Alphonse Daudet
Port Tarascon - Letzte Abenteuer des berühmten Tartarin
Alphonse Daudet

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Achtes Kapitel.

Erinnerungen an Port Tarascon, verfaßt von dem Sekretär Pascalon, in denen alles enthalten ist, was in der freien Kolonie unter der Regierung Tartarins gesagt und gethan worden ist.

20. September 1881. – Ich unternehme es, in diesen Blättern die hauptsächlichsten Ereignisse in der Kolonie zu verzeichnen.

Es wird mir sauer werden, neben all der Arbeit, die mir ohnehin schon obliegt, als Kanzleidirektor mit so vielen Verwaltungsakten; und dann, wenn ich eine Minute frei habe, muß ich wenigstens einige provençalische Verse in der Eile hinkritzeln, denn meine Amtsgeschäfte dürfen den Sänger in mir nicht töten.

Jedenfalls werde ich es versuchen, und es wird einmal höchst interessant sein, diese Anfänge der Geschichte eines großen Volkes zu lesen. Ich habe mit niemand von der Arbeit gesprochen, die ich heute beginne, nicht einmal mit dem Gouverneur.

Zuerst ist der guten Wendung zu gedenken, welche die Dinge seit acht Tagen, seit der Abreise des Tutu-panpan genommen haben. Man richtet sich ein. Die Flagge von Port Tarascon, die viergeteilte »Tarasque« auf den Farben Frankreichs weht auf der Spitze des Blockhauses.

Hier hat sich die Regierung eingerichtet, das heißt unser Tartarin, die Direktoren und die Kanzleien. Die unverheirateten Direktoren wie ich, Herr Tournatoire, Direktor des Gesundheitswesens, und der Bruder Bataillet, Oberbefehlshaber der Artillerie und der Marine, wohnen im Regierungsgebäude und speisen am Tisch des Herrn Tartarin. Die Herren Costecalde und Excourbaniès, die verheiratet sind, essen und schlafen in der Stadt.

»In der Stadt,« nennen wir das große Haus, das die Schiffszimmerleute vom Tutu-panpan wieder in stand gesetzt haben. Rings um dasselbe hat man eine Art Allee angelegt, die man ganz großartig »Promenade« nennt, wie in Tarascon. Wir haben uns schon ganz daran gewöhnt. Man sagt: »Wir gehen heute abend in die Stadt. . . . Sind Sie heute abend in der Stadt gewesen? . . . Wie wäre es, wenn wir in die Stadt gingen? . . .« Und das kommt einem ganz natürlich vor.

Das Blockhaus ist durch einen kleinen Bach, den wir »Klein-Rhone« nennen, von der Stadt getrennt.

Wenn ich das Fenster offen habe, vernehme ich von meiner Kanzlei aus die Wäschebläuel der Wäscherinnen, die, über die Böschung heruntergebeugt, dahocken; ich höre sie singen und einander zurufen in dem so bilderreichen und zierlichen, provençalischen Dialekt, und ich kann mir einbilden, ich befinde mich noch in der Heimat.

Nur eines verdirbt mir den Aufenthalt im Regierungsgebäude: das Pulvermagazin. Man hat uns nämlich eine große Menge Pulver dagelassen, die mit Vorräten verschiedenster Natur, wie Knoblauch, Konserven, geistige Getränke, Reservewaffen, Instrumente und Werkzeuge im Souterrain aufgespeichert liegt. Wohl ist alles sicher hinter Schloß und Riegel verwahrt, aber das ist einerlei; zu wissen, daß man da unter seinen Füßen eine große Menge explosibler und brennbarer Stoffe hat, das macht einem angst, besonders des Nachts.

25. September. – Gestern ist Frau Excourbaniès glücklich von einem großen Jungen entbunden worden; der erste in den Zivilstandsregistern von Port Tarascon eingeschriebene Bürger. Er ist in größter Feierlichkeit in »Sankt Marta zu den Palmen«, unserer kleinen, provisorisch aus Bambus errichteten und mit großen Blättern bedachten Kirche, getauft worden.

Ich habe das Glück gehabt, Pate zu sein, und Fräulein Clorinde von Espazettes als Gevatterin zu haben, wohl ein wenig groß für mich, aber so hübsch, so geputzt sah sie aus mit den großen Lichtpunkten, welche die zwischen dem Bambusgitter und den schlecht zusammengefügten Blättern des Daches hindurchdringende Sonne auf sie warf.

Die ganze Stadt war da. Unser guter Gouverneur hat schöne Worte gesprochen, die uns alle ergriffen haben, und Bruder Bataillet hat eine seiner schönsten Legenden erzählt.

An diesem Tag ruhte die Arbeit wie an einem Festtag.

Nach der Taufe Spaziergang auf der Promenade. Alle Welt war voll Freude: es war, als ob der Neugeborene Hoffnung und Glück in die Kolonie mitgebracht hätte. Die Regierung hat doppelte Rationen Thunfisch und Quittenkrapfen verteilen lassen, und am Abend dampfte auf allen Tischen ein Extragericht. Wir übrigen haben ein vom Marquis – nach Tartarin der beste Schütze auf der Insel – erlegtes Wildschwein braten lassen.

Nach Tisch, mit meinem guten Herrn allein geblieben, fand ich ihn so liebevoll, so väterlich, daß ich ihm meine Liebe zu Fräulein Clorinde gestanden habe.

Er hat gelächelt, er wußte es schon, und hat mir mit ermutigenden Worten angeboten, zu vermitteln.

Unglücklicherweise ist die Marquise eine von Escudelles und Lambesc und sehr stolz auf ihre Abstammung, und ich bin nur ein schlichter Bürgerlicher. Von guter Familie, das ist nicht zu streiten, man kann uns nichts vorwerfen, aber wir haben immer bürgerlich gelebt.

Auch meine Schüchternheit, mein leichtes Stottern habe ich gegen mich; dazu fange ich auch an, ein wenig die Haare zu verlieren. . . . Aber auch die Leitung einer solchen Kanzlei in meinem Alter! . . .

Ja, wenn man es nur mit dem Marquis zu thun hatte; denn wenn der nur was zu jagen hat. . . . Er ist nicht wie die Marquise mit ihren Ahnen. Um euch einen Begriff von dem Stolz dieser Person zu geben, will ich nur eins anführen: alle Bewohner der »Stadt« finden sich des Abends in dem gemeinschaftlichen Saal zusammen. Es ist sehr nett; die Damen stricken, die Herren spielen Whist. Frau von Espazettes aber, viel zu stolz dazu, bleibt mit ihren Töchtern in ihrem Verschlag, der so eng ist, daß die Damen sich nur eine nach der andern umkleiden können. Und doch zieht es die Marquise vor, ihre Abende dort zu verbringen, ihre Besucher bei sich zu empfangen und den Eingeladenen, die nicht wissen, wohin sich setzen, Lindenblüten- und Kamillenthee aufzuwarten, lieber, als daß sie sich unter die andern mischt, aus lauter Angst vor dem »Plebs«.

Aber trotz alledem habe ich doch die Hoffnung nicht aufgegeben.

29. September. – Gestern hat sich der Gouverneur in die Stadt begeben. Er hatte mir versprochen, über meine Angelegenheit zu reden und mir bei seiner Rückkehr Nachricht zu geben. Mit welcher Ungeduld habe ich ihn nicht erwartet! Aber als er wieder heraufkam, hat er den Mund nicht aufgemacht!

Während des Frühstückes war er erregt; als er mit seinem Kaplan sprach, entfuhren ihm die Worte: »Im Gegenteil, es fehlt uns nur zu sehr an Plebs in Port Tarascon. . . .«

Da Frau von Espazettes und Lambesc dies verächtliche Wort ständig im Munde führt, habe ich mir gleich gedacht, er habe sie gesprochen und meine Werbung sei nicht angenommen worden, aber ich konnte die Wahrheit nicht herausbringen, denn der Gouverneur fing sofort an, über den Bericht des Direktors Costecalde in betreff der Bodenkulturen zu sprechen.

Ein unheilvoller Bericht. Unfruchtbare Versuche: weder Mais noch Korn, weder Kartoffeln noch gelbe Rüben, nichts kam fort. Kein Humus, keine Sonne, zu viel Wasser, eine undurchdringliche Unterschicht, alle Saaten ertränkt; kurz, wie es Bézuquet vorausgesagt hatte, nur noch schlimmer.

Man muß aber auch sagen, daß der Direktor der Landwirtschaft vielleicht absichtlich die Sachen zum schlimmsten treibt und sie in ihrem schlechtesten Licht darstellt. Ein so schlechter Charakter, dieser Costecalde; immer eifersüchtig auf den Ruhm Tartarins und von tückischem Haß gegen ihn erfüllt!

Der hochwürdige Bruder Bataillet, der nie mit der Kirche ums Dorf läuft, verlangte geradezu die Absetzung Costecaldes, aber der Gouverneur hat ihm mit seiner hohen Einsicht und seiner gewohnten Mäßigung gesagt: »Keine Uebereilung. . . .« Dann ist er, als er vom Tisch aufstand, in das Kabinett Costecaldes eingetreten und hat ihn sehr ruhig folgendermaßen angelassen: »Und, Herr Direktor, wie steht's denn mit den Kulturen?«

Der andre hat, ohne sich zu rühren, scharf geantwortet: »Ich habe meinen Bericht dem Herrn Gouverneur eingereicht!«

»Nun, nun, Costecalde, Ihr Bericht ist denn doch ein wenig schroff!«

Costecalde wurde ganz gelb.

»Er ist, wie er ist, und wenn Ihnen das nicht paßt. . . .«

In seinem Ton lag die größte Unverschämtheit, aber um der Umstehenden willen nahm sich Tartarin zusammen. »Costecalde,« sagte er und zwei Flammen glühten in seinen kleinen grauen Augen, »ich werde ein paar Worte mit Ihnen sprechen, wenn wir allein sind.«

Es war fürchterlich, – der Angstschweiß lief an mir hinunter. . . .

30. September. – Es ist, wie ich befürchtet hatte: mein Antrag ist von denen von Espazettes abgewiesen worden. Ich bin von zu niedriger Herkunft. . . . Man gestattet mir, nach wie vor zu kommen, aber man verbietet mir, zu hoffen. . . .

Auf was hoffen denn sie selbst? . . . Sie sind die einzigen Adligen in der Kolonie. Wem beabsichtigen sie denn ihre Tochter zu geben? . . . Ach, Herr Marquis, Sie handeln sehr schlecht gegen mich. . . .

Was thun? . . . Welchen Entschluß fassen? . . . Clorinde liebt mich, ich weiß es; aber sie ist zu klug, um mit einem jungen Mann durchzugehen und sich in einem andern Land zu verheiraten. . . . Auch fehlt in erster Linie jede Gelegenheit dazu, da wir uns auf einer Insel befinden und ohne alle Verbindung mit der Außenwelt sind!

Ich hätte ihre Weigerung noch begriffen, wenn ich nur Apothekerlehrling gewesen wäre. Aber heute, mit meiner Stellung, meiner Zukunft!

Wie viele andre würden sich durch meine Bewerbung beglückt fühlen! Ich brauche nicht weit zu suchen, die kleine Franquebalme, sehr musikalisch, spielt Klavier, unterrichtet ihre Schwestern – ihre Eltern wären entzückt, wenn ich nur mit dem Finger winkte!

Ach, Clorinde, Clorinde! . . . Dahin sind die Tage des Glückes! . . . Und um mir vollends den Treff zu geben, strömt der Regen seit heute morgen unaufhaltsam hernieder, breitet sich über alles aus, ersäuft alles und wirft einen grauen Schleier über die ganze Welt.

Bézuquet hat nicht gelogen. Es regnet in Port Tarascon, es regnet. . . . Der Regen umgibt einen von allen Seiten, man kommt sich vor wie eine Grille in ihrem Käfig. Kein Horizont mehr, Regen, nichts als Regen. Er überschwemmt die Erde, er kräuselt das Meer, das ihn als trüben Sprühregen wieder zurückwirft. . . .

3. Oktober. – Das Wort des Gouverneurs war gerechtfertigt: es fehlt uns ein wenig an »Raupen« hier! Weniger ahnenstolzer Adel, weniger Großwürdenträger und einige Klempner, Dachdecker, Maurer und Zimmerleute mehr, und alles ginge besser in der Kolonie.

Infolge des unaufhörlichen Regens, dieser unwiderstehlichen Wasserhosen ist heute nacht das Dach des großen Hauses geplatzt und die Stadt überschwemmt worden. Den ganzen Morgen Klagen über Klagen, ein unaufhörliches Laufen von der Stadt nach der Regierung.

Die Abteilungen schieben eine der andern die Verantwortung zu. Die Landwirtschaft sagte, die Sache gehe das Sekretariat an, das Sekretariat war der Ansicht, daß es sich um eine das Gesundheitsamt angehende Frage handelt, und das Gesundheitsamt hinwiederum verwies die Beschwerdeführenden an die Marine, weil es sich um Zimmerarbeiten handle.

In der Stadt hielten sie sich an den »Stand der Dinge« und kamen gar nicht aus der Wut heraus.

Unterdessen erweiterte sich der Riß, das Wasser stürzte in Bächen vom Dach hernieder, und in all den Verschlägen sah man nichts, als überschwemmte, wutschnaubende Menschen mit offenen Regenschirmen, die sich herumzankten, schrieen und die Regierung anklagten.

Glücklicherweise fehlt es uns nicht an Regenschirmen. Unter den zum Tauschhandel mit den Wilden bestimmten Ausschußwaren hatten wir deren eine große Menge, beinahe ebenso viele wie Hundehalsbänder.

Um mit der Überschwemmung zu Ende zu kommen: ein Mädchen Namens Alric, das bei Fräulein Tournatoire im Dienst ist, hat das Dach mit einer Leiter erklommen und ein dem Magazin entnommenes Blatt Zink auf den Ritz genagelt. Der Gouverneur hat mich beauftragt, das Mädchen in einem Brief zu seiner That zu beglückwünschen.

Wenn ich diesen Zwischenfall hier anführe, so geschieht es, weil ich bei dieser Gelegenheit die schwache Seite der Kolonie gefunden habe.

Vortreffliche Verwaltung, eifrig, ja sogar umständlich und ganz französisch; aber zum Kolonisieren fehlen die Kräfte: wir haben mehr Hände zum Schreiben als zum Arbeiten.

Noch etwas andres ist mir aufgefallen und zwar, daß ein jeder unsrer Mandarinen mit dem Amt betraut ist, zu dem er am wenigsten geeignet, und wofür er am wenigsten vorbereitet ist. Da haben wir den Waffenschmied Costecalde, der sein ganzes Leben zwischen Pistolen, Lefaucheux und Jagdgeräten verbracht hat – er ist Direktor der Landwirtschaft. Excourbaniès, der in der Fabrikation von Arleser Würstchen nicht seinesgleichen hatte, den hat man seit dem Unfall Bravidas zum Direktor des Kriegswesens und zum Oberkommandierenden der Miliz gemacht. Der Bruder Bataillet hat die Artillerie und die Marine genommen, weil er kriegerischen Geistes ist, aber schließlich versteht er doch das Messelesen und das Geschichtenerzählen am besten.

In der Stadt die nämliche Geschichte. Wir haben da eine Menge braver Leute, kleine Rentner, Baumwollenhändler, Krämer, Kuchenbäcker, die alle Land besitzen und nicht wissen, was sie damit anfangen sollen, da sie keine blasse Ahnung von der Landwirtschaft haben. Eigentlich wüßte ich niemand als den Gouverneur, der seine Sache versteht. Ach, der! Der weiß alles, hat alles gesehen, alles gelesen und vergegenwärtigt sich alles mit einer Lebhaftigkeit! . . . Unglücklicherweise ist er zu gut und will nie etwas Schlechtes glauben. So setzt er noch jetzt Vertrauen in den Belgier, in diesen Schurken, diesen Betrüger, den Herzog von Mons; noch immer hofft er, ihn mit Kolonisten und Vorräten kommen zu sehen, und jeden Morgen, wenn ich in sein Zimmer trete, ist sein erstes Wort: »Kein Schiff in Sicht, Pascalon? . . .«

Und sollte man es glauben, daß ein so wohlwollender Mann, ein so ausgezeichneter Gouverneur Feinde hat? Ja, schon Feinde. Er weiß es, lacht aber nur darüber. »Es ist ganz natürlich, daß man mir Vorwürfe macht,« sagt er manchmal zu mir, »da ich doch in den Augen aller den ›status quo‹ darstelle.«

8. Oktober. – Den Morgen mit dem Entwurf einer Volkszählungstabelle, die ich hier einfüge, verbracht. Dieses Dokument über den Ursprung der Kolonie wird das Interessante an sich haben, daß es von einem der Gründer, einem der Arbeiter der ersten Anfänge verfaßt worden ist.

Hinter jeden Namen ist eine kleine Anmerkung gesetzt, damit man genau erkennen kann, wer für und wer gegen den Gouverneur ist. Auf dieser Liste sind weder Frauen noch Kinder aufgeführt, weil diese kein Stimmrecht haben.

Kolonie von Port Tarascon.
Volkszählungstabelle.

Namen Titel und Stand Bemerkungen
Se. Excellenz Tartarin Gouverneur, Großkreuz des Ordens  
Testanière (Pascal), genannt Pascalon. Erster Kanzleidirektor, Grande 2. Klasse Ausgezeichnet, wage ich zu behaupten.
Hochw. Bruder Bataillet Direktor der Artillerie und der Marine, Kaplan des Gouverneurs und Grande 1. Klasse. Gut gesinnt, aber sehr überspannt.
Excourbaniès (Spiridion) Direktor des Kriegswesens, Oberkommandierender der Bürgerwehr, Vorstand des Singvereins, Grande 1. Klasse Zu überwachen.
Dr. Tournatoire Direktor des Gesundheitsamtes, Oberarzt der Kolonie, Grande 1. Klasse Vortrefflich.
Costecalde (Fabius) Landwirtschaftsdirektor, Grande 1. Klasse Erbärmlich.
Franquebalme (Cicero) Gerichtsdirektor, Grande 1. Klasse Sehr gut, aber langweilig.
Torquebiau (Marius) Zweiter Kanzleidirektor, Grande 2. Klasse Gut.
Bézuquet (Ferdinand) Zweiter Direktor d. Gesundheitsamtes, Hilfsarzt und Apotheker der Kolonie "
Galoffre Meßner u. Zeugwärter Sehr gut.
Rugimabaud (Antonin) Hilfsarbeiter bei der Landwirtschaftsdirektion Sehr schlecht.
Barban (Seneka) Hilfsarbeiter bei der Landwirtschaftsdirektion "
Marquis von Espazettes Lieutenant der Bürgerwehr Gut.
Beaumevieille (Dositheus) Kolonist "
Caussemille (Timotheus) Kolonist Gut
Escara " "
Barafort (Alphons) " Zweifelhaft
Rabinat (Seemann) " Gut
Condognan " Zweifelhaft
Roumengas " "
Douladour " Gut
Miegeville " "
Mainfort " "
Bousquet " "
Lafranque " "
Traversière " "
Bouffartigue (Nero) Zuckerbäcker "
Pertus Kaffeekoch Sehr schlecht
Rébuffat Zuckerwarenfabrikant Gut
Berdoulat (Markus) Trommler "
Fourcade Hornist "
Bécoulet " Schlecht
Vézanet Bürgerwehrsoldat Zweifelhaft
Malbos " Gut
Caissargue " Sehr schlecht
Bouillargue " "
Habidos " Gut
Trouhias " "
Reyranglade " "
Tolozan " "
Margouty " Zweifelhaft
Pfrou " "
Trouche " Gut
Sève " Zweifelhaft
Sorgue " Gut
Cade " Sehr gut
Puech " "
Bosc " "
Jouve " Gut
Truphénus " Greulich
Roquetaillade " "
Barbusse " "
Barbouin " Schlecht
Rougnonas " Sehr gut
Saucine " "
Sauze " Gut
Roure Bürgerwehrsoldat Gut.
Barbigal " "
Merinjane " Zweifelhaft.
Ventebren " Gut.
Gauot " Schlecht.
Marc-Aurèle " Sehr gut.
Coq-de-Mer Singvereinsmitglied Gut.
Ponge senior " "
Gargas " "
Lapalud " "
Nezouce " "
Ponge junior " Schlecht
Picheral " Gut
Mézoule Jäger "
Oustalet " "
Terron (Markus Antonius) " "

10. Oktober. – Der Marquis von Espazettes und einige andre gute Schützen, die wegen des Regens nicht mehr auf die Jagd konnten, waren auf den Einfall gekommen, aus alten Blechbüchsen, die ehemals Thunfisch und Sardinen in Oel oder Quittenkrapfen beherbergt hatten, Zielscheiben anzufertigen, und schossen nun den ganzen Tag danach durch die Fenster.

Unsre alten Mützenjäger verwandelten sich jetzt, da Hüte und Mützen sich allzuschwer erneuern ließen, in Konservenjäger. An sich eine vortreffliche Uebung. Allein da Costecalde den Gouverneur davon überzeugt hatte, daß dies eine zu große Vergeudung von Pulver zur Folge habe, erschien ein Dekret, das das Schießen auf Büchsen verbot. Die Konservenjäger sind wütend, der Adel schmollt; nur Costecalde und seine Bande reiben sich die Hände vor Vergnügen.

Aber was kann man unserm armen Gouverneur denn eigentlich vorwerfen? Der verruchte Belgier hat ihn getäuscht wie uns. Ist es seine Schuld, daß es immer regnet, und daß man wegen des schlechten Wetters keine Stiergefechte halten kann?

Ein Fluch scheint auf diesen unglücklichen Stierkämpfen zu liegen, die hier wiederzufinden sich unsre Tarasconer so sehr gefreut hatten; man hatte extra einige Kühe und einen Camarguer Stier, den »Römer«, berühmt bei den Kirchweihfesten im Süden, mit hierhergebracht.

Wegen des Regens, der nicht gestattete, sie auf der Weide zu lassen, hielt man die Tiere in einem Stall, aber da entwich, ohne daß man weiß wie, der »Römer« – ich meinesteils würde mich nicht wundern, wenn Costecalde auch da die Hand mit im Spiel gehabt hätte.

Jetzt treibt er sich im Wald herum und ist wild geworden, ein wahrer Bison. Und nun jagt er die Leute in die Flucht, statt daß er gejagt wird.

Ist das etwa auch die Schuld unsres Tartarin? . . .


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