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[Weimar,] den 20. [März 1798.]
Dienstags nach der Komödie.
Das Kind habe ich mit kaltem Kuchen doch wieder etwas beruhigt. Alleweile schläft er ganz ruhig. Die alte Kotzebuen habe heute nicht in der Komödie gesehen. Mir ist es heute sehr gramselich zu Muthe. Hier in meiner Stube sitzt alles um mich herum und strickt, das Bübchen liegt auf dem Kanapé, und es will mir ohne Schatz gar nicht gefallen. Die Liebe ist groß. Nun will ich in das Bette gehen und an Dich denken; Du denkest gewiß auch an mich. Morgen ein Mehres.
Den 21.
Mittewoch Morgens. Heute ist der Kleine, wie wirvivar aufstiegen, zu Herrn Meyern gegangen, der hat ihm kleine Kupfer geschenkt; das hat ihn sehr glücklich gemacht. Das Wetter ist abscheulich, man kann auch nicht einmal spazieren gehen. Ich gehe heute zur Bohlen. Du mußt das kleine versiegelte Schlüsselchen wieder in Gedanken eingeschlossen haben, ich kann es nicht finden; übrigens ist alles besorget, was Du befohlen hast. Leb wohl und laß Dir es wohl sein. Deine Kinder werden auch so vergnügt sein, als sich thun läßt. Adieu, mein Liebster. Schreibe mir ja den Freitag, wie Dir es gehet.
C. V.
Geist soll mir vor 2 Groschen Safflor auf den Freitag rüberschicken. Ich will mir etwas roth färben und kann hier keinen bekommen. Er kriegt ihn in Würzläden oder in der Apotheke.
Die beiden ersten Tage wollte es nicht recht gehen; da ich aber die Art schon weiß, wie es mir bei solchen Veränderungen zu Muthe ist, so wartete ich die üble Zeit mit ruhiger Beschäftigung ab und bin jetzt schon um vieles weiter.
Deine erste Sendung ist Mittwoch Abends wohl angekommen, und ich hoffe, daß mein hiesiger Aufenthalt wieder gute Frucht bringen soll.
Der Bauverwalter schreibt mir, daß sich abermals ein Pachter aus dem Blankenhainischen gemeldet habe, der durch den KöttendorferKettendorfer empfohlen ist. Ich wollte, es zeigten sich ihrer noch mehr, damit man die Auswahl hätte.
Lebe recht wohl und vergnügt und grüße den Kleinen, ich hoffe von ihm auch ein Briefchen zu erhalten.
Jena, am 23. März 1798.
G.
Weimar, den 24. März [1798].
Der Pachter FischerFiesser ist wieder bei mir gewesen und hat mir gesagt, daß er dreimal bei dem Bauverwalter gewesen wäre wegen der Puncten, die ihm vorgelegt werden sollten. Aber er hat noch nichts von ihm erhalten. Er wollte haben, er sollte ihm die Puncte schriftlich aufsetzen, und Fischer wollte es ihm alsdenn beantworten. Ich war auch bei dem Bauverwalter; da hat er schöne über Fischer losgezogen, und sagt, er hätte sich alle mögliche Mühe gegeben, daß er den Dritten bekommen hätte. Der Fischer weiß auch schon, daß der Pachter von Köttendorf einen in Vorschlag hätte; der Köttendorfer Pächter und der Bauverwalter sind sehr gute Freunde. Der Fischer meinte aber, vor dem wäre ihm nicht Angst, denn wenn Du den sähest, so möchtest ihn gewiß nicht, er wär auch nicht älter als der Hoffmann ihr Sohn und ein wahrer Bauer; und wenn er noch den Köttendorfer Pachter wollte, da könnte er auch das nicht geben, was er geboten hätte. Fischer hat auch von seiner Schwester die Anfrage an Dich, ob Du ihren Antheil auf dem Gute stehn lassen willst. Er hat mir gesagt, daß er nächstens in Jena was zu thun hätte, da würde er selbst mit Dir darüber sprechen. Dieses alles schreibe ich Dir nur, wie ich es gehört habe. Ich wünsche, daß es Dir recht gut gehn möge, und daß Du zuweilen an mich denkest. Mir sind alle wohl und vergnügt, und meine guten FreundinnenFridin lassen mich keinen Augenblick allein. Gestern habe ich bis Abends 11 Uhr die Stube voll Spinnerinnen gehabt und bin sehr vergnügt gewesen.
Leb wohl und behalt mich lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Sind Sie denn glücklich in Jena angekommen? ich bedaure Sie sehr, daß Sie bei dem garstigen Wetter immer zu Hause bleiben müssen und gar keinen Spaziergang machen können. Der Winter hat sich wieder bei uns eingestellt; alle Morgen, wenn ich aufstehe, sehe ich, daß in der Nacht Schnee gefallen ist, der aber bald wieder zu Wasser wird. Was macht denn der kleine Karl, ist er noch wohl und springt er recht vergnügt in seinem Hause herum? wenn Sie ihn sprechen, so seien Sie so gut und sagen Sie ihm einen Gruß von mir. Ich sehne mich recht sehr nach Ihnen, besonders des Abends, weil ich da nicht bei Ihnen sein und manches Schönes sehen und Nützliches lernen kann; ich tröste mich aber damit, daß Sie bald wieder nach Weimar zurückkommen werden. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Bis jetzt kann ich meinen hiesigen Aufenthalt weder ganz loben, noch ganz schelten; ich habe zwar schon manches bei Seite gebracht, aber das noch nicht gethan, was ich wünschte. Ich muß die guten Stunden abwarten und indessen thun, was sich thun läßt. Das Wetter hat mir die letzten Tage erlaubt, immer einige Stunden des Morgens spazieren zu gehen, wobei ich mich recht wohl befinde.
Hier schicke ich Dir eine Rehkeule, die Du mit Freund Meyer vergnügt verzehren magst. Mit meinem Essen geht es mir jetzt recht gut, und die beliebten Gemüse werden fleißig aufgetischt. Lebe recht wohl und grüße den Kleinen, für den ich ein Blättchen beilege. Jena, am 27. März 1798.
G.
Sei doch so gut und schicke mir wieder 1 Pfund Chocolade herüber
(Weimar, 28. März 1798)
In Eile will ich Dir nur schreiben, daß Du mir mit dem Rehekeulichen eine rechte Freude gemacht hast. Mir haben seit Montag gewaschen und getrocknet und heute bügeln mir, und die Stähle glühen, da kann ich Dir nicht mehr schreiben.
Leb wohl und behalte Deinen Haus-Schatz lieb.
(Beilage: August)
Lieber Vater!
Am vorigen Sonnabende bin ich im Schauspielhause gewesen und habe ›Cosa rara‹ gesehen. Die vielen Jäger, welche theils rothe, theils gelbliche Jäckchen anhatten, mit langen Spießen und Säbeln bewaffnet und mit schön glänzenden Waldhörnern versehen waren, haben mir sehr gut gefallen. Herr Benda machte mir aber nicht viel Spaß, denn er sang so lange Arien, wobei mir die Zeit lang wurde; doch gefiel mir dieß von ihm, daß er Steine in eine Stube warf, wo vier Leute aßen. Am Montage nach Mittag war ich mit Herrn Eiserten, dem kleinen Kästner und Fritzen im alten Garten, wo wir zuerst den Ball spielten und Veilchen suchten; hierauf bewaffneten wir uns mit Rechen und Hacken und fingen an, mein kleines Gärtchen von Laub und Unkraut zu reinigen, so daß es nun recht hübsch aussieht. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
Mit beikommendem Billet schickst Du die zwei Flur-Karten von Ober-Roßla an den Lieutnant Vent und besorgst die übrigen Einlagen.
Das Wetter ist mir hier gar nicht günstig, und ich habe bisher zwar manches gearbeitet, nur gerade das nicht, was ich wünschte. Indessen wird doch vieles vorbereitet, und man kommt weiter, ohne es selbst zu merken. Ich will noch einige Zeit Geduld haben, zuletzt muß es sich doch geben.
Ich hoffe, Du bist wohl und geschäftig; schreibe mir, womit ich etwa dem Kleinen zu Ostern ein Vergnügen machen könnte? Frage Herr Eiserten und kaufe allenfalls das Buch, was er neulich wünschte, oder was sonst Kindern für nützlich und erfreulich gehalten wird. Wenn Du ein Trinkgeld versprichst, so binden sie Dirs vor Ostern auch noch ein.
Wir müssen nun noch die ersten Tage der nächsten Woche abwarten, bis die Erklärungen der Interessenten wegen des Guts eingekommen sind; alsdann denke ich, wenn das Wetter nur einigermaßen erträglich ist, nach Roßla zu reisen und, durch eigne Ansicht, das Feld- und Hausinventarium gewissermaßen zu suppliren, denn man muß nun einige Schritte thun, um die Sache geschwind ins Klare zu setzen, weil man mit dem Entschluß des Verpachtens nicht lange zögern kann. Lebe recht wohl. Schreibe mir, wie es geht. Jena, am 30. März 1798.
[Weimar, 31. März 1798.]
Ich hatte mir mit meiner zu großen BeschäftigungBeschädigun eine Verkältung zugezogen und habe davor 2 Tage im Bette zubringen müssen; es ist aber wieder vorbei und es ist mir wieder wohl. Und heut will ich wieder in [die] Komödie gehen.
Hier folget der Brief an die liebe Mutter; schicke mir ihn den Mittewoch wieder, und den Freitag will ich ihn fortschicken. Das Kind ist recht gut und brav; ich will morgen mit Herrn Eisert sprechen und hören, mit was man ihm Freude macht. Und Du bist unser lieber Vater, der uns immer so gerne Freude macht. Wenn der Tag der Erklärung des Guts vorbei ist, und Du hast es erfahren, daß Du es bekommst, so hielt' ich vor sehr gut, Du ließst mich zu Dir kommen; ich habe vieles mit Dir wegen Fischers mündlich zu sprechen und von dem Bauverwalter, das ich Dir nicht schreiben kann. Die Fischern kommt immer zu mir und hat mir keine Ruhe gelassen, ich bin auch in Ober-Weimar gewesen und habe ihre Wirthschaft gesehen, die mir sehr wohl gefallen hat. Besonders haben die Leute sehr schönes Gefieder-Vieh, davon kannst Du Dich selbst überzeugen, wenn Du nach Ober-Weimar gehest. An Wäsche, Betten und Silber, so viel solche Leut brauchen, fehlt es ihnen auch nicht. Der Bauverwalter hat ihn aber 5 mal abgewiesen und ihm keine Puncte vorgelegt. Und wegen des andern Pachter will ich Dir auch, sobald ich Dich spreche, alles, was ich denke, sagen. Auch hat mir Treuter wieder sehr vieles wegen der Übergabe gesagt und besonders wegen eines neuen Pacht-Contracts und eines neuen Inventarium, worüber ich Dich selbst zu sprechen wünschte. Oder wenn Du es gewiß weißt, daß Du das Gut hast, so komm nach Ostern herüber, da ist im Hause alles wieder in Ordnung, und verpachte es hier und bringe die GeschichteGeschiede bei Seite und gehe alsdann wieder nach Jena. Und vielleicht geht es auch alsdann besser mit Deiner Arbeit, denn bei der Pacht-Sache müssen mir noch vieles miteinander schwätzen. Oder komm zu Ostern, wie Du willst. Schreibe mir nur einen Tag vorher, damit Du alles in der größten Bequemlichkeit findest. Die MadonnaMadtom, wovon Du Herrn Meyern geschrieben hast, wird Dir künftigen Montag Herr von LützowLiezo recht wohlbehalten überschicken. Er fährt allein nüber, da habe ich ihn darum gebeten, daß er sie mitnimmt. Schreibe mir über alles Deine Meinung. Ich dächte, es wär das Beste, Du kämest bald herüber und brächtest hier alles in Ordnung, und gingst zu besserer Jahrzeit wieder nüber. Leb wohl und behalte Deinen Schatz lieb.
C. V.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für den schönen Brief, den Sie mir vorigen Mittwoch geschickt haben. An eben diesem Tage gingen wir des Nachmittags in den alten Garten und machten uns das Vergnügen, mein kleines Gärtchen umzugraben. Wir hatten aber kaum eine halbe Stunde gehackt und gegraben, als es mit einemmal heftig zu graupeln anfing, so daß wir geschwind in das Gartenhaus laufen und lange warten mußten, ehe es zu graupeln aufhörte und wir trocken nach Hause kommen konnten. Auch muß ich Ihnen, lieber Vater! die Neuigkeit schreiben, daß ich meinen Brief an die liebe Großmama geendigt habe. Wollen Sie ihn lesen, so sein Sie so gütig und lassen mir es wissen, daß ich Ihnen denselben nach Jena sende. Leben Sie wohl und behalten Sie mich recht lieb.
August Goethe.
[Weimar, 2. April 1798.)]
Lieber Schatz,
Der Bote ist zu mir gekommen und fragt, ob ich was zu bestellen hätte. Da schicke ich Dir, was eben angekommen ist. Du kannst mir vielleicht durch diesen auf meinen Brief antworten. Ich möchte Dich gar zu gerne sprechen; ich dächte, Du schriebst mir, daß Du bald kämst. Leb wohl. In Eile.
Durch den rückkehrenden Boten sage ich Dir nur so viel, daß der Herzog Mittwoch hierher kommt und den Donnerstag bleibt, so daß ich also vor Freitag nicht nach Weimar könnte, wenn ich auch wollte.
Heute ist der Termin herum, und ich muß nun abwarten, was die Commission resolvirt. Sobald ich das weiß, wird sich das Übrige geben. Ich glaube selbst, daß es am besten ist, wenn ich hinüber komme, damit alles besprochen und auf einmal abgethan werden kann; darüber sollst Du bald das Nähere hören.
Lebe recht wohl. Grüße das Kind und lob ihn, daß er seinen Brief an die Großmama wieder so gut geschrieben hat. Jena, am 2. April 1798.
G.
Ich kann Dir heute nur wiederholen, was ich gestern schon gesagt habe: daß ich die paar Tage abwarten muß, bis ich mich entschließen kann; Donnerstag Abends erfährst Du das Nähere durch des Herzogs Leute, welche zurückkehren. Ich habe Herrn Meyer den Vorschlag gethan, mit der Kutsche, die mich abholt, herüber zu gehn und eine Zeit lang hier zu bleiben. Er kann recht bequem im Schlosse wohnen, das jetzt ganz leer ist.
Lebe hübsch wohl und grüße den Kleinen. Auf das, was Du mir etwa morgen mit den Botenweibern überschreibst, kannst Du auf den Donnerstag Abend Antwort haben. Ich bin fleißig, es ist mir aber doch nicht gegangen, wie ich wünschte. Jena, am 3. April 1798.
G.
[Weimar, 3. April 1798.]
Daß Du [das] Gut bekömmst, ist gewiß, denn die Hoffmann macht schon alle Anstalten in ihrem andern Hause; ich habe deßwegen recht herum geschwätzt und überall etwas zu unserm Besten gehört. So was läßt sich aber nicht schreiben, dieses muß man, wie mir es heißen, selbst begieren. Des Hauses wegen kannst Du kommen, wenn Du willst; es ist alles bereitet. Aber im Garten oben ist nichts gethan, das Wetter war zu schlecht; ich glaubte, ich wollte es zwingen, und weil es gestern schien, als wollte es besser werden. Aber heute ist es wieder abscheulich. Ich bin nun in den 14 Tagen nicht ausgekommen als in die Komödie. Der Gustel hat große Lust, mit dem Herrn Meyer hinüber zu fahren, dem Karl den Brunnen zu bringen und Dich abzuholen. Ich dächte, das ginge an. Willst Du, wenn gutes Wetter ist, daß ich auch mitkommen soll, so bin ich auch bereit; wenn aber nicht, so erwarte ich Dich auch gern zu Hause. Leb wohl und antworte mir auf den Donnerstag.
(Beilage: August)
Lieber Vater!
Am letzten Sonnabende ging ich in das Komödienhaus, um die ›Hochzeit des Figaro‹ zu sehen. Dieses Stück hat mir sehr gefallen, besonders habe ich über die alte Marzeline sehr viel lachen müssen, weil sie sich immer so steif verneigte und sich häßlich gemalt hatte. Auch hat mir der Musikmeister, den Herr Benda vorstellte, sehr viel Spaß gemacht; er hatte einen dicken Bauch, einen schwarz gemalten Bart, und veränderte seine Sprache immer auf eine sehr komische Art. Herr Becker als Schloßgärtner konnte sich recht gut betrunken stellen, er taumelte von einer Ecke zur andern und konnte kein Wort ganz herausbringen, so schwer war ihm seine Zunge. Den Sonntag darauf bin ich sehr vergnügt gewesen. Der kleine Unrein, Schwarze, Kästner und der kleine Rühl waren bei mir; da spielten wir mit den bleiernen und hölzernen Soldaten. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Unser hoher Gast ist heute nicht gekommen, das Wetter ist so abscheulich und bei dem Schmutz der Aufenthalt hier gar zu unangenehm; ich werde also wohl Freitag oder Sonnabend zu Dir kommen, je nachdem die wenigen Geschäfte, die noch vor mir liegen, abgethan sind. Grüße Herrn Professor und sag ihm, daß wir eine bessere Zeit abwarten wollen, um hier einige vergnügte Tage zusammen zuzubringen. Ich nehme eine Kutsche von hier, und so sehen wir uns bald wieder. Ich wünsche Dir recht wohl zu leben. Grüße den Kleinen. Jena, am 4. April 1798.
G.
*
*
Diese ersten Tage habe ich zwar noch nicht das Rechte, aber doch schon mancherlei gethan, und da es hauptsächlich darauf ankommt, daß ich vieles in Ordnung und in Gang bringe, so ist mein jetziger Zustand ganz günstig. Wenn ich nur erst vier Wochen unablässig so fortgearbeitet habe, so wird alles schon anders aussehen. Grüße Freund Meyer und sag ihm, daß ich unsere gemeinschaftlichen Arbeiten vorgenommen, durch- und überdacht habe, und daß die Sache bald in Gang sein wird. Eine allgemeine Übersicht wird er finden, wenn er herüber kommt.
Wegen der Nahrung geht es nicht ganz so gut. Da Schillers im Garten wohnen, muß ich sehen, wie ich es mit der Trabitius mache; ich wollte es im Ballhaus probiren, es ging aber nicht. Ich will indessen schon sehen, wie ich zurecht komme, sei nur so gut und schick mir ein Fläschchen von unserm gewöhnlichen Öl zum Salat. Denn das beste hier ist nicht eßbar.
Das Wetter wird bei euch auch noch immer regnig sein, ich habe noch kein Pyrmonter getrunken.
Grüße den Kleinen. Heute früh wurden in der Mühllache Schafe gewaschen, da hätte ich ihn wohl zu mir gewünscht.
Lebe wohl und sei fleißig, ich hoffe Dir auch bald Nachricht zu geben, daß meine Geschäfte gut gehen.
Jena, am 22. Mai 1798.
Ersuche doch Herr Meyern, daß er mir ein kurzes Verzeichniß schickt, mit welchen Materien, die in unserm Werke abgehandelt werden sollen, er vor Ende dieses Jahrs fertig zu werden glaubt?
Weimar, den 22. Mai [1798], Abends.
Nun, mein allerbester, superber, geliebter Schatz, muß mich ein bißchen mit Dir unterhalten, sonsten will es gar nicht gehen. Erstens muß ich Dir sagen, daß ich Dich ganz höllisch lieb habe und heute sehr hasig bin; zweitens, daß ich am Montag meine Wäsche aufgeschoben habe wegen des übeln Wetter, und erst heute Nacht gewaschen wird, und ich sehe zu meinem größten Vergnügen, daß das Wetterglas steiget. Drittens habe ich mit Fischer gesprochen. Der will, sobald der Herr Geheimer Rath Voigt wiederkömmt, gleich das Geld hinbringen. Viertens war die Frau PastorinPstadorin von Rossel bei mir, welche ich sehr gut gefüttertgefüeder habe und welche sich es für eine große Genade schätzt und sehr glückselig ist, wenn mein Vortrefflicher bei ihr logiren will. Fünftens sind die Hochzeiten sehr mit Pracht und Herrlichkeit begangen worden; es ist das ganze Komödien-Hauß mit Guirlanden von lebendigen Blumen ausgeschmücket gewesen und soll alles außerordentlich schön gewesen sein. Heute bin ich auf dem Jahrmarkt gewesen und habe mir Seife gekauft. Nun hoffe ich aber auch, daß mein Allersuperbester auch ein Laubthälerchen an mich wenden wird, weil ich so ein großer tugendhafter Schatz bin. Für heute Abend leb wohl, morgen ein Mehres.
Den 23. Morgens.
Daß Dir es mit dem Essen nicht gut geht, betrübt mich; ich wünschte, ich könnte mich alle Tage ein paar Stunden unsichtbar machen und Dir kochen, da sollte es wohl schmecken. Die alte Götzen könnte aber der Trabitiusen alles sagen, wie Du es gerne issest, und laß Dir ein paar junge Hasen schießen, und es gibt auch schon in Jena junge Hühner, habe ich gehört. Hier schicke ich Dir was Spargel. Und nun muß ich Wäsche aufhängen. Leb wohl. Bald ein Mehres.
Behalt mich lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ist es denn in Jena einige Tage daher auch so kaltes und windiges Wetter gewesen, und hat es auch so viel geregnet wie hier? Unser Jahrmarkt hat gar keinen guten Anfang genommen, am Montage regnete es beinahe den ganzen Tag, welches mich verhinderte, den Markt zu besuchen. Dieß konnte daher erst gestern Nachmittag geschehen, das ich auch in Gesellschaft meiner Tante, der Frau Fischern und meiner lieben Mutter that. Meine Tante hat mir einen englischen Bleistift, meine Mutter einen Groschen, mein Onkel auch einen Groschen, die Frau Fischern eine Apfelsine und Herr Fischer ein Federmesser zum Jahrmarkt geschenkt. Ich selbst kaufte mir ein Pennal für achtzehn Pfennige, ein paar Strumpfbänder und für sechs Pfennige zwölf kleine Pfefferscheiben, die mir recht gut geschmeckt haben. Heute will ich mit Mienchen von Ober-Weimar wieder auf den Markt gehen. Grüßen Sie den kleinen Karl und die Frau Trabitius von mir und leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
[Weimar, 23. Mai 1798.]
Lieber Schatz, ich schreibe Dir nur mit wenig Worten, daß ich heute Wäsche trockne und dazu schönes Wetter habe, das mich sehr vergnügt macht. Diese Woche habe ich sehr viel zu thun, welches mir Freude macht. Aber auf den Sonntag will ich auch meinen Jenaischen und Weimarischen Freunden ein kleines Fest geben. Leb wohl und behalte mich lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich bedanke mich recht sehr für die vielen Erdbeere, welche Sie mir heute in einer Schachtel herübergeschickt haben. Weil sie die ersten waren, die ich dieses Jahr zu essen bekam, und weil sie mir sehr gut schmeckten, so habe ich sie alle auf einmal in Milch verzehrt. Gestern Nachmittag um 5 Uhr sind wir am Froschteiche gewesen, wo wir einen großen Frosch gefangen haben, den wir weit in das Webicht mitnahmen und nach einer Stunde bei unserer Rückkehr wieder in den Froschteich thaten, wo er sich sogleich wieder erholte und davonhüpfte. In dem Webichte war ich auch so glücklich, einen Maulwurf zu fangen. Der kleine Kästner sahe ihn zuerst, erkannte ihn aber für eine Maus und schrie: »Ach! die große Maus,« wollte ihn aber nicht angreifen. Ich lief hinzu und ergriff ihn am Hinterfuße, aber er bog sich immer in die Höhe und kratzte mich mit den Vorderfüßen in die Hand; ich faßte ihn daher an beiden Hinterfüßen, da mußte er das Kratzen bleiben lassen. Auf dem Wege hatten wir mit ihm viel Spaß; ich legte ihn oft auf die Erde, wo er sogleich sich einwühlte. In dem Hausgarten band ich ihm einen Bindfaden um das Bein, ließ ihn wühlen und machte ihn todt. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Es freut mich sehr, wenn Du in meiner Abwesenheit thätig bist und Dich dabei des Lebens und des Zustandes erfreust, in dem Du Dich befindest, und der nur insofern für uns beide angenehm ist, als Du überall gute Ordnung halten magst, damit man die übrige Zeit desto freier und sorgloser leben könne.
Ich habe die wenigen Tage, die ich hier bin, schon sehr genutzt, nicht allein für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft. Du wirst lachen, wenn ich Dir erzähle, durch welche zufällige Kleinigkeit ich wieder einen schnellen und besondern Antrieb zum Fleiße bekommen habe; indessen ist es recht merkwürdig, wie sehr mich die vorjährige Reise ganz aus dem Geschicke gebracht hat, und wie ich jetzt erst wieder anfange, mich zu finden.
Mit meiner leiblichen Nahrung geht es nun auch schon besser, die Trabitius bereitet die Spargel sehr gut, so wie auch gelegentlich einen Eierkuchen; Schillers versorgen mich mit Braten, und Dein Öl macht mir den Salat wieder schmackhaft, wodurch ich nun für den Mittag völlig geborgen bin. Abends bin ich bei Schiller im Garten, wo wir bisher viel Interessantes zusammen gelesen und gesprochen haben; nur wird mir Abends der Rückweg ein wenig sauer, denn ich habe eine völlige Viertelstunde zu gehen.
Dafür schlafe ich auch recht wohl, indem ich mir überdieß noch des Tags viel Bewegung mache und ohnerachtet des üblen Wetters jederzeit ein paar Stunden im Freien bin.
Herr Geheimde Rath Voigt ist nicht verreist, Fischer kann ihm also das Geld gelegentlich bringen. Wegen einem kleinen Spaße, den man den jungen Leuten in Roßla bei der Übergabe machen könnte, will ich Dir meine Gedanken schreiben. Ich wünschte, entweder an diesem Tage, oder vielleicht noch schicklicher den Sonntag darauf, welches zugleich das Johannisfest ist, die Leute mit einem Fest nach meiner Art zu überraschen. Doch davon nächstens mehr.
Nun lebe wohl. Für den Kleinen lege ich ein Briefchen bei. Die Seife soll nächstens ankommen; übrigens muß noch viel gethan werden, ehe ich Dich wiedersehe. Lebe indessen recht wohl und versorge unsern Meister aufs beste.
Jena, am 25. Mai 1798.
Dazu sende ich Dir eine Rehkeule und wünsche, daß ihr sie zusammen recht vergnüglich verzehren möget.
G.
Weimar, den 25. [Mai 1798.]
Lieber,
Mit der Wäsche bin ich in Ordnung, aber heute wird auf meiner Seite gescheuert und rein gemacht, auch backe ich ein paar Kuchen, um mir das Fest mit dem Bübchen und Herr Meyern in der größten Ordnung etwas zu Gute [zu] thun. Und nach dem Feste will ich Deine Zimmer wieder in Ordnung bringen. Morgen wird eine Spazier-Fahrt angestellt und den 2. Feiertag gehen mir zu Fischers nach Ober-Weimar. Ich habe sie das Jahrmarkt auch bei mir zum Essen gehabt, wie die Frau Pastorin da war. Der lange Baron kommt heute und bleibet das Fest hier. Ich bin recht gesund und wohl und habe auch guten Humor. Die Ernestine beträgt sich auch recht gut bei ihrer Geschichte, und da habe ich auch keinen Verdruß. Ich danke Dir recht sehr vor das Wildpret. Dießmal leb wohl, ich muß meinen Kuchen machen, und behalte mich aber nur recht lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich bin am Donnerstage mit Dortchen und Mienchen nach Ober-Weimar gegangen und habe hier gesehen, wie die Schafe geschoren werden. Achtzig Schafen ungefähr wurde die Wolle genommen, unter welchen sich auch meine Schäfchen befanden, deren Wolle ich aber nicht bekommen habe, sondern Herr Fischer hat mir die Wolle von einem andern gegeben, weil die von meinen Schäfchen nicht viel taugte. Vier Leute waren mit dem Scheeren beschäftigt und schoren die Schafe ganz kahl, welche darüber erbärmlich blökten und machten, daß die Schafe, welche noch im Stalle waren, auch in das Geschrei mit einstimmten, wodurch ein klägliches Heulen entstand, worüber ich lachen mußte. Die Leute brachten von Morgen bis Abend mit dieser Arbeit zu, und weil mir die Sache sehr viel Vergnügen machte, blieb ich auch den ganzen Tag da und kam erst den Abend um sechs Uhr wieder nach Hause. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Das Wetter scheint besser zu werden, und Du wirst Deinen Pyrmonter besser trinken können, und mit der Arbeit wird es auch schon gehen. Mit Deiner Arbeit ist es schön: was Du einmal gemacht hast, bleibt ewig; aber mit uns armen Schembhunden (oder Schembhuden) wie auf S. 125, 417 ist es ganz anders. Ich hatte den Hausgarten sehr in Ordnung, gepflanzt und alles. In Einer Nacht haben mir die Schnecken beinahe alles aufgefressen, meine schöne Gurken sind fast alle weg, und ich muß wieder von vorne anfangen. Es ist noch ein Trost, daß mir es nicht allein so geht; Treuters und alle, die Gärten haben, klagen. Es soll eine besondere Art Schnecken sein, die alles aufzehren. Es kommt gewiß von dem vielen Regen. Doch was hilft es? ich will es wieder machen; man hat ja nichts ohne Mühe. Es soll mir meinen guten Humor nicht verderben. Es sind viele Bekannte von Jena hier, da habe ich mir vorgenommen, morgen Abend bei mich einzuladen. Die Mamsells Ruhne [?] logiren bei Treuters, und sie haben mich immer auch zu sich geladen, wenn ich in Jena war. Und da will ich Treuters dazu bitten. Und auf den FreitagFreuda sind mir bei Treuters. Frühe bin immer sehr fleißig. Lieber wär mir es freilich, ich wär bei Dir. Da es aber nicht sein kann, so sehe, wie ich Tag für Tagdaje dach immer etwas Nützliches thue, und wenn ich fertig bin, gehe ich aus, bin lustig, so gut als es gehen will, und freu mich schon wieder in Gedanken auf die Zeit, wo mir zusammen schwätzen. Neues gibt es gar nichts hier, als daß man sehr viel von der Neuzeit und dem Römischen Hause spricht. Der Wein von dem Herrn von Wolzogen soll die Bouteille 8 Groschen und etliche Pfennige kosten; er müßte aber diese Woche Antwort haben, ob Du welchen haben willst oder nicht. Leb wohl und behalte Deinen Schatz lieb. Das Kind grüßt vielmal, und auf den Sonnabend solltest Du wieder ein Briefchen von ihm haben.
Weimar, den 30. [Mai 1798.]
August hat doch noch geschrieben.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Sie kommen doch bald wieder nach Weimar? ich sehne mich recht sehr nach Ihnen, besonders des Abends, weil ich gewöhnlich um diese Zeit bei Ihnen bin. – Gestern habe ich in dem Hausgarten einen sehr schönen Schmetterling gefangen; es ist vermuthlich der Fenchelvogel oder der kleine Schwalbenschwanz, denn er hat gelbe Flügel, welche an ihren Seiten schwarz eingefaßt sind. Der kleine Rühl hat den großen Schwalbenschwanz mit der Hand gefangen, wodurch er aber sehr beschädigt worden ist, denn es waren ihm die beiden Schwänze und ein Flügel ausgerissen, ich habe ihn zuletzt unversehens zertreten. Götze hat mir ein Denkmal in unsern Garten errichtet; er machte an dem großen Birnbaume einen Felsen, den er aus sechs Steinen zusammensetzte, so künstlich, daß er aus der Erde gewachsen zu sein scheint. Vor dem Felsen steht ein Sandstein, der wie ein Rechteck aussieht und glatt zugehauen ist. Auf der obern Seite desselben hat er gar artig mit einem Nagel meinen Namen eingegraben. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
*
*
Jena, am 30. Mai 1798.
Wertheste Demoiselle!
Auf einen Brief, den der Herr Geheimde Rath soeben von dem Herrn Geheimde Rath Voigt von Weimar erhalten hat, findet er sich genöthigt, nach Weimar, wenigstens auf einen oder ein paar Tage, zurückzukehren, und wir werden also morgen ohngefähr gegen 9 Uhr (als den 31. Mai) bei Ihnen wieder ankommen. Ich bringe Ihnen die schmutzige Wäsche und auch zugleich Seife mit, indem ich den Herrn Geheimen Rath noch dran erinnert habe. – Der Herzog geht, wie ich vom Herrn Geheimde Rath gehört habe, den Freitag nach Eisenach ab, und deßwegen wird er wohl den Herrn Geheimen Rath noch einmal sprechen wollen. Er empfiehlt sich Ihnen, sowie Augustchen bestens und hofft, alles in dem besten Wohlsein anzutreffen. Dieses ist auch der Wunsch Ihres
dienstwilligen
L. Geist.
*
Am 4. Juni nachmittags kehrt Goethe nach Jena zurück.
*
Lieber, bester Schatz, die Karten sind gleich den Tag bei Rühlemann gekommen. Heute kann ich Dir keinen Spargel schicken, weil ich ihn morgen selbst brauche; aber was ich vom Montag bis Mittewoch steche, sollst Du auf den Mittewoch haben. Keine Äpfel habe ich nicht mehr, sie haben sich nicht mehr gehalten.
Die Badewanne will der Bauverwalter besorgen. Wir sind hier so ziemlich in Ordnung und sind lustig und froh. Die bewußten Sachen sind gut verhandelt, und die Ernestine hat sich bei der Gamby einen großen Hut gekauft, der ihr sehr gut steht, und ich und mein Bruder haben auch noch allerlei von unserer Garderobe verkauft. Es war vorgestern eine ordentliche kleine Auction bei uns. Das hat uns recht Freud gemacht, aus so altem Kram Geld zu lösen, genug, es ist auch vor die Ernestine ein halbseidenes Kleidchen im Handel, mir müssen sie doch etwas herausputzen. Es ist überhaupt zwischen uns 3 Geschwister eine große Einigkeit, welches mir ordentlich als eine seltsame Erscheinung vorkommt. Daß Du Lützow auch vor einen guten Menschen hältst, hat Ernestine sehr zufrieden gemacht. Wenn Du, mein Bester, wieder bei uns in Weimar bist, wollen mir Dir, mein Guter, vor alles Gute den besten Dank sagen. Leb wohl und denke zuweilen an Deinen Schatz, der Dich von ganzem Herzen liebt und schätzt. Leb nochmals wohl. Mein Bruder sagt mir soeben, ich sollte Dir zu dem blau Packetbalket gratulirenkrauduliere. Adieu, Lieber.
Weimar, den 8. Juli [Juni 1798].
Beilage: August]
Lieber Vater!
Sie sind doch ein recht gutes Väterchen, daß Sie mir alle Markttage so schöne Erdbeere schicken, die heutigen waren sehr schön und groß und haben mir so gut und süß geschmeckt, daß ich sie alle auf einmal gegessen habe. Ich freue mich schon auf die schönen Kirschen, welche Sie mir über 8 Tage schicken wollen, Sie sollen auch von mir recht schön geschriebene Briefe erhalten. Am vorigen Mittwoche habe ich mich in dem Hausgarten in einem Brühfasse gebadet, weil die Hitze in diesen Tagen immer sehr stark war und ich mich einmal etwas abkühlen wollte; den Abend ging ich in die Komödie und sahe die ›Schachmaschine‹, worinne mir Herr Vohs sehr wohl gefallen hat, weil er so komische Späßchen machte. – Heute habe ich den ersten Versuch gemacht, mich allein anzuziehen, ich habe alle meine Kleidungsstücke selbst angezogen, auch habe ich mich selbst gewaschen; nur kann ich mit dem Kämmen noch nicht zu Stande kommen, ich hoffe aber, daß ich meine liebe Tante bald auch von dieser Mühe befreien werde. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Du erhältst hier verschiednes, was ich sogleich zu bestellen und alsdann die Botenfrau abzufertigen bitte:
Dieses beides nebst dem Spargel, so viel Du stechen kannst, übergibst Du der Botenfrau, welche gegen Abend bei Zeiten wieder dasein mag.
Die Papiere, die Herrn von Knebel betreffen, besorgst Du auch bald möglichst.
Weiter weiß ich für dießmal nichts zu sagen, als daß es mir wohlgeht, und daß mir der Pyrmonter nebst der Bewegung recht gut bekommen. Ich wünsche von euch gleichfalls zu hören, daß ihr wohl und vergnügt seid.
Das Packet an den Hofkammerrath bedarf keiner Antwort.
Lebe recht wohl und grüße den Kleinen, der auf den Sonnabend wieder etwas Obst erhalten soll.
Jena, am 11. Juni 1798.
G.
Das Eingesiegelte an das Geheime Conseil wird auf die Geheime Canzlei geschickt.
[Weimar, 12. Juni 1798.]
Hier, mein Bester, schicke ich Dir alles, was Du verlangst. Und mir befinden uns alle zusammen wohl und vergnügt. Ernestine ist in Ober-Weimar und hilft der Fischern nähen, und Abends gehe ich naus und hole sie ab. Im Garten ist itzo gar nichts zu machen, es fehlt so sehr an Regen. Da muß man es abwarten. Aber ich bin bei allen Sachen so heiter und vergnügt, und es kann mich itzo nicht leicht etwas von meiner guten Laune bringen; und ich freue mich recht, wenn Du wiederkömmst und mich sehen wirst, ich bin so glattglamt als sonst. Ich weiß auf einmal nicht, wie mir geschehn ist, ich bin wie neugeboren. Wenn mir wieder beisammen sind, will ich Dir es auch sagen, wie es zuging. Am Sonntag sind mir sehr vergnügt gewesen. Ich hatte alles recht gut eingerichtet.
Schreibe mir doch gleich heute Abend, wo ich die Eisenacher QuittungQüduch hin schicke; die eine kommt an Ludecus. Das Andere will ich auf das beste besorgen. Leb wohl und behalte mich ja recht lieb, denn ich habe auch kein TüpfelchenDieblichen mehr. Adieu, lieber Schatz.
Hier kommen wieder gute Erdbeeren für das Kind.
Inliegendes schickst Du auf die Geheime Canzlei.
Die Stiefel sind mir heute überbracht worden.
Das Gedicht auf die Beckern ist fertig; ich bin sehr froh, daß nur etwas wieder einmal im Gange ist, nachdem ich so lange Zeit pausirt habe.
Im Anfang künftiger Woche schreibe ich, wenn mir allenfalls wegen Roßla etwas einfällt; ihr richtet euch auf alle Fälle auf euer Johannisfest ein.
Ich weiß noch nicht ganz gewiß, ob ich grad von hier hinüber gehe, oder ob ich über Weimar komme. Lebe recht wohl und grüße den Kleinen schönstens.
Jena, am 12. Juni 1798.
G.
Der Eisenacher Kammerbote bringt wahrscheinlich nebst andern die Pension für Herrn v. Knebel auch nach Weimar. Du mußt also die Quittung so lange aufheben, bis er sich meldet; allenfalls befragst Du Dich bei Treutern, der Dir wohl darüber Auskunft geben kann. Ich gratulire zu dem glatten Gesicht und wünsche vergnügt zu leben.
Mir geht es recht wohl, und wenn ich noch ein paar Gedichte für den Almanach vor Johanni fertig habe, so gehen wir bald nachher zusammen herüber.
GoresGoors und die französische Gesellschaft kommen erst Donnerstags zu mir.
Nochmals ein Lebewohl und Gruß an den Kleinen.
G.
[Weimar, 13. Juni 1798.]
Heute ist meine Beschäftigungbeschädiegung Wäsche[?]weyzen waschen und zu trocknen, und Betten liegen im Garten, werden geklopft. Ich trinke alle Morgen Selzer Wasser, und das bekommt mir sehr wohl. Du wirst Dich gewiß über mich freun, wenn mir zusammenkommen. Auf die Zeit, die ich in Jena zubringen werde, freu ich mich außerordentlich. Darum mußt Du mich nicht bringen! Mir ist es alles recht, wenn Du erst wieder zu mir kommen willst oder gleich nach Rossel gehest. Wegen des Geldes wär mir es lieber, Du kämst den Dienstag oder Mittewoch, da könnten mir doch unser Geldgeschäfte erst vor der Übergabe abthun. Denn Geld brauche ich sehr nothwendig, weil ich auf das Buch ausgelegt habe. Ich glaube, es wär besser, Du kämst erst rüber, und nachher gingen mir bald zusammen hinüber. Mir müssen doch noch vorher allerhand zusammen sprechen. Nun kommt aber auch eine große Bitte: ich, Ernestine und die bei Werners, wir wollten gerne den Sonntag nach Erfurt fahren, und Lützow und der Burgemeister wollen reiten. Ob Du mir es erlauben wolltest? Schreibe mir den Sonnabend Antwort. Die Tante und mein Bruder wollen das Haus bewachen. Leb wohl und denke an mich und behalte mich lieb. Das liebe Kind wird Dir selbst schreiben.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich bedanke mich vielmals für die schönen Erdbeere, die Sie mir heute geschickt haben, ich habe sie diesen Morgen nur zur Hälfte gegessen; die übrigen will ich mir dann gut schmecken lassen, wenn ich diesen Brief werde geschrieben haben und wieder nach Hause komme. – Am Montage war ich in Ober-Weimar und sahe zu, wie ein neuer Stall, der jetzt in des Herrn Fischers Hause gebauet worden ist, gerichtet wurde. Ein Zimmermann stand oben auf dem Gerüste und hatte ein mit rothen Bändern, einem blauen Tuche und mit Rosen geputztes Tannenbäumchen in der Hand. Er hielt eine kleine Rede, von der ich weiter nichts verstanden habe als den Schluß, in dem er dem Herrn Vent viele Gesundheit wünschte und ausrief: »Es lebe unser Bauherr, der Herr Vent!« wobei er viel Bier aus einem Glase trank, welches er zuletzt in die Luft warf. Auch war ich im Kloster und ging in zwei Ställe, in denen viele Kühe waren; in dem einen waren auch drei Brummochsen, von denen einer ganz schwarz und so wild ist, daß er sich die Kette tief ins Fleisch gerieben hat. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
[Weimar, 16. Juni 1798]
Das war heute Morgen eine Freude, als die Boten-Frau kam. Das Mütterchen und Bübchen schrieen alle beide zusammen: »Was das für ein guter Vater ist! wie der immer vor uns sorgt!« Ich danke Dir herzlich für alles, auch für die Freude, die ich mir machen darf, nach Erfurt zu reisen. Ich hätte gern gesehen, wenn ich Dich vor der Übergabe wiedergesehen hätte; aber so es nicht sein kann, will ich es erwarten. Fischers gehn den Mittewoch oder Dienstag schon nach Rossel und werden alles besorgen. Wegen des Essen habe ich mit der Fischern alles besorgt; auch auf das Johannes-Fest ist alles besorgt. Meine Späße werde ich künftige Woche besorgen. Nur mußt Du mir schreiben, wie Du es mit dem Wein machen willst, ob Du ihn noch aus der Kellerei haben willst; so schicke mir einen Zettel. Den Mittewoch und den Donnerstag kann ich ihn durch Fischers MägdeMächte nunterschicken. Der Bauverwalter hat große Lust, sich um das Essen zu bekümmern; er kommt morgen zu Dir, da kannst Du ihm selbst sagen, daß schon bei der Fischern bestellt ist. Es ist vor Bier und alles gesorgt; nur wegen des Weines ist es noch zu besorgen, und den wollen mir, dächte ich, auch der Fischern übergeben.
Nunmehro habe ich aber auch an meinen lieben Schatz eine große Bitte, daß Du Dich auf die Übergabe über nichts ärgerst und die Sachen nimmst, wie sie sind; denn der Bauverwalter ist sehr gut wieder mit der Hoffmann, das weiß ich ganz gewiß. Bis dahin leb wohl und behalte mich lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich sage Ihnen vielen Dank für die vielen und schönen Kirschen und für das süße Zuckerbrot, das ich diesen Morgen von Ihnen erhalten habe. Als die schönen Sachen ankamen, lag ich noch im Bette und konnte meine Augen nicht aufbringen, welches aber sogleich geschahe, sobald ich die Schachtel erblickte; diese machte mir so viel Freude, daß ich mehrmals im Bette hoch aufsprang. Wir öffneten zuerst die Schachtel mit den Kirschen und aßen etwas davon, den noch übrigen, größern Theil habe ich mir auf diesen Mittag aufgehoben, wo sie mir sehr gut schmecken sollen, weil sie schöner – und reifer sind, als die wenigen waren, welche ich bisher gegessen habe. Aus der Zuckerbrotsschachtel habe ich auch einige Stückchen Kuchen gegessen. Ich freue mich sehr auf die Reise nach Roßla, wenn das Hammelschießen ist; doch kommt es darauf an, ob Sie wollen. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Ich schicke Dir hiermit einen Aufsatz, wie es mit Quartier und Bewirthung bei der Roßlaer Gutsübergabe gehalten werden soll, der Bauverwalter wird weiter mit Dir darüber sprechen.
Ich habe gleichfalls einen Zettel beigelegt, worauf Du meine Gäste verzeichnet siehst: wenn Dir noch jemand einfällt, so darfst Du mir es nur schreiben.
Herrn Professor Meyer, dächt ich, ladest Du auf Johannis hinaus, denn bei der Übergabe wird schlechte Lust sein.
Von Herrn von Wolzogen lassest Du noch Franzwein holen; er wird Dir etwa 30 Bouteillen schicken, thue von denen, die noch vorräthig sind, so viel dazu, daß es 60 werden, diese gibst Du sämmtlich der Fischern mit, sowie auch die 12 Nößel Dessertwein, für welche hier der Zettel an die Kellerei mitfolgt. Was den Sonnabend übrig bleibt, wird auch Sonntag zu Statten kommen. Fischers sorgen also für alles, wie das beiliegende Blatt näher ausweist, was die Bewirthung meiner Gäste betrifft, und Du berechnest Dich nachher mit ihnen.
Ich wünsche, daß Du mir mit der nächsten Post schriebst oder mir allenfalls einen Boten schicktest, wenn Du noch etwas Besonderes zu erinnern hast; sonst mag es bis den Mittwoch anstehen.
Schreibe mir auch, ob eure Erfurter Lust auch lustig abgelaufen ist.
Um übrigens vom Künftigen zu reden, so denke ich Sonnabend, den 30., wieder in Weimar zu sein; ich bleibe alsdann so lange, bis wir zusammen herüber gehen.
Lebe indessen recht wohl, grüße das Kind und halte alles in guter Ordnung.
Schicke mir mit den Botenfrauen etwa noch ein halb Dutzend Flaschen Pyrmonter.
Jena, am 17. Juni 1798.
G.
Bei der Übergabe verspreche ist Dir als bloßer Zuschauer zu erscheinen und mich nichts anfechten zu lassen; welches mir um so leichter werden wird, als ich Rühlemann zum Beistande habe. Lebe übrigens recht wohl. Mittewochs hörst Du noch von mir und Sonntags findest Du ein Briefchen in Roßla.
Lebe recht wohl und küsse den Kleinen.
Herrn Bauverwalter gibst Du mein stählernes Siegel, das auf meinem Schreibtische liegen wird; wenn es eingeschlossen sein sollte, so brichst Du das eingesiegelte Schlüsselchen auf.
[Weimar, 18. Juni 1798.]
Lieber Schatz,
Wegen Rossel habe ich mit der Fischern alles abgeredet, und meine Hoffnung ist, es soll alles gut gehn. Unsere Fahrt ist sehr gut abgelaufen. Das aber muß ich Dir alles mündlich erzählen. Da ich nunmehr ganz glatt bin, kannst Du Dir denken, was die Leute wieder vor Äugelchen mit mir machen wollen; und mir haben uns alle sehr geputzt, und es sind uns sehr viel Ehrenbezeugungen gemacht worden, und wo Lützow ist, muß man ihm nachsagen, daß es alles auf einem sehr honetten Fuß gehen muß. Die Reise soll uns in Schlampampsstündchensalbemszünden unterhalten, denn ich habe Dir sehr viel zu erzählen; und Bekanntschaften gibt es nunmehronueor in Jena bald aus allen Welttheilen. Unser Fest soll in Rossel gut werden. Leb wohl. In Rossel treffe ich ein Briefchen von Dir, und ich freu mich sehr auf Sonnabend über 8 Tage, Dich wieder bei mir zu sehn, und daß ich Dir sagen kann, daß ich Dich nur ganz allein liebe und mich mit Dir wieder freuen kann. Denn alle Freuden sind doch ohne seinen Schatz nichts. Alle andere Männer und Äuglichen kommen mir abgeschmackt vor. Leb wohl und liebe mich so wie ich Dich.
Hier folget die Quittung, sei so gut und schicke mir sie nächstens wieder mit. Das Geld habe ich; ich hab nur davon genommen, was ich vor Dich ausgelegt habe. Das andere mag stehn, bis Du kömmst. Leb wohl.
Das Kind grüßt das lieb Väterchen bestens, es freut sich auf Rossel.
Was ich den Freitag bestellt habe zu essen:
Weimar, den 19. Juni 1798.
Ew. Excellenz soll ich, da meine Schwester eben nicht sehr geschwinde mit der Feder fortkömmt, schreiben, wie sie meint, daß es mit der Festlichkeit zu Roßla könne gehalten werden. Sonntags soll sehr früh dahin gefahren, von der ganzen Gesellschaft in die Kirche gegangen und, da dieselbe arm ist, der Klingelbeutel reichlich bedacht werden. Sodann, nach dem Mittag-Essen und der Kirche, werden die Dorfbewohner mit Musik vor das Gut kommen und dort den Hämmel abholen. Von hier aus soll nun der Zug nach dem Wirthshause also gehen:
Bei dem Wirthshause wird den Leuten der Hämmel übergeben, ein kleiner Ehrentrunk angenommen und sodann nach dem Gute zurückgezogen, wo gegen Abend (wenn die Frauenzimmer es erwarten können) der Ball anheben und dann nach Weimar zu rechter Zeit wieder zurückgefahren werden soll.
Es war mir sehr erfreulich zu hören, daß eure Erfurter Tour glücklich und vergnügt abgelaufen ist; die Gewitter, welche sich Abends nach jener Gegend zu sehen ließen, hatten mir einige Sorge gemacht. Nun wünsche ich euch zu Johanni einen schönen Tag; die Einrichtung von eurem Feste, wie sie mir der Registrator schreibt, ist recht gut, ich wünsche auch viel Spaß dabei.
In Roßla findest Du einen Brief, durch den Du erfährst, wie es mir Freitags und Sonnabends ergangen ist.
Was bis Sonnabends früh bei Dir einläuft, auch allenfalls ein Brief von Fräulein von Göchhausen, schickst Du mir mit den Botenweibern, daß ich es des Abends bei meiner Rückkehr finde.
Die nächste Woche will ich noch fleißig sein, ich habe eben ohngefähr noch 8 Tage zu thun und fange schon an, wieder nach Hause zu verlangen.
Die Arbeiten, die ich mir vorsetzte, sind schon glücklich vollendet. Grüße Deinen Bruder, danke ihm für die Nachricht und sag ihm, daß Professor Woltmann noch nicht wieder nach Jena zurück ist.
Jena, am 20. Juni 1798.
G.
Auch gib Deinem Bruder beiliegenden Zettel.
Ich hoffe, daß Du Dein glattes Gesichtchen, so wie die Äugelchen für den Schatz aufheben wirst.
G.
Hierbei liegt auch Götzens Quittung, dem Du das Quartal bald möglichst sendest.
[Weimar, 20. Juni 1798.]
Lieber, hier folgt das Pyrmonter Wasser. Und wir danken für die schönen Beere und Kirschen. Das Kind kann heute nicht schreiben, weil es was abzuführen eingenommen hat, und ich bin, weil es etwas geregnet hat, sehr im Garten beschäftigt. Der Regen fehlt sehr bei uns. Leb wohl.
Ich hoffe sehr, Dich bei mir zu sehen.
Da ich keine Reitpferde bekommen konnte, so mußte ich von Jena herüber fahren, der Weg ist aber so abscheulich, daß ich ihn nicht zurückmessen mag; deßwegen will ich Sonnabends von hier auf Weimar fahren und Dich heimlich besuchen, Du mußt aber gegen niemand nichts merken lassen; ich werde eher spät als frühe kommen.
Die Jenaischen Pferde holen mich ab, der Jenaische Wagen ist hier stehen geblieben, Du hast also für weiter nichts zu sorgen. Sonntags früh fahre ich wieder nach Jena, und Du fährst nach Roßla, wir können indeß doch alles Vorgefallne besprechen, welches zu mancherlei nütze ist. Lebe recht wohl. Beim Herrn Pfarrer ist es recht hübsch. Ober-Roßla, den 21. Juni 1798.
G.
Weimar, den 22. [Juni 1798.]
Lieber, ich freue mich, Dich bei mir zu sehen; komm nur bald, Du kannst ja zum Garten neinkommen. Und wenn Du dableiben willst, so kannst Du auch gleich hier bleiben; wir können deßwegen doch nach Roßla fahren. Kein Aal ist nicht zu kriegen, auch in Weimar kein Pfund anderer Fisch; aber ich bekomme 12 Pfund Forellen von unserm Gärtner. Auf das Sonntagsfest freu ich mich auch recht.
Leb wohl. Morgen sehe ich Dich; wenn Du kommst, bleibe lieber bei mir. Morgen früh um 4 Uhr geht der Bote nach Weimar, der den Fisch holt, da kannst Du mir ein Briefchen mitschicken.
Ober-Roßla, am 22. Juni 1798.
Ich will Dir nur mit wenigen Worten sagen, daß alles gut geht; ich habe mir vorgenommen, mich nicht zu ärgern, und konnte es leicht halten, denn außer den Kleinlichkeiten, die wir schon wissen, ist nichts Neues und Besondres vorgekommen. Dagegen erhält Fischer sehr schönes Inventarium-Vieh, und es kommen noch einige Puncte vor, die, wenn sie durchgehen, zu meinem und seinem Nutzen sein werden.
Die Gegenwart des Herrn Landkammerrath Rühlemann ist von ganz besondrer Bedeutung.
Durch den Hofadvocat Schenk, der das Gegenwärtige besorgt, kannst Du mir wieder antworten. Doch bleibt es dabei, daß ich morgen Abend komme. Laß nur hinten den Garten auf, ich lasse Geisten durch die Stadt fahren. Lebe recht wohl und grüße das Kind.
G.
Lieber, allerbester, einziggeliebter Schatz,
Ich habe hier alles sauber und in der besten Ordnung gefunden, und die Schätzchen sind sehr vergnügt. Nur mit mir will es nicht recht gehen; zumal wenn ich so vor mich allein bin, da mache ich mir noch allerlei Gedanken. Ich bitte Dich nur, Lieber, nicht anders als sonst von mir zu denken und mich nur lieb zu haben. Das ist mein einziger Wunsch. Wenn es Dich morgen nicht so viel schadet, so komme ja morgen, das ganze Dorf wird sich freun. Die Leute sind alle so freundlich und gut. Die jungen Bursche [hatten] sich von dem Müller eine Erle geben lassen, und wie sie [sie] haben setzen wollen, ging sie in der Mitten vonander; so kamen sie alle ins Gut und baten mich sehr, daß ich ihnen doch eine andere geben möchte. Da habe ich ihnen eine von der Eigel [?] geben lassen, ich habe es nicht abschlagen können; sie haben den Baum mit Musik gesetzt und werden sich selbst bedanken. Mündlich will ich Dir alles erzählen; man kann hier nicht in Ruhe schreiben, Gille und der junge Fischer ist hier. Sei nicht böse, daß ich Dir es wegen des Baumes nicht erst geschrieben habe; aber es war gestern schon spät, und sie wollten sie doch gern gestern setzen. Leb wohl, mein Lieber, Fischer und seine Frau empfehlen sich bestens.
Ober-Rossel, den 16. [17.?] Juli [1798].
[Beilage: August]
Lieber Vater,
Mir gefällt es hier sehr gut und mir fehlt weiter gar nichts, als daß das Väterchen da wäre. – Die Fischern hat sehr gute Kuchen gebacken.
Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
*
Am 1. August nachmittags 5 Uhr begibt Goethe sich für zwei Wochen wieder nach Jena.
*
Ich habe zwar hier schon verschiednes verrichtet, es muß aber noch besser kommen, wenn ich mit verschiednen Dingen, nach meinem Wunsche, fertig werden soll; indessen gibt sich doch schon das Nothwendigste, wozu die große Hitze beiträgt, die mich den ganzen Tag im Zimmer hält.
Ich wünsche, daß Deine Geschäfte gut von Statten gehen, und daß Du Dich nach und nach frei machst, um Dich zur rechten Zeit einmal wieder in Roßla vergnügen zu können.
Für den Kleinen, den Du grüßen wirst, folgt hier etwas Obst, das freilich nicht so schmackhaft als vorm Jahr das Frankfurter sein wird. Lebet recht wohl und gedenket mein. Geist wird verschiednes schreiben, das ich geschickt wünsche.
Jena, am 3. August 1798.
G.
Ich wünsche, daß Herr Professor Meyer mir so bald als möglich das Manuscript von der ›Niobe‹ schickte.
Die auf beiliegendem Zettel verzeichneten Bücher erwarte mit den Botenfrauen.
Lieber Vater!
Es freuet mich sehr, daß Sie während Ihres Aufenthalts in Jena so schöne Tage haben; nur bedaure ich Sie, daß Sie bei der großen Hitze, welche in Jena noch viel stärker als hier zu sein pflegt, mehr im Zimmer als im Freien zubringen müssen. Wir können hier nicht eher uns eine Bewegung machen als des Abends von sechs bis sieben Uhr, welche Stunde zur Raupen-, Puppen- und Schmetterlingsjagd angewandt wird. Unsere Raupen befinden sich noch ganz wohl, welches sie dadurch zu erkennen geben, daß sie immer einen sehr guten Appetit haben und alle Tage eine große Menge Wolfsmilch fressen. Wir haben am Mittwoche von einem Jungen eine Tannenraupe für drei Pfennige gekauft, welche ich sehr lieb habe und alle Tage mit frischen Futter versorge. Sie sieht röthlich aus, hat dünne schwarze Streifen und ist auf drei Zoll lang. Leben Sie recht wohl und behalten Sie mich lieb. Weimar, den 3. August 1798.
August Goethe.
Hier schicke ich Dir, mit einem herzlichen Wunsche zu Deinem Geburtstag, einiges Obst, damit Du es mit August verzehrst und Dich dabei meiner Liebe erinnerst. Wie sehr wünschte ich, dieses Fest im Stillen mit Dir zu begehen, allein ich habe wohlgethan, mich nach Jena zu begeben; selbst hier wird es mir schwer, mich wieder völlig zu sammeln, und ich habe bisher eigentlich noch nichts Rechts gethan. In der nächsten Woche, denk ich, soll es werden, da ich denn sehr zufrieden sein will, indem die Zeit zu drängen anfängt. Mache Deine Sachen in Ordnung und gehe sodann nach Roßla und erfreue Dich an den ländlichen Beschäftigungen. Es ist recht gut, wenn Du alles näher kennen lernst. Betrübe Dich nicht über das, was außer Dir vorgeht! die Menschen sind nicht anders gegen einander, im Großen wie im Kleinen. Denke, daß ich Dich liebe, und daß ich keine andre Sorge habe, als Dir eine unabhängige Existenz zu verschaffen; es wird mir ja das auch wie so manches Andre gelingen.
Thue nur jeden Tag das Nöthige, weiter bleibt uns in guten und bösen Zeiten nichts übrig. Sorge für das gute Kind und denke, daß uns nichts fehlen kann, so lange wir beisammen sind.
Ich will mit allem Fleiße sorgen, daß ich das Nöthigste wegarbeite, dann sehen wir uns wieder. Lebe recht wohl. Grüße den lieben Gustel und behalte mich lieb.
Jena, den 6. August 1798.
G.
[Weimar, 5. August 1798.]
Ich danke Dir von ganzem Herzen, daß Du an meinen Geburtstag denkest. Du bist dießmal der einzige; alle meine Freundinnen scheinen ihn auf einmal vergessen zu haben. Ich bin aber gar nicht mehr betrübt darüber. Ich habe Deine Liebe und bin überzeugt, daß Du mich sehr liebst. Diese soll mich immer, wenn die Menschen mich betrüben, wieder zufrieden und froh machen. Und unser gutes Kind macht mir auch viel Freude. Er freut sich auch recht auf Rossel. Ich bin heute sehr mit der Wäsche beschäftigt; Du mußt mir also verzeihen, wenn ich Dir nur so ein kleines Briefchen schicke. Ich danke Dir nochmals vor alle Liebe, die Du vor mich hast. Itzo leb wohl und behalte mich lieb. Ich freu mich, Dich wiederzusehen und Dir mündlich danken zu können.
In Eile. V.
[Weimar, zwischen 7. und 9. August 1798.]
Ich kann Dir, da ich heute mit bügeln muß, nur wenig schreiben. Wir sind sehr fleißig, mir schneiden alle Nacht bis 12 Uhr Bohne, und am Tage haben mir mit der Wäsche zu thun. Heute wird alles aufgehangenaufgehan und morgen wird alles gezählt und die übrige Zeit die Zimmer in Ordnung gebracht. Ich denke, den Sonnabend nach Mittage nach Rossel zu gehen. Ich wollte Dich fragen, ob ich darf ein paar Bouteillen Wein von dem rothen mitnehmen, oder ob Du mir einen Zettel auf ein paar Bouteillen Wertheimer schicken willst. Von Rossel schreibe ich Dir. Behalte mich nur lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich bedanke mich vielmals für das Schächtelchen mit schönen Aprikosen, welches Sie mir am vorigen Sonnabende herübergeschickt haben. Sie waren sehr schön süß und wohlschmeckend, ich habe sie aber dennoch nicht alle an Einem Tage verzehrt, sondern einen Theil davon habe ich am Sonntage zu meinem Frühstücke gegessen. Mit meinen Raupen scheint eine große Veränderung vorzugehen, die meisten derselben haben sich in die Erde verkrochen und nur einige laufen auf der Wolfsmilch herum und lassen es sich noch immer vortrefflich schmecken. Vermuthlich bereiten sich die ersten in der Erde ein Lager, wo sie sich verpuppen können. Ich will von nun an immer nach ihnen sehen, damit ich beobachte, wie es mit der Verwandlung der Raupen zugeht. Meine Tannenraupe muß krank sein, sie frißt nicht und ist sehr zusammengeschrumpft; ich will erwarten, was aus ihr werden wird. Am Montage wurde in der Grotte bei der Steinbrücke ein Mann von einen Steine getödtet. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Aus Deiner Antwort erfahre ich, ob Du noch nach Roßla gehst. Sorge nur, daß das Haus nicht allein stehen bleibt, und immer jemand zur Aufsicht und Wache bleibt. Meine Arbeiten gehen langsam, doch aber gehen sie; vielleicht kommt es in einigen Tagen besser.
Lebe wohl! Küsse das gute Kind, ich verlange herzlich, wieder bei euch zu sein.
Schreibe mir von Roßla nicht eher, als bis Du mir sagen kannst, wie es mit diesem und jenem steht. Ich schicke euch alsdann etwas Obst. Nimm nur rothen Wein mit, was Du brauchst.
Sonntag fährt Herr Meyer zu mir herüber mit Professor Thouret.
Lebe recht wohl. Jena, den 10. August 1798.
G.
Roßla, den 13. August 1798
Gestern sind mir in Zottelstädt bei dem Müller Hage gewesen; mir sind aber da so tractirt worden, daß ich erstaunt bin. Der Müller hat da Steinkohlen entdeckt, wovon ich Dir ein Stück mitschicke; der Berg-Rath Voigt von Ilmenau ist itzo auch da und hat sie untersucht und findet sie wie die in Wickerstädt. Hier schicke ich Dir ein Stückchen mit. Bei uns hier im Gute ist weiter noch nichts gemacht. Der Herr Canzler ist ein Windbeutel; ich habe ihn gestern selbst erinnert, und er versprach, heute zu kommen, aber er ist nicht gekommen. Mit der Ernte geht es recht gut, mit dem Korne sind sie fertig. Wegen der Kühe-Tröge sind sie nur in Verlegenheit; Häser meinte, wenn er nur eine Eiche hätte, da wollte er welche machen lassen. Ist denn keine Eiche im alten Garten? Wenn Du nicht kommen kannst, Lieber, so will ich den Sonnabend wieder nach Weimar. Kämst Du aber künftige Woche hierher, so will ich hier bleiben, bis Du kämst. Wenn Du könntest wegen Canzler herkommen, wäre es gut. Sonst gefällt es mir sehr gut, und ich bin hier sehr zufrieden. Wenn Du mir etwa könntest eine kleine Melone mit schicken; und wenn sie in Jena etwa wohlfeile Heringe haben, so schicke mir einen mit. Gustel und Götze sind sehr glücklich. Leb wohl und behalte mich lieb. Ich freue mich, Dich bald wiederzusehen. Adieu, Lieber.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich war gestern in ZottelstädtZotzelst bei den Müller Hage. Es hat mir bei ihn recht gefallen. Ich bin fast alle Tage in den Tröbel. Fischers haben einen Laubfrosch, Fischers ist ein Schaf krepirt; ich bin übrigens ganz wohl. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
[Nachschrift Christianens]
Dem Überbringer dieses geben Sie kein Geld, es ist der kleine Knecht, lassen Sie aber etwas zu essen geben.
*
Drei Tage später, am 16. August, kam Goethe morgens von Jena aus nach Ober-Roßla, am 17. kehrte er mit den Seinen nach Weimar zurück. Erst am 22. September ging er für den Rest des Monats wieder nach Jena.
*
[Weimar, 26.(?) September 1798.]
Ich freu mich sehr, daß es Dir gut geht. Fischer und sein Bruder sind heute zu Mittag bei mir; nach Mittage gehe ich zur Bohlen ins Concert, wo es heute viele Äugelchen geben wird. Und auf den Freitag, wenn es besser Wetter wird, wollen mir nach Buttstädt zu dem Roßmarkt. Da wollen mir das Kind mitnehmen. Sei nur so gut und schreibe mir den Sonnabend, wenn Du kömmst. Bis dahin leb wohl und behalt mich lieb. Adieu; ich muß lohnen.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich danke Ihnen für die schönen Weintrauben und für die großen Pfirschen, welche Sie mir heute von Jena geschickt haben. Die Weintrauben sind gegessen, aber die Pfirschen habe ich aufgehoben, damit nicht alles auf einmal verzehrt werde, was Sie mir schicken. Bei dem schönen Wetter, das wir einige Tage hatten, habe ich mir auch ein Vergnügen gemacht. Am Montage nach Mittag bin ich in Gesellschaft meiner lieben Mutter und noch anderer Personen in Tiefurt gewesen, wo mir die Frau Grobin zwei große Kürbisse gezeigt hat, welche sie mir schenken will. Wenn ich sie erhalten habe, will ich mir große Schiffe daraus machen oder ich will sie aufheben; vielleicht sind Sie, liebes Väterchen, so gütig und machen mir mit demselben wieder einen Spaß wie vor dem Jahre, wo Sie mir aus einem Kürbisse einen bösen Manneskopf machten, welcher mir mit seinen feurigen Augen und seinem weiten Maule sehr furchtbar war. Gestern bin ich in Lützendorf gewesen, wo ich mir Sprenkel machte, die ich im alten Garten stellen will. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
Hier ist die Quittung für das Geld, das Du wohl verwahren magst. Meine Arbeiten gehen immer gut von Statten; Sonntags denke ich fertig zu sein und Montags früh von hier abzugehen, damit ich zu Mittag in Weimar bin und den Nachmittag nutzen kann. Lebe indessen wohl und vergnügt und grüße das Kind.
Keine Nüsse in den grünen Schalen sind nicht mehr zu haben; wenn Du sie aber ohne Schalen magst, so darfst Du es Sonnabends nur schreiben.
Jena, am 27. September 1798.
G.
[Weimar, 29. September 1798.]
Lieber, allerbester Schatz, ich freu mich sehr, Dich den Montag wieder bei mir zu sehn, denn ohne Schatz gefällt es mir nicht recht zu Hause. Und da sind mir alle Tage ausgewesen; man könnte aber dadurch leicht liederlich werden, und das wäre nichts. Gestern waren mir in Buttstädt, wo es dem Kinde sehr gefallen hat. Und wegen des Theaters ist es auch gut, daß Du kömmst, denn mir kommt es vor, als wenn die 8 Tage nicht so viel gemacht wär, als wenn Du da bist. Bis dahin leb wohl und behalte mich lieb. Mir wollen Dich recht fröhlich empfangen, und im Hause wirst Du alles recht sauber finden.
[Weimar, 30. September 1798.]
Sei so gut und quittire diesen Zettel; auf der Kammer wollen sie gerne das Geld los sein. Lützow geht heute wieder rüber, da kannst Du es wieder mitschicken. Wir sind hier sehr lustig und vergnügt; ich wünsche, daß Dir es auch so gehen mag, und wir werden uns vergnügt wiedersehen. Und alsdann wollen mir auch hier vergnügt sein.
Leb wohl und behalte mich recht lieb.
*
*
Laß durch den Registrator die beiden Bücher
Drelincourt: Achilles Homericus und
Diderot: Sur la Peinture
aufsuchen, sie stehen beide auf dem Bücherbrett an der Thüre in meinem Wohnzimmer, und gib sie diesem Boten, wenn er zurückkehrt, mit.
Bei dem schönen Wetter geht es mir hier recht wohl, und ich hoffe fleißig zu sein. Ich wünsche Dir gleichfalls, recht vergnügt zu sein. Wenn mir noch was vorkommt, so schreibe ich mit den Botenweibern noch ein Wort. Kaufe auf dem Jahrmarkt einiges Werkzeug und Geräthe, was wir nach Roßla allenfalls brauchen. Jena, am 15. Oktober 1798.
Laß die Botenfrau bei Dir im Hause warten und schicke die mitkommenden Sachen herum, Du packst das, was an mich soll, alsdenn selbst zusammen und gibst es ihr mit; wenn man sie in der Stadt herumlaufen ließe, könnte es Confusion geben.
Also
Das Nothwendigste überhaupt ist die Antwort vom Kammerrath Riedel und das Packet von Müller, das Übrige hätte allenfalls bis morgen mit den Botenweibern Zeit; denn ich wünschte, daß Du diese Frau bald abfertigtest, weil ich, ehe die Botenweiber heute Abend abgehen, gern gewiß wissen möchte, ob der Prinz Donnerstags kommt. Lebe recht wohl.
[Weimar, 16. October 1798.]
Mir sind eben in Begriff, nach Tiefurt zu gehen. Von den Büchern haben mir nur eins finden können. Von Müller ist die Antwort dabei. Böttiger hat Ihnen das heute vom Hofkammer-Rath gewiß schon überbracht. Den Wein sollen Sie morgen haben.
Übrigens in Eile. Morgen ein Mehres.
[Weimar, 16. October 1798.]
Lieber, dieses Jahrmarkt ist es bei mir von Müllern, Pachtern und Pfarrleuten nicht leer geworden. Und die FreundeFrude (also vielleicht Freude beabsichtigt) dazu, dieß alles hat mir den Kopf ganz warm gemacht, daß ich schon mehr als einmal gewünscht habe, die Ferienförichen möchten vorbei sein. Mir ist es nicht recht, daß Du nicht besser Wetter hast zur Weinlese. Hier folgt der Wein. Mündlich habe ich Dir viel zu erzählen. Daß Johlerda Joller mit dem Nacht-Stuhl diese Woche ganz fertig wird, glaube ich nicht; Du wirst wohl bis Montag weg bleiben müssen. Auf den Sonnabend will ich Dir schreiben, wie weit es ist. Leb wohl und [behalte] mich recht lieb, und mache nicht zu viel Äuglichen.
(Beilage: August)
Lieber Vater!
Am Montage bin ich in der Komödie gewesen und habe den ›Fähndrich‹ spielen gesehen. Ich ging mit meinem Onkel in Ihre Loge, wo ich alles sehr gut sehen konnte. Das Stück hat mir aber nicht gefallen, es war zu langweilig, die Komödianten haben aber gut gespielt. Gestern früh war ich mit meiner lieben Mutter auf dem Jahrmarkte, da war es gar schön, ich habe mir auf dem Töpfenmarkte 4 kleine Pfännchen gekauft, mit denen ich aber nicht spielen will, sondern sie sollen als Lampen auf meinem Theater gebraucht werden; daher habe ich sie schon mit Wachs angefüllt und mittenhinein ein Docht gesetzt. Auch habe ich mir 2 kleine Spiegelchen und einen bleiernen Säbel auf das Theater gekauft. Meine Mutter hat mir ein paar Strümpfe und 6 Schnupftücher zum Jahrmarkt geschenkt, und von dem Herrn von Lützow habe ich einen Bogen Soldaten und einen Bogen Pferde nebst zwei großen Soldaten erhalten. Heute will ich mir wieder einige Pfannchen kaufen. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
August Goethe.
[Weimar, 19. Oktober 1798.]
Lieber Schatz,
In Deinem Zimmer ist alles fertig, nur der Tünch ist noch nicht ganz trocken; aber bis Montag wird alles gut sein. Du kannst Montag so frühe ausfahren, als Du willst, soll alles in der besten Ordnung sein. Diese Woche habe ich auch recht fleißig sein müssen, die viele Wäsche in Ordnung zu bringen, alles wieder von vorn gezählt; aber es trifft alles, und dieses macht mich froh. Wegen des Hauses kannst Du außer Sorge sein, ich werde doch nicht itzo anfangen, liederlich zu sein. Ich bin diese Woche Einmal ausgewesen, das war in Tiefurt und in der Komödie; außerdem war ich die ganze Zeit zu Hause. Ich [freue] mich, wenn Du wieder bei mir bist; ich habe Dir allerlei zu erzählen. Leb wohl, Lieber, und behalte mich lieb.
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Du schreibst mir von einem Briefe, den ich nach Frankfurt schicken soll, den ich aber in dem Packet nicht finde. Vielleicht kommt er heute Abend mit den Botenweibern. Auf alle Fälle kann der meinige erst Freitag Abends von Weimar abgehen. Ich schicke doch einen Boten morgen an Professor Meyer, und da kann ich Dir ihn mitsenden, damit Du ihn fortschickst.
Es thut mir sehr leid, zu hören, daß Du nicht wohl gewesen bist. Ich wünsche, daß Du gesund und munter bleibst.
Meine Geschäfte gehen zum Anfang ganz gut, doch muß es noch besser kommen.
Lebe recht wohl und grüße das gute Kind.
Jena, am 14. November 1798.
Weimar, 14. November 1798.
Hier schicke ich alles, aber zu den Westen kann ich nichts mehr bekommen. Sehe zu, ob Du in Jena welche kriegen kannst. Lieber, Guter, ich danke Dir herzlich vor den Wein. Ich bin sehr fleißig und nehme allerlei vor. Den Brief an die Mutter hatte ich Dir gestern vergessen einzupacken. Gerning ist hier und wohnt in der Nachbarschaft, ich habe ihn aber noch nicht gesprochen; am Montag war ich noch krank und konnte ihn nicht annehmen. Diese Woche will [ich] mit aufräumen und Ordnung zubringen, künftige zu bügeln und dann zu schlachtenSchladenn.
Leb wohl und sei vergnügter als hier.
Weimar, 15. November 1798.
Lieber, mit meiner Gesundheit ist [es] wieder etwas besser, aber es ist mir doch nicht ganz so wie sonst, ich weiß selbst nicht, was mir fehlt; ich will es ein paar Tage mit ansehen, und wenn es mir nicht besser wird, mit Huschken sprechen. Der Herr Gerning war gestern bei mir, er wird Dich bald in Jena besuchen. Er hat der guten Mutter ihre Silhouette mitgebracht, sie ist in Lebensgröße und ist sehr getroffen und hält Deine Silhouette in der Hand. Mir hat er ein seidenes Tuch von Florenz mitgebracht und auch etwas Kastanienkonsdamigen. Gestern habe ich mein neues Reitkleid angehabt, wofür ich Dir nochmals herzlichen Dank sage. Die Oper ging gestern sehr gut. Der Herzog war mit einem freundlichen Gesicht in Deiner Loge. Der Bauverwalter kommt alle Tage und fragt, ob ich nichts zu befehlen habe. Der hat gewiß Lust, denke ich aber allemal, Dir wieder etwas zu Leid zu thun, und lasse mich in nichts mit ihm ein.
Leb wohl und behalt mich lieb und schreibe mir manchmal ein freundliches Wort.
Gerning speist heute bei Hof.
[Weimar, 17.(?) November 1798.]
Lieber, ich schreibe Dir heute nur wenig, weil ich kochen muß; ich habe heute Mittag Gerning bei mir zu Tische. Der Professor meinte doch, man müsse artig gegen den Knicker sein. Alleweile sagt mir der Professor, ich soll doch die MatiegzekMadize dazu einladen, und ich will es thun.
Leb wohl und behalte mich lieb. Ich wollte, Du wärst hier.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich befinde mich jetzt ziemlich wohl, nur habe ich manchmal des Morgens Kopfschmerzen, welche mich so angreifen, daß ich oft vor Schwäche hinfalle, doch ist das Beste dabei, daß die Schmerzen nicht lange dauern. Der ›Hieronymus Knicker‹, welcher am Mittwoche gespielt wurde, machte mir viel Spaß, besonders habe ich sehr über Malcolmi lachen müssen, der immer falsch hörte und erzählte, wie die Ochsen brummen: mu!! wie die Kanonen knallen: puff, puff! wie die Glocken summen: bumm, baum!! Die Geister nahmen sich auch artig aus und sangen immer: lilla, lilla, lilla!!
Ich kann nun das Aktivum der ersten und zweiten Conjugation, amo und doceo weiß ich fertig herzusagen. Wenn Sie wieder herüberkommen, so können Sie mich fragen, welches tempus und welchen modum Sie wollen, ich werde alles beantworten. Auf Weihnachten werde ich die Conjugationen können und dann mit dem Übersetzen anfangen. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb. August Goethe.
Weimar, den 22. [vielmehr 19.] November [1798.]
Da mir Herr Gerning soeben sagen läßt, daß er morgen nach Jena geht, so will ich Dir nur sagen, daß ich und das Kind uns beide recht wohl befinden, und daß morgen bei uns großes Schlachtfest ist, und daß, wenn Du bei mir hier wärst, mir gar nichts fehlte, und daß ich mir aber feste vorgenommen habe, Dich unverhofft zu besuchen. Wenn Du einmal auf den Abend nach Hause kommen wirst, so wirst Du Dein Schätzchen finden und Dich gewiß freun. Ins Theater gehe ich allemal. Das ist noch das Einzige, was mir itzo Freude macht; und mit der Matiegzek freue ich mich auf die Redoute. Vielleicht bist Du da auch hier. Schreibe mir, wie es Dir mit Deinen Arbeiten geht. Mir ist es, als wärst Du schon sehr lange weg; wenn es Dir nicht glücken will, so komm lieber zu mir. Du mußt mir es nicht übelnehmen, ich bin Dein Hase und möchte nur immer bei Dir sein. Äugelchen könnte ich hier genug machen, aber ich finde kein Vergnügen daran. Wenn Du hier bist, mache ich eher manchmal welche; aber wenn Du nicht da bist, geht es gar nicht. Ich bitte Dich recht sehr, mache ja in Jena nicht zu viel; es träumt mich alle Nacht davon. Es ist aber, weil ich immer am Tage daran denke.
Ich will Dir einmal selbst schreiben, um Dir herzlicher zu sagen, daß ich Dich liebe und mich über Deine und des Kindes Gesundheit freue. Wegen des Kopfwehs, worüber August manchmal klagt, müßte man doch den Doctor gelegentlich fragen.
Meine Arbeiten fangen an zu rücken, doch langsamer als sonst. Ich bitte Dich daher, nicht unvermuthet herüber zu kommen; ich muß es wieder auf meine gewöhnliche Art halten und hier so lange in Einem Stücke arbeiten, als ich mag und kann. Alsdann wollen wir wieder vergnügt beisammen sein. Äugelchen gibts hier gar nicht, die alten sind abgestorben, und Neues ist nichts nachgewachsen.
Lebe recht wohl, grüße das liebe Kind. Zur Redoutenfreude wünsche ich im Voraus Glück. Lebe wohl und liebe mich. Jena, den 20. November 1798.
G.
[Weimar, 21. November 1798.]
Gestern Abend war ich bei der Matiegzek, und wir saßen ganz ruhig und nähten. Auf einmal kam Herr Richter, und er hat uns bis 10 Uhr recht artig unterhalten. Aber, unter uns gesagt, er ist ein Narr; und ich kann mir nun denken, wie er bei den DamenDamonen Glück gemacht. Ich denke, ich und die Matiegzek, mir wollen noch oft unsern Spaß haben. Wenn Du wiederkömmst, sollst von Wort zu Wort unsere Unterhaltung erfahren. Die Matiegzek sagt, er spräche zu gelehrt, aber ich versteh beinahe alle Worte. Er hat mir gesagt, daß er Sonnabend nach Jena eingeladen wär bei Schütz, wo er Dich auch antreffen würde. Er hat sich bei mir beklagt, daß er sich niemals in unserm Hause finden könne; er hätte zu dem Herrn Professor gewollt, hätte sich aber nicht finden können und hätte wieder fortgehen müssen. Wenn ich es aber itzo erlaubt', so wollt er erst bei mir anfragen und mich bitten, daß ich ihn zurecht führen ließ'.
Heute gehe ich wieder in die Komödie. Es geht bei dem Theater alles gut. Der Herzog ist allemal in Deiner Loge. Hier schicke ich Dir etwas von meinem Schlachtfest. Ich bin nicht so ganz mit meinem Schwein zufrieden; ich denke aber, es soll mit dem Speckschwein besser werden. Von dem Bauverwalter seiner Gefälligkeit hast Du gar keinen Begriff; ich muß oft ihm bald ins Gesicht lachen. Und er hat es so zu machen gewußt, daß ich ihm habe wider meinen Willen eine Schlacht-Schüssel schicken müssen; und den Pferde-Mist darf ich von keinem andern Menschen nehmen. Ich ließ unsern Mist im Hofe ausfahren, und er kam dazu. Da hat er mir schöne den TextDecks gelesen, warum ich es ihm nicht hätte sagen lassen; er versicherte mir, ich könne verlangen, was ich nur wollte, ich könne es von ihm verlangen, und wenn es sein Leben beträfe, so sollte ich es haben. Und wenn er eine von meinen MägdenMächten sieht, so befiehlt er ein unterthäniges Compliment. Aber nur desto mehr fürchte ich mich vor ihm. Übrigens geht es mir ganz gut; nur mit meiner Köchin habe ich meine Noth, die nimmt mir alles untern Händen weg, und ich muß den ganzen Tag die Augen auf alles haben. Ich habe mir aber eine andere gemiethet; auf Weihnachten muß sie fort. Wenn mir es nicht um die Leute wär, so schickte ich sie gleich fort, denn sie macht lauter dumme Streiche, die ich Dir alle erzählen will, wenn Du wiederkömmst. Die Marie aber wird alle Tage braver, und wenn ich die nicht hätte, ging' es mir schlecht. Leb wohl und behalt mich nur recht lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich bin jetzt wieder ganz wohl, meine Kopfschmerzen haben aufgehört, und ich spüre des Morgens auch keine Schwäche im Kopfe mehr. Gestern war ein großes Fest für mich, denn wir haben zwei kleine Schweine geschlachtet. Ich war dabei, als sie in den Hals geschnitten wurden, das eine schrie mehr als das andere. Dann habe ich auch gesehen, wie die Würste gemacht werden. Die Schweine wogen 130 Pfund. Die Blasen habe ich bekommen, ein Mann hat sie mir aufgeblasen, wodurch sie sehr groß wurden. Gestern habe ich mich auch von einem Jungen in die Hoffischerei auf dem Schlitten fahren lassen, wobei ich aber bald die Zehen erfroren hätte. Der Herr Professor Meyer hat mir heute einen Theil von der blauen Bibliothek geschenkt, der mir viel Spaß machen soll. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb. August Goethe.
[Weimar, 24. November 1798.]
Ich danke Dir vor das Rehebrätchen. Itzo gehen bei uns die Winterfreuden an, und ich will mir sie durch nichts lassen verbittern. Die Weimarer thäten es gerne, aber ich achte auf nichts. Ich habe Dich lieb und ganz allein lieb, sorge für mein Bübchen und halte mein Hauswesen in Ordnung, und mache mich lustig. Aber sie können einen gar nicht in Ruhe lassen. Vorgestern in [der] Komödie kommt Meisel und fragt mich ohne Umstände, ob es wahr wär, daß Du heurathst,heuerachts Du schafftest Dir ja schon Kutsche und Pferde an. Ich wurde den Augenblick so böse, daß ich ihm eine recht malicieuse Antwort gab, und ich bin überzeugt, der fragt mich nicht wieder. Weil [ich] aber immer daran denke, so habe ich heute Nacht davon geträumt. Das war ein schlimmer Traum, den muß ich Dir, wenn Du kommst, erzählen. Ich habe dabei so geweint und laut geschrien, daß mich Ernestine aufgeweckt hat, und da war mein ganzes Kopfkissen naß. Ich bin sehr froh, daß es nur ein Traum war. Und Dein lieber Brief macht mich wieder froh und zufrieden. Es gibt recht gutes Eis, und ich will wieder Schrittschuh fahren, und morgen wollen mir mit auf dem Schlitten nach Kötschau fahren, ich, Ernestine, Matiegzek und die Bohlin. Und hernach fahren die Freunde nach Jena und wir nach Weimar. Auf die Redoute freuen mir uns sehr. Wenn Du hier wärst, wäre uns freilich noch lieber; aber da ich höre, daß es Dir mit Deinen Arbeiten gut gehet, das ist besser als Redouten-Freude, weil ich weiß, wenn es Dir mit Deiner Arbeit gut geht, Du auch recht vergnügt wiederkömmst. Und dann wollen mir sehr vergnügt zusammen sein. Aber allem Anschein nach kriegen mir einen starken Winter, denn hier liegt der Schnee schon eine Elle hoch. Leb wohl und behalte mich lieb.
Die Matiegzek empfiehlt sich bestens; und auf den Mittewoch ist die ›Zauberflöte‹, und den Sonnabend nach der Redoute und auf den Montag wollen mir das Pannierbanninn-Kleid ausnähen[?].
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Am Donnerstage bin ich zum ersten Mal auf dem Eise gewesen und habe von halb 2 bis halb 3 Uhr mit Herrn Eisert gefahren. Der Schwansee trug aber noch nicht so, daß man ganz um denselben hätte fahren können, wir fuhren daher bloß von dem Häuschen bis herunter an den Baumgarten, so weit die Bahn ging. Auch gestern habe ich von 4 bis 5 Uhr gefahren, ich bin aber noch nicht um den Teich oft herum gekommen, weil noch keine Bahn gekehrt war und es mir zu sauer wurde, im Schnee zu fahren. Herr Eisert will nun alle Tage, wenn es gefroren ist, mit mir fahren und zwar allemal von 1 bis 2 Uhr, weil es da am schönsten ist und ich um diese Zeit eben keine Lernstunde versäume. Ich bekomme morgen ein paar Frieshosen und eine Pelzjacke, worauf ich mich sehr freue. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb. Weimar, den 24. November 1798. August Goethe.
Da Du mir schreibst, daß Du heute nach Kötschau fährst, so will ich Dir, da eben ein Bote geht, dahin einen Gruß senden. Es freut mich, daß ihr schön Wetter habt, und wünsche, daß Dir dieses Vergnügen, so wie alle andre Freuden dieser Woche recht wohl anschlagen und alle Grillen und Träume verjagen mögen. Mit meinen Arbeiten geht es sehr gut, und wenn es noch eine Zeit lang dauert, so werden wir uns Ostern einer guten Einnahme zu erfreuen haben. Lebe recht wohl und grüße Deine Gesellschaft.
Jena, den 25. November 1798.
G.
Heute sage ich Dir nur einen Gruß und bitte Dich, mir die stärkste von den gestreiften Westen zu schicken, damit ich doch zwei habe, wenn ich die eine von meinen gelbgestreiften muß waschen lassen.
Die Würste, die Du mir geschickt hast, haben mir recht wohl geschmeckt.
Hast Du einen Brief erhalten, den ich Dir am Sonntag schrieb? und der Dich in Kötschau oder Weimar finden sollte.
Die Schlittenbahn hat nicht lange gedauert, aber sie haben sichs hier die wenigen Tage recht zu Nutze gemacht, die Philisterpferde haben was ausstehen müssen.
Meine Arbeiten gehen jetzt sehr gut und schnell; es ist nun einmal nicht anders, daß ich mich wenigstens erst acht Tage sammeln muß; ich will nun auch nicht aufhören, bis es entweder nicht mehr geht, oder bis ich durch etwas Nothwendiges abgerufen werde.
Lebe recht wohl und grüße das Kind.
Ich wünsche, daß die zweimalige ›Zauberflöte‹ so wie die Redoute gut ablaufen möge. Jena, am 27. November 1798.
G.
[Weimar, 27. November 1798.]
Deinen lieben Brief habe ich in Weimar erhalten, weil nichts aus unsrer Fahrt nach Kötschau geworden ist. Die Verliebten hatten übele Laune, und allein wollt ich nicht; da sind mir bloß hier herumgefahren. Aber ich bin sehr froh, daß ich nicht von den Launen so eines ehrbarlichen Liebhabers abhänge. Denn es ist was Elendes, so eine lange Liebschaft. Wir waren auch durch diesen Brief, den ich Dir hier mitschicke, auf heute zu einer Schlittenfahrt eingeladen, aber ich habe es gleich abgeschlagen. Die Bohlen aber und die Glüsingen sind nüber und können auf Schmutz fahren. Wenn Du was zu bestellen hast, die Bohlen fährt morgen wieder rüber; sie ist bei der Schütz. Den Herrn Richter habe ich, seitdem er sich in Jena ein Räuschchen getrunken hat und sich in die Madame Mereau verliebt, nicht gesehen. Daß es Dir gut geht, das freut mich; wenn Du mir aber schreiben würdest, daß Du kämst, so will ich mich auch recht freuen. Weil Dir meine Würste geschmecket haben, so schicke ich Dir wieder etwas. Leb wohl und habe Deinen Schatz lieb.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Nun ist die Lust auf dem Eise schon wieder zu Ende, alles ist aufgethauet, und man sieht fast keinen Schnee mehr. Am Montage nach Mittag habe ich das letzte Mal gefahren, ich bin aber da meinem Versprechen untreu geworden, denn statt daß ich mich nur jedesmal, wie ich mir vor kurzem vornahm, eine Stunde auf dem Eise aufhalten wollte, habe ich an diesem Tage 2 Stunden von 2 bis 4 Uhr gefahren. Ich würde dieß aber gewiß nicht gethan haben, wenn meine liebe Mutter nicht auch auf dem Eise gewesen wäre, von welcher ich mich nicht gern trennen wollte. Von einem Geschenke, das mir Herr Meyer von Jena gemacht hat, will ich Ihnen bald Nachricht geben. Leben Sie wohl und behalten Sie mich lieb.
Aug. Goethe.
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Am 29. November Nachmittags kehrt Goethe nach Weimar zurück und trifft in seinem Hause ein, als Christiane mit August gerade in einem Konzert ist. Sie finden, heimkehrend, zwar nicht Goethe, der ausgegangen war, aber das mitgebrachte Geschenk von Süßigkeiten und bedanken sich dafür, ehe sie sich schlafen legen, in den folgenden beiden Briefchen.
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[Weimar, 29. November 1798.]
Lieber Schatz,
Da wir von der Harmonika zurückkamen, hatten wir sehr großen Hunger; wir suchten lange in Deinem Zimmer, ob Du uns etwas mitgebracht hättest, und endlich entdeckten wir die schöne Düte und haben es uns recht wohl schmecken lassen und Dich immer sehr dabei gelobt, daß Du immer sehr, bei allen Gelegenheiten, vor Deine Kinder sorgetest und uns recht lieb hättest; und wir waren sehr vergnügt. Itzo hoffen mir nur, daß Du bald nach Hause kämst, und wir Dir sagen könnten, wie lieb mir Dich hätten. Ich wünsche mir nur immer, daß ich Dir auch so viel zu Lieb thun könnte, wie Du mir thuest; aber Verdruß will ich Dir gewiß mit meinem Wissen nie machen. Leb wohl und behalte mich nur lieb. Dein treuer Schatz.
[Beilage: August]
Lieber Vater!
Ich bin in dem Komödiehaus bei der Harmonika gewesen, aber dieß ist mir nicht wohl bekommen, denn ich habe Kopfschmerzen bekommen; übrigens war die Musik sehr schön. Wie mir nach Hause kamen, freuten wir uns, daß Sie uns so was Schönes mitgebracht hatten. Ich will aber auch recht fleißig lernen, daß ich auch meinem lieben Vaterchen Spaß mache.
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