Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Als Baldassarre mit seinen zusammengebundenen Händen und dem Seile um Hals und Leib sich seinen Weg hinter den Vorhang bahnte und das Innere des Domes vor sich sah, fuhr er von Erstaunen befangen zurück und blieb am Thorwege stehen. Er hatte erwartet, ein großes Schiff mit nichts als leblosen Bildern, Nebenaltären mit unangezündeten Kerzen, trüben Gemälden, bleichen und starren Bildsäulen, höchstens mit einigen Betenden in ferner Emporkirche, die einen einförmigen Gesang begleiteten, zu erblicken. Das war der gewöhnliche Anblick von Kirchen für einen Mann, der sie niemals in einer religiösen Absicht besucht hatte.
Statt dessen sah er eine ungeheure Menge glühender, lebender Gesichter, in athemlosem Schweigen der, in dem Winkel zwischen Schiff und Emporkirche angebrachten Kanzel zugewendet. Die andächtige Menge bestand aus Personen der verschiedensten Stände, von Magistratspersonen und feinsterzogenen Damen bis zu Handwerkern in ihrer groben Kleidung und Landleuten. Auf der Kanzel stand ein Dominicanermönch mit stark markirten Zügen und dunklem Haar, das Crucifix in der Hand haltend und predigend. Während der ersten Augenblicke merkte Baldassarre nicht auf die Predigt, und obgleich er geräuschlos eingetreten war, hatten ihn dennoch einige dem Thorwege zunächst stehende Anwesende mit verwunderten oder gar mißtrauischen Blicken gemustert. Das Seil zeigte deutlich, daß er aus der Gefangenschaft entwischt, aber in diesem Falle war die Kirche eine Zufluchtsstätte, auf die er ein Recht hatte. Sein Alter und der wüste Blick des Elends waren eher geeignet, Mitleid als Angst zu erregen, und wie er so regungslos dastand, die Augen gleichsam geistesabwesend bald auf den weiten Raum vor sich, bald auf das Pflaster zu seinen Füßen gerichtet, ließen Diejenigen, welche sein Eintreten bemerkt hatten, bald ab, ihn anzusehen, und vertieften sich wieder in das gewaltigere Interesse, welches das Anhören der Predigt ihnen gewährte. Unter den Augen, welche auf ihn gerichtet gewesen waren, befanden sich auch die Romola's; sie war, etwas spät durch eine der Seitenthüren eingetreten, und von ihrem Platze aus konnte sie den Haupteingang vollständig überblicken. Sei hatte Baldassarre lange und aufmerksam betrachtet, denn graues Haar machte vor Allem einen Eindruck auf ihr Herz, und das Gepräge ungewöhnlichen Leidens in seinen Zügen, durch das Seil um den Hals bestätigt, regte in ihr die Theilnahme an den Trübsalen des Alters auf, welche ihr ganzes Leben in ihr entwickelt hatte. Sie wähnte, daß seine Augen beim ersten unstäten Umherblicken den ihrigen begegnet waren, obgleich Baldassarre in Wirklichkeit sie gar nicht bemerkt, sondern nur ein verworrenes Bewußtsein des ganzen Anblicks gehabt hatte; und dieses Bewußtsein war nur wie ein Blitz, der den wilden, durch die Begegnung mit Tito erregten Tumult seiner Aufregung kaum auf einen Augenblick unterbrach. Bilder der Vergangenheit stürmten, gleich wahnsinnigen, seltsam mit Durst und Angst vermischten Visionen auf ihn ein. Kein bestimmter Gedanke an Zukünftiges konnte sich inmitten dieser leidenschaftlichen Gluthen gestalten; das solchem Gedanken noch am nächsten kommende war das bittere Gefühl geschwächter Kraft und ein unbestimmter Entschluß, Niemandem zu trauen und gegen Jeden argwöhnisch zu sein. Plötzlich fühlte er wie laute, gleichsam ein donnerndes Echo seiner Leidenschaft bildende Töne ihn in allen Fibern erbeben machten. Eine Stimme, die ihm mit ihrem Klang triumphirender Gewißheit bis in's innerste Mark drang, rief: »Der Tag der Rache ist genaht!«
Baldassarre erbebte und blickte empor. Er stand zu entfernt, um mehr zu sehen als die Gestalt des Predigers mit ausgestrecktem, das Crucifix erhebendem Arm; aber er lechzte nach der drohenden Stimme, als ob sie die ewige Glückseligkeit verheißen hätte. Ein kurzes Schweigen herrschte, bis der Prediger wieder sprach; er ließ langsam den Arm sinken, legte das Crucifix auf den Rand der Kanzel, kreuzte seine Arme über die Brust, blickte rund umher auf die Menge, als ob er den Blicken jedes Einzelnen begegnen wolle, und fuhr dann, wie folgt, fort:
»Ihr Alle in Florenz seid meine Zeugen, denn ich sprach nicht in einer Ecke. Ihr seid meine Zeugen, daß ich vor vier Jahren, als noch keine Anzeichen von Krieg und Unruhen vorhanden waren, von dem Herannahen der Geißel sprach. Ich erhob meine Stimme wie eine Posaune vor den Prälaten und Fürsten und dem Volke Italiens, und sagte: Die Schale Eurer Sünden ist voll! Seht, der Donner des Herrn zieht heran, er wird herabfallen und die Schale zerschmettern, und Eure Sünde, die Euch wie ein süßer Wein erscheint, wird über Euch ausgegossen werden und wie geschmolzenes Blei sein. Und Ihr Priester, die Ihr saget: Ha, ha, es gibt keine Allgegenwart im Heiligthume, die Schechinah Der Abglanz Gottes, welcher in gewissen, besonders feierlichen Momenten den jüdischen hohen Priester umspielte, und als »Allerheiligstes« oder »göttliches Reich« eine der zehn Sefiroth (oder göttlichen Eigenschaften) bildete, welche als Strahlenflamme aus dem Endlosen hervorgingen, und den sogenannten mystischen Baum der Kabala bildeten. – D. Uebers. ist nichts, der Gnadenstuhl ist leer; wir können hinter dem Schleier sündigen, denn wer kann uns strafen? Euch sagte ich, die Allgegenwart Gottes wird in seinem Tempel offenbart werden wie ein verzehrendes Feuer, und Eure heiligen Gewänder werden ein Sterbehemd von Flammen sein, und statt lieblicher Musik wird Geschrei und Geheul sein, und statt sanfter Lagerbetten Dornen, und statt des Athems von Buhlerinnen wird die Pest Euch anwehen. Baut nicht auf Euer Gold und Silber, nicht auf Eure Festungen, denn ob auch die Mauern von Eisen und die Zinnen von Demant wären, so wird doch der Allerhöchste den Schreck in Eure Herzen und Schwäche in Euern Rath bringen, so daß Ihr verwirrt werdet und fliehet wie die Weiber. Er wird zahllose Mächtige zertrümmern und andere an ihre Stelle setzen, denn Gott wird die Besudelung Seines Heiligthums nicht länger dulden, und Seine Kirche gründlich säubern.
Und wie da geschrieben steht, daß Gott nichts thut, was Er nicht Seinen Dienern, den Propheten enthüllt, so hat Er mich, Seinen unwürdigen Knecht, auserwählt, und in dem lebendigen Worte der heiligen Schrift und in den Werken der Vorsehung hat Er meinem Geiste Seinen Willen kundgegeben, und durch die Vermittelung der Engel hat Er es mir in Gesichten offenbart. Und Sein Wort durchdringt mich so, daß ich nur wie der Zweig im Walde bin, wenn der Wind des Himmels durch ihn fährt; und ich kann nicht schweigen, und ob ich gleich zum Gelächter der Spötter würde. Und vier Jahre habe ich, gehorsam dem Willen Gottes, gepredigt, und der Spötterei in's Gesicht habe ich drei Dinge gepredigt, nämlich: daß Gott in diesen Tagen Seine Kirche wiedergebären wird, daß vor der Wiedergeburt eine Geißel über ganz Italien geschwungen werden muß, und daß diese Dinge sehr bald eintreffen werden. Aber Heuchler, welche ihren Haß gegen die Wahrheit unter dem Anschein der Liebe verbergen, haben zu mir gesagt: Komm, o Bruder, und stehe ab vom Prophezeien, denn es genügt, die Tugend zu lehren! Diesen antworte ich aber: Ja, Ihr sagt in Euren Herzen, Gott ist fern und Sein Wort ist wie ein Pergament, von todten Leuten geschrieben, und Er thut nicht wie in alten Zeiten, wo er die Völker schalt, die Unterdrücker bestrafte, und unheilige Priester strafte, wie er die Söhne Eli's züchtigte. Ich aber rufe Euch nochmals in die Ohren: Gott ist nahe und nicht fern, Seine Gerichte ändern sich nicht. Er ist der Herr der Heerschaaren, die starken Männer, welche in die Schlacht ziehen, sind Seine Diener eben so, wie Sturm, Feuersbrunst und Pestilenz. Er treibt sie durch den Odem Seiner Engel, und sie fahren daher über das auserwählte Land, das den Bund gebrochen hat. Und Du, o Italien, bist das auserwählte Land. Hat Gott nicht Sein Heiligthum in Dir aufgestellt, und Du hast es verunreinigt? Siehe, die Diener Seines Zornes kommen über dich, sie stehen vor deinen Thoren!«
Savonarola's Stimme hatte bis hierher an leidenschaftlicher Stärke immer zugenommen, da hielt er plötzlich inne, ließ seine Hände sinken und faltete sie ruhig vor sich. Sein Schweigen, statt als Signal zu kleinen Bewegungen in der Versammlung zu dienen, schien ein eben so mächtiger Zauber zu sein als seine Stimme. In den weiten Räumen der Kathedrale saßen Männer und Frauen mit aufwärts gerichteten Gesichtern, wie athmende Bildsäulen, bis die Stimme sich wiederum in klaren, tiefen Tönen vernehmen ließ:
»Doch ist ein Ruhepunkt, wie er in jenen Tagen, als Jerusalem zerstört wurde, eintrat, damit die Kinder Gottes entfliehen könnten. Vor dem Sturme herrscht stets eine Stille. Seht, oben wird es düster, aber nicht ein Blatt rührt sich, die Winde schweigen, damit die Stimme der göttlichen Warnung gehört werde. Höre denn jetzt, Florenz, du auserwählte Stadt im auserwählten Lande! Bereue und meide das Uebel, übe Gerechtigkeit, lebe der Gnade, thue alle Unsauberkeit von Dir, auf daß der Geist der Wahrheit und Heiligung Eure Seelen erfülle und Eure Straßen und Häuser durchwehe, dann wird die Pest nicht kommen, und das Schwert wird Euch vorüberziehen und Euch nicht schlagen.
Denn das Schwert hängt vom Himmel herab; es bewegt sich schon, es ist im Begriff herniederzufallen; das Schwert Gottes auf die Erde, rasch und plötzlich! Sagte ich Euch nicht vor Jahren, daß ich die Erscheinung gesehen und die Stimme gehört hatte? Und seht, sie ist in Erfüllung gegangen! Ist nicht ein König mit seinem Heere vor Euren Thoren? Bebt nicht die Erde unter den Hufen seiner Rosse und den Rädern seiner schnellen Geschütze? Ist nicht eine wilde Schaar hereingebrochen, welche das Land bloßlegen kann wie mit einem scharfen Scheermesser? Wahrlich, ich sage Euch, der französische König mit seinem Heere ist der Diener Gottes; Gott wird ihn führen, wie die Hand die scharfe Sichel führt, und die Glieder der Gottlosen werden vor ihm hinschmelzen und gemäht werden wie die Stoppeln; wer vor ihnen flieht, wird ihnen doch nicht entfliehen, und wer ihnen entkommt, wird darum doch nicht frei sein. Und die Tyrannen, welche sich einen Thron errichten aus den Lastern des Volks, und die ungläubigen Priester, welche mit den Seelen der Menschen Handel treiben und das Allerheiligste mit Buhlerei erfüllen, werden von ihrem weichen Lager in das höllische Feuer gestürzt werden; und die Heiden, und die da gesündigt haben unter dem alten Bunde, werden sich fern halten und sprechen: Sehet, diese Menschen haben den Gestank einer neuen Schlechtigkeit mit sich in das ewige Feuer gebracht.
»Du aber, o Florenz, nimm die Dir dargebotene Gnade an! Seht, das Kreuz wird Euch entgegengehalten; kommt herbei und werdet geheilt! Welche Völkerschaft in ganz Italien hat ein Wahrzeichen wie Ihr? Euer Tyrann ist vertrieben, die Männer, welche Geschenke in der Linken und eine Ruthe in der Rechten hielten, sind gegangen und kein Blut ist vergossen worden. So thut denn von Euch allen Gräuel, und Ihr werdet stark sein in der Stärke des lebendigen Gottes. Wascht Euch rein von den Pechflecken Eurer Laster, die Euch den Heiden gleichgemacht haben, thut weg den Neid und Haß, die Eure Stadt in eine Wolfshöhle umgewandelt haben! Und kein Leid wird Euch treffen, und der Durchzug der Heere wird für Euch sein wie ein Vorbeiflug von Vögeln; das aufrührerische Pisa wird Euch wiedergegeben werden, Hunger und Pestilenz werden fern bleiben von Euren Thoren, und Ihr werdet sein wie ein Leuchtthurm unter den Völkern. Aber merkt wohl auf! so lange Ihr duldet, daß das verfluchte Ding im Lager weilt, werdet Ihr geplagt und gepeinigt werden, selbst wenn ein kleiner Rest von Euch gerettet wird.«
Diese Warnungen und Versprechungen waren im eindringlichen Tone seines überwältigenden Einflusses gesprochen, aber in den folgenden Sätzen schmolz die Stimme des Predigers wie in flehenden Accorden dahin:
»Höre mich, o Volk, mit dem mein Herz Mitleid fühlt, wie das Herz der Mutter mit den Kindern, die sie in Wehen getragen hat! Gott ist mein Zeuge, daß ich gern, wenn es nicht Euretwegen wäre, wie die Schildkröte im tiefsten Walde lebte und leise meinem Geliebten Lieder sänge, zu Ihm, der mein ist, wie ich Sein bin. Für Euch leide ich und ängstige ich mich, für Euch verbringe ich meine Nächte in Wachen, und meine Seele schmilzt dahin unter dem Drucke. O Herr, Du weißt, ich bin willig, ich bin bereit. Nimm mich, hefte mich an Dein Kreuz! Laß die Bösen, die sich am Blut freuen, die den Armen berauben, die den Tempel ihres Leibes besudeln und verhärtet sind gegen Deine Gnade, ihre Häupter schütteln und ihre Lippen gegen mich aufwerfen! Laß die Dornen meine Stirn drücken und meinen Schweiß in Angst fließen, ich sehne mich Dir in Deiner großen Liebe zu gleichen! Aber laß mich auch die Früchte meiner Mühen sehen, laß dieses Volk gerettet werden! Laß mich sie in Reinheit gekleidet erblicken, laß mich ihre Stimmen sich einträchtig erheben hören, wie die Stimmen der Engel, laß sie keine andere Weisheit als in Deinem ewigen Gesetz, keine andere Schönheit als in der Frömmigkeit erblicken! Dann werden sie allen Nationen vorangehen, und alles Volk aus den vier Winden wird ihnen folgen und in den Pferch der Seligen versammelt werden. Denn es ist Dein Rathschluß, o Gott, daß die Erde zu Deinem Gesetze sich bekehren, daß die Schlechtigkeit aufhören und die Liebe herrschen soll! Komm, gesegnete Verheißung! und siehe, ich bin bereit; lege mich auf den Altar, laß mein Blut fließen und das Feuer mich verzehren, aber laß auch meines Zeugnisses unter den Menschen gedacht werden: daß die Sünde nicht immer gedeiht!«
Während dieses Gebetes hatte Savonarola die Arme ausgestreckt und die Augen gen Himmel gerichtet; seine mächtige Stimme hatte bald vor Aufregung gezittert, bald hatte sie sich in erneuerter Kraft wieder erhoben; aber die Leidenschaftlichkeit, mit welcher er sich selbst als Opfer darbot, wurde endlich zu stark, als daß er im Reden fortfahren konnte, und er brach schluchzend ab. Jeder Wechsel des Tones durchbebte die Gemeinde und erschütterte sie mit entsprechender Aufregung. Es gab Viele, die keinen besonders starken Glauben an die Prophetensendung des Mönchs hatten und die in ruhigeren Augenblicken ihn eben nicht liebten. Trotz dessen wurden auch sie von den mächtigen Gefühlswogen, die ihre Kraft in Sympathieen schöpften, welche tiefer lagen, als alle Theorie, mit fortgerissen. Ein lautes Schluchzen der ganzen versammelten Menge antwortete dem Savonarola's, während er in die Kniee sank und das Antlitz in den Mantel begrub. Er empfand in diesem Augenblick alle Wonnen und die volle Glorie des Märtyrthums, ohne dessen Todeskampf.
Mit diesem Schluchzen der Gemeinde hatte sich auch das Baldassarre's vereint. Unter allen anwesenden menschlichen Geschöpfen befand sich vielleicht nicht eines, dessen Körper heftiger bei den Tönen und Worten des Predigers erbebte, als der seinige, aber dieses Erbeben glich dem einer Harfe, deren sämmtliche Saiten, bis auf eine, abgerissen werden. Diese Drohung einer feurigen, unerbittlichen Rache, einer Zukunft, bis zu welcher der verhaßte Sünder verfolgt und vom Rächer in ewigen Ringen festgehalten werden konnte, erschien ihm wie die Verheißung einer unerschöpflichen Quelle für einen unlöschbaren Durst. Die Lehren der Weisen, die frühere Verachtung priesterlichen Aberglaubens, waren, wie eine vergessene Sprache, aus seinem Geiste entschwunden; und hätte er sich ihrer auch entsinnen können, welche Antwort gleich dieser von kräftiger Ueberzeugung erfüllten Stimme hätten sie seiner Noth geben können? Der Donner der Anklage fiel auf seine von Leidenschaften zerarbeiteten Nerven mit aller Macht der Ueberzeugungsklarheit; sein Gedanke strebte nicht darüber hinaus nach Fragen – er hatte ihn gänzlich erfüllt, wie das Schlachtroß vom Klanggeschmetter hingerissen wird. Kein Wort, welches nicht eine Drohung enthielt, sprach zu seinen Gefühlen oder berührte seine Fibern. Aber das wilde triumphirende Entzücken, welches der Gedanke einer ewigen Rache in ihm anregte, fand seine höchste Steigerung und einen erleichternden Gefühlsausbruch in den Worten des Predigers von der Selbstaufopferung. Für Baldassarre hatten diese Worte nur den unbestimmten, triumphirenden Begriff, daß auch er sich opfere, indem er mit seinem eignen Blute die That besiegle, durch welche er sich einem ewigen Feuer überliefere, welches seinem brennenden Haß nur eine Kühlung sein würde.
»Ich befreite ihn, ich liebte ihn; wenn ich nur für ewig alle Nerven seines Herzens packen könnte! Komm, o gesegnete Verheißung! laß mein Blut fließen, laß das Feuer mich verzehren!«
Diese eine Saite zitterte am stärksten nach; Baldassarre krampfte seine Hände zusammen, indem er seine langen Nägel hineinbohrte, und brach in Gemeinschaft mit den Uebrigen in Schluchzen aus.