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Es ging schon hoch an den Mittag; ein Frühlingsgewitter zog mild donnernd über die fernen Berge; nur selten lachte ein Sonnenlicht durch das feuchte, bisweilen im warmen Regen hernieder rauschende Gewölk, die Thalgründe an.
Die beiden Schlafenden lagen noch immer ganz still. Alethes betrachtete aufmerksam des alten Thurn feierliche Gestalt; Emilie hielt mit heitrer, ganz müheloser Geduld Yolandens Köpfchen an ihre Brust gedrückt. Plötzlich aber, sich staunend zu dem Antlitz der Schwester niederbeugend, ward sie sehr bleich, und winkte Alethes zu sich heran. »Es ist kein Zweifel, flüsterte sie, meine liebe, wieder zu Gott gewandte Yolande geht nun vollends ein in das ewige Freudenreich.«
Emilie hatte recht geahnet. Die matten Augen noch zum letztenmal im süßen Lächeln erschließend, legte Yolande Alethes und Emiliens Hände zusammen, und starb. Inbrünstig betend knieten Beide neben dem schönen Bilde der abgeschiednen Freundin.
Als der Freiherr gegen Abend erwachte, kam Yolandens Tod ihm gar nicht wie eine Neuigkeit vor. Er schien vergessen zu haben, daß er sie in den letzten Stunden lebend gesehn hatte. – »Wir wollen Isidoren und Yolanden beisammen zur Ruhe legen; sagte er. Nun sie zwei gereinigte, und gewiß recht wunderherrliche Engel geworden sind, darf man es ja wohl auch ohne alle Versündigung sagen, daß sie zu den schönsten Creaturen gehörten, die der liebe Gott jemalen auf Erden geschaffen hat. Das wird einmal ein recht liebliches Widersehn im Himmel werden und ein gar fröhlicher Reihentanz.«
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Isidorens und Yolandens Leichen ruhen still in der Kapelle der wundersamen Burg. Nach verfloßnem Trauerjahre sahe Schloß Lindenstein die Vermählung Alethes und Emiliens, geseegnet durch den zum vollen Bewußtseyn erwachten Freiherrn. Die Ausführung ehemaliger großer Entwürfe blieb vor mannigfachen äußern Hindernissen dem Grafen versagt; vielleicht auch war ihm der Geist nach den vielen, gewaltigen Reibungen seines wechselnden Lebens nicht mehr frisch und keck genug dazu. Aber um so klarer strahlte durch Emiliens Vermittlung, durch Berthold's und Simildens befreundeten Umgang das einzig seelige Ziel in seine Seele. Hoffentlich hat er es auch recht störungslos gefunden. Uns aber laßt hinzusetzen: »Wir lieben, gleich ihm, so oft die finstre Schwester, wenn wir die helle zu lieben vermeinen. Werde uns nach ähnlichem Irrthum doch endlich auch gleiche, beseeligende Tröstung zu Theil!«