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Am Ufer eines Bachs auf einer Wiese gieng
Ein Reiger ernsthaft hin auf langen dürren Beinen,
Mit langem Hals, woran ein langer Schnabel hieng.
Des Baches Wasser floß auf harten Kieselsteinen
Durchsichtiger als ein Crystall
Bergab mit angenehmen Schall,
Und stand dann wieder tief. Vom Himmel ohne Wolke
Fiel warmer Sonnenstrahl
Auf seine Fläche, drang zum kalten Wasservolke
Lokt es herauf, in Haufen ohne Zahl;
Es lezte sich, war guter Dinge,
Und machte tausend krumme Sprünge
Am warmen Sonnenstrahl.
Herr Reiger wie so faul? du schnappest nicht einmahl,
Mit deinem langen Schnabel zu,
Und holst dir einen Hecht? Du zauderst? Wartest du,
Auf einen Karpen? Ey! Wie wird es dir gereun,
Wenn du wirst schnappen wollen, dann wird kein Hecht mehr seyn!
Wie ernsthaft stehet er! wie still!
Wie drehet er den Hals, den er nicht brauchen will!
Freund von gesunder Mäßigkeit
Besinnt er sich, und denkt: Es ist noch Zeit.
Stets essen ist gemeiner Vögel Weise!
Bald aber hungert ihn, und nun sieht er sich um,
Nach Karpen oder Hecht,
Allein verschwunden ist das ganze Fischgeschlecht.
Nur Schleye schwimmen noch, allein er ist nicht dumm
Er hat Geschmakk. Schley ist zu schlechte Speise
Für eines Reigers Mund. Er läßt sie ziehn,
Und, immer mehr noch, hungert ihn.
Er geht vom Ufer ab, und watet in den Bach.
Gründlinge trift er an, fragt aber nichts darnach;
Er lasset sie in Frieden schwimmen, spricht:
Gründlinge fressen Reiger nicht:
Darnach den Schnabel aufzuthun,
Das wäre Schimpf für einen Lekkermund;
Er sagt es, und es geht, was Fisch ist, auf den Grund.
Nicht einer läßt sich sehn. Ey, Lekkermund, wie nun?
Nachdem er lang umsonst gesuchet und geschnapt,
Wird, mit genauer Noth, ein Frosch von ihm ertapt. |