Fouqué, Friedrich Baron de la Motte
Die wunderbaren Begebenheiten des Grafen Alethes von Lindenstein
Fouqué, Friedrich Baron de la Motte

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Erstes Kapitel

Sehr furchtbar und drückend waren die ersten Tage vergangen, welche Alethes bei dem Alten in der Höle verlebte. Der Wirth konnte sich in seinen Gast, der Gast in seinen Wirth nicht finden, und das Entsetzen des Einen steckte immer den Andern unwiderstehlich an. Vorzüglich grausig aber kamen sie einander vor, wenn sie aus dem Schlafe erwachten, und sich anstarrten, wie ein Wandrer das Unthier anstarrt, das Während seines Schlummers die gleiche Lagerstätte mit ihm erwählt hat. Alethes jedoch fand sich zuerst in die einengende Nothwendigkeit; er fing sogar an, auf den ihm vom Alten beigelegten Ritternamen Organtin zu hören, als heiße er in der That so, und wie sich in ihm die Scheu legte, zähmte sich auch des Alten verwildertes Gemüth mehr und mehr. Er ward des menschlichen Umganges froh, und empfand nur seltne Anfälle seiner gefährlichen und Abscheu erweckenden Launen. Am schlimmsten und unaufhaltbarsten tobten diese, wenn die unterirdische Fluth im Verein mit ihnen aus dem Eisschlunde heraufbrüllte. Dann tanzte er rasend in der Höle umher, ja auch oftmals, wie in der ersten Nacht, jenseits der aufgerißnen Thür auf dem schlüpfrig abhängenden Boden hin, von wo er seinen Gast zu sich zu winken pflegte, und zwar in so gebietrischer Stellung, daß dieser bisweilen kaum dem seltsamen Geheiß widerstehen konnte. Auch gehörte es dann zu seinen Ergötzungen, Steine in den glatten Abgrund hineinzuschleudern, die gleitend, und abprallend, und endlich in das unterirdische Gewässer stürzend, furchtbare Töne weckten.

Eines Tages war er auch aus der Höle gegangen, um große Kiesel zu suchen für dieses Spiel; da beschloß Alethes, den grausigen Abgrund auf immer zu versperren, was auch aus einem solchen Beginnen herkommen möge. Rasch riß er den Schlüssel aus dem Schloß, schleuderte ihn tief in das Eisgewölbe hinab, und warf hinterdrein mit angestrengten Kräften die Thüre zu, daß sie krachend in's Schloß fuhr, und die ehrnen Riegel darüber zusammen schlugen.

Auf das Geräusch eilte der Alte nach der Höle zurück; mit Einem Blick übersah er das Geschehne, und ließ die gesammelten Steine aus seinem Gewande fallen, während er mit der andern Hand sehr ernsthaft nach Alethes herüber drohte. Dieser hielt sich auf seiner Huth, aber der Greis legte sich, schweigend und ohne weitern Unwillen zu äußern, auf sein Lager, sich gänzlich mit Moos zudeckend, so, daß er verhüllt war, wie am Abend, wo Alethes zum erstenmale die Felshalle betrat.

Es blieb so, bis zum andern Morgen, wo der Alte, sich aufrichtend, sagte: Organtin, lieber Neffe, es ist wohl gut, daß wir einander anverwandt sind, und Bewohner derselben Burg. Aber soviel als Du Dir Gestern herausnahmst, mußt Du nie wieder wagen. Hausherr, mein lieber Organtin, bleibe ich doch nun ein- für allemal, hier in der Höle wie ehemals auf Montalban. Meine lieben Gäste aus dem Eisgewölbe sind mein; dermaaßen mein, daß der Teufel Jedermann holen soll, der sie von mir wegzureißen gedenkt. Ich hätte Dir auch schon lange den Hals umgedreht, Organtin, aber es ist ein Glück für uns Beide, daß Dein Thürzuschlagen eben gar nichts geschadet hat, denn die Geister, Neffe mein, kehren sich nicht an Thore von Eichenholz und Riegel von Erz. Wo sie hin wollen, gelangen sie ohne Widerrede hin. Unten über dem tiefen See rauschet ihr Flug, Fittig hoch, Fittig tief, bald oben streifend das glimmende Eisgewölb, bald wieder sich tauchend in des schweigenden Gewässers Rund. Seit lang' vor Carol Magnus Zeit her wohnen sie dorten. Ariovist redet von seiner Römerschlacht, und Marbod und Herrmann vom deutschen Bürgerkrieg. Da spiegeln sich uralte Waffen, seltsam geformt, in den Wassern, und von unerhörten Dingen flüstern bärtige Lippen an bärtige Wangen. Sieh einmal, Organtin, Du bildetest Dir ein, die grausigen Richter von mir ausgesperrt zu haben; jedoch nach wie vor ergeht ihre unaufhaltsame Reise, wesfalls sie auch Heute Nacht bei mir gewesen sind. Danke Gott dafür, Organtin, denn sonst – Er verstellte sein Gesicht auf's häßlichste, die Zähne gegen einander schlagend, und die Augen wild umherrollend. Dann aber ward er still, und fragte nur, ob Organtin nichts an den Erzkönig Ariovist zu bestellen habe. Die verneinende Antwort nahm er freundlich auf, und lebte fürderhin in gutem Vernehmen mit seinem Gaste fort.

In die stille Zeit, die jetzt den Hölebewohnern vorüber zog, machte es für Alethes einen furchtbaren Einschnitt, als der alte Reinald ihn einmal aufforderte, mit ihm in einen nahen Felsenkeller zu gehn, um dort aus einem Stückfaß Wein die vorräthigen Krüge zu füllen, und sie das Faß, vorzüglich aber einige darunterliegende Matten mit geronnenem Blut gefärbt fanden. Dem zurückschaudernden Alethes gab Reinald die Auskunft: einstmals, auch zur Winterszeit, sey ein Wagen, auf Irrwegen über den noch höhern Felsrücken hinziehend, mit dem Wein herab geglitten, Fuhrmann und Eigenthümer mit, und aus deren zerschellten Köpfen sey das Blut. – Dorten, fuhr er gelassen fort, an dem Bette des Quells, von wo ich das Faß mühsam hier herein wälzte, liegen sie noch. Willst Du ihre Gerippe einmal ansehn? Darfst Dich nicht fürchten. Anfänglich sahen sie häßlich aus mit den zerfetzten, zerbrochnen, verzerrten Gesichtern, aber nun sind sie weiß gebleicht und glatt, wie Marmor in Caroli Magni Sälen. Mir ward der Wein bescheert, und ihnen der Tod. So drücken sich die Waagschalen einander hinauf und hinunter auf unsrer Welt, mein lieber Organtin. – Er fuhr dabei ganz ruhig mit Einfüllen des Weins fort, und Alethes, der anfänglich sich vor dem Getränk zu entsetzen begann, ertödtete diesen wie andre schauerliche Eindrücke in dem lange fortfließenden Strom der Gewohnheit, der ihn mit seinem Wirthe so eng zusammen knüpfte, daß er endlich ohne alle Scheu dessen wahnsinnige Reden duldete, ja manchen seiner, oft auf eine wunderbare Weise klar zusammenhängenden Erzählungen des Abends beim Heerde, wenn man vom Jagen zurück gekommen war, mit theilnehmender Innigkeit zuhörte. Eine derselben lautete folgendergestalt:

Wir saßen einmal beisammen in des Kaisers großer Halle; es ging schon gegen Mitternacht, aber die Becher wurden noch nicht leer, und die Trinker wurden immer erfreuter des edlen Getränks und der geselligen Mittheilung. Mein Vetter Roland sprach davon, wie er die Heiden so oftmals geschlagen habe, von der Elbe bis an den Ebro, (dergleichen Reden er sonsten nicht zu führen pflegte), und dann rann es ihm zwischendurch von den Lippen in goldnen Worten der Wahrheit, wie eine Prophezeihung dessen, so ihm bei Ronceval bevorstand. O mein herzlieber Vetter, Du hast es nun schon erlitten, und auch Dein Schwager Olivier, der damals mit uns so guter Dinge war! Der Erzbischof Turpin wollte bei unserm Feste nicht recht daran glauben; er meinte, dergleichen Aeußerungen gehören dem Gotte Baccho an, nicht aber den frommen Offenbarungen aus ächter Eingebung. Ach, ihm ist seitdem gleichermaaßen der Name Ronceval durch das gottseelige Herz gedrungen!

Aber wir wußten zu der Zeit noch wenig davon, und saßen vergnügt beisammen, wie ich es Dir so eben beschrieben habe, Organtin. Da geschah es, daß eine der Marmorplatten des Bodens sich auf eine wunderliche Weise zu regen begann. Nun hob sie sich, nun senkte sie sich, recht wie eine Meereswoge im annahenden Sturme, und der Natur eines eingefugten Steines durchaus zuwider. Wir hatten unsre Lust dran, aber in Wehklagen hat sie sich verkehrt. Freilich nicht alsobald, sondern wie es der Welt Art ist: langes Würzen, schnelles Stürzen.

Nun, wir Alle sahen, wie ein Mann in morgenländischer, bundfarbiger, goldglänzender Tracht unter dem Steine heraufstieg, und dem Erdboden durch einen Wink gebot, sich hinter ihm zu verschließen. Der Stein lag wieder fest. Aber der unter ihm hervorgekommen war, neigte sich gegen uns Alle im Kreise rings herum, zwar auf ganz fremde, muhammedanische Weise, jedoch sehr höflich. Nun bat er um Erlaubniß, uns mit allerhand Proben seiner Kunst unterhalten zu dürfen. Turpin, der Erzbischof, warnte. Es sey zu nicht geheurer Stunde, sagte er, des Fremden Eintritt zeige sein Treiben an, denn von unten herauf sey er gekommen; und, in Kurzem, dieser edlen Versammlung liege es ob, sich vor bedrohlichem Uebel zu hüthen. Wir aber meinten, es geschehe damit unsrer Ritterlichkeit eine Schmach, und forderten den Fremden auf, zu zeigen, was er Schönes und Ergötzliches zu bringen verstehe.

Ei, was er nun der Herrlichkeiten vor uns aufschloß! Die hängenden Gärten der Semiramis stiegen empor, und dann wieder der ungeheure Colossus von Rhodus, unter dessen gespreizten Beinen die hochmastigen Schiffe hinseegelten, und dann die andern der sieben Weltwunder. Und wenn es dabei noch geblieben wäre! Aber auch die alten Helden wandelten herauf, und fochten ihre Schlachten vor unsern Augen durch: Hector, und Alexander, und Hannibal, und Furius Camillus, und dabei sprachen sie immer in ihrer eignen Mundart, welche zwar Keiner von uns (den Erzbischof Turpin etwan ausgenommen) erlernt hatte, dennoch aber in diesem Hexenspiele Jedermann auf eine unbegreifliche Weise verstand. Endlich sagte er: er wolle uns nun zum Beschluß noch die recht auserlesne Lieblichkeit der hesperischen Gärten zeigen, aber die Damen müßten mit dabei seyn, vor Männern allein eröffne er diese wunderherrlichen Pforten nicht, und habe auch nicht einmal die Macht dazu. Carolus Magnus, gleich uns Allen schon in den mannigfachen Blendungen seiner Zauberei schwankend und halb berauscht, gebot, die Kaiserin zu wecken, und daß sie nebst den edlen Frauen ihres Hofhalt's in der Halle erscheine. Sie traten herein, die holden Gestalten, und feuerglühende Blicke schoß der Muhammedaner durch ihre lieblichen Reihen. – Es fehlt noch eine! rief er mit einemmale zürnend aus. – Das wird meine Tochter Mathilde seyn, sagte ein uralter Ritter. Die kommt nur auf mein besondres Geheiß, und ich will nicht, daß sie bei diesen Teufelsgaukeleien erscheinen soll. – Der Muhammedaner aber lächelte höhnisch, und sprach in den Bart, worauf die Heldengestalt Hectors, an der der alte Ritter seine Freude ganz unverhohlen geäußert hatte, plötzlich neben ihm stand, und ihm angelegentlich in's Ohr sprach. – Holt meine Tochter, sagte nach einigen Augenblicken der Greis, zweien Kammerfräulein, die nach ihr gesandt wurden, zur Bewährung seines Willens einen Siegelring mitgebend.

Mathilde trat in die Halle, schüchtern, demüthig, und so wunderschön, daß Blick und Herz eines jeden Ritters ihr entgegen flog. Sie aber, sobald sie des Muhammedaners ansichtig geworden war, der wunderliche Zeichen auf den Boden schrieb, und uns Andern mit einemmale überaus häßlich vorkam, hatte nur Augen für ihn. O die hesperischen Gärten, lispelte sie mit himmlischer Anmuth, die goldbefruchteten Bäume, und Herakles in ihrem Schatten! – Wir sahen von alle dem nichts, wohl aber, wie sie, fast in Thränen zerfließend, immer weiter vorwärts schwankte, dem Magier entgegen, der, sie plötzlich in seine Arme fassend, mit Hohngelächter ausrief: die wollte ich! und vor unsern Augen mit ihr unter den Stein hinabsank, unter dem er hervorgekommen war. Wir, voller Grimm und Entsetzen, faßten den Stein, aber er lag wieder fest und starr eingefugt, so, daß wir aus dem Saale rannten, Maurer und Schmiede zu holen. Zurückkommend aber sahen wir, wie der alte Vater in seiner gewaltigen Verzweiflung auf dem Boden lag, und im Nachscharren nach seinem einzigen Kinde den Stein bereits mit übermenschlicher Kraft zu lüften begann. Freilich floß ihm das Blut dabei über die verletzten Nägel und Finger herab. Es gelang ihm denn doch, und der Stein wich vom Platze. Drunter aber sah man nichts, als die feste, dunstige Erde, und eine abscheuliche Kröte, die uns aus grellen Augen und fauchendem Schlunde angrinzte, ja, als die herbeigerufnen Arbeiter nachher das ganze Marmorpflaster aufrissen, kamen so viele häßliche und giftige Wurmgestalten zum Vorschein, daß wir alle aus dem Saale flüchtig werden mußten.

Ganz Aachen lag in Trauer über die verlorne schöne Mathilde, nicht allein weil sie den edelsten Häusern verwandt war, sondern vorzüglich, weil sie an Holdseeligkeit, Anmuth und jedweder Tugend vor allen Frauen der Welt herrlich leuchtete, wie denn auch ich Dir versichern kann, Organtin, daß mir das Herz bei ihrem Angedenken recht schmerzlich wehe thut.

Einigermaaßen beruhigte uns der weise Erzbischof Turpin. Der versprach: um dieselbe Stunde, wo Mathilde verschwunden sey, wolle er in der nächsten Nacht in den Saal dringen, und wir sollten mit dabei seyn, und zusehn, wie er die liebreizende Jungfrau wieder aus der Unterwelt heraufbeschwöre.

Es geschah nach seinen Worten; das Ungeziefer auf dem Fußboden wich vor des gewaltigen Beschwörers Formeln, und als nun das gräuliche Gewimmel fort war, hörten wir's unter uns wie eine dumpfe, gar wunderliche Tanzmusik.

Sie feiern ihr Siegesfest da unten, murmelte Turpin vor sich hin, aber ich hoffe doch, ich will es ihnen verstören. – Nun fing er an, heilige und höchst unerhörte Worte auszusprechen, die meine sündliche, armseelige Zunge nicht nachsagen darf, und vor denen das Musiziren aus der Tiefe zum misklingenden Gejammer ward. Bald darauf rauschte der Wehlaut näher und gewaltiger herauf, der dunstige Erdstaub drehte sich und wirbelte an der Stelle, wo Mathilde verschwunden war, und klaffte plötzlich zum gähnenden Spalt auseinander. – Triumph! rief Turpin, Triumph! Der Abgrund giebt sie uns wieder! – Aber Mathilde erschien ganz anders, als wir gemeint hatten. Mit halbem Leibe hob sie sich aus dem Schlunde empor, in ein schwelflaues und feuerflammendes Gewand gekleidet, vor dessen unstätem Flackern ihr Antlitz in einem Augenblick todtenbleich, im andern furchtbar glühend aussah. Dabei flogen ihr die Haare wie Schlangen um die verstörten, fast unkenntlich gewordnen Gesichtszüge hin, während sie mit gleichfalls entstellter, gellender Stimme ausrief: laß mich in Frieden! In Frieden laß mich, Du frömmelnd Gesindel! Ich rath' es Dir. Hei! Steht nun vollends der Alte da, der mich erzeugt hat; der meint, ich sey ihm zu eigen, und er mein Herr, und er wundert sich nun. Herr Vater, Ihr habt mich gehalten wie ein blödsinnig Kind. Hier unten aber haben sie der Freuden gar mannigfach und viele, und hier gefällt's mir. Hier unten will ich bleiben. Ihr werdet sagen, dann sey ich ewig verdammt. Ja, Kinder, mit dem Seeligwerden ist's eine wunderliche Sache, wird's Mancher nicht, der doch die ernsthaftesten Anstalten dazu macht. Drum halt' ich's mit der sichern Lust. Und stört mich nicht; ich warn' Euch nochmals. Sonst komm' ich in der tiefen, schweren Mitternacht, herauf komm' ich als ein alrunisch Weib, und setz' mich auf Caroli Magni Bett, und ängst' ihn sehr, würg' an der Kehle ihn, saug' ihm sein Blut aus, sprech' ihm in das Ohr von sinnverwirrendem Geschichtenkram 'ne Last. Hüt' Dich, Beschwörer Turpin, Du zu meist! Bist auch kein sündlos Lamm, und hast der bösen Flecken mancherlei, darum Dich unsres Gleichen strafen darf. Behaltet Eure Wahl, gönnt meine mir. Hört Ihr nicht? Merkt Ihr nicht? Sie stimmen schon unten die Geigen, sie stecken die Kronleuchter an mit Pech und Schwefel. S'wird Zeit. Hinab! Juch! Juch! Juchhe! – Mit solchem gräßlichen Jubelgeschrei fuhr sie unter die sich schließende Erde hinab, wir Alle aber flohen aus dem Saal, den Carolus Magnus nachhero abbrechen und verbrennen ließ. Nicht Thau, nicht Regen feuchtet ja die Stelle, wo Mathilde hinab gefahren ist, und streift niemals auch nur ein flüchtiger Sonnenblick drüber hin. Das Dummste bei der Geschichte ist, daß sie glauben, ich sey darüber toll geworden, und was geht sie mich an! Ich bin ja nicht der alte Vater. Laß den die Haare drüber raufen nach Herzenslust. Dabei riß er einige seiner greisen Locken mit gewalt'ger Faust aus dem Schädel, und sagte alsdann ganz gelassen: meine Geschichte war ganz eine andre, wie ich die schöne Balisandra dem Carolus Magnus entführte, und ihm sie drauf in so thörichter Gutmüthigkeit zurück gab. Du weißt ja noch, Organtin; ich dächte wenigstens, Du wärst dabei gewesen. Doch nein, Du kamst später. Aber erzählt hat Dir gewiß Roland davon unzähligemal. Nun, jetzt sag' ich Dir nur: Carolus hat mir die Belohnung dafür nicht entrichtet, und wenn ich manchmal etwas wirrig bin, so that dieser Betrug, im Vertrauen gesprochen, meinem Kopf den ärgsten Schaden. Ich komme aber ganz gewiß wieder zu rechte, denn so gewiß wir jetzt beisammen sitzen, die schöne Balisandra reis't noch einmal durch diesen Wald, und dann greif' ich sie, und erfreue mich ihrer blühenden Schönheit. Zum zweitenmale kriegt sie Carolus nicht von mir wieder. Es ist aber noch lange hin, bis es so weit kommt, und somit gute Nacht, lieber Vetter. Du bist auch etwas toll wegen der schönen Balisandra.


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