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Es ist recht gut, daß ich Pferde und Schlitten drüben gelassen, hier ist völliges Thauwetter, bei euch wirds nicht anders sein.
Mein Mittagstisch ist wie immer nur zur Noth genießbar; gestern habe ich mir, durch ein Gericht Meerrettig, den ganzen Nachmittag verdorben. Götze hat mir fürtreffliche Knackwürste ausgemacht, sie mögen nur ein klein bißchen zu stark gesalzen sein. Deine bleiben noch immer die besten. Sorge ja bei der neuen Schlacht dafür, daß sie gut werden, weil ich zum Frühstücke nun daran gewöhnt bin.
Die Abendessen sind desto besser, indem, in kleiner Gesellschaft, allerlei Gutes aufgetischt wird; allein ich muß mich Abends in Acht nehmen und esse also nicht, wo ich zu essen finde, und wo ich essen möchte, habe ich nichts.
Schicke mir ja das Schweinewildpret, damit ich Lodern eine Artigkeit erzeigen kann, und frage beim Hofkammerrath an: ob er Dir etwas Caviar ablassen möchte? Wenn Du mich damit versorgst, so bringe ich Dir auch einige Flaschen Champagner mit.
Jena, am 19. Januar 1802.
G.
Weimar, 20. Januar 1802.
Es betrübt mich recht, daß mein lieber Schatz so übel mit dem Essen daran ist; das ist immer das Schlimme bei Deinem Aufenthalt in Jena. Ich wollte, ich wär darüben, ich wollte Dir gerne alles selbst kochen. Wenn wir wieder zusammenkommen, so sollst Du alles auf das beste haben. Der Schnee geht leider hier auch fort, aber ich habe mir die paar Tage noch große Freude gemacht: der Kutscher hat mir das Fahren gelernt, und ich habe selbst gefahren. Gestern habe ich mich ganz allein in Schlitten gesetzt und gefahren, und der Kutscher hat hinten darauf gestanden und mit einer rechten großen Karbatschekurwasse geklatscht, und ich bin in der Stadt durch alle Gassen und um alle Ecken recht gut gefahren und habe mir großen Ruhm erworben. Der Herr von Hinzenstern und der Hauptmann Egloffstein, die haben mich sehr gelobt. Wenn Du wiederkommst, und wir kriegen noch etwas Schnee, so mußt Du mir erlauben, daß ich Dich einmal fahren darf. Den August habe ich auch gefahren, und übers Jahr muß es der August lernen. Wenn Du wiederkömmst, so wollen wir recht vergnügt zusammen sein, denn wenn Du nicht da bist, ist alles Vergnügen nur halb. Man sollte, wenn man zusammen ist, nur immer recht vergnügt sein, denn wenn man einen guten Schatz hat, der einen liebtlieb [also vielleicht einem lieb], so ist es doch recht hübsch auf der Welt.
Hier schicke ich Dir das ganze Wildpretkeulchen, wie ich es bekommen habe, und 2 Feldhühner, die laß Dir aber selbst von der Trabitiusen braten; da hast Du doch 2 Mittage was. Der Hofkammerrath hat mir auch Caviar versprochen.
Alleweile läßt mir der Hofkammerrath sagen, daß kein Caviar mehr da sei; aber mit Anfang der nächsten Woche wird wieder welcher erwartet.
Leb wohl und behalte mich lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Sie haben mir mit dem blauen Gyps, den Sie mir heute geschickt haben, eine sehr große Freude gemacht, wofür ich Ihnen vielmals danke. Ich befinde mich sehr wohl. Am Dienstage hat mich die liebe Mutter, weil wir nicht mehr auf dem Eise fahren konnten, selbst auf dem Schlitten gefahren. An demselben Tage war auch eine große Schlittenfahrt. Der Adel fuhr ungefähr in 20 Schlitten nach Ettersburg und kam des Abends mit Pechfackeln wieder zurück, welches sich mit der Musik sehr gut ausnahm. Grüßen Sie den Onkel von mir. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 20. Januar 1802. August Goethe.
In meinen Arbeiten und Geschäften geht alles gut von Statten, nur finde ich doch, daß es nicht gut ist, mir gar keine Bewegung zu machen. Schicke mir deßwegen Montags den Wagen und laß Augusten mitfahren, so daß er früh um 10 Uhr hier ist. Es wird ihm ein unsägliches Vergnügen machen, bei der Eröffnung des Büttnerischen Nachlasses gegenwärtig zu sein, denn von einer solchen Gerümpel-Wirthschaft hat man gar keinen Begriff; so sind z. B. ein halb Dutzend Dreh-Orgeln und Hackebretter, die auch durch Walzen bewegt werden, unter dem Zeuge. Eine Menge Schubkästchen mit allerlei antiken Kleinigkeiten, physikalische Spielereien, und was nur so ein Kindskopf wünschen kann.
Da wir nun überdieß noch in wenig Tagen räumen müssen, weil das Quartier für den neuen Commandanten bestimmt ist, so kann er mit schleppen und tragen und seine Zeit vergnüglich hinbringen. Was zur Redoute Noth thut, das ist ja wohl vorher alles berichtigt, laß aber allenfalls bei der Gräfin anfragen, ob er abkommen kann? und wann er wieder da sein soll. Lebe recht wohl und gedenke mein.
Jena, am 22. Januar 1802.
G.
Es thut mir leid, daß Deine Übung im Schlittenfahren so bald unterbrochen worden ist, und es scheint, als wenn für diesen Winter wenig Bahn mehr zu hoffen wäre.
Von den Feldhühnern habe ich eins verzehrt, und Loders haben mir auch von dem Schwarzwildpret eine sehr gut zugerichtete Portion zugeschickt, und so geht mirs ganz leidlich.
Doctor Meyer danke für die überschickten akademischen Zahnstocher.
Die Abende gab es meist gesellschaftliche Unterhaltung. Schreibe mir, wie Dirs gegangen ist.
Den vorigen Brieftag hast Du Dich recht gut gehalten.
[Weimar] Freitag [22. Januar 1802], Abends.
Ich schreibe Dir, daß ich wohl und vergnügt bin; aber bei dem übeln Wetter wird mir die Zeit lang. Ich lese, aber meine Geduld dazu ist auch nicht weit her. Ich gehe zu dem armen Professor, der noch immer nicht besser ist; hätte er mehr Vertraun zu meiner Cur, so war er lange besser. Der Meyer sagt' heute: wenn es nicht bald besser mit ihm würde, so müßte er sich ihm vertraun, und er wollte ihn gewiß curiren. Kurz, ich thue alles, was ich kann, um mir die Zeit zu verkürzen, aber es will ohne Schatz nicht gehen. Ich zähle alle Tage, Dich bald wiederzusehen. Nur wenn Du hier bist, vergehen mir Tage und Wochen wie nichts. Das Kind ist sehr artig; nur sehe ich ihn zu wenig. Auf den Sonntag hat er mich gebeten, daß ich ihm alle Egloffsteins-Kinder habe müssen einladen lassen. Ich habe es auch gethan, auch den kleinen Stein und den Marschall. Und die Kinder freuen sich unendlich, und die alte Großmama hat mich gegen den August sehr gelobt und sich gefreut, daß ich den Kindern so einen Spaß machen wollte; und der August sinnt nur aus, wie er die Kinder mit seinen Künsten unterhalten will.
Sonnabend [23. Januar] frühe.
Den Gustel beneide ich recht sehr und bin deßhalb ein bißchen grämlich; das mußt Du mir verzeihen, denn ich wär, denn ich wär auch gerne bei Dir. Das Bübchen wird Dir es gewiß erzählen. Ich bitte Dich aber, wenn es möglich ist, daß Du den Donnerstag kommst, weil noch gar nichts fertig ist vor August; daß wir ihm noch den Tag vorher alles anprobiren und zurechtmachen können. Ich soll noch 4 Bouteillen Wein mitschicken den Montag; sage aber ja Geisten, daß ich die leeren Flaschen wieder ordentlich zurück bekomme. Leb wohl und behalt mich recht lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen vielmals für den schönen Schriftstein, den Sie mir geschickt haben, und für die Erlaubniß, daß ich den Montag nach Jena kommen und mancherlei schöne Sachen, besonders auch das hinterlassene Gerümpel des verstorbenen Büttners sehen soll. Bei der Frau Gräfin von Egloffstein bin ich diesen Morgen gewesen, und sie ließ mir sagen, daß ich nicht eher als den Freitag Abends in meinem Anzuge hinzukommen brauchte. Die alte Frau von Egloffstein läßt sich Ihnen empfehlen. Auf den Montag sprechen wir uns. Leben Sie indeß wohl. Weimar, den 23. Januar 1802. August Goethe.
[Weimar, 25. Januar 1802.]
Hier schicke ich Dir unser liebes Kind mit großer Betrübniß, daß ich nicht mit kann. Laß ihn aber ja nicht etwa auf der Saale fahren. Ich habe ihm Begleitung mitgeben, denn so ein Kind, ganz allein im Wagen, schläft ein und könnte zum Wagen raus fallen, und man könnte unglücklich sein. Die Frau Gräfin läßt Dich bitten, daß August ja den Donnerstag da wäre, weil sie sonst die Quadrille nicht tanzen könnten, wenn sie nicht vorher probirt hätten. Schreibe mir den Mittewoch, wennehr Du kommst. Leb wohl und vergnügt.
*
*
[Weimar, 10. Februar 1802.]
Das war heute eine große Betrübniß, daß ich keinen Brief bekam, und das gottlose Bübchen hat sich gefreut, daß er einen hatte, und wurden bald uneinig darüber. Heute beschäftige ich mich mit meinem Redoutenstaat, und morgen wird geschlachtet. Da will ich Dir nächstens schreiben, wie ich mit meinem Schweinchen zufrieden, und will Dir vortreffliche Würste bereiten lassen. Schreibe mir nächstens doch, ob der Kalbeskopf gut gerathen ist.
Mein Halsband ist fertig, und ich habe mich sehr darüber gefreut. Es ist recht schön, daß Rubinen und Smaragden raus sind; und sage Dir noch den schönsten Dank vor die schöne Steine. Der Chrysolith nimmt sich sehr schön aus. Wenn ich Dich wiedersehe, will ich Dir mit einem herzlichen Kuß vor alles danken.
Leb wohl.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen, daß Sie mir die Schachtel mit den Mineralien geschickt haben. Gestern war bei dem Prinzen eine Redoute. Der Prinz stellte einen Wilden vor, Staff einen Türken, Marschall einen französischen Bauer, Böhme einen Savoyarden, Stein einen Römer, Egloffsteins Karl einen Ritter und Heinrich einen Gärtner, Schumann den Jon und ich einen Spanier. Die jüngste Imhof machte ein Gärtnermädchen, die 1. Comtesse von Egloffstein eine Türkin, die 2. eine Spanierin und die 3. ein Opfermädchen; die Schumannin hatte griechische Tracht. Der Herzog walzte mit der Göchhausen und der Prinzessin. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb. Weimar, den 10. Februar 1802.
A. Goethe.
Heute schicke ich nur, mit einem Wort an Dich, die beikommende Schachtel für August. Es geht mir recht wohl, nur will die Arbeit nicht fördern, die ich gerade am liebsten thäte. Die Kocherei ist sehr gut gerathen, und es war mancher Spaß dabei. Lebe recht wohl und sage mir, wie Du Dich auf der Redoute befunden hast. Jena, den 12. Februar 1802.
[Weimar, 13. Februar 1802.]
Die Redoute war recht artig, nur ich habe ein bißchen zu viel getanzet und bin heute sehr müde, habe Dir über allerlei zu erzählen, wenn Du wieder bei mir bist.
Vorgestern habe ich mich recht wegen des Professor geängstet; der war recht krank. Aber heute ist es besser. Wenn er nur nicht so wunderlich wäre und folgte mir und dem Meyer. Denn seine ganze Krankheit ist nur noch Schwäche. Aber es ist auch gar nichts mit ihm anzufangen, er besteht auf seinem Kopf und nimmt nienier die abscheuliche Medicin ein. Es wird nicht ehr besser, bis Du wiederkömmst und er mit Gewalt folgen [muß]. Hier schicke ich Dir etwas von meinem Schweinichen.
Dießmal sage ich Dir nur, daß ich Dich recht lieb habe und mich schon wieder freue, Dich bald wiederzusehen.
Leb wohl.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Es ist recht schön, daß Sie mir wieder eine Schachtel mit Mineralien geschickt haben. Sie werden nicht unwillig sein, wenn ich Ihnen sage, daß ich gestern auf der Redoute gewesen bin. Ich habe zwei englische Tänze mit meiner Tante Ernestine und der Actuarius Rentschin getanzt. Es waren nicht viele Masken da, und wir konnten sehr bequem tanzen. Ich traf zu meiner großen Freude zwei gute Freunde, Egloffsteins Karl und Breitenbauch, mit denen ich mich sehr belustiget habe. Hier ist ein sehr großer Schnee gefallen. Leben Sie wohl und kommen Sie bald wieder. Weimar, den 13. Februar 1802. A. Goethe.
Ich habe Dir, mein liebes Kind, heute den Wagen zurück geschickt, theils um den Bauinspector hinüber zu bringen, theils aber die Equipage los zu werden, die mir hier gar nichts nützt. Denn bei den schlechten Wegen und der, durch Schnee und Wasser, verunstalteten Gegend ist es keine Lust, spazieren zu fahren, indessen Du zur Komödie und Redoute den Wagen besser brauchen kannst. Ich befinde mich übrigens recht wohl und mache das, was ich mir vorgenommen habe, hintereinander weg. Nur in poetischen Angelegenheiten will es gar nicht gehen, vielleicht kommt es noch unverhofft. Lebe indessen recht wohl und sage mir auch wieder, etwas umständlicher, wie es bei euch aussieht. Die Inlagen besorge bestens, sowohl in der Stadt, als auf die Post. Jena, am 16. Februar 1802.
G.
[Weimar] Dienstag [16. Februar 1802], des Abends um 8 Uhr.
Den Professor haben wir wieder auf einem recht leidlichen Fuß durch unsere Curen, wo ich mich bald hinter Huschken, bald hinter unsern Haus-Doctor stecke. Und wenn ich Dir alle meine kleine Listen erzähle, so wird es Dir gewiß Spaß machen. Denn er muß immer bei seinem Eigensinn denken, daß alles nach seinem Kopfe gehe; und ich gebe ihm in allem Recht und habe mich recht bei ihm in Gravität gesetzt. Nur ist nöthig, daß immer jemand bei ihm ist. Ich gehe immer bei ihn, wenn ich mit ihm trinkedrücke; der Meyer aber macht sich recht verdient um ihn, denn der ist fast den ganzen Tag bei ihm und fährt mit ihm aus, denn wir haben ihn beredet, daß er Ihren Wagen, aber andre Pferde hat nehmen müssen. Und was habe ich vor einen prophetischen Geist! ich habe heute den ganzen Tag gesagt: daß mir gewiß der Schatz die Pferde schicken würde, weil so viel Schnee zu haben ist, denn hier hat den ganzen Winter nicht so viel Schnee gelegen als itzt, und es wird hier auch sehr gefahren. Und wenn es noch friert, so wird es eine köstliche Bahn. Und ich danke Dir recht schön, daß Du mir wieder so eine kleine Freude gemacht hast. Denn niemand ist so gut als Du. Du hättest sie gewiß auch gern behalten, und doch schickest Du sie mir. Ich beschäftige mich hier so gut als möglich [sowohl] mit häuslichen als andern Geschäften. Auch habe ich schon zwei Tanz-Stunden gehabt und denke, Du sollst auch noch sehen, wie ich recht gerade einhergehe. Die neue Schauspielerin will mir nicht gefallen, sie ist noch beinahe einen Kopf kleiner als ich und dazu noch stärker.
Itzo will ich zu Bette gehen, denn es ist 9 Uhr, und dieß ist itzo meine Schlaf-Stunde. Schlaf wohl. Morgen ein Mehres. [17. Februar.] Alleweile habe ich mich schon ein halbes Stündchen selbst gefahren; und auch für diedie Freude danke ich Dir. Nun ist auch Meyer krank; er hat sich schon seit einigen Tagen beklagt,geklagt aber heute sieht er ganz erbärmlich aus. Ich habe ihn aber doch beredet, daß er mit dem Professor ausfährt. Ich bin ringsum mit kranken Freunden umgeben, und wenn ich nicht gar zu frohen Muth hätte, so sähe es schlecht aus. Diese Woche gibt es nichts zu tanzen, als den Sonntag ist Concertball, wozu schon Spitzen und alles gewaschen wird. Wahrscheinlich werden wir Dich diese Woche wohl nicht sehen. Mit der neuen Schauspielern wird es heute als Kathinka auch gewiß schlecht ablaufen. Sobald ich nur Gelegenheit habe, so schreibe ich Dir. Wenn Du hier wärst, so dürfte sie in der Rolle gewiß nicht auftreten, denn dadurch muß sich so ein kleiner Zwerg zu Grunde richten. Leb wohl und gedenke mein und behalte mich nur so lieb, wie ich Dich. Ich will sehn, wie ich mir mit meinen Kranken durchhelfe.
Hier schicke ich Dir eine Wurst. Die muß aber auf dem Roste gebraten werden.
Ich habe Geist nun vier Schachteln geschickt, aber ich bekomm keine wieder.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Sie sind so gütig gewesen und haben mir einen Katalog von Büttners Mobilien mit der Erlaubniß geschickt, einige Dinge auszusuchen, die ich gern besitzen möchte. Ich schicke Ihnen daher den Katalog wieder zurück, worin ich das unterstrichen habe, was ich gern zu haben wünsche. Die Mutter hat sich sehr gefreuet, daß Sie die Pferde geschickt haben. Gestern war ich bei dem kleinen Stein zum Frühstück; der Prinz, Staff, Böhme, Marschall, Renaldo und die beiden Egloffsteine waren auch da. Wir sättigten uns sehr gut mit Speise und Trank und fuhren dann in Marschalls Garten auf dem Schlitten. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 17. Februar 1802.
[Weimar, 18. Februar 1802.]
Ich muß Dir nur schreiben, daß die neue Schauspielerin eine recht gute Aussprache hat und mir viel angenehmer in ihrem Organ vorgekommen ist, als die Caspers. Ich glaube aber, die Rolle hat ihr die Unzelmann einstudirt, denn wenn man die Augen zuthat, so glaubt' man gewiß die Unzelmann zu hören. Und ich sehe, die kleinen Leute sehen doch auch nicht übel aus, und es kann sich auch einmal ein Zar in einen kleinen Schatz verlieben. Nun aber noch etwas: unser Doctor hat sich zu Bette legen müssen und ist recht schlecht daran, und er hat sich nach einem Brownianer umgesehen als Arzt und hat sich den Hunnius erwählt. Nun aber muß doch auch jemand um ihn sein; so hatte er heute an den Herrn von Tümpling [?] nach Jena geschrieben, das ist ein guter Freund von ihm, daß der bei ihm bleibt, bis es besser oder schlimmer wird. Ich muß aber sagen, es ist mir bange um ihn, denn ich habe es schon lange an ihm gesehen, daß es nicht recht mit ihm gehet. Mit dem Herrn Professor ist es aber auf einen rechten guten Wege. Wenn es so bleibet, so denke ich, soll er recht bald wieder hergestellt sein. Ich wär bald heute zu Dir auf dem Schlitten gekommen, denn es soll sehr gute Bahn sein, aber ich traute mich doch nicht, um alles mündlich mit Dir [zu] besprechen. Du kommst aber wohl bald. Leb wohl, behalte mich lieb.
Ich freue mich, daß die Pferde eben zu rechter Zeit eingetroffen sind, und daß Du nun die Schlittenbahn genießen kannst; doch thut es mir leid, daß der Doctor krank geworden ist. Sorge für ihn, so gut Du kannst, und besuche ihn manchmal. Du kannst ja Ernestinen mitnehmen, daß es nicht etwa falsch gedeutet wird. Zu des Professors Genesung wünsche ich Glück. Er schreibt mir: daß er sich auf den Champagner wohlbefindet und von LodernNach gestrichenem dem noch etwas haben möchte; ich glaube aber kaum, daß dieser Freund noch hergeben kann und mag. Indessen, bis ich das ausmache, will ich ihm ein paar von den unsrigen überlassen und deren Erstattung auf irgend eine Weise annehmen.
Eine Fahrt herüber will ich Dir nicht rathen, besonders gehts im Mühlthale so oft durchs Wasser und Eis, daß der Schlitten sich nicht wohl dabei befinden dürfte. Auch will ich von meinen Lieben nichts sehen, bis ich hier fertig bin.
Mit meinem Geschäft geht es gut, auch mit einigen poetischen Arbeiten. Wenn ich beide bis zu einem gewissen Punct gebracht habe, dann komme ich gleich.
Der Beifall, den Demoiselle Maaß erlangt, freut mich, und ich wünsche sie bald selbst zu sehen.
Wenn Du mir das Nachtwestchen, das Du mir versprachst, nun wolltest machen lassen, geschähe mir ein Gefalle; ich gehe nun den ganzen Tag am liebsten in so einem leichten Wämschen, und da trifft mich manchmal jemand in meinem gegenwärtigen an, das nicht zum besten aussieht.
Lebe recht wohl und behalte mich so von Grunde des Herzens lieb wie ich Dich.
Jena, den 19. Februar 1802.
G.
[Weimar, 20. Februar 1802.]
Daß Deine Arbeiten gut von Statten gehen, freut mich; daß ich aber Dich noch so bald nicht sehe, ist mir nicht recht. Mit dem Professor geht es alle Tage besser. Mit Doctor ist es so schlimm nicht, als er sich es denket; er glaubt gewiß, daß er stürbe, denn er denket, er habe ein Brustgeschwüre. Aber Hunnius sagt, es wäre ein starkes Katarrhalfieber. Er klagt aber auch sehr über den Unterleib. Mit den beiden Kranken habe ich aber wegen des Essen recht meine Noth und muß wieder sehr meine Geduld beweisen. Früh fahre ich mit dem Professor aus, und Nachmittags fahre ich ein Stündchen Schlitten, um mich von meiner Noth zu erholen. Und nun gibt es diese Woche auch nichts zu tanzen, denn es ist kein Liebhaber-Concert auf den Sonntag. Und die nächste Woche kommt alles zusammen. Den nächsten Freitag ist Ball auf dem Stadthause, wozu ich eingeladen bin; den Sonntag drauf ist Concert und Ball; den Dienstag ist Redoute. Das ist starke. Sehr viel, was ich nicht gut schreiben kann, habe ich Dir zu erzählen. Die eine Geschichte muß zu bösen Häusern ausgehen, es ist gar zu starke; man führt sich am Arm über die Straße, und ist gar zu arg zärtlich. Es war auch große Schlittenfahrt hier, und der Herr von Kotzebue fuhr die Frau Gräfin; und wenn ich ausgehe, oder wir fahren aus, so stehn die schwarzen Schecken immer vor der Thüre. Ich und der Professor haben immer unsern Spaß darüber.
Leb wohl und behalte mich ja recht lieb. Und vergiß mich mit der Seife nicht.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich habe mich sehr gefreuet über den schönen Abguß, den Sie mir heute geschickt haben. Gestern Abend hat mir der kleine Wolzogen ein Geschenk mit einem silbernen Rubel gemacht. Vor einigen Tagen habe ich auch von dem Doctor Meyer einen Abguß von einem Silberlinge bekommen. Ich freue mich auf die schönen Sachen, die wir in der Auction erstehen werden. Den armen Karl Schiller habe ich am Donnerstage besucht. Er hat einen bösen Husten und sieht sehr dürre aus. Er muß eine sehr große Menge Arzenei einnehmen und darf nicht an die Luft. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 20. Februar 1802. A. Goethe.
*
*
Lieber Vater!
Ich hoffe, daß Sie recht gut nach Jena gekommen sind und sich noch gesund befinden. Wollten Sie nicht die Güte haben und mir künftigen Mittwoch die übrigen geerbten Mineralien schicken, besonders wünschte ich die Akanticone zu haben. Am Donnerstage wurde ich vom Prinzen zu einem Abendbesuche eingeladen, wo wir sehr vergnügt waren. Außer mir und Staffen war nur noch der junge Marschall da. Wir spielten in dem Garten; belustigten uns mit der Laterna magica und aßen Zuckerbrezeln. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 6. März 1802. August Goethe.
Ich habe von denen Tagen, die ich hier zugebracht, nicht viel zu sagen, indem ich wohl einiges gelesen, aber nichts gearbeitet habe. Übrigens ist es hier ganz munter, indem Frau von Ziegesar mit ihrer jüngsten Tochter hier ist, bei Lodern wohnt und manche Gesellschaft veranlaßt. Übrigens denke ich, wenn ich nur Geduld habe, so wird mein dießmaliger Aufenthalt auch nicht ganz ohne Nutzen sein.
Schicke mir doch eine Flasche von dem Hendrichschen Goldwasser und schreibe mir, wie es übrigens bei euch aussieht.
Auch vergiß nicht, ein paar Gerichte eingemachte Bohnen zu schicken. Der Schinken ist sehr gut und wird immer zum Frühstück genossen.
Lebe recht wohl und behalte mich lieb.
Jena, den 9. März 1802.
G.
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für die Mineralien, die Sie mir heute geschickt haben. Diesen Morgen um halb sieben Uhr wurden wir durch Feuerlärm sehr schnell aus den Betten getrieben. Ich hielt anfangs das Stürmen für das Schlagen der Uhr, doch schienen mir die Schläge zu schnell auf einander zu folgen; endlich sagte mir die Köchin, es wäre Feuer. Es brannte die Esse im Hause des Landkammerraths Rühlemann. Das Feuer wurde aber bald gelöscht. Ich bin nicht sehr erschrocken, aber die Mutter war in großer Angst. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 10. März 1802. A. G.
Hierbei erhältst Du, mein liebes Kind, einen Brief an den Maler Hoffmann nach Cöln. Du lässest, wie wir abgeredet haben, das Kästchen, das in meiner Hinterstube liegt, in Wachstuch einnähen und lässest die gleichfalls beiliegende Adresse, welche mit der auf dem Brief völlig gleichlautend ist, auf das Wachstuch nähen. Da das Kästchen frankirt werden muß, und es eine Sache ist, die den Schloßbau angehet, so könnte der Bauinspector Steffany solches auf die Post schicken und selbst frankiren. Wolltest Du mir die Sammtweste und außerdem noch ein paar leichte ordinäre Westen schicken, weil es für die dicken Westen jetzt zu warm wird. Sonst weiß ich nicht viel zu sagen, als daß es mir ganz leidlich geht, ob ich gleich nicht sonderlich fleißig gewesen bin. Lebe recht wohl und grüße August schönstens.
Die inliegenden Briefe laß gleich besorgen. Wegen des Skeletts sprich etwa mit Dr. Meyern, daß er es mir überläßt. Ich will ihm recht gute Kupfer dagegen geben, auch wohl Geld. Da ich Lodern, bei meinem hiesigen Aufenthalt, gar zu manches schuldig werde, so will ich ihm gern diese Artigkeit erzeigen. Lebe recht wohl, genieße der schönen Tage und liebe mich. Jena, den 12. März 1802.
G.
Wenn die Exemplare meiner letzten Gedichte, welche ich Deinem Bruder gegeben, damit er sie binden lasse, gebunden sind, so schicke mir zwei Exemplare davon herüber.
Auch bitte ich noch um 6 Bouteillen rothen Wein.
[Weimar, 13. März 1802.]
Am Mittewoch war unser Pachter bei mir und wünschte gar zu sehr, daß eins nunter käme, um die Quelle zu sehen im Tröbel, die gar zu stark wär. Gestern bei dem schönen Tag ließ mir Gustel keine Ruhe, ich mußte mit, und wir nahmen den Doctor mit. Und ich muß sagen, ich hatte mir es so stark nicht vorgestellet; aber wenn man zumzu Tröbel 'nein geht, so hört man es schon rauschen, und man hat einen kleinen Graben durch den Sandweg gemacht nach der Wiese zu, und bis bei die alte Linde steht ein kleiner Teich, und wenn es so bliebe, so könnte man den ganzen Tröbel damit wässern. Der Pachter wünschte aber, daß Du es sähest, damit Du es angäbest, wie man es machte. Er denket schon, er verliert ein bißchen Gras. Ich dächte aber, man sähe erst zu, ob es auch bliebe. Wenn Du wieder zurückkommst, so wollen wir nunter, es geht sehr gut auf der Chaussée. Wir fuhren um halb 10 Uhr und um halb 12 Uhr waren wir da. Es sieht aber recht wirthschaftlich und gut aus; der ganze Hof ist lauter Mist, man sieht fast gar keine SotteSode mehr. Und die Rinne übern Hof kam mir vor wie bei einem Salzwerke. Wir gingen nach Tische nach Nieder-Roßla, und um 7 Uhr waren wir wieder in Weimar. Und so haben wir den schönen Tag recht genossen. Morgen ist wieder Concert und Ball. Der Gustel sagt mir, er würde mit meinem Bruder die nächste Woche zu Dir gehn. Da könnte ich mitkommen, weil ich gern, wenn Du noch lange weg bliebest, verschiednes mit Dir sprechen wollte. Wir führen etwas frühe aus, und ich führe Abends wieder zurück. Denn er hat große Hoffnung, bei der Auction zu sein. Leb wohl und gedenke mein.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Am Freitage bin ich mit meiner lieben Mutter und dem Doctor Meyer in Roßla gewesen. Wir fuhren nach 9 Uhr von hier weg und waren um 11 Uhr unten. Der Pachter war nach Leipzig gereiset. Der Brunnen im Tröbel ist so hoch gestiegen, daß er übergelaufen ist. Man hat daher von demselben einen kleinen Canal gegraben, worin das Wasser herab auf die Wiese läuft, wo auch schon ein kleiner Teich entstanden ist. Den Nachmittag gingen wir nach Nieder-Roßla, um den Herrn Wirsing zu besuchen, wir trafen aber nur seine Tochter. Um 7 Uhr waren wir wieder in Weimar. Leben Sie recht wohl. Weimar, den 13. März 1802.
A. G.
Da ich Gelegenheit habe, Dir einige Worte zu sagen, so schreibe ich Dir was von unserm gestrigen Concert und Ball. Das Concert war sehr schön, besonders sang die Mademoiselle Jagemann recht hübsch, ferner die Frau von Schiller; mir kams vor, als wäre die Composition von Zelter, denn es hatte Ähnlichkeit mit ›Dem Gott und der Bajadere‹. Der Ball war nicht sehr voll, aber schön. Nun sind unsere Tanzlusten auch bald vorbei. Den Sonntag über 8 Tage ist das letzte Concert; da solltest Du hier sein und mitgehen. Bis dahin bist Du ja auch wohl wieder bei uns. Übrigens ist alles uneinig, und niemand weiß recht, wozu [er] sich halten soll. Die Schätzchen sind kratzig und sehen erbärmlich aus, blieben auch nicht zum Ball gestern. Der Herr Gerning ist auch wiederNach wieder fehlt ein Wort (etwa unschlüssig) und weiß nicht recht, wohin er sich wenden soll. Das Wetter ist mir wegen meinen Gärten recht ungelegen gekommen; ich war auf so einem guten Wege, und nun kostethalte (Christiane wollte schreiben: hält es mich ... 14 Tage auf) es mich, ehe es alles wieder aufgeht, gewiß 14 Tage Zeit. Das ist recht ärgerlich; doch bin ich zufrieden, daß die Mistbeete fertig und der Spargel gegraben.
Sonst geht es mir recht wohl, ich freue mich, Dich bald wiederzusehen und Dir sagen zu können, wie lieb ich Dich habe. Leb wohl und denke auch bei den Äuglichen mannichmal an Deinen Haus-Schatz.
Weimar, den 15. März [1802].
Ich danke Dir, daß Du mir einige Nachricht vom sonntägigen Concert und von Deinem Wohlbefinden gegeben hast.
Gestern war ich mit Geh. Hofrath Loder in Drakendorf, wo wir vergnügt genug waren und bei schlechtem Wege spät nach Hause kamen. Weder Deinen Bruder, noch August werde ich diese Woche herüberkommen lassen, das Wetter ist noch so unfreundlich, daß jener sich in der Bibliothek und dieser im Freien übel befinden würde.
Sonntag, den 28., bin ich auf alle Fälle wieder in Weimar und gehe vielleicht mit in das letzte Concert, und hernach können wir ja einmal nach Roßla fahren. Ich bin selbst neugierig, an einem schönen Tag einmal wieder den Tröbel zu sehen.
Lebe recht wohl, grüße den Gustel; was in der Auction für ihn erstanden wird, schicke ich ihm bald hinüber, und gib ihm inliegenden Brief. Jena, am 15. März 1802.
G.
Gestern, da die Botenweiber fortgingen, wurde ich verschiedentlich gestört und habe daher einiges vergessen, welches ich heute nachhole.
Zuerst möchte ich einiges Geld, etwa 2 Carolin.
Zweitens ein hübsches Stück Schinken.
Drittens einige Gerichte Bohnen. Die letzten waren das einzige Gute und Schmackhafte, was ich die ganze Zeit zu Hause genossen habe. Auswärts gibt es manchmal noch einen guten Bissen.
Übrigens befinde ich mich ganz leidlich und denke nach und nach auf meine Abreise, um so mehr, als es dießmal mit arbeiten nicht recht gehen will. Grüße August und sag ihm, daß ich hoffe, morgen etwas Erwünschtes für ihn zu erstehen.
Jena, am 17. März 1802.
G.
Weimar, 17. März 1802.
Lieber, ich freu mich sehr, daß Dir es gut gehet und Du vergnügt bist. Ich bin auch heiter und wohl und mache allerlei Späßchen. Doch denke ich immer dabei an Dich. Denn nun ist es schon vierzehn Tage, daß Du weg bist, und mir kommts vor, als wäre es noch länger. Ich freue mich recht, Dich bald wiederzusehen. Alleweile kam der Bauinspector und sagte: der Herr Geheime-Rath Voigt schicke ihn her, es wäre der Schlüssel zu Deinem Pulte mir geschicket worden, und er wollte die 2 Quittungen von Hoffmanns und Schlevoigtschlämvoigt haben. Da habe ich [mit] dem kleinen Schlüssel aufgemacht und sie dem Bauinspector geben und habe es mir attestiren lassen, daß er sie rausgenommen hat. Das Allerneuste ist, daß in 4 Wochen Löwensterns kommen und in Fritschens Haus wieder ziehen; und der Herr von Kotzebue geht nach Berlin und von da nach Wien, wo er für immer bleiben will. Leb wohl und liebe Deinen kleinen Schatz.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Am Sonntage früh war ich bei dem kleinen Wolzogen. Ich hatte ihm vorher bleierne Soldaten gegeben, und er schenkte mir jetzt chinesisches Papier, auf welchem einige Charaktere stehen, seine Mutter gab mir einen Deckel von einem chinesischen Theekasten, worauf ein Bild mit einem Baume geklebt ist, auf welchem Früchte hängen und ein Vogel sitzt. Den Nachmittag war ich bei dem kleinen Stein, wo wir sehr viel marschierten. Renaldo führte sich nicht gut auf, so daß ihn sein Hofmeister wegführen mußte. Bei der Auction vergessen Sie die Orgel nicht und schicken Sie mir sie bei der ersten Gelegenheit. Leben Sie wohl. Weimar, den 17. März 1802.
A. Goethe.
Weimar, 20. März 1802.
Ich bin sehr vergnügt, Dich so bald wiederzusehen. Wir haben sehr viel zusammen zu besprechen; und ohne Schatz will mir es gar nicht gefallen. Den Montag schicke ich Dir den Wagen und Dienstag erwarte ich Dich mit Freuden. Alleweile höre ich, daß dem Gerning sein Vater gestorben ist.
Der August bittet, daß Du nicht böse wirst, daß er nicht geschrieben hat; er hat zu viel zu thun. Leb wohl.
*
*
Es geht mir hier ganz gut, indem ich schon einiges gearbeitet habe, was mir Vergnügen macht.
Was ich von Reimanns Anstalten sehe, gefällt mir recht wohl; auch hat er eine weit bessere Art als sein Bruder, indem er das, was er wünscht, nach und nach und gelegentlich anbringt.
Nun möchte ich gern diese Woche haußen bleiben und wünschte, daß Du mit August Sonnabend kämest, um mich abzuholen. Möchten Herr Hofrath Schiller und Herr Professor Meyer Sonntags herauskommen, um sich eine Motion zu machen, so wäre es recht artig, und wir führen, in zwei Wagen, Sonntag Abends wieder nach Hause.
Du müßtest aber auf alle Fälle etwas von Speisen mitbringen und auch Wein, so wie Du mir durch Überbringer dieses noch drei Bouteillen rothen Wein schicken mußt.
Wie bringen wir aber die botanischen Sträucher, die drinne eingeschlagen sind, herunter?
Lebe recht wohl und grüße den August.
Ober-Roßla, am 6. April 1802.
G.
*
*
[Weimar, 28. April 1802.]
Ich befinde mich leidlich wohl, bin aber sehr fleißig. Gestern bin ich den ganzen Tag auf dem Krautland gewesen und habe Kartoffeln und Türkisch Korn gelegt, und heute Morgen bin ich schon wieder um 6 Uhr in den alten Garten gegangen und habe da auch Kartoffeln gelegt. Es gibt nun sehr viel in beiden Gärten zu thun. Bei uns hat es heute schon recht gedonnert, und ich denke doch, daß wir nunmehro keine Nachtfröste mehr kriegen werden. Wenn es so bleibet, wie es itzo aussieht, so können wir ein rechtes gutes Obst-Jahr haben.
Leb wohl in größter Eile.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Gestern konnte ich nicht bei den Herrn Präsident gehen, weil ich zu dem Prinzen eingeladen wurde und ich es ihm nicht zum zweiten Mal abschlagen konnte. Ich ging um 5 Uhr zu ihm, und er führte mich sogleich zur Herzogin, welche uns sehr viel Zuckerwerk schenkte, das sie eben erst erhalten hatte. Nun gingen wir in den Garten, wo wir noch 7 andere Spielkameraden fanden. Auch war die Prinzessin mit mehreren Damen da. Einige Prager machten Musik. Wir bekamen bei dieser Gelegenheit einige sehr schöne Dinge zu genießen, Bisquittorte, Apfelsinen pp. Wir blieben bis 10 Uhr da. Weimar, den 28. April 1802. Leben Sie wohl. A. Goethe.
[Weimar, 1. Mai 1802.]
August und ich, wir hofften heute früh sehr auf ein Wort von Dir, und da wir gar nichts von Dir hörten, so betrübten wir uns sehr. Ich bin recht fleißig im alten Garten und freu mich sehr über die Baumblüthe; denn wenn es so bleibt, als es aussieht, so kriegen wir dieß Jahr Obst, daß wir nicht wissen, wohin damit. Das macht mich schon recht glücklich, und ich mache schon Rechnung wie das Milch-Mädchen. Auf den Mittewoch werde ich doch hören, wenn Du kömmst? Komm ja die nächste Woche, damit Du noch etwas von der Baumblüthe zu sehen kriegest; im obern Garten ist es ganz prächtig. Leb wohl. Ich freu mich schon, Dich bald wiederzusehen.
[Beilage: August]
Weimar, den 1. Mai 1802.
Lieber Vater!
Wir gingen am Donnerstage zu dem Herrn Präsident Herder. Da er aber in der Kirche die Confirmanden examinirte, gingen wir hinüber und hörten etwas zu. Um 11 Uhr erwarteten wir ihn, bis er kam. Weil er mich nicht kannte, fragte er mich nach meinem Namen. Auf seiner Stube sagte ihm Herr Eisert, was er bisher in den Religionsstunden mit uns getrieben habe. Nun fragte er mich und Ernsten nach unsernaus unserm Alter. Mich fand er alt genug, aber Ernst war ihm zu jung. Da er aber hörte, daß ich mich nicht gern allein confirmiren lassen möchte, so sagte er, daß wir beide in die Vorbereitungsstunden kommen sollten, wenn er es uns sagen ließe. Leben Sie wohl.
A. Goethe.
[Weimar, 2. Mai 1802.]
Gestern Abends nach der Komödie erhielt ich einen Brief von Geist, worin er 6 Bouteillen rothen Wein verlangte. Ich schickte auch gleich aus, ob kein bekannter Wagen da sei; aber ich konnte es nicht mit fortbringen. Ich schicke Dir ihn also durch diese Gelegenheit. Alleweile fahr ich nach Belvedere und probire das Pferd. Ich wollte aber lieber, ich wär in der Trießnitz, da muß es heut sehr schön sein. Wenn es über 8 Tage so schön ist, so will ich mit meiner Gesellschaft nüber. Leb wohl und denke an mich und schreibe mir, wie es Dir gehet.
Ich habe diese Tage nicht geschrieben, weil ich sehr fleißig bin, und mir, was ich vornehme, recht gut von Statten geht. An den heißen Tagen komme ich gar nicht aus, nur Abends gehe ich einige Stunden spazieren. Die Blüthen sind hier außerordentlich schön, wie sie bei der günstigen Witterung wohl weit und breit sein werden; besonders ists hinter Griesbachs Garten ganz bewundernswürdig.
Mit der Kost geht es recht gut, indem ich mit Herrn von Hendrich esse, der eine so gute Küche führt, daß man nur fast zu viel ißt und zu lange bei Tische bleibt. Ob ich Dich auf den nächsten Sonntag einladen werde, weiß ich nicht; denn da ich noch bis in künftige Woche hier bleiben kann, so wünsche ich, auf meine ganz ungestörte Weise meinen Weg fortzugehen.
So viel kann ich Dir melden, daß der zweite Aufzug, des bewußten Stückes, fertig ist, und wenn ich noch acht Tage Zeit habe, so kann wohl der dritte sich dazu gesellen.
Schicke mir noch einige Fläschchen Port und Madera! Wenn Du ein gut Gericht Spargel hast, so schicke es doch auch, denn daran fehlt es hier gar sehr, besonders da die Griesbachischen, welche nun zu lange stehen, anfangen abzunehmen.
Jena, den 4. Mai 1802.
G.
[Weimar, 5. Mai 1802.]
Ich freue mich sehr, daß [es] Dir so gut mit Deiner Arbeit geht. Mir geht es auch wieder etwas besser, aber ich bin einige Tage recht krank gewesen. Ich werde wohl einmal etwas Ordentliches brauchen müssen, denn es ist mir schon eine ganze Zeit nicht recht wohl; ich glaubte aber immer, es sollte wieder vergehen. Wenn ich nicht geglaubt hätte, daß es Spargel genug gebe, so hätte ich Dir schon längstens welchen geschicket, aber heute ist er gerade nicht so dicke als die Zeit, wo es so warm war. Wir haben keinen gegessen; ich habe vor 2 Thaler 12 Groschen verkauft. Wenn es nur erst wieder gutes Wetter wird, daß man wieder in Garten gehen kann.
Ich freu mich recht, wenn Du wiederkömmst, etwas von dem neuen Stück zu hören. Wir haben hier eine Ariadne gesehen, das war vor Lachen nicht auszuhalten; ich will Dir sehr viel davon erzählen. Cordemann als Theseus kam einem wie [ein] Gott dagegen vor, und alle Zuschauer waren froh, daß er Ariadne verlassen hatte. Adieu, mein Lieber, Bester, leb wohl und behalte mich recht lieb.
Die Bücher gehören meinem Bruder.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich befinde mich recht wohl. Am Sonntage war ich bei Egloffsteins, wo wir gespielt, gemalt, gegessen und getrunken haben. Die Schauspielerin Elise Bürger gefiel mir am Montage als Ariadne gar nicht. Sie hatte ihren Rock weit über die Knie aufgesteckt und hinten eine lange Schleppe daran, welches nicht schön aussahe. Ihre Declamation war den Ohren sehr unangenehm, auch sprach sie traurige Dinge in einem freudigen Tone, so daß man mehr lachte, als gerührt wurde, zumal da ihre Action sehr ungeschickt war. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb. Weimar, den 5. Mai 1802. A. Goethe.
Mir geht es noch immer ganz gut in meinen Geschäften und andern Arbeiten, und ich werde nun so bis zu Ende der andern Woche fortfahren.
Wegen Deines Befindens mußt Du einmal Hofrath StarkStarke [meist so] fragen und Dich alsdann auch zu der Verordnung halten. Ich glaube, daß Dir das Baden das Zuträglichste wäre, wenn Du Dich ordentlich abwartetest.
Grüße mir das Kind und gedenke an mich, der ich Dich immer herzlich lieb habe. Mehr sage ich nicht, denn weiter wüßte ich nichts zu sagen. Es geht ein Tag immer so stille nach dem andern hin.
Jena, den 7. Mai 1802.
G.
[Nachschrift links unter der Adresse]
Ich bitte noch um 6 Bouteillen rothen Wein.
[Weimar, 8. oder 9. Mai 1802.]
Ich befinde mich wieder etwas besser, aber ganz recht ist mir doch nicht, und ich kann auch nicht recht sagen, was mir fehlt. Auch schlafen kann ich fast gar nicht. Sobald der Schatz aber wiederkommt, so wird es schon wieder besser werden. Ich will mich diese Woche noch ganz mit meinem Garten beschäftigen, daß, wenn Du wiederkommst, es Dir recht bei mir gefällt.
Der August läßt Dich vielmals grüßen und entschuldigt sich, daß er nicht geschrieben hat; er hat gar zu viel zu thun.
Ich freu mich aber sehr, daß es Dir mit Deinen Arbeiten so gut geht, und noch mehr freue ich mich, Dich bald wiederzusehen. Leb wohl und behalte mich nur so lieb, wie ich Dich liebe.
Vorausgesetzt, daß ›Iphigenie‹ Sonnabend, den 15., gegeben wird, kommst Du Donnerstag Nachmittag herüber und logirst bei Madame Keil, wie Dir Dein Bruder weitläufiger erzählen wird. Es soll mich sehr vergnügen, wenn Du wieder einmal ein paar gute Tage in Jena findest. Das liebe Kind bringe auch mit, wir wollen ihn schon unterbringen.
Wäre aber ›Iphigenie‹, wie beim Theater so mancherlei vorfällt, nicht Sonnabend, so will ich noch acht Tage hier bleiben, weil meine Arbeiten gut von Statten gehen, und Du kämst Donnerstag über acht Tage. Weßhalb Du von Herrn Hofrath Schiller die beste Nachricht haben kannst.
Ich freue mich sehr, Dich und das Kind wiederzusehen, und bin guten Humors, weil ich verhältnißmäßig viel gethan habe. Könnte ich noch vierzehn Tage hier bleiben, so wäre das Stück fertig. Lebe wohl und liebe mich.
Jena, den 11. Mai 1802.
G.
Dein Bruder hat ja wohl die Gefälligkeit, indeß in unsrer Hinterstube zu schlafen, daß jene Seite nur nicht ganz allein steht.
Bringe einige Fläschchen Port und Madera mit, welche dem Herrn Kammerherr und Major sehr gut schmecken.
Dein Bruder wird erzählen, wie gut uns Madame Keil bewirthet hat.
[Weimar, 12. Mai 1802.]
Da ›Iphigenie‹ den Sonnabend gegeben wird, so werden wir uns morgen einfinden; ich denke nach 1 Uhr mit dem Gustel auszufahren und so um 4 Uhr bei Dir zu sein. Wir freun uns beide außerordentlich. Du hast uns eine rechte Freude gemacht. Aber wenn ich mich gleich recht nach Dir sehne, so hätte ich doch gewünschet, daß Du wegen Deiner Arbeit noch 8 Tage hättest dableiben können.
Mündlich ein Mehres. Leb wohl.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich habe von meiner lieben Mutter erfahren, daß wir Sie morgen abholen sollen, wenn die ›Iphigenia‹ auf den Sonnabend gegeben würde. Dieß Stück wird nun wirklich aufgeführt, und wir werden also morgen kommen. Den Brief an den Herrn Hofrath Blumenbach will ich noch heute vollenden. Am Sonntage war die gewöhnliche Sonntagsgesellschaft bei mir, und ich habe sie mit einer kalten Schale und gedörrten Zwetschchen gespeiset. Bei dieser Gelegenheit wurden Schiller und Brunnquell als Glieder der Gesellschaft aufgenommen. Leben Sie wohl. Weimar, den 12. Mai 1802.
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Ich sage nur so viel, daß es mir mit meiner Arbeit recht gut geht, und daß ich zur rechten Zeit hoffe fertig zu werden. Schicke mir den Wagen Donnerstag Abends. Freitag will ich einen Besuch in Drakendorf machen und den Sonnabend nach Weimar fahren; ob ich aber zu Tische komme oder erst gegen Abend, weiß ich nicht, Du erfährst es auf alle Fälle durch die Boten.
Lebe recht wohl, grüße das Kind und schicke mir noch zwei Flaschen Wein. Jena, am 8. Juni 1802.
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[Lauchstädt,] den 15. J[uli 1802.]
Ich freue mich sehr, daß es Dir gefällt und Dir so wohlgehet. Ich bin auch leidlich wohl, aber seit Du weg bist, habe ich mich sehr ennuyirt, und es will mir gar nicht gefallen. Wir hatten 2 schöne Bälle und haben wieder recht getanzt. Wie Du aber hier warst, so war alles schöner. Ich lebe in der Hoffnung, Dich bald wiederzusehen. Itzo will ich etwas anfragen. Den Dienstag gehet der Bote wieder nach Weimar, so sei so gut und schreibe mir, wennehr ich Pferde kommen lassen soll. Das Heimwehe quälet mich sehr. Leb wohl und schreibe mir bald ein Wort. Grüße meinen lieben August recht vielmal.
C. V.
[Lauchstädt, 16. oder 17. Juli 1802.]
Da ich von dem Wöchener erfahren habe, daß Du vielleicht erst Mittewoch zurückkommst, so will ich Dir nur schreiben, wie die Sachen stehen.
Der Professor muß bis Donnerstag fort, weil sein Quartier alsdann wieder besetzet ist, und ich habe doch auch Lust wieder zu Hause, denn bis Donnerstag bin ich 4 Wochen da. So wollte ich den Mittewoch die Pferde kommen lassen, und den Donnerstag ging' ich mit fort, weil mir alle zusammen auch nicht fort können. Ich führ freilich auch gern mit Dir; aber wenn Du noch so lange hier bleibst, wie Becker sagte, so würden es 6 Wochen, und es kostet überall Geld, denn man kommt keinen Tag ohne Geld weg. So wollte ich Dich um Deinen guten Rath bitten, ob ich die Pferde kommen soll lassen und soll mit dem Professor weggehen, oder ob der Professor von hier Pferde nehmen soll und allein fahren soll, und wir wollten zusammen fahren. Der Professor will gerne darüber Antwort haben. Ich möchte doch aber gern, ehe ich wegging', Dich noch über manches sprechen; ich sehne mich auch wieder recht nach Dir. Du mußt ja nicht böse werden, daß ich Dir einen Boten schicke. Ich möchte gerne wissen, wie [ich] es am besten und zu Deiner Zufriedenheit machte. Leb recht wohl und schreibe mir, wie alles werden soll.
Adieu, Lieber, und gedenke mein.
C. V.
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[Weimar, 4. August 1802.]
Mein Lieber, ich hoffe, daß Du glücklich angekommen bist. Mir geht es auch gut, nur daß ich niemals schlafen kann, wenn Du nicht da bist. Heute Nacht habe ich beinahe kein Auge zuthun können; ich weiß gar nicht, was das ist. Heute haben wir Wäsche, ich will sehen, daß ich mich recht müde mache, daß es besser wird. Ich sehe immer, daß ich Dich lieber habe, denn ohne Dich will mir es nirgends gefallen. Leb wohl und denke mein.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für die schönen Aprikosen, welche Sie uns geschickt haben. Am Donnerstage und Freitage stieg hier um 6 Uhr ein Luftball, welcher 36 Fuß hoch und 90 Fuß im Umfange war. Er stieg im ›Sterne‹ in die Höhe und an dem Fallschirme war ein Säckchen befestiget, in welchem sich eine junge Katze befand. Das erste Mal fiel er in unserm Garten nieder, und am Freitage nahe bei den Rädern der Burgmühle. Morgen soll er noch einmal steigen. Der Mineralienhändler, dessen Sachen ich gestern besehen habe, hat meine Mineralien auch gesehen und sie gelobt. Wir haben uns wechselsweise etwas geschenkt. Leben Sie wohl.
Weimar, den 7. August 1802.
A. Goethe.
[Weimar, 7. August 1802.]
Morgen wird mein Bruder mit Pferden kommen; der Nieder-Roßler Pachter hat sie angesehen und sagt, er sähe keinen Tadel daran, als daß die eine Mähne nicht so ausfiel' als die andere. Sobald als die Pferde aber heute bei mir ankommen, so will ich den Bauinspector und den Reitschmied kommen lassen und will Dir auch schreiben, was diese gesagt haben. Der Preis soll 32 Carolin sein; aber unsre Pferde [will er] nicht, er hätte noch 2 und könnte unsere Pferde nicht brauchen. Nun wär mein Rath dieser: wir behielten unsre Pferde noch bis heute über 8 Tage und ließen diese Woche noch das Holz reinfahren, und heute über 8 Tage verauctionirten wir sie. Darüber schreibe mir Deine Meinung. Unterdessen könnten sich die Füchse recht rausfüttern. Im Januar aber, sagt der Pachter, sollst Du den Stallmeister fragen, ob die Pferde gut sind. Und ich dächte, es ging' auch etwas von dem Preis ab. Wenn Dir die Pferde gefallen, und sie sind gut, so dächte ich, Du schriebst dem Bauinspector, daß dieser den Handel machte. Über alles dieses schreibe mir. Mein Bruder wird Dir auch alles mündlich sagen. Leb wohl und behalte Deinen Schatz lieb.
[Weimar, 11. August 1802.]
Lieber, es ist hier gar zu heiß; in meinen itzigen Umständen ist es beinahe nicht zum aushalten. Es ist mir überall, als wäre gar keine Luft mehr zu kriegen, und schlafen kann ich gar nicht. Es ist nur gut, daß noch etwas Wasser im Keller ist; das werde ich aber wohl austrinken, denn Bier macht mir noch mehr Hitze, und Wein darf ich wegen dem vielen Blute gar nicht trinken. Wenn nur der Hofrath einmal wiederkömmt, daß ich mit dem ordentlich sprechen kann. Ich glaube, wenn die Hitze nicht wäre, so wäre ich ganz wohl, denn es ist wohl nur vom Blute.
Die Pferde haben wir nicht behalten. Vor das erste waren sie vor den Preis nicht schön genug; vor 2. hat der Kutscher bei dem Herüberfahren noch allerlei Fehler entdeckt. Bis Dienstag werden wir mit unsern Holzfuhren fertig, alsdann wollen wir unsre verkaufen. Der Herr Stallmeister von Jena hat einen Kaufmann zu dem großen, und zu dem kleinen wird sich schon auch einer finden. Wenn sie mit dem Holze fertig sind, füttere ich sie noch ein paar Tage gut, und dann will es der Kutscher den Herrn Stallmeister wissen lassen.
Ich wünsche Dir, recht wohl zu leben, und bitte mich recht lieb zu behalten.
Hier folgt das Geld vor Götzen. Geist hat es vergessen mitzunehmen.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für die schönen Aprikosen, die uns diesen Morgen sehr erquickt haben. Ich bedauere Sie sehr, daß Sie bei der drückenden Hitze gerade in Jena zubringen müssen. Heute wird hier eine Frau begraben, welche auf dem Felde umgefallen und todt geblieben ist. Der Mineralienhändler wird heute in Jena eintreffen und Ihnen seine Sachen zeigen. Sein Sie so gütig und schicken Sie mir die Mineralien, welche entweder in oder auf der braunen Kommode in einem Kästchen liegen. Grüßen Sie den Onkel und behalten Sie mich lieb. Weimar, den 11. August 1802.
A. Goethe.
[Weimar, 14. August 1802.]
Ich bin itzo sehr fleißig und beschäftige mich mit allerlei. Ich bleiche mein gutes Tischzeug, das diesen Winter sehr viel bei den Kränzchen gelitten hat, bin viel im alten Garten und lebe so stille hin. Geist soll dem Herrn Stallmeister sagen, daß der Mann, der das große Pferd haben will, soll den Donnerstag kommen, wenn er es noch haben will; und den Mittewoch kann mir Geist deßhalb Antwort schreiben. Der August ist sehr artig und recht freundlich mit mir; er ist so gefällig und zuvorkommend, als er noch nicht gewesen ist, und wir sind beide recht vergnügt zusammen. Leb wohl und behalte Du auch Deine Kinder recht lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für die schönen Aprikosen und Pflaumen, welche mir heute als Morgenbrot so gut geschmeckt haben. Die Äpfel, welche Sie uns am Donnerstage geschickt haben, schmeckten ganz vortrefflich. Mit dem Theatergepäcke werden nun auch bald die Kasten mit meinen Mineralien ankommen, welche ich dann aufmachen und auspacken werde. Gestern sind die mehresten Schauspieler angekommen. Sagen Sie dem Onkel, er möchte mir doch auch einmal schreiben, dann wollte ich ihm auch ein Briefchen schicken. Leben Sie wohl. Weimar, den 14. August 1802.
A. Goethe.
Ich wünsche, daß es euch diese Zeit über möge wohlgegangen sein. Ich habe mich ganz leidlich befunden, ob gleich einige unangenehme Dinge vorgekommen sind, z. B. daß des Herrn von Hendrichs Sohn ertrunken ist, wodurch ich auch mit berührt worden bin. Dießmal wüßte ich weiter nichts zu sagen und zu verlangen. Ich wünsche nur, daß der Pferdehandel leidlich möge von Statten gehen.
Ich schicke wieder einiges Obst und denke, daß ihr euch in euren Gärten etwas dabei zu Gute thun sollt.
Thue Dir, mein liebes Kind, überhaupt etwas zu Gute und gedenke an mich mit Liebe.
Jena, den 17. August 1802.
G.
[Nachschrift unter der Adresse]
Herr Geh. Hofrath Loder bittet Sie ergebenst, ihm die Lorgnette, welche er Ihnen einstmals in der Komödie geliehen hat, wieder gefälligst zuzuschicken.
[Weimar, 18. August 1802.]
Der Vorfall mit des Herrn von Hendrichs Sohn hat mich auch recht erschreckt, und so mehr, da August auch immer in der großen Hitze Lust hatte zu schwimmen und zu baden. Ich ließ es aber nicht zu. Mit den Pferden wollen wir uns nicht übereilen, denn hier folget ein Brief, wo Dir wieder ein paar angeboten werden. Und der Stallmeister sagte, vom Preis ging' auch etwas runter. Ich läugne nicht, daß ich itzo mehr als jemals wünschte, daß wir Pferde hätten, weil ich mir wegen meines Fußes wenig Bewegung machen kann, und sie mir doch so noth thut. Am Sonntag wagte ich es, mit Ernestine und August nach Belvedere zu gehen. Aber bei dem Heruntergehen ward der Schmerz sehr groß; es bekam mir aber, und ich konnte die Nacht recht gut schlafen. Schreibe mir aber doch so bald als möglich, wenn eine Gelegenheit herüber geht, wie es mit meinem Bruder geht. Man sagt hier, er hätte das hitzige Fieber. Und er hat auch heute nicht eine Silbe geschrieben. Seine Frau weiß noch nichts und soll auch nichts erfahren. Aber ich bin selbst auch deßhalb wegen Dir in Angst. Über etwas bin ich auch recht verdrüßlich: daß die Bohnen nicht gerathen; denn wir haben noch keine kochen können. Wenn nun die Nächte so kalt bleiben, so wird auch wenig wachsen. Wenn in Jena etwa was zum einmachen zu haben wäre, so soll Geist welche kaufen und sie mit Gelegenheit rüber schicken, daß ich im Nothfall nur etwas vor Dich einmachen kann.
Leb wohl. Und ich hoffe Dich auch bald wiederzusehen.
Den Brief vom Doctor schicke mir auch wieder zurück, weil ich ihm gleich antworten will.
Alleweile erfahren wir, daß morgen die Herzogin Mutter eine freie Redoute gibt! Das wird ein schöner Spectakel werden. Aus Neugier müssen wir doch auch hingehen. Sollte jemand rüber fahren, schreibe mir ja, wie [es] mit meinem Bruder steht. Adieu, Lieber.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für die schönen Aprikosen, Pflaumen und Birnen, welche Sie uns geschickt haben. Die großen Birnen und Pflaumen waren ganz vortrefflich, und das übrige Obst hat mir auch sehr gut geschmeckt. Der Herr Doctor Meyer hat mir geschrieben, und ich bin jetzt beschäftiget, ihm einen langen Brief zu schreiben, worin ich ihm meine Reise erzählen will. Die Kasten sind von Lauchstädt angekommen, und ich habe alles ausgepackt und ordentlich in einen Kasten gelegt. Das große Stück mit den Pflanzenabdrücken ist gut erhalten angekommen. Grüßen Sie den Onkel und erinnern Sie ihn nochmals an ein Briefchen. Leben Sie wohl.
Weimar, den 18. August 1802.
A. Goethe.
Dein Bruder bringt diesen Brief selbst und wird Dir die Geschichte seines Übelbefindens erzählen.
Den Brief wegen der Pferde sende ich zurück. Ich wünschte freilich, daß wir endlich auf gute Weise zu ein paar brauchbaren Geschöpfen kämen; besonders bei diesen schönen und warmen Tagen hättest Du sie wohl brauchen können.
Der Brief von Dr. Meyer liegt auch bei, grüße ihn von mir, wenn Du schreibst.
Wegen Bohnen zum einmachen ist auch hier noch nichts zu thun; doch will ich der Trabitius Auftrag geben. Vielleicht schicke ich bald etwas, oder bringe es mit.
Ich verlange sehr, euch bald wiederzusehen. Grüße mir das liebe Kind, und macht euch auf der Redoute einmal wieder lustig.
Jena, den 19. August 1802.
G.
Das beikommende Obst laßt euch schmecken.
[Weimar, 21. August 1802.]
Daß ich Hoffnung habe, Dich bald wiederzusehen, freut mich sehr, denn ich war Zeit her sehr verdrüßlich. Und was einen so verdrüßlich und mißmuthig macht, das ist, daß man hier nichts als traurige GeschichtenGeschidnih [vielleicht beabsichtigt Geschehnisse hört. Es sind in kurzem drei greuliche Sachen geschehn, die ich Dir mündlich ausführlich erzählen will. Nun von der Redoute! Der große Spaß war, daß alles hin ging, um die Preußen zu sehen, und es kam auch nicht einer hin. Ich habe 2 Tänze und eine Quadrille getanzt und bin dann wieder zu Hause gefahren; habe aber von allen Damen großen Beifall wegen meines Kopfputzes gehabt, es sahe auch bei Nacht ganz wie gediegenes Gold aus, wovor ich Dir nochmals danke. Heute ist es wieder sehr heiß, da muß ich allemal recht viel am Fuß leiden. Wenn morgen die Pferde kommen, und sie sind brauchbar und schön, so schicke ich Dir sie den Montag. Du kannst alsdenn damit kommen, wenn Du willst. Ist es aber nichts, so schreibe mir den Mittewoch, ob ich Dir die alten schicken soll. Der Mann von Jena hat den Großen durch jemand ansehen lassen. Nun kann sich Geist deßhalb bei dem Herrn Stallmeister erkundigen, ob er ihn noch will.
Leb wohl und komm bald, damit Du auch noch etwas von den Levkojen im Garten siehest, sie sind just noch recht schön. Leb wohl und behalte mich recht lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich freue mich sehr, daß Sie nun bald wieder zu uns kommen wollen. Am Donnerstage wurde im Webicht von einem Schlosserburschen ein Kind todtgeschlagen, welches der Frau gehört, die an der Webichtsallee Eßwaaren und Getränke zu verkaufen hat. Der Mensch konnte der Frau das Getränk nicht bezahlen, das er zu sich genommen hatte. Darüber kommt er mit der Frau in Streit, und indem er nach ihr schlägt, trifft er das Kind und tödtet es. Andere sagen, er habe die That mit Vorsatz verübt. An demselben Tage war ich auch auf der Redoute, auf welcher sich aber nur ein einziger preußischer Offizier mit großen Stiefeln einfand. Ich ging nach 11 Uhr wieder fort, weil es mir nicht gefiel. Leben Sie wohl und kommen Sie bald zu uns. Weimar, den 21. August 1802.
A. Goethe.
[Weimar, 25. August 1802.]
Ich freu mich recht sehr, Dich wiederzusehen, und es ist aus vielen Ursachen auch recht nöthig, daß Du wieder hier bist. Ich habe heute sehr viel mit Bett-GeschichtenBet Gesichten zu thun und kann Dir also weiter nichts sagen, als daß ich mich unaussprechlich freue, Dich wiederzusehn. Leb wohl.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Sie haben uns heute wieder schöne Birnen und Pflaumen geschickt, wofür ich Ihnen also vielmals danke. Es freuet mich sehr, daß Sie künftigen Freitag wieder zu uns kommen wollen. Ich habe seit dem Sonntage einen bösen Hals und Kopfweh gehabt, ich bin aber jetzt wieder gesund. Gestern Abend habe ich einen großen Nachtvogel gefangen, welcher am Seifenkraute im Garten herumflog. Der Herr Professor Meyer hat sehr starke Zahnschmerzen. Er sitzt, in seinen Mantel eingehüllt, den ganzen Tag in der Stube. Den Brief an den Herrn Doctor Meyer hat die Mutter fortgeschickt. Leben Sie wohl. Weimar, den 25. August 1802.
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