Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Fabeln
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Der Thier-Adel

An Herrn Hauptmann von Kleist

                             

In Ursomania studiren alle Thiere,
Die Elephanten und die Stiere,
Kurz: alle. Keins bekommt ein Amt,
Das nicht, aus altem Hause stammt,
So durch Gelehrsamkeit groß, und berühmt geworden;
Auch kommen an die Hof und in die Ritter-Orden
Ungraduirte Thiere nicht.

Ein jedes muß zwölf Ahnen erst beweisen,
Die in der Zahl der Dichter und der Weisen
Sich ritterlich hervor gethan,
Eh es bey Hof erscheinen kan.

Und dann, wenn es ein Amt begehrt,
Wird es gefragt: Bist du, wie sie, gelehrt?
Hast du, wie sie, die Jugend
Im Dienst der Musen zugebracht?
Warst du, wie sie, ein Mann von Tugend
(Das ist, nach ihrer Art, ein Mann von Stande)
Zu werden, stets, von Jugend auf, bedacht?

Denn, Tugend und Gelehrsamkeit
Sind ungetrennt in diesem Lande,
Und fast auch einerley. Der ist ein Held,
Und wird mit stolzen Ehren-Säulen
Belohnt, zu dem die Weisen eilen
Weisheit zu lernen.
                                Freund, gefällt
Dir dieser Adel? Sprich!

Wär er bey uns, so hätte dich
Dein Früling, den Apoll, und alle Musen loben,
In diesen Adelstand erhoben.

 


 


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