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35.

Wirklich hatten sich bei der Mutter auch der Doctor und die Doctorin eingefunden, um von dem Ausgange der Unterredung, von der sie wußten, daß sie vorfallen würde, desto eher unterrichtet zu sein. Wie gespannt ihre Erwartung war, läßt sich aus dem großen Antheil, den sie bisher an dem Bruder genommen, und aus der mannichfaltigen Mühe, die sie sich seinetwegen gegeben hatten, ermessen. Sie glaubten überwiegende Gründe zu haben, den besten Ausgang zu hoffen, und doch ließen sie, eben wegen der Größe ihres Interesse, sich ein wenig in die Furcht und Aengstlichkeit der Mutter hineinziehen, die, weil ihr Interesse das noch größere, noch lebhaftere war, Nichts als traurige Ahnungen hatte. –

Desto angenehmer war für Alle die Ueberraschung, als jetzt der Vater in Gesellschaft des Sohnes hereintrat, und ihnen sogleich durch sein Lächeln seine Zufriedenheit, durch seine feuchten, gerötheten Augen seine Rührung verrieth. Er hielt den Sohn an der Hand, der sein Gesicht noch mit dem Tuche verdeckte, und führte ihn der Alten mit den Worten zu: Hier, liebe Mutter! hier bringe ich Dir einen guten, einen würdigen Sohn, der auf Dein Alter Bedacht nimmt, und Dich von den Wirthschaftssorgen befreien will, die Dir schon lange zu lästig fielen. Er will sie einer jungen, wackeren Frau übertragen, die er Dich bittet zur Tochter anzunehmen, und Deinen Muttersegen über seine Liebe zu sprechen. – Errathen wirst Du wol seine Wahl nimmermehr; und Du, gewiß auch nicht, indem er sich gegen die Tochter umwandte, und Beide zwar anlächelte, aber ihnen zugleich mit dem Finger drohte.

Der Sohn konnte unter den Segenswünschen der Mutter und den Antheilsbezeigungen der Schwester und des Schwagers seine Augen so bald nicht trocknen. Alle vereinigten sich endlich, dem Vater zu danken und ihn zu liebkosen, der sie der Reihe nach küßte, aber in seine gewöhnliche muntere Laune für diesen Abend nicht wieder hineinkam. Die Empfindungen, die bei der Unterredung mit dem Sohne ihn tief durchdrungen hatten, waren von zu ernsthafter Natur gewesen, als daß er sogleich wieder zu den muthwilligen kleinen Scherzen hätte zurückkehren können, womit er sonst seine Gespräche zu würzen pflegte.

Er ließ es sich nicht nehmen, am folgenden Tage in eigner Person den Freiwerber seines Sohnes zu machen.

– Ob Madame Lyk von diesem Besuche angenehm oder unangenehm überrascht war; ob sie eine bejahende oder verneinende Antwort gab? wird wol Niemand erst fragen. – Die Ehe ward eine der glücklichsten in der Stadt. Die Familie hing, jedes Glied mit jedem, durch die zärtlichste Liebe zusammen. Herr Stark erfreute sich bis in's höchste Alter hinauf des Wohlstandes und der vollkommenen Eintracht aller der Seinigen, und genoß das süße, kaum mehr gehoffte Glück, Enkel an seine Brust zu drücken, die nicht bloß seines Blutes waren, sondern auch seinen Namen trugen.

Ende.


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