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Die arme Tochter des Aesop,
Die Fabel, reiste von Athen,
Entfernte Länder zu besehn.
Wer sie erblickte, der erhob
Ihr Wesen, ihren Gang
Und ihren Anzug. Nicht zu lang
Und nicht zu kurz, war er bequem;
Wohin sie kam, da war sie angenehm.
Zu Rom schenkt' ihr ein fein'res Kleid
Ein Freigelassener des Kaisers seiner Zeit.
Es stand ihr wohl, es war gemacht
Nett, aber ohne Pracht.
Dann reiste sie darin, noch blöde, nach Paris;
Ein edler Ritter nahm sie auf und unterwies
Die Pilgerin, die seine Freundin ward,
In Sitten und in Putz, nach seiner Landesart.
Auch nahm er einst sie mit in eine Gallanacht
An Ludwigs Hof, in Hofes Tracht.
Und weil der jungen Maintenon
An Geist und Schönheit sie vollkommen glich,
So zog sie alsobald des Königs Aug' auf sich.
Was hatte sie davon?
Er rühmte sie den Prinzen; sie gefiel!
Und einst, beim Spiel,
Nannt' er in Gnaden sie die Menschenlehrerin!
»Ich? Ihro Majestät! ich bin
Nur eine Zeitvertreiberin;
Mich hören Kinder nur so gern!
Ich, Lehrerin der Menschen? Das sey fern!
Was Recht und Tugend ist, zu lehren und zu preisen,
Das überlass' ich Herr'n
Und Königen und Weisen!« |