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Ein ziegenfüssigter Faun lag unter einer Eiche in tiefem Schlaf ausgestrekt, und die jungen Hirten, sahen ihn, wir wollen, sprachen sie, ihn fest an den Baum binden, und dann soll er uns für die Loslassung ein Lied singen. Und sie banden ihn an dem Stamm der Eiche fest, und warfen mit der gefallenen Frucht des Baumes ihn wach. Wo bin ich? so sprach der Faun, und gähnte, und dähnte die Arme und die Ziegenfüsse weit aus, wo bin ich? Wo ist meine Flöte? Wo ist mein Krug? Ach! da liegen die Scherben vom schönsten Krug! Da ich gestern im Rausch hier sank, da hab ich ihn zerbrochen – – Aber wer hat mich festgebunden? so sprach er und sah rings umher, und hörte das zwitschernde Lachen der Hirten. Bindet mich los, ihr Knaben, rief er; Wir binden dich nicht los, sprachen sie, du singest uns denn ein Lied. Was soll ich euch singen, ihr Hirten? sprach der Faun, von dem zerbrochenen Krug will ich singen, da sezet euch im Gras um mich her.
Und die Hirten sezten sich ins Gras um ihn her, und er hub an.
Er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der schönste Krug, da liegen die Scherben umher!
Schön war mein Krug, meiner Höle schönste Zierde, und gieng ein Wald-Gott vorüber, denn rief ich: Komm, trink' und siehe den schönsten Krug. Zeus selbst hat bey dem frohesten Fest nicht einen schönern Krug.
Er ist zerbrochen, ach! er ist zerbrochen! der schönste Krug! Da liegen die Scherben umher.
Wenn bey mir die Brüder sich sammelten, dann sassen wir rings um den Krug! Wir tranken, und jeder der trank, sang die darauf gegrabene Geschichte, die seinen Lippen die nächste war. Izt trinken wir nicht mehr, ihr Brüder! aus dem Krug, izt singen wir nicht mehr die Geschichte, die jedes Lippen die nächste ist;
Er ist zerbrochen, ach er ist zerbrochen, der schönste Krug! Da liegen die Scherben umher.
Denn auf dem Krug war gegraben, wie Pan voll Entsezen am Ufer sah, wie die schönste Nymphe, in den umschlingenden Armen, in lispelnden Schilf sich verwandelte; Er schnitt da Flöten von Schilfrohr, von ungleicher Länge, und kleibte mit Wachs sie zusammen, und blies dem Ufer ein trauriges Lied. Die Echo horchte die neue Musik und sang sie dem erstaunten Hain und den Hügeln.
Aber er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der schönste Krug! Da liegen die Scherben umher.
Dann stund auf dem Kruge, wie Zeus, als weisser Stier, auf dem Rüken die Nymph' Europa auf Wellen entführte; Er lekte mit schmeichelnder Zunge der Schönen entblössetes Knie. Indeß rang sie jammernd die Hände über dem Haupt, mit dessen lokichtem Haare die gaukelnden Zephire spielten, und vor ihm her ritten die Amors, lächelnd auf dem willigen Delphin.
Aber er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der schönste Krug! Da liegen die Scherben umher.
Auch war der schöne Bachus gegraben; Er saß in einer Laube von Reben, und eine Nymphe lag ihm zur Seite. Ihr linker Arm umschlang seine Hüften, den rechten hielt sie empor und zog den Becher zurük, nach dem seine lächelnden Lippen sieh sehnten. Schmachtend sah sie ihn an und schien ihn um Küsse zu flehen, und vor ihm spielten seine geflekten Tieger; schmeichelnd assen sie Trauben, aus den kleinen Händen der Amors;
Aber er ist zerbrochen, er ist zerbrochen, der schönste Krug! Da liegen die Scherben umher. O klag es Echo dem Hain, klag es dem Faun in den Hölen! er ist zerbrochen, da liegen die Scherben umher.
So sang der Faun, und die jungen Hirten banden ihn los und besahen bewundernd die Scherben im Gras.