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Noch drei Tage fehlten bis zum Schulbeginn. In hellen Scharen strömten die Ferienreisenden wieder nach Hause. In den Straßen bildeten die Autos und anderen Wagen ganze Reihen, und fröhliche, braungebrannte Menschen saßen darin, von riesigen Gepäckstücken umgeben. Auch in der Schivelbeinerstraße wurde es wieder lebhaft, und das Haus des Schneiders Fleck erwachte aus seinem Dornröschenschlaf. Wieder wie sonst spielten Kinder jeglichen Alters auf dem Hofe und in den Treppenfluren, und die Jungens versuchten ihre gestärkten Kräfte im Ringen miteinander.
Ein kleines Mädel kam die Treppe hinaufgeeilt, pochte an Stellings Türe und bestellte der öffnenden Roselore, daß sie sogleich an den Fernsprecher bei Meister Fleck kommen möchte. Ihre Mutter habe angeläutet.
Roselore kam eilends angelaufen. Sie hatte heute gerade vorgehabt, ihrer Freundin Vera Teuerkauf einen Besuch abzustatten, die ihr öfters geschrieben hatte und sicherlich viel zu erzählen wußte. Darum hatte sich Roselore mit der Hausarbeit beeilt, auch das Mittagessen für den Vater stand schon in der Kochkiste. In dem kleinen Fliegenschränkchen aber stand ein prächtig geratener Napfkuchen, den Roselore mit Hilfe Frau Winters als Überraschung für die heimkehrende Mutter gebacken hatte.
»Na, du kommst ja fix an,« sagte Meister Fleck, als das Mädel bei ihm eintrat. »Ja ja, die jungen Beine!« Er sah wehmütig auf seine zittrigen Gehwerkzeuge nieder. »Na, nun komm mal schnell an den Hörer. Deine Mutter hat nach dir verlangt; soll ich helfen?«
»Ich kann doch allein abhören!« wehrte Roselore ungeduldig ab. »Hier, Mammy, bin ich also, Roselore. Ganz recht. Was soll ich? Ach – zu dir kommen? – Jetzt gleich? – Weshalb denn? – Ach, du lieber Himmel – was ist mit Taddy los? – Er ist davongelaufen? – Verschwunden? Im Walde? Von Pitts Seite weg verschwunden? – Mammy – ich komme, ihn zu suchen! Ja ja, ich weiß dort überall gut Bescheid. Und meine Arbeit hier habe ich fertig. Das Mittagessen auch!! – Ich komme sofort!«
»Mach' dir nischt d'raus,« rief Meister Fleck ihr nach. Das übrige vernahm Roselore nicht mehr, so schnell war sie davongeeilt.
Während sie sich die Schuhe anzog, sich nochmals die Hände wusch, das Haar bürstete und den Mantel umlegte, bedachte sie, was hier zu tun noch nötig wäre. Sie mußte für den Vater ein paar Zeilen niederschreiben, die er vorfand, wenn er nach Hause kam. Denn vielleicht war sie bis dahin noch nicht zurück, es war ja bereits elf Uhr. Also hurtig alles fertiggemacht!
Sie schrieb mit eiligen Buchstaben auf einen Zettel: »Lieber Papa! Taddy hat sich verlaufen, und ich soll ihn suchen kommen. Mammy hat soeben telephoniert. Na, ich werde ihn schon finden. Dein Mittagessen steht in der Kochkiste, Wirsingkohl mit Kartoffeln, und das Büchsenfleisch dazu findest Du im Fliegenschränkchen. Iß aber bitte nicht alles auf, es soll für zweimal reichen. Nun muß ich aber schnell fort zu Mammy, darum also Schluß und Gruß und Kuß Deine Rose.«
Sie trug noch das Gedeck für den Vater zum Tische, legte den Zettel auf den Tisch und verließ die Wohnung, die sie sorgsam verschloß.
Ihre Sorge um den kleinen Bruder wurde unterwegs von der Freude, wieder nach Biesenthal fahren zu können, in den Hintergrund gedrängt. Und gerade heute dorthin zu fahren war doppelt fein, denn jedermann hielt sie nun sicher für eine heimkehrende Ferienreisende. In der elektrischen Straßenbahn und auch in der Eisenbahn fand sie bei dem regen Reisebetriebe nicht einmal einen Sitzplatz, aber was machte das dem Mädel aus?
Am Bahnhof in Biesenthal stand bereits, wie immer, Liesel Wandler und wartete auf sie.
»Wie ist das nur gekommen?« fragte Roselore die Freundin mit einem vorwurfsvollen Blick, der deutlich sagte: »Konntest du das nicht verhindern?«
»Ich weiß ja auch nicht,« meinte Liesel kleinlaut. »Heute Morgen ist dein kleiner Bruder mit Pitt fortgegangen, wie immer. Es ist ihnen zwar verboten, in den Wald zu gehen, aber wir wissen ja aus Rotkäppchen, daß Kinder gerade das gern tun, was verboten ist.«
»Red' nicht solche Unwahrheiten!« schalt Roselore die Freundin aus. »Oder bist du etwa ungehorsam?«
»Na – wir sind doch auch keine Kinder mehr!« protzte Liesel. »Wir sind doch Backfische!«
»Na, und was war dann?« drängte Roselore mit etwas hochmütiger Kopfbewegung Liesel zum Weiterreden. »Die zwei sind bis jetzt nicht zurückgekommen?«
»Nur Pitt. Er kam weinend angelaufen und sagte: ›Taddy nicht sein mehr da. Hat sich verloren irgendwo, vielleicht in Wasser. Kann nicht finden kleinen Taddy!›«
Vor der Haustür stand Frau Stelling mit ihrer Schwiegermutter und schloß Roselore erregt in die Arme.
»Ich geh gleich weiter, Mammy!« sagte Roselore. »Doch laß Pitt mitgehen, er soll mir zeigen, wo sie gegangen sind.«
»Du mußt doch erst essen!« mahnte Frau Stelling.
»Nachher, Mammy. Jetzt habe ich keine Ruhe. Gib mir ein Stück Brot mit auf den Weg, das genügt.«
Nun rief man nach Pitt, aber er war nicht zu finden. Endlich kam er angetrottet. Er hatte sich aus Angst in die Hundehütte verkrochen.
»Komm, Pitt, wir wollen Taddy suchen,« sagte Roselore streng. Und weil er wieder zu entwischen strebte, knöpfte sie ihren Gürtel vom Kleide und schlang ihn durch den Gürtel des Negerjungen, so daß sie diesen nun an einer Schlinge führte.
»Komm mit!« befahl sie ihm.
Nun trottete er neben ihr her.
»Zeige mir den Weg, den du mit Taddy gegangen bist.«
Da erhellte sich das verängstigte Gesicht des Schwarzen. »O ja, ich weiß genau und will zeigen.«
»Na ja,« dachte Roselore mit geheimer Angst. »Hab' ich's nicht geahnt? Sie sind in den Wald gegangen.«
Geradeswegs zwischen den Stämmen hin führte Pitt das junge Mädel, immer weiter in den Wald hinein. Hätte Roselore hier nicht so gut Bescheid gewußt und jeden Baum, jeden Strauch gekannt, so wäre sie sicher argwöhnisch geworden. »Warum seid ihr denn hierher gegangen?« fragte sie unfreundlich. »Es war euch doch verboten!«
»Taddy hat wollen Blumen suchen zu Strauß für Mammy,« entgegnete der schwarze Bursche mit breitem Grinsen.
Nun waren sie an einem moosbewachsenen Fleck angelangt, der im Volksmunde den Namen »an der Buche« führte. Denn eine breitästige Buche stand inmitten einer kleinen Lichtung. Hier rasteten die Kinder des Ortes oft zu fröhlichem Spiel, und daher mochte der Kleine den Platz schon gekannt haben. Man sah die Spuren von Kinderfüßen und auch einen breiten, niedergedrückten Grasfleck. »Hier habt ihr wohl gesessen und gerastet?« fragte Roselore.
»Ja. Ich sagen zu Taddy: Weshalb weitergehen? Hier ist gut sein unter schönem Baum!« Er wandte das lachende Gesicht dem grünen Geäst der Buche entgegen.
»Ah,« sagte Roselore mit einem schweren Atemzuge. »Nun verstehe ich, wie es gekommen ist. Du hast dich hingelegt, und Taddy hat weiter nach Blumen gesucht. Dabei bist du eingeschlafen, du Bengel!« Sie faßte ihn an den Schultern und rüttelte ihn.
»Nicht lange,« gestand er kläglich ein. »Nur ein klein weniges. Zu Hause wir immer schlafen unter grüne Bäume.«
Roselore hatte die Schultern Pitts wieder losgelassen; jetzt legte sie ihre beiden Hände wie einen Trichter an den Mund und rief in den Wald hinein: »Taddy! Taddy!«
Aber kein Ruf antwortete ihr, nicht der kleinste Laut war hörbar.
Nach allen vier Seiten wiederholte das Mädel ihr Rufen. Aber es blieb erfolglos.
Sie faßte Pitt am Arm. »Nun zeige mal, daß ihr Neger schärfere Sinne besitzt als wir Europäer. Suche nach der Spur unseres Taddy. Such, such!« Es klang fast so, als befehle Roselore einem dressierten Schäferhunde.
Und wirklich! Der Ruf »Such, such!« mußte zu den Naturlauten gehören, die alle verstanden … Mensch sowohl als auch Tier. Pitt brach plötzlich in die Knie, beugte den Kopf zur Erde, kroch hin und her. »Da klein Taddy ist gelaufen!« sagte er endlich. »Ja, das ist seine Füße.« Er stand wieder auf und ging mit tief gesenktem Kopfe weiter in den Wald hinein.
Roselore zögerte. Sollte sie Pitt folgen? Aber wohin hätte sie sonst ihren Schritt wenden sollen? Es war wohl das beste für den Augenblick. Nach Hause zurück fand sie sich bestimmt wieder, sie konnte sich ja nach dem Stande der Sonne richten, und ihr scharfes Ohr vernahm auch im entferntesten Waldwinkel das Rollen der Eisenbahn.
Voran also, Pitt nach!
Plötzlich wendete Pitt den Kopf und sah Roselore mit rätselhaftem Blick an.
»Hier Taddy nicht mehr allein gewesen ist … eine Frau geht mit ihm … da, da …«
Roselore beugte sich etwas und erkannte nun ebenfalls, daß hier ein weiblicher, nackter Fuß gegangen war neben den beschuhten Füßchen ihres Brüderchens.
Da schoß es ihr durch den Sinn: »Zigeuner werden im Walde lagern. Bei ihnen wird Taddy zu finden sein.«
Es kam öfters vor, daß Zigeunertrupps die Gegend durchzogen, angeblich, um Flickarbeit zu suchen, aber wohl mehr, um zu betteln und, wenn es ging, auch zu stehlen.
Sie waren ungefähr zehn Minuten weitergegangen, da schien sich Roselores Ahnung zu bestätigen. Eine junge Frau kam ihnen entgegen; Gesichtsfarbe, Haar und Kleidung ließen in ihr die Zigeunerin erkennen.
»Wo habt Ihr Euer Lager?« redete Roselore die Fremde furchtlos an. »Wo sind Eure Kinder?«
Das junge Weib wies mit der Hand nach einer Richtung, und Roselore besann sich, daß sich dort eine kleine Wiese befand. Sie wollte weitereilen, aber das junge Weib hielt sie am Mantel fest. »Hand zeigen,« bat sie mit neugierigen, begehrlichen Blicken.
»Na, ich danke,« dachte Roselore ungnädig. »Wenn ich ihr meine Hand reiche, zieht mir die Person sicher den hübschen Ring vom Finger, den mir Tante Loni geschenkt hat. – »Nein, ich kann das allein machen,« gab sie resolut zur Antwort. »Aber ich will dir ein schönes Band schenken.« Sie knüpfte die rote Schleife aus ihrem Haar. »So, da hast du sie, und nun laß uns in Ruhe.«
»Schönnes Band,« sagte die Frau. Und dann, mit dem Finger auf Pitt zeigend: »Scheener Mann deines.«
»Nein,« dachte Roselore, »nicht um die Welt!« Aber sie mußte doch lachen, als sie sah, wie selig den Pitt das Lob gestimmt hatte, daß er ein »scheener Mann« sei.
Sie ging, von Pitt begleitet, in der gewiesenen Richtung weiter; das junge Weib setzte seinen Streifzug durch den Wald fort. Hin und wieder bückte sie sich, um ein Kräutlein abzupflücken und in einem Sack zu bergen, den sie über der Schulter trug. »Na, der Tee, den die Leute brauen, mag ja fein schmecken!« dachte Roselore und verzog das Gesicht, denn die schmutzigen Hände der Frau sahen aus, als wenn sie ein paar Tage lang nicht gewaschen worden wären.
Aber nun trieb sie die Ungeduld voran. Ihr Herz begann wild zu schlagen. Wenn Taddy wirklich von den Zigeunern geraubt worden war – und wie konnte es wohl anders sein? – so würde es sicher nicht leicht sein, ihn zurückzubekommen, wenigstens nicht sogleich. Und der arme kleine Mann mußte dann eine Nacht bei den Zigeunern kampieren, welch entsetzlicher Gedanke!
Nun hatten sie die Wiese erreicht. Einige Zigeunerwagen standen dort, Männer und Frauen liefen hin und her, seitwärts spielte ein Rudel Kinder. Und mitten unter den schwarzhaarigen Krausköpfen ein blondes. –
»Taddy!« rief Roselore beseligt. »Da bist du ja!«
Das Kind, das friedlich inmitten der anderen Kinder gesessen hatte, wandte den Kopf, sprang auf die Füße und eilte mit einem seligen Jubellaut – nicht auf Roselore zu, sondern zu Pitt, der den Jungen mit seinen Armen auffing und ein paarmal in die Luft hob, wie in größter Freude.
»Pitt, mein Pitt!« rief das Kind.
»Und hier ist deine Schwester Roselore,« sagte das Mädel, ihr Brüderlein umschlingend.
»Du kannst wieder nach Hause fahren, Rose,« meinte der kleine Mann. »Aber ich will mit Pitt hierbleiben.«
»Ja ja, wir beide zusammen,« sagte Pitt und zeigte seine großen, weißen Zähne.
»Das geht nicht,« entschied Roselore. »Du gehörst doch der Mammy und dem Papa und auch mir. – Ich will dich zu Mammy und zu Großmutter zurückführen. Dein schönes Bettchen daheim wartet ja auf dich! Oder hast du hier ein noch schöneres?«
Das half. Der Kleine liebte sein Bettchen über alles. Und der Gedanke, mit den schmutzigen Zigeunerkindern irgendwo, vielleicht gar in dem häßlichen Wagen da, schlafen zu müssen, mochte ihm nicht zusagen. Denn er ergriff jetzt die Hand seiner Schwester und entschloß sich, heimzukehren.
Aber sie hatten die Rechnung ohne die Zigeuner gemacht. Einige Frauen waren herangekommen und streckten nun begehrlich ihre Hände aus. »Schönes Kind – goldene Haare –« sagten sie.
»Taddy ist mein Bruder, und man hat mich ausgesandt, um ihn zu holen!« sagte Roselore beherzt. »Es war freundlich von euch, daß ihr den kleinen Jungen zu euren Kindern geselltet, und mein Vater wird sich gern erkenntlich dafür erweisen. Geld kann ich euch freilich jetzt nicht geben; das ist alles, was ich besitze –« Sie zog ihre kleine Geldtasche hervor und schüttete deren Inhalt in die ausgebreiteten Hände einer Frau, die ihr, der besseren Kleidung nach, die vornehmste der Bande zu sein schien. »Was habe ich sonst noch?« fragte sie sich beklommen. Unwillkürlich griff sie nochmals in die Manteltasche und faßte einen Beutel, in dem sich bunte Glaskugeln, bei den Kindern »Murmeln« genannt, befanden, mit denen sie gern im Sande spielten. Sie hatte das Säckchen für Taddy mitgenommen, es in der Eile in ihre Tasche geschoben.
»Hier ist etwas für die Kinder,« sagte sie und warf das Beutelchen auf den Wiesenplan, so daß die glitzernden Kugeln umhersprangen.
Mit lautem Gekreisch und Jauchzen stürzte sich alles, Frauen und Kinder, darüber, und so fand Roselore endlich den Augenblick für gekommen, mit Taddy den beschleunigten Rückweg anzutreten.
Um Pitt kümmerte sie sich weiter nicht. Der Bengel hatte sich mitten unter die bunte, dunkelhäutige Schar gemischt und schien sich da sehr wohl zu fühlen.
Taddy ließ sich willig von der Hand seiner Schwester führen, das Bewußtsein des Geborgenseins und vielleicht auch ein unsicheres Gefühl, ungehorsam gewesen zu sein und der Mutter Kummer bereitet zu haben, machte ihn gefügig.
Nur einmal wagte Taddy zu fragen: »Warum kommt denn Pitt nicht mit?«
Ach, um ihn brauchte sich der kleine Mann wirklich nicht zu sorgen. Roselore war soeben mit dem Brüderchen bei der großen Buche angekommen und ließ sich von Taddy berichten, wie er mit Pitt hier gesessen habe, dann sei Pitt aber eingeschlafen und gar nicht wieder aufgewacht. »Da hab' ich dacht', Blumen suchen. Und dann hab' ich mit einmal Pitt nich mehr gesehen. Der schlafte ja. Und da kam die fremde Frau und sagte, ich will dich was zu essen geben, und da war ich mitgelaufen durch den großen Wald bis zu den Kindern, die alle so schmutzig sind, und –«
»Hat man dir etwas zu essen gegeben?« fragte Roselore argwöhnisch.
Taddy verzog das Gesicht zum Weinen.
»Nein, eben gar nichts. Und ich habe solchen Hunger!«
Roselore reichte ihm das Butterbrot, das sie mitgenommen hatte, und er verzehrte es bis auf die letzte Krume mit großem Appetit.
Da stand plötzlich Pitt neben ihnen.
»Mir schien es fast, als wolltest du dort bleiben,« sagte Roselore zu ihm. »Mir wäre das gar nicht unlieb gewesen. Warum bist du denn dort fortgelaufen?«
»Oh, da is gekommen ein Mann, hat gehabt große Peitsche. Hat Augen gemacht ganz wild – und da bin ich fortgelaufen!«
Roselore sprach nichts mehr mit ihm.
Es war schon dämmriger Abend, als sie endlich in Biesenthal einmarschierten und bei dem Hause der Großmutter Stelling anlangten … voran Pitt, der Held. –
Herr Stelling hatte sich, sobald er die Zeilen seiner Tochter gelesen, auf den Weg gemacht und war soeben angekommen. Voller Freude begrüßte er die tapfere Roselore und den ermüdeten, fast schlafenden Taddy. Pitt aber wurde von ihm mit einer schallenden Ohrfeige bedacht, und der schwarze Bengel zog sich heulend und in tiefstem Gekränktsein ins Haus zurück.
»Roselore kann die beiden letzten Tage nun bei dir bleiben,« meinte Herr Stelling zu seiner Frau. »Ich komme dann am Sonntag heraus und hole euch ab. Zu essen hab' ich ja, denn Roselore hat reichlich Vorrat gekocht. Ein Hoch unserer umsichtigen Köchin!«
Roselore war überglücklich, daß sie nun doch noch einige Tage in Biesenthal weilen durfte, und auch ihre Mutter freute sich darüber um so mehr, weil nun Taddy wohl behütet und betreut war. Liesel Wandler schlug ihrer lieben Freundin für den nächsten Tag eine kleine Bootsfahrt auf dem See mit anschließendem Picknick vor, und Roselore, die sehr müde war, sagte teilnahmslos und schläfrig »ja« zu dem Plane. Auch Herr Stelling blieb über Nacht draußen, er hatte den nächsten Tag wieder bis Mittag frei und wollte die Morgenstunden in der grünen Natur gründlich auskosten.