Alphonse Daudet
Port Tarascon - Letzte Abenteuer des berühmten Tartarin
Alphonse Daudet

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Sechzehntes Kapitel

Ein Prozeß im Süden. – Widersprechende Zeugenaussagen. – Tartarin schwört vor Gott und den Menschen. – Die Aufschneider von Tarascon. – Rugimabaud vom Haifisch verschlungen. – Ein unerwarteter Zeuge.

Ach Gott, nein, sie waren nicht von hier, die Richter des armen Tartarin! Um sich davon zu überzeugen, brauchte man sie nur an diesem glühenden Augustnachmittag zu sehen, an dem die Sache des Gouverneurs in dem zum Brechen vollen großen Saal des Justizgebäudes zur Verhandlung kam.

Der Monat August ist nämlich in Tarascon der Monat der drückendsten Hitze. Um diese Zeit ist es dort so heiß wie in Algier und es werden die nämlichen Vorsichtsmaßregeln gegen die Sonnenglut ergriffen, wie in unsern afrikanischen Städten: man zieht sich vor Mittag von den Straßen zurück, die Truppen werden in den Kasernen konsigniert und die Schirmdächer an allen Läden herabgelassen.

Aber der Prozeß Tartarins hatte alle lokalen Gewohnheiten umgestoßen, und man kann sich leicht denken, welche Temperatur in dem mit Menschen vollgestopften Zuhörerraum herrschte, in dessen Hintergrund die Damen mit ihren Falbeln und Federbüschen auf der Galerie zusammengedrängt saßen.

Der geharnischte Stundenschläger auf der Uhr des Gerichtsgebäudes schlug zwei Uhr; durch die hohen, weit geöffneten Fenster, an denen lange, gelbe Rollvorhänge angebracht waren, drang zugleich mit den Schwingungen des wieder zurückgeworfenen Lichtes das einschläfernde Zirpsen der Cikaden aus den Elsbeerbäumen und Platanen, den großen Bäumen mit weißen, staubbedeckten Blättern am Korso, das Getöse der Menge draußen, die Rufe der Wasserverkäufer, die wie bei den Stiergefechten schrieen: »Wer will trinken? Das Wasser ist frisch!« – bis in den Saal herein.

Man mußte wirklich aus Tarascon gebürtig sein, um die Hitze, die da drinnen herrschte, aushalten zu können; es war so betäubend heiß, daß selbst ein zum Tod Verurteilter eingeschlafen wäre, während man ihm sein Urteil verkündete. So waren denn auch die drei Richter, Fremdlinge in diesem glühenden Süden, bei weitem die Erschöpftesten im Saal. Der Präsident Mouillard, ein Lyoner, der aussah wie ein französischer Schweizer, mit strenger Miene und langem, ältlichem Philosophenkopf, erregte schon durch seinen Anblick die Lust zu weinen, und neben ihm die beiden beigezogenen Richter, Beckmann, der von Lille kam, und Robert du Nord von noch viel weiter oben.

Schon gleich bei Beginn der Verhandlungen waren diese drei Herren, die ihre Augen stets auf die großen viereckigen Lichtstellen richteten, die sich hinter den gelben Vorhängen abzeichneten, trotz alles Widerstrebens von einer unerklärlichen geistigen Stumpfheit befallen worden, und während des unendlichen Zeugenaufrufes – mindestens zweihundertfünfzig und lauter Belastungszeugen – schließlich völlig eingeschlafen.

Die Gendarmen, die auch nicht aus dem Süden waren und die grausamerweise all ihr schweres Lederzeug an sich haben mußten, schliefen ebenfalls.

Zweifelsohne sind dies keine günstigen Vorbedingungen für einen guten Richterspruch. Glücklicherweise hatten die Herren vom Gericht die Sache im voraus studiert, denn sonst hätten sie gar nichts davon verstanden, da sie in ihrer schläfrigen Trägheit nichts hörten als das Zirpsen der Grillen und ein wirres Durcheinander von Fliegengesumm und Menschenstimmen.

Nach dem Zeugenaufruf begann der Hilfsstaatsanwalt Bompard du Mazet mit der Verlesung der Anklageschrift.

Das war ein echter Sohn des Südens! Ein ganz kleiner, zottiger, langhaariger, schmerbauchiger Kerl mit einem Bart aus schwarzen Hobelspänen; mit Augen, die hervorquollen wie bei einem geklopften Hasen und in einem Gesicht standen, das aussah, als sei es beharrlich mit Blasenpflastern behandelt worden; mit einer Stimme, die einem wie eine Blechtrompete in den Ohren dröhnte; dazu ein Mienenspiel und ein Hin- und Herhüpfen . . . der Ruhm der tarasconischen Staatsanwaltschaft! Man kam meilenweit herbei, um ihn zu hören; aber was diesmal seiner Anklagerede eine ganz besondere Würze verlieh, das war die Verwandtschaft des Redners mit dem berühmten Bompard, einem der ersten Opfer des Abenteuers von Port Tarascon.

Nie hat sich ein Ankläger erbitterter, leidenschaftlicher, ungerechter und parteiischer gezeigt; so was hat man aber gern in Tarascon, wie alles, was einen erregt, alles, was einen in Harnisch bringt! . . .

Wie er ihn durchhechelte, den armen Tartarin, der mit seinem Sekretär zwischen zwei Gendarmen saß! Wie er dessen ganze ruhmvolle Vergangenheit zerfetzte, dieser geifernde Knebelbart!

Außer sich, tief beschämt barg Pascalon sein Gesicht in seinen Händen, aber Tartarin selbst hörte sehr ruhig, mit erhobener Stirn und hellen Augen zu; er fühlte, daß sein Tag sich neige, daß die Stunde des großen Zusammenbruches gekommen sei. Er wußte, daß es ebensowohl Naturgesetze der Größe wie der Schwere gibt, und war entschlossen, sich diesen zu unterwerfen. Bompard du Mazet aber wurde immer beleidigender und stellte ihn als gemeinen Gauner hin, der seinen sehr zweifelhaften Ruhm, den er vielleicht nie getöteten Löwen und nie bestiegenen Bergen verdankte, mißbrauchte, um mit einem Abenteurer, einem Unbekannten, diesem Herzog von Mons, der sich heute nicht einmal der Gerechtigkeit stellte, gemeinschaftliche Sache zu machen. Ja, er erklärte Tartarin für noch viel verruchter als den Herzog von Mons, der wenigstens nicht seine Landsleute ausgebeutet habe, während Tartarin auf die Tarasconer spekuliert und diese bestohlen, zu Grunde gerichtet und an den Bettelstab gebracht habe, so daß sie die Kehrichthaufen durchwühlen mußten, um dort ihr Brot zu suchen. »Und übrigens, hoher Gerichtshof, was läßt sich von einem Mann erwarten, der auf die ›Tarasque‹, auf die Großmutter geschossen hat? . . .«

Bei diesem Schluß ertönte patriotisches Schluchzen im Zuschauerraum, dem von der Straße her Gebrüll antwortete, denn die Stimme des Hilfsstaatsanwaltes war mit ihrem schmetternden Klange durch Fenster und Thüren hindurch bis hinunter gedrungen: er selbst, von seinen eignen Worten und Tönen überwältigt, begann bitterlich zu weinen, und seine Thränengüsse plätscherten dermaßen, daß die Richter plötzlich aus dem Schlaf aufschreckten und glaubten, sämtliche Dachtraufen und Regenrinnen des Gerichtsgebäudes seien unter einem Gewitterregen geplatzt.

Bompard du Mazet hatte fünf Stunden lang gesprochen.

In diesem Augenblick drang, trotz der noch immer erdrückenden Hitze, von der Rhone herein ein leichter, frischer Luftzug, der die gelben Fenstervorhänge zu schwellen begann. Der Präsident Mouillard schlief nicht mehr ein; da er erst vor kurzem hierher ernannt worden war, genügte die Verblüfftheit, in die er durch die zügellose Erfindungskraft der Tarasconer versetzt wurde, um ihn völlig wach zu erhalten.

Tartarin war der erste, der den Reigen dieser köstlichen, naiven Schwindeleien eröffnete, die, sozusagen, der Duft und das Aroma des Ortes sind.

An einem gewissen Punkt seines Verhörs, das wir glauben abkürzen zu müssen, stand er plötzlich auf und sprach mit erhobener Hand: »Ich schwöre vor Gott und den Menschen, daß ich diesen Brief nicht geschrieben habe.«

Es handelte sich um einen Brief, den er von Marseille aus an Pascalon, den Redakteur der »Gazette«, geschickt hatte, um ihn zu fruchtbareren, reichlicheren Erfindungen anzuspornen.

Nein, tausendmal nein, der Angeklagte hatte das nicht geschrieben; er sträubte sich, er wehrte sich dagegen. . . . Vielleicht – das will ich nicht bestreiten – der »nicht erschienene« hochwohlgeborene Herr von Mons! . . . Und wie er dies »nicht erschienene« zwischen seinen verächtlich aufgeworfenen Lippen hervorzischte!

Darauf der Präsident: »Geben Sie dem Angeklagten den Brief!«

Tartarin nahm ihn, sah ihn an und erwiderte ganz einfach: »Es ist wahr; das ist unleugbar meine Handschrift. Der Brief ist von mir, nur erinnerte ich mich dessen nicht mehr.«

Das hätte Tiger zum weinen bringen können!

Einen Augenblick später die nämliche Geschichte mit Pascalon aus Veranlassung eines in der »Gazette« erschienenen Artikels, worin der Empfang geschildert wurde, der den Fahrgästen der »Farandole« und des »Lucifer« auf dem Rathaus von Port Tarascon von den Eingeborenen, dem König Négonko und den ersten Ansiedlern auf der Insel bereitet worden war, nebst einer sehr eingehenden und ausführlichen Beschreibung des Rathauses.

Das Verlesen dieses Artikels rief im Saal bei jedem Wort unauslöschliches, tolles, von Rufen der Enttäuschung unterbrochenes Gelächter hervor; Pascalon selbst war empört und wehrte sich von seinem Platz aus mit Händen und Füßen dagegen: das war nicht von ihm! Nie im Leben hatte er sich dazu hergegeben, solche fabelhafte Unwahrscheinlichkeiten zu unterschreiben!

Man hielt ihm den Artikel unter die Augen, der nach seiner Angabe mit Zeichnungen illustriert und mit seinem Namen unterschrieben war, nebst seinem eignen in der Trinquelagueschen Druckerei gefundenen Text.

»Das ist ein überwältigender Beweis,« erklärte der unglückliche Pascalon darauf mit verwundert glotzenden Augen, »die Sache war mir völlig entfallen!«

Tartarin verteidigte seinen Sekretär.

»Die Wahrheit, Herr Präsident, ist, daß ich, da ich blindlings alle die Geschichten des hier ›nicht erschienenen‹ Herrn von Mons geglaubt habe . . .«

»Er hat einen breiten Rücken, der Herr von Mons,« unterbrach ihn der Hilfsstaatsanwalt grimmig.

». . . daß ich diesem unglücklichen Kind,« fuhr Tartarin fort, »den Gedanken zu dem zu schreibenden Artikel gegeben und zu ihm gesagt habe: ›Schmücken Sie ihn aus!‹ Und er schmückte ihn aus.«

»Es ist sicher wahr,« stammelte Pascalon schüchtern, »ich habe nie etwas andres gethan, als ausge . . . geschmückt!«

Ach, das Ausschmücken! Der Herr Präsident sollte noch ganz andre Aufschneider kennen lernen, als er gleich darauf die Zeugen verhörte, die, sämtlich aus Tarascon gebürtig, alle gleich erfinderisch waren und heute zurücknahmen, was sie gestern behauptet hatten.

»Aber das haben Sie ja in der Voruntersuchung angegeben!«

»Ich? Ich soll dies gesagt haben? . . . Ach, gehen Sie! Das ist mir nicht in den Mund gekommen!«

»Aber Sie haben es unterschrieben!«

»Unterschrieben? . . . Ebensowenig!«

»Hier ist Ihre Unterschrift!«

»Weiß Gott, es ist so. . . . Wahrhaftig, Herr Präsident, darüber kann sich niemand mehr wundern als ich!«

Und so war's bei allen; keiner konnte sich mehr erinnern. Verblüfft und zornig standen die Richter diesen Widersprüchen, dieser anscheinenden Unehrlichkeit gegenüber, denn diese kalten Männer des Nordens verstanden es nicht, der Erfindungskraft und der Phantasie der Länder des Lichtes Rechnung zu tragen.

Einer der merkwürdigsten war Costecalde, der erzählte, er sei von der Insel verjagt und durch die Plackereien Tartarins, des Tyrannen, gezwungen worden, Weib und Kinder zu verlassen. Man muß gehört haben, wie er das Drama in der Schaluppe, das erschreckliche aufeinanderfolgende Hinsterben seiner unglücklichen Gefährten erzählte; man muß gehört haben, wie Rugimabaud, der neben der Barke herschwamm, um seinen Körper etwas zu erfrischen, plötzlich von einem Haifisch gepackt und entzwei gebissen worden war.

»Ach, das Lächeln meines Freundes. . . . Ich sehe es noch; er streckte die Arme nach mir aus, ich eile zu ihm, da verzieht sich plötzlich sein Gesicht, er verschwindet, und es ist nichts mehr von ihm da . . . nichts als ein blutiger Kreis auf dem Wasser, der immer größer wird.« Und mit krampfhaft zuckender Hand beschrieb er einen Kreis vor sich, während seinen Augen Thränen entströmten, so groß wie Kichererbsen.

Als sie den Namen Rugimabaud vernahmen, neigten sich die beiden Richter Beckmann und Robert du Nord, die seit einem Augenblick wach geworden waren, zu dem Präsidenten hin, und während des allgemeinen Schluchzens, das die Erzählung Costecaldes verursacht hatte, sah man die drei schwarzen Barette wackelnd zusammenstecken.

Dann wandte sich der Präsident an den Zeugen: »Sie sagen, Rugimabaud sei vor Ihren Augen von einem Haifisch verschlungen worden? Aber der Gerichtshof hört soeben, daß ein gewisser Rugimabaud, der heute früh gelandet ist, als Belastungszeuge vorgeladen ist . . . sollte das nicht vielleicht der aus der Schaluppe sein? . . .«

»Ja freilich bin ich derselbe . . .« rief der ehemalige Unterdirektor der Landwirtschaft.

»Sieh mal an, da ist ja der Rugimabaud,« sagte Costecalde, nicht im mindesten aus der Fassung gebracht. »Ich hatte ihn noch nicht gesehen – das ist das erste Wort, das ich höre!«

Ein schwarzes Barett bemerkte: »Er wird also wohl nicht gefressen worden sein, wie Sie eben erzählt haben?«

»Dann werde ich ihn mit Truphénus verwechselt haben. . . .«

»Oho! Ich bin auch da, ich bin nicht gefressen worden,« protestierte die Stimme des Truphénus.

Costecalde fing an, ungeduldig zu werden.

»Mag's nun der oder jener sein, das ist einerlei – jedenfalls weiß ich, daß einer von einem Haifisch gefressen worden ist; ich habe den Kreis gesehen.«

Darauf fuhr er fort seine Aussagen zu machen, wie wenn nichts geschehen wäre.

Ehe er von den Schranken zurücktrat, wollte der Präsident noch wissen, wie hoch sich seiner Ansicht nach die Zahl der Opfer etwa belaufe.

»Wenigstens ›vierzg Tausend‹,« (so wird in Tarascon vierzigtausend ausgesprochen).

Da nun durch die Register der Kolonie festgestellt wurde, daß sich überhaupt niemals mehr als vierhundert Einwohner auf der Insel befunden hatten, so kann man sich die Verwunderung des Präsidenten Mouillard und seiner Richter ausmalen.

Die Aermsten schwitzten aus allen Poren – derartige Debatten, solch tolle Aussagen hatten sie noch nie gehört. Auf der Zeugenbank nichts als rasche Unterbrechungen, leidenschaftliches Widerreden; Leute, die in die Höhe sprangen, sich gegenseitig so die Worte vom Munde rissen, daß man fürchten mußte, der Mund gehe auch gleich mit, und dieses Zähnefletschen, dieses dämonische Lachen!

Ein phantastischer, tragikomischer Prozeß, in dem es sich nur um gefressene, ertrunkene, gesottene, gebratene, gekochte, verschlungene, tättowierte, zu Pastetenfleisch zerhackte Tarasconer handelte, die sich hier alle in bestem Wohlsein, im Besitz ihrer sämtlichen Glieder, ohne einen Zahn verloren, ohne eine Schramme davongetragen zu haben, auf der nämlichen Bank zusammengefunden hatten.

Die zwei oder drei, die beim Aufruf noch fehlten, wurden jeden Augenblick erwartet; sicher hatten sie das nämliche Glück wie ihre Gefährten, und deshalb hatte der Untersuchungsrichter Bonaric, der mit den Gewohnheiten seiner Landsleute besser vertraut war, den Präsidenten vorsichtshalber veranlaßt, die Frage der fahrlässigen Tötung fallen zu lassen.

Unterdessen nahm die Vernehmung der Zeugen ihren Fortgang und wurde immer lauter und immer lächerlicher.

Im Zuschauerraum ergriff das Publikum Partei, höhnte, klatschte Beifall, lachte ohne Scham und Scheu dem Präsidenten unter die Nase, der alle Augenblick drohte, den Saal räumen zu lassen, aber von dem Heidenlärm und dem Durcheinander selbst so verwirrt war, daß er durchaus nichts räumen ließ, sondern, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, seinen armen Kopf, der zu zerspringen drohte, mit beiden Händen hielt.

Während einer verhältnismäßigen Windstille lehnte sich Robert du Nord, ein großer hagerer Greis mit spöttischem, von einem seidenweichen weißen Backenbart umrahmten Mund, in seinen Stuhl zurück und bemerkte, das Barett auf dem Ohr: »Kurzum, das Ende vom Lied ist, daß alles wieder da ist, außer der ›Tarasque‹.«

Der Hilfsstaatsanwalt Bompard du Mazet fuhr auf, wie ein Teufelchen aus seiner Schachtel: »Und mein Onkel? . . .«

»Und Bompard?« fragte der ganze Saal als Echo.

Der Beamte fuhr mit seiner Klapphornstimme fort: »Ich mache den hohen Gerichtshof darauf aufmerksam, daß mein Onkel Bompard eines der ersten Opfer war. Wenn ich auch das Zartgefühl gehabt habe, in der Anklage nicht von ihm zu sprechen, so bleibt nichts destoweniger die Thatsache bestehen, daß dieser jedenfalls nicht zurückgekehrt ist und auch niemals zurückkehren wird. . . .«

»Entschuldigen Sie, Herr Hilfsstaatsanwalt,« unterbrach ihn der Präsident, »aber soeben läßt mir ein Herr Bompard seine Karte zustellen und verlangt, gehört zu werden. . . . Ist es der Ihre?«

Es war der seine: Bompard (Gonzaga).

Dieser allen Tarasconern so wohlbekannte Name erregte einen ungeheuren Tumult. Publikum, Zeugen, Angeklagte, alle sprangen auf, stiegen auf die Bänke, beugten sich vor, schrieen, versuchten ihn zu sehen und schnaubten vor Ungeduld und Neugierde.

Angesichts dieser Aufregung hob Präsident Mouillard die Sitzung für einige Augenblicke auf, und man benützte diese Pause, um ein Dutzend ohnmächtiger, vor Hitze und Bestürzung halbtoter Gendarmen hinauszutragen.


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