Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

VII

Nicole Diver war, nach dem rosafarbenen Wein zum Lunch, in zufriedener Stimmung; sie hob ihre verschlungenen Arme so hoch, daß die künstliche Kamelienblüte auf ihrer Schulter ihre Wange berührte, und ging hinaus in ihren hübschen, graslosen Garten. Auf einer Seite wurde er vom Haus begrenzt, von dem er ausging und in das er hineinwucherte, an zwei Seiten von dem alten Dorf und an der letzten von der Klippe, die stufenweise zur See abfiel.

An den Mauern der Dorfseite war alles staubig, der rankende Wein, die Zitronen- und Eukalyptusbäume und der Schiebkarren, den man eben erst zufällig hatte stehenlassen und der bereits in den Weg eingesunken war, ein Bild der Verkommenheit und des Verfalls. Nicole war immer wieder einigermaßen überrascht, daß sie, wenn sie sich an einem Päonienbeet vorbei nach der anderen Richtung hin bewegte, in ein grünes und kühles Bereich gelangte, wo sich die Blätter und Blütenblätter in weicher Feuchtigkeit kräuselten.

Um ihren Hals hatte sie einen lila Schal gebunden, der selbst in dem alle Farben schluckenden Sonnenlicht lila Schatten auf ihr Gesicht und um ihre sich bewegenden Füße warf. Ihr Gesicht war herb, fast hart, bis auf den sanften Schimmer rührenden Zweifels, der aus ihren grünen Augen sprach. Ihr einstmals blondes Haar war nachgedunkelt, aber sie war jetzt, mit vierundzwanzig Jahren, hübscher, als sie mit achtzehn gewesen war und ihr Haar noch heller geglänzt hatte.

Auf einem Weg, gekennzeichnet durch einen hauchdünnen Blütenschleier, der sich längs der weißen Bordsteine hinzog, gelangte sie zu einer Stelle, von wo aus man die See überblicken konnte, wo Laternen in den Feigenbäumen schlummerten und wo sich ein großer Tisch mit Korbsesseln befand und ein großer Markt-Sonnenschirm aus Siena, alles unter einer riesenhaften Pinie, dem größten Baum des Gartens. Dort verweilte sie ein wenig, blickte geistesabwesend auf das Gewirr von Brunnenkresse und Schwertlilien, das zu Füßen des Baumes wucherte, so als sei es einer achtlos hingestreuten Handvoll Samen entsprossen, und vernahm die Klagen und Vorwürfe eines Streits im Kinderzimmer des Hauses. Als diese Laute in der Sommerluft erstarben, ging sie weiter, zwischen rosa Wolkenmassen von kaleidoskopischen Päonien, schwarzen und braunen Tulpen und zarten Rosen mit gelblich-violetten Stielen, durchsichtig wie Blumen aus Zuckerwerk im Schaufenster eines Konditors – bis die Farben-Symphonie, als sei sie einer weiteren Steigerung nicht fähig, plötzlich mitten in der Luft abbrach und feuchte Stufen zu einer fünf Fuß tiefer liegenden Fläche hinabführten.

Dort befand sich ein Brunnen, dessen Verkleidung ringsherum, selbst an heißesten Tagen, feucht und schlüpfrig war. An der anderen Seite stieg sie die Treppe zum Gemüsegarten hinauf; sie ging ziemlich schnell; sie war gern aktiv, obwohl sie zuzeiten den Eindruck von Ruhe hervorrief, die bewegungslos und zugleich ausdrucksvoll wirkte. Das kam daher, daß sie über wenig Worte verfügte und nichts von ihnen hielt; unter Menschen war sie ziemlich schweigsam und steuerte ihren Anteil an verfeinertem Humor in so knapper Form bei, daß es an Dürftigkeit grenzte. Aber im selben Moment, da es den Fremden angesichts dieser Zurückhaltung anfing unbehaglich zu werden, konnte sie sich der Unterhaltung bemächtigen und sich von ihr fortreißen lassen, fieberhaft erstaunt über sich selbst – um sie dann zurückzuführen und plötzlich fallen zu lassen, beinahe ängstlich wie ein gehorsamer Apportierhund, der etwas übers Ziel hinausgeschossen ist.

Als sie in dem gedämpften grünen Licht des Gemüsegartens stand, ging Dick auf dem über ihr liegenden Weg zu seinem Arbeitshaus. Nicole wartete ruhig, bis er vorüber war, dann ging sie durch Reihen von zukünftigem Salat hindurch zu einer kleinen Menagerie, wo Tauben, Kaninchen und ein Papagei sie mit aufdringlichem Lärmen begrüßten. Als sie einen weiteren Absatz niederstieg, gelangte sie zu einer niedrigen runden Mauer und blickte siebenhundert Fuß tief zum Mittelmeer hinab.

Sie stand im früheren Bergdorf Tarmes. Die Villa und ihr Grundstück waren aus einer Reihe von Bauernhäusern entstanden, die an die Klippe grenzten – fünf kleine Häuser waren zusammengefaßt worden, damit die Villa wurde; vier waren abgerissen worden, um den Garten zu schaffen. Die Außenmauern waren unangetastet geblieben, so daß sich das Haus, von der tief unten liegenden Straße aus gesehen, von der grauvioletten Masse der Gebäude des Dorfes überhaupt nicht abhob.

Eine Minute lang stand Nicole und schaute auf das Mittelmeer hinab, aber es war nichts damit anzufangen, auch mit ihren rastlosen Händen nichts. Gleich darauf trat Dick vor sein Einzimmerhaus; er hielt ein Fernglas in der Hand und blickte nach Osten in Richtung Cannes. Unversehens geriet Nicole in sein Blickfeld, woraufhin er in seinem Haus verschwand und mit einem Megaphon wieder herauskam. Er hatte allerlei einfache mechanische Geräte.

»Nicole«, rief er, »ich vergaß, dir zu sagen, daß ich, als abschließende apostolische Geste, Frau Abrams eingeladen habe, die Dame mit dem weißen Haar.«

»Ich dachte es mir. Das ist eine Vergewaltigung.«

Die Leichtigkeit, mit der ihre Antwort ihn erreichte, schien der Bedeutung seines Megaphons Abbruch zu tun, darum erhob sie die Stimme und schrie: »Kannst du mich hören?«

»Ja.« Er senkte das Megaphon und hob es eigensinnig wieder. »Ich gedenke, auch noch andere Leute einzuladen. Ich werde die beiden jungen Männer bitten.«

»Schön«, stimmte sie gelassen zu.

»Ich will eine richtig anstößige Gesellschaft geben, bei der es Streitigkeiten und Verführungen gibt, die Leute beleidigt nach Hause gehen und die Frauen in der Garderobe Zustände haben. Du sollst schon sehen.«

Er kehrte in sein Haus zurück, und Nicole merkte, daß er in einer seiner charakteristischen Gemütsverfassungen war – einer Erregung, in die er jeden mitriß und die unweigerlich eine ihm eigene Art der Melancholie zur Folge hatte, der er niemals Ausdruck verlieh, die Nicole jedoch erriet. Diese Erregung über Dinge erreichte eine Heftigkeit, die in keinem Verhältnis zu deren Wichtigkeit stand, und brachte eine wirklich außerordentliche Wirkung auf Menschen hervor. Außer bei wenigen sturen und ständig mißtrauischen Menschen besaß er die Kraft, eine an Verzauberung grenzende und kritiklose Liebe zu erwecken. Die Reaktion trat ein, sobald er sich der Kraftvergeudung und Zügellosigkeit bewußt wurde, die dabei im Spiele waren. Manchmal blickte er mit Entsetzen auf die Wogen von Zuneigung, die er verursacht hatte, so wie ein General auf ein Gemetzel blicken mag, das er zur Befriedigung einer unpersönlichen Blutgier befohlen hatte.

Eine Zeitlang in Dick Divers Welt einbegriffen zu sein, war jedenfalls ein beachtliches Erlebnis: die Leute glaubten, er räume ihnen eine besondere Stellung ein, weil er die stolze Einzigartigkeit ihres unter den Kompromissen endloser Jahre begrabenen Schicksals erkannte. Er gewann alle Menschen augenblicklich durch ausgesuchte Rücksicht und Höflichkeit, die so schnell und intuitiv arbeiteten, daß man sie nur in ihren Wirkungen beobachten konnte. Dann öffnete er ihnen ohne Bedenken, aus Angst, das erste Grün der Beziehung könne welken, die Pforte zu seiner vergnüglichen Welt. Solange die Betreffenden ihr uneingeschränkt beipflichteten, war er nur auf ihr Glück bedacht, flackerte aber der erste Zweifel an der Ausschließlichkeit dieser Welt auf, so schwand er vor ihren Augen dahin und hinterließ nur wenige in Worte zu fassende Erinnerungen an das, was er gesagt und getan hatte.

Am Abend um halb neun kam er heraus, um die ersten Gäste zu begrüßen; seinen Rock trug er irgendwie zeremoniell und vielversprechend wie einen Toreroumhang in der Hand. Es war bezeichnend für ihn, daß er, nachdem er Rosemarie und ihre Mutter begrüßt hatte, darauf wartete, daß sie zuerst sprachen, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Stimmen in der neuen Umgebung auszuprobieren.

Rosemarie und ihre Mutter, die bezaubert von dem Aufstieg nach Tarmes und von der frischeren Luft waren, blickten anerkennend umher. So wie individuelle Eigenschaften überragender Persönlichkeiten oft erst durch eine ungewohnte Veränderung im Ausdruck sichtbar werden können, so wurde die raffinierte Vollkommenheit der Villa Diana ganz plötzlich durch geringfügige Mängel spürbar, zum Beispiel durch das zufällige Auftauchen eines Dienstmädchens im Hintergrund oder durch das Versehen einer Köchin. Indes die ersten Gäste eintrafen und die Angeregtheit des Abends mit sich brachten, trat die häusliche Geschäftigkeit des Tages allmählich zurück, symbolisiert durch die Diverschen Kinder, die mit ihrer Erzieherin immer noch beim Abendessen auf der Terrasse saßen.

»Was für ein wundervoller Garten!« rief Frau Speers.

»Nicoles Garten«, sagte Dick. »Sie kann ihm keine Ruhe lassen – immer hat sie etwas an ihm auszusetzen, macht sich Gedanken über seine Krankheiten. Ich erwarte jeden Tag, daß sie, mit Meltau, Fliegenschmutz und Brandpilzen behaftet, ankommt.« Er wies entschlossen mit dem Zeigefinger auf Rosemarie und sagte mit einer Beiläufigkeit, hinter der sich ein väterliches Interesse zu verbergen schien: »Ich werde Ihren Verstand retten – ich werde Ihnen einen Hut schenken, den Sie am Strande tragen können.«

Er führte sie aus dem Garten zur Terrasse, wo er einen Cocktail einschenkte. Earl Brady erschien und war erstaunt, Rosemarie anzutreffen. Sein Verhalten war liebenswürdiger als im Studio, so, als ob er an der Tür ein anderes Wesen angelegt hätte, und Rosemarie, die ihn sofort mit Dick Diver verglich, schwenkte scharf zu letzterem über. Im Vergleich zu ihm schien Earl Brady nahezu unfein, fast ungebildet, und dennoch fühlte sie sich wiederum wie elektrisiert von seiner Person.

Er sprach ungezwungen mit den Kindern, die von ihrem Abendessen im Freien aufgestanden waren.

»Hallo, Lanier, wie wär's mit einem Lied? Willst du mir mit Topsy ein Lied vorsingen?«

»Was sollen wir singen?« fragte der kleine Junge mit dem eigenartig singenden Tonfall amerikanischer Kinder, die in Frankreich aufwachsen.

»Das Lied ›Mon ami Pierrot‹.«

Bruder und Schwester standen ohne jede Befangenheit nebeneinander, und ihre Stimmen schwangen sich lieblich und hoch in die Abendluft.

»Au clair de la lune,
mon ami Pierrot,
prête-moi ta plume
pour écrire un mot.
Ma chandelle est morte,
je n'ai plus de feu,
ouvre moi ta porte
pour l'amour de Dieu!«

Der Gesang war zu Ende, und die Kinder, deren Gesichter von der scheidenden Sonne in Glut getaucht waren, standen da und lächelten ruhig über ihren Erfolg. Rosemarie kam es vor, als sei die Villa Diana der Mittelpunkt der Welt. Auf einer solchen Bühne würden sicherlich denkwürdige Dinge vor sich gehen. Ihr Gesicht leuchtete auf, als die Pforte sich klirrend öffnete und die übrige Gesellschaft einließ: das Ehepaar McKisco, Frau Abrams, Herrn Dumphry und Herrn Campion – alle kamen auf einmal zur Terrasse herauf.

Rosemarie fühlte sich sehr enttäuscht – sie warf Dick einen raschen Blick zu, als verlange sie eine Erklärung für diese unpassende Zusammenstellung. Aber in seinem Gesichtsausdruck war nichts Besonderes zu entdecken. Er begrüßte seine neuen Gäste mit stolzer Haltung und einer offenkundigen Achtung vor den grenzenlosen und unbekannten Möglichkeiten, die sie in sich bargen. Sie hielt so viel von ihm, daß sie augenblicklich die Gegenwart der McKiscos ganz in Ordnung fand, so als hätte sie erwartet, sie alle hier anzutreffen.

»Ich habe Sie in Paris gesehen«, sagte McKisco zu Abe North, der mit seiner Frau gleich nach ihnen gekommen war. »Ich habe Sie sogar zweimal gesehen.«

»Ja, ich erinnere mich«, sagte Abe.

»Und wo war das?« fragte McKisco, der es nicht dabei bewenden lassen wollte.

»Also, ich glaube –« Abe wurde des Spiels überdrüssig. »Ich kann mich nicht entsinnen.«

Der Wortwechsel hatte eine Pause im Gespräch ausgefüllt, und Rosemaries Instinkt sagte ihr, daß eigentlich irgend jemand eine taktvolle Bemerkung machen müsse; aber Dick machte keinen Versuch, die Gruppe der zuletzt Gekommenen aufzulösen, ja nicht einmal, Frau McKiscos Miene herablassender Belustigung zu zerstreuen. Er ging an dieses gesellschaftliche Problem gar nicht erst heran; denn er wußte, daß es im Augenblick ohne Bedeutung war und daß es sich von selbst erledigen würde. Er sparte sich seine Frische für eine größere Anstrengung auf und wartete einen bedeutungsvolleren Augenblick ab, um seinen Gästen zum Bewußtsein zu bringen, daß sie sich amüsierten.

Rosemarie stand neben Tommy Barban – er befand sich in einer äußerst kritischen Stimmung, und ein besonderes Erregungsmoment schien in ihm wirksam zu sein. Am nächsten Morgen sollte er abreisen.

»Fahren Sie nach Hause?«

»Nach Hause? Ich habe kein Zuhause. Ich gehe in den Krieg.«

»Was für einen Krieg?«

»Was für einen Krieg? Irgendeinen. Ich habe in letzter Zeit keine Zeitung gelesen, aber ich nehme an, daß irgendwo Krieg ist – irgendwo ist immer Krieg.«

»Ist es Ihnen gleichgültig, wofür Sie kämpfen?«

»Ganz und gar nicht – vorausgesetzt, daß ich gut behandelt werde. Wenn ich mich mal aus der Tretmühle hinaussehne, besuche ich Divers, weil ich weiß, daß ich dann in ein paar Wochen in den Krieg ziehen will.«

Rosemarie war starr.

»Sie haben Divers gern!« erinnerte sie ihn.

»Selbstverständlich – besonders sie – aber sie machen mir Lust, in den Krieg zu ziehen.«

Sie kam da nicht mit. In ihr erweckten Divers den Wunsch, immer in ihrer Nähe zu bleiben.

»Sie sind ein halber Amerikaner«, sagte sie, als ob das die Sache erklärt hätte.

»Ich bin ebenso ein halber Franzose, bin in England erzogen worden und habe seit meinem achtzehnten Jahr die Uniformen von acht Ländern getragen. Aber ich hoffe, ich habe auf Sie nicht den Eindruck gemacht, als hätte ich Divers nicht gern. Ich habe sie gern, besonders Nicole.«

»Das versteht sich von selbst«, sagte sie schlicht.

Sie fühlte sich weit von ihm entfernt. Der Unterton seiner Worte stieß sie ab, und sie hielt, seiner Lästerzunge wegen, mit ihrer Verehrung für Divers zurück. Sie war froh, daß er beim Dinner nicht neben ihr saß, und als sie sich zur Tafel im Garten begaben, mußte sie immer noch an seine Worte denken: »besonders sie«.

Im Augenblick ging sie Seite an Seite mit Dick auf dem Weg dahin. Neben seiner ausgeprägten, geschmeidigen Klugheit versank alles andere in der Gewißheit, daß er alles wußte. Ein Jahr lang – was eine Ewigkeit bedeutete – hatte sie Geld, eine gewisse Berühmtheit und Kontakt mit berühmten Leuten gehabt, und diese letzteren hatten sich lediglich als wirksame Bereicherung desjenigen Kreises erwiesen, mit dem die Witwe des Arztes und ihre Tochter in einer Hotelpension in Paris Umgang gepflegt hatten. Rosemarie war von schwärmerischer Gemütsart, und ihre Laufbahn hatte ihr in dieser Hinsicht nicht viele zufriedenstellende Möglichkeiten verschafft. Ihre Mutter, die es sich in den Kopf gesetzt hatte, daß Rosemarie Karriere machen sollte, duldete solche vom Ziel ablenkenden Dinge nicht, die mit ihren Verlockungen überall gegenwärtig waren, und in Wirklichkeit stand Rosemarie auch bereits darüber – sie war arriviert, aber der Betrieb hatte sie nicht überwältigt. Als sie darum dem Gesicht ihrer Mutter ansah, daß sie mit Dick Diver einverstanden war, hieß das für sie, daß er »das Richtige« war, und bedeutete die Erlaubnis, so weit zu gehen, wie sie wollte.

»Ich habe Sie beobachtet«, sagte er, und sie wußte, daß er es auch meinte. »Wir haben Sie liebgewonnen.«

»Ich habe mich in Sie verliebt, als ich Sie das erstemal sah«, sagte sie ruhig.

Er tat, als habe er es nicht gehört, als sei das Kompliment nur so dahingesagt worden.

»Neue Freunde«, meinte er, als ob das eine wichtige Angelegenheit sei, »können sich oft besser miteinander amüsieren als alte.«

Während dieser Bemerkung, die sie nicht ganz verstand, waren sie bei der Tafel angelangt, die sich mit allmählich aufflammenden Lichtern von der schwarzen Dämmerung abhob. Sie war zutiefst beglückt, als sie sah, daß Dick ihrer Mutter den Arm reichte, sie selbst saß zwischen Luis Campion und Brady.

Ihr Herz war so voll, und sie wandte sich Brady zu, in der Absicht, sich ihm anzuvertrauen; aber bei der bloßen Erwähnung von Dicks Namen klärte ein kaltes Funkeln in Bradys Augen sie darüber auf, daß er die väterliche Rolle ablehnte. Sie ihrerseits zeigte sich genau so widerspenstig, als er sich ihrer Hand bemächtigen wollte, und so fachsimpelten sie schließlich, vielmehr er sprach vom Bau, und sie hörte zu; höflich blieben ihre Augen auf sein Gesicht gerichtet, aber ihre Gedanken waren so offenkundig anderswo, daß sie meinte, er müsse es merken. Von Zeit zu Zeit erfaßte sie den Sinn seiner Worte und ergänzte das übrige aus ihrem Unterbewußtsein, so wie man weiß, wie oft die Uhr schlägt, auch wenn man erst in der Mitte angefangen hat zu zählen, weil man den Rhythmus der ersten Schläge noch im Ohr hat.


 << zurück weiter >>