes Abenteuer hatte, indem ich von einem sehr artigen jungen Berliner ein rechtes spaßhaftes Abenteuer hatte, der mich vor eine Weimarische Schauspielerin hielte; wovon ich allerlei erzählen will. Aber Ehlers hatte mir den Spaß ohne seinen Willen verdorben, und es wurde sehr gelacht. Alsdann gingen wir in [die] Komödie, wo ›Die Hussiten‹ aufgeführt wurden. Ein schlechtes Stück unter aller Kritik aufführen zu sehen, das ist schrecklich. Nach der Komödie um 11 Uhr fuhren wir zurück, und um 4 waren wir zu Hause.
Sonnabend, den 2. Juli, schliefen wir bis 1 Uhr Mittags, schliefen wir bis 1 Uhr! Ist das erlaubt? wirst Du sagen. Aber auch 2 Nächte nicht geschlafen!
Es kamen Fremde von Leipzig, die Silie kannte; ich mußte mich putzen und mit in die Allee gehen. Alsdann ging ich allein [in] die Komödie; es wurde ›Wallensteins Lager‹ gegeben und ›Der Stammbaum‹, die Einnahme war 148 Thaler. In die Loge zu mir kam Herr von Nostiz, der große Offizier, und ladete mich zu dem Ball ein. Ich tanz[t]e die erste Ecossaise mit ihm vor. Aber, mein Gott, wie schön tanzte der! ich habe selbst noch nicht so schön getanzet. Alles sahe uns zu, und es wurde auch mit ihr [?] getanzet. Dieses schreibe ich noch, als ich um 1 Uhr vom Balle komme. Das war ein Tänzer! so habe ich noch mit keinem getanzet. Ich habe aber auch 6 Tänze mit ihm getanzt.
Vor der Komödie kam Schiller und der Professor Gentz. Ich habe von beiden den Wein erhalten und danke Dir herzlich dafür. Das ist wieder ein Beweis Deiner großen Liebe, wie sehr Du an mich denkest. Wenn ich Dir nur auch so viel Gutes erzeigen könnte! Aber lieben thue ich Dich immer mehr und unaussprechlich. Daß Schiller hier ist, gibet gleich ein anderes Leben. Nur wünschet man auch Dich; wenn Dir es möglich ist, komm ja. Und von Dir soll es ganz allein abhängen, wenn ich kommen soll. Sehr schöne ist es hier; es sind noch mehr Bade-Gäste hier, und man ist noch artiger als voriges Jahr gegen mich. Das macht aber auch der Bediente, Kutscher und die schönen Pferde.
Sonntag, den 3. Juli, habe (ich) in der Allee ein Déjeunertheschene gegeben, den Leipzigern und denen, die hier artig gegen mich sind. Es waren 18 Personen. Der Karl und der Kutscher mußten aufwarten. Es war sehr artig und anständig. Auch habe ich Schiller gesprochen. Ich sollte mit im Salon speisen, aber es war zu brillant, und ich war nicht darauf eingerichtet. Die Jagemann kam aber in ihrem ganzen Schmuck; so geputzt habe ich sie in Weimar nicht gesehen. Ich zog mich ganz simpel an, aber schön; that nichts von Ketten und gar nichts um, ging die Allee und wurde gleich auf den Abend zu dem Ball eingeladen und wurde auch zugleich auf 10 Tänze engagirt. ›Die Braut von Messina‹ war, und die Einnahme war 248 Thaler. Es war aber nicht im Theater auszuhalten vor Gluth; ich ging heraus und kam kaum bis am Salon, als ein großes Gewitter kam. Ich habe mit Schiller an Einem Tische gesessen, und wir waren sehr vergnügt. Nach Tische wurde getanzet, und ich habe dem Herrn von Nostitz seinen Vater kennen lernen, er ist Oberforstmeister hier; auch die Gräfin Schulenburg und Comtesse. Und es hat mich etwas von dem Herrn von Nostitz sehr gefreut, das ich Dir mündlich erzähle. Das ist einmal eine Ausnahme von einem gewöhnlichen Offizier. Gestern habe ich nur einmal mit ihm getanzet, aber fast wieder alles sah es. Auch war mein Schwarzköpfchen und Herr von Spiegel [da] und viele Bekannte. Denn ich habe mehr Bekanntschaft als voriges Jahr. Kurz, es gefällt mir höllisch, und Du hast mich sehr glücklich gemacht. Und wenn Du noch hierher kommst, so bin ich ganz glücklich. Auch nach dem August sehne ich mich recht. Manchmal denke ich mir aber doch, daß [ich] Dir vielleicht nöthig bin. Bei Zahlung des Geldes da wirst viel zu thun haben, und ich wäre Dir doch wohl nützlich. Schreibe mir darüber; ich möchte Dir gerne auch beistehen.
Schiller logirt auf dem Kohl-Hofe. Nach dem Balle brachten sie ihm ein Vivat mit Trompeten und Pauken.
Schreibe mir nur aufrichtig, wie es in der Haushaltung geht, und sei nicht verdrüßlich, und denke nur, wie glücklich und vergnügt Du mich machst. Leb wohl und denke mein. Deine Gesundheit wird oft im Salon getrunken. Morgen will ich nach Giebichenstein fahren und übermorgen baden. Adieu, mein Liebstes.
Geist soll Karlen noch ein Schreibebuch machen und mitschicken.
Gegenwärtiges schreibe ich Dir aus Jena und hoffe, es soll noch durch Dürrschmidt zu Dir gelangen. Hierher mußte ich gehen wegen des Drucks der Taschenbücher, wobei, wenn sie artig werden sollen, gar manches beobachtet werden muß. Besonders machen die Noten von Ehlers manches zu schaffen; ich denke indessen, daß auch diese Hefte artig werden sollen. Grüß ihn von mir.
August setzt sich nun in die Lenzischen Stunden und beschäftigt sich sonst den Tag über, auf diese und jene Weise, daß er mir nicht zur Last fällt.
Mit meinem Vornehmen und Unternehmen komme ich auch etwas weiter, und die übrigen Dinge gehen so ganz leidlich.
Höchst erfreulich war mirs, daß Herr Hofrath von Schiller sich entschloß, nach Lauchstädt zu gehen, und ich verlange sehr, zu hören, wie es Sonnabend, Sonntag und Montag ergangen ist.
Ob ich komme, weiß ich nicht. Laß Dich aber dadurch nicht irre machen und bleibe, so lange es Dir gefällt. Gefällt es Dir nicht mehr, so laß einspannen und fahre nach Hause.
Grüße die Wöchner! auch wer sonst, auf eine heitere Weise, ins Ganze des Geschäftes eingreift. Ich wollte, sie hätten alle Lust an dem, was sie thun, weil sonst ohnehin dabei weiter nichts herauskommt.
Fahre nur ja fort, Dein Tagebuch zu führen, damit ich mir vorstellen kann, wie Dirs geht. Jena, am 5. Juli 1803.
G.
Gestern habe ich Deinen Brief erhalten, der mir viel Vergnügen macht. Fahre ja so fort, mir täglich zu schreiben, was Dir begegnet, wir lesen alsdann zusammen das Tagebuch, und manches fällt Dir dabei wieder ein. Ich will versuchen, diesen Brief auf die Post zu schicken, und bin neugierig, wann er in Deine Hände kommt.
Mit den Äugelchen geht es, merke ich, ein wenig stark, nimm Dich nur in Acht, daß keine Augen daraus werden. Nach Deiner Beschreibung muß es jetzt sehr artig in Lauchstädt sein; und da Du leicht in die Nachbarschaft fahren kannst, so gibt es doch auch Abwechslung genug. Genieße das alles mit frohem Herzen. Mit der Geldzahlung habe ich gar keine Plage, es geschieht nur in meiner Gegenwart, Berechnung und alles machen übrigens Stichling und Kirchner.
Seit einigen Tagen bin ich in Jena, wo auch die Sachen ganz gut gehen. Geheimer Rath Hufeland von Berlin ist hier, da sind Abends große Thees und dergleichen.
Meine Arbeiten rücken vor, und ich denke Sonnabend wieder hinüber zu gehen, und mit dem nächsten Boten hörst Du mehr von mir.
Wie sehr von Herzen ich Dich liebe, fühle ich erst recht, da ich mich an Deiner Freude und Zufriedenheit erfreuen kann.
Durch Ludecus und Demoiselle Probst hast Du wieder einigen Wein erhalten. Bei nächster Gelegenheit will ich sehen, Dir noch etwas hinzuschaffen.
Grüße Herrn Hofrath Schiller! Ich wünsche, daß er sich wie Du in Lauchstädt gefalle und lange dort bleibe.
Auch die Silie grüße schönstens. Lebe wohl und liebe mich und gedenke mein, wie ich mit Sehnsucht an Dich denke. August ist mit hier und beträgt sich sehr artig. Jena, Donnerstag, den 7. Juli 1803. Bemerke ja, wenn Du diesen Brief erhältst. Möge er Dich zur guten Stunde treffen.
[Lauchstädt, 4./10. Juli 1803.]
Montag [4. Juli] Abends.
›Die natürliche Tochter‹ hat sehr gefallen und allgemein, aber man wünschte sie nur noch einmal zu sehen. Sie haben auch alle recht gut gespielt, besonders Graff und die Miller haben besser als in Weimar gespielt. Und man wünschte nur, daß Du hier sein möchtest. Niemeyers waren bei mir in der Loge. Und ichNach gestrichenem nach Tische ging mit der Silie in Salon. Niemeyers waren von dem Prinz Eugen eingeladen in Salon und die Jagemann und Schiller und mehre. Es gefiel uns nicht recht bei Tische, und wir wollten nach Hause. Da kam Hain, Bode und der Herr von Wangenhein und ein Geheimer [Rath] Schmalz aus Königsberg. Und wir mußten mit zu Sangusto gehen, wo wir noch Sardellen-Salat und Wein verzehrten; und es wurden sehr viel Anekdoten von dem König und der Königin erzählet, und wir waren recht vergnügt. Auch wurde das von der guten Mutter mit dem Halsband erzählt; es steht gewiß in der Zeitung. Als wir aber so da saßen, kam Niemeyer und seine Frau, die Jagemann, eine Menge Offiziere, der Prinz, Schiller und eine ganze Gesellschaft. Niemeyers kamen und sagten mir, daß die Mara in Halle singen wird, und ich sollte doch nüberkommen; und alsdann so gingen sie weg, und ich habe es versprochen. Die große Gesellschaft wurde sehr lustig, es wurde das Reiterlied und »Ein freies Leben« gesungen und dabei sehr viel Champagner getrunken. Ich sprach lange mit dem Herrn Hofrath Schiller; und als die Herren Offiziere zu lustig wurden, so gingen wir mit unserer Gesellschaft weg und fuhren noch bei Mondenschein auf dem Kahn. Das hat mir sehr gefallen. Sehr oft dachte ich aber: wenn nur der gute Schatz auch dabei wär! Der Geheime Rath war auch ein rechter lustiger Mann. Die Einnahme in der ›Natürlichen Tochter‹ war 209Geändert aus 299.
Dienstag, den 5. Wein habe ich erhalten 6 von dem Herrn Professor Gentz, 6 von Herrn Hofrath Schiller, 6 vom Stallmeister Müller und 3 (von) Mademoiselle Probst, wofür ich Dir den besten Dank sage. Man gibt mir Schuld, ich brauche eine Weincur; es ist aber auch zu viel. Von dem bessern sollst Du, wenn Du kömmst, noch finden. Heut frühe blieb ich zu Hause, um allerlei in Ordnung zu bringen. Nach Tische kam ein sehr großes Gewitter. Die Wetter sind sehr stark hier. Unter der ›Braut von Messina‹ kame so ein heftiges Gewitter, daß allen angst und bange wurde. Ich hatte mich aber bei Zeiten heraus und (in den) Salon geflüchtet. Dienstag Abends speisten wir bei Demski unter dem Zelte, wo es recht angenehm und unterhaltend war. Der Herr von Nostitz hat uns sehr gut unterhalten, denn der gehört nicht zu den lärmenden und platten Offizieren. Leb wohl und behalte mich lieb. Denn hier unter allen denen ist kein Mann wie Du; wenn man sie näher kennt, kann man sie alle nicht achten. Lustig aber bin ich sehr und habe Dir sehr viel zu erzählen.
Mittewoch, den 6. HeuteÜber gestrichenem Gestern frühe war ich bei Mamsell Probst. Nach Tische fuhren wir spazieren und wollten uns Tauben [?] holen, bekamen aber keine. Erdbeer-Kalte-Schaale mache ich mir sehr oft. Wenn man gar nichts hat, ist das das Allerbeste. Nach Tische gingen wir in die Allee und wurden vom Graf Oertzen und von Herrn von Nostitz und von dem Lieutenant Stümler auf morgen frühe zu einem Frühstück und zu einem kleinen Manöverman meber, das sie machen wollen, eingeladen. Es soll bei BündorfBienendorf sein; da wollen wir hinfahren. Ich freu mich, es zu sehn. Wer 3 Hiebe bekömmt, ist gefangen und muß bei der Zurückkunft 3 Bouteillen Champagner geben. Und wer in das Kornfeld reitet, der ist ersoffen. Also wollen wir sehen, wie es abläuft. Es ist schade, daß morgen die Jagemann weggehet; sie sagte aber, sie käme wieder. Heute wollte man vor gewiß sagen, Du kämest nicht; das hat mich den ganzen Tag verstimmt. Schiller scheint sich aber hier gut zu amüsiren. Heute frühe fuhren sie auf dem Kahn, und Bode wurde auf dem Entenhäuschen ausgesetzt, und alsdann schickte man die Wache, ihn abzuholen, und es ging nicht. Da fuhr Schiller allein hin und holte ihn. Alsdann fuhren wir auch. Abends gingen wir in das Theater, ich nahm Mamsell Probst mit. Die Einnahme war 73. Es wurde ›Die Verwandtschaften‹ von Kotzebue gegeben. Und dießmal gingen wir zeitig zum ersten Mal zu Bette. Trotz den vielen Vergnügen aber fällt mir sehr oft ein, daß ich nun schon lange hier bin, und daß es Dir doch auch viel kostet. Darum bitte ich Dich, wenn Du wieder von Jena zurück bist, so schreibe mir, ob Du noch Lust hast, zu kommen. Denn ich weiß wohl, daß es Dir keinen Spaß macht hier. Sobald Du mir dieß ordentlich schreibst, so komm ich auch gleich. Denn mit dem Kutscher und allem ist es doch ein bißchen zu stark, daß ich die Ausgabe allein mache. Ich weiß wohl, daß Du sehr gut bist und mir alles gerne gönnest; aber mir ist es selbst nicht recht und habe Vergnügen genug gehabt. Sei also ja so gut und schreibe mir. Denn wenn Du nicht kömmst, so denke ich etwa so gegen den 20. abzureisen, und da wird es wohl recht sein. Schreibe mir ja darüber Deine Meinung.
Donnerstag, den 7. Juli. Alleweile kommen wir von dem Feldzuge, und ich habe mich sehr amüsirt, es war prächtig, es hat mir außerordentlich gefallen; so etwas habe ich noch nicht gesehen. Eine Partie hatte grüne Büsche und eine weiße Binde, das waren die Schweden; eine Partie Wagen und Reiter waren auf der, die andern auf der andern Seite. Ich war bei den grünen Büschen, Schiller war neutralNeuderall. Gefangen ist keiner worden, und unsere Partie ist verrathen worden, und es hat keiner gesiegt. Mir war nur bange vor unsern Pferden wegen des Schießen, denn es wurde höllisch geschossen. Es wurde unter einer Brücke mit Flinten geschossen, um und neben uns; erst machten die Pferde ein bißchen Spectakel, aber sie gaben sich bald nachher. Wie es vorbei war, so ritten die andern alle in Ordnung herein und Schiller mit; wir fuhren nach, und übern Marcht und nach dem Kohl-Hof. Auf einmal kamen die Reiter zurück, und gleich dicht neben unserm Wagen stürzte der Herr von Deinel [?]Diennnel, daß ich sehr erschrocken bin. Es hat ihm aber nichts gethan, es ist gut abgegangen; nur Nostitz ist etwas an der Hand blessirt. Und um 11 Uhr kamen wir zurück und frühstückten bei Sangusto. Wir wurden auch zu Mittag in Salon eingeladen, aber wir gingen nicht hin, weil es doch nun ein bißchen zu lustig werden wird. Aber Schiller ist bei allem. Den übrigen Tag blieben wir zu Hause; auf den Abend ging ich in das Theater, mit Mamsell Probst, und habe mich sehr ernsthaft mit Herrn von Nostitz unterhalten. Welches ich Dir mündlich erzählen will. Die Herrn hier sind gegen mich und die Silie außerordentlich höflich und artig. Man muß sich aber nur von Anfang in eine Art von Respect setzen, und das haben wir gethan. Die Mamsell Probst hat sich recht über uns gewundert, aber auch gefreut. Es ist uns noch nichts Unangenehmes begegnet; aber andern ist schon mancherlei geschehn. Es wurden ›Die Brüder‹ und ›Der Hausverkauf‹, beides sehr gut, gegeben. Die Einnahme war 78 Thaler. Nach der Komödie speisten wir im Salon und waren sehr vergnügt. Morgen ist der erste Thé dansant; wir sind alleweile von dem Herrn von Lietwitz [?]lietwiez eingeladen, gehen aber nicht hin. Wir wollen nach Giebichenstein.
Freitag, den 8. Heut frühe war ich in der Allee und habe etwas zu dem Mitbringen vor die Mägde eingekauft, und unser Schwarzköpfchen Folgt ein unleserliches Wort (etwa: weinsalte, reinholte, einholte) . Wir gingen zusammen spazieren, es ist ein sehr artiger junger Mann. Nach Tische fuhren wir, ich, die Silie und Ehlers, nach Giebichenstein und wurden sehr freundlich aufgenommen. Und ich muß sagen, es hat mir sehr gefallen. Seine Frau hat mir, wie sie ist, sehr gefallen. Im Garten ist es sehr hübsch; ganz oben, wo man auf einer Seite Halle sieht und auf der andern Seite die Felsen und die Saale, da ist es ganz himmlisch. Da, an der Mauer, ist eine Bank gemacht und heißt Goethens Bank. Und nun etwas von den Mädchens. Die ältste ist sehr betrübt, ihr Bräutigam ist in Italien gestorben. Die Lottchen wird den 14. Juli mit ihrem Bräutigam verheirathet. Julichen ihren Bräutigam habe ich auch kennen lernen. Die hübsche Dicke weiß ich nicht, wie sie heißt, aber sie läßt Dich recht schön grüßen und verspricht, wenn Du hinkämst, keinen Thee mehr zu trinken.
Ich mache noch allen Hoffnung, daß Du kämst, aber aus Deinem gestrigen Briefe sehe ich wohl, daß Du nicht kommen wirst. Und quälen will ich Dich auch nicht. Und wenn es nur nicht gleich so viel kostete, so hätten wir sollen, wenn Du gekommen wärst, über Dessau und Wörlitz nach Hause gehen.
Und weißmachen thue ich noch allen, daß Du kämst, denn es thäteStähde dem Ganzen Schaden. Hätte ich Deinen itzigen Brief ehr erhalten, so wär ich itzo abgereist. Aber Du schriebest mir, ich sollte diesen ganzen Monat hier bleiben, und da habe ich die Pferde wieder bis zu dem 26. Juli veraccordirt. Siehest Du aber lieber, ich kam, so will [ich] auch sehen, wie sich es machen läßt. Schön ist es freilich erst seit 8 Tagen. Aber ein paar Carolin werde ich mir wohl geben lassen müssen von dem Cassir, sonst komme ich mit meinem Gelde nicht aus. Denn den Karl und den Kutscher habe ich freilich auch, und alles ist theuer. Aber wie ich alles eingerichtet habe, wirst Du gewiß mit mir zufrieden sein. Ich habe hier für das sehr viel gemacht und habe mir auch allerlei gekauft.
Sonnabend, den 9. Heute frühe sind sehr viel Weimaraner gekommen, Hennig, Linker, Grein [?] und Schmidt, Seyffarth, Treuter und Gille. In 8 Tagen bringt Gille Marianne als Frau hierher. Die Madame Giese [?] aus Leipzig ist auch heute auf 14 Tage angekommen. Die 14 Tage wird es noch schön werden. Aber den 26. komm ich gewiß.
Heute frühe wurde der Putz vor morgen zugerichtet; denn itzo muß man gut erscheinen. Es sind sehr viel Comtessen hier, die recht herausgeputzt sind.
Nach Tische gingen wir in die Allee und trafen da alle Weimaraner an; wir gingen zu Sangusto und blieben da bis zur Komödie. Es war ›Das Mädchen von Marienburg‹, welches mir noch nicht so gefallen hat. Die Maaß hat dießmal sehr schön gespielt. Die Einnahme war 84 Thaler. Nach der Komödie speisten wir im Salon, und es war sehr voll; nach Tische war Ball. Auf dem Ball kam der Herr von Nostitz zu mir und der Silie und ladete uns Montag nach der Komödie zu einem Soupé ein; er sagte, Herr Hofrath von Schiller wär auch dabei. Und morgen Mittag sind wir von den Weimaranern zu Tische geladen, und auf den Dienstag will ich bei mir die Herren, die uns hier allerlei Vergnügen gemacht, zu Mittag einladen. Der Silie ihre Mutter macht mir alles sehr billig, und wir haben uns schon allerhand dazu eingekauft. Enten, die füttern wir schon lange selbst.
10. [Juli], Sonntag. Heute wird es sehr voll; und frühe wollen wir den Herrn Hofrath besuchen, um zu hören, ob es wahr ist, daß er fort will. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es hier jemand nicht gefallen kann. Wenn ich reich wär, so ging' ich alle Jahr hierher; mir ist es, als finge ich erst an zu leben. Und im Stillen danke ich Dir, Lieber, immer dafür und bitte Gott, daß er Dir für diese Güte wieder allerlei Gutes erzeigen möchte; denn ich weiß sehr gut, daß es kein anderer Mann thät. Du sollst mich aber auch noch in der Ewigkeit dankbar finden.
Mittag waren wir im Salon sehr lustig. Wir speisten im Salon und mit dem Herrn Hofrath Schiller an einem kleinen runden Tische, wo es mir sehr gefallen hat. Aber Herr Hofrath will fort, weil er hört, daß Du nicht kömmst. Deinen Brief habe ich unter [der] Komödie erhalten[.] Sonntag um 7 Uhr. Dieser Brief hat mich sehr glücklich gemacht! Wie Du gibt es keinen Mann in der ganzen Welt. Und wegen der Augen kannst Du ganz außer Sorge sein; aber Äuglichen gibt es, daß man sich nicht zu retten weiß. Heute Abend ist Ball, und ich bin schon 10 Tänze engagirt. Leb wohl, ich muß schließen. Behalte mich nur so lieb wie ich, Dein Dich ewig liebender Schatz.
[Lauchstädt,] Montag, 11. Juli [1803], frühe um 7 Uhr.
Was mir Dein lieber Brief gestern vor Freuden gemacht hat, kann ich Dir gar nicht beschreiben. Und Genast hat ihn schon zu Mittag gehabt. Der Cassir sagt' mir, Genast hätte einen Brief, der wäre mir commandirt, und alles nichts [?], ich ging gleich auf das Theater und ließ mir ihn geben, ging gleich zu Hause und schrieb noch ein paar Worte dazu. Du wirst ihn durch Schmidt erhalten. Es wurde ›Der argwöhnische Liebhaber‹ gegeben. Die Einnahme war 202 Thaler. Becker und Haide wurden herausgerufen. Nach der Komödie speisten wir im Salon, wo ich mit einer Fräulein von Biedersee Bekanntschaft macht und mit mehren Damen, die ich noch werde alle kennen lernen. Überhaupt, man ist hier sehr artig gegen mich; ich kann sagen, man ist artiger gegen mich als gegen andere Leute. – Mich hat es sehr gefreut, daß so viel Weimarer hier sind, die dieses alles mit ansehen. Der Ball war so schön, als ich hier noch einen erlebt habe; es waren gewiß 100 Frauenzimmer und meistens lauter Fräulein und Comtessen, und ich habe alles getanzet, was getanzet worden. Ich weiß auch gar nicht, wie es dieß Jahr ist, das Tanzen wird mir so leicht, ich fliege nur so, und vergnügt bin ich immer sehr. Schöne Mädchen sind dieß Jahr hier; die Fräulein von Biedersee ist ein liebenswürdiges Kind.
Madame Grey [?] hat auch sehr nach Dir gefragt; auch alle Studenten fragen nach Dir. Ich sage allen, Du kämst noch. Der Kanzler ist auch sehr betrübt, daß Du nicht kömmst; er hat es gewiß von dem Herrn Hofrath erfahren. Ich sagt ihm aber, daß ich noch etwas Hoffnung hätte, Dich hier zu sehen.
Heute ist ›Die Jungfrau von Orleans‹, und es wird unmenschlich voll werden. Nach der Komödie haben uns die Herren Offiziere und der Herr Hofrath Schiller zu einem Soupé und Ball bei Chryselius eingeladen. Morgen sollst Du auch erfahren, wie es da war. Das Baden habe ich mehre Tage ausgesetzt, denn bei dem vielen Tanzen will es doch nicht recht gehn; aber Mittewoch, so soll es wieder angehn. Ich komm mir schon viel schmäler vor; ob es wahr ist oder Einbildung, weiß [ich] nicht. Aber schön ist es hier, immer kommen noch Bade-Gäste an, und wird noch immer mehr bestellt. Wenn Du nur nicht verdrüßlich wirst, wenn ich noch 14 Tage hier bleibe. Wenn ich freilich gewußt hätte, daß ich so lange hier bliebe, so hätte ich die Pferde wieder zurückgeschickt; aber so sieht es freilich stattlicher aus. Heute will ich wieder ein bißchen ausfahren. Zu erzählen habe ich Dir gewiß auf ein ganzes Jahr. Mein Breslauer Äuglichen hat sich so stattlich herausgeputzt, daß es sehr gut aussieht, und tanzen thut es auch sehr gut. Genug, die Weimaraner waren erstaunt.
Aber es muß immer aus Einer Zerstreuung in die andere gehn; sonst, wenn ich zu Hause bin, habe ich manchmal den Gedanken, Du willst morgen anspannen lassen und fort reisen, denn nach Dir sehne ich mich sehr, auch nach dem Kinde, und an die Garten- und Haushaltung darf ich gar nicht denken, so werde ich doch ängstlich. Schreibe es mir ja, wie es geht, und sage doch der Ernestine, sie soll ein Loos das Jahrmarkt von Töpferwaare nehmen. Nun gingen wir in die Allee, von da in die Probe von der ›Jungfrau‹, wo es sehr lustig war. Wie aber der Zug soll zusammenkommen, weiß ich noch nicht; die Wöchner sind noch ganz untröstlich. Ich sollte auch der Silie ihren Bräutigam machen, aber ich habe mich schön bedankt; denn wenn so was herauskäme, ich ließ' mich nicht wieder sehn. Ich werde mich heute recht schön in [die] Loge setzen, denn Niemeyers habenÜber gestrichenem werden es mir sagen lassen, daß sie kommen werden. Unter [der] Probe haben wir bei Sangusto gefrühstücket, und es war sehr artig. Es ist nur so hübsch, daß, wenn man so eine Weile mit denen Menschen bekannt ist, daß man so allerlei an ihnen kennen lernt. Ich habe dießmal sehr viel wieder erfahren, und es ist das Beste: man denket, ich weiß alles schon. Es wird Dir gewiß Freude machen, wenn ich wiederkomme und Dir alles erzähle. Ich freue mich auch recht herzlich auf den Tag, wo wir uns wiedersehen. Auf heute Abend bin ich sehr neugierig. Und morgen ist schon auch der ganze Tag versagt. Morgen frühe sind wir vom Schiller [?] und Herrn von Fircks und mehren Damen zu Frühstück eingeladen; morgen Mittag ist Gesellschaft bei mir, morgen Abend sind wir zu Thé dansant eingeladen, und zum Abendessen bei Demski, wo unter einem großen Zelte gespeiset wird. Nun, Lieber, lebe wohl. Und heut und morgen will ich und die Silie Deine Gesundheit im Stillen trinken; sowieNach gestrichenem letz[tere] sich letztere auch in Deine Genade empfehlen läßt. August grüße herzlich, und er soll mir schreiben, was ich ihm mitbringen soll. Leb wohl.
Lauchstädt, 12. und 13. Juli 1803.
Dienstag, den 12., frühe um ½3 Uhr. Alleweile komme ich von dem Soupé und Balle, wo es sehr artig war, und wovon ich Dir allerlei zu erzählen habe. Von dem Herrn Hofrath hat es mich sehr gefreut, daß er sich bei Tische zu uns setzete, denn es waren sehr viel lustige Offiziere da, die sich aber alle sehr gut benommen haben. Es wurde auch sehr viel getanzet. In der ›Jungfrau‹ war es sehr voll. Die Einnahme war 358 Thaler. Die Miller wurde rausgerufen, und alles war zufrieden. Auch hat die Miller eine sehr schöne goldene Kette auf das Theater geschickt gekriegt.
Heute frühe gingen wir in die Allee, denn ich mußte mir Schuhe kaufen, weil sie alle durchgetanzt sind. Alsdann hatten wir zu Tische Bode, Hain, das Schwarzköpfchen und den Cassir, denn mit diesem Schembjuden (?) vgl. S. 125. 188 dürfen wir es doch auch nicht ganz verderben. Nach Tische gingen wir in die Allee, wo uns Herr von Nostitz und mehrere erwarteten und uns zum Thé dansant führten, wo es sehr schön war, und wo ich alles getanzet habe, was getanzt worden war, und wo ich auf der Stelle die neuen Schuhe durchgetanzt habe. Itzo habe ich 3 Tage hintereinander getanzet, und nun bin ich erst recht dabei. Gestern, habe ich nachher erfahren, hatte sich ein Graf vorgenommen, mich mit einer Quadrille recht müde zu machen, denn es wurde sehr rasch getanzet. Aber ich ward nicht einmal müde; und man spricht hier sehr viel von mir wegen des Tanzen, und ich glaube, die Comtessen haben mitunter doch eine kleine Boßheit auf mich, lassen sich aber nichts merken.
Nach dem Ball mußtemuß ich mich aber ganz umziehn, denn ich war wie aus dem Bade gezogen. Karl brachte mir aber gleichGichl mein Schälechen, und ich zog mich warm an und ging zu Demski, wo folgende Gesellschaft war: Madame Beck, Maaß mit ihrer Tochter, ich, die Silie undNach gestrichenem mit Ihrer Götz, von Herrn: Bode, Hain, das Schwarzköpfchen und noch 2 artige Studenten, der Cassir, der Doctor Stoll. Und der Herr Hofrath Schiller hatte auch kommen wollen, war aber auf dem Sopha eingeschlafen und kam nicht. Auch war ein PolackeNach gestrichenem Bolle da, der eine sehr schöne Stimme hat; der spielte auf der Guitarre und sang, und wir waren alle sehr vergnügt.
Mittewoch, den 13. Heute frühe muß [ich] alles wieder, was zuNach zu ist das Eigenschaftswort (etwa schlecht) von C. ausgelassen worden] am Zeug war, in Ordnung bringen, denn ein Staat ist hier, und da muß man doch auch nur sehen, daß man ein bißchen reinlich aussieht. Es ist gut, daß Du nicht hier bist, denn es sind 3 Putzhändlerinnen hier; und wenn Du hier wärst, so würde gewiß allerlei gekauft. Ach Gott, es sind gar zu schöne Sachen, ich sehe gar nicht hin. Doch trotz alle dem Putz tanze ich mehr als die überputzten Damen und bin sehr lustig. Wenn Du nicht kömmst, welches ich wohl glaube, so bleibt es dabei, daß ich Dienstag, den 26. Juli, nach dem Thé dansant abreise und Mittewoch, den 27., zu Mittag in Weimar bei Dir wieder bin, worauf ich mich sehr freue. Diesen Brief muß ich nun schließen, weil morgen der Herr Hofrath Schiller ihn mitnehmen will. Heute ist ›Der Hausfriede‹. Heute Morgen bin ich ausgefahren. Das vergess ich Dir immer zu schreiben; aber Du glaubst gar nicht, was so eine EquipageEeckiebbassehe und Bedienter vor einen Respect verschafft. Es macht mir mannichmal rechten Spaß. Wenn ich aber zu Hause komm, wirst Du mich sehr schmal finden, denn alles ist mir zu weit; es ist von dem vielen Tanzen und Baden. Ich befinde mich aber außerordentlich wohl dabei. Aber zu Dir sehne ich mich recht herzlich, und meine Erzählung wird Dir gewiß Freude machen. Ja viele Grüße an meinen lieben August! und wenn Rudolf Platz hat, so will ich ihm Kirschen mitschicken. Mit diesem Wagen könnte, wenn jemand dabei wäre, August mitkommen, aber allein ja nicht, denn da könnte er ein Unglück nehmen. Denn ich möchte doch jemand wiedersehen. Wenn Du es aber wärst, so wäre ich ganz glücklich. Leb wohl und behalt mich nur lieb und schreibe mir, ob Du 2 Briefe durch Schmidt, einen durch den Herrn von Hennig bekommen hast. Schreibe mir ja durch diesen Kutscher ein paar Worte. Leb wohl und gedenke mein.
C. V.
[Weimar,] Dienstag, den 12. Juli 1803.
Erst heut erwarteten wir Deinen Brief, der uns desto größere Freude machte, als er schon gestern Abend unvermuthet ankam. Daß Dir alles glücklich von Statten geht, freut mich sehr, Du verdienst es aber auch, da Du Dich so klug und zierlich zu betragen weißt. Mache Dir wegen der Ausgaben kein Gewissen, ich gebe alles gern, und Du wirst zeitig genug in die Sorglichkeiten der Haushaltung zurückkehren. Sonnabend, den 16., werden die Kaufgelder bezahlt, da es denn hinterdrein manches zu bedenken und zu besorgen gibt. Aus dieser und andren Ursachen komme ich nicht nach Lauchstädt, wo ich ohnehin, außer Dir, nichts zu suchen habe.
Dir aber wollte ich rathen, nach Dessau zu fahren und etwa Demoiselle Probst mitzunehmen, damit Du dort auf eine anständige Weise erschienst. Schlösse sich noch andre Gesellschaft an, so wäre es auch schicklich. Doch das wirst Du schon selbst am besten einrichten. Du brauchst vier bis fünf Tage zu dieser Tour, wenn Du alles sehen und mit einiger Ruhe genießen willst, und so ginge Dir der Monat vergnügt hin. Die Kosten mußt Du nicht scheuen! Mein einziger Wunsch ist, daß Du heiter und liebend zurückkommst. Auf Deine Erzählungen freu ich mich sehr. Wenn ich es kann möglich machen, so schicke ich Dir Gusteln, damitNach gestrichenem auf Du ihn nach Dessau mitnehmen kannst. Übrigens ist er gar artig und hat so auf die Lauchstädter Reise ziemlich Verzicht gethan.
Mittwoch, den 13.
Deinen Brief von gestern habe ich heut nach Tische erhalten und freue mich, Dir immer zu folgen, wohin Du gehst, und aus Deinen Nachrichten zu sehen, daß es Dir recht gut geht.
Seit meiner Rückkunft von Jena greift sich die Köchin besonders an und kocht sehr gut. Die Bohnenstangen sind auch angekommen, die noch fehlten, das war das Einzige, was im Garten abging; und ich wüßte überhaupt nichts, was Dir Sorge zu machen brauchte.
Donnerstag, spät.
Herr Hofrath ist angekommen und hat mir Deinen BriefAus deine Briefe gebracht. Ich freue mich Deiner Freude und schicke Dir Gegenwärtiges durch einen lieben Boten.
Er wird, hoffe ich, glücklich bei Dir eintreffen und Dir sagen, wie viel wir an Dich gedacht haben. Dem Kutscher habe ich einen Kronenthaler mitgegeben, daß er für August unterwegs bezahlen soll; höre, was übrig geblieben ist, und gib dem Menschen ein gutes Trinkgeld. Auch erhältst Du noch 6 Bouteillen Wein.
Jetzt, da Du Augusten hast, besinne Dich nicht lange und fahre auf Dessau und wieder auf Lauchstädt zurück, bleibe noch etliche Tage und komme Ende des Monats wieder; so hast Du einen hübschen Genuß gehabt, und ich werde mich an Deiner Erzählung nachfreuen.
Schicke mir mit nächster Gelegenheit Deine letzten, neuen, schon durchgetanzten Schuhe, von denen Du mir schreibst, daß ich nur wieder etwas von Dir habe und an mein Herz drucken kann. Lebe wohl. Grüße Silien und danke ihr für ihren artigen Brief.
Schreibe mir so bald als möglich wieder.
Weimar, den 14. Juli 1803.
G.
Deine Briefe habe, wie Du siehst, sämmtlich erhalten.
Da Du mehrere Personen in Lauchstädt findest, welche in Dessau gewesen, so erkundige Dich nur nach der Art und Weise, wie man dort verfährt. Die Trinkgelder in Wörlitz, wo man an so viel Gärtner und Castellane zahlen muß, betragen vielleicht einen Carolin. Ein Lohnbedienter macht das gewöhnlich. Du mußt ja alles sehen. Lebe recht wohl und liebe mich.
[Lauchstädt, 14./18. Juli 1803.]
Mittewoch wirst Du von dem Herrn Hofrath erfahren haben, wie die Komödie abgelaufen ist. Es war ›Der Hausfriede‹. Die Einnahme war 69 Thaler 12Soll vielleicht 11 heißen Groschen. Ich befand mich wegen der Meerweiblichkeit nicht ganz wohl und hatte mich sogleich nach der Komödie ins Bette gelegt. Da kam die Frau Director Niemeyerin vor das Bette zu mir und ladete mich auf den Freitag zu Mittag nach Halle ein; und es half nichts, ich mußte es versprechen.
Donnerstag, den 14., hielte ich mich den ganzen Tag zu Haus. Die Vorstellung von ›Alarcos‹ war. Die Einnahme war 92 [Thaler]. Haide hat sehr gut gespielt und wurde rausgerufen; überhaupt hielt Haide und Graff das ganze Stück zusammen. Die Maaß hat abscheulich gespielt. Und eine kleine Partie hatte sich vorgenommen, zu pfeifen, aber die größere siegte mit applaudiren und bravorufen, und es wurde »Pereat Coubu!« und »Vivat Schlegel!« gerufen. Überhaupt, das war dieß Jahr der erste Lärm im Theater; denn gesungen ist noch gar nicht worden. Und ich muß sagen: die Hallenser sind brave Leute und echte biedere Zungen. Freitag frühe, heute, um 7 Uhr fuhren wir nach Halle und um 9 Uhr waren wir da, ich, die Silie und Ehlers. Wir gingen zur Parade, wo Herr von Fircks war, und der führte uns nach dem Berg-Garten, wo wir Herrn von Wangenheim antrafen. Wir frühstückten hier, und um 12 Uhr gingen wir zu Niemeyers, wo wir folgende Gesellschaft antrafen: den Lafontaine und seine Frau, den Historiker Voß und Frau, einen Oberhofprediger aus Potsdam und Frau, den Oberhof-Prediger aus Halle und Frau, eine Nichte von Lafontaine; überhaupt waren es 22 Personen. Es waren auch noch einige junge Leute da, Verwandte von Niemeyer, worunter ein Dichter war, der mich gleich mit einem Exemplar von seinen Gedichten beschenkt hat.
Bei Tische war alles prächtig; ich saß bei Lafontaine und bei dem jungen Dichter und habe mich gut unterhalten. Von Lafontaine müssen wir aber mündlich viel sprechen. Nach Tische spielte Ehlers etwas, und alles war zufrieden. Auch waren wir im Garten. Und um 7 Uhr gingen wir in [den] Gasthof zurück. Aber als wir dahin kamen, kam ein schröckliches Gewitter, und der Kutscher hatte keinen Muth, zu fahren, denn es wurde mit einmal ganz dunkel, als wollte die Welt untergehn, und wir entschlossen uns, im Gasthof zu bleiben. Kaum hatte das der junge Dichter erfahren, so standen auch gleich einige Erfrischungen da, als: Erdbeere, Wein, Kirschen, Backwerk, Kuchen. Auch das Schwarzköpfchen kam. Wir speisten zusammen, und heut, Sonnabend 16., frühe fuhren wir weg und waren um 8 Uhr in Lauchstädt; und wie groß meine Freude war, als ich ankam und den lieben August antraf, kann ich Dir nicht beschreiben.
Ich ging gleich mit ihm in die Allee, kaufte ihm Schuh und grünes Mützchen, welches überhaupt getragen wird. Alles freute sich, ihn hier zu sehen; nur hat er sein Stammbuch vergessen und läßt seinen lieben Vater bitten, es ihm zu schicken. Es liegt im Bücher-Schranke, die Schlüsseln liegen in seinem Tischkasten. Denn nach Halle muß ich doch mit ihm, und auch nach Merseburg; aber nach Dessau wird es wohl nichts werden. Die Ursachen will ich Dir alle mündlich erklären, und Du wirst mir gewiß Recht geben. Die Sehnsucht nach Dir ist sehr groß; wär Gustel nicht hier, ich wär gestern schon abgereist. Aber da soll es dabei bleiben: Dienstag, den 26., nach dem Thé dansant fahren wir weg und sind Mittewoch bei Zeiten bei Dir. Worauf ich mich sehr freue, denn nun habe ich alles satt und genug.
Sonnabend Abend gingen wir nach der Komödie; es wurde ›Das Epigramm‹ von Kotzebue gegeben. Die Mamsell Maaß wurde krank und konnte die letzte Scene mit Haide nicht spielen. Aber Haide [hat] sich so gut und die andern mit extemporiren geholfen, daß man es gar nicht merkte. Weil es die letzte Scene, ward es gar nicht bemerkt. Und nach der Komödie war ich im Salon; so sagte mir Mamsell Jagemann, daß es nichts als Verstellung gewesen sei; sie hat sich früh über Haide geärgert, wo sie wegen des ›Alarcos‹ sprachen, welches ich gehört habe. Ich war dabei. Haide sagte ihr, sie solle doch in so einem Stücke nicht lachen, es störte im Spiel, und so weiter.
Es war auch Ball, und ich [habe] mich sehr amüsirt.
Sonntag, den 17., war ich mit August in der Allee, dann in der Probe, und alsdann frühstückten wir bei Sangusto mit dem Herrn von Spiegel. Wir wollten im Salon speisen, aber um 11 Uhr waren schon alle Plätze bestellet; und so voll ist es hier, vorNach gestrichenem Abends Abends haben itzo [viele] schon Plätze bestellet. Nach dem Soupé ist ein Feuerwerk. Abends um 1 Uhr. Alleweile komme ich vom Ball. Das Feuerwerk hat mich 16 Groschen gekostet, es war aber herzlich schlecht. Gespielt wurde ›Der Neffe als Onkel‹ und ›Wallensteins Lager.‹ Beides ging sehr gut. Die Silie hat seit gestern AbendNachträglich über der Zeile der Maaß ihre Rolle gelernt im ersten Stück. Die Einnahme war 250Die Zahl ist nicht in der offen gelassenen Lücke, sondern am Rande nachgetragen mit Wiederholung des ganzen Satzes [Thaler). Nach der Komödie gingen wir mit August in [den] Salon und speisten da, alsdann zu dem FeuerwerkDie letzte Silbe ist ausgestrichen, offenbar weil Christiane das Wort orthographischer schreiben wollte, was aber unterblieb; und nachher war Ball. Ich habe heute wieder sehr viel und alles getanzet; besonders mit 2 schönen Husarenoffizieren, die mich in Weimar gesehen haben wollenAus wollten. Auf der Redoute tanzten auch recht charmante. Aber es gefällt mir alles nicht mehr, ich möchte gern bei Dir sein, ich kann es fast vor Sehnsucht nicht aushalten.
Die Jagemann hat heute und gestern auch sehr viel getanzt. Ich habe Dir wohl nicht geschrieben, daß die Matiegzek mich hier besucht hat; aber Du wirst es wohl durch den Herrn Hofrath Schiller erfahren haben. Und heute habe ich erfahren, daß sie durchgegangen ist. Ihr Director suchte sie hier, sie ist aber nach Dresden. Mündlich hiervon sehr viel. Überhaupt, was ich die 5 Wochen Erfahrungen gemacht habe, die sind was werth. Wenn man nicht von Hause wegkommt, so ist man gar nichts werth. Ich kann Dir es niemals verdanken, daß Du dieß alles an mich wendest. Itzo schlaf wohl; es schlägt ½2 Uhr. Heute sind wir schon in Merseburg gewesen und haben dem Gustel alles zeigen lassen. Aber ich habe keinen einzigen Wunsch, als bei Dir zu sein. Und Mittewoch, den 27., Mittag sind wir zusammen. Leb wohl und behalte mich lieb.
[Lauchstädt, 18. und 19. Juli 1803.]
Es waren den Montag ›Die Jäger‹. Die Einnahme 82 Thaler. Man will sie aber auch hier nicht mehr sehn; ich selbst konnt es nicht aushalten und mußte zuweilen rausgehen. Es war der junge Niemeyer, der Dichter, hier, und wir haben uns gut unterhalten. Überhaupt, den Hallensern lass ich nichts thun; so artig, wie sie sich im Allgemeinen gegen mich betragen, ist sehr hübsch. Wenn ich in [den] Salon komme, und es ist kein Platz mehr da, so stehen gleich 5 bis 6 auf und bieten mir ihre Plätze an, die ich aber nicht annehme.
Dienstag, den 19. Heut wollte ich lieber, daß es der 26. wär, so ging' es doch heute fort! Wenn ich nur erst wieder bei Dir bin, da bin ich doch allein ganz glücklich. Heute bin ich zu Thé dansant geladen und habe mir deßhalb ein neues Kleid machen lassen, weil [ich] gar nichts mehr anzuziehn habe. Ernestine wird sich, wenn ich ihr nichts mitbrächte, nicht über mich freuen, denn sie bekömmt schön zu thun. Ein schönes, weißes Kleid habe ich mir machen lassen, und das muß ich noch mit Spitzen garniren.
Gestern Abend habe ich [mich] mit dem Doctor Stoll sehr unterhalten; er hat mir recht gefallen in seiner Unterhaltung. Von diesem Gespräche habe ich Dir auch viel mitzutheilen; Du mußt mich nur daran erinnern, sonst vergesse ich eins mit dem andern. Schreibe mir ja, wenn ich kommen soll. Etwa ehr als den 27.? Denn wenn ich es August nicht zu Liebe thäte, so bliebe ich nicht hier.
Und schreibe mir doch, ob ich was vom Sangusto mitbringen soll, Lachs oder sonst etwas. Wenn ich nur bei Dir wäre! ich kann es gar nicht erwarten und zähle alle Tage. Leb wohl und gedenke mein, wie ich Dein gedenke.
Alleweile gehe ich mit August zu dem Thé dansant. Ich bin von dem Herrn von Spiegel eingeladen worden.
August läßt Dich herzlich grüßen.
Ob ich Dir gleich alles Gute gönne und Dir mit August eine Reise nach Dessau wohl gewünscht hätte, so ist es mir doch auch sehr angenehm, daß Du früher zurückkommst, denn freilich fehlst Du mir an allen Enden.
Mit der Gutsübergabe ist es recht artig und glatt gegangen. Kirchner (der Kammerconsulent) hat als Notarius sein Hocuspocus recht ordentlich gemacht, am Schlusse ließ ich etwas Kaltes aufsetzen. Das Geld schaffe ich wieder fort, und durch eine Verbindung von Umständen komme ich mit den Intressen sehr leidlich weg. Wenn Du zurückkommst, wollen wir unsern Haushalt recht schön ordnen und von alten Sünden völlig reinigen.
Thue mir aber nun die Liebe und übertreib es diese letzte Zeit nicht mit tanzen und schließe Deinen Aufenthalt mit einem mäßigen Genuß. Grüße August. Ich erwarte Dich mit herzlicher Sehnsucht.
Weimar, den 20. Juli 1803.
G.
[Lauchstädt, 23. Juli 1803.]
Montag, den 18.Die Datumsbezeichnung nachträglich über der Zeile, Abends waren ›Die Jäger‹, und die Einnahme war 80 [Thaler]. Die Adlichen fangen an, allerhand dummes Zeug zu machen; man erzählt allerlei, was sie gegen die Bürgerlichen haben. Ich selbst weiß nichts, gegen mich sind sie alle artig. Es gibt auch grobe Bürgerliche, und denen geschieht es recht.
Dienstag, den 19.Die Datumsbezeichnung nachträglich über der Zeile, frühe haben wir eine Spazierfahrt nach SchottendorfSchaden Dorf gemacht, und nach Tische gingen wir zum Thé dansant, wo August auch den Herrn von Nostiz kennen hat lernen; und August ist wegen seines Tanzens recht gelobt worden. Abends gab der Cassir, August zu Ehren, einen Punsch, und wir waren sehr vergnügt.
Mittewoch, der 20., ging stille hin, denn ich habe doch alles sonst satt. Es war ›Der Wildfang‹; die Einnahme war 64Der ganze letzte Satz nachträglich am oberen Seitenrande [Thaler]. Donnerstag, den 21., war ich viel bei Mamsell Probst. August fing Insecten. Abends waren ›Die Räuber‹. Es waren wenig Studenten hier; sie stehen fast alle in Halle itzo unter der Zahlungs-Commission, darum sind dieses Jahr nicht so viel hier. Es wurde in altdeutscher Tracht gegeben, und das Lied wurde nicht gesungen. Aber als der Vorhang fiel von dem 4. Acte, wo es hätte sollt gesungen werden, so sangen es die Studenten; das war prächtig. Die Einnahme war 124 Thaler. Genast hat sich sehr betrübet. Freitag, den 22., war ich mit August in Halle, von wo ich Dir allerhand zu erzählen habe. Denn in Gedanken bin ich schon seit 8 Tagen immer bei Dir; ich habe hier keine Ruhe mehr, es gefällt mir auch nichts recht. Ich möchte immer fort, bloß dem Kinde zu Liebe bin ich noch so lange geblieben. Ich komme einen Tag ehr, als ich Dir geschrieben habe. Ich will Montag, den 25., Abends weg und bin Dienstag Mittag, wenn es nicht schlechtes Wetter wird, bei Dir. Laß uns etwas zu essen machen, denn auf dem Weg ist nicht viel zu haben. Den Dienstag ist wieder großer Ball und Concert, die Mara kommt. Deßhalb will ich Montag weg, sonst komm [ich] vor Donnerstag alsdann nicht weg, und es ist mit tanzen und äugeln just genug. Heut, den Sonnabend, ist ›Die Saalnixe‹, und es wird unmenschlich voll werden; und heute und morgen wird getanzt. Morgen ist der ›Herr von Hopfenkeim‹ und Montag ist ›Die Mohrin‹ und ›Der Bürgergeneral‹. Leb wohl. So wie ich mich freue, Dich wiederzusehen, kann ich nicht ausdrücken. Ich bin schon seit mehren Tagen ganz bei Dir. Und Gustel aber, der ließ' sich es noch eine Weile gefallen. Aber es wird in allem genug. Die Ausgabe und alles, Deine Güte ist so groß gegen uns, daß ich gar nicht weiß, wie [ich] mich dankbar genug bezeugen soll. Sei doch so gut und sage es Ernestine auch, daß ich Dienstag Mittag komme.
*
*
Lieber Vater!
Ich freue mich sehr, daß Sie sich recht wohl befinden. Am Montage Abends um 6 Uhr kamen die Münzen an, worüber ich eine sehr große Freude hatte. Den Dienstag früh packte ich sie aus und legte sie alle in Kasten. Sie werden eine rechte große Freude über diese Münzen haben, weil eine große Menge Päpste darunter sind. Ich habe die Päpste von den andern Münzen getrennt, ich brauchte 10 Kasten, um sie gehörig auszubreiten. Kommen Sie den Donnerstag früh, weil Sie den Freitag mit den Schauspielern zu thun haben. Leben Sie wohl.
Weimar, den 10. August 1803.
Aug. Goethe.
[Christianens Nachschrift]
Auch ich bin sehr erfreut, daß Du Dich wieder wohlbefindest; ich bin auch fleißig und vergnügt und freu mich, Dich so bald wiederzusehen. Heute Abend ist die Komödie bei Lievie, sie haben August auch ein Billet mit seinem Namen geschickt.
Leb wohl
und gedenke
mein
*
*
[Jena, 17./19. August 1803.]
Mittewoch, den 17., kamen wir frühe an, um 1 Uhr, und gingen gleich in den Garten des Herrn Göpfert, aßen zu Mittag da und gingen nach Tische mit dem Herrn Major spazieren, meinem Bruder und Herrn von Hartwig. Alsdann gingen wir wieder in [den] Garten und speisten da zu Abend. Donnerstag, den 18., früh um 6 Uhr fuhren wir nach Ziegenhain, frühstückten da und gingen auf den Fuchsthurm, wo es mir sehr gefallen hat. Zu Mittag speisten wir bei dem Herrn Major von Hendrich, gingen zusammen spazieren, und des Abends speisten wir auch da; und es ist bis itzo noch ganz stille zugegangen, und nichts zu tanzen. Der Herr Major läßt sich Dir bestens empfehlen und Dir zu wissen thun, daß gestern in Camburg eine Noth- und Hülfs-Conferenz wegen Halle gewesen sei. Heute, Freitag den 19., sind wir zu dem Frühstück zu meinem Bruder, wo ich alleweile schreibe; zu Mittag essen wir wieder im Garten. Alsdann wollen wir nach Burgau und Lobeda fahren und da Fische essen. Mein Bruder wird aber schon auch den Sonntag dafür sorgen, daß wir auch da nicht tanzen. Wir nehmen ihn aber auch nicht viel mit. Morgen wollen wir nach Dornburg bei Obstfelder.
Und Montag bin ich wieder bei Dir. Leb wohl und gedenke mein und grüße meinen lieben Gustel vielmal. Und Ernestinen lasse ich die Bohnen bestens empfehlen; auch soll sie zu der Frau Doctorin gehen und sagen, daß von Schmidts sich alles wohlbefindet.
Hierbei ein Brief von Silien, die ihre Mutter verloren hat.
Damit Du aber siehst, daß es nicht gut ist, wenn man immer in der Welt herumfährt und gar nicht zu Hause bleiben kann, so vermelde ich Dir, daß gestern das Schwarzköpfchen hier gewesen ist und sich eine ganze Hand voll Haare ausgerissen hat, als er Dich nicht fand.
Lebe indessen wohl und vergnügt. Gustel grüßt.
Weimar, den 20. August 1803.
G.
Herrn Major viele Empfehlungen und Dank für die Nachrichten.
*
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[Weimar, 5. November 1803.]
Ich freu mich sehr zu hören, daß Du wohl bist. Wir sind auch gesund und froh wieder von Roßla zurückgekommen. Nur fand ich alle Hände voll zu thun, um meine Vorräthe vor dem Frost zu schützen, denn hier ist es schröcklich kalt, und heute Nacht hat es schon ein bißchen in meinem Gewölbe gefroren. Heut bin beschäftigt mit den Keller zu verwahren, damit ich diesen Winter meinem guten Schatz immer einen guten Trunk holen kann. Auf den Freitag ist Redoute und auf den Dienstag ein Ball bei der ›Harmonie‹. Das sind auch schöne Aussichten.
Der alte Wirsing hat sich von mir ausgebeten, ihn manchmal zu besuchen und jemand vom Theater mitzubringen. Ehlers hat ihm etwas vorgesungen und Grüner was vorerzählt, und er hat uns versichert, daß es, seit er weg war von uns, seine vergnügteste Zeit gewesen war. Wolff und Grüner besuchen mich fleißig und sind auch recht fleißig, und sind so gut und fragen nur immer, mit was sie Dir vielleicht eine Freude machen könnten. Wolff soll sehr schön in der ›Versöhnung‹ gespielt haben.
Weiter weiß ich nichts. Leb wohl.
Und behalte mich so lieb wie ich Dich.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Wir sind am Dienstage gut, aber sehr erfroren nach Rossel gekommen. Der alte Wirsing befand sich wieder besser, aber er war noch sehr schwach. Die Kirchmesse ist recht gut abgelaufen. Es passirte ein rechter Spaß, der Kammersecretär Scheibe nämlich ging auf die Jagd. Nach einiger Zeit hörten wir ein Geschrei, wir sprangen an die Fenster, welche in den Schloßgraben gehen und [sehen] den Herrn Kammersecretär und mehrere Leute einen Hasen verfolgen. Wir sprangen hierauf alle mit Stangen bewaffnet ihm nach und besetzten die Ausgänge. Einige jagten dem Hasen nach. Herr Grüner, welcher eine große Hopfenstange hatte, fiel in einen Graben, indem er nach dem Hasen schlug. Er stürzte gerade auf den Hasen, aber er entwischte doch. Über diesen Vorfall lachte der alte Wirsing ganz erschrecklich. Herr Riemer ist jetzt herüber gezogen, und es gefällt ihm recht gut. Leben Sie recht wohl.
Weimar, den 5. November 1803.
August Goethe.
[Weimar, 9. November 1803.]
Ich freu mich nur einzig, wenn Du Dich wohlbefindest; wir sind alsdenn lustig und guter Dinge. Von dem Doctor ist sehr viel angekommen: herrliche Bricken und eine schöne Büchse Eingemachtes und 3/1 halbe Eimer und ein Viertels-Eimer Wein. August hat ein bißchen Schulenkrankheit gehabt, es ist aber ganz wieder besser.
Grüner und Wolff waren vor Freuden bald außer sich, als ich ihnen von Deinem Briefe sagte; sie sagten, Du dürfest nur befehlen, ob sie Dich in Jena besuchen sollten. Sie wollten gleich zu Fuße gehen und nicht mal fahren. Wolff sagt mir oft, daß er gar nicht wisse, wie er Dir genug danken soll, und hat mir seine ganze Geschichte erzählt. Sie kommen beide alle Tage zu uns, und wir haben sie alle gerne; aber mir ist nun schon wieder bange vor den Leuten, weil Du nicht hier bist, und die kommen. Redoute ist nicht, erst über 8 Tage. ›Die deutschen Kleinstädter‹ haben, trotzdem daß alles so gut spielte, nicht gefallen. Die Baranius hat recht artig gespielt, und Becker hat jemand copirt, worüber Du gewiß lachen mußt. Ich freute mich recht, aber es wollte sich keine Hand rühren, und der Vorhang fiel ganz stille runter. Auch nicht bei dem amassirenamagsiern wurde applaudirt. Heut ist ›Der Lorbeerkranz‹. Wolff freut sich, daß er nur immer zu thun hat. Manchmal singen wir zusammen und sprechen eine ganze Stunde vom Tanzen; sie sind beide recht froh, daß sie in unser Haus kommen dürfen, weil sie nicht gern auf das Kaffee-Haus oder in andere Gesellschaften gehen mögen. Auch spielen sie gern mit August. Auch die Silie kommt mannichmal; aber ich glaube, esNach gestrichenem mir ist ihr auch nicht recht, daß die Leute zu mir kommen. Man kann nicht allen recht thun. Ich bin vergnügt, habe meinen Schatz lieb und ganz allein lieb. Wenn Du wiederkommst, alsdenn wollen wir uns recht lieb haben und lustig sein. Leb wohl und denke an mich. Adieu, Lieber.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für die schönen Weintrauben, welche Sie uns geschickt haben. Sie haben mir, da ich ein wenig krank war, sehr gut geschmeckt. Ich hatte nämlich einen bösen Hals und Kopfschmerzen, welches jetzt beides sich fast ganz gelegt hat. Herr Grüner hat mir, da ich im Bette liegen mußte, viel aus der Campischen Reisebeschreibung vorgelesen und ist immer bei mir geblieben. Herr Wolff hat mich auch besucht, es sind ein Paar recht gute Leute. Heute will ich wieder recht fleißig sein und nachholen, was ich versäumt habe. Sein Sie so gütig und lassen Geisten noch einige Zettel für den Herrn Riemer schreiben und schicken Sie sie auf den Sonnabend herüber.
Weimar, den 9. November 1803.
A. Goethe.
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[Weimar, 29. (?) November 1803.]
Es sind Kastanien von der Mutter und Märkische Rübchen von Herrn Sander angekommen, wo ich Dir von beiden was überschicke, wie auch Wein. Die Redoute war sehr brillant und voll. Die Herren von Erfurt waren auch hier, haben sich aber sehr artig benommen. Ich habe auch mit dem jungen Wartensleben getanzet, und mit dem Herrn Wolff ist auch sehr viel getanzet worden; kurz, es war sehr schön, und ich bin ganz leicht [und] wohl. Bin aber sehr spät aufgestanden und schreibe deßhalbNach gestrichenem sehr so wenig.
Leb wohl und gedenke mein.
C. V.
[Weimar, 30. November 1803.]
Es geht mir auch ganz leidlich hier. Nach der Redoute befand ich mich wieder recht leicht und wohl und bin es auch noch; bin aber auch ein sehr starkes Meerweibchen. Ich besorge meine kleine Wirthschaft, gehe aus und habe Besuch. Und so vergeht die Zeit. Herr Wolff hat heute im ›Portrait der Mutter‹ dem Haide seine Rolle übernehmen müssen; der Hofkammerrath hat sie ihm geschickt. Du sollst auf den Sonnabend erfahren, wie er gespielt hat. Er hat mich darum gebeten, daß ich es Dir doch melden möchte. DieNach gestrichenem über neue Rolle, Don Ranudo, hat ihn sehr glücklich gemacht. Aber der Grüner hat diese Woche gar nichts zu thun, und auch sich recht betrübt, daß er in allen den drei neuen Stücken nichts zu thun hat. Er liest mir manchmal was vor, nur, Du weißt, sitze ich nicht gerne lange stille. Keine Akademie hat der Genast auch nicht gehalten. Sie wünschen sehnlich, Dich bald wieder hier zu sehen. Auch ich habe es doch lieber, wenn der gute Schatz zu Hause ist; da geht mir alles besser von Statten. Das Wetter ist schändlich, und es ist recht schön von Dir, daß Du mir die Pferde hier gelassen hast. Es ist auch alles wieder gut geheilt. Empfehlen läßt sich die kleine Brand, die große Silie
und Dein ganz kleinesNach gestrichenem Schatz Schätzchen.
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Hier übersende ich Ihnen die Pinienkerne, welche Sie verlangt haben, und wünsche, daß sie gut aufgehen mögen. Wir befinden uns hier alle recht wohl und wünschen, daß es Ihnen auch recht wohl gehe. Es ist hier sehr schlechtes Wetter; heute hat sich der Himmel wieder ein wenig aufgehellt, aber der Wind geht noch immer sehr stark. Ich habe von dem Wanne, der die Sandgrube hat, drei versteinerte Knochen bekommen, worunter auch der Huf eines Hirsches ist. Die andern beiden Stücke sind ein Gelenke und ein Röhrknochen. Sein Sie doch so gütig und lassen Sie wieder einige Zettel für den Herrn Riemer schreiben. Auf den Zettel für den Sonnabend setzen Sie noch zwei Galleriebillets.
Leben Sie recht wohl.
Weimar, den 20. November 1802.
August Goethe.
Daß Du Dich wohl befindest, ist mir das Liebste zu hören. Wir sind auch lustig und wohl. Der SchneeSchnön ist auf einmal wieder verschwunden, aber der Bärenwirth hat doch gestern gefahren. Wenn Du hier wärst, hätte ich gewiß auch fahren müssen. Es ist alles vom Schlittenzug bereit. Gestern ist der Herr von Spiegel wieder hier angekommen, und der Haide hat ein großes Mittagessen gegeben, und auf den Abend hat der Herr von Spiegel ein Soupé gegeben. Wolff war dabei, und von dem werde ich das Nähere erfahren. Morgen ist in Erfurt ›Die Jungfrau von Orleans‹, und die Jagemann und viele von der Gesellschaft wollen hinüber. Und vielleicht fahre ich auch hin mit unsern Pferden. Doch ist es noch nicht gewiß, ich muß erst sehen, wie sich alles arrangirt. Die Madame Müller ist mit einem Sohn heute Nacht niedergekommen; Mittag will ich [sie] besuchen. Und ich bin wie immer Dein lustiger, zufriedener und glücklicher Schatz. Itzo stricke ich mir ein Netz zur Redoute am Freitag, worin ich wieder recht hupsen will, denn da bist Du wohl auch wieder bei mir. Ich freu mich, Dich bald wiederzusehen, denn alsdenn bin ich noch lustiger. Leb wohl und gedenke mein.
Weimar, den 3. December.
V.
Galla [?] schicket alleweile her, ob ich das Glas nicht schicken wollte, und ich weiß nicht was vor eins. Sei so gut und schreibe mir was vor eins. Mit Erfurt wird es von meiner Seite wohl nichts werden
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Am Mittwoch früh war es hier noch sehr schlechtes Wetter, aber gegen Mittag war es auf der Straße ganz gefroren, und nach Tische war der Boden schon ganz weiß. Gestern sprach die Mutter über Tische immer vom Schlittenfahren, ich machte daher einen Spaß. Ich schlich mich nämlich vom Tische und ging in die Bedientenstube, ließ mir ein Schellengeläute holen und schellte zum Fenster hinaus. Dann ging ich wieder hinauf und fand sie alle an den Fenstern. Ich habe sie alle recht ausgelacht. Vergangene Nacht ist alles wieder aufgethauet. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 2. December 1803.
August Goethe.
[Weimar, 7. December 1803.]
Vors erste schicke ich Dir die Ducaten; in dem Beutel waren mit den doppelten 28 und in Papier 40. ›HermannNach gestrichenem Die natür[liche Tochter?] und Dorothea‹ habe ich mit August gesucht und nicht gefunden; wir haben den ganzen Morgen beinahe gesucht, aber es ist nicht in der Schublade und auch nicht in dem ganzen Schreibetische. Besinne Dich, vielleicht hast Du es wo anders hin gethan. Unzelmann wollen wir den Sonntag auch mitbringen. Ich will schon sehen, wie ich alles arrangir; schreibe mir nur, wie viel ich Wein mitbringen soll. Heute schicke ich Dir 2 Steinwein und 4 Rothe. Sie freun sich alle sehr darauf, besonders Brandbarmd. Grüner ist auch wieder sehr vergnügt, er hat einen Hauptmann in dem ›Hugo Grotius‹ bekommen. Wenn Du noch was wünschest, so kannst Du ja den Sonnabend noch schreiben. Itzo muß ich einpacken, der Bote kommt.
Leb wohl.
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Gestern war Ball beim Prinzen, und ich war auch dazu gebeten; es tanzten aber nicht nur Kinder, sondern auch sehr viel große Leute. Die Herzogin Mutter und die Herzogin Luise, der Herzog, der Graf Reuß mit seinen beiden Söhnen und Tochter, nebst sehr vielen Andern, welche theils spielten, theils tanzten; ich habe auch sehr viel getanzt. Hier ist wieder ein recht starker Schnee gefallen, und wir werden bald Schlitten fahren. Die Mutter hat mir gesagt, ich sollte Sie abholen, welches mich sehr gefreuet hat. Sein Sie so gütig und schicken Sie mir die Jerichorose, welche an einem Nagel an der Kammerthüre hängt. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 7. November [December] 1803.
Herr Riemer läßt Sie auch vielmals grüßen.
A. Goethe.
[Weimar, 9. December 1803.]
Ich hoffe, daß morgen alles zu Deinem Wunsche ausgehen soll. Nur habe ich durch Bitten mich bereden lassen, den Grimmer mitzubringen, weil er sich ganz unglücklich gefühlt, wenn mir ihn nicht mitgenommen hätten. Den Champagner schicke ich Dir durch den Boten, denn im Wagen könnte leicht eine zerspringen. 12 Bouteillen Rothen will ich in unserm Wagen mitbringen. Übrigens freun wir uns alle sehr, ich mich besonders. Verzeih mir, daß ich nicht mehr schreibe, ich bin noch von der Redoute ganz confus. Leb wohl. Mündlich ein Mehres.
C. V.
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Gestern war hier Redoute, auf welcher die Mutter wieder sehr viel getanzt haben soll; ich bin aber zu Hause geblieben. Ich bin sehr über die beiden Briefe erfreut gewesen, welche Sie mir geschickt haben, auch danke ich Ihnen für die Jericho-Rose und den ausgestopften Vogel. Es freut mich sehr, daß Sie die Nachricht von der Reise zu Ihnen bestätigt haben. Heute früh habe ich alles an die Gesellschaft bestellt, und sie werden gewiß nichts vergessen. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 9. December 1803.
A. Goethe.
*
*
[Weimar, 13. December 1803.]
Lieber, ich bitte Dich, ja nicht des Abends von Jena wegzufahren, sondern, wenn es sein muß, morgen frühe erst, denn wir haben Lebensgefahr ausgestanden bis nach Hohlstedt, und die Braunen waren ganz fertig. Da ist das Beste, daß Du lieber die 2 Thaler gibst, als daß den Pferden etwas geschehe. Schicke mir durch den Boten ja Antwort, ob Du morgen frühe kommst. Heute will ich tanzen und morgen frühe Dich recht freudig empfangen.
Leb wohl.
[Weimar, 14. December 1803.]
Ich bin recht vergnügt und glücklich, daß ich wieder einmal Deine Gedanken errathen habe. Der Herr Hofkammerrath wollte mich übereilen, aber ich überlegte; und es ist ihm gewiß nicht recht gewesen. Ich bekümmre mich aber um niemand, wenn ich nur Dir recht thue. Unser gestriger Ball ist gut abgegangen. Der Gustel hat auch brav mit getanzet, liegt aber noch im Bette und wird dießmal wohl nur wenig schreiben. Ich bin munter und wohl. Gestern auf dem Ball habe ich einen jungen Menschen kennen lernen, den gewiß die Frau von StaëlSäll überall vorausschicket; er heißt sich Doctor Cassel [?] er wird mir diesen Morgen seine Aufwartung machen, er scheint mir ein Franzose und ein Narr. Ich habe im Saal einheizen lassen und habe Grüner und Wolff gebeten, 11 Uhr da zu sein, denn was soll ich mit so einem Narren allein machen? Diese Woche werden die Kleider von Frankfurt gemacht, daß, wenn Du wiederkommst, ich Dir darin gefalle, und der Weihnachten und die Schüttchen besorgt. Wenn Du bald wiederkömmst, so freu ich mich, aber nur nicht so gehetzt, sondern mit Ruhe und Gemächlichkeit. Da geht alles gut. Schone Dich ja in dieser Zeit, denn Deine Kinder lieben Dich sehr.
Leb wohl und liebe mich wie ich Dich.
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Gestern war ich schon sehr betrübt, als ich hörte, daß ich nicht nach Jena reisen könnte, weil Sie herüber kämen. Jetzt aber bin ich wieder froh, da ich weiß, daß Sie mich wollen zu sich kommen lassen. Gestern war Ball auf dem Stadthause, bei welchem ich auch war. Die Mutter hat entsetzlich viel getanzt, und wir waren alle recht lustig. Am Montage war ich auf dem Eise und bin tüchtig gefahren. Herr Riemer empfiehlt sich Ihnen ergebenst.
Leben Sie recht wohl. Weimar, den 14. December 1803.
A. Goethe.
Alleweile kommt der junge Herr von der Frau von Staël wieder zu mir im Namen der Frau von Staël, welche mich bitten läßt, ihr Nachricht zu geben, ob Du bald wieder zurückkämst, oder: ob sie besser thue, Dich in Jena zu besuchen. Ich habe wohlweislich geantwortet: Du würdest wohl bald wieder zurückkommen, wärst aber itzo sehr beschäftigt; aber bis Sonnabend könnte ich nähre Nachricht geben. Nun schreibe mir, was ich sagen soll. Der Hofmeister hat gleich Bekanntschaft mit dem Riemer machen wollen und hat gleich den August mit zu ihrem Sohn genommen; der ist wieder zurück und hat mir gesagt, daß er nicht viel Deutsch könne. Morgen frühe kommt der Hofmeister mit dem Sohn zu August, in seine Stube zu sehen. Nun bitte ich Dich nur, wie ich mich bei allem dem zu verhalten habe. Lebe recht wohl und denke an mich.
Weimar, den 15. December [1803].
C. V.
[Weimar, 17. December 1803.]
Besorgen will ich Dir alles pünctlich und Dir auch morgen den Wagen schicken; aber freilich hätte ich lieber gesehen, wenn Du nun wieder hier wärst. Zu lange will es nicht gehen, ich fange schon an, verdrüßlich und grämlich zu werden; die Ernestine sagte es gestern: sie wollte, Du wärst wieder hier, daß ich wieder freundlich würde. Wenn ich aber nur höre, daß es Dir gut geht, so will ich mich in alles finden. Sei aber so gut und schicke mir mit der Post oder erster Gelegenheit die Quittung von Deiner Besoldung; ich will die alte Rechnung abschließen. Und was ich noch auf das alte Buch bekomme, habe ich von dem Packet im Kasten genommen, und will mir ein neues Buch machen und von der Besoldung nehmen, was das Nöthigste ist, besonders das Geld zu dem Neuen Jahr, wo ich zu dem Packetmachen immer ein paar Nachmittage brauche. Und die Feiertage ist doch nicht viel Zeit dazu, dann ist August sein Geburtstag, wozu ich doch ein paar junge Leute bitten muß; den 2. Komödie, den 3. Redoute, und so weiter.. Wenn Du die Feiertage, wie es scheint, nicht kommst, so schreib mir, ob ich Dir ein Schüttchen schicken soll. Auch schreibe mir, ob ich dem Riemer Geld geben soll und wie viel; er hat schon etwas weg von Dir, das könnte man abziehen, denn es scheint mir, als brauchte er es. Aber dieses alles schreibe mir ausführlich, wie ich alles am besten machen soll. Ich möchte Dir gern immer alles recht machen und Dich mit nichts verdrüßlich machen. Herr von Stein hat mir 2 AssignationenAssichnassiang geschickt, wovon ich eine Dir schicken soll, und eine hab ich nach Schwansee geschickt. Ob Du aber das bis Mittewoch haben wirst, weiß ich doch nicht; ich will Dich nur darauf aufmerksam machen. Es ist auch ein Packet, wovon ich den Brief beilege, mit 300 Thalern an Werth angekommen. Soll ich dieß liegen lassen oder es Dir schicken? Die Pastete ist bestellt; und wenn Du sonst noch etwas willst, so kannst Du mir Mittewoch noch schreiben. Heute hätte ich auch das letzte Billet vor Riemer. Auch fängt es an, mit unserm rothen Wein schlecht zu stehn; ob wir etwas verschreiben? sonst müssen wir ihn nachher gleich trinken.
Leb recht wohl und denke an Deinen Schatz.
Wegen des Geldes schreibe mir ja bald! es kommt das Weihnachtwesen und alles zusammen, und das möchte ich alles gern in Ordnung haben, ehe Du wiederkömmst. Dann könnten wir wieder recht vergnügt zusammen sein.
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Ich betrübe mich sehr, daß ich nicht zu Ihnen hinüber kommen kann, denn ich sehne mich sehr nach Ihnen. Es ist hier sehr schönes Eis zum Schlittschuhfahren; aber ich muß darauf Verzicht thun, weil ich keine Schlittschuhe habe. Sagen Sie doch Geisten, daß er den Mann, welcher die Schlittschuhe macht, etwas treiben möchte, denn sonst bin ich genöthiget, mir ein Paar neue hier zu kaufen. Ich habe mir eine große Menge Zeisige gekauft, welche ich in einen Bauer gethan habe. Sie sind recht munter und singen sehr schön, es sind auch zwei Meerzeisige dabei, die sich dadurch unterscheiden, daß sie grau sind und einen rothen Kopf haben.
Leben Sie recht wohl.
Weimar, den 17. December 1803.
August Goethe.
[Weimar, 18. December 1802.]
Ich will Dir nur sagen, daß ›Der Wasserträger‹ sehr gut gegangen ist. Die Jagemann und Ehlers haben außerordentlich gespielt, und das Ganze ist sehr gut gewesen. Es wurde schon bei der OuvertüreAbordiere applaudirt, man behauptet, Müller soll sehr gut dirigirt haben; das verstehe ich nicht.
Aber ängstlich bin ich wegen Dir. Der junge Mann von der Frau von Staël sagt' mir gestern, Du wärst nicht wohl. Schreibe mir ja, wie Dir es geht.
Leb wohl und gedenke mein, und wenn Dir etwas fehlt, so laß mich kommen.
C. V.
Weimar, 21. December 1803.
Ich schreibe Dir nur mit ein paar Worten, daß ich sehr beschäftigt bin wegen Fest und backen; und wegen Deiner Ankunft habe heute sehr viel eingekauft und erwarte Dich Sonnabend bei Zeiten mit großem Vergnügen und Freude. Und ich hoffe, Du sollst alles finden, wie Du wünschest. Itzo lebe wohl. Viele herzliche Grüße von der kleinen Brand, die den ganzen Morgen hier sitzt und näht.
Lebe recht wohl und gedenke mein.
C. V.
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Ich habe die Schlittschuhe empfangen, und sie gefallen mir sehr gut; doch sagen Sie auch Geisten, er möchte die alten Schlittschuhe nicht vergessen, weil sonst die Mutter nicht fahren kann. Hier ist ein sehr großer Schnee gefallen, und es geht schon sehr gut auf den Schlitten.
Leben Sie recht wohl.
Weimar, den 21. December 1803.
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