Friedrich der Große
Gedichte
Friedrich der Große

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An Prinzessin Amalie

(Mai 1760)

         Zu meiner Schwester flieg' behende,
         Nach Magdeburg, mein Lied, und sag',
         Nun gehe bald der letzte Tag
         Von ihrer dritten Flucht zu Ende.
Die stolze Trias, die mich einst verfemt,
Scheint zu verröcheln und wird zahm; das Heer
Des Allerchristlichsten, besiegt, gelähmt,
         Vom Rausch ernüchtert, sucht das Weite;
         Nie werden seine Lilien mehr
         Des Reiches Adlern wehn zur Seite.
         Zwar nach dem Abfall dieser Horden
Will unversöhnlich Ungarns Königin
Aus Hochmut, Ehrsucht, Eigensinn,
Vereinend mit der Herrscherin im Norden
Die Eisenrüstung und den Eisenwillen,
         Die Walstatt abermals mit Blut
         Rot färben, um voll Tigerwut
Des Todes nie gelöschten Durst zu stillen.
Doch unser Flehn wird das Geschick erweichen;
Ein Spiel der Wogen und der Sturmgewalt,
         Wird unser schwankes Fahrzeug bald
Auf glatter Bahn den sichern Port erreichen.
Doch wieviel Mühsal kostet noch dies Jahr,
Bevor am Glückstag, den wir heiß ersehnen,
Der Friede freudenvoll auf immerdar
Verscheuchen wird die Seufzer und die Tränen!

Die Taube kehrt zur Arche zurück, ohne Land gefunden zu haben: die getäuschte Hoffnung des Königs auf baldigen Friedensschluß.


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