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Mrs. Dayton hatte, um ihr Versprechen vom Vorabend zu erfüllen, alle nötigen Anstalten getroffen, ein paar Tage auf dem Lande bleiben zu können. Als Mr. Dayton etwas spät am Morgen ziemlich erschöpft von dem langen Ritte zurückkehrte, war auch beschlossen worden, gleich nach Tisch aufzubrechen und Livelys zu besuchen, mit denen Mrs. Dayton schon in früherer Zeit in Indiana befreundet gewesen war.
Die kleine Familie hatte noch nicht lange ihr einfaches Mittagsmahl beendet und der erst vor einigen Stunden zurückgekehrte Squire eben zwei wiederum für ihn eingetroffene Briefe gelesen und in die Brusttasche geschoben, als Pferdegetrappel vor der Tür zu hören war. Adele sprang ans Fenster, um zu sehen, wer vor ihrem Hause anhielte. Kaum hatte sie aber den Blick hinabgeworfen, als sie auch überrascht ausrief: »Mr. Hawes, – bei allem, was da lebendig auf der Erde herumläuft! – Nein, so etwas ist noch gar nicht dagewesen!«
»Und wer ist denn Mr. Hawes?« fragte Squire Dayton lächelnd. »Der ist wirklich noch nicht dagewesen. Da du übrigens den Gentleman so gut zu kennen scheinst, so bist du es auch vielleicht, derentwegen er uns hier aufsucht.«
»Das ist leicht möglich«, sagte Adele unbefangen. – »Seine Frau war meine beste Freundin. Du mußt sie noch von früher her kennen, Hedwig, – Marie Morris, des alten reichen Morris Tochter. Wissen möchte ich aber, was ihn nach Arkansas bringt. Ich glaubte, er wäre schon lange in Louisiana auf seiner Plantage.«
»Nun, da kommt er selbst und wird dir das Rätsel wohl lösen«, sagte Squire Dayton. Wirklich wurden auch im nächsten Augenblick leichte, schnelle Schritte auf der Treppe gehört, und gleich darauf trat, nach kurzem Anklopfen und fast ohne das einladende »Herein« zu erwarten, derselbe junge Mann in die Stube, den wir schon heute morgen, freilich unter einem andern Namen, in der Mississippi-Niederung gefunden haben.
»Miß Adele!« rief er und schritt schnell mit ausgestreckter Hand auf die Dame zu. – »Es freut mich herzlich, Sie so wohl und munter zu finden. Wahrscheinlich habe ich die Ehre, Mister und Mistreß Dayton hier vor mir zu sehen.«
Squire Dayton und Frau verneigten sich, und jener sagte freundlich: »Unsere kleine Freundin hier hat Sie schon von draußen angemeldet, – Mr. Hawes, wenn ich nicht irre; – sie erkannte in Ihnen einen alten Bekannten.«
»Dann hätte es ja kaum der kalten Einführung durch diesen Brief bedurft«, sagte der Betrüger mit einer leisen Verneigung gegen die junge Dame. – »Von Mr. Porrel, jetzigem Staatsanwalt in Sinkville, der so gütig war, nebst einem freundlichen Gruß Ihnen die Meldung zu machen, daß eine so unbedeutende Person wie ich überhaupt existiere.«
»Ach, von Porrel! – Haben Sie ihn erst kürzlich getroffen?« fragte der Squire und nahm den Brief an sich. – »Es ist manches Jahr vergangen, daß wir einander nicht gesehen haben.«
»Und doch spricht er noch mit vieler Liebe und Anhänglichkeit von Ihnen. Er ist vor wenigen Wochen Staatsanwalt geworden und steht sich jetzt ziemlich gut, bekleidet auf jeden Fall einen ganz einträglichen und höchst achtbaren Posten.«
»Aber wie geht es Mistreß Hawes, Sir? Was macht Marie und wo ist sie?« unterbrach ihn hier Adele. »Sie erwähnen ja kein Wort von ihr und ihren Eltern. Ich glaubte Sie auf Ihrer Plantage in Louisiana.«
»Könnte ich dann schon wieder hier sein?« fragte Sander. »Nein, – die Pflanzung in Louisiana haben wir nicht gekauft, denn in Memphis, wo wir glücklicherweise einen Tag liegenblieben, kamen uns so böse und ungünstige Berichte über jene Gegend zu Ohren, daß wir beschlossen, lieber das geringe Draufgeld im Stich zu lassen, als so bedeutende Kapitalien an ein später fast wertloses Grundstück zu wenden. Da hörten wir von dem Verkauf einer Pflanzung bei Sinkville in Mississippi, landeten dort, fanden die Bedingungen mäßig, Land und Gebäude trefflich und wurden noch in derselben Woche handelseinig.«
»Und bei Sinkville wohnt jetzt Marie?« rief Adele freudig. »Oh, wie herrlich! Das liegt ja kaum sechs Meilen von Helena entfernt. – Ach, da besuche ich sie in den nächsten Tagen.«
»Sie darum zu bitten ist eigentlich der Zweck meines Hierseins«, erwiderte Sander; – »nur machen Sie sich dann auf einen etwas längeren Aufenthalt gefaßt, denn so schnell läßt Sie Marie gewiß nicht wieder fort. Mir ist sogar der dringende Auftrag gegeben geworden, Sie – wenn das irgend möglich wäre – gleich mitzubringen. Drüben am andern Ufer steht mein Wagen, und ich habe das Pferd nur deshalb mit herübergebracht, weil ich nicht genau wußte, ob Sie in oder bei Helena Ihren Wohnsitz hätten.«
»Ei, wie wird es dann mit dem Besuch bei Livelys werden?« fragte Mr. Dayton. »Den wirst du am Ende aufschieben müssen.« Adele sah die Schwester an, und ein leichtes Erröten färbte ihre Wangen.
»Nein, das geht unmöglich«, warf aber Mrs. Dayton ein. »Wir haben erst gestern abend durch den jungen Lively unser Kommen auf heute bestimmt ansagen lassen; Mrs. Lively hat sich auch gewiß eine Menge von Umständen gemacht und würde es nun mit Recht sehr übelnehmen, wenn wir unser Wort brächen. Wie wäre es aber, wenn uns Mr. Hawes dorthin begleitete? So kann Adele ganz gut morgen früh und gleich von dort aus mit Ihnen aufbrechen, und Sie haben doch wenigstens den Weg nicht vergebens gemacht.«
»Sie machen mir durch diese Erlaubnis eine große Freude«, erwiderte Sander; »zwar riefen mich eigentlich in einem so neuen Besitztum leicht erklärliche Geschäfte schnell zurück; doch mag Vater einmal auf einen Tag länger meine Stelle versehen. Er ist jetzt, Gott sei Dank, recht kräftig und wohl, und da wird es ihm nicht gleich schaden. Überdies habe ich seit langer Zeit gewünscht, Squire Dayton besser kennenzulernen, von dem ich schon so viel Gutes und Freundliches in Sinkville hörte.«
»Um so mehr muß ich dann bedauern, das Vergnügen Ihrer Gesellschaft, wenigstens für heute, zu entbehren«, sagte der Richter verbindlich; »meine Geschäfte erlauben mir nicht, Helena auf mehrere Tage zu verlassen; ich hoffe jedoch, Sie recht bald einmal, und zwar dann für einen längeren Aufenthalt, bei uns zu sehen. Aber da kommen die Pferde«, unterbrach er sich plötzlich. – »Nun, Mr. Hawes, jetzt werden Sie gleich das Amt eines Ritters und Beschützers übernehmen können, das sonst von der Person meines alten Cäsar hätte ersetzt werden müssen.«
»Ich bin stolz auf das Vertrauen, das Sie schon nach so kurzer Bekanntschaft in mich setzen, und werde versuchen, mich dessen würdig zu zeigen«, sagte Sander. – »Nur eins macht mich besorgt; – der Weg zu den Livelys ist mir fremd; – ich weiß nicht –«
»Den werde ich Ihnen zeigen«, rief Adele schnell und errötete dann, als sie das Lächeln der Schwester über den vielleicht zu großen Eifer bemerkte.
»Einer so schönen Führerin würde ich folgen, und wenn ich wüßte, das Ziel wäre der Tod!« rief Mr. Hawes rasch.
»Ei, ei, Sir«, warnte der Richter, »daß sind gefährliche Äußerungen für einen jungen Ehemann! Wenn das Ihre Frau hörte!«
»Marie und ich wissen, wie das gemeint ist«, sagte Adele freundlich und unbefangen. »Mr. Hawes macht auch manchmal Verse, und den Poeten darf man schon ein wenig Übertreibung gestatten. Doch die Pferde warten; also, Herr Ritter, ich werde Ihre Führerin sein.«
Mit diesen Worten, und während Sander noch von Squire Dayton Abschied nahm, ergriff das schöne Mädchen den Arm der Schwester und zog sie lachend mit die Treppe hinab. Cäsar führte dort Mrs. Daytons Pferd vor, Adele aber lenkte, ehe Sander imstande war, ihr die hilfreiche Hand zu bieten, das kleine, muntere Pony an einen zu diesem Zweck dort hingewälzten Stamm und sprang leicht und sicher in den Sattel. Der vermeintliche Eduard Hawes konnte ihr nur noch den kleinen Pantoffel, der den Steigbügel bildete, unter die zierliche Fußspitze schieben. Dann schwang er sich ebenfalls auf den Rücken seines ungeduldig scharrenden Tieres, und fort sprengte die kleine Kavalkade im kurzen Galopp den schmalen Waldweg am Fuße der Hügel entlang, welcher der etwa sechs bis sieben englische Meilen entfernten Farm des alten Lively zuführte.
Zu derselben Zeit, als die beiden Damen und ihre Begleiter in den dichten Büschen der Waldung verschwanden, kam eines jener mächtigen Flatboote mit der Strömung den Mississippi herab und beabsichtigte allem Anschein nach, in Helena zu landen. Außer den fünf Bootsleuten, die mit äußerster Anstrengung ihrer Kräfte die langen, schweren Finnen handhabten, um das Fahrzeug dem Lande zuzulenken, standen noch zwei Männer neben dem Steuernden am Hinterruder, und zwar recht gute Bekannte von uns: der alte Edgeworth und sein Begleiter Tom Barnwell. Dicht bei ihnen aber saß der alte, graue Schweißhund gar ernsthaft auf seinem Steiß und betrachtete mit unverkennbarem Interesse das Ufer, das, wie das kluge Tier recht gut merkte, jetzt bald wieder einmal nach langer Wasserfahrt betreten werden sollte.
Eine Person an Bord zeigte sich jedoch mit dieser Maßregel keineswegs zufrieden, und das war der Steuermann. Vorher schon hatte er eine Menge von Gründen gegen das Landen vorgebracht, war aber doch zuletzt gezwungen zu gehorchen und stand nun in mürrischem Schweigen an seinem Ruder. Endlich brach sich aber sein verhaltener Ingrimm noch einmal in Worten Bahn, und er sagte, einen bittern Fluch der Rede voranschickend: »Ich will verdammt sein, wenn es nicht barer Unsinn ist, hier in dem Nest anzulaufen. – Arbeiten müssen wir wie das Vieh, um nur wieder aus der Gegenströmung herauszukommen, und nicht die Hälfte von dem bekommen wir hier, was sie uns in Vicksburg oder selbst in Montgomerys Point dafür bezahlen.«
»Ich möchte nur wissen, was Ihr fortwährend mit Eurem Montgomerys Point habt«, erwiderte der alte Edgeworth. – »Das muß ein wahres Muster von Handelsplatz sein, ein Ideal aller Flatboote.«
»Wo liegt es denn eigentlich?« fragte Tom. »Ich bin doch auch früher am Mississippi gewesen, kenne aber den Ort gar nicht.«
»Es wird manchen Ort hier geben, den Ihr nicht kennt«, brummte der Lotse; »in einem Jahre verändert sich hier verdammt viel. – Seht einmal da drüben Helena! – Das waren nur ein paar Häuser, als ich zuerst an den Mississippi kam, und jetzt ist es eine ordentliche Stadt. Montgomery baute vor etwa vier Jahren die erste Hütte, und jetzt ist es der Schlüssel zum ganzen Westen; denn alle stromab kommenden Dampfboote gehen natürlich den näheren Weg, durch den Whiteriver, in den Arkansas, und passieren dort nie ohne anzulegen. Da leben auch Kaufleute, vor denen man Respekt haben muß; uns hat einmal einer – ein einziger – eine ganze Flatbootladung Mehl abgenommen, und das war noch nicht einmal der reichste.«
»Nun, meinetwegen«, sagte der alte Edgeworth; »wenn Ihr solch unendliches Vertrauen zu dem Nest habt, so wollen wir da anlegen; aber erst will ich sehen, wie der Markt hier steht. Ich habe nun einmal meinerseits Vertrauen zu Helena und sehe gar nicht ein, weshalb wir nicht wenigstens versuchen sollten, unsere Ladung hier loszuwerden. Also greift aus Burschen, greift aus! In ein paar Minuten seid ihr am Ufer, und dann mögt ihr euch heute einen vergnügten Abend machen.«
Die Männer legten sich denn auch mit dem besten Willen von der Welt gegen die schweren Finnen, gaben mit scharfem Nachdruck den letzten Stoß und liefen, während der eine das an Bord befindliche Ende niederdrückte und rasch zurückzog, mit schnellen Schritten nach, um keinen Zollbreit Raum zu verlieren. So erreichten sie endlich die stillere, dicht vor der Stadt befindliche Stromfläche. Tom ergriff jetzt das lange Bugtau, trat vorn auf die oberste Spitze des Bootes, und als sie jetzt dicht an den übrigen dort befestigten Fahrzeugen vorbeitrieben, sprang er auf das nächste Boot, lief darüber hin bis ans Ufer und befestigte dort das Tau in einem der zu diesem Zwecke angebrachten eisernen Ringe. Wenige Sekunden später schlug das breite, plumpe Fahrzeug schwerfallig gegen die weiche Schlammbank an, und die schnell heraufgenommenen Ruder oder Finnen wurden an Bord gelegt.
Zwei der Flatbootleute blieben jetzt als Wachen zurück, und die übrigen, der alte Edgeworth und Tom mit dem grauen Schweißhund an der Spitze, schritten in die Stadt hinauf, um das Terrain zu erkunden, die Preise der nördlichen Erzeugnisse zu erfahren und überhaupt herauszufinden, ob und in welcher Art sich hier ein Geschäft anknüpfen lasse.
Nur Bill, der Steuermann, ging nicht mit den übrigen, sondern schlenderte erst scheinbar zwecklos am Ufer hin, bis er die Kameraden aus den Augen verloren hatte. Dann bog er rechts ab, schritt die zum Wasser führende Walnutstreet schnell hinauf und klopfte gleich darauf an ein niedriges alleinstehendes Haus, in dessen oberem Fenster im nächsten Augenblick das liebenswürdige Antlitz der Mrs. Breidelford sichtbar wurde. Die Dame hatte aber kaum einen Blick auf die Straße geworfen und den Besuch erkannt, als sie auch schon wieder mit einem Schrei des Erstaunens, vielleicht der Freude, zurückfuhr. Gleich darauf waren ihre schnellen Schritte zu hören, wie sie die Treppe in fast jugendlicher Eile herabsprang, um den willkommenen Gast einzulassen.
»Nun, Bill, das ist prächtig, daß Ihr kommt!« waren die ersten Worte, mit denen sie ihn begrüßte und die verrieten, daß sie schon früher auf einem, wenn auch nicht gerade vertrauten, doch sicherlich bekannten Fuße gestanden hatten. »Seit drei Tagen schon gucke ich mir fast die Augen nach Euch aus dem Kopfe, und immer vergebens. Mein lieber seliger Mann hatte aber ganz recht; – Luise – sagte er immer – Luise –«
»Oh, geht mit Eurem verdammten Geschwätz zum Teufel«, brummte der keineswegs so gesprächige Gast, ohne viel zu berücksichtigen, daß er sich mit einer Dame unterhielt; »sagt lieber, wie es mit der Insel steht, und ob ich irgend jemanden von den Unseren hier in Helena finden kann.«
»Nu – nu, Meister Brummbär«, rief die Witwe beleidigt, »ich dächte doch, man hätte oben im Norden nicht alle Artigkeit verlernen sollen und könnte wenigstens ›guten Tag‹ sagen, wenn man zu anderen Leuten ins Haus kommt. – Ich bin auch mein lebelang in der Welt herumgekommen und kein Gelbschnabel mehr, daß ich mich von jedem hergelaufenen Narren anfahren lassen muß. Aber ich weiß schon; – mein Seliger hatte recht; – Luise, sagte er – du bist –«
»Eine liebe, prächtige Frau«, unterbrach sie, ihr freundlich die Hand entgegenstreckend, Bill; denn er kannte Mrs. Breidelford zu gut, um nicht zu wissen, daß er eben im Begriff war, es auf immer mit ihr zu verderben. »Ich sollte doch denken, Ihr hättet Zeit genug gehabt, den rauhen Bill kennenzulernen. Er gehört allerdings nicht zu den Feinsten, aber er meint es nicht so böse. Also, meine schöne Mrs. Breidelford, wie steht's hier im Territorium? Was machen der Kapitän und die Bande, und könnte ich ein paar der Burschen hier in Helena finden, wenn ich ihre Hilfe brauchen sollte?«
»Zehn für einen, Bill«, rief da plötzlich eine Stimme vom obern Rande der Treppe, – »zehn für einen! Wie geht es, alter Junge? Bringst du Beute? Nun, die kommt uns gelegen, besonders wenn sie der Mühe wert ist.«
»Blackfoot so wahr ich lebe!« jubelte der Steuermann der ›Schildkröte‹ und sprang fröhlich zur Treppe. »Du kommst wie gerufen und kannst mir helfen, einen alten Narren von Helena wegzubringen, der es sich nun einmal in den Kopf gesetzt zu haben scheint, hier zu verkaufen. Die Ladung ist nicht bedeutend, aber er führt wenigstens zehntausend Dollar in barem Gold bei sich und geht, wenn er seinen Kram hier losschlägt, auf das erste beste Dampfboot und schlüpft uns aus dem Netz.«
»Alle Wetter, das soll er bleibenlassen«, rief Blackfoot; »aber komm herauf! Das besprechen wir oben besser.«
»Ja, ich weiß nicht, ob ich's wagen darf«, sagte lächelnd der Steuermann und blickte sich nach Mrs. Breidelford um; »unsere liebenswürdige Wirtin –«
»Ach, geht zum Teufel mit Eurer Liebenswürdigkeit!« zürnte die noch immer nicht ganz Versöhnte. »Hinterher könnt Ihr schöne Worte machen. – Doch geht hinauf; Blackfoot weiß oben Bescheid; er mag Euch bedienen. Ich habe hier unten noch zu tun.«
»Nun sage mir nur vor allen Dingen, wie es mit der Insel steht«, rief Bill, als sie oben bei einer Flache Rum und einem Körbchen voll braungebackener Crackers beisammen saßen, »noch alles in Ordnung?«
»In bester, die Sachen stehen vortrefflich«, erwiderte Blackfoot; – »aber es ist gut, daß du heute kamst. Morgen abend haben wir unsere regelmäßige Versammlung, und es sollen wichtige Dinge verhandelt werden. Kelly fürchtet, daß wir über kurz oder lang einmal verraten werden, und will uns dagegen durch den Ankauf eines Dampfbootes gesichert wissen. Es kommen auch noch andere interessante Sachen vor; du wirst übrigens noch eine Stunde wenigstens liegenbleiben müssen, sonst kommst du zu früh an; es dunkelt jetzt spät.«
»Ich weiß«, sagte ärgerlich der Steuermann, »ich fürchte aber, ich kriege den alten Starrkopf gar nicht mehr von hier fort. – Er glaubt, wunder wie große Geschäfte hier zu machen.«
»Hm – wie wäre es denn«, fragte Blackfoot sinnend, – »wie wäre es denn da, wenn ich ihm den Bettel abkaufte?«
»Wer, du? Na, weiter fehlte nichts mehr!« lachte Bill. »Jemanden, der kauft, brauchen wir gar nicht. – Überreden müssen wir ihn, daß er weiter unten einen besseren Markt für seine Ware treffen wird, das übrige findet sich von selbst.«
»Bill«, sagte Blackfoot und stieß sich mit der Spitze seines ausgestreckten rechten Zeigefingers sehr bedeutsam gegen die eigene Stirn, – »Bill, bist du denn ganz vernagelt? Hältst du mich für so dumm, daß ich einen Sassafras nicht mehr von einer Sassaparilla unterscheiden kann? Wenn ich das Brot oder die Ladung kaufe, so versteht sich's doch von selbst, daß ich nicht hier wohne und daß es notwendigerweise nach Montgomerys Point oder sonstwohin geschafft werden muß.«
»Bei Gott, ein kapitaler Gedanke!« schrie Bill und schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser gegeneinanderklirrten. – »So soll es sein! Du spielst den Kaufmann, gehst mit uns an Bord, und ich renne uns dann zusammen unterhalb der Insel ganz vergnügt auf den Sand. Halt, da fällt mir aber etwas ein; einen Spaß wollen wir uns noch machen. Du sagst, du wärst von Viktoria; – das gibt mir auch eine Entschuldigung, Nr. Einundsechzig rechts liegen zu lassen anstatt links, wie es im ›Navigator‹ steht, – und dann kannst du meinetwegen auf Montgomerys Point und den jetzigen Handel dort schimpfen. Das wird dem Alten gut tun, dann glaubt er, ich habe unrecht gehabt, und geht desto eher in die Falle. Er hat überdies eine Art Abneigung gegen mich, für die er jedoch keinen Grund weiß; es ist so eine Art Instinkt, glaube ich. Nun, ich bin nicht böse darüber; er hat alle Ursache dazu und wird, ehe zweimal vierundzwanzig Stunden vergehen, noch mehr bekommen.«
»Was für Ursachen?« fragte Blackfoot.
»Laß gut sein«, sagte Bill und leerte das vor ihm stehende Glas auf einen Zug. – »Das sind Dinge, von denen ein alter Praktikus nicht gerne spricht. Schweigen über eine Sache hat noch keinem geschadet, plaudern aber schon manchem Unheil gebracht. Doch da kommt Mrs. Breidelford. Nun, Frauchen, noch böse? Ich hatte gerade den Kopf voll, als ich ins Haus trat; Blackfoot hat aber alles wieder in Ordnung gebracht.«
Mrs. Breidelford war keineswegs die Person, die lange mit jemandem gegrollt hätte, der ihr manchen Nutzen bringen sollte und auch schon manchen gebracht hatte. Sie hielt denn auch die zur Versöhnung abverlangte Hand nicht zurück und sagte nur: »'s ist schon gut, Bill; ich weiß ja, daß Ihr es nicht so böse meint; grob war's freilich immer. Aber was habt Ihr Euch denn da für einen schrecklichen Bart stehenlassen? Der sieht ja grausig aus; die Kinder müssen vor Euch davonlaufen. Nein, geht Bill, den müßt Ihr Euch wieder abrasieren. Ihr seid ohnedies nicht so hübsch, daß Ihr einen Stock zu tragen brauchtet, um die Mädchen abzuwehren. Dabei fällt mir ein, was mein seliger Mann immer sagte, – Luise, sagte er, es gibt Gesichter in der Welt –«
»Aber, gute Mrs. Breidelford«, unterbrach sie Blackfoot, freundlich ihren Arm ergreifend »Sie wissen, um was ich Sie gebeten habe, und ich sitze nun vergebens eine volle Stunde hier und warte darauf. Ich muß wahrhaftig fort; denn erstlich wird Kelly sonst grimmig böse, und dann haben wir beide hier ein Geschäft miteinander abzumachen, das ebenfalls keinen Aufschub leidet, also wenn es Ihnen irgend möglich wäre –«
»Hat der Mensch eine Eile«, sagte die Dame und fing an, nach etwas zu suchen, das unter einer Unzahl geheimer Falten und Röcke entweder auf Nimmerwiederfinden versteckt oder verloren war. Mrs. Breidelfords Hirn mußte selbst eine solche Vermutung kreuzen; denn sie fing ganz plötzlich an, sich schnell und ängstlich überall zu betasten und ein erschrecktes »Na, weiter fehlte mir nichts!« teilte ihre Lippen. Der fragliche Gegenstand, was es auch immer war, gab sich aber endlich ihrem Griffe kund; ihre Züge heiterten sich wieder auf; ein tiefer Seufzer – die dem Herzen entnommene Last – hob ihre Brust, und sie brachte, nachdem sie untergetaucht und einen der zahlreichen Röcke beseitigt hatte, eine alte braunlederne Tasche mit Stahlbeschlägen zum Vorschein. Diese öffnete sie mit einem kleinen daranhängenden Schlüssel und nahm eine Anzahl von Banknoten und sorgfältig in Papier gewickelte Geldstücke heraus. »So – hier, Ihr Vampyr, der Ihr einer armen, alleinstehenden Witwe das letzte abnehmt, was sie an barem Gelde besitzt«, sagte sie dabei; »hier, Ihr unersättlicher Einkassierer, der so regelmäßig jeden Monat kommt wie Vollmond und Neumond und noch brummt, daß er nicht genug hätte –«
»Ja, ja«, lachte Blackfoot, »Euch wäre es schon recht, wir lieferten Euch bloß die Waren und bekümmerten uns weiter nicht darum, was Ihr dafür bekommt. Das glaube ich; Ihr solltet Euch aber wahrhaftig nicht beklagen; denn wenn irgend jemand Nutzen davon hat, so seid Ihr es und sitzt noch dazu warm und sicher in Helena, während wir draußen in Nacht und Gefahr unser Leben verbringen.«
»Warm und sicher?« rief Mrs. Breidelford scharf. – »Ihr schwatzt, wie Ihr es versteht. Sicher; als ob nicht gestern abend so ein schlechtes Geschöpf versucht hätte, hier, während ich nur in die Nachbarschaft gegangen war, um ein paar Freunde zu besuchen, die mich eingeladen hatten, bei mir mit Nachschlüsseln einzubrechen.«
»Was? Bei Euch?« rief Blackfoot schnell. – »Sollte das nur um zu stehlen geschehen sein?«
»Nur um zu stehlen, Mr. Blackfoot? Ich dächte, da wäre für eine arme, alleinstehende Witwe gar kein ›nur‹ weiter dabei. Nur um zu stehlen, jetzt bitte ich Euch um Gottes willen, was verlangt Ihr denn sonst noch von einem Dieb oder Einbrecher, Sir? Aber mein lieber, seliger Mann hat mir das schon immer gesagt, – Luise, sagte er, du hast zuviel Vertrauen, – du bist zu gut, du wirst noch teure Erfahrungen in deinem Leben machen, du wirst noch viel betrogen, noch viel gekränkt werden, – sagte er, das liebe Herz, das jetzt in seinem kalten Grabe liegt. Aber ich kenne das nichtsnutzige Weibsbild, das sich alle mögliche Mühe gibt, in fremder Leute Häuser hineinzukommen. Ich kenne die Landstreicherin, von der niemand weiß, wo sie herkommt und wo sie hingehört. – Wenn sie mir nur einmal unter die Augen kommt, wenn sie nur wieder einmal die Frechheit hat, mit ihrer unschuldigen Schafsmiene zu sagen: ›Guten Morgen, Mrs. Breidelford –‹, dann will ich ihr doch –«
»Und wer ist es? Wer hätte irgendeine Absicht haben können, Euer Haus zu durchforschen?« fragte Blackfoot.
»Laßt's nur gut sein«, zürnte die noch immer gereizte Dame, ohne den Fragenden einer weiteren Antwort zu würdigen; »ich weiß schon selbst, wo mich der Schuh drückt. Aber soviel ist gewiß, was ich in meiner Kiste habe, danach braucht niemand zu fragen. – Ich bin eine ehrliche Frau und bezahle alles, was ich kaufe, mit barem Gelde; woher es die haben, von denen ich kaufe, das kann ich als Lady nicht wissen; das geht mich auch nichts an. – Luise, sagte mein Seliger immer, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten und nicht um die anderer Leute. Einer Frau ziemt es, häuslich und zurückgezogen zu sein; das ist es, was uns das zarte Geschlecht so lieb macht, sagte mein Seliger, und wenn du die eine Schwäche nicht hättest, und die habe ich, das weiß ich und halte es deshalb auch, weil ich es weiß, für keinen so großen Fehler, so wollte ich dich mancher Frau als Muster aufstellen. Und ich denke, wenn das der eigene Ehemann zu einer Frau sagt, und das noch dazu, wenn sie miteinander allein sind, so muß es wohl wahr sein und nicht bloß geschmeichelt.«
Blackfoot hatte unterdessen, ohne den Redeschwall der Witwe einer Bemerkung wert zu halten, ruhig das ihm übergebene Geld gezählt und in seine weite Brieftasche gepackt, wahrend Bill aufgestanden und ans Fenster getreten war, von dem er einen Teil des Flusses übersehen konnte.
»Hol's der Henker, Blackfoot«, rief er jetzt, »wir müssen ans Werk gehen, sonst vertrödeln wir hier die schöne Zeit mit gar nichts. Wenn wir die Sache noch heute abend abmachen wollen, so ist weiter kein Augenblick zu verlieren. Es wäre aber auch vielleicht kein großes Unglück, wenn es morgen früh geschehen müßte. Zwischen der Insel und dem linken Ufer stört uns niemand, noch dazu, wenn Ihr selbst mit an Bord geht. Dann haben wir keine lange Arbeit und können die Sache rasch und geräuschlos genug abmachen. Überhaupt will mir das Schießen bei Nacht nicht sonderlich gefallen. Am Tage kümmert sich niemand darum; nachts fragt aber ein jeder, der es hört: Was war das? Wo kam das her? Also, wie wär's, wenn wir jetzt einmal zu dem alten Hosier hinuntergingen und ihm auf den Zahn fühlten? Es sollte mich schändlich ärgern, wenn er hier einen Käufer fände und uns die ganze schöne Beute so förmlich vor der Nase weggeschnappt würde.«
»Ich bin dabei«, sagte Blackfoot und stand auf. – »Bei unserem Plan bleibt es also, und, Mrs. Breidelford, was unsere Verabredung betrifft, so führt das Boot, von dem ich vorhin sprach, ein rot-grünes Fähnchen hinten auf dem Steuerruder; das übrige wissen Sie. Guten Morgen!«
Die würdige Dame schien allerdings keineswegs damit zufrieden, ihre Gäste zu verlieren, ohne vorher genau zu erfahren, was sie eigentlich für Pläne hätten; die beiden Verbündeten bekümmerten sich aber nicht weiter um sie, verließen rasch das Haus und schritten dem Flußrande zu.
Inzwischen waren die Wabasch-Männer langsam in die Stadt hinaufgeschlendert. Während aber die Bootsleute in eine der Groceries – in Helena ziemlich gleichbedeutend mit Schenkläden – eintraten, um die durstigen Kehlen zu erfrischen, erkundigte sich Edgeworth nach den gegenwärtigen Preisen der Produkte und erfuhr bald, daß er hier eigentlich weniger Nutzen zu erwarten habe, als er vielleicht gehofft hatte. Die Kaufleute schienen auch nicht einmal zum Kaufen geneigt. Mit dem Landesinnern standen sie, eine reitende Briefpost abgerechnet, in gar keiner Verbindung, und das, was sie an eigenen Bedürfnissen in der Stadt brauchten, lieferte ihnen zu den billigsten Preisen Mrs. Breidelford. An diese wurde er denn auch gewiesen, falls er seine Waren hier abzusetzen gedenke.
»Höre, Tom«, sagte jetzt der Alte, als sie zum Boot zurückschritten, »ich habe mir Helena doch anders gedacht, als es wirklich ist; wir werden hier nichts ausrichten können. Dem Burschen, dem Bill, traue ich aber auch nicht recht. Weiß der liebe Gott, was ich gegen den Menschen habe; aber ich kann ihn nicht ansehen, ohne mich zu ärgern, und fühle doch, daß ich unrecht tue, denn er hat uns bis hierher trefflich geführt. Der schwatzt mir da immer soviel von Montgomerys Point vor. Am Ende hat er da Freunde oder Verwandte oder gar ein eigenes Geschäft, für das er billig zu kaufen gedenkt; dem möchte ich auf den Grund kommen. Von hier aus soll es nun bloß fünfzig Meilen bis nach Montgomerys Point und ein wenig weiter bis zur Mündung des Whiteriver sein. Bis dahin möchte ich aber, wenn das irgend anginge, meine Ladung verkauft haben. Setze du dich also in unsere kleine Jolle und fahre sachte am Ufer hinunter voraus. Lebensmittel kannst du dir ja mitnehmen. Am Mississippi liegen mehrere kleine Städtchen, wo du anlegen und dich erkundigen kannst. Findest du aber nichts, bis du nach Montgomerys Point kommst, nun, so hast du dort wenigstens Gelegenheit, an Ort und Stelle vorher genau die Verhältnisse und Preise zu erfragen, ehe ich mit dem Boot hinkomme. Ich will indessen bis morgen früh hierbleiben: denn ich muß mir meine Büchse wieder instand setzen lassen, in der, weiß der liebe Gott, wie das geschehen konnte, plötzlich und ganz von selber die kleine Feder gebrochen ist. Man kann hier auf dem Mississippi manchmal nicht wissen, wie man die Waffe braucht, und ich möchte überhaupt nicht gern mit einem nutzlosen Schießeisen in der Welt herumfahren.«
»Die Feder gesprungen?« fragte Tom verwundert. »Nun, da möchte ich doch wahrhaftig wissen, was die gesprengt hat. Ihr habt ja noch oben an den Ironbanks den Truthahn von der Uferbank heruntergeschossen.«
»Ja – und bei dem Schuß muß sie gebrochen sein, anders kann ich es mir nicht erklären«, erwiderte der Alte. »Doch das macht nichts; es ist ein Büchsenschmied hier im Orte, und der kann mir bald eine neue Feder hineinsetzen. Also halte dich dazu, mein Junge, und sieh zu, daß du gute Geschäfte machst. – Soll ich dir aber nicht lieber ein paar von den Leuten mitgeben? Besser wär's überhaupt, du nähmst einen zum Rudern mit, daß ihr abwechseln könntet.«
»Bewahre«, lachte Tom, – »die Sonne meint's wohl gut, ich brauche mich ja aber auch nicht zu übereilen. Schickt mir nur Bob, den Tennesseer, herunter, daß er mir ein bißchen hilft, die Jolle mit allem auszurüsten, was ich unterwegs brauchen könnte – die kleine Whiskykruke nicht zu vergessen –, und bleibt nicht so lange, daß ich doch wenigstens noch vor Dunkelwerden ein tüchtiges Stück stromab komme. Halt, noch eins!« rief er, als er sich schon zum Gehen gewandt hatte. »Oberhalb Montgomerys Point, wo nach dem ›Navigator‹ hier Nr. Siebenundsechzig liegen soll, gebt mir ein Zeichen, daß Ihr kommt. Ihr könnt entweder schießen, oder hängt noch besser eines von Euren roten Flanellhemden als Fahne auf, daß ich Euch nicht etwa vergebens ein paar Meilen entgegenfahre.«
Und leichten Schrittes wanderte der junge Mann zum Ufer hinab, wo er mit Hilfe der beiden dort zurückgebliebenen Bootsleute bald die Jolle herrichtete. Er spannte dann noch ein schmales Sonnensegel darüber aus und stieß darauf, Edgeworth einen freundlichen Gruß zuwinkend, vom Ufer ab und in die Strömung hinaus.
Der alte Mann stand noch eine Weile am Ufer und sah dem kleiner und kleiner werdenden Boote nach, als er dicht hinter sich Schritte hörte. Als er sich umwandte, erkannte er aber seinen Steuermann, der die Uferböschung herabkam und jetzt neben ihm stehenblieb. »War denn das nicht Tom?« fragte der Bärtige, während er die Augen nicht von dem kleinen Fahrzeug abwandte. »Ich dächte doch, er hätte von oben so ausgesehen.«
»Ja, das war Tom«, erwiderte Edgeworth kurz und schickte sich an, in die Stadt zurückzugehen.
»Nun, warum, zum Teufel, fährt denn der voraus?« rief der Steuermann erstaunt. »Ist ihm unsere Gesellschaft nicht mehr gut genug? – Und nimmt dann auch noch die Jolle vom Boot mit. – Wenn wir sie nun brauchen?«
»Dann werden wir uns ohne sie behelfen müssen«, sagte der Farmer ruhig. – »Wenn es Euch übrigens interessiert, – er ist nach Montgomerys Point vorausgefahren, um die Preise meiner Ladung kennenzulernen. – Morgen früh wollen wir folgen.«
Ein höhnisches Lächeln durchzuckte die wilden Züge des Bootsmanns, als er die willkommene Kunde hörte, und Edgeworth würde, hätte er den triumphierend frohlockenden Blick gesehen, der aus seinen dunklen Augen blitzte, sicherlich aufmerksam geworden sein. So aber achtete er gar nicht auf den verhaßten Steuermann, der ihn jedoch noch einmal mit den Worten aufhielt: »Es ist ein Kaufmann von Viktoria oben im Union-Hotel, der von Eurer Ladung gehört hat; er fragte mich, ob Ihr auf dem Boot wärt oder vielleicht einmal hinaufkämt; er hat Lust zu kaufen.«
»Wo liegt Viktoria?« fragte Edgeworth und blieb, gegen seinen Steuermann gewandt, stehen.
»Viktoria? Ein bißchen oberhalb der Whiteriver-Mündung, auf dem anderen Ufer drüben«, sagte Bill. »Von Montgomerys Point aus kann man es sehen; es ist etwas weiter unten.«
»Und wie heißt der Mann?«
»Ich weiß nicht; ich habe ihn nicht gefragt; er sieht auch eigentlich nicht recht aus wie ein ordentlicher Kaufmann. Ihr könnt ja selber mit ihm sprechen.«
Edgeworth schritt langsam dem Union-Hotel zu, und Bill murmelte mit tückischem Lachen, während er am Ufer hin die Stadt entlangwanderte: »Geh nur, du alter Narr, und sieh zu, ob sich deine Gebeine im Mississippi ebenso gut halten werden wie die deines Sohnes am Wabasch. Geh und handle noch einmal! – Es ist der letzte Handel, den du auf dieser Welt abschließt.«